Cyclamen

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ZENTRALE BEGRIFFE


Cyclamen, Alpenveilchen (Familie: Primulaceae)

Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Cyclamen pflegt ein überaus perfektes Selbstbild von Makellosigkeit. Er kommt jeglichem Schuldvorwurf zuvor, indem er jeden vermeintlichen Fehler aus seinem Bewusstsein verdrängt. Cyclamen lebt im Bann eines vergessenen Fehlers, dessen Spuren er aus seinem Gedächtnis zu tilgen sucht. Alle Selbstzweifel werden verwischt, statt dessen steht er einsam für eine reine, vollkommene Existenz.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen





THEMENLISTE


Hauptthemen

Eine Themengruppe kann man zusammenfassen mit Rückzug in sich selbst und Selbstgenügsamkeit. Eine andere Gruppe dreht sich um Schuld und versäumte Pflicht.


1. Bett
Das Kind will immer in’s Bett und liegen. RAL 4

2. Schwäche
Nach dem Mittag- und Abend-Essen, brecherliche Übelkeit, Wabbelichkeit und Weichlichkeit in der Magengegend, wie vom Genusse allzuvielen Fettes. RAL 2
Abends grosse Mattigkeit und Kurzäthmigkeit; es ist ihm, als wenn er nicht Kraft genug hätte, vollkommen Athem zu schöpfen. RAL (99)
Auf den Schienbeinen, bei Bewegung, reissend drückender, lähmiger Schmerz, mit Kraftlosigkeit und Unstätigkeit in den Knieen. RAL (133)
So lange er sich bewegt, fühlt er, ausser Mattigkeit, nichts; setzt er sich aber, so entsteht ein Jücken und eine Menge andrer Beschwerden. RAL (155)
Bisweilen höchste Verdriesslichkeit und Schläfrigkeit des Geistes, mit Mattigkeit des Körpers, welche letztere allein verschwindet, sobald er sich in Bewegung setzt. RAL (156)
Grosse Mattigkeit des Körpers, vorzüglich in den Knieen, ob er sich gleich im Geiste stark fühlt und lebhaft ist. RAL (157)
Es liegt ihm in allen Gliedern, als wäre ihre Beweglichkeit gehemmt. RAL (158)
Erschlaffung im ganzen Körper; es war ihm lästig, auch nur ein Glied zu regen. RAL (159)
Abends ausserordentliche Müdigkeit; er muss sich hinlegen und schlummert; es sind ihm aber die Beine beim Wiederaufstehen wie zerschlagen und steif, mit ziehend drückenden Schmerzen in den Dickbeinen und Knieen. RAL (160)
Gefühl, (...) als wäre zuwenig Kraft zum Atmen (...) als müsste sie fallen lassen, was sie in den Händen hält (...) als ob die Beweglichkeit verringert sei. He 43

3. Geld
Unruhiger Schlaf, Träume von Geld. RAL (165)

4. Betäubung und geistige Dumpfheit
Das Gedächtnis ist bald sehr stumpf und er kann sich kaum der nächsten Vergangenheit erinnern — bald aber wieder sehr lebhaft; in kurzem Wechsel. RAL (1)
Sein Geist ist in fortwährender Betäubung befangen, alle Kräfte desselben schlummern; er kann sich weder freuen, noch betrüben, ob es ihm gleich immer ist, wie nach einer (überstandenen) grossen Betrübnis; nur wenn er angeregt wird, ist’s ihm etwas heller im Kopfe, und er benimmt sich dann wie einer, der aus dem Schlummer erwacht und nur halb verstanden hat, was um ihn vorgegangen war. RAL (2)
Stumpfheit des Geistes; er ist zu keiner Arbeit aufgelegt oder fähig. RAL (3)
Gelinder Druck im Scheitel, als wenn das Gehirn mit einem Tuche umzogen und ihm dadurch die Besinnlichkeit geraubt würde. RAL (8)
Verminderte Denkkraft. A 24

5. Verdunkelung
Drückende Betäubung des ganzen Kopfes, mit Verdunkelung der Augen; es war ihm wie ein Nebel vor dem Gesichte und es zog ihm gleichsam die Augen zu. RAL (24)
Verdunkelung des Gesichts. RAL (25)
Gefühl, (...) als ob Nebel vor dem Gesicht wäre und als ob die Augen sich schliessen würden, (...) wie Sehen durch dunkelblaues Glas, wie Nebel vor den Augen (...) He 43

6. Gehörtaubheit
Ziehender Schmerz im rechten, innern Gehörgange; er hört dann auf diesem Ohre weniger deutlich. RAL (32)
Im rechten Ohre ist es, als ob es mit Baumwolle verstopft wäre, oder als wenn man etwas vor das Ohr hielte, so dass der Schall nicht gehörig eindringen könne. RAL (33)

7. Sonstige Sinnesstörungen
Geruchs-Verminderung. RAL (35)
Trockne Lippe, ohne Durst. RAL (36)
Die Speisen haben ihm einen faden und fast gar keinen Geschmack. RAL (63)
Den ganzen Tag ist er verdriesslich, nicht zum Sprechen aufgelegt und gefühllos, so dass er wenig an seinem Körper fühlt. RAL (196)

8. Grosses Tier
Gefühl, als ob ein grosses Tier auf dem ganzen Körper umherrennen würde. A 645

9. Frost
Abends kann er den Frost nicht von sich abwehren, unter beständiger Frostempfindung. RAL (170)
Den ganzen Vormittag anhaltender, durch jede Gabe erneuerter Frost und Kälte des ganzen Körpers; nach dem Vergehen des Frostes und Eintreten der gehörigen Wärme, blieb Anfangs nur die Nase noch kalt, als aber diese wieder warm ward, wurden die vorher warm gewordenen Hände wieder kalt. RAL (171)
Abends zuweilen, unter Frostgefühl, plötzliches Zusammenschaudern. RAL (172)
Gegen Abend, erst Frost, ohne Durst; dabei grosse Empfindlichkeit gegen Kälte, wobei es ihn oft plötzlich zusammenschüttelt und schaudert, dann Hitze an einzelnen Theilen mit Ängstlichkeit, als stände ihm ein Unglück bevor. RAL (174)
Gegen Abend erst einige Minuten Frost und grosse Empfindlichkeit gegen Kälte, dann Hitze in einigen Theilen des Körpers, den Hand-Rücken und dem Nacken, aber nicht im Gesichte. RAL (176)

10. Wärme
Früh, Hitzgefühl an den Händen, im Gesichte und am ganzen Körper, ohne sonderlich erhöhete Wärme und ohne Durst. RAL (177)
Hitze einzelner Theile, der Hände, des Nackens und des Halses unter dem Unterkiefer, und eine Stunde drauf Trockenheit des Gaumens und Durst. RAL (178)
Hitzgefühl und äusserlich fühlbare Hitze der Hände, mit Aufschwellung der Adern, während der übrige Körper und die Stirne bloss warm, die Wangen aber kalt waren. RAL (179)

11. Jucken
Zwischen den Fingern ein schnell und fein, wie mit Nadeln, stechendes Jücken, welches durch Kratzen sogleich und ohne irgend eine Nachempfindung vergeht. RAL (119)
Ein nach starkem Jücken entstehendes, rothes Bläschen auf dem mittelsten Gelenke des kleinen Fingers der linken Hand. RAL (120)
Nach heftigem Jücken, welches ihn zu kratzen zwang, entstand eine rothe Blüthe am hintersten Gelenke des Goldfingers, die bald darauf weiss ward, wie eine Wasserblase, mit einem rothen Hofe umgeben. RAL (121)
Jücken in der Haut der Wade. RAL (130)
Starkes Jücken in der Haut der rechten Wade, so dass er sich blutrünstig kratzen musste, welche Stelle dann heiss brennende Schmerzen verursachte, Abends. RAL (131)
Früh, starkes Jücken der rechten Wade, mit Anschwellung der Adern an derselben bis zu den Unterfüssen; er musste sich blutig kratzen, worauf die Stelle roth und blutig blieb. RAL (132)
Jücken über den Knöcheln und an den Fusszehen, welches mit einem feinen Stiche plötzlich anfängt, bald stärker, bald geringer wird, und wenn es aufgehört hat, bald Empfindung von Wärme, bald von Taubheit der Haut an der Stelle zurücklässt. RAL (140)
Heftiges Jücken auf dem Rücken der rechten grossen Fusszehe, welches zum Kratzen zwingt, wonach weisse Pusteln entstehen, die noch heftiger jücken; erst dann liess das Jücken nach, als er die Zehe wund gerieben hatte. RAL (141)
Heftiges Jücken nicht nur in der Haut, sondern auch gleichsam auf den Knochen der Zehen des linken Fusses, Abends. RAL (143)
Jücken an verschiednen Theilen des Körpers, aus einem schnell entstehenden, scharfen, glucksenden, anhaltenden Stiche bestehend, worauf, wenn er verschwunden, einige Zeit lang Taubheitsempfindung zurückbleibt. RAL (150)
Jückendes Fressen an vielen Stellen des Körpers; es reizt zum Kratzen, worauf es einige Zeit aufhört, dann aber wiederkehrt. RAL (151)
Jücken (zuweilen Vormittags) an verschiednen Theilen des Körpers, aus einem groben Stiche bestehend, welcher dann daselbst zu einem ziehenden und reissenden Schmerze wird. RAL (154)
So lange er sich bewegt, fühlt er, ausser Mattigkeit, nichts; setzt er sich aber, so entsteht ein Jücken und eine Menge andrer Beschwerden. RAL (155)

12. Fingerkrampf
Eine Art lähmigen, harten Drucks, der im Vorderarme nur schwach anfängt, sich dann aber bis in die Finger zieht, wo er so heftig wird, dass er nur mit der grössten Anstrengung schreiben kann. RAL (113)

13. Völle
Früh, nach dem (gewohnten) Tabakrauchen, Übelkeit und Vollheit auf der Brust und ein ungewöhnlicher Hunger dabei. RAL (53)
Völlige Appetitlosigkeit; vorzüglich will ihm das Frühstück und Abendessen nicht schmecken; sobald er zu diesen Zeiten zu essen anfängt, so ist er auch sogleich gesättigt. RAL (57)
Vollheit im Magen, als ob er sich überladen hätte, und nach sechs Stunden nach Tische, unvollkommnes Aufstossen nach dem Geschmacke der Speisen. RAL (58)
Acht Tage lang konnte er nur sehr wenig geniessen und war immer satt. RAL (59)
Völlegefühl der inneren Organe (...) Gefühl wie zuviel gegessen (...) He 43

14. Blutandrang
Drückender Schmerz in der linken Brust, vorzüglich um das Herz, als wenn sich allzuviel Blut in dieser Gegend angehäuft hätte, mit fühlbarem Herzklopfen. RAL (100)
Starkes Jücken in der Haut der rechten Wade, so dass er sich blutrünstig kratzen musste, welche Stelle dann heiss brennende Schmerzen verursachte, Abends. RAL (131)
Hitzgefühl und äusserlich fühlbare Hitze der Hände, mit Aufschwellung der Adern, während der übrige Körper und die Stirne bloss warm, die Wangen aber kalt waren. RAL (179)
Bei einer jungen Frau von dreissig Jahren, die nie menstruiert hatte, alle drei oder vier Wochen Blutandrang zum Kopf, Kopfschmerz, drückender Schwindel; Schwere, häufiges Zittern der Beine und Druck auf die Vulva. He 23.9

15. Speichelfluss
Übelkeit, mit Wasserzusammenlaufen im Munde, wie Würmerbeseigen. RAL (45)
Abends und den ganzen Tag über, sehr oft, Wasserzusammenlaufen im Munde und unvollkommenes Aufstossen nach dem Geschmacke der Speisen. RAL (46)
Übelkeit mit Wasserauslaufen aus dem Munde, wie Würmerbeseigen. RAL (47)

16. Milchfluss
Gefühl, als ob die Brüste grösser wären als üblich, mit stechenden und spannenden Schmerzen darin; die Brüste schienen ausgedehnt und die Drüsen hart und schmerzhaft; sie vermutete, schwanger zu sein, vor allem, als wirklich Milch aus den Brustwarzen floss; die Untersuchung ergab, dass dies eine wässrige Milch war, ähnlich der Muttermilch in den ersten Tagen; sie hinterliess einen Fleck auf dem Laken, wie von einer schwachen Stärkelösung; diese Flüssigkeit sonderte sich von selbst ab oder konnte tropfenweise durch Druck auf die Brust herausgepresst werden; als der Milchfluss erschien, verschwanden die anderen lästigen Symptome der Brust; die Absonderung liess im Verlauf von vierzehn Tagen allmählich nach. A 504
vgl. A 505

17. Luft aus der Brust
Gefühl, als ob Luft aus den Brüsten strömen würde, mit Schwellung und Schmerzen darin; mit Absonderung von wässriger Milchflüssigkeit. A 505

18. Rückzug in sich selbst
Sein Geist ist in fortwährender Betäubung befangen, alle Kräfte desselben schlummern; er kann sich weder freuen, noch betrüben, ob es ihm gleich immer ist, wie nach einer (überstandenen) grossen Betrübnis; nur wenn er angeregt wird, ist’s ihm etwas heller im Kopfe, und er benimmt sich dann wie einer, der aus dem Schlummer erwacht und nur halb verstanden hat, was um ihn vorgegangen war. RAL (2)
Schwindel; beim Stillstehen, wenn er sich angelehnt hat, ist es ihm, als wenn sich das Gehirn im Kopfe bewegte, oder als ob er mit verschlossenen Augen in einem Wagen führe. RAL (4)
Er ist stets in sich gekehrt und zum Sprechen nicht aufgelegt. RAL (183)
In zwei- und mehrstündigen Anfällen, Unlust zu sprechen; das Reden ward ihm lästig. RAL (184)
In tiefes Nachdenken versunken, suchte er die Einsamkeit und dachte besonders über sein künftiges Schicksal nach. RAL (189)
Den ganzen Tag ist er verdriesslich, nicht zum Sprechen aufgelegt und gefühllos, so dass er wenig an seinem Körper fühlt. RAL (196)

19. Zu kleiner Raum
Gefühl, (...) der Raum sei zu klein (...) He 43

20. Schreck, doch kann nicht schreien
Abends, als er kaum eingeschlafen war, Alpdrücken; er konnte, auch da er schon wach war, nicht schreien. RAL (164)

21. Zukünftiges Schicksal
In tiefes Nachdenken versunken, suchte er die Einsamkeit und dachte besonders über sein künftiges Schicksal nach. RAL (189)
Tiefes Nachdenken über Gegenwart und Zukunft, bis fast zum Weinen. RAL (190)
Gegen Abend, erst Frost, ohne Durst; dabei grosse Empfindlichkeit gegen Kälte, wobei es ihn oft plötzlich zusammenschüttelt und schaudert, dann Hitze an einzelnen Theilen mit Ängstlichkeit, als stände ihm ein Unglück bevor. RAL (174)
Verdriesslich und traurig; kein Verlangen nach Arbeit; sie fühlt eine heftige Angst, als ob irgend ein grosses Unglück drohen würde. A 16

22. Gewissensangst und Pflichterfüllung
Innerer Gram und Gewissensangst, als ob er seine Pflicht nicht erfüllt oder ein Verbrechen begangen hätte. RAL 191
Höchste Traurigkeit, als wenn er eine böse Handlung begangen und seine Pflicht nicht erfüllt hätte. RAL (192)

23. Vergesslich
Das Gedächtnis ist bald sehr stumpf und er kann sich kaum der nächsten Vergangenheit erinnern — bald aber wieder sehr lebhaft; in kurzem Wechsel. RAL (1)
Gedächtnisschwäche. A 25
Extreme Vergesslichkeit; er setzt oft die Wörter an die falsche Stelle. A 27

24. Wechselhaft
In zwei- und mehrstündigen Anfällen, Unlust zu arbeiten und dann wieder Lust dazu. RAL (186)
Vorher heiter, ward er plötzlich sehr ernsthaft und einigermassen verdriesslich; nach einiger Zeit ward er zwar wieder heiter, bald darauf hingegen abermals verdriesslich. RAL (187)
Manchmal ist er ganz verdriesslich und missmüthig; aber schnell entsteht wieder ein unbekanntes, freudiges Gefühl, welches sich sogar durch ein gelindes Beben in den Gelenken zu erkennen giebt. RAL (195)

25. Arbeit
Stumpfheit des Geistes; er ist zu keiner Arbeit aufgelegt oder fähig. RAL (3)
Unlust zu jeder Arbeit, bis gegen Abend er kann sich nicht entschliessen, auch nur das Mindeste vorzunehmen. RAL (185)
In zwei- und mehrstündigen Anfällen, Unlust zu arbeiten und dann wieder Lust dazu. RAL (186)

26. Zufriedenheit
Gelassenheit, Zufriedenheit mit sich selbst. RAL (193)
Ruhige Stimmung der Seele. RAL (194)
Gegen Abend entsteht plötzlich ein unbekanntes, freudiges Gefühl und eine lebhafte Phantasie, welche ihm angenehme Bilder vorführt. RAL (197)
Manchmal ist er ganz verdriesslich und missmüthig; aber schnell entsteht wieder ein unbekanntes, freudiges Gefühl, welches sich sogar durch ein gelindes Beben in den Gelenken zu erkennen giebt. RAL (195)

27. Verrenkung
Ein Schmerz, wie Verrenkung, im Unterfusse, vorzüglich bei der Ferse und in den Knöcheln, im Sitzen und Stehen, doch verstärkt beim Gehen. RAL (136)
Im Fussgelenke drückender Verrenktheitsschmerz, im Gehen und Stehen, der beim Niedersetzen verschwindet. RAL (137)
Verrenkungsschmerz im rechten Unterfusse, welcher aber bei Berührung und im Gehen wieder verschwindet. RAL (138)
Bloss beim Gehen, ein Verrenkungsschmerz im Unterfusse. RAL (139)

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Cyclamen glaubt, voller Fehler und Makel zu stecken. Darum fürchtet er nichts mehr als den Tadel der Mitmenschen. Er igelt sich ein, hat Angst, etwas (falsch) zu machen, ist voller Skrupel im Verhältnis zu seinem Körper. Der Körper und seine Bedürfnisse, als Schnittstelle zwischen kulturellen Zwängen und natürlicher Gegebenheit, ist zunächst der privilegierte Ort, an dem Cyclamen sein Phantasma der Makellosigkeit ausagiert. Es werden darum allerhand Klagen zu hören sein, die eine Unzufriedenheit mit der körperlichen Verfassung ausdrücken. Cyclamen fühlt sich in-valide, behindert, selbst bei nur unbedeutenden Mängeln. Ausgleichend für die phantasierten Fehler versucht er, ein untadeliges Äusseres in seinen Verrichtungen durchzuhalten, wobei er sich überfordern kann. Er will sich nichts vorwerfen lassen, da er nicht mit Nachsicht rechnet.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Zwei egotrophe Varianten sind möglich. In der ersten lebt Cyclamen seine Idee der Vollkommenheit, in der zweiten kokettiert er mit seinen Mängeln.
Cyclamen glaubt im ersten Fall, vollkommen zu sein. Er ist nicht angewiesen auf Liebe oder Bestätigung, er braucht niemanden, denn seine Selbstzufriedenheit genügt ihm. Seine Anstrengungen führen ihn zu einem so aussergewöhnlichen Zustand von Sittsamkeit, dass er auf die Liebe anderer nicht mehr angewiesen ist. Für diese Vollkommenheit wird der Körper geschunden, darum ist Cyclamen ein geeignetes Heilmittel bei Krankheiten, die mit der rigiden Kontrolle der Körperfunktion zu tun haben, z.B. bei Essstörungen. Auch ein Gesundheitsfanatiker kommt in Betracht, jemand, der seinen Körper und seine Verfassung immer in optimale Form bringen will. Einen Kult des vollkommenen Körpers pflegt insbesondere die Gentechnologie, die sich der Bereinigung genetischer „Mängel“ verschreibt. Vorstellbar ist das erstrebte Ziel einer zukünftigen Gesellschaft genetisch ideal determinierter Menschen.
Menschen mit exaltierten religiösen Idealbildern, z.B. von Heiligen, deren Lebensweg sie nacheifern, sind ebenso denkbare Indikationen. In einem von Fayeton berichteten Fall drehten sich die Phantasien einer Patientin um die Gestalt der hl. Maria und das Dogma der unbefleckten Empfängnis. Der christliche Mythos der Jungfrau Maria kann einiges Erhellendes zur Symptomatik von Cyclamen beitragen. Marias Rang nahm im Verlauf der Kirchengeschichte laufend zu, bis sie im Mittelalter als Himmelskönigin über allen Heiligen stand. Marienbilder standen an Plätzen, die bis dato ihrem Sohn vorbehalten waren. Der Marienkult vermischte sich mit der Minnepoesie: „Eine fast blöde Scheu vor der Geliebten, als ein zagendes Sehnen und schüchternes Verlangen aus der Ferne nach der Erkorenen, als ein zum Marienkultus in unverkennbarer Beziehung stehende, demütige Anschauung des geliebten Weibes als in einer reineren Lebenssphäre als der Mann heimischen Wesens.“ Diese Beschreibung aus Meyers Konversationslexikon scheint wie auf Cyclamen gemünzt zu sein. Der Preis dieser Idealisierung des Weiblichen im Mittelalter hatten allerdings die vermeintlichen Hexen des 15. und 16. Jahrhunderts zu zahlen. Die Aufspaltung in das Gegensatzpaar Heilige und Hure mündete in eine Abwertung der Leiblichkeit. Die körperliche Liebe wurde verstanden als Fessel an das trügerische, irdische Leben.(HLdS)
Hier liegt ein Ursprung der Disziplinierung der Lüste und der Libidoökonomie der Moderne. Das körperlose Frauenideal, repräsentiert durch die Himmelskönigin Maria, ist im heutigen Alltag zu einem regelnden Steuerelement im Geschlechterverhältnis geworden.
Im zweiten Fall der Egotrophie verzichtet Cyclamen auf jeden Versuch, den Körper und sich zu glorifizieren. Wenn man die Aufspaltung des Frauenbildes in Heilige und Hure aufgreift, ist hier die Frau als „Schlange“ gemeint. In der christlichen Mythologie ist Maria Magdalena das Gegenbild von Maria. Sie ist die Sünderin, aus deren Leib Jesus sieben Geister getrieben hat. Maria symbolisiert den rechten Weg des Geistes, Magdalena den linken Weg des Fleisches. Der Legende nach war Magdalena mit dem Evangelisten Johannes verlobt. An ihrem Hochzeitstage kam Jesus zu dem Paar, und Johannes verliess die Braut. Halb wahnsinnig vor Zorn habe sich Magdalena daraufhin, nur mit ihrem langen Haar bekleidet, der „Unzucht“ hingegeben. (HLdS)
Cyclamen verhält sich völlig sittenlos und mangelhaft und kommt so dem Vorwurf der Fehlerhaftigkeit zuvor. Er ist faul, verlogen und ständig pleite. Er gibt sich als ein unkonventioneller Lebenskünstler, er pfeift auf Auszeichnungen und Diplome. Das alles wird aber schamlos in die Öffentlichkeit getragen. Der Triumph besteht hierbei darin, die Idee von Vollkommenheit dauernd zu verletzen. Es wird nicht nur mit kleinen Regelverletzungen kokettiert, vielmehr will Cyclamen wirklich der „bad guy“ sein. Kein Thema ist zu „heilig“, keine Obszönität schmutzig genug, um das Publikum zu schockieren.

Egolyse
Der egolytische Cyclamen-Mensch hasst sich wegen seiner Mängel. Darüber hinaus hält er sich auch für unwert, von jemand anderem geliebt zu werden.

Alterolyse
Cyclamen will die anderen zwingen, ihn zu lieben, indem er krank und hinfällig wird. Oder er macht die anderen verantwortlich für seinen Makel.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Cyclamen hat eine solches Verlangen nach (geistiger) Vollkommenheit, dass es seine leiblich-körperliche Verfasstheit als Makel erlebt. Alle materiell-physiologischen Umstände (Geld, Schmutz, Arbeit, Essen, Sexualität, Menstruation, Stillen etc.) sorgen für massive Schuldgefühle. Aus Ressentiment gegen seine körperlich-materielle Bedürfnisse wird Cyclamen vom Gefühl gequält, beim Vollzug dieser Bedürfnisse einen nicht wieder gutzumachenden Fehler, ein Verbrechen zu begehen. Wie ein Dieb einer glorreichen Vollkommenheit, der sich mit der Wahrheit seines „tugendlosen“ Körpers nicht abfinden will, verstrickt er sich in ein Netz von Lügen.

Transzendenter Wert
Der Körper, als das durch die gestaltende Kraft des Geistig-seelischen bestimmte Prinzip, gilt in der thomistischen Philosophie als das unvollkommene, das erleidende Moment. Er ist einem steten physiologischen Wandel unterworfen und bleibt niemals wie er war. Demgegenüber gilt das unwandelbare geistig-seelische Moment als vollkommen. Die vollkommene Lauterkeit von Gottes Wesen, seine Fehlerlosigkeit und Reinheit zu erfahren, bleibt im christlichen Verständnis dem Augenblick der Auferstehung im (unirdischen) Fleische vorbehalten.

Menschliche Daseinsbedingung
„Kommet alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmet mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11,28-30)
Im darauffolgenden Kapitel 12 erzählt Jesus die Geschichte seiner Jünger, die aus Hunger am heiligen Sabbat Kornähren ernteten und assen, was die Pharisäer auf den Plan ruft, die dieses „Vergehen“ vor Jesus anprangern. Diesem rigiden Verfolgerwahn, der vor allem Schuldige produzieren will, hält Jesus entgegen: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt.“
Auf Cyclamen gemünzt heisst das, nicht das drückende Gesetz des Sabbat und des Tempels ist das Gebot, das über Schuld und Unschuld entscheidet. Das wahre Joch „drückt nicht und ist leicht“, wenn man „gütig und von Herzen demütig“ ist. Insofern ist das eifrige Bestreben nach Gesetzes- und Tugendtreue bei Cyclamen von ähnlich unlauteren Motiven bestimmt wie der inquisitorische Vorwurf der sittenstrengen Pharisäer. Cyclamen glaubt aber kraft seiner Tugendhaftigkeit Anspruch auf die Liebe seiner Mitmenschen zu haben.

Kerne

Schuld
Das Verlangen des Cyclamen-Menschen nach Vollkommenheit im körperlichen, wie im geistig-seelischen Sinn, ist nicht einlösbar. Er leidet an einem überhöhten Selbstideal. Er sucht die umfassende Zufriedenheit und den Stolz anlässlich eines vollkommenen Werkes. Das Schuldgefühl hat zwanghafte Züge.

Verlust
Er fühlt sich unrein und beschmutzt, ja sogar wie aussätzig. Er verliert ein unverkrampftes Verhältnis zu seinem Körper, zur Nacktheit. Körper und Geist scheinen getrennt voneinander, der Geist strebt nach Vollkommenheit unter Aufopferung des sündigen Körpers. Er glaubt, keinen Anspruch auf Vergebung zu haben, da er selbst Fehler nicht verzeiht. Er wird unehrlich, gibt vor, ein anderer zu sein als er ist. Statt an sich zu arbeiten, glaubt er, es sei schon alles getan, da er längst perfekt sei.

Strafe
Alles, was Cyclamen tut, führt zu Fehlern, die nicht wieder gutzumachen sind. Darum fürchtet er die Vorwürfe und die Verfolgung seiner Mitmenschen, die er vermeintlich im Stich gelassen hat. Er glaubt, so unvollkommen wie er ist, niemals geliebt zu werden, und kann darum selber nicht lieben. Er versteckt sich vor den allgegenwärtigen Blicken der anderen, sucht die Abgeschiedenheit intimer Orte, zieht sich in Klausur zurück. Dies alles hat etwas von falscher Demut und Bescheidenheit, in Wahrheit fürchtet er nämlich die Beichte, zweifelt an der Vergebung. Schlimmstenfalls erlebt er sich als einen sündigen Dämon.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Grosses Tier (Thema 8)
Das Tier, das wie angepflockt umherrennt, scheint das Symbol des Triebstaus zu sein. Cyclamen diszipliniert seine „tierischen“ Lüste, sperrt sie ein.

Rückzug, kleiner Raum (Themen 18 und 19)
Cyclamen will sich und seinen Mangel verstecken. Der kleine Raum ist ein egotrophes Symptom: statt auf Rückzug setzt er auf Ausdehnung.

Verdunkelung (Thema 5)
In der christlichen Mystik bedeutet die Maria mit der Mondsichel das weibliche Prinzip, welches Licht in die Nacht der Welt bringt.

Bett (Thema 1), Sinnesstörungen (Themen 5, 6 und 7 )
Das Bett ist ebenfalls ein Rückzugsort. Hier kann sich das Kind sicher fühlen. Auch die eingeschränkten Sinne bestätigen den umfassenden Abkapselungsprozess bei Cyclamen.

Luft aus der Brust (Thema 17)
Eine Perversion der nährenden Funktion. Cyclamen ist unfähig, mit jemandem in Beziehung zu treten, um Liebe und Zuneigung zu geben.

Milchfluss und eingebildete Schwangerschaft (Thema16)
Ein egotrophes Symptom mit der Botschaft: seht, was für einen Überfluss an Liebe und Fürsorge ich habe! Das Thema der Scheinschwangerschaft findet Anschluss an die These, dass Cyclamen die unbefleckte Empfängnis ersehnt. Die eingebildete Schwangerschaft ist ein Fall von „geistiger“ Empfängnis, eine Empfängnis ohne körperliche Liebe. Ein Prozess des Bei-Sich-Bleibens in der Zeugung. Die jungfräuliche Gottesmutter symbolisiert ein Miteinander von Mütterlichkeit und Jungfräulichkeit in einem Prozess, bei dem Gott sich selbst empfängt. Das Dogma der unbefleckten Empfängnis bezieht sich weniger auf die Geburt Christi, als auf die Empfängnis und Geburt Marias durch ihre Mutter Anna und weist auf ihre vorgeburtliche Erwählung und ihre Sündlosigkeit hin. Maria ist insofern eine typologische Gegenspielerin von Eva. Die stillende Maria ist von da Vinci abgebildet worden, Caravaggio, rigoroser, hat die Abstillung des Jesuskindes gemalt (Thema 17).

Völle (Thema 13) und Blutandrang (Thema 14)
Er ist satt und übervoll, weil er Voll-kommen sein will.

ANDERE HYPOTHESEN


Die vorliegende Ausarbeitung folgt den Analysen mehrerer Fälle und deren Heilungsverläufen, die M.L. Fayeton im Rahmen der AFADH anfangs der neunziger Jahre diskutierte.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Ignatia
Fühlt sich schuldig, v.a. weil er mehr einem Ideal der Verliebtheit statt der tatsächlichen Liebe verpflichtet ist.

Lac caninum
Fühlt sich wie die Verkörperung der Lüge; grosse Abscheu gegen sich selbst. Akzeptiert nicht die konkrete Bestimmtheit, die kontingente Individuation ihres Körpers.

Psorinum
Fühlt sich körperlos und achtet sich gering; verachtet besonders den Mangel der Erkenntnisfunktion.

Thuja
V.a. das Verlangen, sich zu verbergen, verbindet Thuja mit Cyclamen. Thuja aber versteckt seine Motive, die er für sündig und verkehrt hält.

THOMAS VON AQUIN


ST 4. Frage, 1. Artikel. „Ist Gott vollkommen?“
Aus der Antwort: „Der stoffliche Entstehungsgrund, den wir als ein unvollkommenes Sein vorfinden, kann nicht das schlechthin Erste sein, sondern es geht ihm ein anderes vollkommenes Sein voraus. (...) Dem bestimmungsbedürftigen Möglichsein muss nämlich irgendein bestimmungsmächtiges Wirklichsein vorausliegen, denn das Mögliche wird ver-wirklicht immer nur durch ein Wirkliches.“
Und im folgenden Artikel sagt Thomas: „(...) der Stoff als solcher besagt Unvollkommenheit, das Wirkende als solches besagt Vollkommenheit. Da nun Gott die erste Wirkursache aller Dinge ist, müssen in ihm die Vollkommenheiten aller Dinge in einer höheren Seinsweise vorgegeben sein. (...) Die Vollkommenheiten der Dinge aber sind nichts anderes als Vollkommenheiten des Seins. Denn die Dinge sind in dem Masse vollkommen, als sie teilhaben am Sein.“
Dadurch, dass Gott das wesentliche Sein ist, und die Dinge nur Teilnahme am Sein haben, gibt es so etwas wie eine Skalierung zunehmender Vollkommenheit. Aber Thomas muss schon einleitend mit dem hl. Gregor zugeben, dass man von Gottes Erhabenheit nur „stammeln“ kann. Man kann nicht einmal sagen, dass Gott vollkommen ist. Denn, was nicht zu etwas „kommt“, weil es schlechthin „ist“, kann auch nicht vollkommen heissen. Da Gott nicht etwas „Gewordenes“ ist, weil er nicht von einer bestimmungsbedürftigen Möglichkeit zu einer vollen Wirklichkeit gekommen ist, kann er auch nicht vollkommen geheissen werden.
Cyclamen wird also bei denjenigen Anteilen der Leib-Seele-Einheit grösseren Mangel erleben, die gemäss ihrer Verfassung ein grösseres Mass an Unvollkommenheit, an bestimmungsbedürftiger Möglichkeit haben: an den vermehrtem Wandel (und Verfall) unterworfenen Teilen des Leibbereichs.

ZUR SUBSTANZ


Cyclamen, Alpenveilchen (Familie: Primulaceae) heisst im Volksmund „Schweinebrot“, ein nicht besonders glorreicher Titel.
Die Blüte der Pflanze hat eine eigenartige Form, wie umgestülpt: die Sexualorgane sind „schamhaft“ nach unten gedreht, die Blütenblätter nach oben gebogen, als würde der Blütenkopf in falscher Demut nach unten geneigt.

QUELLEN


Autor: Christoph Weihe, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 5, Symptomnummern in Klammer stammen aus dem Kapitel „Beobachtungen Andrer“
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 5
DTA Thomas von Aquin, Die Deutsche Thomas-Ausgabe, Band 5, Salzburg 1934
HLdS Bauer, W. et al., Heyne-Lexikon der Symbole, München 1987
Bild Esther Ostermünchner