Lilium tigrinum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Der Anspruch von Lilium tigrinum, rein aktiver Schöpfer einer vollkommenen Wirklichkeit zu sein, hat im inneren Erleben des Lilium-tigrinum-Menschen jene Folge, die auch im bisherigen Arzneimittelbild als typisch angesehen wurde: die Tendenz zur gehetzten Aktivität. Während Vervollkommnung Zeit braucht, schliesst Vollkommenheit Zeit aus: Vollkommenheit bedeutet kein Werden mehr auf der Zeitachse zwischen Möglichkeit (Potenz) und Verwirklichung (Akt), sie ist immer hundertprozentige Vollendung. Weil Lilium tigrinum die unendliche Diskrepanz zwischen seinen menschlichen Möglichkeiten und dem gottähnlichen Anspruch, Schöpfer der Vollkommenheit zu sein, wahrnimmt, spürt es einen unglaublichen Aktivitätsdrang in sich. Seine Sexualproblematik leitet sich daraus ab. Die Sexualsphäre mit den generativen Organen symbolisiert beim Menschen die Schöpferkraft. Das sexuelle Verlangen ist normalerweise Voraussetzung für die Neuschöpfung, die dem Menschen in der Fortpflanzung möglich ist. Da Lilium tigrinum die ganze vollkommene Schöpfung allein bewerkstelligen will, steigert sich sein sexuelles Verlangen ins Unermessliche. Allein die Aktivität kann dieses quälende Verlangen um ein weniges und für kurze Zeit dämpfen.
Der zweite Schwerpunkt von Lilium tigrinum ist derjenige der unüberlegten Handlung. Er leitet sich ebenfalls aus dem Anspruch ab, vollkommener Schöpfer sein zu wollen. Vollkommen ist ein Schöpfer nur, wenn es keine Dinge ausserhalb seiner Schöpfung gibt, d.h. wenn er vollkommen aktiv ist und keine äusseren Dinge ihn passiv bewegen können. Im Unterschied zu Gott kann der Mensch nur ein unvollkommener Schöpfer sein. Er bestimmt sein Handeln nur in beschränktem Masse. Zum grössten Teil muss er als Teilgeschöpf sein Handeln aus den Dingen seiner Umgebung ableiten, es wird wesentlich von aussen bestimmt. Die passiv-aktive Voraussetzung zum menschlichen Handeln ist der Erkenntnisakt. Wenn der Mensch erfolgreich und angemessen handeln will, muss er dies überlegt tun. Weil Lilium tigrinum den teilweise passiven Erkenntnisakt ablehnt, verliert es die Fähigkeit, überlegt und erfolgreich zu handeln. Das Handeln ohne Verstandestätigkeit, aus dem Instinkt heraus, steht aber eigentlich dem Tier zu. Der Instinkt kommt zwar auch beim Menschen vor, macht aber nicht dessen eigentliches Wesen aus. Der Lilium-tigrinum-Mensch erlebt sich als jemand, der die Fähigkeit verliert, im Austausch mit seiner Umgebung überlegt und erfolgreich zu handeln. Er hat das Gefühl, das animalische Leben herrsche vor.
Der dritte Fokus richtet sich auf den gestörten Austausch mit der Aussenwelt, insbesondere mit den Mitmenschen. Lilium tigrinum möchte seine Aktivität voll aus sich heraus entwickeln und sein Handeln nicht aus den Erfahrungen anderer und aus den Zeichen der Umgebung ableiten. Dadurch ergibt sich eine gestörte Beziehung zu den Mitmenschen, und Lilium tigrinum verliert die für die Kommunikation mit anderen notwendigen Fähigkeiten: Sprechen, Lesen und Schreiben. Die Störung der Liebesfähigkeit gehört zu diesem Problemkreis. Liebe setzt Passivität voraus, d.h. die Fähigkeit, sich durch etwas Äusseres anziehen und bewegen zu lassen. Da Lilium tigrinum das ablehnt, fällt es ihm nicht leicht, eine Liebesbeziehung als gegenseitige Anziehung und reziproken Austausch zu leben.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Die Themen lassen sich in drei Gruppen einteilen:
Die erste befasst sich mit der Vorstellung des vollkommenen Schöpfers: Gehetzte Aktivität, Ungeduld und Arbeitsdrang, Fortpflanzung, Geburt und Fehlgeburt. Auf der körperlichen Ebene findet das seinen Ausdruck in der Hitze, dem Gefühl glühender Kohlen in den Ovarien, in der Kongestion, dem Gefühl, unter Strom zu stehen, dem Urin wie siedendes Öl. Ruhe verschlechtert, Aktivität oder Reiben verbessern. Tendenz zum raschen Gehen, Gefühl, die Gelenkflüssigkeit fehle. Abwärtsdrängendes Gefühl in den Genitalorganen, Stuhl- und Urindrang — Geburt und Ausscheidungen bedeuten Realisation. Gefühl von Steckenbleiben. Angst vor Krankheit und Tod.
Die zweite Gruppe betrifft das unüberlegte Handeln: Störungen des Intellekts, Gefühl, das animalische Leben dominiere. Wildheit. Gefühl, der Himmel sei aus Messing, die Erde aus Eisen. Handeln ohne Denken.
Bei der dritten Themengruppe geht es um die gestörte Beziehung zur Realität und zu den Mitmenschen: Gefühl, alles sei irreal, Angst, verrückt zu werden. Einsamkeit und das Bedürfnis, dass andere mit ihr reden und sie unterhalten. Störungen der Kommunikation. Abneigung gegen Lesen und Vorlesungen. Bedürfnis, einen Dozenten zu schlagen. Gefühl, das Herz sei fest gepackt. Das Gefühl einer unaufschiebbaren Pflicht resultiert aus der Vorstellung, die Aktivität werde durch äussere Gebote aufgezwungen. Abneigung gegen Brot, das Nahrungsmittel des Alltags. Gedächtnisverlust, weil die äussere Realität unwichtig ist. Die äussern Zwecke haben keine Attraktivität: Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit gehen verloren.


1. Arbeit, Aktivität
Aufregung, Weinen, Gefühl, als ob sie zwei Personen wäre, nachts. A 2
Verzagtheit, mit Verschlimmerung nachts und Durchfall am Morgen, einem starken Gefühl von Trägheit und Unvermögen, ihre Arbeit aufzunehmen. A 12
Niedergeschlagen, keine Erleichterung durch Arbeit. A 14
Reizbar, körperlich und geistig niedergeschlagen, und untauglich zu arbeiten, abends. A 22
Sie will, dass jemand mit ihr spricht und sie unterhält (ein recht ungewöhnliches Gefühl für sie); ist recht nervös; möchte schreien wegen eines Gefühls der Gereiztheit und der Unstimmigkeit im Bauch und in den Beckenorganen; fühlt sich gehetzt und trotzdem unfähig, als ob sie vieles tun müsse und es nicht kann. A 24
Die Beschwerden senkten sich auf sie herab wie eine plötzliche Wolke, zu einer Zeit, als sie sich recht gut fühlte; sie verlor Tatkraft und Schneid, konnte sich hinsetzen und weinen, oder war ungeduldig mit sich selber und raste umher, fühlte sich gehetzt; konnte für unbestimmte Zeit ziellos umhergehen und -rennen; mit dieser ganzen Depression kommt ein Verlangen für feine Dinge jeglicher Art auf; sie ist unbefriedigt von dem, was sie hat, und neidisch auf andere. A 27
Die wahrnehmenden und reflektierenden Fähigkeiten scheinen erstarrt, wogegen sie zuerst überaktiv war und aus zwei Wesen zu bestehen schien. A 32
Abneigung zu arbeiten. A 35
Hang zu grübeln und zu träumen; ist wach, aber scheint zu schlafen oder weit weg zu sein; nicht bereit zu geistiger oder körperlicher Arbeit. A 36
Ich habe das Gefühl, in einem Sessel zu sitzen, ohne zu reden oder angesprochen zu werden und ohne denken zu müssen; ich sehe jede Menge Dinge um mich herum, die ich tun muss, aber ich kann mich nicht zwingen, irgendetwas zu erledigen. A 40
Der Kopf kommt in Aufruhr, nachdem sie für kurze Zeit still gewesen war. A 53
Das sexuelle Verlangen — bisher gering — erwachte so stark, dass die Prüferin sagte: "Ich habe Angst vor mir selber, ich scheine von einem Dämon besessen zu sein!" Diese Erregung dauerte beinahe drei Wochen, in der Intensität zunehmend, bis ein von der Prüferin unkontrollierbarer Orgasmus den Zustand beendete; während dieser Anfälle bestand ein ständiges Verlangen nach ungewöhnlicher körperlicher Betätigung wie Gehen, usw; sie erhoffte Erleichterung dadurch, die erzielte Besserung wurde aber durch eben diese Anstrengung beendet; in diesem Zustand bestand ein ständiges Gefühl von Gehetztsein, wie wenn man dringenden Pflichten nachkommen muss und dabei völlig unfähig ist, dies zu tun; etwa 10 Tagen nach dieser Erregung hielt eine tiefe Depression an; der Prüferin "schien der Himmel aus Messing und die Erde aus Eisen zu bestehen"; obwohl sie überzeugt war, dass das sexuelle Verlangen eine Folge des Mittels und deshalb ausserhalb ihrer Kontrolle war, lastete eine Befürchtung moralischer Verirrung schwer auf ihr; mit der plötzlichen Verflüchtigung dieses Zustandes kehrte ebenso plötzlich die Erregung wieder, dieses Alternieren setzte sich mehr als vier Monate lang nach der Prüfung fort. A 351
Bemerkte einige nicht sehr klare Herzsymptome; ein plötzliches Flattergefühl im Herzen, nach dem Gehen; diese und andere Beschwerden werden weniger gespürt, wenn sie sich sehr beschäftigt. A 413
Ein gehetztes, treibendes Gefühl um das Herz herum, mit Ohnmachtsgefühl und Flattern, als ob sie nichts tun könnte, dass sie ihre Arbeit hinlegen und stillsitzen muss; erleichtert durch Ruhe; fühlt sich gehetzt, als ob sie schnell atmen müsste, was sie aber nicht tut. A 415
Aktiver, Dinge gelingen mühelos. A 514
Die Prüferin spürt, dass ihr ganzer Organismus erheblich betroffen ist durch das Arzneimittel; "sie ist nicht die Person, die sie einmal war"; fühlt sich gehetzt, trotzdem kann sie nicht viel tun; hat weder Lust noch Kraft zu Unternehmungen, die bis anhin keine Last für sie waren; versucht nur ungern, irgend etwas zu tun. A 546
Furchterregende und mühselige Träume. A 592
Demenz verursacht durch geschäftliche Enttäuschungen und sexuelle Exzesse. He 1.7
Hang zum Weinen, mit Rückenschmerzen; muss sehr geschäftig bleiben, um das sexuelle Verlangen zu unterdrücken. He 1.8

2. Fortpflanzung und Sexualität
Die auffälligste Wirkung zeigte sich in den Geistes- und Fortpflanzungsorganen. A 1
Tiefe Depression; der Prüferin "schien der Himmel aus Messing und die Erde aus Eisen zu bestehen"; obwohl sie überzeugt war, dass das sexuelle Verlangen eine Folge des Mittels und deshalb ausserhalb ihrer Kontrolle war, lastete eine Befürchtung moralischer Verirrung schwer auf ihr; mit der plötzlichen Verflüchtigung dieses Zustandes kehrte ebenso plötzlich die Erregung wieder, dieses Alternieren setzte sich mehr als vier Monate lang nach der Prüfung fort. A 10
Beim Hören einer Vorlesung Verlangen, den Dozenten zu schlagen, am Abend begieriges Verfluchen und Verdammen des Feuers und allgemeiner Dinge, auch obszöne Dinge zu denken und auszusprechen; geneigt, Leute zu prügeln und zu schlagen; als diese Gefühle kamen, verschwanden die Gebärmutterschmerzen. A 25
Ein ständiges Gefühl von Gehetztsein, wie wenn man dringenden Pflichten nachkommen muss und dabei völlig unfähig ist, dies zu tun; während sexueller Erregung. A 30
Ernste neuralgische Schmerzen (ich glaube) in der Gebärmutter, so schlimm, dass ich es nicht aushalten konnte, berührt oder bewegt zu werden, sogar wenn jemand an mein Bett stiess, war dies eine Tortur für mich; ich konnte im Bereich des Beckens nicht einmal das Gewicht meiner Kleider ertragen; dies dauerte jeweils nicht länger als anderthalb Stunden und verschwand, ohne irgendeine Schwäche zu hinterlassen; bei der Wiederkehr der Beschwerden fand ich durch Untersuchung heraus, dass die Gebärmutter verdreht war; etwas, was erfahrungsgemäss früher nie vorkam. A 319
Schmerzen in der rechten Ovarial-Gegend, ein nagendes, zerrendes Gefühl, schlechter beim Gehen, ein Gefühl, als ob dort etwas lose geschüttelt würde bei jedem sachten Auftreten des rechten Fusses. A 326
Beständiges Reizungsgefühl in den Eierstöcken. A 333
Ein Gefühl, als ob die inneren Geschlechtsorgane geschwollen wären; Brennen und Gereiztheit der Schamlippen mit Hitze, als ob die Teile entzündet wären; grosse Empfindlichkeit um die ganzen Geschlechtsorgane herum; sehr unbehagliches Hinunterdrängen und ein unwiderstehliches Verlangen, die Teile zu stützen, indem mit der Hand nach oben gedrückt wird. A 336
Heftiges Drücken oder Gefühl von Abwärtszerren in den Geschlechtsorganen, mit dem Gefühl, als ob alle Eingeweide durch die Vagina heraus- oder von der Brust- oder Nabelgegend herabgezogen würden, mit einem unwiderstehlichen Verlangen, die Hände gegen die Vulva zu pressen, um zu verhindern, dass die Teile entwischen würden. A 337
Verstärkter sexueller Trieb. A 348
Die sexuellen Triebe sind jetzt stark, wogegen sie früher frei von solchen Gefühlen war; sie sagt, dass der Trieb zum Geschlechtsakt sich stark entfaltet habe. A 349
Das sexuelle Verlangen — bisher gering — erwachte so stark, dass die Prüferin sagte: "Ich habe Angst vor mir selber, ich scheine von einem Dämon besessen zu sein!" Diese Erregung dauerte beinahe drei Wochen, in der Intensität zunehmend, bis ein von der Prüferin unkontrollierbarer Orgasmus den Zustand beendete; während dieser Anfälle bestand ein ständiges Verlangen nach ungewöhnlicher körperlicher Betätigung wie Gehen, usw; sie erhoffte Erleichterung dadurch, die erzielte Besserung wurde aber durch eben diese Anstrengung beendet; in diesem Zustand bestand ein ständiges Gefühl von Gehetztsein, wie wenn man dringenden Pflichten nachkommen muss und dabei völlig unfähig ist, dies zu tun; etwa 10 Tagen nach dieser Erregung hielt eine tiefe Depression an; der Prüferin "schien der Himmel aus Messing und die Erde aus Eisen zu bestehen"; obwohl sie überzeugt war, dass das sexuelle Verlangen eine Folge des Mittels und deshalb ausserhalb ihrer Kontrolle war, lastete eine Befürchtung moralischer Verirrung schwer auf ihr; mit der plötzlichen Verflüchtigung dieses Zustandes kehrte ebenso plötzlich die Erregung wieder, dieses Alternieren setzte sich mehr als vier Monate lang nach der Prüfung fort. A 351
In der ersten Phase der Wirkung bzw. der Erregung bricht ein Zustand verliebter Erregung plötzlich und überall aus; eine Neigung, obszöne Reden zu führen, eine Art Nymphomanie; dieser Zustand wird von Trägheit und Mutlosigkeit abgelöst und wird dann zu einem Gefühl des Getriebenseins zur Arbeit, ohne dass sie selber arbeiten möchte; es ist nicht sie selber, sondern ihr erregtes Nervensystem, das sie zur Anstrengung antreibt. A 352
Leidenschaftliche Erregung, wehtuende, brennende Schmerzen in den Eierstöcken (schlimmer im rechten), diese Organe sind für ihr Gefühl klar umrissen. A 353
Demenz, verursacht durch geschäftliche Enttäuschungen und sexuelle Exzesse. He 1.7

3. Zeit, Eile, Ungeduld
Verzagtheit, mit Verschlimmerung nachts und Durchfall am Morgen, einem starken Gefühl von Trägheit und Unvermögen, ihre Arbeit aufzunehmen. A 12
Sie (...) fühlt sich gehetzt und trotzdem unfähig, als ob sie vieles tun müsse und es nicht kann. A 24
Die Beschwerden senkten sich auf sie herab wie eine plötzliche Wolke, zu einer Zeit, als sie sich recht gut fühlte; sie verlor Tatkraft und Schneid, konnte sich hinsetzen und weinen, oder war ungeduldig mit sich selber und raste umher, fühlte sich gehetzt; konnte für unbestimmte Zeit ziellos umhergehen und -rennen (...) A 27
Sie kann nicht denken; agiert ohne zu denken; geht ständig schnellen Schrittes, wie vom Instinkt getrieben; fühlt sich gehetzt, aber weiss nicht warum; ist vergesslich; kann nicht für sich selber entscheiden, ist auf andere angewiesen. A 45
Durchfall; hatte vier Stühle, um 11 Uhr morgens, den ersten um 7 Uhr morgens, treibt sie an; sie kann keine Minute warten (...) A 272
Die erste Wirkung war Durchfall am dritten Tag, dies setzte sich täglich fort während der ganzen Prüfung; er setzte sofort nach dem Essen ein, kam plötzlich und energisch (...) A 273
(...) während dieser Anfälle bestand ein ständiges Verlangen nach ungewöhnlicher körperlicher Betätigung wie Gehen, usw; sie erhoffte Erleichterung dadurch, die erzielte Besserung wurde aber durch eben diese Anstrengung beendet; in diesem Zustand bestand ein ständiges Gefühl von Gehetztsein, wie wenn man dringenden Pflichten nachkommen muss und dabei völlig unfähig ist, dies zu tun (...) A 351
Ein gehetztes, treibendes Gefühl um das Herz herum, mit Ohnmachtsgefühl und Flattern, als ob sie nichts tun könnte, dass sie ihre Arbeit hinlegen und stillsitzen muss; erleichtert durch Ruhe; fühlt sich gehetzt, als ob sie schnell atmen müsste, was sie aber nicht tut. A 415
Fühlte sich gehetzt; ging den ganzen Tag umher; konnte sich weder durch Denken noch durch Lesen unterhalten; es war ziellose Eile und Bewegung, auf und ab; konnte nicht schlafen gehen, wollte jemanden bei sich und zum Reden haben; fühlte, dass sie sterben sollte, aber es war ihr egal, wenn sie sterben würde; fragte sich, wer sich dann wohl um ihren Körper kümmern würde (61. Tag); das gleiche unruhige Verlangen, ständig umherzugehen (75. Tag). A 540
Die Prüferin spürt, dass ihr ganzer Organismus erheblich betroffen ist durch das Arzneimittel; "sie ist nicht die Person, die sie einmal war"; fühlt sich gehetzt, trotzdem kann sie nicht viel tun; hat weder Lust noch Kraft zu Unternehmungen, die bis anhin keine Last für sie waren; versucht nur ungern, irgend etwas zu tun. A 546
Verschrobene Halbwachträume mit brennender Hitze die ganze Nacht; Dinge, die in kurzen Abständen auftauchen, scheinen, wie wenn sehr lange Intervalle dazwischen wären, als zum Beispiel ein Kind aufstand, um Wasser zu lösen, schienen die Abstände zwischen dem Aufstehen, dem Wasserlösen und dem Zurückgehen ins Bett sehr lang. A 588
vgl. A 79, 457, 478

4. Verrücktheit, Wahnsinn
Die auffälligste Wirkung zeigte sich in den Geistes- und Fortpflanzungsorganen. A 1
Ein Gefühl, als ob sie verrückt würde, wenn sie sich nicht halten kann, und zwar ganz fest. A 3
Tiefe Depression an; der Prüferin "schien der Himmel aus Messing und die Erde aus Eisen zu bestehen"; obwohl sie überzeugt war, dass das sexuelle Verlangen eine Folge des Mittels und deshalb ausserhalb ihrer Kontrolle war, lastete eine Befürchtung moralischer Verirrung schwer auf ihr; mit der plötzlichen Verflüchtigung dieses Zustandes kehrte ebenso plötzlich die Erregung wieder, dieses Alternieren setzte sich mehr als vier Monate lang nach der Prüfung fort. A 10
Eine grosse Seelenangst während der ganzen Prüfung; verzweifelt; trübsinnig; Schwierigkeiten, ihre Gedanken zu formulieren, sich zu erinnern, die Wortwahl zu treffen; drückte ihrer Schwester gegenüber grosse Furcht vor Geisteskrankheit aus. A 17
Zeitweise leicht verwirrt, dann beinahe verrücktes Gefühl im Kopf. A 51
Meine Augen sehen wild aus, mein Mann fürchtet, ich würde verrückt. A 121

5. Intellekt, Denken
Albernes Gefühl. A 31
Die wahrnehmenden und reflektierenden Fähigkeiten scheinen erstarrt, wogegen sie zuerst überaktiv war und aus zwei Wesen zu bestehen schien. A 32
Intelligenz und Intuition dumpf und träge. A 33
Beschränktheit; kann die richtigen Worte nicht finden; vergesse, was ich gerade sagen wollte; nachmittags. A 34
Unvermögen, seine Sinne zu gebrauchen, Schwermut, zum Weinen geneigt. A 37
Unvermögen, seine Sinne konzentriert auf irgendeine Sache zu richten; konnte nicht klar denken, konnte wohlbekannte Tatsachen nicht ohne weiteres ins Gedächtnis zurückrufen. A 38
Ich habe das Gefühl, in einem Sessel zu sitzen, ohne zu reden oder angesprochen zu werden und ohne denken zu müssen; ich sehe jede Menge Dinge um mich herum, die ich tun muss, aber ich kann mich nicht zwingen, irgendetwas zu erledigen. A 40
Sie kann nicht denken; agiert ohne zu denken; geht ständig schnellen Schrittes, wie vom Instinkt getrieben; fühlt sich gehetzt, aber weiss nicht warum; ist vergesslich; kann nicht für sich selber entscheiden, ist auf andere angewiesen. A 45
Unmöglichkeit, einen klaren Gedanken zu fassen. A 46
Leicht verwirrtes Gefühl im Kopf, mit wenig Schmerz; war am Lesen und Schreiben; verwirrtes Gefühl vermehrt nach dem Zubettgehen. A 50
Zeitweise leicht verwirrt, dann beinahe verrücktes Gefühl im Kopf. A 51
Der Kopf war so konfus, dass ich mich vor dem Halten der Vorlesung fürchtete, dessen ungeachtet konnte ich, je länger ich sprach, meine Gedanken besser auf das Thema konzentrieren. A 52
Äusserst brennende Schmerzen durch den ganzen Kopf während etwa 2 Stunden, diese wurden praktisch gänzlich erleichtert durch häufiges Niesen, das um etwa 22 Uhr aufkam; der Kopf wurde plötzlich recht klar. A 66
Dumpfe Schmerzen von der Stirn aus durch den ganzen Kopf, schlimmer auf der linken Seite; gleiche Kopfschmerzen mit albernem Gefühl (...) A 71
Zwischen 17 und 18 Uhr kam ein intensiver, blendender, auf die Stirn beschränkter Kopfschmerz auf, der etwa 2 Stunden dauerte; dann wechselte er zum Hinterkopf und breitete sich den Nacken hinunter aus, ein seltsam konfuses Gefühl im Kopf zurücklassend, mit allgemeiner Schwäche und dem Bedürfnis, sich hinzulegen. A 82
Fühlte sich gehetzt; ging den ganzen Tag umher; konnte sich weder durch Denken noch durch Lesen unterhalten (...) A 540
Fühlte mich während einer Woche völlig untauglich zu geistiger und körperlicher Anstrengung. A 549

6. Einsamkeit, Bedürfnis nach Gesellschaft und Konversation
Abneigung, allein zu sein, spürte aber trotzdem keine Angst; ruhig, wollte aber andere sehen und sie reden hören. A 5
Schweigsam und zurückhaltend während des Tages. A 6
Sie will, dass jemand mit ihr spricht und sie unterhält (ein recht ungewöhnliches Gefühl für sie) (...) A 24
Gefühl des Ärgers gegenüber allen; will von niemandem angesprochen werden. A 28
Will allein gelassen werden; will die Unannehmlichkeit nicht, Fragen beantworten zu müssen. A 39
Sie fürchtet, zu irgend jemandem etwas Falsches zu sagen, trotzdem will sie reden. A 49
Fühlte sich gehetzt; ging den ganzen Tag umher; konnte sich weder durch Denken noch durch Lesen unterhalten; es war ziellose Eile und Bewegung, auf und ab; konnte nicht schlafen gehen, wollte jemanden bei sich und zum Reden haben; fühlte, dass sie sterben sollte, aber es war ihr egal, wenn sie sterben würde; fragte sich, wer sich dann wohl um ihren Körper kümmern würde (...) A 540

7. Sprechen, Gedanken formulieren
Schweigsam und zurückhaltend während des Tages. A 6
Eine grosse Seelenangst während der ganzen Prüfung; verzweifelt; trübsinnig; Schwierigkeiten, ihre Gedanken zu formulieren, sich zu erinnern, die Wortwahl zu treffen; drückte ihrer Schwester gegenüber grosse Furcht vor Geisteskrankheit aus. A 17
Möchte nicht erfreut werden; weder Reden noch Lesen kümmert mich. A 29
Beschränktheit; kann die richtigen Worte nicht finden; vergesse, was ich gerade sagen wollte; nachmittags. A 34
Unvermögen, seine Sinne konzentriert auf irgendeine Sache zu richten; konnte nicht klar denken, konnte wohlbekannte Tatsachen nicht ohne weiteres ins Gedächtnis zurückrufen. A 38
Ich habe das Gefühl, in einem Sessel zu sitzen, ohne zu reden oder angesprochen zu werden und ohne denken zu müssen; ich sehe jede Menge Dinge um mich herum, die ich tun muss, aber ich kann mich nicht zwingen, irgendetwas zu erledigen. A 40
Grosse Schwierigkeiten, meine Gedanken auf das Thema der Vorlesung zu konzentrieren; fand nicht die richtigen Worte, um meine Ideen auszudrücken. A 41
Mache während des ganzen Tages Fehler beim Sprechen, brauche die falschen Wörter. A 48
Der Kopf war so konfus, dass ich mich vor dem Halten der Vorlesung fürchtete, dessen ungeachtet konnte ich, je länger ich sprach, meine Gedanken besser auf das Thema konzentrieren. A 52
Fühlte sich gehetzt; ging den ganzen Tag umher; konnte sich weder durch Denken noch durch Lesen unterhalten; es war ziellose Eile und Bewegung, auf und ab; konnte nicht schlafen gehen, wollte jemanden bei sich und zum Reden haben; fühlte, dass sie sterben sollte, aber es war ihr egal, wenn sie sterben würde; fragte sich, wer sich dann wohl um ihren Körper kümmern würde (61. Tag); das gleiche unruhige Verlangen, ständig umherzugehen (75. Tag). A 540

8. Vorlesung, Lesen, eine Lesung besuchen
Beim Hören einer Vorlesung Verlangen, den Dozenten zu schlagen (...) A 25
Will nicht lesen. A 44
Leicht verwirrtes Gefühl im Kopf, mit wenig Schmerz; war am Lesen und Schreiben; verwirrtes Gefühl vermehrt nach dem Zubettgehen. A 50
Der Kopf war so konfus, dass ich mich vor dem Halten der Vorlesung fürchtete, dessen ungeachtet konnte ich, je länger ich sprach, meine Gedanken besser auf das Thema konzentrieren. A 52
Brennendes Gefühl in den Augen nach dem Lesen oder Schreiben; Augen fühlen sich kraftlos an. A 125
Spürte viel Gereiztheit in der Gebärmutter während des Sitzens in einer Vorlesung (...) A 321
Dumpfe Schmerzen unterhalb des rechten Schulterblattes, durch Ermüdung beim Hören von Vorlesungen, spürte sie schon vor der Müdigkeit. A 433
Fühlte sich gehetzt; ging den ganzen Tag umher; konnte sich weder durch Denken noch durch Lesen unterhalten (...) A 540

9. Schreien, weinen
Niedergeschlagen; kann des öfteren das Weinen nicht unterdrücken, was gar nicht ihrer Natur entspricht. A 14
Sie will, dass jemand mit ihr spricht und sie unterhält (ein recht ungewöhnliches Gefühl für sie); ist recht nervös; möchte schreien wegen eines Gefühls der Gereiztheit und der Unstimmigkeit im Bauch und in den Beckenorganen (...) A 24
Die Beschwerden senkten sich auf sie herab wie eine plötzliche Wolke, zu einer Zeit, als sie sich recht gut fühlte; sie verlor Tatkraft und Schneid, konnte sich hinsetzen und weinen, oder war ungeduldig mit sich selber und raste umher, fühlte sich gehetzt (...) A 27

10. Schlagen, Schimpfen, Fluchen
Beim Hören einer Vorlesung Verlangen, den Dozenten zu schlagen, am Abend begieriges Verfluchen und Verdammen des Feuers und allgemeiner Dinge, auch obszöne Dinge zu denken und auszusprechen; geneigt, Leute zu prügeln und zu schlagen; als diese Gefühle kamen, verschwanden die Gebärmutterschmerzen. A 25
Ungehalten, kann nichts und niemanden ausstehen. A 26

11. Krankheit, Hypochondrie
Geistige Niedergeschlagenheit; ständiger Hang zum Weinen, mit Furcht und Besorgnis, an irgendeiner fürchterlichen inneren Krankheit zu leiden, die sich schon festgesetzt hat. A 9
Befürchtung vor irgendeinem Unheil oder einer ernsten Krankheit ist sehr gross geworden. A 19
Glaubt, ihre Krankheit sei unheilbar; dass sie irgendeine organische Erkrankung hat, die niemand versteht. He 1,4

12. Instinkt, animalisches Leben
Sie kann nicht denken; agiert ohne zu denken; geht ständig schnellen Schrittes, wie vom Instinkt getrieben; fühlt sich gehetzt, aber weiss nicht warum; ist vergesslich; kann nicht für sich selber entscheiden, ist auf andere angewiesen. A 45
Sie fühlt, dass das animalische Leben überwiegt, und als ob ihr Leben dahingehen würde. A 547

13. Realität
Hang zu grübeln und zu träumen; ist wach, aber scheint zu schlafen oder weit weg zu sein; nicht bereit zu geistiger oder körperlicher Arbeit. A 36
Alles erscheint mir unwirklich. A 47

14. Konstanz, Beharrlichkeit
Unvermögen, seine Sinne konzentriert auf irgendeine Sache zu richten; konnte nicht klar denken, konnte wohlbekannte Tatsachen nicht ohne weiteres ins Gedächtnis zurückrufen. A 38
Grosse Schwierigkeiten, meine Gedanken auf das Thema der Vorlesung zu konzentrieren; fand nicht die richtigen Worte, um meine Ideen auszudrücken. A 41

15. Himmel aus Messing, Erde aus Eisen
Tiefe Depression an; der Prüferin "schien der Himmel aus Messing und die Erde aus Eisen zu bestehen"; obwohl sie überzeugt war, dass das sexuelle Verlangen eine Folge des Mittels und deshalb ausserhalb ihrer Kontrolle war, lastete eine Befürchtung moralischer Verirrung schwer auf ihr; mit der plötzlichen Verflüchtigung dieses Zustandes kehrte ebenso plötzlich die Erregung wieder, dieses Alternieren setzte sich mehr als vier Monate lang nach der Prüfung fort. A 10

16. Pflicht, Seelenheil, Sühne
Befürchtung vor irgendeinem Unheil oder einer ernsten Krankheit ist sehr gross geworden. A 19
Ein ständiges Gefühl von Gehetztsein, wie wenn man dringenden Pflichten nachkommen muss und dabei völlig unfähig ist, dies zu tun; während sexueller Erregung. A 30
Ich habe das Gefühl, in einem Sessel zu sitzen, ohne zu reden oder angesprochen zu werden und ohne denken zu müssen; ich sehe jede Menge Dinge um mich herum, die ich tun muss, aber ich kann mich nicht zwingen, irgendetwas zu erledigen. A 40
Das sexuelle Verlangen — bisher gering — erwachte so stark, dass die Prüferin sagte: "Ich habe Angst vor mir selber, ich scheine von einem Dämon besessen zu sein!" Diese Erregung dauerte beinahe drei Wochen, in der Intensität zunehmend, bis ein von der Prüferin unkontrollierbarer Orgasmus den Zustand beendete; während dieser Anfälle bestand ein ständiges Verlangen nach ungewöhnlicher körperlicher Betätigung wie Gehen, usw; sie erhoffte Erleichterung dadurch, die erzielte Besserung wurde aber durch eben diese Anstrengung beendet; in diesem Zustand bestand ein ständiges Gefühl von Gehetztsein, wie wenn man dringenden Pflichten nachkommen muss und dabei völlig unfähig ist, dies zu tun; etwa 10 Tagen nach dieser Erregung hielt eine tiefe Depression an; der Prüferin "schien der Himmel aus Messing und die Erde aus Eisen zu bestehen"; obwohl sie überzeugt war, dass das sexuelle Verlangen eine Folge des Mittels und deshalb ausserhalb ihrer Kontrolle war, lastete eine Befürchtung moralischer Verirrung schwer auf ihr; mit der plötzlichen Verflüchtigung dieses Zustandes kehrte ebenso plötzlich die Erregung wieder, dieses Alternieren setzte sich mehr als vier Monate lang nach der Prüfung fort. A 351
Gequält wegen ihres Seelenheils. He 1.5
Verrücktes Gefühl auf dem Scheitel des Kopfes, ungezähmtes Gefühl im Kopf, mit Verwirrung der Gedanken. He 1.6

17. Feuer, Hitze, Kongestion, Bersten
Beim Hören einer Vorlesung Verlangen, den Dozenten zu schlagen, am Abend begieriges Verfluchen und Verdammen des Feuers und allgemeiner Dinge (...) A 25
Schwindel und Ohnmachtsgefühl durch und durch; Verschwommenheit vor den Augen; Furcht zu fallen, schlimmer in einem geschlossenen warmen Raum und besser, wenn frische Luft den unbedeckten Kopf und das unbedeckte Gesicht anweht, obwohl die kühle Luft ein Gefühl von Schauer erzeugt; ebenfalls besser beim Gehen auf der Strasse (...) A 55
Ein übervolles Gefühl des Kopfs und des Gesichts. A 76
Rauschen wie von irgendeiner Flüssigkeit durch den Kopf, in der Regel von rechts nach links. A 77
Heisse Schmerzen um Stirn und Augen, abends. A 84
Heftiger, heisser Schmerz in der Stirn, mit Erschöpfung, beginnt zwischen 18 und 20 Uhr abends. A 85
Wachte heute morgen unerfrischt auf, mit Völle und Schwere in der Stirn, vor allem der linken Seite. A 87
Druck von innen nach aussen in der gesamten Stirn. A 88
Drückender Schmerz und Hitze in der Stirn, dauerte mehrere Stunden. A 95
Drückendes Gefühl von Völle in der Schläfen- und Stirngegend des Gehirns, ein Bersten, um es zu beschreiben, das durch Druck Erleichterung brachte; meine Ohren und das Gebiet darum herum fühlten sich an, als ob irgendetwas von innen nach aussen gedrückt werden muss. A 105
vgl. A 61, 65, 66, 73-75, 153, 154, 206 ff, 362 ff, 557, 558

18. Antwort geben
Will allein gelassen werden; will die Unannehmlichkeit nicht, Fragen beantworten zu müssen. A 39

19. Gedächtnisstörung
Unvermögen, seine Sinne konzentriert auf irgendeine Sache zu richten; konnte nicht klar denken, konnte wohlbekannte Tatsachen nicht ohne weiteres ins Gedächtnis zurückrufen. A 38

20. Wildheit
Schlechter beim Zubettgehen; kann nicht einschlafen; Gefühl von Wildheit im Kopf, als ob ich verrückt werden müsste und sich niemand um mich kümmern würde; Suizidgedanken; wieviel Opium würde mich für immer in den Schlaf versenken, und wer würde meinen Körper finden, und wer würde sich kümmern; ein neuer Gedankengang für sie. A 16
Der Kopf kommt in Aufruhr, nachdem sie für eine kurze Zeit still gewesen war. A 53
Meine Augen sehen wild aus, mein Mann fürchtet, ich würde verrückt. A 121

21. Auf der Strasse gehen, taumeln, fallen
Schwindel und Ohnmachtsgefühl durch und durch; Verschwommenheit vor den Augen; Furcht zu fallen, schlimmer in einem geschlossenen warmen Raum und besser, wenn frische Luft den unbedeckten Kopf und das unbedeckte Gesicht anweht, obwohl die kühle Luft ein Gefühl von Schauer erzeugt; ebenfalls besser beim Gehen auf der Strasse; diese Beschwerden waren während etwa 2 Stunden sehr heftig, dann gingen sie langsam zurück. A 55
Taumeln und torkeln beim Gehen, mit der Neigung nach vorne zu fallen. A 56
Gefühl, wie betrunken zu sein, vorwärts schwankend, den ganzen Nachmittag. A 57

22. Ziele und Handeln
Verzagtheit, mit Verschlimmerung nachts und Durchfall am Morgen, einem starken Gefühl von Trägheit und Unvermögen, ihre Arbeit aufzunehmen. A 12
Die Beschwerden senkten sich auf sie herab wie eine plötzliche Wolke, zu einer Zeit, als sie sich recht gut fühlte; sie verlor Tatkraft und Schneid, konnte sich hinsetzen und weinen, oder war ungeduldig mit sich selber und raste umher, fühlte sich gehetzt; konnte für unbestimmte Zeit ziellos umhergehen und -rennen; mit dieser ganzen Depression kommt ein Verlangen für feine Dinge jeglicher Art auf; sie ist unbefriedigt von dem, was sie hat, und neidisch auf andere. A 27
Sie kann nicht denken; agiert ohne zu denken; geht ständig schnellen Schrittes, wie vom Instinkt getrieben; fühlt sich gehetzt, aber weiss nicht warum; ist vergesslich; kann nicht für sich selber entscheiden, ist auf andere angewiesen. A 45
Verschwommenes Sehvermögen, kann Dinge nicht deutlich sehen. A 139
Die Muskeln des ganzen Körpers gehorchen ihrem Willen schwerfällig. A 521
Leblos, will dennoch nicht ruhig sitzen; ist ruhelos, will dennoch nicht gehen; ist übellaunig und empfindlich. A 541
Gedanken sind nicht klar, noch mehr, wenn er seinen Willen anstrengt; macht Fehler beim Schreiben und Sprechen; kann seinen Verstand nicht konzentriert anwenden. He 1.2

23. Hunger und Durst
Enormer Appetit, vor allem nach Fleisch, und je mehr das der Fall war, um so ausgeprägter waren die Beschwerden; Verlangen nach Fleisch kehrt zurück (10 Tage später). A 162
Grosser Hunger, sozusagen im Rücken, dann hinauf zum Hinterkopf und über den Scheitel ausstrahlend; sie ass riesige Mengen, dennoch hat sie das Gefühl, vor Hunger sterben zu müssen. A 163
Riesiger Appetit beim Mittag- und beim Abendessen. A 164

24. Verlangen nach Fleisch
Enormer Appetit, vor allem nach Fleisch, und je mehr das der Fall war, um so ausgeprägter waren die Beschwerden; Verlangen nach Fleisch kehrt zurück (10 Tage später). A 162
Verstärktes Verlangen nach Fleisch, hat schon eine gehörige Menge gegessen. A 165

25. Abneigung gegen Brot
Kein Verlangen nach Essen; besondere Abneigung gegen Brot setzt sich fort. A 171
Findet keinen Geschmack am Essen, vor allem nicht am Brot, und Widerwillen gegen Kaffee. A 173
Abneigung gegen Brot und Kaffee. A 174

26. Abneigung gegen Kaffee
Findet keinen Geschmack am Essen, vor allem nicht am Brot, und Widerwillen gegen Kaffee. A 173
Abneigung gegen Brot und Kaffee. A 174
Abneigung gegen Kaffee; Übelkeit beim Drandenken, obwohl er sonst das Lieblingsgetränk am Morgen ist. A 179
Eine grosse Abneigung gegen Kaffee setzt sich lange nach der Prüfung fort. A 180

27. Abwärtsbewegung, Abwärtsdrängen, Schwere
Die Beschwerden senkten sich auf sie herab wie eine plötzliche Wolke, zu einer Zeit, als sie sich recht gut fühlte (...) A 27
Ständige Übelkeit, mit der Empfindung wie von einem Klumpen in der Mitte der Brust, der durch leeres Schlucken hinunterbewegt werden konnte; nichtsdestotrotz stieg er wieder hoch, als die Anstrengung vorbei war. A 189
Hinunterdrängendes Gefühl des ganzen Bauchinhaltes, strahlt zu den Brustorganen aus, spürt sehr, dass Hilfe nötig ist. A 231
Ein Gefühl im Becken, als ob alles durch die Vagina hindurch ans Tageslicht käme, sehr schmerzhaft, keine Linderung durch Lageänderung; das hinunterdrängende Gefühl zum Becken wird in der Höhe des Magens, ja sogar der Schultern empfunden; keine Erleichterung durch Hinlegen, aber schlimmer beim Stehen; eine Neigung, die Hand auf den Unterleib zu legen und aufwärts zu drücken, um das drängende Gefühl zu erleichtern; wird stetig stärker beim Reiten (einen Tag später); beim Gehen ein Gefühl, als ob alles zum Becken hinunterdränge, so dass sie sich veranlasst fühlt, tief einzuatmen, um den Brustkorb zu heben und damit das Becken vom Gewicht zu befreien. A 245
Ein Hinunter- und Nachhintenziehen vom vorderen, oberen Wirbelansatz des Darmbeines. A 264
Abwärtsdrängen mit dem Gefühl eines schweren Gewichts und Druck in der Gegend der Gebärmutter, als ob der ganze Inhalt durch die Vagina herausgepresst würde. A 317
Dumpfe und beständige Schmerzen im Rücken, zwischen den Hüften, mit Hinunterpressen beim Anus; setzt sich bis zum zehnten Tag fort, nicht viel Besserung beim Hinliegen. A 442
Schmerz im Kreuz mit einem Gefühl von Gewicht und Hinunterdrücken im unteren Teil des Bauches, was recht heftig noch sechs Tage fortdauerte, schlechter beim Stehen. A 450
vgl. A 61-63, 65, 75, 132, 246-253, 255-257, 318

28. Herzflattern, Herz wie umklammert
Scharfer und schneller Schmerz in der linken Brustseite mit Herzflattern. A 386
Wurde durch einen Schmerz in der linken Brustseite plötzlich aus dem Schlaf geholt, als ob das Herz aufs heftigste gepackt würde, die Umklammerung, welche Herzschlag und Atmung unterbrach, liess allmählich nach, erleichtert durch Reiben und Druck. A 400
Der dumpfe, drückende Schmerz in der linken Seite, die Kälte der Aussenseite des linken Beines und der Druck in der rechten Seite des Kopfs nahmen während etwa 6 Stunden allmählich zu, dann verminderten sich diese nach und nach, als ich für ungefähr 4 Stunden in den Schlaf fiel, aus dem ich plötzlich durch einen Schmerz in der linken Seite herausgeholt wurde, als ob das Herz aufs heftigste gepackt würde. A 407
Bemerkte einige nicht sehr klare Herzsymptome; ein plötzliches Flattergefühl im Herzen, nach dem Gehen; diese und andere Beschwerden werden weniger gespürt, wenn sie sich sehr beschäftigt. A 413
Sehr heftiges Flattergefühl im Herzen; wacht nachts damit öfters auf; nicht erleichtert durch Lageänderung. A 414
Herzflattern mit einem scharfen und schnellen Schmerz in der linken Brustseite. A 420

29. Gummiband von Schläfe zu Schläfe
Gefühl, als ob ein Gummiband von Schläfe zu Schläfe straff gezogen werde, mit dem altbekannten stechenden Gefühl in der Stirn, abends in einem warmen Raum. A 99
Brennend beissende Stirnkopfschmerzen mit einem Gefühl von einem Gummiband, das darübergespannt ist. A 102
Dumpfer Schmerz in der linken Schläfe beim Aufstehen morgens, wechselt zur rechten Seite und alterniert zwischen den beiden Schläfen; Kopfschmerz schlimmer gegen Abend. A 108

30. Kann die Symptome nicht aufschreiben
Druck und verrücktes Gefühl auf dem Scheitel des Kopfes, so dass sie ihre Beschwerden nicht aufschreiben kann. A 111

31.Elektrizität
Bohrender Schmerz im linken Hinterhauptshöcker, mit ziehendem Schmerz auf der linken Seite des Nackens; beim Zubettgehen verstärkte sich der Schmerz im Nacken zu einem brennenden Gefühl, wie durch Elektrizität herbeigeführt; der gesamte Nacken fühlt sich lahm und müde an. A 119
Schmerz im Zeigefinger beginnt an der Spitze, wie durch Elektrizität verursacht, mit Klopfen des Pulses. A 469
Ein Gefühl wie von elektrischem Strom, beginnt am Ende des linken Zeigefingers, strahlt aus zu den anderen Fingern der gleichen Hand und den Arm hinauf, um 17 Uhr; dann im rechten Zeigefinger, ausstrahlend zu den anderen Fingern, zur Hand und zum Arm, während mehrerer Stunden anhaltend, mit Kälte der Füsse während dieser Zeit; das Gefühl von elektrischem Strom wurde ab und zu in der linken Hand gespürt, aber verringerte sich mehr und mehr bei jedem Auftreten; zusammen mit dem Brennen der Füsse und Hände liess es zuerst nach. A 470

32. Nacken
Bohrender Schmerz im linken Hinterhauptshöcker, mit ziehendem Schmerz auf der linken Seite des Nackens; beim Zubettgehen verstärkte sich der Schmerz im Nacken zu einem brennenden Gefühl, wie durch Elektrizität herbeigeführt; der gesamte Nacken fühlt sich lahm und müde an. A 119

33. Hart und weich
Eine gehörige Empfindlichkeit wird in der linken Seite des Kopfs,in Stirn und Schläfe verspürt; das ist der Ort, wo die extreme Hitze der Sonne Blutandrang verursacht, trotzdem hatte ich nie zuvor im Winter daran gelitten. A 120
Gefühl, als ob ein harter Körper im Magen umherrollen würde, was sich während mehrerer Stunden fortsetzte, aber während der Nacht verschwand. A 203

34. Fehler beim Buchstabensehen
Sehvermögen der Prüferin ist ständig schwach (...) Vorher hatte ich während eines Jahres die Gewohnheit, den Kopf beim Lesen nach links zu drehen, um dabei mit dem linken Auge zu versuchen, durch das rechte Brillenglas zu schauen — und das, um den ganzen Buchstaben zu sehen, wie b, p, d, usw, weil ich sonst nur die geraden Striche und nicht die Rundungen sehen konnte; jetzt kann ich alles sehen, ohne den Kopf zu drehen und seitwärts zu schauen. A 143

35. Zähne wie verlängert
Dumpfer Schmerz in der rechten Seite des Gesichts (Kiefers), mit einem Gefühl der Verlängerung der Zähne. A 157

36. Als ob eine Ausscheidung erfolgen würde
Gefühl in den Därmen, als ob gleich Durchfall käme, der dennoch nicht erschien. A 220
Gefühl, als ob Durchfall käme, verschwindet aber durch Wasserlösen; jeden Tag und manchmal mehrmals pro Tag. A 243
Gefühl, als ob die Menses kämen, zwei Wochen zu früh. A 244
Ständiger Druck im Enddarm. A 270
Dringender Stuhldrang, kann nicht warten. A 271
Druck auf Blase und Enddarm. A 283
Extremer Schmerz und Hinunterdrängen in der Gebärmuttergegend, ständige Pein, wie bei herannahender Menstruation. A 315
vgl. A 272 ff, 283 ff

37. Fehlgeburt
Sie konnte nicht schlafen wegen anhaltenden Schmerzen im Becken, die denen einer unmittelbar bevorstehenden Fehlgeburt ähnelten. A 254

38. Scharfer, brennender Schmerz in Därmen und Harnwegen
Nagender Schmerz in den Gedärmen um 15 Uhr, der allmählich stärker wurde bis am Abend, als eine unbehinderte, gallige Kotentleerung auftrat, gefolgt von einem ätzenden Gefühl und Gereiztheit am Anus und den Enddarm hoch (1. Tag). Die Beschwerden verschwanden durch eine unbehinderte Darmentleerung, der ein scharfes Brennen am Anus folgte, und um 8 Uhr morgens kehrte der nagende Schmerz in den Gedärmen wieder, mit Hitze und Schmerz in und auf der Stirn um ca. 17 Uhr (2. Tag), allmählich stärker werdend am Abend und in der Nacht wie am Vortag, aber weniger schlimm, nachlassend am Morgen um 8 Uhr mit einer unbehinderten und losen Darmentleerung, gefolgt von demselben scharfen und brennenden Gefühl am Anus und den Enddarm hoch ( 3. Tag), täglich wiederkehrend bis zum 8. Tag, an Heftigkeit allmählich nachlassend. Jeden Morgen nach dem Aufstehen fünf Tage lang bis zum achten Tag gab es durchfällige Darmentleerungen, gefolgt von demselben ätzenden und reizenden Gefühl am Anus und den Enddarm hoch wie zu Beginn; diese Reizung schien, als ob sie durch einen heissen, reizenden Spray — auf die Stellen gerichtet — verursacht würde und dauerte etwa zwei Stunden, allmählich abklingend. A 228
Etwas durchfälliger Stuhl mit einem scharfen Brennen im ganzen Verdauungstrakt, morgens beim Aufstehen. A 275
Häufige Neigung zu urinieren, jeder Abgang — kleiner Portionen — wird gefolgt von einem scharfen Brennen der Harnröhre, während der zweiten Nachthälfte und früh morgens (...) A 290
vgl. A 276 ff, 291

39. Steckenbleiben, Klotz
Ständige Übelkeit, mit der Empfindung wie von einem Klumpen in der Mitte der Brust, der durch leeres Schlucken hinunterbewegt werden konnte; nichtsdestotrotz stieg er wieder hoch, als die Anstrengung vorbei war. A 189
Gefühl von einem Klumpen unter dem Brustbein, der sich hinauf- und hinunterbewegt beim Schlucken. A 375

40. Wie glühende Kohlen in der Ovargegend
Schmerzen im Becken zwischen dem Kreuz und der Schamgegend; es scheint ihr, als ob der Schmerz nicht in der Gebärmutter, sondern um diese herum wäre; sie spürt ständig die zwei Punkte, die der Lage der Eierstöcke entsprechen, welche schmerzen und sich wie kleine glühende Kohlen anfühlen (...) A 316

41. Reiben bessert
Scharfe, schneidende Schmerzen in der linken Eierstockgegend strahlen über den unteren Teil des Bauches aus, werden etwas durch feines Reiben mit der warmen Hand erleichtert, abends und nachts. A 329
Die linke Eierstockgegend schmerzt durch Druck, der Schmerz klammert und strahlt quer über den unteren Teil des Bauches aus; der Schmerz wurde durch Reiben und leichten Druck gelindert (...) A 331
Scharfer Schmerz in der Lendengegend breitete sich über die rechte Hüfte zur Nabelgegend aus, wurde zeitweise durch Reiben erleichtert. A 437
Ein brennendes Jucken in der Schwellung der Deltoiden beider Arme veranlasst zu Reiben und Kratzen, was für kurze Zeit erleichtert. A 566
Wurde durch einen Schmerz in der linken Brustseite plötzlich aus dem Schlaf geholt, als ob das Herz aufs heftigste gepackt würde, die Umklammerung, welche Herzschlag und Atmung unterbrach, liess allmählich nach, erleichtert durch Reiben und Druck. A 400

42. Singen
Stimme ist sehr angegriffen beim Versuch zu singen, konnte es nicht kontrollieren. A 355

43. Seufzen
Ständige Neigung zu seufzen und zur Kurzatmigkeit, am Abend und nachts. A 358
Anstrengende Atmung; häufiges Verlangen, tief einzuatmen; Seufzen. A 35 Beklemmung der Brust wird durch Seufzen erleichtert. A 373

44. Fehlende Gelenkflüssigkeit
Beim Gehen scheint den Gelenken die Synovialflüssigkeit zu fehlen; kann beinahe die Krepitation hören. A 477

45. Schwäche, Zittern
Därme und Anus sind schwach und zittrig, dauert fast die ganze Nacht hindurch. A 216
Schwäche in den unteren Extremitäten, vor allem an den muskulären Teilen. A 475
Viel Zittergefühl, vom Becken zu den Oberschenkeln hinunter ausstrahlend. A 490
Zittern der Knie. A 491
Zittern der Knie, des Bauches und des unteren Rückenteils. A 492
Zittrigkeit. A 515
Nervöse Zittrigkeit, gegen Abend. A 516
Zittrig und schwach wie durch einen Brechanfall, beim Aufwachen. A 517

46. Urin wie Milch oder siedendes Öl
Milchiger Urin morgens. A 308
Urin dick, milchig und schmutzig, geringe Menge, häufiges Verlangen, Wasser zu lösen; Schmerzhaftigkeit und brennende Hitze der ganzen Harnwege nach dem Wasserlösen, was allmählich nachliess, morgens. A 309
Brennend heisser Urin, scheint eher wie siedendes Öl als Wasser zu sein. A 310

47. Sterben
Fühlte sich gehetzt; ging den ganzen Tag umher; konnte sich weder durch Denken noch durch Lesen unterhalten; es war ziellose Eile und Bewegung, auf und ab; konnte nicht schlafen gehen, wollte jemanden bei sich und zum Reden haben; fühlte, dass sie sterben sollte, aber es war ihr egal, wenn sie sterben würde; fragte sich, wer sich dann wohl um ihren Körper kümmern würde(...) A 540
Schlechter beim Zubettgehen; kann nicht einschlafen; Gefühl von Wildheit im Kopf, als ob ich verrückt werden müsste und sich niemand um mich kümmern würde; Suizidgedanken; wieviel Opium würde mich für immer in den Schlaf versenken, und wer würde meinen Körper finden, und wer würde sich kümmern; ein neuer Gedankengang für sie. A 16

48. Anstrengung
Fühlte mich während einer Woche völlig untauglich zu geistiger und körperlicher Anstrengung. A 549

49. Kleine Stellen
Die Schmerzen nehmen kleine Stellen in Anspruch, als ob sie durch harten Druck der Fingerspitzen verursacht würden. A 559

50. Strecken
Ab und zu fühlt sich die Haut des Bauches steif und gestreckt an. A 562
Gähnen und Strecken. A 567
Gähnen und Strecken am ganzen Körper. A 568

51. Fehlender Ehrgeiz
Gleichgültig, untätig, aber möchte nicht still sitzen; ruhelos, aber will nicht gehen; eiliges Gehabe, Verlangen, etwas zu tun, aber spürt keinen Ehrgeiz; Gefühl von unbedingt erforderlichen Pflichten und völlige Unfähigkeit, diesen nachzukommen; sexuelle Erregung. He 1.12

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Die Ängste und Empfindlichkeiten von Lilium-tigrinum-Menschen kreisen um die Themen Arbeit und Zeit. Selbst wenn ihre Leistungsfähigkeit von aussen her betrachtet ganz normal ist, können sie vom Gefühl befallen sein, dass sie nicht fähig sind, mit ihrer Arbeit und ihren Aktivitäten qualitativ, quantitativ und zeitlich fertig zu werden. Die Aufgaben türmen sich zu Bergen auf, denen nicht beizukommen ist. Mache ich meine Arbeit richtig? Kann ich sie zu Ende führen? Arbeite ich nicht viel zu langsam? Dieses Grundgefühl treibt den Lilium-tigrinum-Menschen zu jener gehetzten Aktivität, die typisch ist für das klassische homöopathische Bild dieses Mittels. Das Insuffizienzgefühl in bezug auf ihre Arbeit betrifft in ganz besonderem Masse die Pflichten, d.h. jene Aufgaben, die von aussen her gesetzt werden. Lilium tigrinum leidet daher unter einem abnormen Pflichtbewusstsein.
Lilium-tigrinum-Menschen streben immer das Beste an. Sie sind häufig mit dem Erreichten unzufrieden und beneiden ihre Mitmenschen. Alles, was nicht ganz perfekt ist, ist ihnen ein Greuel. Alles, was am Reifen, im Entstehen, in der Entwicklung ist, geht ihnen zu langsam. Sie sind ungeduldig mit sich, mit den anderen, mit allem. Das Gefühl, irgendwo stecken zu bleiben, erweckt gewaltige Ängste. Die Ruhe, das Stehenbleiben sind ihnen unerträglich, sie müssen ständig in Bewegung und aktiv sein. Oft wissen die Lilium-tigrinum-Menschen selbst nicht, warum sie so gehetzt sind. Ihr Aktivitätsdrang und ihre Eile haben häufig keinen äusseren Grund. Sie haben das Gefühl, von einem unsichtbaren Dämon angetrieben zu werden und kennen den Zweck ihrer Hast nicht. Manchmal erleben sie diesen dunklen Trieb als ein quälendes, kaum zu befriedigendes sexuelles Verlangen. Genauso wie ihre gehetzte Aktivität findet die sexuelle Spannung nur in der Aktivität eine gewisse Beruhigung, sobald sie ruhen, wird der Sexualtrieb unerträglich. Beschwerden im Sexualbereich sind typisch: Die Sexualorgane schmerzen, sind ausserordentlich empfindlich und fühlen sich wie geschwollen an. Oft stellt sich bei Lilium-tigrinum-Frauen ein Gefühl ein, als ob sie am Gebären wären: die Gebärmutter drängt nach unten und aussen, als ob sie von aussen mit der Hand zurückgehalten werden müsste. Während einer Schwangerschaft haben diese Frauen das Gefühl, die Geburt könnte losgehen, was auch häufig geschieht, ständig droht eine Frühgeburt.
Psorische Lilium tigrinum-Menschen halten nicht viel von ihrem Intellekt. Sie glauben, dass ihre Fähigkeit wahrzunehmen und zu denken eingeschränkt ist. Sie fürchten sich deshalb oft vor geistigen Leistungen und meiden intellektuell ausgerichtete Berufe und Aktivitäten. Sie verstehen sich eher als Praktiker. Sie wählen häufig Bildungsgänge, in denen wenig oder nur praxisbezogene Theorie vermittelt wird. Es kann sein, dass Lilium-tigrinum-Jugendliche ihre gymnasiale Laufbahn beenden, nicht weil sie leistungsmässig zu schwach sind, sondern weil sie endlich etwas Praktisches tun wollen.
Lilium tigrinum-Menschen kennen deshalb die Gefühle ätherischer Geistigkeit kaum. Sie fühlen sich abwärts gedrängt, in den Boden gedrückt, animalisch und von dunklen Trieben beherrscht. Eine häufige Angst von Lilium tigrinum ist die Furcht, verrückt zu werden. Dahinter steckt das Gefühl, nicht richtig in der Realität zu sein. Lilium-tigrinum-Menschen wollen ihr Verhalten nicht aus den Gegebenheiten der Umgebung oder den Ratschlägen ihrer Mitmenschen ableiten. Das ist eine ganz spezielle Form von Eigensinn oder Selbständigkeit, die aber eben dieses Gefühl zur Folge hat, nicht ganz in der Realität zu stehen und etwas "ver-rückt" zu sein. Lilium-tigrinum-Menschen ertragen es schlecht, von anderen belehrt zu werden. Sie leiden häufig unter der Schule oder unter andern Bildungseinrichtungen. Bildung passiv aufzunehmen, entspricht ihnen nicht. Wenn schon, dann wollen sie aktiv lernen, durch praktische Tätigkeit.
Die Angst vor der Beeinflussung durch die Mitmenschen führt dazu, dass sie eine gewisse Distanz zu diesen wahren. Das macht sie einsam und lässt sie doch hie und da daran zweifeln, ob sie ohne mitmenschlichen Kontakt auskommen. Dann wünschen sie sich jemanden, der mit ihnen spricht und ihnen Gesellschaft leistet. In der Regel sind sie aber der Kommunikation abgeneigt. Sie reagieren schroff, wenn jemand sie anspricht, sie wollen nicht in ein Gespräch verwickelt werden und haben eine Abneigung gegen Lesen und Schreiben.
Die Angst, passiv etwas von aussen zu erleiden, hat ihre Auswirkungen auf das Liebesleben von Lilium tigrinum. Nur wer sich durch einen andern Menschen anziehen und bezaubern, d.h. auch verändern lässt, kann wirklich lieben. Lilium tigrinum möchte sich nicht durch die reale Persönlichkeit des Liebespartners anziehen lassen, es möchte den Inhalt seiner Liebe selbst bestimmen. Seine Liebesbeziehungen erhalten auf diese Art etwas "Ver-rücktes": Der Freundeskreis eines Lilium-tigrinum-Menschen fragt sich vielleicht, warum dieser die unmöglichsten Beziehungen über Jahre aufrechterhält. Lilium tigrinum möchte auch selber nicht aufgrund seiner Persönlichkeit, sondern aufgrund seiner perfekten Werke geliebt werden. Es gehört deshalb wie Ignatia zur Differentialdiagnose der Mittel der "pathologischen Liebe".

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Lilium-tigrinum-Menschen, die den Verlust leugnen, zeichnen sich durch vornehme Überlegenheit und Gelassenheit aus. Sie kennen keine Insuffizienzgefühle bezüglich ihrer Arbeit und Tätigkeit. Sie handeln zielstrebig, schnell und ruhig. Dort, wo es nötig ist, nehmen sie sich jedoch genügend Zeit, um eine Handlung reiflich zu überlegen und deren Verwirklichungschancen genau einzuschätzen. "Gut Ding will Weile haben" ist ihr Motto. Auch wenn Schwierigkeiten auftauchen, sind sie überzeugt, dass sich letztlich doch noch alles zum Guten wenden wird. Sie sind überzeugt, dass das Werden und die Entwicklung genau so wichtig sind wie das Endprodukt. Sie haben Freude am Resultat, auch wenn es noch Dinge zu verbessern gäbe, und sie sind mit dem zufrieden, was sie besitzen und erreichen können. Sie gönnen den anderen ihre Erfolge und sparen nicht mit Lob. Sie lieben intellektuelle Beschäftigung, Theorien und philosophische Diskussionen, weil sie den menschlichen Verstand verehren. Nur ihm verdankt der Mensch, dass er seine dunkle animalische Triebnatur zügeln kann. Sie verachten die Menschen, die sich nicht beherrschen können und immer wieder von ihren Trieben überwältigt werden. Die Sexualität muss eingebettet sein in eine von Vernunft gesteuerte Liebesbeziehung, andernfalls ist sie schmutzig und primitiv.
Bei aller Vorliebe für eine hochstehende Geistigkeit pflegen diese Menschen eine praktische und realitätsbezogene Vernunft. Sie gehen von den Gegebenheiten aus und beziehen die Erfahrungen anderer mit ein. Sie betonen, wie dankbar sie für Ratschläge sind, sie informieren sich, bilden sich weiter, lesen und schreiben viel. Die Kommunikation mit ihren Mitmenschen ist ihnen ein Bedürfnis. Dabei wählen sie sich ihre Partner (auch die Liebespartner) sorgfältig aus.
Lilium-tigrinum-Menschen, die die Übertretung wiederholen, werden zu rücksichtslosen, aber wenig nützlichen Machern. Ihre Geschäftigkeit wird zum Selbstzweck. Sie handeln gedankenlos und ohne genau zu wissen wozu. Das schnelle und scheinbar perfekte Resultat befriedigt ihren Narzissmus, ist aber von geringem Nutzen, weil es nicht den Bedürfnissen der Realität entsprechend entwickelt worden ist. Sie lachen über jene, die seriös, d.h. zielstrebig und überlegt arbeiten und handeln. Genauso Selbstzweck wie ihr Handeln ist ihre ziellose Sexualität. Sie unterscheidet sich wenig von der tierischen Fortpflanzung. Im Vordergrund stehen die Zoten und die häufige und schnelle Kopulation.

Egolyse
Der egolytische Lilium-tigrinum-Mensch akzeptiert seine Insuffizienz bezüglich einer überlegten Tätigkeit. Zunächst verliert er die Fähigkeit, richtig wahrzunehmen, seinen Verstand beharrlich auf ein bestimmtes Ziel zu richten und klar nachzudenken. Er wird ziellos und langsam, schliesslich unfähig, überhaupt noch etwas zu tun. Verloren gehen insbesondere auch die Fähigkeiten, die er zum Austausch mit seiner Umgebung brauchen würde: Er vergisst, was er sagen wollte, kann das rechte Wort nicht finden, seine Gedanken nicht mehr ausdrücken und sich an nichts mehr erinnern.

Alterolyse
Der alterolytische Lilium-tigrinum-Mensch verflucht die ihn umgebende Realität, weil diese ihn auf bestimmte Handlungsziele festlegen will, während er die vollkommene Schöpfung anstrebt. Ebenso wird er aggressiv gegen seine Mitmenschen, deren Ratschläge und Informationen er als Einmischung in sein selbstbestimmtes Handeln erlebt.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Lilium tigrinum möchte alleiniger Schöpfer einer vollkommenen Wirklichkeit sein, ohne dafür — wie ein Mensch — überlegt und zielgerichtet handeln zu müssen.

Transzendenter Wert
Der Mensch kann nur zweckgerichtet handeln. Er wird bei seinem Tun von realen äusseren oder imaginierten inneren Dingen bewegt. Mit anderen Worten: Das menschliche Handeln hat — ob bewusst oder unbewusst — immer eine Ursache. Da für Gott keine äussere Ursache besteht, unterliegt auch sein Handeln, d.h. die Schöpfung, keinem Zweck. Diese ist lediglich eine Äusserung göttlicher Vollkommenheit und Güte. Gott ist daher vollkommen und gut, ohne dass er zweckgerichtet handelt.

Menschliche Daseinsbedingung
Der Mensch als Geschöpf ist weit davon entfernt, ein voraussetzungslos handelnder Schöpfer zu sein. Sein Handeln muss sich vielmehr auf die von Gott geschaffene Welt beziehen. Wenn er etwas tun will, muss er von den in der Schöpfung impliziten möglichen Zwecken ausgehen.
Dem Menschen fehlt nicht nur die Möglichkeit, ohne Zweck zu handeln, er wird auch niemals eine vollkommene Wirklichkeit schaffen können. Dazu müsste er selbst der ewige, erste und alleinige Verursacher aller Dinge, d.h. Gott sein.
Der Mensch kann aber als Teilhaber an der Vervollkommnung der Wirklichkeit arbeiten. Sein Handeln ist aus dieser Sicht Tun, das sich auf dem Weg zur Vervollkommnung befindet. Er muss akzeptieren, dass sein Handeln immer unvollkommen bleibt, auch wenn es auf grössere Vollkommenheit hinzielt. Beim Handeln, das von anderen Ursachen abhängig ist, gibt es keine reine Aktivität. Das aktive Tun hat immer auch ein passives Element: Der aktiv handelnde Mensch wird gleichzeitig passiv bewegt, nämlich vom Zweck seiner Handlung. Der Mensch kann nur zielstrebig und sinnvoll handeln, wenn er in seiner Handlung beides vereint, Aktivität und Passivität.
Der Zweck, der das passive Element einer Handlung begründet, ist gleichsam der äussere Reiz für eine Handlung. Der Mensch, der die verschiedenen Dinge der Aussen- und Innenwelt und damit auch die verschiedenen möglichen Zwecke wahrnimmt, muss durch Verstand und Urteil aus diesen Zwecken jene auswählen, die er für sich als gut erkennt. Erst dann kann er unter Auswahl geeigneter Mittel mit seinem Willen diese Güter zu erreichen versuchen. Jede Handlung und jeder Willensakt setzen deshalb als aktiv-passive Leistung einen Erkenntnisakt voraus. Lilium tigrinum lehnt sich dagegen auf. Es möchte eine rein aktive Handlung ohne notwendigen Erkenntnisakt. Dadurch verliert sein Handeln den menschlichen Aspekt, es ist nicht mehr überlegt.

Kerne

Schuld
Lilium tigrinum möchte der alleinige und vollkommene Schöpfer sein. Es weigert sich, unvollkommen wie ein Mensch zu handeln: indem es die Bedingungen für sein Handeln aus seiner Umwelt und den Erfahrungen der Mitmenschen "abliest" und nach reiflicher Überlegung zur Tat schreitet. Es schreit nach dem perfekten Produkt, hier und jetzt, ohne Verzug.

Verlust
Weil Lilium tigrinum sich weigert, sein Handeln aus den konkreten Bedingungen und Erfahrungen abzuleiten, verliert es den Bezug zur Realität und zu den Mitmenschen. Seine Fähigkeiten zur Kommunikation verkümmern. Weil es die reifliche Überlegung vor dem Handeln zurückweist, verkümmern sein Wahrnehmungsvermögen, die Fähigkeit zur reiflichen Überlegung und seine Beharrlichkeit. Da kein konkreter Zweck gut genug ist, verliert es seine Zielstrebigkeit und seine Zufriedenheit. Sein Anspruch nach Vollkommenheit führt dazu, dass Geduld, Ruhe und das Gefühl, gut und schnell arbeiten zu können, verloren gehen.

Strafe
Lilium tigrinum fürchtet sich vor Krankheit und Tod, weil diese sein Werk noch vor der Vollendung abbrechen könnten. Es erträgt nicht, belehrt zu werden. Vorlesungen und Kurse sind ihm zuwider. Ruhe, Rast und Stillsitzen verschlechtern. Das sexuelle Verlangen ist quälend stark, gleichzeitig sind damit ein schlechtes Gewissen und die Angst um das Seelenheil verbunden. Die Sexualorgane sind besonders betroffen, sie drängen nach unten und nach aussen. Lilium tigrinum fühlt seine tierische und triebhafte Seite hervortreten, es glaubt, ihr ausgeliefert zu sein.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Schreien (Thema 9)
Zu den sinnverwandten Ausdrücken von "Schreien" gehören: brüllen, als ob er am Spiess stecke, und sich beherrschen. Lilium tigrinum schreit, weil es die Beherrschung verliert oder weil es in Zeitnot ist.

Der Himmel aus Messing, die Erde aus Eisen (Thema 15)
Der Name Tigerlilie beschreibt das Aussehen der Blüte. Diese ist rot oder orange und kräftig schwarz getüpfelt. Das "schwarze" Eisen wurde sowohl in der biblischen Tradition wie auch im alten China als vulgäres Metall dem nobleren Kupfer entgegengesetzt. Das Eisen ist irdisch, chthonisch, dem Geist entgegengesetzt. Bei Hesiod symbolisiert die Eisen-Rasse die Herrschaft des Materiellen, des Rückschritts in die brutale Gewalt des Unbewussten.
Das rote Kupfer ist dagegen ein Symbol des Wassers, des Lebensprinzips aller Dinge, aber auch des Lichts, das vom Kupferring ausgeht, welcher die Sonne umgibt, sowie des Wortes, das Frucht bringt.
Die wirkliche Schöpferkraft geht vom Himmel, vom Geistigen, vom Bewussten aus. Im Gegensatz zum roten Kupfer, das männlich ist, wird das gelbe Kupfer (Messing) als weiblich betrachtet. Der Gegensatz zwischen Messing und Eisen gibt sehr deutlich die in der Tigerlilie ausgedrückte Spannung wider: Um wirklich fruchtbar zu sein, muss der Mensch seine passiv empfangende (weibliche) Schöpferkraft einsetzen. Die unbewussten generativen Kräfte erhalten ihr sinnvolles Ziel durch Elemente der Realität, die über Wahrnehmung und Verstand passiv-aktiv in das handelnde Subjekt einfliessen.
Die Tigerung (gelb-schwarze Streifung) der Lilie drückt deshalb auf einer symbolischen Ebene direkt den Konflikt dieser Pflanze aus: Nur das Messing-Gelb kann das Eisen-Schwarz so zügeln, dass eine sinnvolle, d.h. der Realität angepasste Handlung resultiert. Eine meiner Patientinnen hatte in ihrer Kindheit eine grosse Vorliebe für die starken Farben schwarz und gelb. DDS S. 329 und 433

Wildheit (Thema 20)
Wild bedeutet im Lexikon der sinnverwandten Wörter: ungeregelt, durcheinander, unvereinbar, heftig, feurig, toll leidenschaftlich, unbändig, unbezähmbar, ungestüm, roh, kannibalisch, grob, rücksichtslos, viehisch, unfügsam, jählings, bacchantisch, begeistert, bestialisch, bizarr, blindlings.

Die Muskeln des Körpers gehorchen träge dem Willen (Thema 22)
Dieses Symptom drückt aus, wie in der Egolyse der Wille seine Macht über die Lokomotorik verliert.

Abhängigkeit von anderen (Thema 22)
Kann nicht für sich entscheiden, hängt von den anderen ab. Indem Lilium tigrinum die passive Bestimmung durch die äusseren Dinge und die anderen Menschen zurückweist, wird es unfähig zu entscheiden und wird so erst recht abhängig von den anderen Menschen.

Abneigung gegen Brot (Thema 25)
Das tägliche Brot ist das wichtigste Grundnahrungsmittel. Lilium tigrinum möchte sich nicht auf die Alltagsrealität ausrichten.

Herz wie umklammert (Thema 28)
Im Okzident ist das Herz der Sitz der Emotionen, der Leidenschaften DDS S. 263. Die E-motio, der Anstoss einer Bewegung, erfolgt durch ein äusseres Element, das wir als gut begehren. Lilium tigrinum nimmt seine Emotionen fest in den Griff, weil es allein aus sich selbst heraus handeln will.

34. Fehler beim Buchstabensehen (Thema 34)
Lilium tigrinum sieht beim Lesen nur die geraden Striche, nicht die Bögen. Die Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten. Der eilige Lilium-tigrinum-Mensch nimmt nur diese wahr, die Kurvenlinie wäre ein zu grosser Umweg.

ANDERE HYPOTHESEN


Es existiert eine Hypothese der AFADH von 1991:
Der Fehler von Lilium tigrinum besteht darin, dass es glaubt, es würde mehr geliebt, wenn es eine Frucht allein produziert, anstatt in Zusammenarbeit mit dem geliebten Wesen.
Mme. Fayeton hat diese Hypothese noch etwas modifiziert: Im Vordergrund von Lilium tigrinum steht eine Liebesproblematik. Wie Gott für seine perfekte Schöpfung von den Menschen geliebt wird, möchte auch Lilium tigrinum als perfekte(r) Schöpfer(in) geliebt werden.
Die vorliegende Hypothese geht von diesen Hypothesen aus, fasst jedoch den transzendenten Wert präziser: Weil Lilium tigrinum der perfekte Schöpfer sein will, kommt eine passive Bestimmung durch andere Dinge von aussen nicht in Frage. Folglich muss es Wahrnehmung und Erkenntnis zurückweisen und sich von der Aussenwelt und den Mitmenschen distanzieren. Die Liebesproblematik resultiert aus der Weigerung, sich durch äussere Dinge bewegen zu lassen.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Petroleum
Lehnt ebenfalls die Distanz zwischen Potenz und Akt ab. Es möchte bereits allmächtiger reiner Akt sein, die Vollendung bereits erreicht haben. Aber Petroleum möchte nur für sich selbst die Vollendung. Lilium tigrinum will der vollkommene Schöpfer sein, darum ist sein Aktivitätsdrang viel prägnanter.

Conium
Bei Conium geht es um den kreativen Akt der Schöpfung neuer Menschen (Fortpflanzung), nicht um die Schöpfung einer vollkommenen Welt. Conium möchte dabei nicht nur Teilhaber sein, sondern allein und aus dem Nichts schöpfen. Weil der Anspruch von Lilium tigrinum umfassender ist, ist auch sein Tatendrang entsprechend grösser.

Ignatia
Ist von den Mitteln der pathologischen Liebe jenes, das Lilium tigrinum am nächsten kommt. Beide gehen ganz schwierige Liebesbeziehungen ein. Lilium tigrinum will sich nicht durch die konkrete Persönlichkeit des Geliebten anziehen lassen, so dass es diese vernachlässigt. Ignatia setzt alles einzig auf die Karte der Liebe und glaubt, die konkrete Persönlichkeit des Geliebten sei damit nebensächlich. Beide missachten so die Realität und scheitern. Die Mittel sind relativ einfach zu unterscheiden, weil Ignatia keine Schöpferproblematik beinhaltet.

THOMAS VON AQUIN


In der Lilium-tigrinum-Problematik masst sich der Mensch an, vollkommener Schöpfer wie Gott sein zu wollen, während er höchstens unvollkommener Schöpfer sein kann. Diese Problematik behandelt Thomas in ST I 44.4 "Ist Gott die Zweckursache von (sonst) allem?"
Die genannte Stelle bei Thomas von Aquin bringt den Zusammenhang zwischen den wichtigsten Grundkomponenten des Lilium-tigrinum-Prüfungsbildes zutage, nämlich erstens Schöpfung, Aktivität, zweitens der Ziellosigkeit dieser Aktivität, drittens dem Streben nach Vollkommenheit und viertens der Zurückweisung der Realität, der Kommunikation mit den Mitmenschen, der Wahrnehmung und des Denkens.
Jedes Geschöpf, das heisst jedes unvollkommene Tuende, "tut um eines Zweckes willen". Das heisst, es wird bei seinem Handeln immer von einem inneren oder äusseren Zweck angestossen oder bewegt. Die Handlung eines Geschöpfs ist daher immer eine Mischung aus Aktivität und Passivität: es tut und erleidet gleichzeitig. Bei Gott ist das anders: Da nichts ausserhalb von Gott existiert, gibt es für ihn auch keine äusseren Zwecke und somit auch keinen passiven Anteil bei seinem Handeln. Gottes Handeln wird von keinem äusseren Zweck bestimmt, es ist rein aktiv. Er ist der vollkommene Schöpfer. Ausserhalb von ihm gibt es nichts. Darum beneidet Lilium tigrinum Gott.

ZUR SUBSTANZ


Lilium tigrinum ist eine kräftige, unempfindliche Lilie, die in Japan und China beheimatet ist. Dort wird sie seit mehr als tausend Jahren wegen ihrer weissen, eiförmigen Esszwiebel angebaut, sie treibt bis zu ein Meter hohe Stengel. Die Blüte erreicht einen Durchmesser von ca. zehn Zentimeter Sie ist orange bis zinnoberrot gefärbt und mit kräftigen, fast schwarzen Punkten übersät.

QUELLEN


Autor: Peter Mattmann-Allamand, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 5
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 6
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
DtW Peltzer/von Normann, Das treffende Wort, Ott Thun, 1993
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985
Bild Keines