Naja tripudians

Aus MasiWiki
Version vom 3. Oktober 2016, 16:31 Uhr von 3T (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Naja fühlt sich als Opfer des Zufalls und der Willkür eines höheren Wesens. Der psorische Naja-Mensch ist dauernd gequält von der Einbildung, dass seine Werke verkehrt und falsch sind. Was er auch tut, es wendet sich zum Ungewollten, zum Schädlichen. Daher die Verdoppelung des Willens, der ihn einerseits antreibt, ihn andererseits lähmt: Es ist die Fragwürdigkeit seiner Ergebnisse, die ihn davor zurückschrecken lässt, etwas weiteres zu tun. Da die Ergebnisse nie die beabsichtigten sind, da er nur Misserfolge erlebt, zieht er es am Ende vor, gar nichts mehr zu tun. Seine Gedanken spielen alle möglichen Massnahmen durch, mit deren Hilfe er die Zufälle abwehren und sein Werk vollenden kann. Aber die konkrete Wahl der Mittel kann er nur erahnen, bestimmt werden sie letztlich durch die Umstände, die Tatsächlichkeit der Ereignisse.



Lesen Sie weiter...

Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Die Themen drehen sich im wesentlichen um das Problem, dass Naja glaubt, alles gehe schief, und er finde nicht die rechten Mittel, um allen Zufällen vorzubeugen, obwohl er eine genaue Vorstellung davon hat, was er erreichen will.


1. Unfähigkeit, etwas zu tun
Beträchtliche Niedergeschlagenheit, und ein Gefühl der Unfähigkeit für irgendeine Form von Anstrengung (...) A 9
(...) Grosse Untauglichkeit für Anstrengung, mit Schmerzgefühl über dem ganzen Kopf (...) A 10
(...) Traurigkeit und Unentschlossenheit. A 12
(...) Wenn ich das Gefühl hatte, noch Pflichten nachkommen zu müssen, so hatte ich zur gleichen Zeit den starken Drang, dies nicht zu tun (...) A 13
(...) Ein geringer Anlass versetzt ihn in eine vollkommene Seelenqual für andere (...) A 14

2. Haar im Larynx
(...) als ob ein Haar im Kehlkopf wäre. He 43.1

3. Alles, was er tut, erscheint falsch
(...) Gewissheit, dass alles falsch läuft. A 9
(...) während zwei oder drei Stunden schien mit mir alles falsch zu laufen und ich schien ohne Arzneimittel zu sein (...) A 10
(...) Ich fühlte, dass alles was getan wurde, in falscher Weise getan wurde, nichts konnte richtig gemacht werden (...) A 13
(...) begann Bilder zu ersinnen von möglichen Ungerechtigkeiten und Missgeschicken (...) A 14

4. Unerledigte Aufgaben, vernachlässigte Pflichten
(...) Grosse Untauglichkeit für Anstrengung (...) A 10
(...) Wenn ich das Gefühl hatte, noch Pflichten nachkommen zu müssen, so hatte ich zur gleichen Zeit den starken Drang, dies nicht zu tun und war ausserordentlich unruhig als Folge davon; ich schien eine verstärkte Wahrnehmung für das zu haben, was ich erledigen müsste, aber zur gleichen Zeit eine unerklärliche Neigung, es nicht zu tun (...) A 13

5. Kontrolle durch eine übermenschliche Kraft
Wahnidee, ist unter übermenschlicher Kontrolle. Rep
(...) ich schien eine verstärkte Wahrnehmung für das zu haben, was ich erledigen müsste, aber zur gleichen Zeit eine unerklärliche Neigung, es nicht zu tun, worauf ich unwiderstehlich genötigt war hervorzubringen:"Ich kann nichts dafür, weiss nicht warum, aber ich kann es nicht tun." (...) A 13

6. Zwei Willen
(...) Wenn ich das Gefühl hatte, noch Pflichten nachkommen zu müssen, so hatte ich zur gleichen Zeit den starken Drang, dies nicht zu tun (...) ich schien eine verstärkte Wahrnehmung für das zu haben, was ich erledigen müsste, aber zur gleichen Zeit eine unerklärliche Neigung, es nicht zu tun (...) A 13

7. Verletzt durch eingebildete Katastrophen
(...) bildet sich ein, sie sei in einem fürchterlichen stürmischen Regen, beklagt sich, kalt zu haben, dass sich der Wagen überschlagen und sie am Kopf verletzt habe. He 1.5

8. An Hunger sterben
Wahnidee, verhungern müssen. Rep

9. Gesteigertes sexuelles Verlangen
Grosse Niedergeschlagenheit mit Sorge um die Zeugungsorgane. A 11
Anhaltendes heftiges sexuelles Verlangen, aber mit wenig körperlicher Kraft. A 314

10. Verspielt und fröhlich
Gute Laune; sehr erregbar und verspielt, mehr als sonst. A 1
Vermehrte Ausgeglichenheit und heitere Laune. A 15
Spazierte im Freien; jede Dumpfheit verschwand, gefolgt einem ungewöhnlichen Zustand der Erregung und Energie, geistig und körperlich (...) der Zustand der Erregung währte bis am Abend. A 19

11. Angeregter Gemütszustand
Vermehrte Ausgeglichenheit und heitere Laune. A 15
Schneller in einer gereizten Stimmung als üblich. A 17.
(...) gefolgt von einem ungewöhnlichen Zustand der Erregung und Energie, geistig und körperlich die ganze Nacht anhaltend, in einer lebhaften und wachen Verfassung, was am Morgen das Gefühl gibt, die ganze Nacht wach gewesen zu sein (...) A 19

12. Mangelhafte Erinnerung
Vergesslichkeit. A 23
Sehr vergesslich. A 24
Vergisst alles. A 25
Gedächtnis verwirrt. A 26
Lange und lebhafte Träume nachts, wenig Erinnerung an die Themen. A 521

13. Verwirrung
Trägheit des Geistes. A 6
Ziemlich träge im Geist (...) A 7
Beträchtliche geistige Niedergeschlagenheit (...) A 9
Grosse geistige Niedergeschlagenheit heute morgen (...) A 10
Grosse Niedergeschlagenheit mit Sorge um die Zeugungsorgane. A 11
Fühlt sich so dumpf am Abend (...) A 21
Blödes und verwirrtes Gefühl. A 22
Geistesabwesenheit. A 27
Verwirrung des Kopfes. A 29
Leicht verwirrtes Gefühl im Kopf. A 30
Kopf träge. A 33
Trägheit im Kopf. A 34
Trägheit um den Kopf. A 35
Kopf fühlt sich schwer an, mit Schwindel, oder eher träger, verwirrter Geisteszustand. A 36
Schwere des Kopfes. A 37
Anstelle der Kopfschmerzen spürt er eher eine dumpfe Schwere. A 38
Ein Gefühl von Hohlheit durchzieht den ganzen Kopf (...) A 39

14. Neue Pläne
Lebhafte Träume, Themen, Tagesgeschäfte werden nebst zusätzlichen Dingen im Gedächtnis wachgerufen, dazu neue Pläne für den kommenden Tag. A 522

15. Arbeit
(...) Bereit zur Arbeit, lebhafter Geist. A 14
Fühle mich heute besser in Form für die Arbeit. A 20

16. Selbstmord
Seine Gedanken wanderten, aber schliesslich wurde es besser; kurze Zeit später nahm er eine Axt in der Hand, um wie er sagte, Holz spalten zu gehen, plötzlich spaltete er seinen eigenen Kopf in zwei Teile; er war verrückt geworden. A 3
Träume von Mördern, Selbstmord, Feuer, usw. A 523

17. Feuer
Träume von Mördern, Selbstmord, Feuer, usw. A 523

18. Wein und Alkohol
Ist schnell angegriffen durch sehr wenig Wein oder andere alkoholische Getränke. A 2
Kopfschmerz (...) ich nahm ein halbes Weinglas voll klaren Branntwein, was den Schmerz vollständig auflöste. A 74
Kopfschmerz (...) alkoholische Getränke lösten ihn sofort auf. A 87

19. Melancholie durch eingebildete Sorgen
(...) begann Bilder zu ersinnen von möglichen Ungerechtigkeiten und Missgeschicken, über denen das Hirn brütet (...) der Geist brütet über eingebildete Sorgen (...) macht sich selber eingebildete Sorgen. A 14

20. Weinen
Sehr leicht emotional bewegt, angenehm oder unangenehm, verursacht dies eine starke Neigung zu Tränen. A 4
Sie weinte und schien viel Schmerz zu erdulden. A 5

21. Stürmischer Regen, Frieren
(...) bildet sich ein, sie sei in einem fürchterlichen stürmischen Regen, beklagt sich, kalt zu haben, dass sich der Wagen überschlagen und sie am Kopf verletzt habe. He 1.5

22. Kopf
(...) Kopf sehr schmerzhaft und der Geist sehr niedergeschlagen. A 9
Sehr schlimme Kopfschmerzen. A 45, 46, 47
Gefühl als ob das Gehirn in der Stirn locker wäre. A 85
Das hartnäckigste und auffälligste Symptom waren heftige Kopfschmerzen. A 87
(...) dass sich der Wagen überschlagen und sie am Kopf verletzt habe. He 1.5
Seit Beginn der Menopause vor acht Jahren Neigung zu qualvollen Kopfschmerzen. He 3.8

23. Druck und Enge
(...) traurige Gedanken, mit Druck und Knebelgefühl im Hals (...) A 14
Zusammenschnürungsgefühl und Trockenheit im Hals. A 194
Krampf im Hals. A 187
Empfindung in der Brust, als ob ein Zentnergewicht darauf läge. He 29.2

24. Steine im Bauch
Druck wie von Steinen im Magen, nach jeder Mahlzeit. A 255

25. Milchfluss nimmt ab
Milchfluss hat sehr stark abgenommen. A 367

26. Herz
Gefühl als ob das Herz zusammengeschraubt wäre. He 43.1
Einschnürungsgefühl in der Herzgegend. He 43.26

27. Beziehung zwischen Herz und Ovar
(...) Gefühl als ob Herz und Eierstock zusammengeschnürt wären, ein Gefühl von Verkürzung oder Zusammenziehen zwischen den beiden Organen. He 29.6

28. Unerträgliche Schmerzen
Sie weinte und schien viel Schmerz zu erdulden. A 5
(...) Kopf sehr schmerzhaft (...) A 9
(...) Neigung zu qualvollen Kopfschmerzen. He 3.8

29. Tabak
Der Kopfschmerz wurde stark gelindert durch das Rauchen einer kleinen Pfeife milden Tabaks. A 74

30. Trockenheit
Trockenheit des Mundes. A 162-167
Grosse Trockenheit des Mundes. He 12.1

31. Angst in der Brust bei Kummer
Angst in der Präkordialgegend während grossem Kummer. He 1.6

32. Sprache
Hörte auf intelligent zu reden. A 181
Konnte nicht artikuliert sprechen. A 182
Bald sprachlos und empfindungslos. A 183
Unfähig zu sprechen. A 184
Unfähig zu sprechen; er war sich seiner Sache nicht bewusst und konnte keine Antwort geben. A 185
Zwölf Stunden später, nachdem er wieder Lebenszeichen zu geben begann, konnte er wieder sprechen. A 186

33. Heisses Eisen
Gefühl von Beklemmung in der Brust, als ob ein heisses Eisen hineingerammt werde. He 29.2

34. Verlust des Sehens
Verlust des Gesichtssinns. A 120
Konnte nichts sehen, obwohl seine Augen offen waren. A 121

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Die massive Entscheidungsschwäche steht im Vordergrund der Naja-Problematik. "Ich habe alles so gut gemacht, wie ich nur konnte, aber diesen Umstand konnte ich nicht voraussehen. Wie hätte ich diese Situation denn anders meistern können?" Er kann nicht einmal die einfachsten Dinge voraussehen, die denn auch prompt zum Misserfolg führen. Jede triviale Aufgabe ist ein "heisses Eisen" für ihn, und er schreckt wie eine Heulsuse vor der kleinsten Sache zurück. Ein weiterer Anlass zur Klage ist das Gefühl von Durchsetzungsschwäche, wenn er etwas tatsächlich anpackt. Ihm fehlt dann die Kraft und er hält sich für ein mageres Würstchen ("wenn ich nur ein paar Kilos mehr hätte.."), oder er meint, er könne unheilbar krank werden. (Je nach Ausprägung wechselt dieses Symptom schon in den Bereich der Egolyse). Auch mangelt es ihm an Ausdauer und am langen Atem. Immer sind es die Umstände, die ihm die Entscheidung zum Handeln schwer machen. So versucht er ohne Ende, die Motive der anderen zu berücksichtigen, er will da nichts verpassen, aber seine eigenen Pläne vergisst er dabei. In einem Naja-Fall der AFADH trat ein Waschzwang auf. Dieser hat mit dem Anliegen zu tun, mit sauberen Händen und reinen Mitteln zum Ziel zu kommen.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Im Triumph ist Naja ein vom Schicksal begünstigtes Glückskind. Das Cäsar-Wort: "veni, vidi, vici" drückt diese Haltung eines begnadeten Strategen aus, für den jeder Misserfolg ausgeschlossen ist. Er hat eine wirklich grosse Aufgabe zu erfüllen und verhält sich dabei völlig rücksichtslos gegen seine Mitmenschen.
Was das Feld der Vorsehung angeht, kann man sich jemanden vorstellen, der sich dem Geschäft der Wahrsagerei und dem Orakel verpflichtet fühlt. Er benutzt alle Mittel wie Fasten, Schlafentzug und Drogen, um sich in einen hellsichtigen Zustand zu versetzen, der ihn in die Zukunft blicken lässt.
In einem weniger ausgeprägten Stadium bereitet er sich nicht auf ein Examen vor, er vertraut darauf, dass nur solche Fragen vorkommen werden, auf die er die Antwort aus dem Ärmel schütteln kann.
Oder er versucht, jeglichen Zufall aus seinem Leben zu verbannen: Seine Intention ist unfehlbar, er ist vorbereitet auf alle Eventualitäten. Überraschungen gibt es nicht oder werden mit feiner Nase vorausgeahnt. Alle Vorfälle sind beherrschbar, ein mit allen Wassern gewaschenes Organisationstalent findet schon das rechte Mittel und ist dabei trickreich und nicht wählerisch. Wie ein Held besteht er jede Bewährungsprobe. Der Zweck heiligt die Mittel und er lenkt sein "Schiff" mit eisernem Willen.
Denkbar ist auch die Variante des zum grotesken Übergewicht neigenden Staatslenkers, der alle Probleme und Gefahren einfach stoisch aussitzt. Jemand, der die Ereignisse in Gang bringt, sie vielleicht bis zum wahnsinnigen Tempo einer Achterbahn beschleunigt, und dann durch seine unverrückbare Masse unbeeindruckt jeden "Crash" ignoriert.
Ebenso denkbar ist der Ermittler - der Mailänder Staatsanwalt Di Pietro z.B. mit seiner Kampagne der "Mani Puliti" -, der unter diesem Motto der "sauberen Hände" eine gewaltige Kampagne gegen die Korruption in der Politik auslöst und die gesamte Staatsführung wegen ihrer unsauberen Methoden vor die Anklage und ins Gefängnis bringt.

Egolyse
Verzweifelt akzeptiert er, dass er trotz all seiner Anstrengungen niemals gewinnt. Er ist völlig unentschlossen. Der Zufall ist unüberwindlich, nichts kann recht gemacht werden, also tut er lieber nichts. Ein Fatalist, der sich der Allmacht des Schicksals unterwirft. Das Leben ist kurz, und seine Gottesgaben sind nur mager. Er denkt an Selbstmord.
Das oben angeführte Beispiel des gegen die Korruption vorgehenden Ermittlers sieht in der egolytischen Phase so aus: Er quittiert unter irgend einem Vorwand den Dienst, als er bemerkt, dass die Politik nicht "sauber" zu kriegen ist. Er gibt alle Ämter auf und wird, weil er nun ganz ohne Protektion und schutzlos geworden ist, selber Opfer der Verfolgung durch seine rachsüchtigen alten Gegner.

Alterolyse
Hier klagt Naja darüber, dass die anderen ihm dauernd Knüppel zwischen die Beine werfen, ihn dauernd kleinlich kritisieren und wegen seiner Fähigkeiten missachten. Überall sieht er Hindernisse und Verrat. Man hat ihm die Mittel genommen, um ans Ziel zu kommen, und er kann sie nicht wiedererlangen.
Im behandelten Fall des Ermittlers gegen die politische Korruption wäre der Kommentar dann: „Politiker sind eben Verbrecher, und keinen stört das."

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Naja hat den starken Drang, eine Sache auf eine bestimmte Weise zu erledigen, es steht ihm ganz klar vor Augen wie, aber gleichzeitig fällt er sich selber in den Arm und bleibt - zu seiner eigenen Verzweiflung - untätig. Er weiss sehr genau, was zu tun ist, er hat kein Problem mit der Wahl des erstrebten Zieles oder Objekts. Nicht diese Etappe im freien Wahlentscheid ist betroffen, vielmehr ist sein Wille von etwas gelähmt, das diesem ersten Schritt folgen muss, um handlungsfähig zu sein. Denn obwohl er genau weiss, was zu tun ist, scheint alles schiefzugehen. Der Grund dafür ist, dass Naja jegliche Fehlermöglichkeit in seinen Handlungen von vorneherein ausschliessen will. Er möchte unfehlbar sein, nicht in der Bewertung seiner Pläne, aber in ihrer Ausführung, in der Wahl der Mittel und im Resultat seiner Arbeit. Er will schon zu Beginn, dass das Ergebnis seiner Absichten und Konzepte unbeeinflusst von den Umständen ihrer Entstehung bleibt. Um aber das Ziel seines Werkes vollkommen in die Tat umsetzen zu können, muss der Einfluss des Zufalls getilgt werden.

Transzendenter Wert
Gott sprach: "Es werde Licht"- und es ward Licht. Naja neidet Gott die Eigenschaft, dass seine Werke sich allein nach seinem Willen ausbilden. Gottes Pläne erfüllen sich gemäss seiner Entwürfe und unterliegen keinen Zufällen. Insofern bedarf sein Werk auch nie einer Berichtigung, denn in ihm kann es keine Irrtümer und Fehler geben. Alle Ereignisse und Zufälle sind in Gottes Vorsehung immer schon vorweggenommen. Naja beneidet nicht Gottes Willen, sondern den Umstand, dass dieser frei ist von den Fährnissen und Zufällen des Schicksals. Gottes Akte sind vollkommen, denn sein Wille ist die einzige Richtschnur seiner Resultate. Gottes Intentionen und seine Werke sind eines.

Menschliche Daseinsbedingung
Naja leidet an der Fehlerwahrscheinlichkeit, dem Irrtum und dem Zufall, denen jede menschliche Handlung unterworfen ist. Normalerweise tut jeder sein Bestes, um seine Geschäfte wie geplant umzusetzen, ist sich dabei aber jederzeit klar, dass unvorhersehbare Umstände das Ergebnis beeinflussen und verändern können. Diese Zufälle führen dazu, dass der Mensch die Mittel, um zum Ziel zu gelangen, immer wieder neu den Umständen anpassen muss. Man kann also sagen, dass die Anpassung der Mittel an die tatsächlichen Umstände die menschliche Möglichkeit ist, mit den unvorhersehbaren Zufällen zurechtzukommen. Darüber hinaus gilt: Für alle Projekte bedarf es der Mithilfe einer höheren Macht, unter deren schützenden Hand erst etwas gedeihen kann. Naja weist diese unsichtbare Hand Gottes zurück. "Wenn es nur einen Zweifel am Ergebnis gibt, dann lasse die Finger davon."

Kerne

Schuld
Er will alles, was er tut, nur auf die von ihm geplante Weise tun, er möchte den Zufall, aber auch die glückliche Fügung abschaffen.

Verlust
Er verliert die geistige wie die körperliche Durchsetzungskraft. Sein Verstand und sein Gedächtnis verlassen ihn. Der Atem wird ihm eng und das Herz setzt aus. Er verliert die Mittel und den rechten (Schlangen-)"Biss" um eine Sache, einen Plan in die Welt zu setzen, wenn nötig auch gegen den Widerstand unerwarteter Umstände.

Strafe
Angst vor jeder Verletzung, v.a. des Kopfes. Er braucht den klaren Kopf, den gesunden Körper, um sich durchsetzen zu können. Angst vor der Schwäche, dem Erfrieren, dem Hungern. Angst vor den Zufällen, die seine Pläne durchkreuzen können (z.B. Unfälle, Unbill des Wetters, Mord). Angst davor, dass ihm ein heisses Eisen in die Brust fährt, d.h. jede Trivialität wird zu einem hohen Risiko.

Rechtfertigung
Er steht unter dem Einfluss einer übermenschlichen Kraft, die ihn daran hindert, sein Werk zu beenden.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Verminderte Milchsekretion (Thema 25)
Die Mutter kann ihr Kind nicht weiter nähren, was eine Bedrohung für das "Werk" der Mutter bedeutet. Naja leidet an allem, was seine Werke nicht wachsen lässt.

Steine im Magen (Thema 24)
Im Französischen ist der „Stein im Linsentopf“ eine Metapher für den Zufall.

Unter dem Einfluss einer höheren Macht (Thema 5)
Der geheilte Naja-Mensch kann gut leben mit der Macht des Zufalls.

Das Gefühl des heissen Eisens, das ihm in die Brust fährt (Thema 33), steht symbolisch für seine Angst, sich an jeder brenzligen Sache leicht zu verbrennen.

Enge zwischen Herz und Ovar (Thema 27)
Diese symbolische Verbindung zwischen dem Organ der überzeugten Gefühle für eine Sache und dem Organ der Prokreation, der Erzeugung, fehlt dem Naja-Menschen am meisten.

Der Kopf (Thema 22) ist besonders gefährdet, so z.B. in der Phantasie vom Unfall, ebenso in der Empfindlichkeit für die Wirkung von Wein und Tabak. Dies weist auf das Bedürfnis hin, seine Planungen und Strategien mit allen Mitteln - bis hin zum Doping - zu optimieren.

Regensturm, Unfall, Verletzung, Feuer, Hunger, (Selbst-)Mord und allerhand eingebildete Sorgen sind die apokalyptischen Plagen, die ihm seine Zukunft versauern.

Das Haar im Larynx (Thema 2) sowie die unverständliche Rede (Thema 32) hindern am Aussprechen des schaffenden Wortes.

Die unerträglichen Schmerzen (Thema 28), die er ausstehen muss, sind Ausdruck dafür, dass alles wie ein Martyrium, wie Folter aufgefasst wird.

ANDERE HYPOTHESEN


Die Hypothese von Masi, die hier zugrundegelegt wurde, weicht etwas ab von der Hypothese des AFADH. Das beneidete Gut ist bei letzterer der göttliche Wille, der die einzige Regel und einzige Funktion des göttlichen Wirkens ist. Naja will aus sich selbst entscheiden, wie er zum Ziel kommt und mit welchen Mitteln. Folgt man dieser Hypothese, so ist dies ein Mensch, der nur gemäss seinen Regeln und Willkürakten handelt, der den anderen diktatorisch seinen Willen aufnötigt. Demgegenüber ist Gottes Wille nicht zu einem äusseren, höheren Ziel hingeordnet. Der Mensch aber ist gezwungen, sich auf sein letztes Ziel hin zu orientieren, um in seinen Handlungen recht zu gehen. Dabei muss sich sein Wille gewissermassen führen lassen. Bei dieser Hypothese aber, so kritisierte Masi, komme der Themenkreis der Vorsehung und des Schicksals zu kurz.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Phosphoricum acidum
Ist der verlorene Sohn, der sich an die Stelle des Vaters setzen will und sich abgeschnitten fühlt von der väterlichen Offenbarung.

Aconitum
Lebt von seinen schnellen Entscheidungen. Angst, das Ziel zu verfehlen und der Versuch, die Situation zu beherrschen. Er akzeptiert nicht, dass es Zufälle sind, die ihn zum Ziel führen.

Bryonia
Verliert die menschliche Vorsicht, weil er die göttliche Vorsehung beansprucht, die ihm ein Höchstmass an Sicherheit garantiert.

Calcium carbonicum
Schätzt die Vorsehung als die Befähigung, die Zukunft genau zu kennen.

Calcium silicicum
Ist unfähig, den Lebenden gegenüber Verantwortung zu übernehmen. Der Mutter geht die Milch aus. Die Beziehung zu den Toten ist inniger als diejenige zu den Lebenden, für deren Vorsehung er sich zwanghaft verantwortlich fühlt.

Cocculus
Richtet seine extreme Besorgtheit auf die Nächsten, um dadurch selber Bedeutung zu erlangen. Er will die Bestimmung jedes einzelnen kennen, um ihm vollkommen bis zum Ende dienen zu können, was jedoch nur Aufgebe der Vorsehung sein kann.

Formica rufa
Formica ist verloren gegenüber dem Unvorhergesehenen. Er will einzigartig sein, sich nicht der göttlichen Finalität unterstellen, seine Entscheidungsfreiheit soll nicht der Vorsehung gehorchen müssen.

Gelsemium
Das Problem ist hier der Versuch, sich für die Zukunft zu rüsten wie ein Wächter. Für ihn ist der Zufall nur dann zu beherrschen, wenn er immer auf dem Posten bleibt. Sein Leiden beginnt, wenn er sich physisch nicht ausreichend wachhalten kann und sich dann unvermutete Dinge ereignen.

Natrium sulfuricum
Ist der Naja-Hypothese sehr nahe: Er hat den Erfolg gewollt, ohne die Versagerrate durch den Zufall zu akzeptieren. Anders als bei Naja will er den Erfolg geschenkt bekommen, er glaubt, Anspruch auf den Lottogewinn zu haben.

Stannum
Meint, die Vorsehung sei ein Problem der Haushaltung und Rationierung der Mittel, um das Ziel zu erlangen.

Sulfuricum acidum
Weigert sich, Verletzungen zu vermeiden, indem er sich geistig vorsieht. Man kann sich gegen Verwundungen durch Klugheit und Vorsicht schützen.

THOMAS VON AQUIN


"Ist alles der göttlichen Vorsehung unterworfen?" (DTA I.22.2)
(...) "Jeder klug Vorhersehende schliesst, soviel er kann, Fehler und Übel von dem aus, wofür er Sorge trägt. Wir sehen aber viele Übel in den Dingen. Also kann Gott sie entweder nicht verhindern und ist dann nicht allmächtig, oder Er sorgt nicht für alles. (...) Aber man muss notwendig sagen, dass alles nicht nur im allgemeinen, sondern auch im einzelnen der göttlichen Vorsehung unterliegt. Das wird klar aus folgendem. Da jedes Wirkende um eines Zieles willen wirkt, erstreckt sich die Hinordnung der Wirkungen auf das Ziel so weit, als die Ursächlichkeit des ersten Wirkenden sich erstreckt. Darum nämlich kann in den Werken eines Wirkenden sich etwas ereignen, was nicht auf das Ziel hingeordnet ist, weil diese Wirkung aus einer anderen Ursache folgt, die ausserhalb der Absicht des Wirkenden liegt. Die Ursächlichkeit Gottes aber, der das Erstwirkende ist, erstreckt sich auf alles Seiende.
(...) Es verhält sich mit dem [Menschen], der für etwas Besonderes zu sorgen hat, anders als mit dem Allvorhersehenden [Gott]. Denn der Teilvorhersehende schliesst von dem Gegenstand seiner Sorge, soweit er kann, Fehler aus. Der Allvorhersehende aber lässt bei irgendetwas Besonderem einen Fehler zu, um nicht das Gut des Ganzen zu gefährden. (...) Verderbnisse und Mängel (...) liegen in der Absicht der allgemeinen Natur [Gottes], weil der Mangel des einen zum Guten des anderen oder auch zum Guten des Weltalls überhaupt gereicht. Denn das Vergehen des einen ist das Werden des Anderen, durch das die Art erhalten bleibt.
(...) Wenn man alles Böse verhinderte, fehlte viel Gutes in der Welt; denn der Löwe kann nicht Leben ohne Tötung der Tiere. Noch gäbe es eine Geduld der Märtyrer, wenn es keine Verfolgung von Tyrannen gäbe.“

ZUR SUBSTANZ


Naja, die Kobra oder Brillenschlange, gehört zur Schlangenfamilie der Elapidae. Die Giftdrüsen der Schlangen sind umgewandelte - oder besser - spezialisierte Speicheldrüsen. Schlangengift tötet die Beute und unterstützt durch proteolytische Enzyme die Verdauung. Im Elapidengift kommt u.a. die Phospholipase A vor, die für die Hämolyse verantwortlich ist. Grob lässt sich die Wirkung von Schlangengiften einteilen in eine hämorrhagische, Blut- und Körpergewebe auflösende, und eine neurotoxische Wirkung, die die Nervenübertragung lähmt. Zu letzterer Wirkung zählen die Kardiotoxine, die das Herz schädigen. Die Kobras speien auch Gift zu ihrer Verteidigung, dabei verspritzen sie gezielt Gift durch heftigen Luftausstoss aus den Lungen, meist gegen das Gesicht und die Augen des Angreifers - eine höchst wirksame Waffe, die zum Erblinden des Gegners führen kann. Elapidengift verursacht eigentümlicherweise nur geringen Schmerz an der Bissstelle. Das Opfer klagt über Müdigkeit und Schwäche. Der Blutdruck ist niedrig, es treten Sehstörung und Ptose, intensiver Speichelfluss und Enge im Schlund auf. Das Gift lähmt zuletzt die Thorax- und Zwerchfellmuskulatur durch Versagen des Atemzentrums, die Atmung wird immer flacher, bis schliesslich - im Durchschnitt nach 8 Stunden - der Tod eintritt.
Interessant ist, dass diese Schlange mit Vorliebe in der Nähe von Menschen siedelt.

QUELLEN


Autor: Christoph Weihe, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 6
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 7
Rep Synthesis, Schroyens, Greifenberg 1994
DTA Thomas von Aquin, Die Deutsche Thomas-Ausgabe, Band 2, Salzburg 1931 Ludwig Trutnau, Schlangen Bd. 2, Verlag E. Ulmer, Stuttgart 1982
Bild Keines