Nuphar luteum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Da Nuphar die Lust bei einer Verrichtung von deren eigentlichem Ziel abtrennt, nämlich der Er-Zeugung, leidet er bei allen kreativen Prozessen, und zwar um so mehr, je stärker sie mit Lust einhergehen. Er steht ständig unter grosser innerer Erregung, die sich nicht auflösen kann.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Erstens exzessive moralische Empfindsamkeit für das Leiden von Tieren. In diesen Zusammenhang gehören die körperlichen Themen des Drucks - die moralische Last - auf Kopf und Gehirn, die Überempfindlichkeit der Haut - dagegen hilft das "dicke Fell" der Psoriasis -, die Schwäche v.a. beim Verlust von Stuhl und Körperausscheidungen - aufgrund einer emotionalen Anspannung.
Zweitens verursachen die Bewegung, das Gehen wegen der Unruhe der Beine, die geringste Erschütterung - auch im moralischen Sinn - und der kleinste Widerspruch Leiden.
Drittens lassen die lasziven Gedanken ihn nicht los, ohne dass er dabei jedoch Lust auf Sexualität verspürt.


1. Mitleiden mit Tieren
Ausserordentliche moralische Empfindlichkeit, die einen grossen Schmerz verursacht, wenn er das Leiden von Tieren sieht. A 1

2. Ungeduld beim geringsten Widerspruch
Heftige Ungeduld beim leisesten Widerspruch. A 55, He 1.1

3. Wollüstige Gedanken und Libido
Dumpfe, flüchtige Schmerzen im rechten Hoden während mehreren aufeinanderfolgenden Tagen; ein ähnlicher, rechtsseitiger Schmerz am Ende des Penis; mehrere Stiche im linken Hoden mit linksseitigen Schmerzen am Ende des Penis. A 38
Verminderung der Erektionen und des sexuellen Verlangens. A 40
Vollständiges Ausbleiben des sexuellen Verlangens; Penis und Hodensack erschlafft. A 41
Vollständiges Ausbleiben der Erektionen und des sexuellen Verlangens; die wollüstigen Gedanken, die seine Vorstellungswelt besetzen, verursachen keine Erektionen. A 42
Fortgesetztes Ausbleiben der Erektionen und des sexuellen Verlangens.
A 43
Abnahme der wollüstigen Gedanken und der sexuellen Neigung für etwa zehn Tage; gegenteilige Wirkung während der folgenden Tage. A 44
Kopfschmerzen begleiten den matten Zustand der Geschlechtsorgane. He 3.2

4. Leuchtende Funken
Beim Stehen in der Sonne erfüllt eine Menge hell leuchtender Funken das Gesichtsfeld, welche von aussen kommend im Zentrum zusammenlaufen; oft in der Folge von schwerem Husten wahrgenommen. A 23

5. Haut
Äusserst heftiges Jucken der Kopfhaut, vor allem nachts. A 17
Häufige Stiche an der vorderen Oberfläche des linken Oberschenkels. A 49
Es erschienen an verschiedenen Stellen des Körpers eine Anzahl roter Flecken, ziemlich gleichmässig in der Kontur, eiförmig oder rund, erhaben, und bedeckt mit kleinen, silbrig-weissen Schuppen, kurz: Psoriasis ähnelnd; es gab einige auf der Hinterseite der Arme, aber sie waren äusserst reichlich auf der Vorderseite der Beine vorhanden; sie juckten heftig, vor allem abends; Reiben entfernte die kleinen Schuppen, welche sich schnell wieder vermehrten, sie blieben einige Tage und fielen dann wieder weg durch das Kratzen, welches durch den Juckreiz verursacht wurde; dieser Ausschlag blieb anderthalb Monate; als er verschwand und sich die Schuppen nicht mehr bildeten, wurde die Haut an jeder Stelle der Flecken leicht rötlich oder gelblich. A 58
Ein roter, leicht erhabener Fleck, übersät mit kleinen weissen Schuppen, und heftig juckend, auf der Innenseite des rechten Armes in Nähe der Achsel (Psoriasis); ein roter, ovaler, erhabener Fleck so gross wie ein Fünf-Cent-Stück (pièce de vingt-cinq centimes), auf der Innenseite des linken Armes, genau wie ein Psoriasis-Fleck, bedeckt mit silbrigen Schuppen, abfallend und sich alle paar Tage erneuernd, und heftig juckend, vor allem abends. A 59
Verschlimmerung einer sieben Jahre anhaltenden, mässigen Pityriasis capitis (Kopfschuppen); vor allem morgens und abends ist das Jucken unerträglich, und der Kamm ist voller Haare. A 60
Empfindungen wie Flohstiche an verschiedenen Stellen während mehreren Tagen. A 61
Empfindung wie Flohstiche an verschiedenen Punkten, auf den Beinen, in der Nähe der Gelenke; und auf den Armen in der Nähe des Handgelenks; eine ähnliche Empfindung an verschiedenen Stellen der Haut. A 62

6. Gehen und Bewegungsapparat
Sehr schmerzhafte, zermalmende Erschütterung im Gehirn durch jeden Schritt beim Gehen. A 3
Schmerzhafte, zermalmende Schläge in der rechten Vorderseite des Gehirns beim Gehen. A 11
Schmerzhafte Empfindung hinter dem Brustbein beim Rennen, als ob die darunterliegenden Organe heftig geschüttelt würden. A 45
Sogar langsames Gehen verursacht einen schmerzhaften Stich in der linken Flanke, welcher durch Druck erleichtert wird. A 48
Beständige Unruhe und Müdigkeit in den Beinen. A 50
Anfälle von sehr akuten, aber vorübergehenden Schmerzen auf der Innenseite des äussersten Gelenkes des rechten grossen Zehs beim Gehen. A 53
Schwäche der Gliedmassen am Abend. A 54

7. Geschüttelt werden
Sehr schmerzhafte, zermalmende Erschütterung im Gehirn durch jeden Schritt beim Gehen. A 3
Schmerzhafte, zermalmende Schläge in der rechten Vorderseite des Gehirns beim Gehen. A 11
Schmerzhafte Empfindung hinter dem Brustbein beim Rennen, als ob die darunterliegenden Organe heftig geschüttelt würden. A 45

8. Gehirn und Kopf
Sehr schmerzhafte, zermalmende Erschütterung im Gehirn durch jeden Schritt beim Gehen. A 3
Dumpfe, manchmal stechende Schmerzen im rechten Grosshirnlappen. A 7
Dumpfe Schmerzen im linken Grosshirnlappen. A 8
Schmerzhafte, zermalmende Schläge in der rechten Vorderseite des Gehirns beim Gehen. A 11
Stiche im linken, vorderen Teil des Gehirns; ähnliche, aber weniger heftige Empfindungen auf der anderen Seite. A 12
Heftige Stiche in der linken Seite des Gehirns. A 15
Kopfschmerzen begleiten den matten Zustand der Geschlechtsorgane. He 3.2

9. Gewicht und Druck
Schweregefühl im ganzen Kopf mitten am Tag. A 2
Drückende Kopfschmerzen in der Stirn und der linken Schläfe; Stirnkopfschmerz abwechselnd mit linkem Schläfenkopfschmerz, stellt sich ein an der frischen Luft. A 6
Schmerzhaftes Drücken in der rechten Schläfe. A 13
Sehr schmerzhaftes Gefühl von Gewicht an den Schläfen am Morgen. A 14
Schmerzhaftes Schweregefühl in der Augenhöhle, an der Basis des Schädels, ein sehr häufiges Symptom seit dem Beginn der Prüfung. A 19
Dumpfe Schmerzen und Gefühl einer schmerzhaft drückenden Last in der Augenhöhle den ganzen Tag, seit dem Morgen im rechten Grosshirnlappen und an der rechten Seite des Hinterkopfes. A 20
Sogar langsames Gehen verursacht einen schmerzhaften Stich in der linken Flanke, welcher durch Druck erleichtert wird. A 48

10. Stechen
Stechen und Brennen am Anus nach jedem Stuhlgang. A 31
Stiche wie von Nadeln im Enddarm oberhalb des Anus. A 32
Sogar langsames Gehen verursacht einen schmerzhaften Stich in der linken Flanke, welcher durch Druck erleichtert wird. A 48
Häufige Stiche an der vorderen Oberfläche des linken Oberschenkels. A 49
Empfindungen wie Flohstiche an verschiedenen Stellen während mehreren Tagen. A 61
Empfindung wie Flohstiche an verschiedenen Punkten, auf den Beinen, in der Nähe der Gelenke; und auf den Armen in der Nähe des Handgelenks; eine ähnliche Empfindung an verschiedenen Stellen der Haut. A 62
Stechende Schmerzen im Enddarm wie von Nadeln. He 20.10

11. Unruhe
Beständige Unruhe und Müdigkeit in den Beinen. A 50

12. Schwäche
Von Zeit zu Zeit Schwäche in der Gegend der Magengrube. A 26
Schwächegefühl und leichte Schmerzen beim Drücken der Oberbauchgegend. A 27
Gelblicher Durchfall während der letzten drei Tage, vor allem sehr früh morgens; fünf- oder sechsmal Stuhlgang pro Tag, ohne Koliken oder Bauchbeschwerden, ausser von Zeit zu Zeit ein Gefühl der Schwäche in der Gegend der Magengrube (...) A 35
Schwäche der Gliedmassen am Abend. A 54 A 54
Schwächegefühl. A 56
Die Kraft von Leib und Seele und das gesunde Aussehen, welche beeinträchtigt waren, begannen wieder aufzublühen. A 57
Durchfall, der ihn zwingt, mehrmals aufzustehen gegen 5 bis 6 Uhr früh; Brennen am Anus; allgemeine Erschöpfung; keine Koliken. He 20.2
Stuhlgang früh morgens, Schwäche der Gliedmassen, allgemeine Erschöpfung. He 20.3
Durchfall; schmerzlos am Morgen; mit Erschöpfung; während Typhus. He 20.7
Choleradurchfall seit einer Woche; Stuhlgänge verursachen grosse Erschöpfung, Patient ist im letzten Stadium der Auszehrung. He 20.9
Allgemeine Erschöpfung; Schwäche durch Flüssigkeitsverlust. He 36.1

13. Oberflächen
Ganze vordere Oberfläche des Magens leicht schmerzhaft. A 25
Häufige Stiche an der vorderen Oberfläche des linken Oberschenkels. A 49
Es erschienen an verschiedenen Stellen des Körpers eine Anzahl roter Flecken (...) A 58

14. Der grosse Zeh
Stiche an der Unterseite des letzten Gliedes des rechten grossen Zehs am Abend. A 52
Anfälle von sehr akuten, aber vorübergehenden Schmerzen auf der Innenseite des äussersten Gelenks des rechten grossen Zehs beim Gehen. A 53

15. Samenverlust
Schwächende nächtliche Samenabgänge während der Genesung von Typhus. He 23.3
Unwillkürliche Pollutionen im Schlaf, beim Stuhlgang und beim Urinieren, mit völliger Abwesenheit von Erektionen; Unfähigkeit, den Geschlechtsakt zu vollziehen; allgemeine Schwäche; Verdauungsstörung, blass und matt. He 23.4

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Zeugungsaktivität und Lust sind immer getrennt. Entweder er hat Lust, dann fehlen die physiologischen Bedingungen der Zeugung: beim Mann die Erektion und die Ejakulation, bei der Frau die Ovulation oder der geregelte Zyklus. Oder er empfindet die Sexualität als langweilig und wenig erfüllend und hat nie Lust. Jede vegetative Funktion verursacht Schwäche.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Bei der Kompensation des Verlusts ist Nuphar der Asket, der jede Lust zurückweist als zu niedriges Motiv für menschliches Handeln. Beispielsweise ist er ein Verfechter des Zölibats, der sexuellen Beherrschung und Enthaltsamkeit.
In der Wiederholung der Übertretung verfügt er über eine exzessive Sexualität und Lustfähigkeit, über viele sexuelle Kontakte. Sexuelle Beziehungen gelten nur der Lustbefriedigung. Er macht keinen Hehl daraus, dass er auf die Liebe pfeift, wenn der Sex stimmt. Ein "Womenizer" und sexueller Abenteurer, oder ein "Don Juan". Er ist ein Anführer gegen die sexuelle Unterdrückung durch gesellschaftliche Normen, etwa wie Hugh Hefner, der engagierte Gründer des "Playboy"-Imperiums im prüden Nachkriegs-Amerika, der sich zum Trendsetter in Sachen Lifestyle machte, indem er die Kunst der Lustmaximierung pflegte. Interessant ist, dass in seinen Clubs die Frauen als "Bunnies", als Häschen - der Hase ist ein Symbol der sexuellen Potenz und der Fruchtbarkeit - ausstaffiert wurden, aber im Gegensatz zur beabsichtigten Attraktivität dieser Inszenierung nicht angefasst werden durften. Damit machte er sein Frauenideal zu einem Zwitter von sexueller Verfügbarkeit einerseits und Unberührbarkeit und Sterilität andererseits.
Die Erzeugung neuen Lebens überlässt Nuphar nämlich anderen, z.B. als Züchter seinen Tieren, wobei er solche Tiere bevorzugt, die sich rasant vermehren, z.B. Kaninchen. Seine Befriedigung findet er in der Schaffung von Umständen, die den Tieren die Fortpflanzung gestattet. Man denke an eine ältere Dame, die ein Heer von Katzen versorgt, und sich an deren Vermehrung erfreut. Ebenso könnten die Tauben- und Entenfütterer in den Parks von daher motiviert sein. Die Fortpflanzung der Tiere verdankt sich der Gnade des Nuphar-Menschen: Er beteiligt sich durch seine Intelligenz und Umsicht an ihrer Fortpflanzung, nicht mittels der Lust. Aber auch in der Egotrophie ist Nuphar kein Intellektueller, denn die Vernunft ist hier nicht das zentrale Thema, sondern nur die leitende Richtschnur für die Leidenschaft.
Der maskiert egotrophe Nuphar-Mensch ist ein Verführer, der von der grossen Liebe raunt und dabei vorgibt, sexuell ein Asket zu sein.

Egolyse
Er kann nicht hinreichend für seine "Herde" sorgen. Er hegt und pflegt seine Schützlinge, aber statt dass sie sich vermehren, kümmern sie nur vor sich hin, und er ist machtlos dabei.
Oder er kann sich keine Lust erfüllen, er ist impotent und steril, während ihn Unmengen erotischer Phantasien quälen. Dabei tut er dann so, als ob Sexualität ihm nichts bedeute, er findet nichts dabei. "Was soll bloss dieser öde, immer gleiche Austausch der Geschlechtsorgane beim Sex?"

Alterolyse
Seine Zuchtbemühungen werden sabotiert. Die Fruchtbarkeit seiner Kreaturen wird ständig behindert. Oder er hindert die Kreaturen selber an ihrer Fortpflanzung, wie Georg Kreisler im Chanson "Gehen wir Tauben vergiften im Park" besingt.
Die anderen verderben ihm den Spass an der Sexualität, also sollen sie selbst auch keinen haben, er wird zum Eiferer gegen die Sucht nach Sex und Promiskuität: "Sex ist etwas, bei dem man sich vor allem ansteckende Krankheiten holt."

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Nuphar leidet an allen Umständen, in denen Freude und Lustgewinn sich an die Erfüllung eines Ziels rückbinden oder auf ein Ergebnis vorgreifen. Der schöpfende Anteil der Lust ist ihm zuwider und es scheint ihm, dass die Freude sich an die Er-Zeugung versklavt hat. Nuphar versucht, die beiden siamesischen Zwillinge Lust und Zeugung zu trennen. Beide tauchen bei ihm nur isoliert auf. Beispielsweise wird den Gedanken allein die Zeugungskraft zugestanden, den Organen des Körpers die Genussfähigkeit.

Transzendenter Wert
Gott erschafft ohne leidenschaftliche Beteiligung oder Regung. Nuphar will wie Gott zwanglos erschaffen können, aus freiem Willen, nicht an die Fesseln der Lust gebunden, ohne die Zwänge der Libido.

Menschliche Daseinsbedingung
Nuphar verweigert sich der menschlichen Lebensbedingung, sinnliche Freude und Erfüllung durch die Er-Zeugung im Geschlechtsakt zu empfinden. Der Geschlechtsakt ist das erstrangige Beispiel für die verbindliche Beziehung von Freude und Erschaffung. Damit trennt Nuphar die Freude bei der Sexualität von deren eigentlichen Bestimmung ab, nämlich der Mithilfe bei der Erschaffung neuen menschlichen Lebens. Dieses notwendige innere Band zwischen Erschaffung und Freude durchreisst Nuphar. So empfindet er Lust nur, wenn dabei sicher nichts herauskommt. Oder er überlässt die Er-Zeugung gewissermassen stellvertretend anderen und freut sich dann wie ein Schaffergott an diesen fremden Werken, als wären es seine eigenen. Im Gegensatz dazu muss jede wahre Freude ihr Ziel enthalten, die Lust ist nur Eigenschaft diese Ziels, ohne das sie sonst nur frustriert wird. Erst in der Erlangung des Ziels stellt sich der höchste Genuss ein.

Kerne

Schuld
Nuphar hat nicht akzeptieren wollen, dass seine Lust nur Folge oder Funktion der Zeugung ist. Er hat die Freude von der Zeugung trennen wollen, nun kann er beides nicht mehr gleichzeitig erleben. Seine Schuld ist die enorme Ausweitung des Verlangens und der Libido.

Verlust
Entweder verliert der Er-Zeugungsakt seinen Lustaspekt, oder umgekehrt bleibt der Genuss steril und ergebnislos. Das Symptom dazu: Mangelnde Erektion bei wollüstigen Gedanken. Seine sexuellen Phantasien sind übersteigert, aber seine Genitalien sind schwach. Damit kann er nie sein Verlangen erfüllen und entspannen.

Strafe
Schmerzen und Überempfindlichkeit, wenn Tiere leiden. Seine Lust und sein Verlangen sind extrem gesteigert, aber er kann nicht geniessen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Grosszeh (Thema 14)
Der grosse Zeh ist im afrikanischen Kulturkreis ein Symbol für eine aussergewöhnliche Herkunft: Der Held wird nicht aus der Vulva seiner Mutter geboren, sondern kommt durch ihren rechten grossen Zeh zur Welt. Der grosse Zeh ist ausserdem ein Symbol der sexuellen Macht.

Mitleiden mit den Tieren (Thema 1)
Dieses erklärt sich aus dem Neid auf die tierische, instinkthafte Libido, die keine Zurückhaltung kennt, bei der Lust und Zeugung niemals getrennt sind. Nuphar liebt es, Tiere beim Genuss und der Befriedigung ihrer tierischen Triebe zu beobachten. Er ist entrüstet, wenn im Gegensatz dazu Tiere leiden müssen.

Geschüttelt werden (Thema 7)
Die extreme Empfindlichkeit des Gehirns auf Erschütterung erinnert an die Sensibilität eines schwangeren Uterus. Nuphar will das Organ der Gedanken zum Zeugungsorgan umfunktionieren.

Haut (Thema 5)
Die vielen Symptome der Haut weisen auf die Kontaktfunktion dieses Organs hin, denn die Berührung der Haut ist die wichtigste Quelle der Lustempfindung, im Gegensatz zu anderen Sinnesorganen, die mehr der Erkenntnis dienen, wie z.B. die Augen. Nuphar will die Sexualität nicht dem Verstand unterwerfen, der ihm sagt, dass Lust und Zeugung zusammengehören.

Leuchtende Funken (Thema 4)
Das Sehen der leuchtenden Funken beim Stehen in der Sonne verweist symbolisch auf die aussergewöhnlich virile Zeugungsmacht der Sonne. Funkenflug steht im Spanischen sprichwörtlich für Durchdringen, Penetrieren, womit Nuphar nicht zurechtkommt. Der Funken ist auch als Zeichen der Intelligenz und Wirksamkeit zu verstehen. Die Bewegung der Funken vom Rand zum Zentrum passen mit dem männlichen Symbol der Sonne zusammen: die Spermien bewegen sich zum Zentrum des Eies.

Gehen und Bewegen (Thema 6)
Die Störungen im Bereich der Bewegungsorgane sind typisch für eine Störung der Orientierung auf das korrekte Ziel hin, bei Nuphar also der Entkoppelung der Lust von ihrer Ausrichtung auf die Erschaffung.

Samenverlust (Thema 15)
Das Ziel der Sexualität ist letztlich die Zeugung. Nuphar aber vergeudet seinen Samen, statt ihn zur Zeugung zu nutzen. Daher rührt auch seine Schwäche beim Verlust von Körperflüssigkeit.

ANDERE HYPOTHESEN


Die Hypothese von Stefan Preis stimmt mit der hier vorgelegten bis zu dem Punkt überein, dass die Problematik von Nuphar zu tun hat mit dem Erleben von tierischer Lust. Ausgehend vom Symptom: "Kopfschmerzen begleiten den matten Zustand der Sexualorgane" legt Preis dann den Schwerpunkt eher auf die Notwendigkeit, dass Verstand und Erkenntnis mitarbeiten müssen, um wirkliche Freude und Glückseligkeit zu erfahren. Nuphar weigert sich, den Verstand aktiv zu entfalten, um Freude und Glückseligkeit zu erlangen. Für den Menschen reicht das tierische Erleben von Lust nicht aus, nach Thomas bedarf es einer weiteren Aktivität im Willens- und zuletzt im Erkenntnisbereich, dann ist der Mensch aber auch zu einer Freude fähig, die dem Tier verwehrt ist. Nuphar scheut sich, auf diese Weise, unter Einsatz von eigener Willens- und Verstandesaktivität, Genuss zu erfahren. Damit erklärt sich gut die Problematik des Gehens, denn wer sich nicht von selbst bewegt, wird eben geschüttelt. Das Symptom der Sonne verweist so gesehen auf das aktive Prinzip, die Funken auf die Freude, die er passiv in sich eindringen lässt. Um sich mit dem begehrten Ziel zu verbinden, bedarf es also zunächst eines Vorstellungs- und Erkenntnisprozesses. Für Preis ist die Störung in der Sexualsphäre eher untergeordnet, die Kreativität hat v.a. geistige "Ladehemmungen".
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Frau Fayeton von der AFADH: Nuphar will das begehrte Gut (summum bonum) nicht durch eine körperliche Tat erlangen. Darum ist er schwach, er kann nicht gehen, ist impotent und unruhig in der Ruhephase. Er will die Freude in der reinen Gedankenaktivität finden, nicht auf die Sinne angewiesen sein, darum fliesst seine Phantasie über. Damit verlagert er den animalischen Genuss auf die Ebene des Geistes, wobei er die wahre Natur der geistigen Freude gänzlich missversteht. Die Vereinigung mit dem letzten Ziel, die höchste Freude, zu der Menschen fähig sind, erfolgt nämlich nicht mittels der Sinnenfreuden und ist darum den Tieren verwehrt. Der Intellekt soll sich bei Nuphar den Sinnenfreuden unterwerfen, insofern motiviert sich sein Mitgefühl für Tiere: er sieht bei ihnen ein ähnliches Erleben. Das aufrechte Stehen in der Sonne ist der egotrophe Versuch, sich gegen das göttliche Verstandeslicht zu behaupten. Die Verlagerung der Hauptproblematik auf die wollüstigen Ideen, auf das Leiden an der Aktion und auf die Störungen des Gehirns und Intellekts münden in die folgende Hypothese: Das von Nuphar geneidete Attribut ist Gottes immerwährende Nähe zum höchsten Gut (summum bonum). Für die französische Arbeitsgruppe ist das Problem der Fortpflanzung also ebenfalls nur ein abgeleitetes Thema.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Hepar sulfuris
Kann auch als Eiferer und Moralist auftreten. Ebenso wie Nuphar ist er leicht zu erschüttern, gleichgültig gegen das Vergnügen und dabei immer schlecht gelaunt. Er will die Seligkeit intellektuell erreichen, rein und nicht beschmutzt durch die Teilhabe der Sinne.

Conium
Will ohne die Beteiligung eines zweiten schöpferisch tätig sein und kann sich niemals helfen lassen. Er will wie Gott aus dem Nichts (ex nihilo) schaffen. Eine Beziehung zum anderen Geschlecht bedeutet Verlust der Unabhängigkeit und das Eingeständnis, Mitarbeit zu brauchen.

Staphisagria
Empfindet alle körperlichen Verrichtungen als unwürdig, er verachtet den Sexualakt wegen der Beteiligung des Körpers. Er ist hart gegen die Schwäche des Fleisches, er kann sich nicht verzeihen, wenn er sich einmal hinreissen lässt.

THOMAS VON AQUIN


Thomas sagt, dass vor dem Sündenfall die Geschlechtslust wesentlich grösser war, weil sie verstärkt wurde von der bewussten Freude, teilzunehmen am Schöpfungsakt Gottes. Die Geschlechtslust und der Genuss daran ohne Er-Zeugung wurden nach dem Sündenfall voneinander getrennt.
In der DTA I 98.2 finden wir dazu: "(...) eine gewisse Ungestalt der unbeherrschten Begierde (...) hätte es im Unschuldsstande, in dem die niederen Kräfte denen der Vernunft vollkommen unterworfen waren, nicht gegeben. Darum sagt Augustinus: Wir dürfen nicht wähnen, es hätte nur unter dem Fieber der Lust Nachkommenschaft gezeugt werden können; vielmehr würden sich die Zeugungsorgane auf den Wink des Willens angeschickt haben, wie die übrigen Glieder zu ihrer Verrichtung und ohne den verführerischen Anreiz der Begier, mit voller Ruhe des Geistes und des Leibes."
Und unter 98.2 zu 3 steht: "Die Tiere haben keine Vernunft. Darum wird der Mensch in der geschlechtlichen Vereinigung insofern tierisch, als er die geschlechtliche Vereinigung und die Glut der Begierde mit seiner Vernunft nicht beherrschen kann. Im Unschuldsstande hätte es aber nichts gegeben, über das die Vernunft nicht geherrscht hätte; nicht darum, weil die sinnliche Lust kleiner gewesen wäre, denn die Sinneslust wäre um so grösser gewesen, je reiner die Natur und je empfindsamer der Körper war; sondern weil das sinnliche Begehrvermögen sich nicht in so ungeordneter Weise über die von der Vernunft geleitete Lust erhoben hätte; dazu gehört nicht, dass sich im Sinne eine geringere Lust vorfinde, sondern dass sich das sinnliche Begehrungsvermögen der Lust nicht in unbeherrschter Weise hingebe. Ich sage aber "unbeherrscht" wegen der Richtschnur der Vernunft; so empfindet der Mässige, der die Speise in bemessenem Mass zu sich nimmt, keine geringere Lust als der Gierige, aber sein Begehrungsvermögen ruht geringer in dieser Lust. Und das bedeuten die Worte von Augustinus, die vom Unschuldsstande eine hochgesteigerte Lust nicht ausschliessen, sondern nur die Glut der Begierde und die Unruhe des Gemütes."
Im paradiesischen Zustand war also selbst das Erleben äusserster Lust immer unter Kontrolle der Verstandeskräfte, ja sie wurde dadurch noch gesteigert. Die Trennung von Lust und Zeugung ist ein Ergebnis der Vertreibung aus dem Unschuldsstand des Paradieses. Die Lust machte sich selbständig und trat in Konkurrenz zu den höheren Ordnungskräften des Verstandes, bis sie sogar vermochte, dem Menschen den Kopf zu verdrehen. Befruchtung und Empfängnis einerseits und unbeherrschte sexuelle Lust andererseits wurden zu zwei getrennten Dingen.

ZUR SUBSTANZ


Nuphar luteum ist die gelbe Teichrose aus der Familie der Nymphaeaceae.
Der Name der Pflanze Nuphar verweist uns auf die Nymphen, halb Tier-, halb Menschenwesen, die erotische Vorstellungen hervorrufen, diese aber nicht erfüllen können. Stattdessen verursachen sie Leiden, wie z.B. in der Geschichte der Loreley dargestellt wird.
Nuphar wird wie Agnus castus als Anaphrodisiakum verwendet. Im DDS finden wir dazu: Aphrodite gilt als Symbol für den Wunsch, Lust nur auf der Ebene der Sinne zu befriedigen. Die Göttin ist wegen ihrer Schönheit verführerisch, sie steht für die ununterdrückbaren Kräfte der Fruchtbarkeit, jedoch nicht in ihren Früchten, sondern in der Leidenschaft, die sie entfacht. Sie wird in der Mythologie oft begleitet von Raubtieren dargestellt. Selbst über die Götter hat sie Macht, so bringt sie Zeus um den Verstand, trotz all seiner Weisheit. Aphrodite symbolisiert den Lustaspekt bei der Zeugung, weniger den Erschaffungsaspekt, ihre Macht bezieht sie aus dem Geschlechtsgenuss ohne Er-Zeugung.

QUELLEN


Autor: Stefan Preis, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 8
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 7
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
DTA Thomas von Aquin, Die Deutsche Thomas-Ausgabe, Band 7, München/ Heidelberg 1941
Bild Keines