Valeriana

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ZENTRALE BEGRIFFE


Valeriana, Baldrian (Familie: Valerianaceae)

Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Die Beunruhigung angesichts der Fremdheit neuer Erfahrungen steht im Vordergrund. Valeriana überschätzt aber den Fremdheitsaspekt einer jeglichen Handlung, selbst einer vertrauten. Er kann mit der Unbegreiflichkeit eines Eindrucks nicht leben. Er hat sein Ziel verloren, denn er will nicht mehr unterscheiden zwischen Weg und Ziel Statt dass ihm das Ansporn ist, sich einer Sache zu widmen, ergreift er die Flucht. Er sucht beständig eine Heimat, in der er sich auskennt wie in seiner Westentasche. Die Dinge sollen sich ihm von selber in ihrem Wesen offenbaren, er möchte die Anstrengung vermeiden, welche die verstandesmässige Aneignung von Sinnesdaten nötig macht. Jede Handlung entscheidet darüber, ob sich seine Schlüsse bestätigen, die er aus den Erfahrungen gezogen hat. Seine Unruhe rührt von der Unsicherheit her, dass er seinen Urteilen nicht vertraut. Er leidet, da er sein Ziel nicht kennt.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Die Fremdheit selbst der häuslichen Umgebung und die daraus resultierende Fluchttendenz stehen einer merkwürdigen instinktiven Orientierungsfähigkeit gegenüber. Er fühlt sich wie ausgedehnt, als brauche er zuviel Platz und schränke damit andere — z.B. Tiere — ein.


1. Geistesverichtungen
Gefühl als gingen die Geistesverrichtungen leichter und lebhafter von Statten, Abends. HT 1
Gemüth heiterer als vorher; er konnte alles leichter übersehen und begreifen; eine Art Freudigkeit, wie sie nach Kaffee zu entstehen pflegt. St 233
Leichtes Verstehen, der Intellekt dominiert das Gemüt. He 1.1
Geist verwirrt, antwortet unzusammenhängend. He 1.3

2. Ideenwechsel
Überschneller Ideenwechsel, wie in Trunkenheit; es kamen dunkle, verworrene Rückerinnerungen an frühere Gedanken und Handlungen vor die Seele, welche aber mit solcher Schnelligkeit wechselten, dass er endlich ganz betäubt und gedankenlos wird und sich wie träumend erscheint. St 6
Schneller Übergang von einem Thema zum anderen. He 1.2
Wechselhaft; hypochondrische Angst oder zitternde Erregung. He 1.8
Hysterie, übererregbar, wechselnde Neigungen und Ideen. He 1.9

3. Tiere
Irrige Ideen, denkt, sie ist jemand anderes, legt sich an die äusserste Bettkante, um Platz zu schaffen; stellt sich Tiere vor, die neben ihr liegen, fürchtet, diesen Schmerz zuzufügen. He 1.4
Halluzinationen, v.a. nachts, sieht Figuren, Tiere, Männer. He 1.11

4. Abgesondert
Ängstliches, hypochondrisches Gefühl, als wären die umgebenden Gegenstände ihm entfremdet und er von ihnen abgesondert; das Zimmer erscheint ihm öde und unheimlich, es treibt ihn dasselbe zu verlassen. St 235
Irrige Ideen, denkt, sie ist jemand anderes, legt sich an die äusserste Bettkante, um Platz zu schaffen; stellt sich Tiere vor, die neben ihr liegen, fürchtet, diesen Schmerz zuzufügen. He 1.4

5. Aufgereiztheit
Krankhafte Aufgereiztheit der Nerven, ob er gleich munterer und kräftiger scheint, als vorher, so fühlt er sich doch sehr matt in den Augen, Armen, Kniekehlen. St 198

6. Furchtsam, v.a. im Dunkeln
Im Finstern Abends Furchtsamkeit (es könne ihm Jemand was zu Leide thun). St 232
Ängstliches, hypochondrisches Gefühl, als wären die umgebenden Gegenstände ihm entfremdet und er von ihnen abgesondert; das Zimmer erscheint ihm öde und unheimlich, es treibt ihn dasselbe zu verlassen. St 235
Angst, vor allem abends im Dunkeln, Herzklopfen und Zittern. He 1.7
Halluzinationen, v.a. nachts, sieht Figuren, Tiere, Männer. He 1.11

7. Die Fahrt durchs tiefe Wasser
Schlaf die zweite Nacht voll ängstlicher und zum Theil wollüstiger Träume, z.B. er fahre zu Wagen in einem tiefen Wasser. St 202

8. Freude und Heiterkeit
Zitteriges Wesen, er hat nirgends Ruhe, wie bei bevorstehender grosser Freude. St 230
Gemüth heiterer als vorher; er konnte alles leichter übersehen und begreifen; eine Art Freudigkeit, wie sie nach Kaffee zu entstehen pflegt. St 233
Ungewöhnliche Heiterkeit. HT 2
Ungewöhnliche Munterkeit, in den Abendstunden. HT 3
Munterer und heiterer als gewöhnlich. HT 4
Gefühl von Behaglichkeit im Körper, mit erhöhter Munterkeit. HT 5
Ausgezeichnete Lustigkeit, welche an Muthwillen grenzte, bei etwas schnellerem Pulse. HT 6

9. Missbehagen
Missbehagen. HT 7
Unbehaglichkeit, Missmuth und Mangel an Appetit. HT 8

10. Fülle
Blutandrang nach dem Kopfe, welcher eine nicht gerade unangenehme Benommenheit des Vorderkopfes veranlasste. HT 21
Leichter Andrang des Blutes nach dem Kopfe, in dessen Folge nicht Schmerz, sondern nur ein Zustand von Vollsein, besonders unter dem Scheitel, eine Stunde lang, entstand. HT 22
Andrang des Blutes nach dem Kopfe, mit Gefühl des Vollseins im Kopfe, und vermehrte Wärme im Gesichte. HT 23
Mittags wenig Appetit; denn nach dem Heisshunger fühlte er nicht allein den Magen und den ganzen Unterleib wie gefüllt, sondern es stieg auch durch die Speiseröhre, bis gegen Abend dauernd, ein eigenthümlicher, kratzender und Ekel erregender Reiz fortwährend, jedoch ohne alles Aufstossen, in die Höhe, und benahm ihm die Lust zum Essen gänzlich. HT 19
Der Magen schien bis zur Mittagszeit überladen zu sein, wozu sich oft Neigung zum Erbrechen gesellte; es entstand selbst nach geringen Veranlassungen wirkliches Erbrechen. HT 32
Gefühl von Vollsein des Magens, ohne Aufstossen, das nach einer Stunde in Heisshunger überging. HT 35
Gefühl von Vollsein im Magen bis Mittag, weshalb er Mittags ohne vielen Appetit isst. HT 36
Das Gefühl von Vollsein im Magen dauert bis spät in die Nacht fort, weshalb er Abends wenig essen konnte. HT 37
Aufgetriebenheit des Leibes. St 82
Im Unterleibe höchstes Ausdehnungsgefühl, als sollte er zerspringen. St 84
Wenn er den linken Arm gebeugt auf den Tisch legt (beim Schreiben), ziehender Schmerz vom Deltamuskel herab und in der Ellenbogenbeuge; lässt er ihn herabhängen, so geht das Ziehen durch den ganzen Arm zuletzt in ein Schwerheitsgefühl der Finger über, als strotzten sie von Blut. St 138

11. Schlag
Vorübergehender Schmerz, als hätte er so eben einen starken Schlag auf den Scheitel bekommen, eine schmerzlich betäubende zusammenziehende Empfindung, die, obgleich vom Scheitel als Mittelpunkt ausgehend, den ganzen Kopf einnimmt, hierauf zuerst aus den übrigen Theilen, und ganz zuletzt aus dem Scheitel verschwindet. St 12

12. Ruckweise
Stumpfes Eindrücken in der rechten Schläfe in Absätzen. St 15
Heftiges Drücken in der Stirne, worauf nach einigen Minuten Stechen in der Stirn und besonders über den Augenhöhlen folgt, das Stechen verwandelt sich bald nachher wieder in Drücken u.s.f. in beständigem Wechsel. Das Stechen ist wie ruckweise Stiche gestaltet, als wollte es zu den Augen herausstechen, einige Stunden anhaltend. St 20
Leises Zucken im rechten Ohrgange, wie leichte Rucke. St 41
Im rechten Hypochondrio schmerzhafte Rucke. St 75
Unterhalb der rechten Achselhöhle einige schnelle flüchtige Rucke, wie elektrische Schläge. St 121
In der linken Hand plötzlich heftige gleich verschwindende Rucke; beim Anfühlen thut die Stelle noch nachher weh. St 145
Durch den linken Daumen ein klammartiges, wie elektrisches mehrmaliges Zucken. St 146
Ziehen, wie flüchtige Rucke an vielen Stellen, bald vorübergehend. St 193

13. An verschiedenen Stellen
Hier und da in den Muskeln oberflächlich ein Fippern und Zucken. St 194
An mehrern Orten auf einer ganz kleinen Stelle schründendes Drücken oder Stumpfstechen, wie mit einem harten stumpfen Instrumente. St 195
Schründen hier und da an kleinen Stellen, die man mit der Fingerspitze bedecken kann. St 196

14. Plötzlich
Am linken Jochbeine flüchtiges wiederholtes Zucken. St 44
Schnelles unschmerzhaftes Fippern von Zeit zu Zeit unter der Haut der linken Backe, was ihm (zwar nicht der Fall) sichtbar seyn zu müssen deuchtet, und welches durch Streichen mit der Hand auf kurze Zeit vertrieben wird. St 46
Von der Herzgrube herab fährt plötzlich und schnell ein flüchtiges Schneiden bis zur Nabelgegend. St 79
Plötzliche Stiche in der Brust und zur Lebergegend heraus, dass er darüber erschrickt. St 119
Unterhalb der rechten Achselhöhle einige schnelle flüchtige Rucke, wie elektrische Schläge. St 121
Beim Aufrechtsitzen und Stehen plötzliche Stiche in der Gegend des Herzens, die sich beim Bücken minderten, blos beim Einathmen. St 123
Jählinges klammartiges Ziehen (eine Art Zucken) in den Muskeln des Oberarms gleich über der Ellenbogenbeuge und in den äussern Muskeln des Oberschenkels. St 135
In der linken Hand plötzlich heftige gleich verschwindende Rucke, beim Anfühlen thut die Stelle noch nachher weh. St 145

15. Ausdehnungsgefühl
Im Unterleibe höchstes Ausdehnungsgefühl, als sollte er zerspringen. St 84

16. Zerschlagenheit
Stumpf-drückender Schmerz in den Bauchmuskeln wie zerschlagen oder Verkältung, beim Einathmen schlimmer. St 92
Im Sitzen ziehender Zerschlagenheitsschmerz in der linken Unterbauchseite, nach der Mitte des Unterleibes sich verbreitend und kurz darauf Knurren in den Gedärmen. St 95
Beim Gehen vorn in der Mitte der Schienbeine Zerschlagenheitsschmerz, als wären die Röhren dort zerbrochen gewesen und noch nicht ganz geheilt (Tage lang anhaltend). St 164
Früh nach dem Aufstehen grösste Mattigkeit in den Kniekehlen und Fussgelenken mit Zerschlagenheitsschmerz über die Oberschenkel herüber und im Kreuze. St 190
In den Gliedern Schmerz, wie von Zerschlagenheit. St 192

17. Schwere
Wenn er den linken Arm gebeugt auf den Tisch legt (beim Schreiben), ziehender Schmerz vom Deltamuskel herab und in der Ellenbogenbeuge; lässt er ihn herabhängen, so geht das Ziehen durch den ganzen Arm zuletzt in ein Schwerheitsgefühl der Finger über, als strotzten sie von Blut. St 138
Schwere in den Waden, beim Gehen ist's, als könnte sie nicht recht fort. St 167
Schwere, zugleich mit einem ziehenden und unterköthigen Schmerz in den Spitzen der mittleren drei Fusszehen, nebst einer kältenden Empfindung, als zöge ein Wind durch die Fusssohlen bis in die Waden. St 184

18. Leichtigkeit
Fühlt sich leicht, als ob sie in der Luft fliegen würde. He 2.1
Schwindel, mit dem Gefühl, als ob sie fliegen würde. He 2.2

19. Herausdrücken
Kopfschmerz eine Stunde nach dem Mittagessen, Drücken über den Augen, als wollte es die Augäpfel herausdrängen, besonders beim Bewegen derselben. St 22
Beim Einathmen, besonders Tiefathmen, in der linken Brustseite (unterhalb der Achselgrube) ein stumpfer Stich, wie ein Herausdrücken, das so lange währt, wie der Athemzug, auch äusserer Druck erregt einen (Wundheits-)Schmerz. St 122

20. Elektrisch
Im rechten Aste des Unterkiefers wiederholt flüchtiges Zucken, wie Elektrizität. St 48
Unterhalb der rechten Achselhöhle einige schnelle flüchtige Rucke, wie elektrische Schläge. St 121
Durch die Oberarmröhre fährt ein wiederholtes klammartiges Zucken herab, wie elektrische Schläge, recht im innern (Knochen) und höchst empfindlich. St 137
Durch den linken Daumen ein klammartiges, wie elektrisches mehrmaliges Zucken. St 146
(Beim Stehen) in der Mitte des linken Oberschenkels wiederholtes flüchtiges Zucken, wie elektrisirt, dann daselbst Zerschlagenheitsschmerz. St 154
Am innern Rande des rechten Unterfusses flüchtiges wiederholtes Zucken, wie elektrische Schläge. St 175

21. Heisshunger
Mittags heftiger Hunger, dass es ihm den Magen wie Übelkeit angreift (Heisshunger), und obgleich der Gedanke ans Essen ihm gleichgültig ist, so isst er doch mit Wohlgeschmack und sehr viel. St 60

22. Faden
Brecherliche Übelkeit, als hänge ein Faden herab, entstehend um den Nabel herum und nach und nach bis in den Rachen heraufsteigend, und reichlichen Zusfluss von Speichel herbeilockend. St 69

23. Ruhelos, wie ohne Heimat
Ausserordentlich delirös, versuchte, aus dem Fenster zu gehen, heftig drohend und laut ausrufend. Er beklagte sich, nicht richtig sehen zu können, erkannte weder mich noch Mitglieder seiner Familie und war bedrängt von allen möglichen Gefahren, vor denen er zu fliehen versuchte, obwohl er unfähig war zu gehen, ohne von einer Seite zur andern zu stolpern. A 1
Zitteriges Wesen, er hat nirgends Ruhe, wie bei bevorstehender grosser Freude. St 230
Ängstliches, hypochondrisches Gefühl, als wären die umgebenden Gegenstände ihm entfremdet und er von ihnen abgesondert; das Zimmer erscheint ihm öde und unheimlich, es treibt ihn dasselbe zu verlassen. St 235

24. Sehen
Er sieht schärfer in der Ferne als gewöhnlich. St 37
Ausserordentlich delirös, versuchte, aus dem Fenster zu gehen, heftig drohend und laut ausrufend. Er beklagte sich, nicht richtig sehen zu können, erkannte weder mich noch Mitglieder seiner Familie und war bedrängt von allen möglichen Gefahren, vor denen er zu fliehen versuchte, obwohl er unfähig war zu gehen, ohne von einer Seite zur andern zu stolpern. A 1

25. Leuchten
Leuchten der Augen. St 38
Funken vor den Augen. St 39
Abends im Finstern Leuchten vor den Augen, das ganz verschlossene dunkle Zimmer schien ihm wie im Dämmerschein erleuchtet, so dass er fast die Gegenstände in demselben zu unterscheiden glaubte; zugleich verbunden war eine Art Ferngefühl des Tastsinnes, wodurch er, wenn er auch die Augen nicht hinrichtete, die Nähe der Gegenstände fühlte, wie sie sich ihm bei der Nachsuchung dann ergaben. St 40

26. Ferngefühl des Tastsinnes
Abends im Finstern Leuchten vor den Augen, das ganz verschlossene dunkle Zimmer schien ihm wie im Dämmerschein erleuchtet, so dass er fast die Gegenstände in demselben zu unterscheiden glaubte; zugleich verbunden war eine Art Ferngefühl des Tastsinnes, wodurch er, wenn er auch die Augen nicht hinrichtete, die Nähe der Gegenstände fühlte, wie sie sich ihm bei der Nachsuchung dann ergaben. St 40

27. Überempfindlichkeit der Nerven und der Sinne
Erregung aller Nerven, Zuckungen, Krämpfe und Zittern. He 36.2
Überempfindlichkeit aller Sinne. He 36.3
Nervöse Beschwerden, wenn ein offensichtlich gut gewähltes Mittel versagt; mangelhafte Reaktion, die leichteste Bewegung verursacht heftige Kopfschmerzen, der kleinste Schmerz führt zu Ohnmacht, warmes Gefühl, das aus dem Magen in den Hals aufsteigt mit Globus hystericus, Schmerzen täuschen Rheuma in den Gelenken vor, schlimmer im Sitzen, besser beim Umhergehen. He 36.8
Nervöse Beschwerden bei Personen mit erregbarem Temperament; bei Hypochondrie, beruhigt Nervosität, beruhigt Reizung des Kreislaufs, beseitigt Schlaflosigkeit, verhilft zu Schlaf und führt zu einem Gefühl von Ruhe und Wohlbefinden; Traurigkeit ist vermindert; bei Globus, bei allen asthmatischen und hysterischen Husten und nervösem Herzklopfen, reichlicher klarer Urin. He 44.1

28. Gehörtäuschung
Abends im Bette Klingen vor den Ohren und Gehörtäuschung, er glaubte den Glockenschlag zu hören. St 43

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Der psorische Valeriana-Mensch fühlt sich wie ein Fremder in unbekannter Umgebung. Alles ist ihm obskur. Er irrt ziellos umher, ist wie im ständigen Aufbruch, weiss aber nicht wohin. Selbst die vertrautesten Plätze oder die eigene Familie erhalten einen bedrohlichen Aspekt, v.a. wenn es dunkel wird. Seine Sinne sind aufs äusserste angespannt, damit ihm nichts entgeht. Die Welt erscheint ihm oberflächlich und unaufrichtig. Es fehlt ihm eine feste innere Haltung, er weiss nicht, was richtig und was falsch ist und fürchtet, er könne andere enttäuschen, weil er nicht zu seinen Handlungen steht. Er fühlt sich nutzlos und unehrenhaft. Nichts ist schlimmer, als sich irgendwo nicht auszukennen, denn dann macht man gewiss etwas verkehrt. Er befürchtet, andere zu verletzen, da er über zu geringe räumliche Orientierung verfügt. Also macht er sich kleiner als er ist. Ein gehemmter Mensch, der Kopf und Schultern einzieht und nicht recht weiss wohin mit sich. Es fehlt das Zutrauen in die eigene Handlung, darum wird er sich an anderen und deren Handlungen orientieren, er wird sie eifrig imitieren. Er kann nur schwer einen Lösungsweg ausprobieren, also aus dem Versuch heraus handeln, bevor er nicht genaue Kenntnisse von einer Sache hat. Er fühlt sich wie ein Blinder, der ohne Kenntnis der Örtlichkeiten einen Raum durchqueren muss.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Der egotrophe Valeriana-Mensch findet selbst in undurchsichtigen Situationen den verborgensten Code. Dabei gibt es zwei Varianten.
Wiederholt Valeriana seinen Verlust, also die Sicherheit in der Handlung und deren Zielen, wird er eine nüchtern-rationales und ein instinktives Verständnis für Sachverhalte miteinander verbinden. Man denke an die Meisterdetektive in den Klassikern des Krimis: Sie lesen wie Spürhunde in der unscheinbarsten Spur die klare Handschrift des Täters. Im Roman "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" beschreibt der Autor Peter Hoeg die phänomenale Fähigkeit seiner Heldin, einer Halb-Innuit, in den unscheinbaren Schneespuren auf ihrem Hausdach die Zeugnisse eines Verbrechens zu sehen. Für sie gibt es Schnee in vielen Variationen, die sich fundamental unterscheiden. Ihr Orientierungssinn ist selbst während eines Schneesturms in der grönländischen Eiswüste ungetrübt. Was sie auch tut, sie hat das schlafwandlerische Talent, immer die richtige Entscheidung zu treffen, den rechten Weg zu wählen. Smilla hat noch eine weitere Valeriana-Eigenart: Sie will die Wahrheit eines Komplotts, welches hinter dem Verbrechen steht, unter allen Umständen ans Licht bringen, sie will ihr Wissen auf die grössten Geheimnisse ausdehnen. Dahinter steckt die Valeriana-Angst, jemanden enttäuscht zu haben. Smilla meint, sie habe das Opfer, einen kleinen Innuit-Jungen, im Stich gelassen. Valeriana leidet an aller Gefühlsheuchelei und Unehrenhaftigkeit. Smilla erleidet das Gefühl abgründiger Fremdheit aller Wanderer zwischen den Kulturen, da sie halb Innuit, halb Dänin ist.
Bei ihren Recherchen begegnet Smilla einer weiteren interessanten Valeriana-Persönlichkeit: Einem blinden Sprachforscher, der beim Abhören von Tondokumenten aufgrund seines hochverfeinerten Gehörs selbst auf die abgelegensten Orte schliessen kann, an denen diese Aufnahmen gemacht wurden.
In der zweiten egotrophen Reaktionsform leugnet Valeriana den phantasierten Verlust. Er entwickelt die Nicht-Handlung zur Vollkommenheit. "Abwarten" ist sein Wahlspruch und er reduziert seine Tätigkeiten auf das allernotwendigste. Er sucht nicht, er lässt sich finden. Er ist wie der Held, der die Szene im Stück zu dem Zeitpunkt betritt, wenn ein lässiger kleiner Handschlag alle Probleme lösen könnte. Er aber sagt: "Das Problem ist die Lösung!" und wendet sich ohne weiteres ruhig ab.

Egolyse
Die Dinge fügen sich auf übernatürliche Weise, aber ihm ist jedes Verständnis dafür verwehrt. Er hat seine innere Wahrheit verloren, er fühlt sich überflüssig und nutzlos. Oder er glaubt, dass er jemanden enttäuscht hat, weil er unehrenhaft gehandelt hat.Er ist ein rechter Taugenichts, so wie er in den Oblomov-Romanen beschrieben wird.

Alterolyse
Die anderen nehmen ihm allen Platz weg, sie verletzen ihn. Er wehrt sich, indem er ihnen Unaufrichtigkeit und Lüge vorwirft. Die Welt ist oberflächlich.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Die leitende Idee zum Verständnis der Valeriana-Problematik finden wir bei Giambattista Vico, dem ersten "Konstruktivisten": "Ebenso wie die Wahrheit Gottes das ist, was Gott erkennt, indem er es zusammenfügt und erschafft, ist die menschliche Wahrheit das, was der Mensch erkennt, indem er es handelnd aufbaut und durch sein Handeln formt." Vicos Schlagwort heisst darum "das Wahre ist dasselbe wie das Gemachte".
Zwei Punkte stehen bei Valeriana an erster Stelle: Intuitives Handeln in unübersichtlichen Situationen, verbunden mit dem Vertrauen in eine eigene innere Wahrheit. Insofern sind Verlässlichkeit und Treue zu einer eigenen inneren Haltung und Motivation einerseits und die gelungene Tat andererseits Leitmotive von Valeriana.
Valeriana leidet an der Fremdbestimmtheit der menschlichen Handlung, seine Taten sollen sich nur ihm selbst verdanken, sich nach seinen willkürlichen Bestimmungen richten. Dabei geht es ihm um Ziel und Orientierung seiner Handlungen. Valeriana will sich gleich überall auskennen, will jeden Sachverhalt und die daraus resultierende Tat überschauen und beherrschen, alles soll sich ihm als verständlich eröffnen, nichts soll geheimnisvoll und fremd sein. Stattdessen aber wird selbst die gewohnte Umgebung besorgniserregend und verunsichernd.

Transzendenter Wert
Bei Gott fallen Handlung und Ziel zusammen. Was Valeriana sich als übermenschliche Fähigkeit ersehnt, könnte man als ein übersinnliches Gespür für die richtige Handlung bezeichnen. Er will intuitiv das Richtige tun, will aus sich selbst heraus authentisch sein. Gottes Handeln hat sich selbst zum Ziel, Gott muss sich nicht um die Umstände bekümmern, denn sie sind in seinen Handlungen berücksichtigt. Ersatzweise wünscht sich Valeriana eine instinktive Beurteilung in komplexen Situationen, in denen die verstandesmässige Orientierung umständlich und unsicher erscheint. Er will vorweg, aus Vertrauen in seine innere Wahrheit, eine Ahnung davon haben, wie Handlungen und Dinge sich zueinander verhalten. Er will die versteckte Ordnung der Sachverhalte so kennen wie sie nur ihrem Schöpfer bekannt sein können. Die menschliche Entsprechung für das wissende Handeln Gottes ist am ehesten ein intuitives Handeln. Valeriana geht es letzlich um Wissen, um das vorweggenommen gewusste Tun. Da ein solches Wissen aber menschenunmöglich ist, weicht er auf ein intuitives Handeln aus. Wie ein Kapitän, der sein Schiff in der Dunkelheit durch eine gefährliche Passage manövriert, will Valeriana sich in seinen Handlungen durch einen untrüglichen Instinkt lenken lassen.

Menschliche Daseinsbedingung
Was entspricht der göttlichen Handlung, die sich selbst zum Ziele hat, auf der menschlichen Ebene? Gottes Handeln ist sich selbst Ziel. Das heisst für den Menschen, dass der Weg zum Ziel wird. Valeriana will in dem Sinn Anteil haben an der vollkommenen Handlung, z.B. in einer Verrichtung, in der sich rituelle Reinheit und strenge Folgerichtigkeit verbinden, so wie beim Bogenschiessen im Zen. Hier besteht die Aufgabe für den Schützen darin, den Pfeil durch einen Akt der inneren Sammlung schon vor dem Schuss mit dem Ziel verbunden zu haben, der eigentliche Schuss wird Nebensache.
In der alltäglichen Handlung wird ein bestimmtes Ziel vorweggenommen, auf das dann hingearbeitet wird. Die Handlung ist Zweck und Mittel der Intention. Das Wagnis jeder Handlung besteht u.a. in den nie vollständig voraussehbaren Randbedingungen, welche die Ausführung der Tat begleiten. Valeriana wünscht sich, von diesen "realen" Umgebungsbedingungen unabhängig handeln zu können, indem er sich eine Wirklichkeit in seinen Handlungen selber erschafft. Es geht um die Vertrautheit beim Umgang mit den Dingen, die wir kennen. In jeder Erfahrung steckt gewissermassen ein Geheimnis, ein Rätsel. Eine Umgebung ist um so fremder, je weniger sie zu unseren eigenen Erfahrungen passt. Valeriana fühlt sich von allem — selbst von der häuslichen Umgebung — bedroht. Der Grund dafür ist, dass er in einer selbstkonstruierten, stabilen Welt leben will, in der seine Taten immer stimmen. Die "wirkliche" Welt wird uns aber ausschliesslich dort offenbar, wo unsere Weltkonstruktionen scheitern.
Dass wir von der Wirklichkeit immer nur wissen können, wie sie nicht ist, kleidet P. Watzlawick in folgende Metapher: "Ein Kapitän, der in dunkler, stürischer Nacht eine Meerenge durchsteuern muss, deren Beschaffenheit er nicht kennt (...), wird entweder scheitern oder jenseits der Meeresenge das sichere, offene Meer gewinnen. Rennt er auf die Klippen auf und verliert Schiff und Leben, so beweist sein Scheitern, dass der von ihm gewählte Kurs nicht der richtige war. Er hat sozusagen erfahren, wie die Durchfahrt nicht ist. Kommt er dagegen heil durch die Enge, so beweist das nur, dass sein Kurs im buchstäblichen Sinne nirgends anstiess. Darüber hinaus lehrt ihn sein Erfolg nichts über die wahre Beschaffenheit der Meeresenge; nichts darüber, wie sicher oder wie nahe er der Katastrophe in jedem Augenblick war: er passierte die Enge wie ein Blinder. Sein Kurs passte in die ihm unbekannte Gegend; er stimmte deswegen aber nicht, wenn mit stimmen gemeint ist, (...) dass der gesteuerte Kurs der wirklichen Natur der Enge entspricht. Man kann sich leicht vorstellen, dass die wahre Beschaffenheit der Meeresenge vielleicht wesentlich kürzere, sicherere Durchfahrten ermöglicht."
Hier liegt seine Überschreitung: Valeriana wollte eine A-priori-Vertrautheit, selbst mit ihm bis dahin noch unbekannten Dingen und Handlungen. Darum verliert er seine Vertrautheit mit Dingen des täglichen Umgangs. Da er ein Handeln beansprucht, das sich selbst zum Zweck hat, das seine Bedingungen und Ziele selber setzt, wird er von allen äusseren Umständen bedroht. Beim Menschen klafft wie erwähnt eine Lücke zwischen Handlung und Ziel, d.h. in jeder Handlung steckt die Ungewissheit des Ausgangs und Resultats. Valeriana will deswegen seine Sinne überbrücken, er will im Dunkeln sehen, über eine Distanz tasten, seine Wahrnehmungs- und Erkenntnisfähigkeit unnatürlich ausdehnen.

Kerne

Schuld
Valeriana will sein Wissen um sein Tun auf alle Dinge ausdehnen, selbst auf solche, die er bislang nicht kennt. Er will ein instinktives Verständnis der Dinge. Seine Handlungen sollen von nichts Fremdem bestimmt werden, seine Taten sollen sich selbst zum Zweck haben.

Verlust
Er verliert die Vertrautheit mit seiner Welt selbst im alltäglichen Umgang, in der Familie, im Heim. Dadurch wird er unruhig und handlungsunfähig.

Strafe
Statt sich überall auszukennen und somit einen sicheren Weg vor sich zu sehen, erlebt er die Welt als fremd, öde und bedrohlich, er ist wie abgesondert und isoliert von ihr. Da er von nichts Äusserem abhängig sein wollte, wird alles fremd für ihn.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Ausdehnungsgefühl (Thema 15)
Das Ausdehnungsgefühl entspringt der Anmassung, alles Fremde zum Eigenen zu machen. Dahinter steht der umfassende Selbstbestimmungsversuch, er will von nichts Äusserem abhängen.

Fliegen und Leichtigkeit (Thema 18)
Fliegen ist noch das bewährteste Mittel, auf direktem Wege zum Ziel zu kommen. Dabei gibt es auch keine weiteren Hindernisse zu überwinden.

Tiere (Thema 3)
Instinktives Verhalten, die Spürnase eines Fährtenhundes etc. klingen hierbei an. Auf der anderen Seite geht es aber gerade um die Meisterung von Abhängigkeiten und Impulsen. Ein Tier handelt eben nicht in dem Masse autonom wie Menschen es tun.

Die Fahrt durchs tiefe Wasser (Thema 7)
Hier lenkt jemand sicher den Wagen durch unbekanntes Terrain. Auch wird man an die von C. G. Jung so genannte "Nachtmeerfahrt" erinnert. Dies ist eine Zeit der Lebenskrise, in der ein Abstieg ins Unbewusste erfolgt, in die Bereiche intuitiven, instinkthaften Handelns. Dabei kommt es zu einer Umorientierung der bisherigen bewussten Lebensziele.

Faden (Thema 22)
Man erinnere sich an die Geschichte, in der das Zurechtfinden im Labyrinth durch einen langsam abgewickelten Wollfaden erleichtert wird. Man findet leicht zurück.

Leuchten (Thema 25)
Die Dinge sagen von sich aus, was sie im Wesen sind.

ANDERE HYPOTHESEN


Die französische Gruppe AFADH sieht in Valeriana den Menschen, der wie Zeus seinen Himmelswagen lenkt und dabei seine Güter über die Welt verteilt. Valeriana will von nichts Äusserem abhängen, er will selbstbestimmt in seinem Handeln nur seinem eigenen Zweck folgen. Gottes Handlungen sind ihr eigenes Ziel.
Die hier ausgeführte, etwas abweichende Hypothese legt den Schwerpunkt anders: Der Valeriana-Mensch will die Übereinstimmung seiner Handlungen mit den Umständen. Damit muss er ein übermenschliches Verständnisvermögen für Umstände haben. Alles soll ihm bewusst sein, darum hat er dieses Gefühl der Ausdehnung: Die Welt ist ein integrierter Anteil von ihm, den er verständnismässig durchdrungen hat, und über den er verfügt. Auf diese Weise können seine Handlungen niemals in Widerspruch zu den Umständen treten. Er kann immer auf seine innere Stimme vertrauen, die ihn verlässlich das Richtige tun lässt.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Die Differentialdiagnosen bestehen in denjenigen Mitteln, bei denen die beiden Haupteigenschaften von Valeriana vorkommen: ein intuitives Verständnis für das Handeln in unübersichtlichen Situationen und das Vertrauen auf innere Wahrheit und Aufrichtigkeit.
Nahe an Valeriana sind darum diejenigen Mittel, die wir in der Rubrik "Folgen von enttäuschter Liebe" finden, denn es geht bei Valeriana um Vertrauen und Verlässlichkeit in den "wahren Kern".
Weitere Differentialdiagnosen ergeben sich durch den Aspekt der folgerichtigen Tat. Alle Mittel, die sogleich von der Möglichkeit in die vollendete Tat drängen, kommen in Frage. Wir finden darin diejenigen Mittel, die vom "genialen Coup" träumen oder im übertragenen Sinne vom "Siebene auf einen Streich", z.B. Agaricus, Glonoinum und Petroleum.

Agaricus
Er ist völlig im Bann des Ergebnisses einer Tat. Er verlangt für sich vollendete körperliche Kraft und verweigert sich dem Reifungsprozess.

Glonoinum
Ausdehnungsgefühl und Befürchtung, zuviel Platz einzunehmen wie bei Valeriana. Fühlt sich eingegrenzt in seinem Körper.

Petroleum
Steht unter dauerndem Druck, das abzuschliessen, woran er gerade ist. Möchte schon vollkommen sein. Orientierungsprobleme wie Valeriana. Leugnet den Übergang vom Plan in die Tat.

THOMAS VON AQUIN


Die Vielheit des Erkannten ist im Verstande Gottes. Alles, was ausserhalb Gottes Wesen besteht, ist von Ihm verursacht (SgH I 51, 52). Gott ist die Ursache der Dinge durch seinen Verstand. Die Dinge haben ihr Sein erst dadurch, dass Gott sie erkennt. Die Vielheit der Dinge ist in Gottes Verstand. Denn Gott ist für alles die Ursache des Seins (SgH II 15). Gott ist durch sein Erkennen tätig (SgH II 23). Diese Tätigkeit Gottes ist der Art, dass sie in Gott verbleibt — als seine Substanz. Gott ist das erste Wirkende, sein Handeln hat sich selbst zum Ziele. "Alles, was er gewollt hat, hat der Herr gemacht." (Psalm 135,6)
Gott wirkt nach seiner Weisheit. Eine Ordnung von Dingen kann nur zuwege gebracht werden durch die Erkenntnis der Verhältnisse und der Entsprechung derer, die auf ein höheres Ziel hingeordnet sind. Denn eine Ordnung von Dingen zueinander besteht um ihrer Ordnung auf ein Ziel hin. Die Verhältnisse der Dinge zueinander zu erkennen, ist die Sache von jemandem, der Verstand hat. Über etwas von der höchsten Ursache zu urteilen, muss Sache der Weisheit sein. Daher muss jede Ordnung durch die Weisheit eines Verständigen geschehen. Die Dinge aber, die von Gott hervorgebracht sind, haben zueinander nicht eine zufällige Ordnung. Gott hat durch seine Weisheit die Dinge ins Sein gebracht. "Alles hast Du in Weisheit gemacht." (Psalm 104,24)

ZUR SUBSTANZ


Die Arzneiwirkung der Heilpflanze Baldrian ist lange bekannt. Sie wurde immer als sowohl dämpfend und beruhigend, wie auch als nervenstärkend und kräftigend empfunden. Im Französischen hat sie den Beinamen "guérit tout", im Englischen "all heal". Interessant ist, dass das pharmakologische "Wirkprinzip", also die Leitsubstanz der Arzneiwirkung, bei Baldrian kaum zu isolieren ist. Der "innere Wert" der Pflanze entzieht sich einer genauen Benennung. Die Wirkung des Baldrians ist darum nur im Tun, in der Prüfung, also im lebendigen Prozess, begreiflich. Die Leichtigkeit, die in den Prüfsymptomen zum Ausdruck kommt, findet ihre Entsprechung in den leichten Blütensamen, die als Flugschirme ins Weite fliegen.
Der Geruch der Pflanze hat einen verunsichernden Effekt: Die zunächst süss-flüchtige Empfindung weicht bald einem ranzig-verwesenden Geruch. So mischt sich beim Menschen Sympathie mit Antipathie. Man sagt, dass Katzen von diesem Geruch magisch angezogen werden, sie geraten in einen wahren Rausch.

QUELLEN


Autor: Christoph Weihe, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

St Stapf, Archiv für die homöopathische Heilkunst, Band 2/2, Leipzig 1823
HT Hartlaub und Trinks, Reine Arzneimittellehre, Leipzig 1828, Neuauflage Hamburg 1991
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 10
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 10
SgH Thomas von Aquin, Summe gegen die Heiden, Band I , Darmstadt 1987 Pelikan, Heilpflanzenkunde, Bd.3 Jung, C.G., Gesammelte Werke, Band 12, Psychologie und Alchemie, Olten 1972 Watzlawick, P. (Hrsg.), Die erfundene Wirklichkeit, München 1981
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