Viola tricolor

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ZENTRALE BEGRIFFE


Viola tricolor, Ackerstiefmütterchen, Dreifaltigkeitskraut, Freisamkraut (Familie: Violaceae)
Das Freisamkraut ist ein altes Volksmittel gegen "Freisam" (Milchschorf). HdA.

Um das eigene Gesicht zu erkennen, braucht es den Spiegel oder den anderen Menschen. Lehnt diesen Weg der Erkenntnis ab. Setzt ein Pokerface auf, panzert sich mit harter Haut im Gesicht. Will das Gesicht und die Fassung nicht verlieren. Kontrolle; die Fassade wahren.
Ohne Austausch fällt aber das Echo auf das eigene Tun und Sein weg. Daraus resultieren Unsicherheit, Misstrauen gegen sich selbst. Kennt seinen eigenen Wert nicht mehr, das Innere fühlt sich hohl an. Wird mutlos und traurig im Umgang; in sich gekehrt. Unmotiviert zum Arbeiten, oder tut alles getrieben wie von innerer Angst.
Gibt sich kompensatorisch heiter, zum Sprechen aufgelegt, sexuell aktiv, streitlustig, bleibt dabei innerlich ungerührt.

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Viola tricolor ist sehr daran interessiert, die Fassung zu behalten, die Fassade zu wahren, ein unbewegtes Gesicht aufzusetzen. Die grösste Empfindlichkeit besteht für ihn im Bereich des spontanen Kontakts, des emotional und geistig engagierten Austauschs. Er will nicht von anderen beurteilt werden.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen

Lesen Sie mehr zur Substanz




THEMENLISTE


1. Arbeit
Unlust zu jeder geistigen Arbeit. St 168
Nicht aufgelegt zur Arbeit, am wenigsten zu ernsthafter. St 169
In sich gekehrt, muthlos, unzufrieden mit seiner eigenen Arbeit. St 171

2. Wie von innerer Angst getrieben
Hastigkeit in allem seinen Thun, wie von einer innern Angst getrieben und doch dabei grosses Gefühl von Schwäche und Hinfälligkeit. St 179
Gleich nach dem Essen, grosse Hitze über den ganzen Körper, noch grössere im Gesichte mit Schweiss desselben, Beklemmung auf der Brust mit grosser Angst, welche ihn forttreibt. St 6

3. In sich gekehrt
Missgestimmt, still, untheilnehmend. St 167
In sich gekehrt, muthlos, unzufrieden mit seiner eigenen Arbeit. St 171
In sich gekehrt, unzufrieden mit sich selbst; Misstrauen zu sich selbst, besonders auf die Zukunft. St 172

4. (...) Misstrauen zu sich selbst, besonders auf die Zukunft. St 172

5. Traurigkeit über seine häuslichen Verhältnisse. St 170

6. Keine Lust zu sprechen
Stumpfheit des Geistes und so unaufgelegt zu sprechen, dass es ihm fast unmöglich ward; Nachmittags und Abends. St 173
Mürrische Laune den ganzen Tag; er konnte leicht empfindlich werden und hat wenig Lust zu sprechen. St 174
Den Tag hindurch üble Laune, Abends aber Heiterkeit und Sprechlust. St 178

7. Ungehorsam. St 175

8. Den ganzen Tag üble Laune und sehr aufgelegt zu streiten und sich zu zanken. St 176

9. Üble Laune
Laune, verdriesslich und weinerlich. St 177
Den Tag hindurch üble Laune, Abends aber Heiterkeit und Sprechlust. St 178
St 167, 174, 176

10. Vorzüglich gelassenes Gemüth; er war weniger übelnehmig und konnte nicht leicht aus der Fassung gebracht werden. (Heilwirkung) St 180

11. Verliebte Träume. St 155

12. Lebhafte Träume. St 155

13. Gemüt; Träume; die den Verstand angreifen. Rep


14. Gestörter Schlaf
Spätes Einschlafen wegen einer Menge Gedanken; früh erwacht er sehr bald, liegt auf einer ganz ungewöhnlichen Seite und kann sich gar nicht völlig ermuntern vor Müdigkeit. St 158
Unruhiger Schlaf. St 156
Öfteres Erwachen aus dem Schlafe, wie von Munterkeit. St 159
Öfteres Erwachen ohne Ursache. St 160
Im Schlafe zuckte das Kind mit den Händen, schlug die Daumen ein, bei grosser trockener Hitze über den ganzen Körper, mit Gesichtsröthe. St 161

15. Vormittags eine Viertelstunde lang Frost, ein kaltes Wehen durch den ganzen Körper, als bliese ihn eine kalte Luft an, bei Düseligkeit des Kopfs, Schwindel und einem leisen Gefühl von Auseinander-Spannen in der Mitte des Gehirns. St 162

16. Wellen, schwappen
Drücken in der Stirn und Eingenommenheit des ganzen Kopfs; im Gehen schwappert das ganze Gehirn mit einer Schwere, als wenn ein Stein darauf läge, der nach vorne zu den Kopf zöge. St 6
Wellenförmiges Drücken in der Stirn. St 8
Im Liegen, Beängstigung des Herzens, in wellenförmig anschlagendem Pochen. St 111

17. Gewicht zieht nach vorne
Schwere des Kopfs, als wenn ein Gewicht darauf läge und nach vorne zöge; beim Bücken war der Kopf leichter, bei Aufrichten am schwersten. St 7
Schwere des Kopfes mit Drücken nach der Stirne zu St 11
St 6

18. Krampfhafter Zug in den Nackenmuskeln, der den Kopf jähling rückwärts zog. St 36

19. Haare
Kopf; Haar klebt zusammen, verfilzt. Rep Bön
Kopf; Haar übelriechend, faulig. Bön
Kopf; Haar verknotet leicht. Rep Bön

20. Berührung
Drückender Kopfschmerz über dem rechten Auge, der beim Dranfühlen vergeht. St 12
Jückender Stich in der rechten Bauchhaut, beim Berühren vergehend. St 71
Auf der Seite des Scheitelbeins, bloss beim Berühren, Schmerz, als hätte er sich ge-stossen. St 24
St 42, 113

21. Dicke, harte Haut im Gesichte. St 40

22. Hitze im Gesicht
Beim Sitzen eine jählinge Gesichtshitze ohne Durst. St 38
Abends im Bette, Hitze der einen Gesichtsseite, auf der er nicht liegt. St 39
Gesicht; rote Verfärbung im Schlaf. Rep
St 6,13, 161

23. Brennende Kopfschmerzen
Brennen in der Schläfehaut vor dem rechten Auge. St 21
Brennen auf dem Haarkopfe über der Stirne. St 23
Brennend drückender Schmerz auf der rechten Seite des Scheitels, im Sitzen. St 14
Brennender Stich in der Stirn, wie äusserlich im Knochen. St 18

24. Nach aussen
Drückender Schmerz im Gehirn, durch die Stirn nach aussen zu. St 9
Drücken zur rechten Kopfseite heraus. St 16
Drücken zu beiden Schläfen heraus. St 17
Jückend schneidendes Stechen im rechten Auge von innen heraus. St 31
Drückender Schmerz in der Ruthe, zur Eichel heraus. St 93
Drückender Schmerz zum rechten Schienbeine heraus, anhaltend beim Gehen und Sitzen, beim Stehen heftiger. St 138

25. Drücken im Ohr auf das Trommelfell von aussen hinein. St 47

26. Fremdkörper im Auge
Gefühl unter den oberen Augenlidern, als wenn ein harter Körper zwischen ihnen und dem Augapfel läge, drei Stunden lang. St 34
Beissende Empfindung im linken Auge, als wenn Schweiss darin wäre. St 27

27. Umnebelung der Augen, die Gegenstände erscheinen ihm in einiger Entfernung weit düsterer. St 28

28. Augen schliessen
Zusammenpressen der Augenlider, es zog ihm die Augen zu und war ihm schwer sie aufzuthun. St 29
Zusinken der Augenlider mit Schläfrigkeit, Nachmittags. St 30

29. Beim Atmen
Beim Einathmen, ein zusammenziehender Schmerz in der Herzgrube. St 59
Stechendes Schneiden in der linken Unterribbengegend, beim Einathmen, im zusammen gekrümmten Sitzen. St 61
Nadelstichartiger Schmerz im Oberbauche, beim Ein- und Ausathmen anhaltend.
Stumpfer, fortwährender Stich, oben im Brustbeine, beim Ausathmen heftiger. St 107
Stumpfe Stiche in der rechten Brust, beim Ein- und Ausathmen heftiger. St 108
Drückendes Stechen im Zwerchfelle, anhaltend beim Ein- und Ausathmen. St 114
Stich in der linken Brust, anhaltend beim Ein- und Ausathmen, beim Gehen. St 103

30. Mund, Geschmack, Essen
Gleich nach dem Essen, grosse Hitze über den ganzen Körper, noch grössere im Gesichte mit Schweiss desselben, Beklemmung auf der Brust mit grosser Angst, welche ihn forttreibt. St 6
Er hat keinen Appetit und keinen Geschmack an Speisen. St 55
Mund; Aphthen; Soor bei Kindern. Rep SP
Magen; Würgen. Rep
St 53

31. Klammschmerz zwischen den Schulterblättern
Im Rückgrate, zwischen den Schulterblättern Klammschmerz, mit Schneiden und Kriebeln auf der Haut. St 116
Kneipendes Zusammenziehen zwischen den Schulterblättern, mit Kältegefühl daselbst. St 117

32. Geschlecht
Beim Stehen, ein mit Steifheit der Ruthe begleitetes wollüstiges Jücken an der Vorhaut, das zum Kratzen nöthigte. St 90
Vorhautgeschwulst. St 91
Drückender Schmerz in der Ruthe, zur Eichel heraus. St 93
Früh, beim Erwachen, ein Ruck in dem männlichen Gliede, der es steif zu machen drohte. St 94
Samenerguss mit geilen Träumen. St 101
Maskulin; Induration, Verhärtung der Hoden. Rep
Maskulin; Pollutionen, Samenerguss während der Harnentleerung. Rep Bön
Maskulin; Pollutionen, Samenerguss während der Stuhlentleerung. Rep
St 92, 95-98, 99, 100, 102

33. Abgespanntheit
Hastigkeit in allem seinen Thun, wie von einer innern Angst getrieben und doch dabei grosses Gefühl von Schwäche und Hinfälligkeit. St 179
Abgespanntheit des ganzen Körpers. St 151
Öfters, als ob er nicht ausgeschlafen hätte, im Sitzen, Vormittags. St 152
Nachmittags, unaufhaltbare Schläfrigkeit. St 154
St 153,

34. Haut
Frieselauschlag über den ganzen Körper von stechen-fressender Empfindung, doch nicht zum Kratzen einladend. St 150
Haut; Hautausschläge; chronisches Ekzem. Rep Bön
Haut; Ulzera, Geschwüre; hartnäckige Ausscheidungen. Rep
Haut; Schmerzen; nach Kratzen stechend, wie mit Stäben. Rep Bön
Haut; ungesund, jeder Kratzer eitert oder heilt schwer. Rep Bön
Haut; Verhärtungen, Knötchen. Rep
Haut; Hautausschläge; grüne Pusteln. Rep
Kopf; Hautausschläge; Favus, Grindflechte. Rep Bön
Kopf; Hautausschläge; Milchschorf, Crusta lactea. Rep
St 41, (insgesamt 100 Haut-Rubriken im Repertorium)

35. Absonderung wie Harz
Ausschlag von unerträglichem (brennenden) vorzüglich nächtlichem Jücken, der das ganze Gesicht einnimmt, selbst hinter den Ohren (nur die Augenlider ausgenommen); eine dichte, dicke Kruste, hie und da in Schrunden aufgerissen, woraus ein zäher, gelber Eiter fliesst, der zu einer Substanz, wie Harz, verhärtet. St 41

36. Harn, Harndrang
Häufiger und starker Harnabgang, weit mehr, als er getrunken hatte, er kann es kaum halten. St 81
Harnzwang; es drängt, als wenn immer noch mehr Urin kommen sollte. St 83
Öfteres Drängen zum Harnen mit auffallend wenig Urin, (nach dem dritten Einnehmen alle Morgen.) St 88
Blase; Harnentleerung; unfreiwillig; nachts, Inkontinenz im Bett. Rep
Urin vom Geruche wie Katzenurin. St 85
Sehr stinkender Harn. St 86
St 82, 84, 89

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


In dieser Phase leidet Viola tricolor vor allem im Beziehungsbereich. Er ist traurig über seine häuslichen Verhältnisse Th 5, seine Stimmung ist still, mutlos, in sich gekehrt. Dass er möglicherweise selbst zu seiner Isolation beiträgt, indem er zu viel Wert auf Fassade und Haltung legt, ist ihm nicht klar. Weil er auf Selbsterkenntnis ohne Austausch mit anderen Menschen aus ist, wird er für seine Umwelt uninteressant, ebenso durch sein latent misstrauisches Wesen Th 3, 4, 10. Seine Stimmung ist insgesamt übellaunig, mürrisch oder weinerlich Th 9.
Nachts liegt er schlaflos wegen zu vieler Gedanken, die sich ihm aufdrängen Th 14.
Es fehlt ihm auch an Motivation zur Arbeit. Er wird berichten, dass er sich kaum aufraffen könne, etwas Ernsthaftes oder Intellektuelles anzupacken. Was immer er tut, scheint ihm unzureichend Th 1. Er fühlt sich bei seinen Tätigkeiten wie von einer inneren Angst getrieben und erledigt alles hastig und unter grosser Anstrengung Th 2.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Wenn Viola tricolor versucht, seinen Vollkommenheitsanspruch zu realisieren, kann er nicht leicht aus der Fassung gebracht werden und zieht sich auf sein gelassenes Gemüt zurück Th 10. Er hat es in dem Moment nicht nötig zu sprechen Th 6, andere Menschen scheint er überhaupt nicht zu brauchen.
In der Kompensation seines Kontaktverlustes versucht Viola tricolor, durch Heiterkeit und Sprechlust seine innere Leere und Einsamkeit auszugleichen Th 9. In lebhaften, verliebten Träumen Th 11, 12 holt er etwas von dem nach, was ihm im Tagesbewusstsein abgeht. Denkbar ist auch, dass er zwar ein aktives Sexualleben führt, innerlich aber unbeteiligt bleibt.
Eine andere Variante sieht so aus, dass er sich streitlustig und angriffig gibt Th 8, dabei aber betont, wie ungerührt ihn die Auseinandersetzung lässt Th 10. Kinder sind in dem Moment ungehorsam Th 7 und provokativ.
Da auch die ernsthafteste Konzentration ihm nicht die gewünschte Selbsterkenntnis bringt, betont er kompensatorisch, dass sich geistige Auseinandersetzung nicht lohne. Statt der Mutlosigkeit wegen seiner misslingenden Arbeit kultiviert er seine Untätigkeit.

Egolyse
Wenn Viola tricolor resigniert und erkennen muss, dass er selbst dann nicht mehr in Austausch mit anderen Menschen treten kann, wenn er dies wollte, fühlt er sich mutlos und in sich gekehrt. Th 3. Im Gesicht spürt er eine dicke, harte Haut Th 21. Nachts bedrängen ihn die Träume so sehr, dass sein Verstand dadurch angegriffen wird Th 13.

Alterolyse
Um die unliebsame Einflussnahme anderer Menschen zu verhindern, wird Viola tricolor in einer destruktiven Art und Weise übellaunig und zanksüchtig Th 8. Er ist mürrisch und ablehnend, spricht nicht mehr und versucht sich die anderen konsequent vom Leib zu halten.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Die Grundproblematik von Viola tricolor lässt sich an der Symbolik des Gesichts erklären: Im Dictionnaire des Symboles finden wir folgende Anmerkungen: "Niemals hat jemand sein eigenes Gesicht direkt gesehen; man kann es nur mit Hilfe eines Spiegels oder einer Abbildung erkennen. Das Gesicht ist folglich nicht für sich selbst da, es ist für den andern, es ist für Gott (...) Es ist das intime, teilweise entblösste Ich (...)"
Viola tricolor lehnt diese Tatsache ab und setzt ein Pokerface auf. Er panzert sich mit harter Haut im Gesicht Th 21. Er will das Gesicht und seine Fassung nicht verlieren Th 10. Er will sich nicht mit anderen Menschen austauschen, sich ihnen nicht mit Haut und Haaren ausliefern.
Viola tricolor erhebt möglicherweise den Anspruch, sich selbst zu erkennen, ohne auf den anderen Menschen angewiesen zu sein, ohne sich ihm zu zeigen.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Der Preis für den Anspruch, Selbsterkenntnis aus sich selbst zu schöpfen und für den abgelehnten Kontakt nach aussen, liegt in einer tiefen Verunsicherung: Wenn kein Austausch stattfindet, fällt das Echo des eigenen Seins und Tuns weg. Viola tricolor fängt an, sich selbst zu misstrauen Th 4. Er kennt seinen eigenen Wert nicht mehr, sein Inneres fühlt sich hohl an, er hat das Gefühl, als ob ein kalter Hauch durch seinen Körper wehe Th 15. Er spürt, dass selbst die grösste Anstrengung nicht genügen wird, um zum gewünschten Ziel zu führen. Deshalb verliert er sämtliche Lust zu ernsthafter Anstrengung Th 1.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Viola tricolor fühlt sich von einer inneren Angst getrieben Th 2. Diese Ruhelosigkeit resultiert aus dem verlorenen Halt, der Fassung, dem Rahmen, welche ihm der Kontakt mit den Mitmenschen bieten würde. Er ist besonders ängstlich in Bezug auf die Zukunft, da er um die Leere in seinem Inneren weiss und deshalb in Zweifel und Misstrauen gegenüber seinem Lebenskonzept verfällt Th 4.
Körperliches Aufnehmen und Abgeben ist angstbesetzt. So leidet er an ängstlicher Brustbeklemmung nach dem Essen Th 30 oder an zahlreichen Beschwerden beim Atmen Th 29. Die Sexualität ist gestört Th 33. Vor allem betroffen ist aber das grösste Kontaktorgan, die Haut Th 21, 34, 35.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Wenn Viola tricolor erkennt, dass er an den Problemen, die sich in seinen Beziehungen zu den Mitmenschen zeigen, durchaus einen Anteil hat, wird er bereit sein, die Reflexion durch die Umwelt als unvermeidlich und gar bereichernd zu akzeptieren. Er kann sich dann auf einen befruchtenden und vertieften Kontakt einlassen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Die Symbolik des Gesichts, wie sie im Leitmotiv beschrieben ist, zeigt sich körperlich in mehreren Symptomen. Auffallend ist die dicke, harte Haut im Gesicht Th 21, welche wohl kaum Mimik zulässt. So ganz gelingt ihm aber das Verstecken seiner Gefühle nicht, da ihm unverhofft Hitze oder Röte ins Gesicht steigt Th 22.

Der Ausschlag, welcher das ganze Gesicht bedeckt, sondert Eiter ab, welcher wie Harz verhärtet Th 35. Harz konserviert im allgemeinen die darunter liegende Substanz und schliesst sie nach aussen ab.

Die Haut als grösstes Kontaktorgan weist in der kleinen Arzneimittelprüfung nur wenige, jedoch ausgeprägte Symptome auf Th 21, 34, 35. In der Phytotherapie kennt man die Pflanze aber seit alters her für Hautleiden. Darauf beruft sich auch die klassische homöopathische Verordnung oft, wie sich an den insgesamt hundert Haut-Rubriken im Repertorium ablesen lässt.

Beschwerden, die vom Problem des Austauschs herrühren, zeigen sich auch bei der Atmung Th 29. Seine Herzgrube scheint sich zusammenzuziehen oder er leidet unter verschiedenen Stichschmerzen in der Brust.

Er hat einen erhöhten Harndrang Th 36 und Pollutionen während einer Harn- oder Stuhlentleerung Th 32. Der Abgang der Körperflüssigkeiten parodiert seinen Anspruch, nichts von sich preisgeben zu wollen. Diese Körperfunktionen kann er nicht willentlich zurückhalten.

Urin vom Geruche wie Katzenurin Th 36
Aus der reichhaltigen Symbolik der Katze kann im Zusammenhang mit Viola tricolor folgender Aspekt herausgegriffen werden: Bei den Pawnee-Indianern Nordamerikas war die wilde Katze ein Symbol der Geschicklichkeit, der Reflexion, der Findigkeit, sie ist eine Beobachterin, gerissen und ausgeglichen, und sie erreicht ihre Ziele immer DDS. Die Katze verkörpert somit etliches von dem, was Viola tricolor anstrebt und auf seinem Weg der Unberührbarkeit nicht erreichen kann.

Klammschmerz und Kältegefühl zwischen den Schulterblättern Th 31
Vor allem zwischen den Schulterblättern sitzt unterdrückte Wut; unser Tun; Ideen; Beweglichkeit; man fühlt sich ungeliebt. www.puramaryam.de

Sexualität dürfte von Viola tricolor als bedrohlich erlebt werden. Er spürt einen Ruck im Gliede, der es steif zu machen drohte Th 32.

Echte Reflexion begründet sich im Austausch mit einem Gegenüber. Das Denken von Viola tricolor bleibt deshalb unfruchtbar, er stumpft geistig ab, weil er diesen Vorgang ablehnt Th 6. Das Gehirn wird ihm schwer, als wenn ein Stein darauf läge und es scheint gegen die Hirnschale zu schwappen Th 16. Er empfindet brennende Schmerzen Th 23 und ein Drücken von innen nach aussen Th 24. Der Kopf wird nach vorne gezogen wie von einem Gewicht Th 17, oder fällt jählings in den Nacken Th 18.

Seine Haare kleben zusammen, sind verfilzt und riechen faulig Th 19. Das Haar verkörpert Stärke, Energie; die Lebenssubstanz aus dem Kopf; die Macht des Gedankens.
Im Hinduismus stellt das unordentliche, herabhängende oder verfilzte Haar Shivas den Asketen dar LdtS. Auch hier sehen wir ein Bild dafür, dass die Gedankenkraft von Viola tricolor nicht in Verbindung mit der Aussenwelt steht – seine Askese bezieht sich auf den Austausch mit den Mitmenschen.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Sowohl Viola odorata als auch Viola tricolor leiden an einer Störung im zwischenmenschlichen Kontakt. Beide verlieren das Interesse an der Arbeit und können sich in der egotrophen Phase als redelustige, heitere Menschen darstellen.
Bei Viola odorata resultiert dies alles aus dem Wunsch, nur die Denkleistung der linken Gehirnhälfte gelten zu lassen, weshalb er die Kontakte mit anderen Menschen als verwirrend einstuft und sie zu vermeiden versucht. Seine Arbeitsleistung leidet unter dem Verlust der Denkfähigkeit. s. Kapitel Viola odorata
Viola tricolor hingegen lehnt ab, sich im anderen Menschen spiegeln zu müssen, um zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Aus diesem Grund verbaut er sich seine Kontakte nach aussen.
Klinisch lassen sich die beiden Mittel durch ihre jeweiligen Schwergewichte unterscheiden: Beschwerden von Auge und Ohr, Husten bei Viola odorata, respektive Kopfschmerzen, Hautsymptomatik und Beschwerden der Harnwege bei Viola tricolor.

Das Pokerface von Viola tricolor könnte an die grosse, glatte Oberfläche von Bovista erinnern. Dessen Ablehnung betrifft aber die Entfaltung innerer Strukturen, während Viola tricolor in seiner Entwicklung nicht vorankommt, weil er sich nicht auf den Kontakt, den Austausch mit anderen Menschen einlassen will. RMM

ZUR SUBSTANZ


Viola tricolor, Ackerstiefmütterchen, Dreifaltigkeitskraut, Freisamkraut (Familie: Violaceae)

ANMERKUNGEN


Der Name des Stiefmütterchens wird so gedeutet, dass die beiden oberen von den fünf Blütenblättern den Sitz für die Stiefmutter darstellen, auf den beiden seitlichen Blumenblättern sitzt je eine ihrer Töchter, während sich die beiden Stieftöchter mit einem Sitz, dem unteren Blumenblatt, begnügen müssen.
Der Bezug zur Dreifaltigkeit kommt wohl daher, dass die Blüte dreifarbig ist.
Das Freisamkraut ist ein altes Volksmittel gegen "Freisam" (Milchschorf). HdA.

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Lörrach, November 2002

St
Rep
HdA
DDS
LdtS
RMM
Bild
Stapf, Archiv für die Homöopathische Heilkunst, Band VII 2, S 173, Leipzig 1828
Bön – Bönninghausen, SP – Schmidt P.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin, New York 1987
Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Studer Susanne, Ostermünchner Esther, Revidierte Materia Medica Homoeopathica Band 1, HIZ, Hägglingen 2002
Esther Ostermünchner