Absinthium: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 14. Juni 2018, 11:21 Uhr


ZENTRALE BEGRIFFE


Artemisia absinthium, echter Wermut
(Familie: Asteraceae)
Ein Teil der Symptome stammt von Beobachtungen an Absinth-Trinkern. In der Schweiz wurde dieses alkoholische Destillat (gewonnen aus einer Mischung von Wermut, Sternanis, Ysop, Fenchel, Kalmus, Melisse und Koriander) im Jahr 1910 verboten, weil man ihm einen verheerenden Einfluss auf die Volksgesundheit zuschrieb: Die Folgen von Absinth sind sehr viel schlimmer als diejenigen von Alkohol, Opium oder Tabak. He 48.4 Im Kanton Jura entstand daraufhin eine Subkultur der illegalen Produktion, jährlich sollen bis zu 20'000 Liter schwarz gebrannt worden sein. In Frankreich traten die Gebrüder Pernod die legale Nachfolge der Absinth-Brennerei an. 1999 wurde das Verbot von der schweizerischen Bundesversammlung aus der Bundesverfassung entfernt und nur noch im Rahmen des Lebensmittelgesetzes festgehalten. Im „Stammland“ der Absinth-Brennerei, dem Val de Travers, stehen sich zwei Lager gegenüber. Der eine Teil der Bevölkerung will durch Aufrechterhalten des Verbots den Mythos des Absinth retten, während kommerzieller denkende Kreise sich durch die Legalisierung ein reiches Geschäft versprechen.

Begriffspaar Chaos und Symmetrie. Fühlt sich von Chaos umgeben. Wünscht sich eine Welt, die nach seinen Vorstellungen symmetrisch geordnet ist.
Drogenmittel: Überempfindlich gegen Sinneseindrücke versus Anästhesie. Geschwätzig, unzusammenhängendes Reden, Verfolgungswahn. Erschreckende Visionen von Tieren, Teufeln, Verstorbenen, die aus dem Grab auferstehen. Erregung.
Kompensatorisch fühlt er sich, als ob das Gehirn gerundet und symmetrisch geordnet wäre. Ordnet die Welt nach seinen Vorstellungen.
Kann gewalttätig und brutal auf alles reagieren, was kreativ und chaotisch ist.

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Absinthium reagiert empfindlich auf jede Form von Asymmetrie, Chaos oder Ungeordnetheit. Er begegnet dem Bereich von phantasievollem Gestalten negativ und ablehnend. Auf künstlerisch arbeitende Menschen, eifrige Bastler oder erfinderische Kinder reagiert er ängstlich bis aggressiv.



Lesen Sie weiter...

Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen

Lesen Sie mehr zur Substanz




THEMENLISTE


1. Mitmenschen
Will mit niemandem etwas zu tun haben. A 5
Gemüt; angefeindet zu werden, meint. Rep
Schreckliche Halluzinationen, er sieht alle Arten von Tieren, Katzen und Ratten in allen Farben, groteske Tiere, fantasiert, dass er von Soldaten verfolgt werde, usw. A 57
Schreckliche Halluzinationen von Leuten, die ihn verfolgen. A 56
Gesichts- und Gehörshalluzinationen, dass er von eingebildeten Feinden verfolgt werde; Halluzinationen verschiedener Art, von nackten Frauen, usw. A 58
Stumpfheit, abwechselnd mit gefährlicher Gewalttätigkeit. He 2.1
Brutalität, geistige Stumpfheit, Wahnsinn. He 1.2
Reizbarkeit. A 62

2. Kleptomanie A 11

3. Sprache
Geschwätzigkeit. A 61
Unzusammenhängende Sprache. A 74
Schwache Stimme, zögerliche Sprache. A 82
Zunge vorgestreckt, fühlt sich dick an, kann nicht deutlich sprechen. A 23

4. Mord und Tod
Gemüt, Furcht; Töten, vor dem. Rep
Furcht vor Ermordung. A 60
Schwachsinniges Gehabe, sorgt sich nicht darum ob sie stirbt oder nicht. A 6
Träume von Verstorbenen, die aus dem Grab auferstehen. Verm
Hysterische Krämpfe; allgemeine Rigidität der Glieder, gefolgt von unregelmässigen Konvulsionen, begleitet von einem heftigen Gefühl von Bedrückung, das den Patienten zwingt, die Hand auf die Brust zu legen, als ob er dort ein schweres Gewicht hätte; im gleichen Moment fuhr er hoch, schrie laut auf und wünschte zu sterben; die konvulsiven Krämpfe wurden gewöhnlich von einer zeitweiligen Gelassenheit abgelöst, und so ging es abwechselnd weiter, länger als eine Stunde. A 88
A 66

5. Sehr ruhig, als ob das Gehirn gerundet und symmetrisch wäre. A 4

6. Ruhe und Gelassenheit
(...) die konvulsiven Krämpfe wurden gewöhnlich von einer zeitweiligen Gelassenheit abgelöst (...) A 88
A 4

7. Asymmetrie
Pupillen ungleich vergrössert. Rep
Unregelmässiger Herzschlag. A 83
Extremitäten; Koordinationsstörung, Asynergie; untere Gliedmassen; seitwärts zu treten, Drang. Rep
Atmung; unregelmässig. Rep

8. Besänftigt wie beim Versinken in einen schönen Traum. A 3

9. Erschreckende Visionen. A 2
Angsterregende Halluzinationen. A 54
Heftiges Entsetzen; erschreckende Visionen. He 1.5

10. Gemüt; Delusion; Teufel; sieht. Rep

11. Gemüt; Furcht; engen Raum, in einem, Klaustrophobie. Rep

12. Sexualität, Sexualorgane
(...) Halluzinationen verschiedener Art, von nackten Frauen usw. A 58
Frühzeitige Menopause. Boe
Spermatorrhoe mit schlaffen Geschlechtsteilen. He 22.1
Gemüt; empfindlich, überempfindlich; Klimakterium, im. Rep
Feminin; Abort, Fehl- oder Frühgeburt. Rep

13. Gedächtnisverlust
Schwaches Gedächtnis. A 64
Vergisst, was sich kürzlich ereignete. Cl 1.2
Nachdem er sich (von einem epileptischen Anfall) He 1.1 erholt hatte, hatte er keine Erinnerung daran, das Gift genommen zu haben, noch an den Grund, warum er dies getan hatte. A 7

14. Anästhesie oder Überempfindlichkeit
Sehr deutliche Anästhesie. A 103
Allgemeine Erregung des Empfindungsvermögens. A 104
Unempfindlichkeit (mit Konvulsionen) A 12
A 105

15. Erregung, Ruhelosigkeit
Gemüt; krabbelt, rollt; Fussboden, auf dem. Rep
Gemüt; Gefühlsspannung, erregbar; Neigung zu; Kindern, bei. Rep
Schlaflosigkeit bei Kindern. Rep
Sehr heftige Erregung. A 97
He 37.1

16. (Ergebnislose) Geschäftigkeit
Übergeschäftigkeit; ordnet sogleich Einzelheiten, wenn er irgendwo warten muss. Verm
Gemüt; geschäftig, beschäftigt; ergebnislos. Rep

17. Gemüt; Träume; Kind, Kinder; über. Rep

18. Schreckliche Halluzinationen, er sieht alle Arten von Tieren, Katzen und Ratten in allen Farben, groteske Tiere (...) A 57
A 59

19. Benommenheit, Verlust des Bewusstseins, Wahnsinn
Trunkenheit. A 1
Plötzlicher Verlust des Bewusstseins. A 8
Schwachsinniges Aussehen. A 21
Allgemeine geistige Inkohärenz. A 63
Benommen, wenn sie aufsteht. A 15
A 9, 10

20. Augen, Sehvermögen
Schwere Augenlider. A 20
Erweiterte Pupillen. A 69
Trübsichtig. He 5.1
Lider geschwollen; Augen rot und in Tränen schwimmend. He 5.3
A 17-19

21. Kann nichts aufnehmen oder abgeben
Der Magen fühlt sich schwer und drückend an, denkt, dass er keine Speisen aufnehmen könne. A 33
Kiefer fest verschlossen. A 22
Verstopfung. He 20.1
A 24, 26, 27, 32, 34

22. Vermehrte Absonderungen
Ständiger Harndrang. A 41
Furunkel-Ausschlag über den ganzen Körper. A 106
Sehr reichlicher Schweiss auf dem Gesicht. A 109
Fördert die Menses. He 23.3

23. Urin von tief oranger Farbe und Geruch wie Pferdeharn. A 42

24. Auftreibung, Verdickung
Aufstossen, Magen und Därme aufgetrieben. A 28
Hat das Gefühl, als ob der Mund geschwollen und zu gross wäre; Lippen vorgestülpt. Boe
A 35, 37-40, He 34.3

25. Leber und Milz
Denkt die Leber und die Milz seien verdickt. A 35
Denkt die Leber und die Milz seien dünn und blass geworden. A 36

26. Herz
Zittern des Herzens, zum Rücken hin empfunden. A 44
Das Herz schlägt heftig, kann in der Gegend des Schulterblatts gehört werden. A 45
Unregelmässiger Herzschlag. A 83
Brust; Flattern; Herz, als würde das. Rep.

27. Zittern, Zucken, Konvulsionen
A 47, 48, 52, 53, 85, 100, 101, He 11.3, 32.2, 33.1, 36.1

28. Schwäche
A 49-51, 102, He 44.3

29. Rückwärtsbeugen
Beugt sich rückwärts: bei Krämpfen. He 35.3
Erregt, Opisthotonus, gebleckte Zähne; gefolgt von Stupor. He 36.3

30. Hinliegen, aufstehen
Will flach liegen. Boe
Gemüt; krabbelt, rollt; Fussboden, auf dem. Rep
Atmung schwierig; Liegen, im; Seitenlage; links. Rep
Will mit dem Kopf tief liegen. He 35.2

31. Zunge
Zittern der Zunge. He 11.3
Klagt, dass die Zunge und der Kehlkopf gelähmt seien. A 24
Zittern von Lippen, Händen und Zunge. A 100
A 23, 47, 101

32. Kälte und Hitzegefühle
Kältegefühl im Magen. He 43.9
Verbrühtes Gefühl im Hals. A 26

33. Beklemmung, Gewicht
Beklemmung von Magengrube und Brust. A 77
Hysterische Krämpfe; allgemeine Steifigkeit der Glieder, gefolgt von unregelmässigen Konvulsionen, begleitet von einem akuten Beklemmungsgefühl, das den Patienten zwang, die Hand auf die Brust zu legen, als ob ein schweres Gewicht dort liege (...) A 88
Schwere Augenlider. A 20

34. Vergiftung
Es heisst, dass es Vergiftungen mit Pilzen heile. He 48.3
Allgemeines; Speisen und Getränke; Fleisch; agg.; verdorbenes. Rep
Die Folgen von Absinth sind sehr viel schlimmer als diejenigen von Alkohol, Opium oder Tabak. He 48.4

35. Folgen von Verletzungen
Allgemeines; Verletzungen, Stösse, Stürze, Prellungen. Rep

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Absinthium leidet daran, dass die Welt nicht nach seinen Vorstellungen symmetrisch geordnet ist. Der Patient beklagt sich wahrscheinlich über die Unordnung, die er überall ertragen muss. Er fühlt sich von lauter Chaoten umgeben. Die Phantasiewelten anderer Menschen kann er nicht verstehen.
Sein Bericht in der Praxis kann abstrus oder delirös wirken. Er erzählt möglicherweise unzusammenhängend, aber dennoch geschwätzig Th 3. Er reagiert — wie andere Drogenmittel — überempfindlich auf alle möglichen Sinneseindrücke Th 14.
Absinthium fühlt sich bedrängt und bedroht, er glaubt z.B., von eingebildeten Feinden oder Soldaten verfolgt zu werden Th 1. Er sieht groteske Tiere, oder Katzen und Ratten in allen Farben Th 1.
Er ist erregt und ruhelos, kann es kaum an einem Ort aushalten Th 15. Er leidet möglicherweise unter Klaustrophobie Th 11.
Jeder Kontakt mit instinktiven oder emotionalen Verhaltensweisen macht ihm Angst, darum wird ihm auch die Beziehung zum Mitmenschen schwer fallen. Sexualität ist für ihn etwas Bedrohliches.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Wenn Absinthium seinen Anspruch an Vollkommenheit realisieren will, gibt er sich sehr ruhig, er hat sogar das Gefühl, als ob das Gehirn gerundet und symmetrisch wäre Th 5. Besänftigt lässt er sich in einen schönen Traum sinken Th 8. Er leidet nicht mehr am Durcheinander, sondern konstruiert eine harmonische Welt.
Er fühlt sich in dieser Phase als Hüter einer über allem stehenden Ordnung, die er anderen aufdrängt. Er empfindet die Leblosigkeit seiner Umgebung, die er auf diese Weise erschafft, nicht als störend. Wir stellen uns einen kalten Militaristen vor, der Befriedigung findet im symmetrischen Aufstellen der ihm anvertrauten Untergebenen. Er ist zwanghaft geschäftig und organisiert, so ordnet er z.B. sogleich Einzelheiten, wenn er irgendwo warten muss Th 16.
In der Kompensation seines Verlust-Erlebens behandelt er seine chaotische Umwelt herablassend und will mit ihr nichts zu tun haben Th 1. Denkbar ist, dass er seine eigenen Phantasien kultiviert. Diese wirken in ihrer Ordentlichkeit auf uns womöglich kleinkariert.

Egolyse
Wenn Absinthium sich resigniert vom wirren Kuddelmuddel der Welt zurückzieht, wird sein Gehaben schwachsinnig, er verliert das Gedächtnis für das, was er gerade getan hat, was sich kürzlich ereignete Th 13, geistig stumpft er ab, körperlich tritt Anästhesie auf Th 14.
Eine Patientin berichtet: "Als Kind war mir Symmetrie dermassen wichtig, dass ich die Schuhbänder mit dem Zentimetermass binden musste, damit beide Schlaufen gleich lang wurden. Ich ging sogar so weit, wenn ich das eine Knie aufgeschlagen hatte, mir willkürlich am anderen Knie dieselbe Verletzung beizufügen".
Der Wahn, eine abstrakte Ordnung zu schaffen, geht hier bis zur Selbstverstümmelung.
Eine weitere Möglichkeit des Rückzugs ist das Nachgeben gegenüber den Wahnvorstellungen, wir sehen dann einen Delirium-tremens-Patienten, der statt der sprichwörtlichen weissen Mäuse bunte Katzen und Ratten sieht Th 18.

Alterolyse
Die anderen Menschen sind chaotisch und stören ständig seine Ordnung, Absinthium fühlt sich verfolgt und reagiert darauf reizbar, gewalttätig, brutal Th 1.
Wir stellen uns einen wütenden Alkoholiker vor, der alles zu vernichten versucht, was Phantasie oder Chaos ausdrückt, der aus diesem Grund z.B. gewalttätig wird gegen seine Kinder.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Absinthium lehnt es ab, in die für uns Menschen unübersichtliche, oft chaotisch scheinende „gottgegebene Ordnung“ des Lebens eingebunden zu sein. Er will nicht das Chaos des schöpferischen Prozesses nachvollziehen, sondern die Welt nach seiner eigenen abstrakten und vollkommen symmetrischen Ordnung einteilen.
Dabei übersieht er, dass Symmetrie gleichbedeutend ist mit Spiegelgleichheit. Sie ist also etwas Künstliches und entlarvt einen Mangel an Kreativität. Sie erstickt die spontanen Kräfte der Intuition und der Phantasie und schafft eine lediglich vordergründige Einheit. DDS

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Absinthium verliert dadurch die Möglichkeit, mit der sich ständig verändernden, chaotischen und asymmetrischen Welt in Beziehung zu treten Th 1. Seine Geschäftigkeit wird ergebnislos Th 16, er wird phantasielos, stumpf, geistig benommen Th 19.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Die Prüfungssymptome zeigen, dass Absinthium von schrecklichen Halluzinationen heimgesucht wird Th 1, 9, 10. Es ist, als ob die von ihm negativ besetzte Phantasiewelt bunt und bedrohlich zurückschlagen würde.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Jemand, der den Anspruch erhebt, seinen eigenen Bereich sehr exakt aufgeräumt zu halten, könnte so weit kommen, die weniger symmetrischen Ordnungsbegriffe seiner Mitbewohner zu tolerieren. Um sein Verlangen nach Symmetrie zu befriedigen und dennoch etwas Kreatives hervorzubringen, könnte er sich z.B. der Mandala-Malerei widmen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Er sieht alle Arten von Tieren, Katzen und Ratten in allen Farben, groteske Tiere Th 18
Die Ratte ist ein Seuchentier, sie bedeutet Tod und Verwesung, im Christentum das Böse schlechthin. Im Hinduismus ist sie positiv besetzt, dort gilt sie als Reittier von Ganesha und symbolisiert erfolgreiches Bemühen LdtS. Absinthium erlebt dagegen "ergebnislose Geschäftigkeit" — vielleicht weil er sich gegen die Farbigkeit und Vielfalt der Welt stemmt. Wenn er aktiv wird, dann lediglich, indem er Einzelheiten ordnet Th 16.
Die Ratte symbolisiert wie auch die wilde Katze Diebstahl: Kleptomanie Th 2.
Synonyme von „grotesk“ sind: wunderlich, verschroben, ungewöhnlich, usw. Das Wort umreisst damit all dies, was Absinthium als bedrohlich für seinen Symmetriewahn empfindet und verabscheut.

Träume von Verstorbenen, die aus dem Grab auferstehen Th 4
Wenn Absinthium versucht, die Welt in eine unnatürliche Symmetrie zu zwingen, schlägt er sie letztlich tot Th 4. Die Visionen der Auferstandenen stellen wohl einen grossen Schreck dar: Was er geordnet und ruhig glaubte, erscheint wieder.

Sexualität Th 12
Absinthium verliert die dem Menschen mögliche Schöpferkraft, weil er das Chaos ablehnt: Er leidet unter Spermatorrhoe bei erschlafften Zeugungsteilen, d.h. der Same fliesst fruchtlos weg. Auch die Beschwerden im Klimakterium deuten in diese Richtung: Absinthium kann nicht mehr gebären und ist folglich in den Wechseljahren besonders empfindlich. Interessant ist, dass Absinth in stofflicher Dosis als hoch wirksames Abortivum galt.

Urin von tief oranger Farbe und Geruch wie Pferdeharn Th 23
Orange steht als Farbe zwischen Gelb und Rot, zwischen himmlischem Gold und dem Schlund der Erde. Der Punkt des Gleichgewichts zwischen Geist und Libido DDS.
Das Pferd ist ein höchst vielseitiges Symbol, u.a. kündigt es „als schwarzes Pferd den Tod an und symbolisiert das Chaos“. LdtS

Soldaten Th 1
Soldaten sind ein Ausdruck von Uniformität, Ordnung, Phantasielosigkeit.

Teufel Th 10
Der Diabolos (dia-bállein, gr. durcheinanderwerfen, entzweien) stört die göttliche Ordnung.

Leber, Milz, Herz Th 25, 26
Die grossen unpaaren (asymmetrischen) Organe machen dem Absinthium-Patienten besonders auffällige Beschwerden: Leber und Milz werden als dünn und blass empfunden, das Herz zittert in der Gegend des Schulterblatts. D.h. dass die natürliche Ordnung im eigenen Körper zerfällt. Im Gegensatz dazu steht das schön gerundete, in der Mitte des Kopfes liegende Gehirn. Th 5

Anästhesie Th 14
Die körperliche Unempfindlichkeit kann einerseits egotroph gedeutet werden im Sinne von "die chaotische Welt kann mir nichts mehr anhaben“. Oder sie stellt andererseits einen egolytischen Rückzug in die Empfindungslosigkeit dar.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Der Wunsch nach Harmonie und Ordnung lässt in erster Linie an Natrium carbonicum denken. Auffallend ist, dass dieses ebenfalls von Soldaten träumt.

Vom klassischen Bild kennen wir Arsenicum album als Mittel, das berühmt ist für seinen Ordnungswahn. Vergleichbar mit Absinthium sind in erster Linie die heftigen Ängste und die Ruhelosigkeit.

ZUR SUBSTANZ


Artemisia absinthium, echter Wermut (Familie: Asteraceae)
Ein Teil der Symptome stammt von Beobachtungen an Absinth-Trinkern.
In der Schweiz wurde dieses alkoholische Destillat (gewonnen aus einer Mischung von Wermut, Sternanis, Ysop, Fenchel, Kalmus, Melisse und Koriander) im Jahr 1910 verboten, weil man ihm einen verheerenden Einfluss auf die Volksgesundheit zuschrieb: Die Folgen von Absinth sind sehr viel schlimmer als diejenigen von Alkohol, Opium oder Tabak. He 48.4 Im Kanton Jura entstand daraufhin eine Subkultur der illegalen Produktion, jährlich sollen bis zu 20'000 Liter schwarz gebrannt worden sein. In Frankreich traten die Gebrüder Pernod die legale Nachfolge der Absinth-Brennerei an.
1999 wurde das Verbot von der schweizerischen Bundesversammlung aus der Bundesverfassung entfernt und nur noch im Rahmen des Lebensmittelgesetzes festgehalten. Im „Stammland“ der Absinth-Brennerei, dem Val de Travers, stehen sich zwei Lager gegenüber. Der eine Teil der Bevölkerung will durch Aufrechterhalten des Verbots den Mythos des Absinth retten, während kommerzieller denkende Kreise sich durch die Legalisierung ein reiches Geschäft versprechen.

ANMERKUNGEN


Tohuwabohu bedeutet im Hebräischen "Wüste und Öde", Luther übersetzt den biblischen Urtext als "Die Erde war wüst und leer": Das Chaos ist bereits hier als Voraussetzung schöpferischen Geschehens bekannt. Absinthium kann sich nicht darauf berufen, Ordnung sei etwas Absolutes oder Gottgegebenes: Wer das Chaos ablehnt, verliert zwangsläufig die Möglichkeit kreativen Schaffens.

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen des "Anwender-Seminars zur Masi-Methode" vom 18.-20.11.1999 bei HOMÖOPATHIE IM ZENTRUM, Basel.

A
He
Cl
Boe
Verm
DDS
LdtS
Bild
Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 1
Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 1
Der Neue Clarke, Bielefeld 1990, Band 1
Boericke William, Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen, Leer 1986
Vermeulen’s Synoptic MM II, Reference Works
Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Susanne B. Studer