Aconitum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Aconitum napellus, Eisenhut, Sturmhut, Venuswägelchen, Casque de Jupiter
(Familie: Ranunculaceae)

Wünscht sich Einblick in die Schicksalshaftigkeit des menschlichen Lebens, möchte das Geheimnis der Todesstunde lüften. Alles Unverhoffte, Überraschende erregt daher Angst oder macht krank.
Leidet stark an der Unvorhersehbarkeit des Schicksals. Beschwerden durch Schreck.
Symptome wie die Momentaufnahme eines erschreckten Menschen: Steht da wie eine Bildsäule, Gedanken bleiben stehen, wie ein Brett vor dem Kopf, kann kaum mehr sehen, handeln, wie gelähmt.
Die Empfindlichkeit gegen kalte, trockene Winde symbolisiert, wie sehr er sich durch den rauhen Wind, der ihm schicksalshaft entgegenwehen kann, gefährdet und bedroht fühlt.
Der Traum, in dem er sehr lebhaft Aufschluss über eine Angelegenheit bekommt, die ihm im Wachen ein unerklärliches Rätsel war, zeigt seinen Anspruch, über Dinge Bescheid zu wissen, die dem Menschen ganz offensichtlich verschlossen sind.
Kann sich durch Gedanken an Sterbehilfe oder Suizid fasziniert fühlen, weil dies die einzige Möglichkeit ist, seine Todesstunde selbst zu bestimmen.

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Aconitum fühlt sich angesprochen und bewegt von Schicksalsfragen, er sinnt und sitzt in tiefen Gedanken Th 4 – Geburt und Tod, unerwartete Schicksalsschläge usw. können zu heftigen Reaktionen und Erkrankungen führen.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen

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THEMENLISTE


1. Stillstand der Gedanken
Störung der Aufmerksamkeit beim Lesen und Schreiben durch einen öfteren Stillstand der Gedanken. RAL 14
Befangenheit des Geistes; er ist nicht im Stande, den Gedanken, den er gefasst und schon halb nieder geschrieben hat, ohne sich erst wieder zu besinnen, vollends aufzuzeichnen. RAL 15

2. Er träumt die halbe Nacht über einen einzigen Gegenstand und er beschäftigt sich damit einzig auch nach dem Erwachen noch viele Stunden lang, so dass nichts anders als dieser Gegenstand vor seinem Vorstellungsvermögen steht (wie eine fixe Idee eines Geisteskranken) was ihm sehr lästig ist und ihn quält. RAL 445

3. Gedankenstrom
Unstätigkeit der Ideen; will sie einen Gedanken festhalten, so verdrängt ihn sogleich ein zweiter, diesen wieder ein dritter, und so fort und fort, bis sie ganz konfus wird. RAL 18
Schneller Wechsel der Gedanken, es braucht übermässige Anstrengung, um den Gedankenstrom anzuhalten. A 20

4. Er sinnt, und sitzt in tiefen Gedanken. RAL 520

5. Vorhersage des Zeitpunkts
Sagt ihren Todestag voraus; verabschiedet sich von ihren Freunden. Im Kindbett. He 1.41
Er sagt: eben jetzt muss meine Geliebte (elf Meilen weit entfernt) die schwere Stelle,* die ich eben sang, ebenfalls gesungen haben. RAL 521
(*Die Stelle aus Beethoven: ah! perfido – hatte sie wirklich, obgleich bisher gefährlich krank, doch diesen Tag zum ersten Male vorzüglich wohl, in einem Conzert geführt, gesungen, nur fünf Stunden früher, als dieser ihr Bräutigam, der von Mesmerism vorzüglich erregbar war.)

6. Schlaflosigkeit verursacht durch Furcht, Schreck oder Angst, mit Angst vor der Zukunft. He 37.10

7. Lebhaftes Gedächtnis. RAL 21

8. Lebhafte Einbildungskraft. RAL 535

9. Mangel an Gedächtnis; es ist ihm, wie ein Traum, was er nur eben erst gethan hat und er kann sich dessen kaum entsinnen. RAL 18

10. Gedächtnisverlust für Daten. A 88

11. Zerstreutheit
Er kann nichts denken, nichts überlegen, weiss nichts und hat von nichts eine Vorstellung im Kopfe, wie sonst, – sondern fühlt, dass alle diese Seelenverrichtungen in der Gegend der Magengrube vor sich gehen; – nach zwei Stunden kömmt zweimal ein Schwindel und nun kehrt die gewöhnliche Denkkraft wieder in den Kopf zurück. RAL 23
A 88, 100


12. Träumt von Gegenständen, die vor acht Jahren seinen Gedanken fremd gewesen wären. A 1528

13. Abends nach dem Niederlegen und bei Tage im Sitzen träumt er wachend und ist in irrigen Gedanken, als wenn er weit von seiner Wohnung entfernt wäre. RAL 443

14. Er träumt gegen Morgen sehr lebhaft einen Traum, welcher ihm genauen Aufschluss über eine Angelegenheit giebt, die ihm im Wachen ein unerklärliches Rätsel war. RAL 444

15. Er phantasiert wachend, entflieht aus dem Bette, und glaubt, Schafe zu treiben. RAL 442

16. Beschäftigung
Verdriesslich, zu nichts aufgelegt, niedergeschlagen auch beim Spaziergange. RAL 504
Abneigung, den Körper oder den Geist anzustrengen. A 85
Verzweifelt, unaufgelegt für alles, Depression sogar beim Gehen. A 70
Kann nicht lange an einer Beschäftigung bleiben. A 13
Übereilt verrichtet er allerlei, und läuft im Hause umher. RAL 502
Zaghaft und unsicher in seinem Handeln. He 36.3
Sehr schläfriges Gefühl, matt und unfähig vom Sofa aufzustehen; muss jede Arbeit unterbrechen; der ganze Körper ist erschöpft, mit einem Gefühl inneren Fiebers. He 36.14
Schwerheits-Gefühl in den Armen, vom Ellenbogen bis in die Finger; sie möchte sie sinken lassen; mit Eingeschlafenheits-Gefühl in den Fingern, wenn sie etwas anfasst. RAL 340
Verdriesslich, zu nichts aufgelegt, niedergeschlagen auch beim Spaziergange. RAL 504

17. Schreiben
Störung der Aufmerksamkeit beim Lesen und Schreiben durch einen öfteren Stillstand der Gedanken. RAL 14
Lähmungs-Gefühl im rechten Vorderarme und der Hand (beim Schreiben), welches bei starker Bewegung verging, aber beim Schreiben und in der Ruhe bald wieder kam, doch schwächer. RAL 342
Kribbeln in den Fingern, auch während des Schreibens. He 32.13

18. Vorwürfe
Untröstliche Angst und jämmerliches Heulen mit Klagen und Vorwürfen über (oft unbedeutende) üble Ereignisse. RAL 516
Peinlich ängstliche Klagen, mit zagenden Befürchtungen, mit Verzweiflung, laut jammerndem Weinen und bittern Beschwerden und Vorwürfen. RAL 517
Sie macht Vorwürfe. RAL 528

19. Sie fährt im Schlafe auf und spricht, es fasse sie jemand an. RAL 441

20. Beziehung zu anderen Menschen
Menschenscheu. RAL 518
Menschenhass. RAL 533
Menschenverachtung. A 81
Wunsch allein zu sein. A 78
Empfindet für keinen Menschen Zuneigung. Während der Schwangerschaft. He 1.44
Sieht wie durch einen Schleier; schwieriges Unterscheiden von Gesichtern; Angst und Schwindel. He 5.3
Alle Liebe zu seiner Umgebung ist geschwunden, es ist ihm völlig gleichgültig, wie es seinen Angehörigen geht. Kt
RAL 441, A 55, 77

21. Ruhelos, hastig
Übermässige unangenehme Ruhelosigkeit; obwohl es keinen Anlass zur Eile gibt, ist er in der grössten Hast, jedes Hindernis, das seinen schnellen Schritt hemmt, ist äusserst ärgerlich. Er stösst gegen einige Leute, die ihm nicht schnell genug aus dem Weg gehen und rennt in atemloser Eile die Treppe hoch; dieser gehetzte Zustand hielt zwei Stunden an. A 14
Ruhelosigkeit, ununterbrochen, unerfreulich; er muss jetzt sitzen, jetzt stehen, jetzt gehen, er weiss nicht was Sache ist. A 22
Unmässige Ruhelosigkeit, alle Bewegungen und Handlungen werden in grosser Hast und Eile ausgeführt. A 23
Ungeduld, er wirft sich ängstlich herum und wechselt dauernd seine Stellung etc. A 14
Er wird unruhig durch innere Angst. A 50

22. Leute anrempeln
Flackern vor den Augen macht ihn ängstlich auf der Strasse, er denkt er würde ständig die Vorübergehenden anrempeln. A 55
(…) Er stösst gegen einige Leute, die ihm nicht schnell genug aus dem Weg gehen und rennt in atemloser Eile die Treppe hoch (…) A 14

23. Ängstlichkeit mit Körpersymptomen
Ängstlichkeiten, mit Gefahr zu ersticken. RAL 253
Angst, die das Athemholen hemmt, mit warmem Stirn-Schweisse. RAL 281
Lange Träume mit Beängstigung auf der Brust, die ihm das Athmen hemmte, so dass er darüber erwachte. RAL 437
Nachts, ängstliche Träume und mehrmaliges Erwachen mit Schreck. RAL 446
Bei Angst und Verdriesslichkeit, ein Stechen in der Brust-Seite, hierauf Klopfen in der Brust-Seite, dann drückendes Kopfweh. RAL 284
Gegen Abend, trockene Hitze im Gesichte, mit Ängstlichkeit. RAL 478
Herzklopfen und Ängstlichkeit und vermehrte Körperwärme, besonders im Gesicht. RAL 513
Angst und mürrisches Wesen mit feinem Stechen in der Brust-Seite; dann Klopfen in der Herzgrube und dann drückendes Kopfweh. RAL 515
Angst nur vorübergehend erleichtert durch Trinken von kaltem Wasser. A 46
Angst, erschwerte Atmung, fliegende Hitze im Gesicht, Gefühl, als würde etwas in den Kopf schiessen. He 28.6

24. Folgen von Schreck
Erkrankungen von Schreck: fürchtet sich im Dunkeln; Schwindel; ohnmächtige Schwäche; Zittern; Herzschwäche; drohende Fehlgeburt; Menstruation droht aufzuhören; Brennen im Magen. He 1.51
Späte Nachwirkungen von Schreck, besonders Gelbsucht. He 1.52
Abwechselnd Benommenheit und Ruhelosigkeit mit leichten delirösen Zuckungen, es beginnt wie von einem Schrecken, Puls beschleunigt. He 2.12
Schneiden, Kneifen, gefolgt von häufigem Stuhldrang, nach Zorn oder Schreck. He 20.6
Drohende Fehlgeburt durch Schreck mit Ärger; angeregte Blutzirkulation, schnelle Atmung. He 24.2
Eine Frau macht ihre Besorgungen und stolpert plötzlich über einen Hund. Es wird ihr furchtbar schwindelig, sie kommt nicht einmal mehr zu ihrem Wagen. Schwindel, der durch Angst entsteht, durch plötzliche Angst, und die Angst von dem Schreck bleibt. Kt
Äusserste Schreckhaftigkeit. RAL 525
He 37.10

25. Furcht, er möchte wanken, fallen. RAL 518

26. Furcht vor Geistern. He 1.38

27. Befürchtung, es möchte ihm ein Unglück begegnen. RAL 541

28. Todesgedanken
Triefende Augenentzündung, die ihm so schmerzhaft und erschrecklich ist, dass er sich lieber den Tod wünscht. RAL 86
Schmerzen in den Fuss-Gelenken, mit verzweifelnden Gedanken und Todes-Betrachtung. RAL 377
Befürchtung eines nahe bevor stehenden Todes. RAL 538
Von Zeit zu Zeit wiederkehrende Todesangst. RAL 538
Klagende Befürchtungen eines nahen Todes. RAL 540
Todesangst: während der Schwangerschaft oder bei der Entbindung; bei Gebärmuttervorfall; mit grosser Geschwätzigkeit oder Angst in der Herzgegend. He 1.38
Dreimal wurde er blind und behauptete, dass er bald sterben würde. He 1.40
Sagt ihren Todestag voraus; verabschiedet sich von ihren Freunden. Im Kindbett. He 1.41
A 57

29. Als hätte sie kein Leben in sich
Verdriesslich, als hätte sie gar kein Leben mehr in sich. RAL 505
Die eine Hand wird eiskalt und gefühllos, wie taub. RAL 350
Empfindung, als wenn alle Adern erkalteten. RAL 452
Empfindung, als wenn der Blutlauf in allen Adern gehemmt wäre. RAL 453

30. Schlaf
Traumvoller Schlaf; verworrene, lebhafte Träume. RAL 431
Leichter Schlaf, bildet sich morgens ein, er hätte überhaupt nicht geschlafen, jedoch nicht schwach. He 37.5
Nachts, ängstliche Träume und mehrmaliges Erwachen mit Schreck. RAL 446
Lebhafte Träume von den Tagesgeschehnissen. He 37.11
Äusserste Schlaflosigkeit; nervöse Schlaflosigkeit. He 37.8
RAL 441, He 37.10

31. Bei dreister Sprache und lebhaften Augen, steht kalter Schweiss auf seiner Stirne und der Puls ist fast unfühlbar. RAL 500

32. Lustigkeit, Scherz
Wird lustig und bekommt Neigung zu singen und zu tanzen. RAL 506
Lustiger, aufgeregter als gewöhnlich. RAL 507
Er nimmt jeden Scherz sehr übel. RAL 526

33. Er bekommt verliebte Anfälle. RAL 247



34. Wechselnde Gemütszustände
Abwechselnde Anfälle entgegengesetzter Gemüthszustände. RAL 508
Bald zweifelt er an seinem Aufkommen, bald ist er voll Hoffnung. RAL 510
Bald scheint er zu weinen, bald trällert er. RAL 535
Wechselhafte Laune, einmal fröhlich ein andermal verzweifelt. A 28
RAL 508, 530

35. Hartnäckigkeit. RAL 532

36. Gesetztes, standhaftes, obwohl nicht aufgereimtes Gemüth (Nach- und Heilwirkung). RAL 534

37. Ärger und Zänkerei
Sie hat ärgerliche Träume. RAL 438
Sie ist äusserst zur Ärgerniss aufgelegt. RAL 527
Zänkerei, mit läppischem Wahnsinne von Stunde zu Stunde wechselnd – er schwatzt Kinderpossen und ist ausgelassen lustig. RAL 530
Beim Ausbruch des Monatlichen, Wuth. RAL 252
Ärgerlich über Kleinigkeiten. A 38
RAL 528, 531

38. Sprechen
Reden vermehrt das Kopfweh. RAL 38
Wiederholte Erblindung bei ungehindertem Sprachvermögen. RAL 75
Träume, in denen er viel sprach. RAL 448
Er fährt schreckhaft zusammen, macht viele Bewegungen und redet im Schlafe. RAL 440
Geschwätzig; schnelle Sprache. He 1.26
Mag nicht sprechen; antwortet lakonisch mit Ja oder Nein. He 1.33
RAL 38, 441, 508, A 78, He 1.38

39. Als wenn sie wahnsinnig würde
Ein Kneipen und Klemmen in der Stirne, als wenn es in den Knochen wäre; wie krank fühlt sie sich, als wenn Wahnsinn bei ihr entstehen wollte. RAL 54
Ein Klemmen in der Stirne, über der Nasenwurzel, als wenn sie den Verstand verlieren sollte (krank im Kopf wäre), durch Gehen in freier Luft verschlimmert. RAL 55
Bald hat er seinen völligen Verstand, bald redet er irre. RAL 508
Wahnsinnige Possen. RAL 537

40. Brett vor dem Kopf
Benommenheit des Kopfes; als hätte er ein Bret vor der Stirne. RAL 16
Der Kopf ist ihm vorn wie vernagelt, in der warmen Stube. RAL 17

41. Gesichtsröte
Herzklopfen mit grosser Ängstlichkeit, Athembeklemmung und grosser Müdigkeit in allen Gliedern; es steigt ihr von da in den Kopf und wird ihr wie betäubt von fliegender Gesichts-Röthe. RAL 514
Wird plötzlich rot und wird bewusstlos. Zahnendes Kind. He 2.8
Beim Aufstehen von einer liegenden Stellung wird das rote Gesicht totenblass, oder er wird schwindlig und fällt um, fürchtet dann wieder aufzustehen; häufig begleitet von Übelkeit, Würgen, Kälte. He 2.5

Höchste Backen-Röthe, mit einem mürrischen, kläglich weinerlichen Wesen. RAL 477
RAL 473-476, 478

42. Gesicht oder Kopf vergrössert
Gesicht: blass, mit Unruhe und Ausdruck von Angst; feuerrot brennend; rot und blass abwechselnd; fahl; Lippen schwärzlich; aufgedunsen, ungleichmässig rot; Gefühl, als würde es wachsen. He 8.2
Ein paar Halluzinationen, wie die Vorstellung, sein Kopf sei dreimal grösser als normal etc. A*1658

43. Hin- und Herbewegung
Schwindel; Empfindung von einem Hin- und Herschwanken im Gehirne. RAL 1
Schwindel, vorzüglich beim Bücken; sie torkelte hin und her, vorzüglich auf die rechte Seite. RAL 2
Eine Empfindung von Knistern (wie beim Hin- und Her-Biegen des Kniestergoldes entsteht) in den Schläfen, in der Nase und Stirne. RAL 56
RAL 6, 83

44. Im Nacken Schmerz, als wäre das Fleisch los, mit dem Gefühl, als hätte der Nacken keinen Halt und als wollte deswegen der Kopf vorfallen; bei Bewegung des Kopfes Stechen im Nacken. RAL 318

45. Aus dem Kopf heraus
Vollheits und Schwerheits-Gefühl in der Stirne, als läge daselbst eine herausdrängende Last und als wollte alles zur Stirne heraus. RAL 27
Beim Vorbücken ist ihr alles so voll in der Stirne, als wollte alles heraus. RAL 34
Kopfweh, als wenn die Augen aus dem Kopfe fallen sollten. RAL 35
RAL 36, 58

46. Langsame Stösse dringen in der Gegend des Herzens zur Brust heraus. RAL 288

47. In die Höhe gezogen oder gehoben
Gefühl, als zerrte ihn jemand an den Haaren aufwärts. RAL 28
Kopfweh, als wenn hie und da ein Theil des Gehirns in die Höhe gehoben würde, welches schon bei geringer Bewegung, selbst durch Trinken und Reden erhöhet wird. RAL 37
Gefühl, als zerrte ihr etwas aus dem Kopfe heraus, wobei es ihr die obern Augenlider aufwärts zieht. RAL 58

48. Eine Empfindung von Knistern (wie beim Hin- und Her-Biegen des Kniestergoldes entsteht) in den Schläfen, in der Nase und Stirne. RAL 56

49. Kopfschmerzen auf dem Scheitel, als ob der Kopf von einer Pechkappe gleichförmig zusammengedrückt würde; hört beim Gehen im Freien auf. He 3.10

50. Kriebeln auf der linken Seite des Kopfes, wie von einer Bürste. RAL 63

51. Empfindung, als wenn eine Kugel aus der Gegend des Nabels heraufstiege, und im Wirbel und Hinterhaupte eine kühle Luft verbreitete. RAL 64

52. Kochendes Wasser
Brennender Kopfschmerz, als wenn das Gehirn von siedendem Wasser bewegt würde. RAL 65
Herzklopfen; Gefühl, als würde kochendes Wasser in die Brust gegossen. He 28.3

53. Heisses Eisen
Kopfschmerzen, als ob ein heisses Eisen um den Kopf gebunden wäre. He 3.3
Neuralgische Schmerzen im Gesicht, "wie heisse Drähte zu beiden Seiten des Gesichts", wenn jemand sein Gesicht einem scharfen, kalten Wind aussetzte. Kt

54. Kaltes Wasser
Der Kranke hat Hüftweh, wobei der Schmerz wie Eiswasser am Nerv entlang gleitet. Kt
Gefühl, als ob kalte Wassertropfen die Vorderseite der Oberschenkel hinuntertröpfeln.
He 32.3
Menses unterdrückt durch nasse Füsse, oder durch ein kaltes Bad. He 23.8
Augenblickliche Linderung durch kaltes Wasser. Angst. He 15.3
Angst nur vorübergehend erleichtert durch Trinken von kaltem Wasser. A 46
Trinken von Eiswasser löst Husten aus; im Allgemeinen besser von kaltem Getränk, besonders die Angst. He 15.6
Er kann nicht genug Wasser bekommen, und es ist ihm sehr zuträglich. Kt
Im Allgemeinen schlechter nach Trinken. He 15.4
Magenkatarrh von Erkältung des Magens durch Eiswasser, besonders wenn überhitzt. He 15.5, 23.8

55. Sehen
Wiederholte Erblindung bei ungehindertem Sprachvermögen. RAL 75
Dreimal wurde er blind und behauptete, dass er bald sterben würde. He 1.40
Scharfes Gesicht. RAL 85
Lichtsucht, Begierde in's Helle zu sehen. RAL 81
Lichtscheu. RAL 84
Vollständig blind nach Erkältung. He 5.4
Flackern vor den Augen macht ihn ängstlich auf der Strasse, er denkt er würde ständig die Vorübergehenden anrempeln. A 55
Sieht wie durch einen Schleier; schwieriges Unterscheiden von Gesichtern; Angst und Schwindel. He 5.3
Optische Täuschungen in dunklen oder schwarzen Farben. He 5.4
RAL 82, 83

56. Augenentzündung
Entzündungszustände von Reizung durch Fremdkörper, wie Stahlsplitter oder Stein oder Kohle auf der Hornhaut, die trockenes Reiben des Lides über dem Augapfel verursachen, mit blutüberfüllten Gefässen; Reizung verursacht durch nach innen wachsende Wimpern. He 5.18
Augen rot, entzündet, Blutgefässe tief rot; brennende, drückende, schiessende Schmerzen, besonders beim Bewegen der Augäpfel; keine Absonderung; Konjunktivitis von Verbleib in kalten, trockenen Winden. He 5.20
Augenentzündung der Neugeborenen, im Beginn. He 5.22
Aconit entspricht Augenentzündungen mit brennender, plötzlich auftretender Geschwulst. Die Lider schwellen so schnell, dass sie nur mit grosser Mühe geöffnet werden können, und wenn sie geöffnet werden, indem man die Lider hochzieht, dann träufelt heisses Wasser hervor, aber kein Eiter. Kt
RAL 86, He 5.18, 21, 23-35


57. Musik ist ihr unerträglich; es geht ihr durch alle Glieder, sie wird ganz wehmüthig. RAL 524

58. Hören
Beständiges, dumpfes Sumsen vor den Ohren und dann Ohnmacht. RAL 87
Es ist ihm, als wenn sich etwas vor das linke Ohr gelegt hätte. RAL 100
Überempfindlichkeit für Licht und Geräusch. A 42
RAL 88, 523

59. Würmer, Käfer
Kitzelnde Empfindung im rechten Ohre, als wenn ein Würmchen hineinkröche. RAL 101
Ein Krabbeln in der Brust, wie von Käfern. RAL 305
Krabbelnder Schmerz im Rückgrate, wie von Käfern. RAL 315
Gefühl von Wundheit der Speicheldrüsen-Mündungen, als wenn sie angefressen wären. RAL 128

60. Einathmen mit zwiefachem Rucke, wie Bock-Stossen, im Schlafe. RAL 436

61. Geruch, Geschmacksempfindungen
Brickelnde Empfindung hinten auf der Zunge, wie von Pfeffer, mit Zufluss des Speichels. RAL 132
Pfefferartiger Geschmack im Munde. RAL 137
Fein stechende Empfindung hinten im Halse, wie von den stachlichten Härchen des Hainbuttsamens. RAL 134
Lätschiger, fischartiger Geschmack, wie von abgestandenem, faulendem Wasser. RAL 140
Äusserste Empfindlichkeit der Geruchsnerven; widrige Gerüche greifen sie sehr an. RAL 257

62. Essen
Sie will nichts essen. RAL 150
Lang dauernder Ekel und verlorner Appetit. RAL 157
Was ihm früher sehr gut und stark schmeckte, ist ihm geschmacklos. RAL 143
Schmerz in der Herzgrube, als wenn sie innerlich geschwollen wäre, mit Appetitlosigkeit und anfallsweise kurzem Odem. RAL 175

63. Nach dem Erbrechen, sogleich Belebung der Hoffnung. RAL 511

64. Stein
Bei mehrmals wiederholtem Erbrechen und öftern Stuhlgängen klagt er noch immer, dass es ihm wie ein kalter Stein im Magen liege. RAL 182
In der Herzgrube Drücken, wie von einem daselbst liegenden Steine, was bald darauf in den Rücken zog, mit einem zusammen klemmenden Gefühl, als hätte sie sich zu Schanden gehoben; wie steif. RAL 172
He 18.8

65. Fingerdruck
Schmerz hinter dem linken Ohre, wie von Drücken mit dem Daumen. RAL 103
Links über dem Nabel ein unschmerzhaftes Gefühl, als drängte sich da von innen etwas Kaltes (ein kalter Finger) heraus. RAL 188
Ein nach innen, wie nach der Luftröhre zu, drückender Schmerz am Halse, wie ein Druck mit der Fingerspitze an dem Halse hinein. RAL 324

66. Berührung verschlimmert
Der ganze Körper ist bei der Berührung schmerzhaft; das Kind lässt sich nicht anfassen, es wimmert. RAL 386
Harndrängen bei Berührung des Unterleibes. RAL 231
Sie fährt im Schlafe auf und spricht, es fasse sie jemand an. RAL 441
Schreit laut bei geringster Berührung, schreit vor Schmerzen; kann die leichtesten Schmerzen nicht ertragen; will nicht berührt oder aufgedeckt werden; Summen in den Ohren. He 1.28
Bei Berührung fühlt sich der Scheitel heiss an; die Haare sträuben sich. He 4.8
Geringste Berührung der Wirbelsäule löst Krämpfe aus. He 31.16
RAL 215, 287, 288, 328, He 25.7

67. Sexualität
Leises, nicht unangenehmes Kriebeln in den Geschlechtstheilen. RAL 245
Sehr vermehrter Geschlechtstrieb mit Schlaffheit schnell wechselnd. RAL 246
Verminderter Geschlechtstrieb. RAL 248
Gesteigertes geschlechtliches Verlangen; wollüstige Träume; Anfälle von Wollust. He 22.1
Einige schmerzhafte, flüchtige Stiche in der Eichel, als ob die Pole einer galvanischen Batterie dort angeschlossen seien; Schmerzen kamen höchst unerwartet auf. He 23.10
Hoden fühlen sich geschwollen und hart an, als ob sie mit Samen überladen wären. He 22. 4

68. Zusammengeschnürt, -gezogen, -gedrückt
Kopfweh, als wäre die Hirnschale äusserlich mit einer Binde zusammengeschnürt und fest zusammengezogen. RAL 44
Gefühl von Zusammenziehung des Hirns unter der Stirne. RAL 52
Zusammenziehende Empfindung im Magen, wie von herben Dingen. RAL 178
Er fühlt eine Schwere in der Brust; es ist als wenn die ganze Brust von allen Seiten zusammengedrückt würde. RAL 284
Krankhaft zusammenziehender Schmerz in der hohlen linken Hand, so dass er kaum die Finger ausstrecken konnte. RAL 348
Spannender Druck in den Oberschenkeln, wie von einer straff angezogenen Binde, bei grosser Mattigkeit, im Gehen. RAL 365
Empfindung an den Fussknorren, als wenn sie mit einem Bande zusammengeschnürt wären, früh. RAL 384
RAL 32, 43, 108, 188, 228, 278, 280, 283, He 3.16

69. Zerquetscht, zerschlagen
Einfacher Schmerz im Hoden, so wie der, welcher nach Quetschung desselben zurückbleibt. RAL 244
Nach dem Schlafe, ein Schmerz, bei Bewegung im Schulter- (und Hüft-) Gelenke, wie von Zerquetschung, oder als wenn das Lager gar zu hart gewesen wäre. RAL 330
Die Arme sind ihm wie zerschlagen und sinken kraftlos nieder. RAL 336
RAL 287, 288, 312-314, 328, 338, 370, 388

70. Bewegung
Bewegung ist ihr zuwider, sie sitzt lieber. RAL 418
Unweigerlicher Hang, sich nieder zu legen. RAL 421
Automatische Bewegung der linken Hand, er schlägt sein Gesicht. He 32.7
RAL 418, 420, 460

71. Lähmung
Vorübergehende Lähmung des Afters, unwillkürlicher Stuhlgang. RAL 218
Überhingehende Lähmung des Blasenhalses, unwillkürlicher Harnabgang. RAL 236
Krankhafte Beschaffenheit (anfallweise Lähmung?) des Kehldeckels; Speisen und Getränke gerathen leicht beim Schlingen in die Luftröhre, so dass sie Erstickung drohen und Husten erregen; er verschlückert sich sehr leicht. RAL 275
Lähmung der Handgelenke. He 32.10

72. Abends plötzliches Geschrei, Zähneknirschen, dann durch langes Schlucksen steife Unbeweglichkeit, wie eine Bildsäule (Katalepsie). RAL 402

73. Kalte trockene Winde
Krupp: weckt auf im ersten Schlaf; Kind in Todesangst, ungeduldig, wirft sich herum; trockener, kurzer Husten, aber keine sehr giemende noch sägende Atmung; Husten und laute Atmung beim Ausatmen; jede Ausatmung endet mit einem kurzen, trockenen, heiseren Husten; nach Verbleib in trockenen, kalten Winden. He 25.11
Neuralgische Schmerzen im Gesicht, "wie heisse Drähte zu beiden Seiten des Gesichts", wenn jemand sein Gesicht einem scharfen, kalten Wind aussetzte. Kt
Krankheitserscheinungen aller Art zeigen sich nach der Einwirkung von trockenem, kaltem Wind. Kt

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


In dieser Phase begegnet uns ein verängstigter, unkonzentrierter, ruheloser Mensch, der sichtlich darunter leidet, einem ungewissen Schicksal ausgeliefert zu sein. Er berichtet möglicherweise über eine klassische Causa im Sinne von "Beschwerden nach Schreck" Th 24. Wir erkennen seine Sorge um die ungewisse Zukunft. Seine Fragen zu Leben und Tod machen vermutlich einen Teil der Anamnese aus. Auch Schicksalsschläge, die andere Menschen treffen, scheinen ihn stark zu bewegen. Durch solche Geschichten kann seine Einbildungskraft, unter der er ohnehin schon leidet Th 8, noch weiter angeregt werden.
Seine Gedanken wechseln so schnell, dass er ganz konfus wird Th 3, er ist zerstreut und unkonzentriert Th 11. Seine Handlungsfähigkeit ist durch Eile geprägt, er verrichtet allerlei, kann aber an nichts richtig dranbleiben, oder ist unsicher und zaghaft in seinen Tätigkeiten Th 16.
In der Schwangerschaft erlebt die Aconitum-Patientin tiefe Ängste Th 28. Sie fühlt sich vom Unausweichlichen der bevorstehenden Geburt überfordert, vielleicht ist sie aber auch so furchtsam, weil ihr mehr als anderen Menschen bewusst ist, dass sie mit dem neuen Leben unweigerlich auch einen neuen Tod in die Welt setzen wird.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Seine Vorstellung von Vollkommenheit sieht Aconitum am schönsten im Traum verwirklicht, in dem er sehr lebhaft Aufschluss über eine Angelegenheit bekommt, die ihm im Wachen ein unerklärliches Rätsel war Th 14. Hier sehen wir seinen Anspruch, über Dinge Bescheid zu wissen, die dem Menschen ganz offensichtlich verschlossen sind.
Er macht sich in diesem Zusammenhang sicher auch Gedanken über Vorahnungen und Vorhersagen. Die Möglichkeit des Freitodes wird ihm rosig erscheinen, da dieser für den Menschen die einzige Möglichkeit ist, seinen Todeszeitpunkt zu bestimmen.
Dass ihn der "richtige Zeitpunkt" stark beschäftigt, sehen wir an seinem Traum von Gegenständen, die vor acht Jahren seinen Gedanken fremd gewesen wären Th 12. An diesem Traum fällt vor allem ins Auge, dass er genau zu wissen behauptet, was er vor acht Jahren – nicht vor sieben, nicht vor elf – dachte.
Auch im Symptom, in dem der Geliebte in elf Meilen Entfernung sicher zu wissen glaubt, dass seine Geliebte eben die gleiche Stelle singe wie er selbst Th 5, zeigt sich die Frage nach dem schicksalhaften Moment. Dass es sich hierbei um ein egotrophes Symptom handelt, erkennen wir an der zeitlichen Verschiebung, die in Wirklichkeit stattfindet. Sie belegt, dass selbst in echter hellsichtiger Erkenntnis keine Aussage über den richtigen Zeitpunkt möglich ist.
Gleichzeitig stellt dieses Symptom auch eine Kompensation des Verlust-Erlebens dar: Sein latentes Gefühl des Nichtgenügens in der Beziehung negiert der Geliebte hier durch die Behauptung, auch in meilenweiter Entfernung noch mit seiner Partnerin verbunden zu sein. Ins gleiche Kapitel gehören die verliebten Anfälle, die ihn ab und zu packen – wahrscheinlich in einem eher unerwarteten Moment! Th 33
Wir können uns auch vorstellen, dass Aconitum seinen drängenden Fragen zu Schicksal, Tod und Leben in einer Glaubensgemeinschaft nachgeht. Hier wären z.B. die Zeugen Jehovas für ihn attraktiv, welche überzeugt sind, dereinst zu den auserwählten Überlebenden des Weltuntergangs zu gehören.
Seine Schreckhaftigkeit kann er auch zu überspielen versuchen: Bei dreister Sprache und lebhaften Augen steht kalter Schweiss auf seiner Stirne und der Puls ist fast unfühlbar Th 31: Wir sehen, dass er dem Schicksal trotzig und mutig zu begegnen versucht, seine tief im Körper sitzende Angst aber nicht wirklich verbergen kann.

Egolyse
Wenn Aconitum resigniert und sich der Bedrohung vom Schicksal hilflos ausgeliefert fühlt, will er lieber sofort sterben. Statt sich wie andere Menschen in der Krankheit eher ans Leben zu klammern, verliert er sich in Phantasien vom Sterben, er verabschiedet sich von seiner Umgebung Th 28. Er möchte allein sein, da er anderen Menschen gegenüber nur noch Gleichgültigkeit empfindet Th 20. Er scheint gar kein Leben mehr in sich zu haben, seine Hände werden eiskalt und gefühllos, es ist, als ob das Blut erkalten und in den Adern stocken würde Th 29. Er fühlt sich so verwirrt Th 11 und von fixen Ideen verfolgt, dass er glaubt wahnsinnig zu werden Th 2, 39.

Alterolyse
Dass man nach einem Schreck oder nach einer Bedrohung dem Nächststehenden Vorwürfe macht, ist eine alltägliche Reaktion. Bei Aconitum scheint sich dieses Verhalten zu verfestigen bis zu Menschenhass, Ärger und Zanklust Th 20, 37. Er nimmt jeden Scherz übel Th 32, macht den anderen Menschen Vorwürfe Th 18 und rempelt sie an, wenn sie sein hastiges Vorwärtsdrängen behindern Th 22.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Aconitum wünscht sich Einblick in die Schicksalhaftigkeit des menschlichen Lebens. Er möchte sich gegen das erschreckende, unverhoffte Schicksal wappnen Th 24. Vor allem das Geheimnis der Todesstunde Th 28 wühlt ihn zutiefst auf.
Er lehnt die Tatsache ab, dass es dem Menschen nicht gegeben ist, in die Zukunft zu blicken, dass er Schicksalsschläge oder die Todesstunde nicht vorhersagen kann. Die unlösbaren Rätsel, die sich um die Grenzen des Menschenlebens ranken, will Aconitum nicht annehmen.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Aconitum fühlt sich unfähig, mit dem Unverhofften, dem Schreck umzugehen. Er kann darauf nicht angemessen reagieren, er wirkt z.B. wie erstarrt, kann sich danach nicht mehr rühren. Seine Symptome lassen sich als Momentaufnahme eines erschreckten Menschen darstellen: Er steht da wie eine Bildsäule Th 72, die Gedanken bleiben stehen Th 1 oder an einem Gegenstand hängen Th 2, er hat wie ein Brett vor dem Kopf Th 40, er kann kaum mehr sehen Th 55, nicht mehr handeln Th 16, vergisst was er soeben getan hat Th 9, fühlt sich wie gelähmt Th 71.
Sein Gedächtnisverlust betrifft vor allem Daten – dort, wo er es genau wissen möchte, nämlich in der Frage nach dem Zeitpunkt, funktioniert er am schlechtesten Th 10.
Auf der Beziehungsebene empfindet er für niemanden mehr Liebe, er neigt eher zu Ablehnung der anderen Menschen, weil diese zu wenig berechenbar sind und ihn dadurch latent bedrohen Th 20.
Weil er sich so auf die Fragen des Unerwarteten, auf den schicksalhaften Moment konzentriert, verliert er die Aufmerksamkeit für das Gegenwärtige, was so weit führt, dass er kein Leben mehr in sich spürt Th 29.
In seinem Verhalten verliert er durch das Ungewisse auch alle Standhaftigkeit. Seine Gemütszustände wechseln schnell Th 34, er wird extrem ruhelos und hastig Th 21. Er hat keine Lust an seiner Tätigkeit, ist zu nichts aufgelegt und kann an nichts dranbleiben Th 16.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Die Ängste von Aconitum richten sich auf alles Unverhoffte, Überraschende, oder auf das, was er nicht einordnen kann:
Furcht vor der Zukunft Th 6, vor Unglück Th 27 oder Geistern Th 26. Er hat Angst und jammert wegen jedes noch so unbedeutenden Ereignisses Th 18. Er fühlt sich ängstlich auf der Strasse, weil seine Vor-Sicht durch das Flackern vor den Augen behindert ist. Er fürchtet, die Leute anzurempeln – und dadurch in unübersehbare, gefährliche Situationen zu geraten Th 22. Er hat Angst zu fallen Th 25, jede Körperbeschwerde ängstigt ihn, weil sie unabsehbare Folgen haben könnte Th 23. Seine zentralste, heftigste Angst ist die aus dem klassischen Mittelbild bekannte Furcht vor dem Tod Th 28.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Weil Aconitum zutiefst um die Verunsicherung durch unerwartete Begebenheiten, Unfälle oder Schicksalsschläge weiss, kann er anderen Menschen ein geeigneter Begleiter durch diese Krisen hindurch werden. Seine Intuition Th 11 kommt ihm dann ebenso zugute wie das gesetzte, standhafte, obwohl nicht aufgeräumte Gemüt Th 36, das Hahnemann als Nach- und Heilwirkung von Aconitum berichtet.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Mehrere Symptome erinnern an das Märchen von Frau Holle:
Eine Empfindung von Knistern (wie beim Hin- und Her-Biegen des Kniestergoldes entsteht) in den Schläfen, in der Nase und Stirne Th 48 erinnert an die Goldmarie, die als Lohn für geleistete Dienste von Frau Holle mit Gold überschüttet wird. Pechmarie, ihre Stiefschwester, die zu faul ist, sich das Gold zu verdienen, wird zur Strafe bekanntlich mit Pech überschüttet. Wir finden das Symptom: Kopfschmerzen auf dem Scheitel, als ob der Kopf von einer Pechkappe gleichförmig zusammengedrückt würde Th 49. Auch die "irrigen Gedanken, als wenn er weit von seiner Wohnung entfernt wäre" Th 13, erinnern an die beiden Mädchen, die durch ihren Sprung in den Brunnen in eine andere Welt geraten. Das Märchen berichtet unter anderem also von der Grenze zwischen Leben und Tod, von Transformation und schicksalhaftem Belohnt- bzw. Bestraftwerden und hat damit einen Bezug zur vorliegenden Aconitum-Hypothese.

Die Redewendung "Es weht ihm ein rauer Wind entgegen" meint eine Situation in der ein hartes Schicksal zu tragen ist. Eine Entsprechung dazu finden wir in der Empfindlichkeit von Aconitum auf trockene kalte Winde Th 73. Ein solches, oft unverhofft auftretendes Ausgesetztsein reizt seine Psora, da er den Anspruch hat, den Zeitpunkt eines Geschehens vorauszusehen.

Eine ähnlich starke Empfindlichkeit erlebt Aconitum im Kontakt mit anderen Menschen. Bei geringster Berührung sträuben sich ihm die Haare, er bekommt Harndrang oder gar Krämpfe Th 66. Im Schlaf fährt er auf, weil er meint, es fasse ihn jemand an Th 19. Die Mitmenschen sind für Aconitum unberechenbar und dadurch bedrohlich.

Er kann nichts denken, nichts überlegen, weiss nichts und hat von nichts eine Vorstellung im Kopfe, wie sonst, – sondern fühlt, dass alle diese Seelenverrichtungen in der Gegend der Magengrube vor sich gehen; – nach zwei Stunden kömmt zweimal ein Schwindel und nun kehrt die gewöhnliche Denkkraft wieder in den Kopf zurück Th 11. Es scheint, als wolle sich die intuitive Kraft, das "Gefühl im Bauch" bemerkbar machen.
Aconitum beansprucht hier ein instinktives Wissen um kommende Ereignisse, so wie Tiere z.B. ein Erdbeben vorausahnen. Allerdings gelingt ihm die intellektuelle Verarbeitung seiner "Bauchinformationen" dann nicht. In dem Zusammenhang ist die Verwendung von Aconitum in einer Hexensalbe zu erwähnen, die bei der Verwandlung in ein Tierkleid helfen sollte. www.winkler-med.de

Er phantasiert wachend, entflieht aus dem Bette, und glaubt, Schafe zu treiben Th 15. Schafe sind ein Symbol für blindes und törichtes Nachfolgen LdtS. In seiner Phantasie bestimmt Aconitum über das Schicksal einer Herde von Schafen, welche ihm blindlings gehorchen und somit berechenbar sind.

Aconitum hat das Gefühl, sein Gesicht würde wachsen Th 42. Im heutigen Sprachgebrauch wird "Gesicht" auch auf das geistige Schauen übertragen. Daher bezeichnet man die Fähigkeit, künftige Vorgänge mit dem geistigen Auge zu schauen, als "zweites Gesicht". Das wünscht Aconitum sich im höchsten Masse. In der Symbolik des Gesichtes finden wir auch den römischen Gott Janus, welcher zwei Gesichter hat, um sowohl voraus als auch zurück blicken zu können. Hw

In anderen Symptomen des Gesichtes könnte man meinen, Aconitum schäme sich oder bestrafe sich selber für den Anspruch der Hellsichtigkeit: Wir finden das schnelle Erröten bzw. die Gesichtshitze, welche man als Keynote kennt Th 41, respektive die automatische Bewegung der linken Hand, er schlägt sein Gesicht Th 70.

Einem vergleichbaren "Strafsymptom" begegnen wir beim Kopfschmerz: Als ob ein heisses Eisen um den Kopf gebunden wäre, respektive Schmerzen wie heisse Drähte zu beiden Seiten des Gesichts Th 53. Aconitum fordert seinem Denken zuviel ab – "das Hirn läuft heiss".

Die folgenden Symptome lassen sich im Begriffsfeld Tod – Verwesung – Begräbnis interpretieren, welches für Aconitum von zentraler Bedeutung ist:
Kitzelnde Empfindung im rechten Ohre, als wenn ein Würmchen hineinkröche, respektive Krabbeln in der Brust oder im Rückgrat wie von Käfern Th 59 – er scheint schon die am Verwesungsprozess beteiligten Tierchen zu spüren.
Prickelnde Empfindung hinten auf der Zunge wie von Pfeffer Th 61. Dazu finden wir folgenden Aberglauben: Ist der Tote an einer ansteckenden Krankheit gestorben, so glaubt sich die Leichenfrau dadurch zu schützen, dass sie einige Pfefferkörner in den Mund nimmt. HdA
Fein stechende Empfindung hinten im Halse, wie von den stachlichten Härchen des Hainbuttsamens Th 61. Die Hagebutten gelten als besonderes Schutzmittel gegen Unfall und Krankheit. Einen Span von einem Sarg, sowie Kot von dem bezauberten Menschen, in ein Totenhemd gewickelt, legt man vor Sonnenaufgang in einen Hagebuttenstrauch, dann wird ihm wieder geholfen. Unter dem Hainbusch erscheinen die Gespenster Th 26 HdA.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Mitleiden und tatkräftige Hilfe für Leidende bilden das Hauptthema von Cocculus. Im Hintergrund zeigt sich als zweites Thema das Erschrecken vor dem unklaren Schicksal des Menschen und seinem unausweichlichen, aber dunklen Ende, dem Tod MMH. In diesem Punkt finden sich Übereinstimmungen mit dem Anliegen von Aconitum, über das Ende des menschlichen Lebens Bescheid wissen zu wollen.

Ein wenig bekanntes Mittel gegen "Beschwerden nach Schreck" ist Ranunculus bulbosus. Bei diesem zeigt sich aber – obwohl es wie Aconitum zur Familie der Ranunculaceae gehört – eine völlig andere Hypothese, es geht dort um das Begriffsfeld Symbiose, Verschmelzung, Abgrenzung oder Anpassungsfähigkeit. RMM 2

ZUR SUBSTANZ


Aconitum napellus, Eisenhut, Sturmhut, Venuswägelchen, Casque de Jupiter (Familie: Ranunculaceae)

ANMERKUNGEN


Die alten Völker glaubten, die Giftpflanze sei dem Geifer des Höllenhundes Cerberus entsprossen. www.winkler-med.de
Dieser bewacht den Eingang zur Unterwelt und ist für Aconitum laut der vorliegenden Hypothese ein interessantes Symbol.

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Olten, September 2005

RAL
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RMM
LdtS
HdA
HW
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Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1888, Band 1
Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1888, Band 1 und 10
Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1888, Band 1
Kent, James T., Kents Arzneimittelbilder, Heidelberg 1988
Preis Stefan, Mattmann Peter, Weihe Christoph, Studer Susanne, Weiss Karl Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde, Luzern 1996/97
Studer Susanne, Ostermünchner Esther, Revidierte Materia Medica Homoeopathica Band 1, 2, HIZ, Hägglingen 2002, 2005
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin, New York 1987
Das Herkunftswörterbuch, Etymologie der deutschen Sprache, Duden, Mannheim, 1989
Esther Ostermünchner