Anacardium

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ZENTRALE BEGRIFFE


Semecarpus anacardium, Anacardium orientale, Markfruchtbaum auch Ostindischer Tintenbaum
(Familie: Anacardiaceae)

Tiefer Zwiespalt zwischen Körper und Seele. Erlebt in sich Trennung und Zwiespalt, aber auch Abspaltung von der Welt. Zwei einander widersprechende Willen, im einen Ohr ein Teufel, im andern ein Engel.
Sieht sich ständig vor Entscheidungen gestellt, wird unentschlossen in allen Dingen. Bleibt in diesem Zwiespalt gefangen. Pflockgefühl. Bandgefühl. Gleichgültig und gefühllos.
Glaubt von Feinden umgeben zu sein. Heftig und jähzornig über geringe Beleidigung.


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Anacardium sieht sich beständig vor eine Entscheidung gestellt. Er muss wählen zwischen Körper und Seele, zwischen Gut und Böse, selbst zwischen kleinsten Einzelheiten. Aber jede Entscheidung erscheint ihm gleichermassen schlecht. Dies führt dazu, dass der Prozess der Entscheidungsfindung nie zu Ende kommt. Anacardium ist unentschlossen in allen Dingen. Der Hintergrund all dessen ist seine tiefe Sehnsucht nach Einheit und sein ebenso tiefes Gefühl innerer Gespaltenheit. Er kann nicht akzeptieren, dass er aus Körper und Seele zusammengesetzt ist. Er spürt das Unzulängliche beider Teile. Der Körper erscheint ihm schlecht, nur über ihn allein kann er die Einheit nicht erreichen. Aber auch der reine Geist ist seinem Dasein nicht entsprechend und unfähig, die Einheit zu erlangen. Er bleibt in diesem Zwiespalt gefangen, dieser beherrscht sein ganzes inneres Streben und Trachten.


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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen

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THEMENLISTE


Hauptthemen

Es gibt fünf Hauptthemengruppen, die das Wesentliche des Arzneimittels umfassen.
Verdoppelung; er ist doppelt; zwei einander widersprechende Willen; Widerspruch zwischen Geist und Willen.
Trennung von Seele und Körper. Das führt dazu, dass er von der Welt getrennt ist und sich verlassen fühlt. Alles erscheint ihm unwirklich.
Teufel und Engel, die ihm jeweils einander widersprechende Anweisungen geben.
Der hässliche Körper.
Die Bedrohungen, denen er ausgesetzt ist: Feinde, die unsichere Zukunft, der Abhang, die Dämonen usw.


1. Feinde
Ängstlich bei allen Handlungen; er sieht Alles ängstlicher und fürchterlicher an, glaubt immer von Feinden umgeben zu seyn, dann wird´s ihm warm, und das Blut scheint in der Brust zu kochen. CK 6
Beim Spazierengehen, im Stehen, Ängstlichkeit, als wenn Jemand hinter ihm käme; Alles um ihn her kam ihm verdächtig vor. CK 5
Die Zukunft scheint ihm ganz gefährlich, als wenn ihm nichts, als Unglück und Gefahr drohe; Misstrauen auf seine Kraft, und Verzagtheit. CK 8

2. Die Bahre
Melancholische Täuschung und Einbildung, als stände in der Nebenstube eine Bahre, worauf ein Freund oder er selbst liege. CK 46

3. Anruf bei seinem Namen, was ihm Angst macht.
Phantasie-Täuschung; es war ihm, als wenn er seinen Namen rufen hörte von der Stimme seiner (weit entfernten) Mutter und Schwester; dabei Unglück ahnendes Gefühl und Angst. CK 45

4. Lachen
Allzu heitere Aufgeregtheit. CK 23
Er lacht, wenn er ernsthaft seyn soll. CK 24
Wird von einem Kitzel unter der Herzgrube bei sehr ernsthaften Gegenständen zum Lachen genöthigt; bei lächerlichen Dingen kann er sich dessen enthalten. CK 25

5. Empfindlichkeit
Sehr verdriesslich und unaufgelegt, mit grosser Empfindlichkeit gegen alle Beleidigungen. CK 15
Er nimmt Alles übel und wird heftig. CK 16
Auf geringe Beleidigung, jähzornig, in Thätlichkeit ausbrechend. CK 18

6. Intellektuelle Schwäche, Probleme, sich auszudrücken
Die Gedanken vergehen ihm. CK 26
Grosse Gedächtnis-Schwäche; er wusste sich nicht mit der Sprache zu helfen. CK 27
Grosse Gedächtnis-Schwäche; er kann nichts behalten, und es entfällt ihm alles sogleich. CK 28
Schwer-Besinnlichkeit; es bleibt ihm gar nichts im Gedächtnisse, er hat zu wenig Gedanken und verliert seinen Gegenstand bald und unvermerkt. CK 29
Das Gedächtnis ist früh ganz untauglich, besonders für einzelne Namen. CK 30
Stumpfsinnigkeit mit Ängstlichkeit; er bemerkt kaum, was um ihn herum vorgeht. CK 35
Geist sehr befangen, als wenn Schnupfen kommen wollte. CK 36
Er kann über nur einen gegebenen Gegenstand nachdenken; aber von selbst fällt ihm nichts ein; er kann nicht frei von selbst auf etwas kommen. CK 37
Alles Geistige fällt ihm schwer, wie in einer Art Gedankenlosigkeit. CK 38
Stumpfsinnigkeit, mit Eingenommenheit des Kopfes und Hinfälligkeit. CK 39
Beim Sprechen fallen ihm manche Worte so schwer, gleich als wenn die Zunge zu schwer wäre. CK 197

7. Intellektuelle Analyse
Nachmittags ist das Gedächtnis besser, als Vormittags, obschon es später giebt, was es sogleich geben sollte; doch fällt ihm das Verstehen des Gelesenen sehr leicht, wenn er es auch nicht ganz behält. CK 32
Vermehrung, Schärfung des Gedächtnisses; es fallen ihm die kleinsten Umstände aus längst vergangenen Zeiten bei, ohne Veranlassung, auch würde er jetzt gut auswendig lernen können, wenn ihn nicht andere zudringende Gedanken zerstreuten, die er jedoch mit leichter Mühe fesseln kann. CK 33
Abends, von 9-10 Uhr, Anfangs ungemein aufgeregte Phantasie und viele projektirende Ideen; er ist nicht im Stande, seine Aufmerksamkeit zu zügeln; aber nach und nach wird das Geistesorgan gänzlich abgestumpft, so dass er gar nichts mehr denkt. CK 43

8. Ideenfluss, der ihn besetzt
Vermehrte Phantasie; es fällt ihm immer etwas Anderes ein, dem zu folgen er genöthigt ist. CK 41
Vermehrung, Schärfung des Gedächtnisses; es fallen ihm die kleinsten Umstände aus längst vergangenen Zeiten bei, ohne Veranlassung, auch würde er jetzt gut auswendig lernen können, wenn ihn nicht andere zudringende Gedanken zerstreuten, die er jedoch mit leichter Mühe fesseln kann. CK 33

9. Predigen
Traum, er solle predigen, ohne memorirt zu haben, daher ängstliches Nachsinnen, ohne mit der Sache zu Stande kommen zu können. CK 572

10. Sarg, Leichen, Abhang
Träume von Leichen, von einer nahen Gruft oder einem jähen Abhange. CK 582

11. Geruch nach Schwefel, Taubenmist und angezündetem Schwamm
Geruchstäuschung, als röche er angezündeten Schwamm, früh beim Aufstehen. CK 163
Steter Geruch vor der Nase wie Tauben- oder Hühner-Mist, vorzüglich, wenn er seine Kleider oder seinen Körper anriecht. CK 164
Traum, er röche Schwamm- und Schwefel-Geruch, und beim Erwachen fortdauernde Täuschung, als röche er denselben wirklich. CK 579

12. Hässliche Blattern, ekelhafte Krankheiten
Er träumt, im Gesichte voll weisser, hässlicher Blattern zu seyn. CK 580
Er träumt von ekelhaften Krankheiten Anderer. CK 581

13. Musik und Schwere
Vom Klavier-Spielen wird es ihm schwer und voll im Körper. CK 546

14. Feuer
Träume von Feuer, bei sonst gutem Schlummer. CK 577
Ängstliche Träume von Feuersbrunst. CK 578

15. Grausamkeit, Herzenshärte und Gewalttätigkeit
Auf geringe Beleidigung, jähzornig, in Thätlichkeit ausbrechend. CK 18
Mangel an moralischem Empfinden; Verdorbenheit, Gottlosigkeit, Unmenschlichkeit, und Härte des Herzens. He 1.81
Tendenz zur Boshaftigkeit; scheint geneigt zu Gottlosigkeit. He 1.32

16. Dämonen
Hat einen Teufel im Ohr, der ihm blasphemische Worte zuflüstert. He 1.25
Halluzination; ein Dämon sitzt in seinem Genick und erzählt ihm die abstossendsten Dinge. He 1.30
Im einen Ohr ein Teufel, im anderen ein Engel, ermuntert ihn, einen Mord oder Wohltaten zu begehen. He 1.69
Benutzt eine gottlose Sprache, flucht, denkt, er sei ein Dämon. He 1.40

17. Doppelter Wille
Gefühl, als ob er zwei Willen habe, der eine befiehlt, was der andere verbietet. He 1.68
Denkt, er sei doppelt. He 1.27
Widerspruch zwischen Verstand und Willen. He 1.67
Im einen Ohr ein Teufel, im anderen ein Engel, ermuntert ihn, einen Mord oder Wohltaten zu begehen. He 1.69

18. Trennung der Seele vom Körper
Fixe Ideen: dass Geist und Körper getrennt sind (...) He 1.28

19. Entzweiung
Er ist mit der ganzen Welt entzweit und hat so wenig Vertrauen zu sich, dass er verzweifelt, das leisten zu können, was man von ihm verlangt. CK 9
Entfremdung von Personen und Gesellschaft, mit Angst vor der Zukunft. He 1.46

20. Irrtum über die nahen Personen
Hat die fixe Idee, ihr Mann sei nicht ihr Mann, ihr Kind nicht ihr Kind; jetzt streichelt sie sie, dann stösst sie sie wieder von sich. He 1.29
Erkennt diejenigen nicht, die um sie herum sind. He 1.3

21. Zurückstossen nach Zärtlichkeit
Nachdem sie ihren Mann oder ihr Kind liebkost hat, stösst sie sie weg, als ob sie nicht das wären, was sie vermutete. He 1.13
Hat die fixe Idee, ihr Mann sei nicht ihr Mann, ihr Kind nicht ihr Kind; jetzt streichelt sie sie, dann stösst sie sie wieder von sich. He 1.29

22. Unwirklich
Alles erscheint wie in einem Traum. He 1.1
Vorstellung, dass alles Wahrgenommene keine Realität habe; alle Dinge erscheinen wie in einem Traum. He 1.26

23. Fluchen
Unwiderstehliches Verlangen zu schimpfen und zu fluchen. He 1.33
Benutzt eine gottlose Sprache, flucht, denkt, er sei ein Dämon. He 1.40

24. Fremde
Beim Spazierengehen, im Stehen, Ängstlichkeit, als wenn Jemand hinter ihm käme; Alles um ihn her kam ihm verdächtig vor. CK 5
Fixe Ideen (...) dass ein Fremder ständig an seiner Seite sei; dass merkwürdige Formen ihn begleiten, eine zu seiner Rechten und eine zu seiner Linken. He 1.28

25. Ungeschicklichkeit
Vormittags äusserst hypochondrisch, muthlos und verzagt, mit läppischem, unbeholfenen Wesen; alle Bewegungen sind äusserst ungeschickt und träge. CK 10

26. Erlösung der Seele
Fixe Ideen (...) von der Erlösung der Seele und vom Teufel (...) He 1.28

27. Pflockgefühl
Stumpfer Druck, wie von einem Pflocke, auf der linken Seite des Scheitels. CK 69
Stumpfer Druck, wie mit einem Pflocke, auf dem Rande der rechten obern Augenhöhle, bis in das Gehirn dringend, mit Betäubung der ganzen Kopfseite. CK 117
Schmerz, als würde ein Pflock unter dem obern Rande der Augenhöhlen eingedrückt und berührte den Augapfel. CK 118
Stumpfer Druck, wie von einem Pflocke, in den Gesäss-Muskeln des linken Oberschenkels. CK 461

28. Bandgefühl
Einschnürendes Kopfweh in der Stirn (...) als ginge ein straff gezogenes Band vom Nacken nach beiden Ohren hin (...) CK 75
Schmerzliche Unruhe um die Kniee, mit Gefühl von Steifheit, als wären diese Theile umwickelt oder eingespannt, im Sitzen. CK 485

29. Risse
Es gibt viele Schmerzempfindungen, die beschrieben werden als reissend, als ruckweise Risse, als scharfe drückende Risse, z.B. CK 84-87

30. Unglück
Angst und Gefühl wie von bevorstehendem Unglück. CK 2
Ängstliche Träume voll Gefahr. CK 583
Die Zukunft scheint ihm ganz gefährlich, als wenn ihm nichts, als Unglück und Gefahr drohe; Misstrauen auf seine Kraft, und Verzagtheit. CK 8

31. Zukunft
Die Zukunft scheint ihm ganz gefährlich, als wenn ihm nichts, als Unglück und Gefahr drohe; Misstrauen auf seine Kraft, und Verzagtheit. CK 8
Ängstliche Besorgnis und tiefe Gedanken, beim Nachsinnen über sein jetziges und künftiges Schicksal. CK 7
Er verwechselt die Gegenwart mit der Zukunft. CK 47

32. Arbeit
Unlust zu Allem. CK 19
Arbeitsscheu; es graut ihm, das Geringste vorzunehmen, er hat an Nichts Gefallen. CK 20
Nachmittags ist ihm besser zu Muthe, als Vormittags; er ist munterer und aufgelegter zur Arbeit, sobald die Schläfrigkeit nach Tische vorüber ist. CK 21
Er liegt Tag und Nacht, ohne zu schlafen, bloss in Träumen, voll ängstlich zu besorgender Tages-Geschäfte. CK 571

33. Gleichgültigkeit
Sehr gleichgültig und gefühllos; weder angenehme noch unangenehme Gegenstände erregen seine Theilnahme; 8 Tage lang. CK 22

34. Essen
Es finden sich viele Symptome, die eine Verschlimmerung nach dem Essen beschreiben, und ein Symptom, bei dem eine ausgeprägte Besserung während des Essens auftritt. CK 215

35. Bewegung und Ruhe
Bewegung und Ruhe verändern viele Beschwerden, beschrieben z.B. in den Symptomen CK 537, 542, 548 - 550, 552, 554 u.a.

36. Frische Luft
Auch diese Modalität verändert viele Beschwerden,vgl. CK 353 u.a.

37. Als-ob-Empfindungen
Im Gehen, Schwindel, als wären alle Gegenstände zu weit entfernt. CK 58
Schwindel, als schwankten alle Gegenstände, oder er selbst; er muss sich anhalten. CK 59
Schmerzliches (...) Wühlen in der rechten Hälfte des Vorderhauptes (...), als wäre ein lastender Körper darin eingezwängt (...) CK 100
Im Gesichte, in der Mitte der Wangen, stumpfes Drücken, als wäre die Stelle mit einer Zange gefasst. CK 166

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Das Hauptleiden von Anacardium besteht darin, dass er bei keiner Handlung und bei keiner Entscheidung das Gefühl hat, das Richtige getan zu haben. Er ist daher unentschlossen, unsicher, widerruft Entscheidungen, ist mit alten, abgeschlossenen Entscheidungen und Lebensabschnitten beschäftigt. Er kommt nie zur Ruhe, da er prinzipiell nicht das Richtige tun kann, um die Einheit zu erreichen.
Dieses Leiden drückt sich auch in anderen Formen aus, z.B. in dem Gefühl der Verdoppelung. Er hat den Eindruck, er sei doppelt, in ihm herrschen zwei einander widersprechende Willen, Widerspruch zwischen Geist und Willen. Symbolisch dargestellt wird dies durch einen Engel und einen Teufel, die ihm widersprüchliche Anweisungen geben.
Seinen Niederschlag findet dieses Leiden auch in der Vorstellung, dass Geist und Körper voneinander getrennt seien. Diese innere Trennung wird auch nach aussen projiziert, er glaubt sich von der Welt getrennt, von allen verlassen, alles erscheint ihm unwirklich. So wie er seine innere Welt in Teufel und Engel aufgesplittert erlebt, erfährt er auch seine Umwelt und seine Mitmenschen. Entsprechend sieht er sich von Feinden umgeben, von Fremden bedroht. Er fürchtet um seine Zukunft.
Es geht ihm um die Erlösung der Seele, die Seele ist zu gross für seinen Körper. Der Körper dagegen ist hässlich, von Blattern bedeckt, er stinkt, er leidet an ekelhaften Krankheiten, er scheint tot auf der Bahre zu liegen.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Die Egotrophie äussert sich entweder als absolute Übertreibung des Körperlichen oder als Übertreibung des Spirituellen, losgelöst von allem Körperlichen, Materiellen.
Das erste Bild könnte einen Leistungssportler zeigen, der z.B. absolut hart mit sich und seinem Körper umgeht, bis zum Umfallen trainiert, ohne die offensichtlichen Schäden an seinem Körper wahrzunehmen. In diesem Stadium kann auch Härte gegen andere vorkommen; gefühllos und gleichgültig gegenüber ihrem Leiden.
Die zweite Bild zeichnet einen Menschen, der sehr harte spirituelle Übungen durchführt, der sich einem gewissen Hochmut hingibt: "ich beschäftige mich nur mit spirituellen Dingen". An den mittelalterlichen Flagellantenzügen kann diese Problematik verdeutlicht werden.
Auch im Unbewussten ist Anacardium immer vor die Entscheidung zwischen Körper und Seele gestellt. Hier findet vielleicht der Traum eine Erklärung, er solle predigen, ohne memoriert zu haben, daher ängstliches Nachsinnen, ohne mit der Sache zustandekommen zu können. Menschen, die laut gegen etwas predigen, sind oft diejenigen, welche nachher selbst über dieses Problem stolpern, z.B. einen Sex-Skandal.
Die Sexualität von Anacardium ist in dieser Phase geprägt von einer strikten Trennung zwischen körperlicher und seelischer Beziehung. Es ist nur Sexualität mit Menschen möglich, mit denen nicht gleichzeitig eine geistige Beziehung unterhalten wird. Sexualität mit Menschen, zu denen eine geistig-seelische oder spirituelle Bindung besteht, erschiene pervers. Darin kommt die Lebensthese "entweder Fleisch oder Geist" zum Ausdruck.

Egolyse
Er verdammt alles Geistige, identifiziert sich dem Teufel, dem Bösen und seinem Körper, den er sogar mit einem Sarg vergleicht. "Ich bin ein Teufel". Er erlebt sich als völlig getrennt von der Welt, lebt wie in einem Traum, ist ungeschickt. Intellekt und Gedächtnis sind vollkommen eingeschränkt und geschwächt. Er schaut nur auf die Schattenseiten von allem, hat so gut wie kein Selbstbewusstsein und verschafft sich Luft, indem er flucht und blasphemische Reden führt.

Alterolyse
Er beschuldigt die anderen dafür, dass er den inneren Zwiespalt zwischen Körper und Seele nicht lösen kann. Er wird heftig und gewalttätig beim kleinsten Anlass, ist absolut grausam, hartherzig und brutal. Er wird bösartig, quält andere, quält Tiere und tötet sie. Die anderen sind ihm nichts wert, sie erscheinen ihm wie Dreck. Er hat kein moralisches Gefühl. Er hasst die anderen und ist völlig gleichgültig gegen sie.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Das Leitmotiv von Anacardium ist die Einheit. Er leidet daran, dass er sie nicht besitzt. Stattdessen spürt er in sich einen tiefen Zwiespalt zwischen Körper und Seele.

Transzendenter Wert
Gott ist in sich ungeteilt, in ihm fallen Einheit und Einfachheit zusammen. Nach Thomas von Aquin ist Gott unendlich vollkommen, d.h. er begreift auf eine höhere Weise alle Vollkommenheit des Seins in sich. Wenn es mehrere Götter gäbe, so müssten diese sich in irgendetwas voneinander unterscheiden, und das, wodurch sie sich unterschieden, käme dann dem einen unter Ausschluss des anderen zu. Jede Bestimmung ist gleichzeitig eine Verneinung aller anderen Möglichkeiten und infolgedessen eine Unterscheidung. Derjenige, der ein Unbestimmtes an Fülle umfasst, stellt somit die höchste Einheit dar. Anacardium neidet Gott seine Einheit und Einfachheit, und er weiss nicht, welches seiner eigenen Elemente er wählen oder bevorzugen soll.

Menschliche Daseinsbedingung
Der Mensch ist ein substantielles Kompositum aus Körper und Geist. Beide zusammen sind ihm nötig, einzeln und getrennt ist keines von beiden existenzfähig. Bei jedem Gedanken, bei jedem Gefühl und bei jeder Handlung sind immer beide beteiligt. Es gibt keine reine Intelligenz, keine körperfreie Liebe und keinen reinen Willen. Anacardium lehnt es ab, als substantielles Kompositum existieren zu müssen. Er fühlt sich gezwungen, eines der beiden Bestandteile zu wählen, aber jede Wahl erscheint ihm falsch.

Kerne

Schuld
Er lehnt es ab, dass der Mensch ein substantielles Kompositum aus Körper und Geist ist; der Mensch benötigt jedoch beide Anteile, um sein Dasein bewältigen zu können.

Verlust
Anacardium verliert das Gefühl der Einheit, das jeder Mensch natürlicherweise besitzt. Stattdessen erlebt er in sich Trennung und Zwiespalt, eine Spaltung zwischen Körper und Seele, aber auch eine Abspaltung von der Welt. Er fühlt sich verlassen. Alles erscheint ihm unwirklich. Der Zwiespalt äussert sich vor allem als Gefühl, doppelt zu sein und im Erleben einander widersprechender Willen, die als Engel oder Teufel personifiziert werden können und ihm jeweils unterschiedliche Anweisungen erteilen. Er spürt auch einen Widerspruch zwischen Geist und Willen. Dies führt zu Unentschlossenheit in allen Dingen. Er kann sich nicht entscheiden, denn jede Wahl ist immer nur die Wahl eines Teiles und schliesst ihn gleichzeitig von der Einheit aus. Daher ist er durch keine Entscheidung zu beruhigen und wird auf seiner Suche nach Einheit immer weiter getrieben .

Strafe
Den gleiche Zwiespalt, den Anacardium in sich spürt, erlebt er auch gegenüber seiner Umgebung und seinen Mitmenschen. Alles um ihn herum erscheint ihm verdächtig, er fühlt sich von Feinden umgeben und ständig von Unglück und Gefahr bedroht. Er hat das Gefühl, von der Welt getrennt zu sein. Dies geht so weit, dass er sich selbst der Identität naher Angehöriger nicht mehr sicher ist. Er weiss nicht mehr, ob seine Frau seine Frau ist, oder ob seine Kinder seine Kinder sind.
Ein anderer Teil der Strafe bezieht sich auf das Erleben seines Körpers. Dieser erscheint ihm hässlich, von Blattern bedeckt, ekelhaft verzerrt. Er glaubt, wie ein Toter auf einer Bahre zu liegen oder in einen jähen Abgrund zu stürzen. Das Leben im eigenen Körper erscheint ihm beinahe wie das Leben in der Hölle: Er riecht Schwefel, spürt Feuer, der Körper stinkt.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Feinde (Thema 1)
Sein innerer Zwiespalt, sozusagen sein innerer Feind, wird nach aussen projiziert. Er betrachtet daher alle um sich herum als seine Feinde und erlebt sich infolgedessen von der Welt abgetrennt So wird auch der Irrtum über die ihm nahestehenden Personen (Thema 20) verständlich. Er erlebt ihnen gegenüber den gleichen Zwiespalt, den er in sich selbst spürt. Die Trennung von der Welt findet ihren Niederschlag auch im Sehen: als seien alle Gegenstände zu weit entfernt (Thema 37).

Bahre (Thema 2)
Er sieht sich oder einen Freund als Leiche auf einer Bahre liegen, was seinen inneren Zustand, die Trennung von Körper und Seele beschreibt. Der Körper ist nur noch tote Materie. Dies zeigt sich auch in seinen Träumen von Särgen und Leichen (Thema 10).

Intellektuelle Schwäche, intellektuelle Analyse, Ideenfluss, der ihn besetzt (Themen 6-8)
Die Symptome dieser drei Themen sind alle Ausdruck seines inneren Zwiespalts. Er beherrscht die einzelnen Abläufe nicht, sie machen sich selbständig. Am deutlichsten wird dies im Symptom 33: Einerseits fallen ihm die kleinsten Umstände aus längst vergangenen Zeiten ohne Veranlassung ein, andererseits hat er einen zudringlichen Gedankenstrom, der ihn ablenkt. Die Probleme, sich auszudrücken, stehen für die Trennung von den anderen und der Welt. Aus der klinischen Beobachtung ist bekannt, dass Anacardium-Patienten oft den Drang haben, sich und anderen zu beweisen, dass sie sehr wohl in der Lage sind, bestimmte Dinge zu vollbringen und zu leisten. Solches Verhalten könnte seine Antriebskraft aus dieser intellektuellen Störung beziehen: Er muss sich beweisen, dass er sozusagen als Ganzer, als eine Einheit handeln kann, Leistung und Erfolg sind Beweise dafür.

Geruch von Taubenmist und Schwefel (Thema 11)
In den klassischen Schilderungen der Hölle wird diese als von Schwefeldünsten durchzogen beschrieben. Diese Geruchsillusion von Anacardium schliesst sich somit an das Thema Dämonen und Teufel an.
Der Geruch von Taubenmist ist sozusagen eine symbolische Karikatur des Anacardium-Problems. Die Vögel sind ein häufiges Symbol für das Geistige im Menschen, insbesondere gilt dies für die Taube, die in der katholischen Kirche ein Symbol für den Heiligen Geist ist. Andererseits ist der Mist etwas sehr Körperliches und Irdisches. Das Zusammenfügen dieser beiden extremen Pole, des Vergeistigten und des Irdischen, weist somit auf die Dichotomie zwischen Körper und Seele hin, die Anacardium besonders bewusst erlebt.

Es gibt einige Themen, die beschreiben, wie Anacardium seinen Körper erlebt. Er ist hässlich, schwer, wie tot, wie ein drohender, jäher Abgrund, in den er fallen kann, er stinkt, ist ekelhaft und wird von ihm als Begrenzung erlebt, wie ein Pfahl im Fleisch. Dies findet sich in Thema 12, als habe er hässliche Blattern und er träumt von ekelhaften Krankheiten anderer, er sieht sich oder einen Freund auf einer Bahre liegen, er träumt von Särgen und Leichen. Dazu gehören auch die Geruchsempfindungen, die oben besprochen wurden. Er hat viele körperliche Bandgefühle, sie sind Ausdruck des Eingesperrtseins in den Körper. Viele Schmerzen werden als Pflockgefühl beschrieben. Dies steht in Beziehung zur Redewendung "wie ein Pfahl im Fleisch".

Nach Zärtlichkeiten stösst er den anderen plötzlich zurück (Thema 21)
Hier kommt ein weiteres Problem von Anacardium zum Ausdruck: Er kann nicht lieben. Sobald er nämlich liebt, kommt er in Kontakt mit seinem Körper, dieser ist für ihn die Falle, der jähe Abgrund, in den er fällt. Jeder körperliche Kontakt, jede Liebesempfindung erinnert ihn daran, dass er einen Körper besitzt. Daher sind ihm die anderen feindlich, er kann sie nicht lieben. Bei den Prüfungssymptomen gibt es einige Belege dafür: Hass, Herzenshärte, Gleichgültigkeit, fehlendes moralisches Empfinden.

Alles kommt ihm unwirklich vor (Thema 22)
Mit Wirklichkeit sind die Bedingungen des irdischen Lebens gemeint. Da Anacardium sich nicht mit der Daseinsbedingung des Menschen als substatielles Kompositum anfreunden kann, erlebt er das Leben in einem Körper als unwirklich.

Fremde (Thema 24)
Hier findet sich eine Projektion des inneren Zwiespalts nach aussen. Er erlebt sich als gespalten, als ob zwei Willen in ihm vorhanden seien. Das nicht Kontrollierbare wird von ihm als fremd erlebt und nach aussen projiziert.

Ungeschicklichkeit (Thema 25)
Ungeschicklichkeit ist eine Eigenschaft des Körpers. Da Anacardium sich nicht mit seinem Körper beschäftigen will, kann er mit ihm auch nicht geschickt umgehen. Man kann jedoch - wie weiter oben dargestellt - davon ausgehen, dass Anacardium in der Egotrophie ein sehr geschickter und körperlich gewandter Mensch sein kann.

Musik und Schwere (Thema 13)
Dieses Symptom fasst noch einmal die Problematik von Anacardium zusammen: Beim Klavierspielen wird es ihm schwer und voll im Körper. Musik ist Ausdruck einer Sublimierung des Körperlichen ins Geistige, bei der aber selbst das Hochgeistige noch körperliche Anteile enthält. Musik kann deshalb von Anacardium nicht genossen werden, da sie sofort ein Bewusstsein für den Körper hervorruft.

Essen (Thema 34), Bewegung und Ruhe (Thema 35)
Dass Anacardium Probleme hat in diesen beiden Bereichen, resultiert aus seiner schwierigen Einstellung dem Körper gegenüber und dürfte inzwischen deutlich geworden sein.

Die Heilung der Tiefenproblematik wird sich bei Anacardium daran zeigen, dass es nicht mehr das Gefühl hat, sich zwischen zwei gleichermassen üblen Dingen entscheiden zu müssen und mit keiner Entscheidung richtig liegen zu können.
Eine beeindruckende Schilderung eines Anacardium-Zustandes findet sich in der ´Kreutzersonate´ von Tolstoi.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


s. unter Kalium carbonicum.


ZUR SUBSTANZ


Anacardium orientale, Semecarpus anacardium (Familie: Anacardiaceae) Markfruchtbaum auch Ostindischer Tintenbaum, Ostindischer Elefantenlausbaum, Ostindischer Merkfruchtbaum oder Malakkanussbaum.



QUELLEN

CK Hahnemann Samuel, Die Chronischen Krankheiten, 4. Nachdruck der 2. Auflage, Heidelberg 1988
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 1
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 1
Bild Mit freundlicher Genehmigung von Gudjons GmbH, D-Stadtbergen