Argentum metallicum

Aus MasiWiki
Version vom 30. September 2016, 16:42 Uhr von 3T (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Im inneren Kreis der Selbstwahrnehmung steht hier der Frieden mit der Aussenwelt, gepaart mit einer inneren Ruhe durch die Kenntnisnahme der Welt mittels des klaren Verstandes. Den Versuch, eine solch enge Brücke zwischen Verstand und Glücksgefühl zu schlagen, könnte man als eine Heirat der Heterogene bezeichnen.



Lesen Sie weiter...

Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen





THEMENLISTE


Hauptthemen

Die Symptomatik von Argentum metallicum dreht sich im wesentlichen um drei Themenstränge: Erstens um den himmlischen Frieden, zweitens um Merkfähigkeit und Denkkraft, drittens um das Problem des Anstossens.


1. Himmlischer Frieden
Grosse Heiterkeit, himmlisches Gefühl von Frieden. He 1.13
Gefühl. als stehe das Herz plötzlich still (...) He 29.1
Stellt sich Dinge aus dem Militär vor, die er nie gern hatte (...) He 1.4

2. Neigung zu reden, Heiterkeit
Neigung zu reden, Geist sehr klar, er argumentiert mit grosser Leichtigkeit. He 1.7
Grössere Heiterkeit des Gemüths und Aufgelegtheit zu sprechen, den ganzen Tag über. RAL (167)
In der Zufriedenheit äusserst vergnügt. A 3
Neigung zum Lachen und Scherzen. He 1.8
Neigung zum Kegelspielen, was er nie mochte. He 1.9
Gesteigerte Fröhlichkeit und Neigung, den ganzen Tag zu reden. A 2

3. Merkfähigkeit und Denkkraft
Störung der Denkfähigkeit. Gleichzeitig mit Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und reissenden, ziehenden Schmerzen im ganzen Körper treten Störungen von Merkfähigkeit und Denkkraft ein. (...) Die geringste geistige Anstrengung erzeugt Schwindel. (...) Wer sich geistig etwas überanstrengt, bekommt Kopfschmerzen (...) Kt S. 128, 129
Wie dumm und wie hohl im Kopfe, das ganze Gehirn thut ihm weh, mit Frostigkeit. RAL 4
Dümmlichkeit im Kopfe. RAL (2)
Er ist stets in einer Art von Trunkenheit; er weiss nicht, wie ihm ist. RAL (3)
Gefühl von Düsterheit im Kopfe, als wenn Rauch im Gehirn wäre. RAL (4)
Klemmender Druck an der rechten Schläfe, mit taktmässigen scharfen Stichen nach innen. RAL (11)
Ein geringer Druck am Kopfe macht Wundheitsschmerz. RAL (16)
Im Nacken wie steif und wie etwas fremdartiges im Hinterhaupte, eine Art Ziehen und Drücken darin. RAL 10
Beim Stehen und Lesen bekam er jählings eine brennende Empfindung in der Herzgrube, ein Gefühl von dumpfem Zusammendrücken des Gehirns von allen Seiten (...) RAL 9
(...) wurde im Halbschlaf von Schwindel befallen, so dass er dachte, sein Kopf werde aus dem Bett fallen (...) A 436
Schwindelartige Schlaftrunkenheit; die Augen fielen ihm zu. RAL 2
Ohne Angst hatte er immer und immer wieder die Idee, dass er einen Schlaganfall haben würde, konnte die Prüfung nicht beenden; mit krampfartigen Kontraktionen des Herzens. He 1.2
Kann seinen Verstand nicht gewohnheitsmässig in Anspruch nehmen, weil seine Vorstellungskraft frühere, aufregende Ereignisse wieder hervorbringt; den ganzen Nachmittag. He 1.3
Stellt sich Dinge aus dem Militär vor, die er nie gern hatte; längst vergessene alte Lieder kommen ihm in den Sinn. He 1.4

4. Anstossen, Schläge
Furcht vor einer Gehirnerschütterung, als ob er gegen etwas rennen könnte, mit Schmerz in den Hoden. He 1.19
Neigung zum Kegelspielen, was er nie mochte. He 1.9
Beim Gehen in freier Luft, Mattigkeit und Hitze über und über, ohne Schweisse und ängstlich, als wollten ihm die Kleider zu enge werden. RAL 46
Zerschlagenheitsschmerzen in den Fussgelenken und Klopfen darin, am stärksten beim Sitzen. RAL (154)
Empfindung, als wäre das Kreuz abgeschlagen. RAL (108)
Im linken Fussgelenke, eine Empfindung, als wäre der Fuss daselbst los, und als wenn sich die Gelenkknorpel nicht mehr berührten, beim Gehen. RAL (156)
Ohne Angst hatte er immer und immer wieder die Idee, dass er einen Schlaganfall haben würde, konnte die Prüfung nicht beenden; mit krampfartigen Kontraktionen des Herzens. He 1.2
Nach dem Essen, während der Siesta, ein heftiger elektrischer Schlag (...) He 36.1
(...) sobald sie eindöst, tritt ein elektrischer Schlag im ganzen Körper oder in einzelnen Gliedern auf und unterbricht den Schlaf. He 37.2

5. Verschluss der Wege nach innen
(...) zugleich ist das Schlingen wie durch innere Verschwellung des Halses erschwert, und er muss jeden Bissen mit Gewalt durch den Schlund drücken. RAL (35)
(...) bei leerem Schlingen fühlbarer, als beim Herabschlucken eines Bissens, doch beständig bemerkbar und zum Herunterschlingen des Speichels nöthigend (...) RAL (39)
Empfindung im rechten Ohre, als wenn es verstopft wäre. RAL (27)

6. Verschlechterung in der Ruhe
Harndrang nachts, vgl. He 21.1, 2, 6, 7
(...) wurde im Halbschlaf von Schwindel befallen, so dass er dachte, sein Kopf werde aus dem Bett fallen (...) A 436
Nach dem Essen, während der Siesta, ein heftiger elektrischer Schlag (...) He 36.1
(...) sobald sie eindöst, tritt ein elektrischer Schlag im ganzen Körper oder in einzelnen Gliedern auf und unterbricht den Schlaf. He 37.2
Unruhiger Schlaf; angstvolle, furchterregenden Träume (...) He 37.4
Übelkeit im Traum; Samenergüsse. He 37.5
des weiteren z.B. Klamm in der Wade, in der Ruhe am stärksten. RAL (152)

7. Parasiten und Insekten
Ein kitzelnd jückendes Stechen zwischen den Schulterblättern, wie von einem heftigen Floh- oder Mückenstiche, er konnte nicht genug kratzen. RAL 38
Unerträgliches Jücken, wie das Laufen eines Flohes oder einer Laus, auf dem Kopfe und am ganzen Körper. RAL 48
Ein Gefühl im After, als ob ein kleines, fadenförmiges Würmchen lebend heraushinge (...) Hu S. 163
Empfindung im Mastdarme, als ob ein lebender Wurm sich durch den After durchgrabe (...) Hu S. 164
Gefühl in der äusseren Ohrmuschel, als ob sich ein vielfüssiges Insekt einkrallen wollte (...) Hu S. 165
An der Mitte der Streckseite des linken Vorderarmes in der Haut ein fürchterlicher Stich, wie von einer zornigen Wespe (...) Hu S. 167

8. Musik und Takt
(...) beim ruhigen Einathmen aus der Tiefe des Halses zwei Töne (einen tieferen und einen höheren) wie von einem Fagott-Mundstücke. Hu S. 164
Klemmender Druck an der rechten Schläfe, mit taktmässigen, scharfen Stichen nach innen. RAL (11)
(...) aus dem Innern des Halses (dem Kehlkopfe) eine Art sonderbar erdröhnenden Krachens oder Knarrens, wie etwa die im Frühjahre schmelzenden Eisdecken der Bäche zuweilen tönen. Hu S. 166

9. (Zäher) Schleim
Der Zusammenfluss des zähen Speichels im Munde erschwert ihm das Reden. RAL (41)
Zäher, grauer, gallertartiger Schleim im Rachen, der sich durch Raksen ganz leicht auswerfen lässt. RAL (43)
Durch Lachen wird Schleim in der Luftröhre erregt und Husten hervorgebracht. RAL (77)
Schleim auf der Brust und Auswurf-Husten. RAL (78)
Beim Treppensteigen und Bücken kommt Schleim in die Luftröhre, der durch einen einzigen Hustenstoss ausgeworfen wird. RAL (79, 80)
Auch die Empfindung in der Glasur der Zähne, als ob sie mit einer klebenden Kittschichte überzogen wären (...) Hu S. 170

10. Knorpel
Langsam absetzende, stumpfe Stiche unter den Knorpeln der letzten wahren Ribben, links über der Herzgrube. RAL (103)
Im linken Fussgelenke, eine Empfindung, als wäre der Fuss daselbst los, und als wenn sich die Gelenkknorpel nicht mehr berührten, beim Gehen. RAL (156)
(...) schmerzhafte Riss an der Gelenkskugel der rechten Schulter. Hu S. 159
(...) grosse Müdigkeit der unteren Extremitäten, am auffallendsten an den Gegenden der Rollhügel beider Hüften (...) Hu S. 159
Um 10 Uhr abends im Bette ein flüchtiges Ziehen von der rechten Kniekehle durch das Knie bis an den äusseren Rand der Kniescheibe. Hu S. 159
(...) grosse Mattigkeit in den Hüftgelenken. Hu S. 159
(...) Schneiden wie mit einem feinen Messer links neben der Herzgrube in jener knorplichen Brustwandung. Hu S. 161
Nachmittags ein lothrechter einzelner starker Stich durch die Haut und den Knorpel des linken oberen Augendeckels. Hu S. 162
(...) ein horizontales Schneiden wie mit einem Messer links neben der Herzgrube an den falschen Rippenknorpeln (...) Hu S. 162
Die Mattigkeit schien sich besonders in den Hüftgelenken zu concentriren. Hu S. 162
(...) reissender Schmerz von der Gelenkskugel der rechten Schulter gegen den Nacken hin sich erstreckend, in der Ruhe. Hu S. 162
Um 9 Uhr Verrenkungsschmerz in der linken Hüfte, erregt durch Niesen. Hu S. 164
(...) ziehend reissender Schmerz über dem Handwurzel-Gelenke. Hu S. 164
(...) lähmige Schmerzen in fast sämtlichen Gelenken der Finger der rechten Hand (...) Hu S. 164
(...) ein mit dem Pulse synchronisches klopfendes Stechen von der linken Trochanter-Gegend längs des Oberschenkelknochens gegen die Gelenkspfanne zu (...) Hu S. 165
(...) links neben der Herzgrube an der Knorpelwand der falschen Rippen ein Schneiden wie mit einem feinen Messer querüber (...) Hu S. 165

11. Husten beim Lachen
Durch Lachen wird Schleim in der Luftröhre erregt und Husten hervorgebracht. RAL (77)

12. Finger wird krampfhaft nach innen gebogen
Reissen im hintersten Gliede des vierten Fingers linker Hand und demselben Mittelhandknochen, mit krampfhaftem Einwärtsziehen des Fingers, vorzüglich beim Zugreifen. RAL (136)

13. Loser Fuss
Im linken Fussgelenke, eine Empfindung, als wäre der Fuss daselbst los, und als wenn sich die Gelenkknorpel nicht mehr berührten, beim Gehen. RAL (156)

14. Herz steht still
Gefühl. als stehe das Herz plötzlich still (...) He 29.1

15. Wie Quaken junger Frösche
Lautes Getöse im Unterleibe, links, wie das Quaken junger Frösche. RAL (57)

16. Ernährung
Gleichgültigkeit gegen Speisen, und er ist gleich satt. RAL (44)
Appetit ganz verloren; es ekelt ihm vor den Speisen, wenn er nur daran denkt. RAL 24
Sehr starker Appetit. RAL (46)
Bei vollem Magen immer noch sehr starker Appetit. RAL (47)
Ungeheurer, durch Essen nicht zu tilgender, nagender Hunger, den ganzen Tag. Später konnte er mehre Tage nur kurze Zeit durch Essen getilgt werden. RAL (48)
Appetit ganz verloren; es ekelt ihm vor den Speisen, und wenn er nur daran denkt. RAL 24
Übelkeit im Traum; Samenergüsse. He 37.5
Viele angstvolle Träume, Übelkeit verursachend. A 448

17. Verfolgung
An der Mitte der Streckseite des linken Vorderarmes in der Haut ein fürchterlicher Stich, wie von einer zornigen Wespe (...) Hu S. 167
Es ängstigte mich ein schwerer Traum, in dem ich von einem stärkern Feind wüthend verfolgt wurde. Hu S. 162

18. Ekel
Die Nacht äusserst unruhig, traumreich. Ich träumte von ekelhaften Dingen. Hu S. 161
Nachts eine Pollution und sehr viele besorgliche, Ekel erregende Träume. Hu S. 166
Appetit ganz verloren; es ekelt ihm vor den Speisen, wenn er nur daran denkt. RAL 24

19. Schwäche
Lähmungsartige Schwäche, bei Bewegung. A 415
Grosse Schwäche des Körpers, vor allem der Oberschenkel, beim Sitzen oder Gehen, mit Schläfrigkeit. A 416
Beim Gehen in freier Luft, Mattigkeit und Hitze über und über, ohne Schweisse und ängstlich, als wollten ihm die Kleider zu enge werden. RAL 46
Grosse Schwäche in den Gliedern (...) A 418

20. Eis
(...) ein auf einen kleinen Umfang beschränktes kältendes Gefühl, als ob die Haut und die untergelagerten Muskeln mit der Spitze eines Eiszapfens berührt würden. Hu S. 167
(...) aus dem Innern des Halses (dem Kehlkopfe) eine Art sonderbar erdröhnenden Krachens oder Knarrens, wie etwa die im Frühjahre schmelzenden Eisdecken der Bäche zuweilen tönen. Hu S. 166

21. Idee von Schlaganfall
(...) dabei eine sich immer von neuem aufdringende, jedoch angstlose Idee, dass mich ein Schlagfluss treffe und dass ich diese Prüfung nicht vollenden könne. Hu S. 170

22. Wein
Verlangen nach Wein. He 14.8

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Das Hauptleiden von Argentum metallicum dreht sich um die Aufgabe, der Welt ihre Geheimnisse abringen zu müssen, um in ihr zufrieden leben zu können. Zunächst ist die Natur bedrohlich, ja feindlich. Es drohen Schocks und andere Widrigkeiten. Er kann sich nicht ausruhen. Die Ängste beziehen sich dabei auf die Unvollkommenheit, diese feindliche Welt nicht gleich zu verstehen. Darum stösst er so leicht überall an, er fühlt sich ungeschickt. Er will sich nicht orientieren müssen. Seine leiblichen Voraussetzungen, die ihm erlauben, sich aktiv mit seiner Umwelt auseinandersetzen zu können, erscheinen ihm ungenügend: Er leidet an Veränderungen des Bewegungsapparates, also dem Apparat, der ihn zur aktiven Anteilnahme an der Welt befähigt. Aber vor allem seine Denkkraft scheint gestört: Angst vor Apoplex, vor Demenz und Alzheimer. Er reagiert heftig auf alle Änderungen einer eingespielten Ordnung. Er ist Systematiker und Routinier, der versucht, den Überblick zu wahren. Er vermeidet neue Tätigkeitsfelder.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Argentum metallicum in der Reaktionsphase des Triumphes über sein Leiden ist ein glänzender Kenner seines Faches, bis hin zum Fachidioten, er will zumindest in einem Bereich den Überblick haben. Er ist ein scharfer Analytiker und argumentiert mit grosser Leichtigkeit, er argumentiert alle Hindernisse weg. Gerade dabei strahlt er Ruhe und Souveränität aus, weil er immer Bescheid weiss. Ein solcher Mensch hat einen Hang zur Philosophie, darunter am ehesten vielleicht eine Vorliebe für die Stoiker: der Lauf der Welt kann ihn nicht aufregen. Die Beschäftigung mit dem Denken verspricht ihm, der Glückseligkeit unmittelbar teilhaftig zu werden, denn diese ist ein von der klassischen Philosophie angestrebtes und durch vernunftmässige Erkenntnis erreichbares Ziel.

Egolyse
Er fühlt sich zerschlagen, lähmig, dumm im Kopf und ist vergesslich. Er glaubt nicht mehr daran, jemals etwas zu verstehen. Die Welt ist dadurch extrem bedrohlich. Die Schöpfung ist ein grosses, niemals endendes Chaos, es herrschen Krieg und Gesetzlosigkeit. Ein Gnostiker, der glaubt, ein böser Schöpfergott, ein abgründiger Demiurg, habe die Welt als ein undurchschaubares Tollhaus errichtet. Er verliert den Glauben an die regelnde Ordnungskraft des Verstandes.

Alterolyse
Er hat Lust zu kegeln, anzustossen, er bringt den anderen gerne ihre liebe Ordnung durcheinander. Er sorgt dafür, dass es unmöglich ist, sich zurechtzufinden, indem er die Ruhe der anderen und darüberhinaus die der Welt stört. Oder er meint, dass es die Schuld der anderen wäre, wenn es bei ihm drunter und drüber geht.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Zwei Hauptleiden stehen bei Argentum metallicum im Zentrum: der Verlust der Denkkraft und die erschütterte Seelenruhe. Die Symptomatik zeigt ein Leiden an der Unfähigkeit, Ruhe, Ordnung und Frieden zu finden, ohne sich dauernd mit der Umgebung und deren Anforderungen durch die Verstandestätigkeit auseinandersetzen zu müssen. Es geht also um die enge Beziehung zwischen dem tiefen Bedürfnis nach Frieden einerseits und der als zu schwach empfundenen Verstandeskraft andererseits, welche diesen Frieden nicht herbeiführen, noch ihn wahren kann. Aus diesem Dilemma ergibt sich für Argentum metalllicum die andauernde Notwendigkeit, sich die Umwelt mittels der Intelligenz, durch wohlüberlegte Auseinandersetzung mit den von der Umwelt gelieferten Daten, verstehend anzueignen.

Transzendenter Wert
Gott kennt alles aus sich selbst heraus. Sein Sein ist in sich selbst ruhende, umfassende Erkenntnis. Gott ist sich selbst kennende Glückseligkeit. Er muss die Dinge um sich nicht erst verstehen lernen, und er ist insofern völlig unabhängig von seiner Umgebung, die dadurch keine Überraschungen für ihn bereithält.

Menschliche Daseinsbedingung
Argentum metallicum weist die Fähigkeit zurück, Verständnis über seine Umwelt dadurch gewinnen zu müssen, dass er die intelligible Ordnung in der Welt, die vom göttlichen Bauplan herrührt, für sich in jedem Punkt aufdeckt. „Die Welt ist vernünftig gebaut und kann darum vernünftig geschaut werden“. Dieser Kernsatz der abendländischen Ontologie, der Seinslehre in der Philosophie, könnte ein Motto aus dem Munde von Argentum metallicum sein. Die Kenntnis dieser verstehbaren Weltstruktur, die ein Zeugnis der Vollkommenheit Gottes und damit ein Gottesbeweis ist, vermittelt Freude, Ruhe und Glückseligkeit.

Kerne

Schuld
Argentum metallicum will sich die Glückseligkeit nicht verdienen, indem er die Welt analysiert und Wissen sammelt. Welt, du bist nicht klar genug, darum durchschaue ich dich nicht!

Verlust
Argentum metallicum verliert die Geistesklarheit, das Denken und die Merkfähigkeit. Dieser Verlust wird als extremer Zusammenbruch jeglicher Ruhe und jeglichen Friedens erlebt. Es fehlt eine ausgeglichene Zufriedenheit.

Strafe
Argentum metallicum stösst dauernd mit der Welt zusammen, er ist auf ständigem Konfrontationskurs. Er ist allzu leicht erschüttert und fühlt sich wie zusammengewürfelt.

Sehnsucht
Er sucht himmlischen Frieden, in seine romantisch verklärte Erinnerung kehren lange vergessene Lieder zurück.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Loser Fuss (Thema 13)
Zerlegung des ganzheitlichen Organismus in Einzelteile entlang anatomischer Grenzen: Aufhebung des Ordnungsgefüges, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Darüber hinaus ist „Fuss“ ein Längenmass, mit dessen Hilfe man ausmessen, aufteilen, also ordnen kann.

Wein (Thema 22)
Kinder und Wein sprechen die Wahrheit. In diesem Sinne ist Wein ein Symbol der Aufrichtigkeit bei der Vermittlung von wissen, das direkt und ohne Umschweife ausgesprochen wird. Im DDS findet man den Begriff des Wissens im Zusammenhang mit dem Wein.

Knochen und Knorpel (Thema 10)
Knochen und Skelett sind Form und Ordnung gebendes Gerüst des Körpers, sie halten sich nach dem Tod am längsten. Bei den Ägyptern sind die Knochen der Götter aus Silber.

Frosch (Thema 15)
Der Frosch und die Kröte sind auch symbolisch eng an das Wasser gebunden. Beide sind lunare Tiere. Bei den Indern gelten sie als Symbol für die undifferenzierte Materie. In Japan ist der Frosch ein Glückssymbol. Bei den Ägyptern gilt der Frosch als Ausdruck einer ungeordneten, dunklen Welt, die sich noch nicht organisiert hat. (DDS S. 485)
Die Kröte tritt bei den Vietnamesen als Kundgeberin des Regens auf, sie symbolisiert Erfolg, Mut und Reichtum. Interessant ist die Verbindung der Kröte zur Erkenntnis: Bei den Kaydara antwortet der Lehrer auf die Frage, wie es möglich sei, Unwissen in Wissen zu verwandeln: „Verwandle dich in das Öl der Kröte!“ Der Mensch vermag also durch seinen Scharfsinn in die Dinge einzudringen, so wie Flüssigkeiten in feste Körper eindringen können.
Interessant ist auch der Hinweis auf den klebrigen Speichel der Kröte, der ja in der Prüfung ähnlich auftritt. Zum Schluss sei noch auf die Verbindung der Kröte zu Luxus und Reichtum - z.B. in der griechischen Mythologie - hingewiesen.

Frieden (Thema 1)
Situation, in der niemand sich im Kampf befindet. Ein ungestörter Zustand von Ruhe. Jeder hat teil an geistigen und materiellen Dingen, die über das vom einzelnen Erreichbare hinausgehen. Bei Augustinus bedeutet Frieden die Ordnung der Menschen, die sich unter einem göttlichen Gesetz zusammengeschlossen haben. An diesem göttlichen Gesetz müssen sich alle orientieren. Frieden ist Voraussetzung, um den Weg zur Seligkeit einzuschlagen.

Musik und Takt (Thema 8)
Musik und Takt sind Ausdruck für ein Ordnungsgefüge, das unmittelbar aufgenommen und intuitiv verstanden wird. Musik und Klang können als Ausdruck einer in einen hörbaren Bereich transformierten kosmischen Ordnung verstanden werden. Die Musik kann somit Zeugnis ablegen von einer harmonischen Weltordnung.

Wurm (Thema 7)
Der Wurm ist ein Symbol des wiederkehrenden Lebens. Bei Jung ist der Wurm der destruktive Aspekt der Libido. In den Träumen wird das Auftreten von Würmern z.B. als Zeichen unliebsamer Umstände gedeutet, als Verlust von Dingen, die uns teuer sind.

ANDERE HYPOTHESEN


Die französische Gruppe AFADH hat bei ihrem Studium von Argentum metallicum ebenfalls das Problem der Ratio herausgestellt: Argentum metallicum empfindet keine Freude, er fühlt sich geschlagen, verletzt, geprellt. Wichtige Begriffe sind hierbei: Lust, Freude, Gesprächigkeit, Leichtigkeit der Argumente, himmlischer Frieden. Auch hier steht also das Problem des Friedens und des klaren Geistes im Mittelpunkt. V.a. der Intellekt ist gestört.
Einen anderen Schwerpunkt legt Stefan Preis. Er betont eher den Aspekt der Tätigkeit, die notwendig ist, um die Glückseligkeit zu erlangen. Argentum metallicum will nichts für sein Seelenheil tun müssen und ist neidisch auf die Vollkommenheit der göttlichen Tat, von der die Schöpfung, die Ordnung Gottes, Zeugnis ablegen.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Angustura
Angustura will sich sein eigenes Ziel der Glückseligkeit schaffen. Es verliert die Gewissheit über den Wert seiner Projekte, weil es diesen nicht von sich selbst her Wert verleihen kann, da Gott über die Güte einer Sache entscheidet.

Asterias.
Gott ist glücklich, ohne sich dafür anstrengen zu müssen, Asterias will das Glück ohne Risiko.

Bismuthum
Gott ist Glückseligkeit in vollkommener Aktualität. Der Mensch hat nur die Fähigkeit, Schritt für Schritt am Glück Anteil zu bekommen

Clematis.
Glück benötigt die Unterstützung durch Gott, um auf dem Weg zur Seligkeit nicht fehlzugehen.

Digitalis
Gottes Glück ist nicht begrenzt durch Projekte eines anderen.

Nux moschata
Gott amüsiert sich über die vergeblichen Mühen der Menschen, zur Glückseligkeit zu kommen.

Psorinum
Glückseligkeit in Verbindung mit der Leichtigkeit des Leibes stehen bei Psorinum im Mittelpunkt.

THOMAS VON AQUIN


In der thomistischen Anthropologie von Collin finden wir zum Thema Frieden: Ruhe der Ordnung, alles begehrt Frieden,damit es ruhig und ohne Hindernis zu dem kommt, was es begehrt. Es gibt zwei Arten von Frieden: Erstens den vollkommenen, zweitens den unvollkommenen Frieden. Nur letzterer ist in der Welt zu erreichen.
Wahrer Frieden heisst teilzuhaben am höchsten Gut, an Gott, es heisst, in vollkommener Glückseligkeit Gott zu schauen. Alles Begehren kommt dann zur Ruhe, z.B. der Hunger. Der Mensch ist fähig zur Anteilnahme am höchsten Gut. Unvollkommener Friede bestimmt die Welt, in ihr gibt es zahlreiche Momente, welche die Ruhe und den Frieden des Menschen mit Gott von aussen erschüttern.
Argentum metallicum will vollkommenen Frieden. Den gibt es aber erst im Anteilhaben an Gott. Dadurch verliert Argentum metallicum den auf Erden möglichen, unvollkommenen Frieden. Dauernd wird seine Ordnung gestört, er leidet an Zerschlagenheit und dem Gefühl, angestossen zu werden. Das Militär lehnt er ab, das Anstossen beim Kegeln mochte er vorher nicht, er stösst mit der Welt zusammen. Hauptbegriffe für Argentum metallicum sind Frieden, Ordnung, Struktur, Klarheit, Rhythmus, Gefühl von richtigem Verhalten, anstössig sein, gestörte Ordnung.
Ein Synonym zum Stichwort vollkommener Friede ist Glückseligkeit. S.T. I 26. 1: Kommt Gott Seligkeit zu? Antwort: Die Seligkeit kommt Gott im höchsten Masse zu, denn nichts anderes wird unter dem Namen Seligkeit verstanden, als das vollkommene Gut der geistbegabten Natur, zu deren Natur es gehört, dass sie ihr Genüge erkennt in dem Gute, das sie besitzt; dass sie Gutes oder Böses erfahren kann; und dass sie Herrin über ihre Tätigkeit ist. Beides findet sich in überragender Weise bei Gott, nämlich vollkommen und einsichtig zu sein.

ZUR SUBSTANZ


Silber bedeutet laut DDS: Nerv des Krieges, Militär, Frieden und Ordnung. Bei den Ägyptern waren die Knochen der Götter (die Knochen sind ja in der Symptomatik von Argentum metallicum so auffällig betroffen) aus Silber. In der christlichen Überlieferung steht Silber für göttliche Weisheit. In der griechischen Mythologie wird der Schmied, der die Weisheit der Metallurgie beherrscht, zur Strafe für sein übermenschliches Wissen zum hinkenden Krüppel gemacht. Hier wird ebenfalls der Zusammenhang mit Knochen und Gelenken sichtbar.
Das Denklicht der Menschen ist nur Reflex des göttlichen Lichtes. Die menschliche Denkkraft, die sich von der göttlichen unabhängig machen will, ist in Gefahr, ihren notwendigen Bezugspunkt zu verlieren, auf den sie aber angewiesen ist. Auch der silbrige Mond spiegelt nur ein fremdes Licht wider, ohne die Lichtkraft der Sonne wäre er ein finsterer Trabant.

QUELLEN


Autor: Stefan Preis, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde


Vor allem in der Sekundärliteratur (z.B. Clarke, Dictionary) werden Argentum metallicum und Argentum nitricum vermischt

He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 1
RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 4, Symptomnummern in Klammer stammen aus dem Kapitel „Beobachtungen Andrer“
Cl Clarke,J.H., Dictionary, New Delhi 1921, Band 1
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 1
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Kröner Stuttgart,1985
Co Collin, Henri, Manuel de Philosophie Thomiste, Paris, 1949
Hu Huber Wilhelm, Österreichische Zeitschrift für Homöopathie 1845, Silberprüfung
Do Dornseif, Franz, Der Deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. Berlin, New York 1970.
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
Bild Keines