Begriffsklärung: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Egolyse ===
=== Egolyse ===
Eine weitere Kompensationsform des menschlichen Leidens ist Flucht oder Rückzug. In der syphilitischen Lysis begegnen wir einer "Auflösung des Ego", d.h. Symptomen wie Depression, tiefsitzender Resignation und letztendlich dem Suizid. Zeigen sich in den Phasen von sekundärer Psora und Egotrophie noch bunte, individuelle Symptome, wird das Mittelbild hier immer düsterer, einheitlicher und schwerer unterscheidbar. Die Verordnung einer individuell passenden Arznei wird um so schwieriger, je mehr ein Patient bereits in dieser Phase festgefahren ist.
Eine weitere Kompensationsform des menschlichen Leidens ist Flucht oder Rückzug. In der syphilitischen Lysis begegnen wir einer "Auflösung des Ego", d.h. Symptomen wie Depression, tiefsitzender Resignation und letztendlich dem Suizid. Zeigen sich in den Phasen von sekundärer Psora und Egotrophie noch bunte, individuelle Symptome, wird das Mittelbild hier immer düsterer, einheitlicher und schwerer unterscheidbar. Die Verordnung einer individuell passenden Arznei wird um so schwieriger, je mehr ein Patient bereits in dieser Phase festgefahren ist.
In den ersten Bänden der "Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde" wurden die tertiärpsorischen Kapitel noch unterteilt in eine Auflistung der "egolytischen Symptome" und ins daraus "abgeleitete Bild". Dieses umreisst, wie wir uns einen Patienten in der heutigen Praxis vorstellen können. In der Nachfolge-Publikation "Revidierte Materia Medica" wurden diese beiden Textelemente jeweils miteinander verflochten.


=== Alterolyse ===
=== Alterolyse ===

Version vom 18. Oktober 2012, 15:34 Uhr

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Primäre Psora – Leitmotiv

Im Kapitel Leitmotiv wird eine kürzeste Zusammenfassung der Grundproblematik des dargestellten Mittels gegeben.

Menschliche Daseinsbedingung

Verlust

Strafe

Fokus der inneren Aufmerksamkeit

Einführung: Miasmatische Dynamik

Nach der Erstellung einer Themenliste werden in einem zweiten Bearbeitungsschritt die vorsortierten Symptome nach neuen Kriterien geordnet. Um zu verstehen, auf welche Weise dies geschieht, bedarf es eines kurzen Ausflugs in die Geschichte und Philosophie der Homöopathie:

Hahnemann postuliert in seiner Miasmen-Theorie in den "Chronischen Krankheiten" eine Urkrankheit des Menschseins, die so genannte Psora. Diese Idee einer "primären Ursache" für Krankheit und Leiden ist auch in anderen philosophischen oder religiösen Systemen bekannt, man denke etwa an die christliche Erbsünde. Später ergänzte Hahnemann zwei weitere Miasmen, nämlich Sykosis und Syphilis, in jüngerer Zeit wurden von anderen Homöopathen etliche weitere Miasmen postuliert.

Hahnemann nutzte die weiteren Miasmen, um körperliche Krankheitsverläufe und bestimmte psychische Verhaltensweisen zu klassifizieren. "Sykotische" oder "syphilitische" Symptome beschreiben eine dynamische Entwicklung im Krankheitsprozess, der dramatischer, ernster, und schwerer therapierbar wird. Er wandelt sich von der funktionellen Störung (Psora) zur Wucherung (Sykosis) und schliesslich zur Läsion (Syphilis).

Masi-Elizaldes grosses Verdienst ist die Entdeckung, dass sich eine vergleichbare Dynamik auf der psychischen Ebene des Menschen abspielt. Einer "Urschuld" (der so genannten primären Psora) begegnet der Mensch in einer ersten Reaktionsphase mit Angst und Leiden (sekundäre Psora). Weil dieser Zustand auf Dauer nicht angenehm ist, kompensiert er dies in einer nächsten Phase (tertiäre Psora) durch Überhebung (Egotrophie), Flucht (Egolyse) oder Angriff (Alterolyse).

Dieses Geschehen lässt sich in den Symptomen jedes hinreichend geprüften Mittels nachvollziehen. Es gibt bei Masi also keine "psorischen", "sykotischen" oder "syphilitischen" Mittel mehr, wohl aber entsprechende Phasen innerhalb einer jeden Symptomensammlung. Diese dynamische Entwicklung wird in den folgenden Abschnitten näher erläutert.

Sekundäre Psora

In diesem Kapitel werden diejenigen Symptome gesammelt, welche ein individuelles Leiden ausdrücken: Ängste, Trauer, schreckhafte Träume, furchterregende Phantasien usw. Dabei sind nicht diese allgemeinen psychischen Reaktionen wichtig, sondern deren Inhalte. So finden wir z.B. bei Carbo animalis das Symptom "Kleinmüthig mit trauriger Stimmung; Alles kommt ihr so einsam und traurig vor, dass sie weinen möchte". In dieser Aussage ist für uns also nicht die traurige Stimmung von Belang, sondern der Auslöser, nämlich das Einsamkeitsgefühl.

Später werden aus den gesammelten Leidensmomenten einer Arznei Rückschlüsse gezogen auf deren Wesenskern. Bei der Überarbeitung von Patientengeschichten ist das Vorgehen identisch.

Ein wesentliches Merkmal der sekundären Psora ist die Flexibilität, über die der Mensch verfügt. Er ist in dieser Phase noch fähig, seinem Leiden zu begegnen. Er kann z.b. vorübergehend eine Kompensationshaltung der tertiären Psora einnehmen, um eine kritische Situation zu bewältigen. Als Beispiel stelle man sich jemanden vor, der eine öffentliche Rede halten muss und sich davor fürchtet. Als reaktionsfähiger Mensch kann er sich selber gut zureden, also sein Ego stärken bis es stärker ist als die Angst (egotrophe Reaktion), oder er zieht sich vor der Herausforderung zurück und sagt den Vortrag ab (egolytische Reaktion).

Tertiäre Psora

Um nicht ein Leben in Angst und Schrecken, respektive im Leidenszustand der sekundären Psora zubringen zu müssen, entwickelt jeder Mensch verschiedene Kompensationsmechanismen. So lange es möglich ist, zwischen den verschiedenen Haltungen zu flottieren, nehmen wir eine gesunde psychische Reaktionsfähigkeit an. So ist es im alltäglichen Leben sinnvoll, mal Angst zu haben und ein andermal eine egotrophe Haltung einzunehmen, um eine gefährliche Situation zu bewältigen. Auf ein trauriges Ereignis ist es angemessen, mit Niedergeschlagenheit zu reagieren. Wenn sich aber eine der Kompensations-Strategien verfestigt und die betreffende Person in einer bestimmten Haltung verharrt, sprechen wir von "tertiärer Psora". Diese umfasst die drei folgenden Möglichkeiten:

Egotrophie

Die Hypertrophie, "Sykotisierung"des Ego: Der Mensch versucht, sein individuelles Leiden zu verdrängen, indem er es zu seiner persönlichen Lebensphilosophie, einer Art Vollkommenheitsvorstellung erhebt. Gerade dort, wo seine grösste Empfindlichkeit liegt, entwickelt er die höchsten Ansprüche. Er will wie der "Kleine Häwelmann" in der Kindergeschichte von Theodor Storm "mehr, mehr" von einem bestimmten Bereich seines Lebens (s. Anmerkungen am Ende des Einführungskapitels). Wir sollten darauf achten, diese Haltung nicht als moralisch verwerflich zu beurteilen, wie es einer alten christlichen oder einer neueren esoterischen Denkweise vielleicht entsprechen würde.

Eine andere Form der Egotrophie ist die Kompensation des Verlusterlebens (dieses wird im Kapitel "Primäre Psora" genauer beschrieben). Der Mensch sagt sich hier, dass es gar keine Unzulänglichkeit gibt, er schaltet sein Leiden aus, indem er es leugnet oder nicht zur Kenntnis nimmt. Die Lafontain’sche Fabel vom Fuchs und den Weintrauben illustriert diese Haltung trefflich.

In den ersten Bänden der "Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde" wurden die tertiärpsorischen Kapitel noch unterteilt in eine Auflistung der "egotrophe Symptome" und ins daraus "abgeleitete Bild". Dieses umreisst, wie wir uns einen Patienten in der heutigen Praxis vorstellen können. In der Nachfolge-Publikation "Revidierte Materia Medica" wurden diese beiden Textelemente jeweils miteinander verflochten.

Egolyse

Eine weitere Kompensationsform des menschlichen Leidens ist Flucht oder Rückzug. In der syphilitischen Lysis begegnen wir einer "Auflösung des Ego", d.h. Symptomen wie Depression, tiefsitzender Resignation und letztendlich dem Suizid. Zeigen sich in den Phasen von sekundärer Psora und Egotrophie noch bunte, individuelle Symptome, wird das Mittelbild hier immer düsterer, einheitlicher und schwerer unterscheidbar. Die Verordnung einer individuell passenden Arznei wird um so schwieriger, je mehr ein Patient bereits in dieser Phase festgefahren ist.

In den ersten Bänden der "Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde" wurden die tertiärpsorischen Kapitel noch unterteilt in eine Auflistung der "egolytischen Symptome" und ins daraus "abgeleitete Bild". Dieses umreisst, wie wir uns einen Patienten in der heutigen Praxis vorstellen können. In der Nachfolge-Publikation "Revidierte Materia Medica" wurden diese beiden Textelemente jeweils miteinander verflochten.

Alterolyse

Bewusster Umgang mit der Grundproblematik

Interpretation von Themen oder Symptomen

Differentialdiagnose

Themenliste

Der erste Schritt in der Revision eines Arzneimittels besteht in der Erstellung einer so genannten Themenliste. Dazu wird ein Teil der Prüfungssymptome nach bestimmten Kriterien geordnet. Wir stützen uns dabei vorwiegend auf die Originalsymptome aus den Materiae Medicae von Stapf, Hartlaub & Trinks, Hahnemann, Allen, Hering, sowie auf moderne Prüfungsberichte (vgl. die jeweiligen Quellen-Angaben). Die Symptome werden wörtlich und in der originalen Schreibweise zitiert, da Übersetzungen oder die Übertragung in die Repertoriumssprache eine reiche Fehlerquelle darstellen. Die Symptombeispiele in den folgenden Abschnitten stammen aus dem Kapitel Carbo animalis.

Welche Symptome werden in einer Themenliste berücksichtigt?

1. Sämtliche Mind-Symptome Beispiel: „Die Gegenstände auf der Strasse scheinen ihm verändert, z.B. weiter auseinander und heller, als gewöhnlich, wie in einer leeren, verlassenen Stadt“. Allgemeine psychische Reaktionen wie Trauer, Furcht, Zorn oder Freude können in einem Thema zusammengefasst werden, (vgl. Nr. 7 „Traurig, verzweifelt, deprimiert“ oder Nr. 15 „Lustig“), wenn sich eine Empfindung oft wiederholt und damit etwas von der Stimmung eines Mittels zum Ausdruck bringt. Für die Hypothesenbildung sind diese Themen aber von geringem Interesse. Entscheidend sind vielmehr die Inhalte der Symptome, z.B. „Er fühlt sich, früh, wie verlassen, und voll Heimweh“, oder „nicht zu vertreibende grämliche Gedanken und Unmut über Gegenwärtiges und Vergangenes, bis zum Weinen“.

2. Alle Trauminhalte oder Wahnideen Beispiel: „Lebhafte Träume über wissenschaftliche Gegenstände".

3. Körpersymptome, die mit einem Mind-Anteil „dotiert“ sind. Beispiel: „Zusammenschnürung der Brust, zum Ersticken, früh im Bette; sie glaubt zu sterben, bekommt vom Sprechen Stiche im Herzen, und bei Bewegung der Arme ein Gefühl, als ob das Herz und die Brust zerreissen wollte“. Siehe auch das ganze Thema 29, „Körpersymptome mit Ängstlichkeit“. Der Sexualität ist in dem Sinne ebenfalls immer ein eigenes Thema gewidmet.

4. Auffällige Körpersymptome, Lokalisationen und Modalitäten. Beispiele: „Zuckendes Reissen in der linken Hinterhauptsseite: es schiesst wie ein Blitz sehr schmerzhaft in verschiedener Richtung hin und her“ oder „Am Unterbauche, auf der rechten Seite, schmerzhafte Empfindung, als wolle sich da etwas durchquetschen“. Als Modalität fällt bei Carbo animalis z.B. die Frühverschlimmerung, Th 20, ins Auge.

5. Als-ob-Symptome Beispiele: "Beim Ergreifen von irgendetwas werden die Finger steif, als ob sie nicht genügend Kraft hätten" oder "bei Bewegung der Arme ein Gefühl, als ob das Herz und die Brust zerreissen wollte".

6. Allgemeine Schmerzqualitäten wie stechen, brennen, reissen, ziehen usw. werden oft nur als Auflistung der Symptomnummern aufgeführt, da ihre Bedeutung für die Hypothesenbildung meist gering ist.

Geordnet werden die Symptome nun nach thematischer Aussage, so dass unter einem einzelnen Thementitel Mind-Symptome, Träume, Als-ob-Empfindungen usw. zusammen-gefasst werden können. Vgl. Thema 8 "Will oder kann nicht sprechen".

Umgekehrt ist es möglich, dass ein einzelnes Symptom zwei oder mehr thematische Inhalte aufweist und daher in der Themenliste mehrfach auftaucht. So erscheint das Symptom "er fühlt sich früh wie verlassen, und voll Heimweh" einmal unter Thema 1 "Verlassenheit", einmal unter Thema 4 "Heimweh".

Ebenso tauchen am Ende eines Themas manchmal Quellenangaben mit zahlreichen Symptomnummern auf: Diese belegen den Umfang eines Themas, die entsprechenden Symptome sind bereits unter einem andern Thema aufgeführt, oder sie sind wenig speziell und lohnen nicht, im einzelnen zitiert zu werden. Vgl. Th 40, "Behinderte Sicht".

Schon das Durchlesen einer Themenliste kann hilfreich sein, wenn es darum geht, sich für eine Differentialdiagnose rasch einen umfassenden Überblick über die wesentlichen Inhalte eines Arzneimittels zu verschaffen.

Wenn man mehrere Themenlisten hintereinander durchblättert, wird man erkennen, dass einige allgemeine Lebensbereiche bei den meisten Arzneimitteln auftauchen: Arbeit, Beziehung zu anderen Menschen, der eigene Körper, Gesundheit, Krankheit, Tod, Intellekt, Lernen, usw. Damit die Nuance des einzelnen Arzneimittels herausgearbeitet werden kann, bedarf es also einer weiterführenden Fragestellung.

Transzendenter Wert

Alte Kerne: Schuld – Sehnsucht – Rechtfertigung