Bryonia

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ZENTRALE BEGRIFFE


Datei:Bryonia CR.jpg
Bryonia alba, Weisse Zaunrübe (Familie: Cucurbitaceae)

Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Bryonia hat ein feines Gespür für die Tatsache, dass das Unvorhersehbare eine Folge der werdenden, sich verändernden Schöpfung ist. Die Zukunft ist für den Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Bryonia hat deshalb ein tiefes Verlangen danach, wie Gott reine, feststehende Wirklichkeit ohne jede Spur von Möglichkeit und Veränderlichkeit zu sein. Aus dieser inneren Vorstellung resultiert die überragende Hauptthematik von Bryonia, die panische Angst vor Bewegung. Der Irrtum besteht in der Annahme, bei Gott hänge die Unveränderlichkeit mit der Tatsache zusammen, dass er reiner Akt, reine Tat ist. Der Mensch kann im Gegensatz dazu seine Taten nur verwirklichen, wenn er sich auf seine Ziele zubewegt. Die Unbeweglichkeit und Erstarrung machen Bryonia lebensuntüchtig und untauglich, die eigene Zukunft optimal abzusichern.
Der zweite wichtige Fokus des Bryonia-Menschen ist das Thema Arbeit. Gott hat die vollkommene Vorsehung, weil er als reine, unveränderliche Wirklichkeit und als Schöpfer die gesamte Schöpfung zugleich erkennt und schafft. Bryonia erkennt diesen Zusammenhang zwischen Schöpfersein und Vorsehung. Es meint, indem es die Welt selbst erschaffe, könne es auch die Vorsehung über sie erlangen. Von daher kommen seine unglaubliche Geschäftigkeit und seine Bezogenheit auf die Arbeit. Weil der Anspruch, selbst Schöpfer des Ganzen zu sein, dermassen überhöht ist, wird Bryonia seine Leistungsfähigkeit immer als mangelhaft erleben. Wieviel auch immer es arbeitet, es wird nie genügen.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Der erste Themenstrang bezieht sich auf die Zukunft und das Unvorhergesehene: Angst vor der Zukunft, Erschrecken, kann nicht sehen, zum Auge heraus brennen, den Kopf nach jeder Seite beugen, wunde Stellen, Heuschrecken, Mäuse, Soldaten hauen auf ihn ein.
Beim zweiten Themenkreis geht es um Bewegung, Veränderung, Unsicherheit, Unfestigkeit: Betrunkenheit, Drehen, Taumeln, Fallen, Verschlimmerung durch Bewegung und Gehen, besonders zu Beginn, muss sich hinlegen, Gedankenstille, Wühlen, wacklige Zähne, Weichheit, Unfestigkeit, Trockenheit, Urin und Stuhl nicht halten oder abgeben können. Erstarrung. Alle Beschwerden des Bewegungsapparates. Zittern, währenddem der Schmerz nachlässt. Sich fremd fühlen, nach Hause gehen.
Der dritte Themenstrang befasst sich mit Arbeit, Bürde, Last: Geschäftliche Dinge oder die Hauswirtschaft verfolgen sie. Schwere, Schwäche, wie zu weit gegangen, die Muskeln verlieren ihre Kraft. Er weiss nicht, was er tut, lässt alles fallen, kann nicht fest zugreifen, verlangt Dinge, die es nicht gibt, oder die er nicht will. Tabak, Wein, Kaffee. Schlafstörungen, weil er nicht von den Tagesgeschäften Abstand nehmen kann.
Beim vierten Themenstrang dreht sich alles um die Fremdbestimmung: Wie wenn er in Ohnmacht fallen würde, Bücken verschlimmert, Kopf aufrichten bessert, ein Faden durch die Armröhren, Gefühl wie zusammengepresst oder eingespannt, Reissen, jemand zieht ihn an den Haaren, Berührung bessert, mit der Hand aufdrücken verschlimmert und bessert, Glocken.


1. Angst vor der Zukunft, Schreck und Furcht
Ängstlichkeit, es ist ihm bange vor der Zukunft. RAL 770
Sehr reizbares, zu Schreck, Furcht und Ärgerniss sehr aufgelegtes Gemüth. RAL 771
Bedenklichkeiten, Befürchtung. RAL 768
Beängstigung im ganzen Körper, die ihn immer zu etwas hintrieb, und wo er hinkam, fand er keine Ruhe. RAL 769

2. Missmut, Ärger, Zorn
Missmüthig und aufgelegt zum Zanken. RAL 778
Mürrisch, alles mit Verdruss ansehend. RAL 779
Heftiger Missmuth, Unaufgelegtheit zum Denken, Abspannung der Geisteskräfte. RAL 781
Sehr ärgerlich und zum Zorne geneigt. RAL 772

3. Zank und Ärger
Träume voll Zänkerei und ärgerlicher Dinge. RAL 684

4. Gedankenstille, Unaufgelegtheit zum Denken, Dummheit
In der Gegend des Wirbels und der Stirne dumpfe Bewegungen im Kopfe, welche Schwindel und Gedankenstille verursachen. RAL 19
So schwach am Geiste, dass ihm die Gedanken vergehen, wie wenn man in Ohnmacht fallen will, wobei ihm Hitze in´s Gesicht tritt, beim Stehen am meisten. RAL 21
Dumm im Kopfe mit auffallender Vergesslichkeit. RAL 23
Kopfbetäubung. RAL 33
Kopf ist wüste. RAL 34
Düsterheit im Kopfe bis zum Schlafengehen. RAL 35
Früh beim Erwachen ist ihm der Kopf so düster und thut weh, als wenn man den Abend vorher gezecht und geschwelgt hätte; er will auch nicht aus dem Bette. RAL 37
Heftiger Missmuth, Unaufgelegtheit zum Denken, Abspannung der Geisteskräfte. RAL 781

5. Vergesslichkeit, Gedächtnisschwäche
Dumm im Kopfe mit auffallender Vergesslichkeit. RAL 23
Mangel an Gedächtniss, Unbesinnlichkeit. RAL 29

6. Ohnmacht
Schwindlicht, wie drehend, wenn sie sich im Bette aufsetzt und übelig in der Mitte der Brust, als wenn eine Ohnmacht kommen sollte. RAL 11
So schwach am Geiste, dass ihm die Gedanken vergehen, wie wenn man in Ohnmacht fallen will, wobei ihm Hitze in´s Gesicht tritt, beim Stehen am meisten. RAL 21
Beim Aufstehen, aus dem Bette, wandelt ihn eine Ohnmacht an, mit kaltem Schweisse und Poltern im Leibe. RAL 643

7. Willkürliche Wünsche
Er verlangt Dinge, die nicht vorhanden sind. RAL 27
Er verlangt Dinge sogleich, die er dann nicht will. RAL 28
Er verlangt mancherlei, was er nicht geniessen kann. RAL 24
Ärgerlich (...) ergriff immer das unrechte Stück und wollte stets etwas Andres nehmen(...) RAL 777

8. Weiss nicht, was sie tut
Sie wusste nicht recht, was sie that (in der Stube), beim Liegen schlimmer, 24 Stunden lang. RAL 24
Sie wusste nicht, was sie that, und liess alles aus den Händen fallen. RAL 25

9. Gemütserregung verursacht Brennen
Auf eine kleine Gemüthserregung (auf Lachen) entsteht jählings ein stechendes (jückendes) Brennen über den ganzen Körper, als wenn er mit Nesseln gepeitscht worden wäre, oder einen Nesselausschlag hätte, wiewohl nichts auf der Haut zu sehen war; dies Brennen kam hiernach schon auf den blossen Gedanken davon, oder wenn er sich erhitzte. RAL 598

10. Gestörter Schlaf, Unfähigkeit auszuruhen
Sie wirft sich die Nacht bis um 1 Uhr im Bette herum, sie kann nicht einschlafen vor ängstlicher Hitzempfindung, und hat doch keine von aussen fühlbare Hitze. RAL 658
Schlaflosigkeit wegen Unruhe im Blute und Beängstigung (er musste aus dem Bette aufstehen); die Gedanken drängen einer den andern, ohne Hitze, Schweiss oder Durst. RAL 659
Sogleich nach dem Niederlegen, Abends im Bette, Hitzempfindung und äussere Hitze über und über, ohne Durst, die ganze Nacht hindurch; er legt sich von einer Seite zur andern, darf sich aber an keinem Theile entblössen, weil sonst sogleich heftiges Bauchweh, ein kneipendes Stechen, oder ein stechendes Kneipen, wie von hier und dorthin krampfhaft tretenden Blähungen entsteht, bei Schlaflosigkeit von einer Menge herzuströmender Gedanken; am Morgen legt sich dieser Zustand, ohne dass er Blähungen merkt. RAL 660
Schlaflosigkeit die Nacht, wegen Unruhe im Blute; er wirft sich im Bette umher. RAL 661
Er kann mehrere Nächte nicht schlafen vor Hitze; die Bettdecke ist ihm zu heiss, und beim Aufdecken ist´s ihm zu kühl, doch ohne Durst und fast ohne Schweiss. RAL 662
Das Kind kann Abends nicht einschlafen, kann gar nicht in die Ruhe kommen; es geht wieder aus dem Bette. RAL 666
Er kann vor Mitternacht nicht einschlafen wegen öfterer schauderiger Empfindung, die über einen Fuss oder einen Arm läuft; hierauf etwas Schweiss. RAL 668
Abends, ehe sie einschläft, schreckt sie auf und fährt zusammen. RAL 671
vgl. RAL 672-674
Unruhiger Schlaf mit verwirrten Träumen; er wirft sich von einer Seite zur andern, RAL 680
Müde und kann doch nicht schlafen; wenn er einschlafen will, versetzt´s ihm den Athem. RAL 654
Er kann des Morgens nicht im Bette liegen, es thut ihm alles weh, worauf er liegt. RAL 656

11. Munterkeit nachts
Er schläft nur vor Mitternacht, dann nicht weiter, bleibt ganz munter, fühlt aber grosse Müdigkeit im Liegen, die sich zwar beim Aufstehen in dem Unterschenkel erhöhet, dann aber bald wieder vergeht. RAL 69

12. Den Traum loslassen können
Beim Erwachen kann er sich nicht von seinem Traume losmachen; er träumt noch wachend fort. RAL 675
Sie erwacht die Nacht alle Stunden, und erinnert sich des gehabten Traumes, und wenn sie wieder einschläft, so träumt sie einen andern Traum eben so lebhaft und eben so erinnerlich nach dem Aufwachen. RAL 676

13. Schlafwandeln
Nachtwandler-Zustand, Mondsüchtigkeit. RAL 682
Sie steht im Traume die Nacht aus dem Bette auf und geht zur Thüre, als wenn sie hinausgehen wollte. RAL 687

14. Irrereden
Nächtliches Irrereden. RAL 690
Früh, bei Tagesanbruch, delirirendes Schwatzen von zu verrichtenden Geschäften, welches nachlässt, wenn der Schmerz anfängt. RAL 691,
Gegen Abend zog sie im Schlafe den Mund herüber und hinüber, schlug die Augen auf, verdrehte sie, und redete irre, gleich als wäre sie munter; sie sprach deutlich, aber hastig, so als wenn sie sich einbildete, ganz andre Menschen um sich zu haben, sah sich frei um, redete wie mit fremden Kindern, und wollte nach Hause. RAL 693

15. Arbeit, Geschäfte
Sie ist matt, Arme und Füsse thun ihr weh; wenn sie etwas arbeitet, so wollen die Arme sinken, und wenn sie die Treppe steigt, kann sie kaum fort. RAL 627
Irrereden von Geschäften, eine Stunde lang. RAL 766
Ärgerlich, glaubte mit ihrer Arbeit nicht fertig zu werden, ergriff immer das unrechte Stück und wollte stets etwas Andres nehmen; dann ein pressend drückender Kopfschmerz in der Stirne. RAL 777
Übergeschäftigkeit; sie will gar zu viel vornehmen und arbeiten. RAL 780
Früh, bei Tagesanbruch, delirirendes Schwatzen von zu verrichtenden Geschäften, welches nachlässt, wenn der Schmerz anfängt. RAL 691,
Träumt die ganze Nacht sehr lebhaft von ängstlicher und genauer Besorgung der Tagesgeschäfte. RAL 685
Er beschäftigt sich im Traume mit der Hauswirthschaft. RAL 686

16. Tote
Sie schläft erst früh um 4 Uhr ein und träumt dann von Todten. RAL 665

17. Das Fenster einwerfen
Er träumt wachend, er wollte Jemand die Fenster einwerfen. RAL 679

18. Soldaten hieben auf ihn ein
Vor Mitternacht (um 10 Uhr), unter starker Hitze des Körpers und Schweiss (ohne Durst), eine delirirende, schreckhafte Phantasie, als hieben Soldaten auf ihn ein, so dass er im Begriffe war, zu entfliehen (durch Aufdecken und Abkühlen legte sich das Delirium). RAL 692

19. Fremdheit, zu Hause sein wollen
Gegen Abend zog sie im Schlafe den Mund herüber und hinüber, schlug die Augen auf, verdrehte sie, und redete irre, gleich als wäre sie munter; sie sprach deutlich, aber hastig, so als wenn sie sich einbildete, ganz andre Menschen um sich zu haben, sah sich frei um, redete wie mit fremden Kindern, und wollte nach Hause. RAL 693
Er wollte nicht in die freie Luft, so lieb sie ihm ehedem war. RAL 622
Beim Gehen in freier Luft fühlt sie sich am schwächsten. RAL 629
Beim Gehen im Freien ist´s ihm so weichlich und übelig, die Beine sind ihm so matt, und es ist ihm so schwach im Kopfe, dass er glaubte, zu fallen; er keucht und es kommt eine Wärme in die Brust, welche nach dem Kopfe ging; in der Stube verlor es sich, erneuerte sich aber wieder in der freien Luft. RAL 630

20. In heisses Wasser treten
Hitze bloss an den Untergliedmassen, in öftern Anfällen, es war, als wenn sie in heisses Wasser träte. RAL 727

21. Heuschrecken
Im Kopfe so ein Zwitschern wie von Heuschrecken. RAL 76

22. Jemand zieht an den Haaren
Schmerz an der Schläfe, als wenn da Jemand bei den Haaren zöge. RAL 78

23. Glocken
Klingen vor dem linken Ohre, wie mit kleinen Glocken. RAL 129

24.Salz
Ausschlag an der Unterlippe ausser dem Rothen, jückenden, beissenden Schmerzes, wie von Salz. RAL 171

25. Tabak, Wein, Kaffee
Zuckendes Zahnweh beim (gewohnten) Tabakrauchen. RAL 175
Weinappetit. RAL 250
Appetit auf Kaffee. RAL 251
Starkes Verlangen auf Kaffee. RAL 252

26. In der Brust ist alles los und fällt in den Unterleib
Empfindung. als wäre in der Brust alles los und fiele herab in den Unterleib. RAL 457

27. Maus
Ein krabbelndes Laufen, wie von einer Maus, von der Achselgrube bis an die Hüfte. RAL 481

28. Faden in den Armröhren
Ein Ziehen durch die Armröhren, wie ein Faden, bis in die Fingerspitzen. RAL 4

29. Öliger Schweiss, fettige Haare
Schweiss, der beim Aufwachen wie Öl war, bei Tag und Nacht. RAL 757
Früh grosse Fettigkeit der Kopfhaare, bei kühlem Kopfe; die Hände wurden beim Kämmen ganz fettig. RAL 83

30. Gehen, sicherer Stand
Schwindel, als wenn man herumgedreht würde, oder als wenn sich alles um ihn herumdrehete, beim Stehen. RAL 2
Schwindel, sobald er vom Stuhle aufstand; es drehete sich alles um ihn herum; nach einigem Gehen verlor er sich. RAL 6
Schwindel mit Gefühl von Schwere, es ist, als drehete sich alles im Kreis herum. RAL 9
Schwindlicht, wie drehend, wenn sie sich im Bette aufsetzt und übelig in der Mitte der Brust, als wenn eine Ohnmacht kommen sollte. RAL 11
Abends, so ein Schwindel beim Stehen, dass er zurücktaumelte und rückwärts fallen wollte. RAL 12
Wenn er gehen will, schwankt er, als wollte er rücklings fallen. RAL 13
Beim Gehen Taumel von beiden Seiten, als wenn er nicht echt fest stehen könnte RAL 14
Nach dem Bewegen, beim Stehen, schwankt sie von der einen Seite. RAL 15
Früh, beim Aufstehen aus dem Bette, so taumelig und drehend, als wenn´s im Kopfe in einem Kreise herumginge. RAL 16
Er kann nicht fest zugreifen mit den Händen. RAL 499
Unfestigkeit in den Ober- und Unterschenkeln und Schwanken beim Gehen die Treppe herab. RAL 521
Schwanken der Oberschenkel, besonders beim Auf- und Absteigen der Treppe. RAL 526
So schwach am Geiste, dass ihm die Gedanken vergehen, wie wenn man in Ohnmacht fallen will, wobei ihm Hitze in´s Gesicht tritt, beim Stehen am meisten. RAL 21
vgl. RAL 18, 42, 53, 70, 163, 164, 296, 300, 321, 435, 467, 518, 539, 581, 629, 630, 631

31. Bewegung, Beginn der Bewegung
Schwindel, sobald er vom Stuhle aufstand; es drehete sich alles um ihn herum; nach einigem Gehen verlor er sich. RAL 6
Schwindlicht, wie drehend, wenn sie sich im Bette aufsetzt und übelig in der Mitte der Brust, als wenn eine Ohnmacht kommen sollte. RAL 11
Früh, beim Aufstehen aus dem Bette, so taumelig und drehend, als wenn´s im Kopfe in einem Kreise herumginge. RAL 16
Früh fängt das Kopfweh nicht beim Erwachen, sondern beim ersten Öffnen und Bewegen der Augen an. RAL 36
Kopfweh, nach Tische und beim Spazierengehen ein Herausdrücken in der Stirne. RAL 53
Kopfweh; früh nach dem Aufstehen ein zuckendes Ziehen in die Backen und Kinnbackenknochen vor. RAL 63
Die Unterschenkel sind so matt, dass sie ihn kaum zu halten vermögen, beim Anfange des Gehens und schon beim Stehen. RAL 545
Beim Gehen, vorzüglich nach dem Aufstehen vom Sitze und beim Anfange des Gehens, Unfestigkeit in allen Theilen des Körpers, als wenn alle Muskeln ihre Kraft verloren hätten; beim Weitergehen ward es besser. RAL 628
Wenn er gesessen hat und aufsteht, sind ihm die Füsse centnerschwer. RAL 635
vgl RAL 15, 75, 87, 91, 159, 163, 192, 199, 318, 464, 476, 507, 540, 547, 639, 640, 641, 643, 726

32. Sich hinlegen
Es ist ihm wie betrunken, er will sich legen. RAL 5
Pochendes Kopfweh in der Stirne, dass er sich legen musste. RAL 41
Heftiger Kopfschmerz, wie grosse Schwere darin, als sollte er ihn nach allen Seiten hin neigen, mit Druck im Gehirn nach aussen und grossem Drange, sich zu legen. RAL 52
Er glaubt, wenn er liegt, sey ihm besser. RAL 638
Heftiger Schüttelfrost durch den ganzen Körper, wie in einem Wechselfieber, der sie zum Niederliegen nöthigte (...) RAL 708

33. Bücken
Wühlender Druck im vordern Theile des Gehirns mit Pressen nach der Stirne, besonders heftig beim Bücken und Schnellgehen; ein Spaziergang ermüdete ihn sehr. RAL 42
Ein in der Stirne dergestalt drückender Schmerz, dass er sich kaum bücken kann. RAL 43
Früh. vor Tage Schmerz, als wenn der Kopf eingespannt wäre, und Schwere darin, mit Stichen untermischt; sie konnte vor Schmerz die Augen nicht aufhaben, und wenn sie sich bückte, konnte sie nicht wieder in die Höhe. RAL 51
Gefühl im äussern Gehörgange, als würde ein Finger darauf gedrückt, welches unter dem Bücken beim Lesen zunimmt. RAL 131

34. Zusammengepresst, eingespannt
Erst stieg das Blut nach dem Kopfe, dann erfolgte ein Zusammenpressen von beiden Ohren her. RAL 47
Empfindung, als wenn der Kopf von beiden Seiten her zusammengepresst würde. RAL 48
Zusammenpressender Schmerz zu beiden Seiten des Kopfs. RAL 49
Kopfweh; ein Zusammenpressen mit Rucken im Gehirne, wie Pulsschlag. RAL 50
vgl. RAL 51, 53, 54, 57 - 60, 475

35. Augensymptome
Früh, vor Tage Schmerz, als wenn der Kopf eingespannt wäre, und Schwere darin, mit Stichen untermischt; sie konnte vor Schmerz die Augen nicht aufhaben, und wenn sie sich bückte, konnte sie nicht wieder in die Höhe. RAL 51
Starke Geschwulst der obern Hälfte des Gesichts, besonders eine starke Geschwulst unter den Augen und über der Nasenwurzel, mit Augenlidergeschwulst; das linke Auge konnte er nicht öffnen, vier Tage lang. RAL 96
Früh, beim Erwachen kann er die Augen kaum öffnen, sie sind mit einer eiterigen Masse zugeklebt. RAL 101
Schmerz, als wenn´s zum linken Auge heraus brennte. RAL 103
Eine Trübsichtigkeit des linken Auges, als wenn es voll Wasser wäre. RAL 109
Früh Gesichtsschwäche; da sie lesen wollte, liefen alle Buchstaben unter einander. RAL 110
(Presbyopie); wohl in der Entfernung konnte sie sehen, aber nicht in der Nähe. RAL 111
Früh, beim Erwachen, ein Drücken im Auge, wie wenn man mit einer Hand drauf drückt, oder wie in einer Stube voll Rauch. RAL 115
Beissen in den Augen, als wenn Sand (?) darin wäre, welches auch zum Reiben zwingt. RAL 118
Nachmittags Empfindung im rechten Auge, als wenn ein Sandkorn darin wäre. RAL 119

36. Den Kopf nach allen Seiten hinneigen
Heftiger Kopfschmerz, wie grosse Schwere darin, als sollte er ihn nach allen Seiten hin neigen, mit Drucke im Gehirn nach aussen und grossem Drange, sich zu legen. RAL 52

37. Kopf aufrichten verbessert
Beim Sitzen (Bücken) und Lesen, schwindlichte Schwere im Kopfe, die sich durch Aufrichten des Kopfes legte. RAL 56

38. Berührung
Zuckendes Reissen vom rechten Wangenbeine bis zur rechten Schläfe herauf, äusserlich, bei Berührung heftiger. RAL 64
Berührung verschlechtert, vgl. auch RAL 80, 81, 84, 469, 520, 547, 562, 580, 586, 602
Oben auf dem Kopfe ein Fleck, eines Thalers gross, von brennendem Schmerze, welcher bei Berührung nicht weh thut. RAL 79
Schmerz, wie vom Verbrennen, über dem linken Auge und auf der einen Seite der Nase, der durch Drauffassen etwas gemindert wird. RAL 102
Rothe, kleine Flecke in der Haut der Arme und Füsse, welche wie von Brennnesseln schmerzen; vom Daraufdrücken verschwinden sie auf Augenblicke. RAL 615

39. Weichheit
Rothe, heisse, weiche Aufgedunsenheit des Gesichts. RAL 94
Weiche Beule am innern Winkel des linken Auges; es dringt von Zeit zu Zeit viel Eiter heraus, zehn Tage lang. RAL 100
Süsslicher, weichlicher Geschmack im Munde. RAL 225
Nach dem Trinken (Nachmittags) weichlich und übelig. RAL 287
Beim Gehen im Freien ist´s ihm weichlich und übelig, die Beine sind ihm so matt, und es ist ihm so schwach im Kopfe, dass er glaubte, zu fallen; er keucht, und es kommt eine Wärme in die Brust, welche nach dem Kopfe ging; in der Stube verlor es sich, erneuerte sich aber wieder in der freien Luft. RAL 630

40. Mit der Hand oder dem Finger draufdrücken
Früh, beim Erwachen, ein Drücken im Auge, wie wenn man mit einer Hand drauf drückt, oder wie in einer Stube voll Rauch. RAL 115
Gefühl im äussern Gehörgange, als würde ein Finger darauf gedrückt, welches unter dem Bücken beim Lesen zunimmt. RAL 131
Abends, im Bette, zuckende Zahnweh bald in den obern, bald in den untern Backenzähnen (eine Stunde lang); schmerzte es oben, und man brachte die Spitze des Fingers daran, so hörte da der Schmerz plötzlich auf und fuhr in den gegenüberliegenden untern Zahn. RAL 174
Bauchweh beim Stuhlgange, wie Zusammenschnüren und Zusammenkneipen mit der Hand. RAL 334
Es sticht beim Husten im Brustbeine; er muss die Brust mit der Hand halten; auch beim Darauffühlen stichts. RAL 418
Oben auf dem Brustbeine Druck, wie mit der Hand; sie glaubt, ohne Schmerz daselbst im Freien nicht gehen zu können. RAL 436

41. Zu den Augen und Ohren herausbrennen
Schmerz, als wenn´s zum linken Auge heraus brennte. RAL 103
Schmerz, als wenn´s zum linken Ohre heraus brennte. RAL 133

42. Wackelige und zu lange Zähne
Ziehendes, zuweilen zuckendes Zahnweh in den Backenzähnen des linken Oberkiefers, nur bei und nach dem Essen, wobei die Zähne zu lang schienen und als wackelten sie hin und her. RAL 176
Wackeln aller Zähne, beim Befühlen und beim Zusammenbeissen bemerkbar. RAL 178
Zahnfleisch schmerzt wie wund und roh, bei schmerzhaft wackelnden Zähnen. RAL 187
Früh, nach dem Erwachen, Gefühl, als wären die Backenzähne alle zu lang; sie liessen sich mit den Fingern hin- und herbiegen, so locker waren sie; sie konnte nichts damit beissen, und wenn sie damit biss, schmerzte es, als fielen die Zähne aus, 15 Stunden lang. RAL 188
Die Zähne deuchten ihm zu lang. RAL 189

43. Bitterkeit
Sie hat gar keinen Geschmack von Speisen; ausser dem Essen aber ist´s ihm bitter im Munde. RAL 226
Es schmeckt ihm alles bitter, er bringt nichts von Speisen hinunter. RAL 227
Nach dem Mittagessen blieb bitterer Geschmack anhaltend hinten am Gaumen. RAL 228
Früh übler, bitterer Geschmack im Munde. RAL 229
vgl. RAL 264-267, 285

44. Essen ohne Appetit und mit Beschwerden
Früh nüchtern Heisshunger mit Appetitlosigkeit. RAL 238
Hunger mit Appetitlosigkeit. RAL 239
Er hat Hunger und isst, es schmeckt ihm aber nicht. RAL 246
Er hat keinen Appetit zu Milch, wenn er sie aber geniesst, so kommt der Appetit dazu und sie fängt an zu schmecken. RAL 247
Er verlangt mancherlei, was er nicht geniessen kann. RAL 249
Schmerzhafte Empfindung in der Speiseröhre, mehr unterwärts, als wenn sie da verengert wäre. RAL 290
Nach dem Essen Drücken im Magen; es lag wie ein Stein darin und machte ihn verdriesslich. RAL 298
vgl. RAL 253 - 266, 277 - 279

45. Körperöffnungen
Aufgetriebener Unterleib, es geht ihm immer im Leibe herum, und Leibweh (Leibschneiden), und doch fortwährende Leibesverstopfung; es ist, als wenn ihm etwas im Leibe sässe. RAL 333
Empfindung beim Harnen, als wenn die Harnwege zu enge wären. RAL 359

46. Urin und Stuhl nicht halten können
Durchfall, vier Tage nach einander, alle drei Stunden einmal, so schnell, dass er´s nicht halten konnte; die darauf folgenden 12 Tage ging der ordentliche Stuhl fast eben so unversehens schnell ab. RAL 343
Es treibt ihn, auch ohne dass die Blase voll ist, mit einer solchen Eile auf den Urin, dass er ihn kaum einen Augenblick zu halten im Stande ist. RAL 362
Er kann den Harn nicht lange in sich halten, wenn es ihn dazu treibt, und wenn er ihn nicht gleich lässt, so ist´s ihm, als ginge er von selbst fort (und doch ist beim Zusehen nichts abgegangen.) RAL 364

47.Bruststiche
Schnelles, ängstliches, fast unmögliches Athmen, wegen Stichen in der Brust, erst unter den Schulterblättern, dann unter den Brustmuskeln, welche das Athmen verhindern und aufzusitzen nöthigen; dann Stiche in dem Wirbel des Hauptes. RAL 434
Auf der Brust ein Drücken, als wenn sie von Schleim beengt würde, und beim Einathmen einiges Stechen im Brustbeine, welches sich durch Essen zu mindern schien. RAL 438
vgl. RAL 440-448, 461

48. Das Übel steigt in die Höhe und nimmt Atem und Sprache
Ein Anfall, als wenn das Übel in die Höhe stiege und Athem und Sprache benähme. RAL 451.

49. Erschrecken bei Fehltritt
Schmerz im Trochanter, erschreckendes Stechen bei einem Fehltritte; in der Ruhe Pochen darin; die Stelle thut bei Berührung weh. RAL 520
Stiche, worüber sie erschrickt, in dem leidenden Theile. RAL 601

50. Unfestigkeit
Er kann nicht fest zugreifen mit den Händen. RAL 499
Unfestigkeit in den Ober- und Unterschenkeln und Schwanken beim Gehen die Treppe herab. RAL 521
Beim Gehen, vorzüglich nach dem Aufstehen vom Sitze und beim Anfange des Gehens, Unfestigkeit in allen Theilen des Körpers, als wenn alle Muskeln ihre Kraft verloren hätten; beim Weitergehen ward es besser. RAL 628

51 Treppen
Schwanken der Oberschenkel, besonders beim Auf- und Absteigen der Treppe. RAL 526
Beim Absteigen der Treppen Schmerz, als wenn die Kniescheiben zerbrechen sollten. RAL 532
Beim Treppensteigen Füsse matt. RAL 533
Sie ist matt, Arme und Füsse thun ihr weh; wenn sie etwas arbeitet, so wollen die Arme sinken, und wenn sie die Treppe steigt, kann sie kaum fort. RAL 627

52. Erstarrung
Früh, im Bette, starrt der Oberschenkel, wie klamm. RAL 528
Im Sitzen und die Nacht im Liegen Klamm im Knie und in der Fusssohle. RAL 531
Früh Klamm in der linken Wade. RAL 555
Nachts, beim Liegen im Bette, Klamm in den Füssen, im Fussrücken und in der Ferse. RAL 556
Nachts Klamm in der Wade (ein zusammenziehendes Spannen), welcher durch Bewegung verging. RAL 557

53. Störungen des Bewegungsapparates
Beim Absteigen der Treppen Schmerz, als wenn die Kniescheiben zerbrechen sollten. RAL 532
Spannende, schmerzhafte Steifigkeit der Knie. RAL 534
Ein (Reissen und) Brennen im rechten Knie. RAL 536
Ein Jücken, wie wenn etwas heilen will, in der Kniekehle und Schweiss an dieser Stelle, die Nacht. RAL 538
Mattigkeit, besonders in den Gelenken der Kniee. RAL 542
Mattigkeit, besonders im Kniegelenke. RAL 543
Die Kniee wanken und knicken zusammen im Gehen. RAL 544
Heisse Geschwulst des Fussspannes, mit Zerschlagenheitsschmerz, wenn der Fuss ausgestreckt wird; der Fuss spannt, wenn man auftritt, und beim Befühlen thut´s wie unterköthig weh. RAL 562
In beiden Fusssohlen stach´s so heftig, dass sie nicht auftreten konnte, mit Spannen in den Fussgelenken; auch liegen konnte sie nicht vor Spannen und Stechen. RAL 572
Alle Glieder sind wie zerschlagen und gelähmt (Abends), als wenn er auf einem harten Lager gelegen hätte. RAL 588

54. Schuhe
Im Zehballen beider Füsse ein Stechen, mit arger Hitzempfindung gegen Abend; er musste die Schuhe ausziehen. RAL 582

55. Unruhe der leidenden Teile
Es ist ihm unerträglich, den leidenden Theil still zu halten, er bewegt ihn auf und nieder. RAL 593

56. Kaltes Gesicht und Zittern wenn der Schmerz nachlässt
Wenn der Schmerz nachlässt, so zittert der Theil und das Gesicht wird kalt. RAL 595

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Bryonia-Menschen fühlen sich ausserordentlich verunsichert, sobald eine Situation in Bewegung gerät oder etwas sich verändert. Sie verlieren dann ihren gewohnten Halt, alles kommt ins Wanken und wird wackelig. Sie leiden unter einer panischen Angst vor Bewegung. Sie erstarren gleichsam vor Ort und möchten an der Situation festhalten, an die sie sich gewöhnt haben, in der sie sich sicher fühlen. Sie meiden alles, was mit Bewegung zu tun hat. Am liebsten bleiben sie zu Hause, dort wo sie sich völlig auskennen und wo sie sich sicher fühlen. Bryonia-Kinder, die eine Veränderung zu bestehen haben, z.B. einen Schuleintritt- oder Wechsel, wollen z.B. morgens nicht mehr aus dem Haus gehen. Sie verletzen sich an den Beinen und Füssen oder entwickeln Symptome am Bewegungsapparat, die sie beim Gehen behindern. Der Schreck vor der Bewegung überträgt sich dabei oft auch auf Symbole der Bewegung: So leidet z.B. ein Bryonia-Kind am Gefühl, die Schuhe passten nicht oder irgendetwas drücke im Schuh. Wenn die Mutter mit dem Kind schliesslich neue Schuhe einkaufen will, ist das nicht möglich, das Kind lässt sich durch nichts in den Schuhladen locken. (Eigener Fall. P.M.)
Bryonia verlässt seinen Status quo ausserordentlich langsam, sowohl in die positive wie auch in die negative Richtung. Die Krankheiten entwickeln sich meistens langsam: Zuerst will z.B. ein Kind nicht mehr aus dem Haus gehen, auch nicht mehr zu den Grosseltern, bei denen es sich gut aufgehoben fühlt. Nach einem Monat kommt eine Erkältung hinzu. Nach einem weiteren Monat wird daraus vielleicht eine Lungenentzündung, das Kind ist dabei absolut reglos und muss von der Mutter umgedreht werden, damit sie ihm etwas zu trinken geben kann. Nach der Gabe von Bryonia läuft der Heilungsprozess zwar an und es kommt zu einer stetigen Besserung, aber die Ausheilung dauert ausserordentlich lange. (Eigener Fall. PM)
Bryonia-Menschen sind sehr besorgt und geschäftig. Sie haben ständig das Gefühl, sie könnten nicht genügend Vorkehrungen für ihre Zukunft und Sicherheit treffen. Sie ängstigen sich, dass sie mit ihrer Arbeit nicht vorankommen und dass sie dabei zu wenig erfolgreich sind. Auch wenn sie ein blühendes Geschäft haben und ihr Reichtum wächst, haben sie noch das Gefühl, es reiche nicht. Geschäft und Arbeit besetzen ihre Gedanken rund um die Uhr, sogar im Traum arbeiten sie weiter. Wenn sie erkranken oder verunglücken, quält die Angst vor Arbeitsunfähigkeit sie mehr als die Angst um ihre Gesundheit.
Bryonia-Menschen scheuen Situationen, in denen sie ihr Geschick aus den eigenen Händen geben müssen. Sie möchten alles selbst bestimmen, vorkehren und durchführen. Nur so sind sie sicher, dass es nach ihrem Willen geschieht, und die Angst, es könnte etwas Unvorhersehbares geschehen, mildert sich. Das kleinste Risiko geht man ein, wenn man selbst handelt und seine Angelegenheiten selbst im Griff hat. Bryonia-Menschen lieben es daher nicht besonders, wenn man sich um sie kümmert. Auch wenn sie erkranken, möchten sie lieber in Ruhe gelassen werden.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Egotrophe Bryonia-Menschen, die ihren Verlust leugnen, sind überdurchschnittlich gelassen, locker und unbesorgt. Sie betonen ihr Gottvertrauen: Die Dinge nehmen in jedem Fall den richtigen Verlauf. Ihre Sorglosigkeit kann bis zur Unvorsichtigkeit führen. Das sind Leute, die gut in den Tag hinein leben können, Gelegenheitsjober, die wenig Gewicht auf eine feste Anstellung oder auf berufliche oder private Sicherheit legen. Sparen und Vorsorgen ist ihnen ein Greuel. Sie überarbeiten sich nicht. Es käme ihnen nicht in den Sinn, Geld anzulegen, um vielleicht einmal ein Haus kaufen zu können. Haus und Herd sind für sie nicht wichtig. Umherreisen, vagabundieren gefällt ihnen. Sie fühlen sich eher als Nomaden, denn als sesshafte Bürger. Sie lieben es, an keine Verpflichtungen gebunden und beweglich zu sein. Bewegung an und für sich kann für sie zur eigentlichen Faszination werden.
Egotrophe Bryonia-Menschen, welche die Übertretung wiederholen, wollen hundertprozentige Sicherheit. Sie tun nichts ohne perfekte Absicherung. Ihr Leben ist von Sicherheitsvorkehrungen durchzogen, von der Alarmanlage bis zur Diebstahlversicherung. Vielleicht wählen sie auch einen Beruf in der Versicherungsbranche. Mit allen Mitteln versuchen sie, die erreichte Konstanz und Sicherheit zu erhalten oder zu vermehren. Sie arbeiten wie wild, um ihre unbewegliches Vermögen zu vermehren. Haus, Herd und Eigentum stehen im Zentrum ihres Lebens. Gemütlich vor dem Kamin zu sitzen und die ganze Welt in die eigenen vier Wände hineinzunehmen, ist eine Traumvorstellung von Bryonia. Alles, was ausserhalb dieser sicheren eigenen Welt abläuft, wird als störend und bedrohlich empfunden. Bryonia wird zunehmend unbeweglich, es verharrt und erstarrt. Es gibt seine Vorstellungen nicht auf, auch wenn die Situation sich ändert. Bryonia-Menschen möchten alles selbst im Griff haben. Sie haben kein Vertrauen in die Fähigkeiten der andern. Das Verlangen, alles selbst bestimmen zu wollen, geht manchmal so weit, dass es an der Realität vorbeigeht, sie verlangen manchmal unmögliche Dinge und ihr Wünschen wird willkürlich.

Egolyse
In der Egolyse macht die Unsicherheit Bryonia-Menschen bewegungs- und handlungsunfähig. Die Fähigkeit, sich an neue Situationen anzupassen, schwindet. Sobald sie in eine neue Situation geraten, werden sie wie gelähmt, sie drohen in Ohnmacht zu fallen. Durch Schwindel oder Beschwerden im Bewegungsapparat verlieren sie die Bewegungsfähigkeit, sie erstarren. Auch gedanklich bleibt alles stehen, sie wissen nicht mehr, was sie tun.

Alterolyse
Bryonia-Menschen reagieren aggressiv, wenn jemand sich stark um sie kümmert oder sie von aussen zu etwas bewegen will. Sie reagieren dann schroff und mürrisch und wollen nicht gestört werden. Sie attackieren Leute, die von ihnen Flexibilität und Spontaneität verlangen, oder die sich ihnen bei der Arbeit oder in ihren Bestrebungen nach mehr Sicherheit in den Weg stellen.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Bryonia möchte der unbewegliche Schöpfer seiner eigenen Sicherheit sein. Es will durch eigene Vorkehrungen und eine vorsichtige Unbeweglichkeit eine risikofreie Zukunft absichern.

Transzendenter Wert
Gott kommt die vollkommene Vorsehung zu. Damit ist die vorausschauende Klugheit über die ganze Schöpfung gemeint. Gott hat die vollkommene Vorsehung, weil er die vernünftige Ordnung der gesamten Schöpfung über alle Zeit geschaffen hat. Er selbst steht nicht in Raum und Zeit, d.h. er ist vollkommene Wirklichkeit und unterliegt weder zeitlichen noch räumlichen Veränderungen und Bewegungen. Bryonia möchte unveränderlich und unbeweglich wie Gott sein, um die vollkommene Vorsehung zu haben.

Menschliche Daseinsbedingung
Der Mensch ist ein Teil-Geschöpf und nicht Schöpfer des Ganzen. In dieser Rolle kann er an der vorausschauenden Klugheit lediglich teilhaben. Mit seiner Vernunft kann er die sinnvolle Ordnung der Schöpfung zu erkennen versuchen. Er kann aus den Erfahrungen in Vergangenheit und Zukunft und durch die Erkenntnis der Zusammenhänge des Ganzen möglichst kluge Verhaltensweisen und Vorkehrungen für die Zukunft ableiten und durchführen. Er muss aber dabei anerkennen, dass er in einer werdenden, sich verändernden Schöpfung lebt, in der nicht alles nach erkennbaren notwendigen Gesetzen geregelt ist. Vieles unterliegt dem Zufall oder dem freien Wahlentscheid der Menschen. Darum kann der Mensch seine Zukunft nicht voll voraussehen und bestimmen. Auch wenn er sich grösster Vorsicht und Absicherungen befleissigt, bleibt immer ein Risiko bestehen, so dass seine Zukunft anders verlaufen kann, als er sich das denkt. Dieses Unvorhersehbare gehört zur menschlichen Daseinsbedingung. Der Mensch muss in bezug auf dieses Risiko sein Geschick aus den Händen geben und auf die vorausschauende Klugheit Gottes vertrauen, die jedem Ereignis einen (häufig verborgenen) Sinn im Ganzen zuweist. Bryonia weist das zurück. Es möchte durch eigene Arbeit die Zukunft hundertprozentig absichern und bestimmen. Weil es sich in seiner Vorstellung so vom teilhabenden Geschöpf zum Schöpfer des Ganzen aufschwingt, muss es scheitern: Seine Arbeit wird nie genügen. Es wird Opfer seiner eigenen Strategie zur Risikovermeidung.

Kerne

Schuld
Bryonia möchte wie Gott der unveränderliche Schöpfer der Welt sein, weil es nur so die vollkommene Vorsehung erreichen kann. Es verweigert, sich als Teil einer sich verändernden Schöpfung zu bewegen. Es möchte selbst Schöpfer sein und seine Zukunft hundertprozentig sicher bestimmen.

Verlust
Weil Bryonia eine absolute Sicherheit anstrebt, verliert es die dem Menschen mögliche Sicherheit: Diese besteht aus einer Mischung von eigener Vorsicht und Absicherung einerseits und der Zuversicht andererseits, dass die Dinge schon so ablaufen, wie es richtig und vernünftig ist. Bryonia verliert die Gelassenheit bezüglich der Zukunft und somit die Lockerheit, Lebendigkeit und Lebensfreude. Es verliert die Fähigkeit, sich auf vernünftige Art dem Risiko zu stellen und so gut als möglich für seine Zukunft zu sorgen. Die Strategie, jegliches Risiko zu vermeiden, führt zu einem Verlust der Bewegungsfähigkeit, die ein unabdingbares Vermögen des Menschen darstellt.

Strafe
Bryonia, das eine risikolose Sicherheit anstrebt, wird mit eine Angst vor allem Unvorhergesehenen bestraft. Alles, was sich bewegt und wandelt, trägt den Keim des Unheils in sich. Die vollkommene Vorsehung bedingt die Abwesenheit jeglicher Fremdbestimmung. Bryonia leidet deshalb überall, wo Fremdbestimmung nicht zu umgehen ist, und wo es glaubt, nicht mehr Herr und Meister zu sein. Da unser Leben von solchen Situationen durchzogen ist, sind Ärger und Verdruss treue Begleiter von Bryonia, sein Leben ist bitter. Weil Bryonia sich in seiner Vorstellungswelt zum Schöpfer des Ganzen aufschwingt, kann es nicht mehr Abstand nehmen von seinen Tagesgeschäften, die Arbeit verfolgt es bis in den Schlaf hinein.

Sehnsucht
Bryonia sehnt sich nach jenem Zustand, wo es reiner, nicht mehr beweglicher Akt ist, wo die Arbeit vollendet, das Ganze geschaffen ist, so dass die Zukunft voraussehbar und jegliches Risiko behoben ist.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Heuschrecken (Thema 21)
Die Heuschrecke ist, wie ihr Name ausdrückt, ein Symbol für eine Plage, eine verwüstende Vermehrung. Sie kündet das Übel an. (DDS S 850)

Fremdbestimmung (Themen 22, 38, 40)
Das Gefühl, jemand ziehe an den Haaren, die Empfindung, jemand drücke mit der Hand oder dem Finger und die Berührungsempfindlichkeit können Ausdruck der Vorstellung von Bryonia sein, es werde fremdbestimmt.

Glocken (Thema 23)
Die Glocke wird in der Symbolik als Widerhall der göttlichen Macht in der menschlichen Existenz betrachtet. Sie ist deshalb ebenfalls im Rahmen der Frage nach der Fremdbestimmung einzuordnen. (DDS 262)

Zu den Augen und Ohren hinaus brennen (Thema 41)
Diese Symptome drücken die Begierde nach der absoluten Vorsehung aus.

Tabak, Wein und Kaffee (Thema 25)
Die Genussmittel werden in den Ruhephasen und Zeiten der Erholung eingenommen. Weil Bryonia sich diese nicht gönnen will, erträgt es Tabak, Wein und Kaffee nicht.

Essen ohne Appetit und mit Beschwerden (Thema 44)
Das Essen ist für Bryonia eine lästige Pflicht, die zu einem Arbeitsunterbruch zwingt.

Schlafstörung, Schlafwandeln, Munterkeit nachts (Themen 10, 11, 13)
Bryonia kann nicht richtig schlafen, weil der Schlaf ebenfalls einen Unterbruch der Arbeit verlangt. Es bleibt unruhig, erschrickt und arbeitet im Traum weiter. Es bleibt nachts munter, steht im Schlaf auf und wandelt umher.

Bruststiche (Thema 47)
Der Stich ist wie Messer und Schwert symbolischer Ausdruck für eine aufgezwungene Einwirkung von aussen. Dieses Symptom kann daher ebenfalls im Rahmen der Vorstellung von der Fremdbestimmung gesehen werden.

Das Übel steigt in die Höhe und nimmt Atem und Sprache (Thema 48)
Das Übel geht von den Füssen, d.h. vom lokomotorischen Apparat aus, ergreift dann aber die zentralen Funktionen. Das Symptom kann in die Thematik der Angst vor der Bewegung eingereiht werden.

In der Brust ist alles los und fällt in den Unterleib (Thema 26)
Hier klingt die Ähnlichkeit mit der deutschen Redewendung "das Herz fällt in die Hose" an.

Maus (Thema 27)
Die Maus ist symbolisch ein chthonisches Tier, das die unterirdische Phase der Kommunikation mit dem Heiligen versinnbildet. Die Maus spielt in vielen Kulturen eine wichtige Rolle bei der Weissagung. (DDS 904) Das Thema reiht sich damit in die Problematik der Vorsehung ein.

Faden in den Armröhren (Thema 28)
Diese Vorstellung erinnert an eine Marionette, d.h. das Thema ist im Rahmen der Fremdbestimmung erklärbar.

Kaltes Gesicht und Zittern, wenn die Schmerzen schwinden (Thema 56)
Dieses Thema zeigt, dass Bryonia auch die Veränderung in eine positive Richtung nicht erträgt.

Haus, zu Hause sein (Thema 19)
Eine symbolische Grundbedeutung des Hauses ist die Sicherheit, die es seinem Bewohner vermittelt.

ANDERE HYPOTHESEN


Es liegt eine Hypothese von Dr. Masi im Protokoll der AFADH vom Mai l990 vor: Bryonia beneidet die Vorsehung Gottes, insofern diese hilft, Sicherheit zu erreichen. Die Themen Arbeit, Geschäft und Geld werden mit dem Wunsch nach Sicherheit erklärt.
Die vorliegende Hypothese setzt in folgenden Punkten ein anderes Gewicht: Die Bewegungsproblematik ist bei Bryonia dermassen zentral, dass sie bei der Hypothesenbildung nicht ausser acht gelassen werden darf. Bryonia beneidet die Unveränderlichkeit und Bewegungslosigkeit Gottes, weil diese eine Voraussetzung der vollkommenen Vorsehung ist.
Das Thema Arbeit ist nicht lediglich eine reaktive Haltung auf das sekundärpsorische Bedürfnis nach Sicherheit. Es steht im Zusammenhang mit der primärpsorischen Problematik: Nur der unveränderliche Schöpfer des beweglichen Weltganzen hat die vollkommene Vorsehung. Bryonia will sich dazu aufschwingen. Von daher rührt die pathologische Arbeitsbezogenheit von Bryonia. Aus dieser primärpsorischen Hypothese leitet sich dann auch ein weiterer Schwerpunkt von Bryonia ab, nämlich selbst bestimmen zu wollen.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Differentialdiagnostisch stehen die Mittel mit einer Vorsehungsproblematik im Vordergrund, wie z.B. Calcarea carbonica, Stannum, Gelsemium, Phosphoricum acidum.

Calcarea carbonica
Möchte die vollkommene und detaillierte Kenntnis der Zukunft haben, um sich vorsehen zu können. Der angestrebte transzendente Wert ist die vollkommene Erkenntnis, insbesondere diejenige der Zukunft. Es möchte nicht die Welt selber erschaffen, um die Vorsehung zu haben, wie Bryonia. Da die vollkommene Vorsehung nur ausserhalb der Zeit-Raum-Achse zu haben ist, tritt das Thema der Unbeweglichkeit auch bei Calcarea auf. Bryonia möchte der unbewegliche Schöpfer seiner Zukunft sein, Calcarea deren unbewegliche Erkenner.

Stannum
Will nicht die Welt selbst schaffen wie Bryonia oder die Zukunft bis ins Detail wissen, wie Calcarea. Während diese den Zufall durch Arbeit (Bryonia) oder
durch Wissen (Calcarea) ausschalten wollen, will Stannum dies durch Manipulation bewerkstelligen. Es glaubt, es könnte durch eine perfekte Organisation aller Umstände, die das aktuelle und zukünftige Geschehen bestimmen, die Zukunft vorhersehbar machen. Im Zentrum seines Erlebens steht die psorische Angst, seine Kräfte könnten bei dieser Organisationsanstrengung nicht ausreichen, es könnte einen zu kurzen Atem haben. Es hat Panik vor dem eigenen Mangel an Kraft, es ökonomisiert seine Organisation und versucht mit dem kleinsten Aufwand den grössten Effekt zu erzielen. Es geht ihm nicht darum, möglichst viel zu arbeiten wie Bryonia, sondern darum, mit kleinstem Aufwand eine optimale Anordnung der "sekundären Ursachen", d.h. der möglichen Zufälle zu organisieren.

Natrium sulfuricum
Ebenfalls ein Mittel, das den Zufall ausschalten will. Doch stehen bei ihm nicht die mangelhafte Vorsehung oder die Angst vor der Zukunft im Zentrum, sondern die Frage, ob eine Tat hundertprozentig gelingt, weil auch bei der besten Planung immer noch der Zufall mit im Spiel ist. Die Strategie von Natrium sulfuricum ist nicht die Arbeit, sondern die perfekte Planung.

THOMAS VON AQUIN


Der für Bryonia zentrale Zusammenhang zwischen Vorsehung und Schöpferkraft ist in ST I 22.1 "Kommt Gott eine Vorsehung zu ?" dargelegt. Thomas beschreibt diesen Zusammenhang wie folgt: "Notwendig ist in Gott die Vorsehung anzunehmen. Alles Gut nämlich, was es in den Dingen gibt, ist von Gott erschaffen (...) Gut findet sich aber bei den Dingen nicht bloss, soweit der Dingbestand in Frage kommt, sondern auch, was ihre Hinreihung auf ein Ziel und vor allem auf das Endziel angeht, das die göttliche Güte ist (...). Also ist dieses Gut der Ordnung, das in den erschaffenen Dingen vorhanden ist, von Gott geschaffen. Da aber Gott die Dingursache durch seinen Verstand ist und es so den Wesensentwurf (rationem) von jeder Auswirkung in ihm vorher braucht (...), so muss notwendig das Gewese der Dingreihung auf den Zweck im göttlichen Besinn vorher bestehen. Das Gewese der Zielführungen (ratio ordinandorum in finem) ist aber eigentlich die Vorsehung (...)".
Dass nur dem unbeweglichen Schöpfer des Weltganzen die vollkommene Vorsehung zukommt, beschreibt Thomas an mehreren Stellen:
ST I 22.2 "Ist alles der göttlichen Vorsehung unterworfen?" Da Gott die Erstursache von allem ist, erstreckt sich auch die Vorsehung über alles.
ST I 9.1 "Ist Gott durchaus unveränderlich?" Als erstes Seiendes muss Gott reine Wirklichkeit sein. Er kann auch nicht ein aus Geist und Materie Zusammengesetztes sein, denn alles Zusammengesetzte ist eingespannt im Werden, im Spannungsfeld zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit, in der Zeitlichkeit.
ST I 3.8 "Kommt Gott in eine Zusammensetzung mit anderem hinein?"
Hier beschreibt Thomas die logische Schlussfolgerung, dass die erste Wirkursache
nie Teil einer Zusammensetzung aus Geist und Materie sein kann, wie das z.B. die pantheistischen philosophischen Systeme annehmen. Siehe dazu die Erläuterungen in der Hypothese von Niccolum.

ZUR SUBSTANZ


Die verbreitete einheimische Zaunrübe ist Bryonia dioica. Ihre Beeren sind scharlachrot. Hahnemann machte die Prüfung mit der weissen Zaunrübe, der Bryonia alba, diese hat schwarze Beeren. Die zu den Kürbisgewächsen gehörende Pflanze kommt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und ist heute in Hecken, Gebüschen und lichten Wäldern in den meisten Gebieten Mitteleuropas anzutreffen.
Bryonia ist eine Kletterpflanze, die sich mit Ranken festkrallt. Sie hat eine dicke, bis zu 2,5 kg schwere Wurzel.

QUELLEN


Autor: Peter Mattmann-Allamand, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 2
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985, Flück Hans, Unsere Heilpflanzen, Ott Verlag,Thun 1980
Bild Keines