Calcium silicicum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Calcium Silicicum, Calciumsilikat

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Mit Sicherheit ist dieser Mensch empfindlich für die Themen Hunger und Nahrung: Darbende Kinder, magersüchtige junge Frauen oder die Welternährungslage empfindet er als persönliche Kränkung. Besonders schlimm ergeht es ihm wohl, wenn Nahrung abgelehnt wird, die er jemandem anbietet.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen






THEMENLISTE


1. Geistige Verwirrung
Geistesabwesend.
Geistige Verwirrung morgens beim Erwachen, abends, nach dem Essen, nach geistiger Anstrengung und im Sitzen.
Spricht Unsinn und dummes Zeug; spricht zusammenhängend, jedoch über unmögliche Dinge.
Stumpfsinn.
Er ist so vergesslich, dass er einen gerade gesprochenen Satz nicht wiederholen kann.
Sehr schwaches Gedächtnis.
Extreme geistige Prostration
Der (Kopf-)Schmerz ist so heftig, dass er sich wie betäubt fühlt.
Viele Geistessymptome und sein Aussehen ist ähnlich wie bei einem, der sich dem Schwachsinn nähert.

2. Er ist schlaflos vom vielen Denken.

3. Unfähig, sich beim Lesen oder Zuhören darauf zu konzentrieren.

4. Schlechter beim Alleinsein.

5. Gesundheit und Krankheit
Angst abends im Bett und nachts um ihre Gesundheit.
Entmutigt über ihre Krankheit, hält die Symptome ihrer Prüfung für eine unheilbare Erkrankung.
Grosse Furcht nachts; vor Hirnerkrankung mit Kopfschmerz morgens.
Starke Reizbarkeit morgens und abends, nach Koitus, durch Trost, bei Kopfschmerz, durch Kleinigkeiten.
Träume von Krankheit, von Kranken und Krankenpflege.

6. Tote
Spricht mit eingebildeten Personen, die schon lange tot sind.
Denkt, ihr schon längst verstorbener Gatte sei im Nebenzimmer und grämt sich, weil sie nicht zu ihm gelassen wird; ihren lebenden Sohn ruft sie beim Namen eines längst Verstorbenen.
Murmelt unsinnige Dinge und sieht Tote.
Sie scheint tote Freunde zu sehen und mit ihnen zu reden; mit ihrem toten Sohn und ihrem toten Gatten; sie will Essen für ihren toten Gatten.
Sie bildet sich ein, ihr Gatte werde verhungern, wenn sie ihn nicht findet.
Viele Wahnvorstellungen über Tote; sieht Tote und Leichname.
Phantasiegebilde: hört Stimmen und antwortet den Stimmen der Toten.
Träume vom Tod, von Toten.

7. Familie
Denkt, ihr schon längst verstorbener Gatte sei im Nebenzimmer und grämt sich, weil sie nicht zu ihm gelassen wird; ihren lebenden Sohn ruft sie beim Namen eines längst Verstorbenen.
Sie scheint tote Freunde zu sehen und mit ihnen zu reden; mit ihrem toten Sohn und ihrem toten Gatten; sie will Essen für ihren toten Gatten.
Sie bildet sich ein, ihr Gatte werde verhungern, wenn sie ihn nicht findet.
Grosse Furcht nachts; vor Hirnerkrankung mit Kopfschmerz morgens; um Familienangelegenheiten (...)

8. Selbstmord
Will aus dem Fenster springen.
Lebensüberdruss.
Abgestumpftheit und Selbstmordneigung.

9. Eklige Personen
Furchtbare Halluzinationen; sieht eklige Personen, wenn sie halbwach ist.
Sieht (im Traum) ein abscheuliches altes Frauengesicht.

10. Kommunikation
Spricht Unsinn und dummes Zeug; spricht zusammenhängend, jedoch über unmögliche Dinge.
Sie sitzt lange an einer Stelle und starrt ins Leere und antwortet nicht, wenn sie angesprochen wird.
Die Zunge ist sehr wund, reichlich Speichelfluss und erschwerte Sprache.
Beantwortet Fragen jedoch richtig und geht in Murmeln über.
Er ist so vergesslich, dass er einen gerade gesprochenen Satz nicht wiederholen kann.
Macht beim Sprechen Fehler; falsche Wortstellung.
Abgeneigt zu sprechen oder angesprochen zu werden, neigt dazu, schweigsam da zu sitzen.

11. Schreck
Leicht erschreckt und ständig in Eile.
Leicht erschreckt.
Aufschrecken im Schlaf.

12. Wechselhafte Stimmung, mürrisch, allgemein besser, wenn er beschäftigt ist; während der Prüfung mild und nachgiebig.

13. Empfindlich gegen sanfte Zurechtweisung von Seiten eines Freundes.

14. Ungeduldig mit allem und jedem.

15. Ärger
Reizbar und wird leicht geärgert.
Nach Ärger verschlimmert.
Träume von Ärger.

16. Will vieles, ist es jedoch schon bald wieder leid; verlangt, was nicht zu haben ist; nichts gefällt ihm, sehr kritisch.

17. Willenskraft
Unentschlossenheit.
Die Willenskraft ist fast ganz verloren.

18. Sie ist sich ihrer nicht bewusst und handelt automatisch.

19. Er hat sein ganzes Selbstvertrauen verloren.

20. Unzufrieden und hoffnungslos.

21. Feige, kleinmütig
Widersprechend und ängstlich, sogar feige.
Kleinmütig und schüchtern.

22. Trost
Trost reizt ihn.
Starke Reizbarkeit morgens und abends, nach Koitus, durch Trost, bei Kopfschmerz, durch Kleinigkeiten.

23. Sie sieht Hunde und Bilder nachts.

24. Geld, Geschäft
Grosse Furcht nachts; vor Hirnerkrankung mit Kopfschmerz morgens; um Familienangelegenheiten, auch Finanzangelegenheiten; vor Arbeit oder jeglicher Anstrengung.
Träume vom Geschäft.

25. Anstrengung und Arbeit
Geistige Verwirrung morgens beim Erwachen, abends, nach dem Essen, nach geistiger Anstrengung und im Sitzen.
Eingebildete Befürchtungen und Verdruss nach geistiger Anstrengung.
Geistige Anstrengung verschlimmert alle psychischen und viele physische Symptome.
Grosse Furcht nachts (...) vor Arbeit oder jeglicher Anstrengung.
Ohne den geringsten Ehrgeiz, kein Verlangen nach körperlicher oder geistiger Arbeit und Abneigung, sich Bewegung zu machen.
Wechselhafte Stimmung, mürrisch, allgemein besser, wenn er beschäftigt ist; während der Prüfung mild und nachgiebig.
Grosse Abneigung gegen geistige Betätigung.
Die leichteste Anstrengung erschöpft und verschlimmert viele Symptome.
Grosse Schwäche, besonders morgens beim Erwachen, nach leichtester Anstrengung, durch geistige Betätigung und Gehen an frischer Luft.
Schwindel durch geistige Anstrengung.
Kopfschmerz schlechter durch geistige Anstrengung.
Kopfschmerz durch Augenanstrengung.
Beständiger, dumpfer, starker Kopfschmerz, besser nach dem Essen und bei Beschäf-tigung; schlechter durch geistige Anstrengung, Bewegung, Gehen und Schreiben.
Schweiss durch Anstrengung, durch geistige Anstrengung.

26. Schreiben
Kopfschmerz durch Schreiben.
Beständiger, dumpfer, starker Kopfschmerz, besser nach dem Essen und bei Beschäf-tigung; schlechter durch geistige Anstrengung, Bewegung, Gehen und Schreiben.

27. Abneigung gegen Baden und Verschlimmerung durch kaltes Baden; Verschlim-merung durch kaltes Baden besonders bei einem Prüfer, der immer gern kalt gebadet hatte.

28. Essen
Geistige Verwirrung morgens beim Erwachen, abends, nach dem Essen (...)
Sie scheint tote Freunde zu sehen und mit ihnen zu reden; mit ihrem toten Sohn und ihrem toten Gatten; sie will Essen für ihren toten Gatten.
Sie bildet sich ein, ihr Gatte werde verhungern, wenn sie ihn nicht findet.
Appetit zunächst vermehrt, dann heisshungrig, später nachlassend, mit Abneigung gegen Speisen, besonders Fleisch und Milch.
Verschlimmerung während und nach dem Essen.
Er fühlt sich besser bei wenig Kost oder beim Fasten.
Beständiger, dumpfer, starker Kopfschmerz, besser nach dem Essen (...)
Leeregefühl im Magen, nicht gebessert durch Essen.
Ekel vor Speisen.

29. Schlucken
Wundheitsschmerz und Brennen; Splitterschmerz beim Schlucken.
Zäher Schleim im Hals; Klossgefühl.
Stechender Schmerz beim Schlucken; erschwertes Schlucken.

30. Das Mittel heilte Kropf

31. Milch
Kalte Speisen, kalte Milch und Getränke verschlechtern viele Symptome.
Erbrechen (...) nach Genuss von Milch.
Abneigung gegen Speisen, besonders Fleisch und Milch.
Einige Prüfer verlangten nach Saurem und Milch.
Die (Mutter-)Milch ist unterdrückt oder bleibt aus.

32. Sehr empfindlich gegen alkoholische Stimulantien und Wein.

33. Empfindungen im Magen
Drückender (Magen-)Schmerz abends nach dem Essen, wie von einem Gewicht.
Kältegefühl im Magen; Leeregefühl im Magen, nicht gebessert durch Essen; Senkungs-gefühl in der Magengrube (...)
Steingefühl im Magen (...)
Angstgefühl im Magen.

34. Äusserst empfindlich gegen Erschütterung an allen inneren Organen.

35. Empfindlich gegen Schmerz.

36. Berührung
Er fürchtet sich, berührt zu werden.
Kopfschmerz durch Berührung.
Die Kopfhaut ist berührungsempfindlich.
Die Wirbelsäule ist an vielen Stellen berührungsempfindlich.

37. Fallen
Tendenz, nach hinten zu fallen bei Kopfschmerz.
Der Kopf neigt, nach vorne zu fallen.

38. Bewegung im Körper
Gefühl, als wäre das Gehirn in Bewegung.
Gefühl von Schütteln und Wogen des Gehirns.
Zucken der Kopfmuskulatur.
Gefühl von Bewegungen im Bauch durch Flatus.

39. Sehen
Schwere der Lider
Es heilte Trübung der Hornhaut.
Farben vor den Augen, Flecken, gleitende Flecken, dunkle Farben.
Kann nicht mit den gewohnten Gläsern lesen.
Meinte, blind zu werden.
Flimmern und neblige Erscheinungen vor den Augen; trübes Sehen; Funken vor den Augen.

40. Hören
Flattern in den Ohren.
Ohrgeräusche: Knacken beim Kauen. Summen, Klingen, Brausen, Zischen.
Innere Schwellung mit Verstopftheitsgefühl.

41. Lärm
Abgestumpfte Sinnesfähigkeit; sehr empfindlich gegen Lärm
Kopfschmerz schlimmer durch Lärm.

42. Der Geruchssinn ist zuerst geschärft, später vermindert und schliesslich fehlt er ganz.

43. Geschmackssinn ist manchmal verloren.

44. Sexualität
Starke Reizbarkeit morgens und abends, nach Koitus, durch Trost, bei Kopfschmerz, durch Kleinigkeiten.
Wollüstig.
Geistessymptome schlimmer durch sexuelle Exzesse.
Viele Symptome sind nach Koitus verschlimmert.
Kopfschmerz schlechter nach dem Koitus.
Erektionen nachts ohne sexuelle Träume oder Gedanken.
Sexuelle Libido vermehrt, starkes sexuelles Verlangen ohne Erektionen.
Vermehrter Sexualtrieb bei der Frau.
Erotische Träume

45. Nacht, Winter
Er scheint kaum durch den Winter zu kommen, so sehr sind seine Symptome verschlechtert; entsprechend besser ist er im Sommer dran.
Viele hysterische Anzeichen; nachts starker Ideenzudrang, aber am Tage Ideenmangel.
Grosse Furcht nachts; vor Hirnerkrankung mit Kopfschmerz morgens.
Weinen nachts, im Schlaf; es ist ihr fast unmöglich, wegen der eingebildeten Befürchtungen und Qualen nicht in Tränen auszubrechen (...)

46. Frische Luft, Wetter
Abneigung gegen frische Luft.
Extreme Empfindlichkeit gegen Zug.
Von Kälte allgemein, kalter Luft, Abkühlung und nach Abkühlung schlechter; schlechter durch feucht-kaltes Wetter.
Ein Prüfer fühlte sich besser an frischer Luft.
Wetterwechsel von warm nach kalt verschlechtert alle Symptome.
Er erkältet sich bei kaltem Wetter.
Beim Schwitzen unterdrückt leichter Zug oder kalte Luft den Schweiss und er wird lahm und die Symptome verschlechtern sich generell.
Schnelles Gehen oder Gehen an frischer Luft verschlimmert ihn.
Grosse Schwäche, besonders morgens beim Erwachen, nach leichtester Anstrengung, durch geistige Betätigung und Gehen an frischer Luft.
Nasses Wetter provoziert all seine Leiden. Er scheint kaum durch den Winter zu kommen, so sehr sind seine Symptome verschlechtert.
Schwindel beim Gehen an frischer Luft.
Kopfschmerz schlechter durch kalte Luft und Zug; kaltes, feuchtes Wetter.
Tränenfluss im Freien.
Fliessschnupfen an frischer Luft, aber Patient fühlt sich besser.
Husten infolge kalter Luft, feucht-kalter Luft.
Quälender Schmerz in allen Gliedern, mit Steifheit bei kaltem, feuchtem Wetter.

47. Hitze
Traurigkeit bei Hitze.
Starke Verschlimmerung bei Überhitzung.
Kopfschmerz bei Überhitzung und bei Fieber.
Träume von Feuer.
Schweiss mit grosser Angst.

48. Ungeschicklichkeit
Ungeschicklichkeit der Gliedmassen.
Sehnenkontraktionen an Händen und Fingern.

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Wir treffen in dieser Phase auf einen Menschen, der daran leidet, dass seine gut gemeinte Fürsorge, die er über Nahrung zu vermitteln versucht, nicht immer angenommen wird. Das geistig-emotionale Leben sagt ihm wenig.
Aus diesem Grund ist er empfindlich für Vorwürfe, selbst gegen die sanfte Zurechtweisung eines Freundes Th 13. Dieser könnte ihm z.B. beizubringen versuchen, dass Kinder auch andere Bedürfnisse als leibliche Nahrung haben.
Calcium silicicum reagiert reizbar auf Trost, weil ihm da vorgeführt wird, was er selbst überhaupt nicht geben kann Th 22. Er will sich nicht berühren lassen Th 36, lässt sich nicht wirklich auf den Kontakt mit den Menschen ein, will eigentlich nicht wissen, wie es ihnen geht Th 3, weil er spürt, dass sein Lebenskonzept "Ernährung" nicht ausreicht, um deren Leiden zu stillen.
Gegenüber Konflikten ist er feige und kleinmütig Th 15, 21, da diese sich in der Regel nicht durch gemeinsame Mahlzeiten allein aus der Welt schaffen lassen. Trotzdem will er aber nicht allein sein Th 4. Die Gesellschaft seiner Familie ist ihm äusserst wichtig Th 7, da ein Ernährer auf Hungrige angewiesen ist, um seine Lebensaufgabe erfüllen zu können.
Er erfährt eine drastische Verschlimmerung im Winter und empfindet grosse Furcht nachts Th 45. In beiden Phasen ist die Ernährung nicht zentral wichtig. Im Winter gibt die Natur diesbezüglich nichts her, und um der urmenschlichen Angst vor Nacht und Dunkel zu begegnen, ist Essen nur begrenzt hilfreich.
Nach geistiger Anstrengung, nach Lesen und Schreiben geht es ihm schlechter Th 25, 26. Er ist schlaflos vom vielen Denken Th 2. Grosse Ängste hat er um seine Gesundheit Th 5 und er ist empfindlich gegen Schmerzen Th 35.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Wenn Calcium silicicum versucht, ihre Vorstellung von Vollkommenheit zu realisieren, wird sie sich für die anderen hingeben. Ohne selbst etwas zu essen Th 28, mild und nachgiebig Th 12 sorgt sie für das leibliche Wohl ihrer Lieben. Sie will sogar ihren verstorbenen Gatten nähren Th 6. Diese Aufopferung kann bis zu einer Magersucht führen.
Eine maskierte Form der Egotrophie kann sich hinter den Ängsten vor Krankheit verstecken: Wenn ich nicht für alle sorge, geht die Welt unter! So lassen sich auch die Träume von Kranken und Krankenpflege verstehen: Selbst im Traum muss er sich um die Gesundheit der anderen kümmern Th 5. Er ist ständig beschäftigt, weil es ihm dadurch besser geht Th 25.
In der Kompensation des Verlust-Erlebens setzt sich Calcium silicicum den eigenen Genuss zum Ziel. Statt selber zu versorgen und zu nähren – was ohnehin nicht dem hohen Anspruch gemäss realisiert werden kann – setzt er auf Empfangen. Er freut sich an der Sexualität Th 44, geniesst ein schönes Essen Th 28 und will es sich einfach gut gehen lassen. Geistige Nahrung hat er nicht nötig.
Denkbar ist, dass ein Calcium-silicicum-Mensch versucht, seine Probleme durch Essen zu lösen und dadurch fettleibig wird.

Egolyse
Calcium silicicum resigniert, wenn er begreift, dass er mit Ernährung allein keinen glücklich macht, dass seine Familienmitglieder z.B. trotz seiner Fürsorge sterben können Th 7. Dann verliert er Willenskraft Th 17 und Selbstvertrauen Th 19.
Wir stellen uns z.B. eine Frau vor, die zusammenbricht, nachdem ihre erwachsen gewordenen Kinder ihr vorwerfen, sie hätten materiell immer alles gehabt, aber Zuwendung schmerzlich vermisst. Dann weiss sie gar nicht, wovon die reden, weiss nicht mehr, wer sie ist, handelt nur noch automatisch, starrt ins Leere Th 10, wird geistesabwesend, verwirrt, kann sich nicht mehr konzentrieren Th 1, 3.
Geistig ähnelt sie einer Schwachsinnigen, spricht Unsinn und dummes Zeug, oder zusammenhängend, jedoch über unmögliche Dinge Th 1, 10.
Schliesslich will sie sich umbringen, indem sie z.B. aus dem Fenster springt Th 8.

Alterolyse
Wenn Calcium silicicum dazu übergeht, die anderen Menschen für sein Leiden verantwortlich zu machen, wird er zu einer zänkischen, gereizten Person Th 15. Er lebt in einer dauernden Frustration, weil niemand das, was er anbietet, in dieser Form und in diesen Mengen haben will. Er beschimpft die anderen wahrscheinlich als undankbar und anspruchsvoll. Dinge, die nicht zum leiblichen Wohl beitragen, behandelt er verächtlich. Nichts gefällt ihm, er ist sehr kritisch Th 14.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Calcium silicicum sieht sich als eine Art "Urmutter", respektive als göttlichen Ernährer, welche/r durch materielle Fürsorge für das Wohl der anderen Menschen – vor allem der eigenen Familie – sorgt.
Essen hat dabei einen übertriebenen Stellenwert, nämlich den eines Überlebens- und Heilmittels, welches die Probleme seiner Lieben "stillen" und deren Gesundheit und Glück wenn möglich über den Tod hinaus garantieren soll Th 6.
Calcium silicicum lehnt die Tatsache ab, dass "der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt". Er will sich mit der Welt der immateriellen Dinge nicht einlassen, geistige Anstrengung verdriesst ihn Th 25.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Immer dann, wenn Calcium silicicum feststellen muss, dass über Ernährung nicht alle Probleme zu lösen sind, dass die anderen sich nicht einfach so "stillen" lassen, respektive trotz bester Nahrung krank werden oder gar sterben können Th 6, empfindet er ein heftiges Gefühl von Versagen. Wenn seine Fürsorge nichts taugt, verliert er den Sinn im Leben. Jede Willensausrichtung Th 3 und das Selbstvertrauen Th 19 kommen ihm abhanden. Auch körperlich kann die Frau nicht mehr stillen, die Muttermilch ist unterdrückt Th 31.
Ebenso erlebt er einen Verlust im Bereich der geistigen Funktionen, da er geistige Nahrung für überflüssig hält. Er hat keinen Ehrgeiz Th 25, keine Freude am Lernen und ist unfähig, sich beim Lesen oder Zuhören zu konzentrieren Th 3.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Der Anspruch, ein göttlicher Ernährer oder die Urmutter zu sein, ist durch äussere Umstände anhaltend bedroht:
Was ist, wenn ich erkranke und deshalb nicht für die anderen sorgen kann? Wenn das Geld nicht reicht? Wenn meine Arbeitskraft zu schwach ist? Wenn ich die Schwierigkeiten in der Familie trotz grösster Anstrengung nicht beseitigen kann? Th 5, 24, 25
Calcium silicicum ist deshalb grundsätzlich eher ängstlich und schreckhaft. Th 11.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Calcium silicicum können wir uns als begnadeten Koch, als Ernährungsberaterin, als Organisatorin der lokalen Suppen-küche, als Mitarbeiter der Welthungerhilfe usw. vorstellen.
Der entscheidende Unterschied zu einer egotrophen Haltung liegt einzig in seinem Bewusstsein, dass Ernährung allein kein Garant ist für Gesundheit und Lebenserhaltung der Menschen. Er wird akzeptieren, dass es im Leben auch eine Sinnfrage gibt, dass Menschen existieren, denen die geistige Nahrung weit mehr bedeutet als ein schönes Essen. Dann kann er seinen Anspruch auf ein menschliches Mass reduzieren.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Die Toten Th 6 scheinen im Bewusstsein von Calcium silicicum einen zentralen Platz einzunehmen: Er spricht mit ihnen oder meint, sie seien anwesend. Vor allem aber fühlt er sich – über deren Tod hinaus – für ihre Ernährung zuständig. Er kann das Ableben seiner Lieben nicht akzeptieren, weil es ihm vor Augen führt, dass er unfähig ist, sie durch seine Fürsorge vor dem Ende zu bewahren.
So bleiben ihm die Verstorbenen genau so gegenwärtig wie die Lebenden, und es geschieht sogar, dass er in Momenten von Geistesabwesenheit – welche Calcium silicicum nicht selten zu erleben scheint Th 1 – sogar den Namen des lebenden Sohnes mit dem eines Verstorbenen verwechselt.
Nachts sieht er Hunde Th 23, welche als Hüter des Übergangs gelten, bzw. die Totenwache halten LdtS.

Im Traum erscheint Calcium silicicum ein abscheuliches altes Frauengesicht Th 9: Hier kommt der Archetyp der alten Weisen auf ihn zu, jene Frauengestalt also, die über die Ernährungsfunktion der Mutter hinausgewachsen ist und ihm deshalb bedrohlich und abstossend erscheint.

Will vieles, ist es jedoch schon bald wieder leid; verlangt, was nicht zu haben ist; nichts gefällt ihm, sehr kritisch Th 16. Hier erlebt Calcium silicicum eine Unzufriedenheit, einen Mangel an "Nahrung", welcher nicht über das Essen gestillt werden kann. Weil er aber die geistige und emotionale Bereicherung ablehnt, wird er unzufrieden und hoffnungslos Th 20.

Sein Denkorgan macht sich auf interessante Weise bemerkbar: Er hat das Gefühl, als wäre das Gehirn in Bewegung oder als würde es geschüttelt Th 38. Die Empfindung scheint ihn dazu aufzufordern, sein Gehirn zu gebrauchen!

Abneigung gegen Baden Th 27
Das Bad als Reinigung der Seele, als Initiation LdtS, kann für den Menschen, der geistiger Nahrung nichts abgewinnt, eine Bedrohung darstellen. Die Läuterung könnte aufdecken, dass er einen geistig-spirituellen Anteil vernachlässigt hat.
Aus diesem Grund besteht wohl auch eine Empfindlichkeit gegen geistige Getränke Th 32. Im Rausch könnte er ein gleiches Manko erleben, oder aber eine Begeisterung spüren, die ihm sonst fehlt und die er ablehnt.

Frische Luft Th 46 verschlimmert die Symptome: Er will sich den Wind – Symbol für den Geist, den Lebensatem des Universums LdtS – nicht um die Nase wehen lassen.

Das Mittel heilte Kropf Th 30
In der Vogelwelt ist der Kropf ein Nahrungsdepot, welches der Fütterung der Jungvögel dient.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Angst um die Gesundheit, resp. Furcht vor drohender Krankheit ist allen bisher revidierten Calcium-Verbindungen gemeinsam.
Im Folgenden versuchen wir, diese Angst im Licht der jeweiligen Hypothese zu begründen. Interessant ist, dass sich die Hypothesen innerhalb der Calcium-Familie deutlich unterscheiden. Dies widerspricht den Bestrebungen mancher zeitgenössischer Homöopathen, welche innerhalb ähnlicher chemischer Verbindungen oder innerhalb von Pflanzenfamilien geistige Gemeinsamkeiten von Mitteln postulieren, die nicht durch eigentliche Prüfungssymptome belegt sind.

Calcium arsenicosum strebt nach Glückseligkeit ohne Anstrengung. In einer blitzartigen Vision erfährt er den Himmel auf Erden. Deshalb lehnt er ab, dieses Ziel auf menschliche Art und Weise zu erreichen, nämlich durch Anstrengung von Verstand und Willenskraft MMH. Die Krankheit stellt für ihn ein Hindernis mehr dar, das sich zwischen ihn und die Erleuchtung schieben kann, sei es die eigene Erkrankung oder die von Familienangehörigen. In beiden Fällen müsste er sich um Pflege und Genesung bemühen.

Calcium carbonicum möchte seine Substanz und sein Wesen unverändert erhalten. Er lehnt die Veränderung des Ist-Zustandes ab und fühlt sich von allen äusseren Einflüssen und den Menschen übermässig bedroht. Aufgrund seiner Ablehnung verliert er die Möglichkeit, sich zu entwickeln, auf Einflüsse zu reagieren MMH. Jede Kleinigkeit ist existenziell bedrohlich, weil er z.B. nicht auf seine eigene Abwehrkraft vertrauen mag. Er fürchtet hypochondrisch jeden noch so geringen Einfluss, da dieser zu einer Veränderung führen könnte, die sein innerstes Wesen bedroht.

Calcium fluoricum möchte unvergänglich sein in seiner Existenz – vor allem in seinem körperlichen Sein und in seinem materiellen Besitz. Er will sich nicht den menschlichen Bedingungen von Werden und Vergehen unterziehen und fürchtet um den Verlust seiner Substanz, allem voran um Hab und Gut MMH. Krankheit würde ihn deshalb daran hindern, seinen Besitz zusammenzuhalten und seinen körperlichen Zerfall hinauszuzögern.

Calcium sulfuricum strebt nach einer vollkommenen Wertschätzung um seiner selbst willen, und versucht – da er sich der Achtung der anderen Menschen nicht gewiss ist – durch Tätigkeit und Geschick diese Anerkennung zu erarbeiten. Er lehnt die Tatsache ab, dass wir das Wahre und Gute im anderen Menschen erkennen müssen, bevor wir ihn lieben und schätzen können MMH. Krankheit würde ihm deshalb unmöglich machen, sich um die Anerkennung der anderen Menschen zu bemühen, er wäre ganz im Gegenteil auf ihre Hilfe angewiesen und müsste der Stimme seines Herzens vertrauen – weshalb er in Bezug auf dieses Organ besondere Ängste entwickelt.

Wie im Leitmotiv des vorliegenden Kapitels erwähnt, begründet sich die Angst vor einer Erkrankung bei Calcium silicicum einerseits dadurch, dass sie ihn daran hindern würde, der grosse Ernährer zu sein. Andererseits führt Krankheit ihm vor Augen, dass selbst durch die beste Ernährung nicht allen gesundheitlichen Problemen vorgebeugt werden kann.

ZUR SUBSTANZ


Calcium silicicum, Calciumsilikat, CaSi O3

ANMERKUNGEN


Nach Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis ist Calcium silicicum eine Mischung aus Calciumoxid und Siliziumdioxid.

Für die bildliche Darstellung der Substanz wählten wir die Rohstoffe in einer Form, wie sie in der Natur vorkommen können: Kalk der Austernschale und Quarz in Kristallform.

Bis heute ist unklar, ob J.T. Kent seine "New Remedies" aufgrund von echten Arzneimittelprüfungen veröffentlichte. Kritiker behaupten, dass es sich vielmehr um gedankliche Konstrukte handle, die Kent aufgrund der damals bestehenden Unterlagen zusammenstellte, in der Annahme, die jeweiligen chemischen Einzelsubstanzen müssten auch in ihrer Kombination eine Wirkung erzielen. Soweit uns bekannt ist, gehört Calcium silicicum aber zu sieben von 26 Mitteln, die sehr wahrscheinlich auf einer wirklichen Arzneimittelprüfung beruhen. Die Symptome unterscheiden sich in ihrer Individualität denn auch deutlich von den eher allgemein gehaltenen und knappen Aussagen anderer "New Remedies".

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Basel II, Februar 2000

Kent
MMH
LdtS
Bild
Die in der Themenliste verwendeten Symptome stammen aus Kent James Tyler, Neue Arzneimittelbilder der homöopathischen Materia medica, Heidelberg 1997
Preis Stefan, Mattmann Peter, Weihe Christoph, Studer Susanne, Weiss Karl: Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde, Luzern 1996/97
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Esther Ostermünchner