Capsicum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Capsicum annuum, der spanische Pfeffer, auch Chili oder Paprika genannt, gehört zu den Nachtschattengewächsen (Solanaceae).
Mezger weist darauf hin, dass die Wirkung des Capsicumpflasters in einer Nervenreizung besteht, die das Gefühl von brennender Hitze vortäuscht. Eine vermehrte Durchblutung (Hyperämie) tritt erst später dazu. Diese führt zu einer dauerhaften Erschlaffung des Kapillarsystems mit vermehrter Kälteempfindlichkeit. In diesem physiologischen Vorgang findet man also das Capsicum-Drama der Nachahmung und der Fiktion wieder.

Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Innerlich mag der Capsicum-Mensch in Momenten der Wahrheit spüren, dass er sich wie ein Hochstapler mit einem falschen Namen und Rang schmückt. Deswegen braucht er die Aufwertung durch Formalien wie Titel, klangvolle Namen, ehrwürdige Traditionen, oder er fühlt sich Symbolen der Macht verpflichtet, etwa Fahnen, nationalen Identitäten, Orden und Auszeichnungen. Das alles soll darüber hinwegtäuschen, dass er sich innerlich hohl und leer fühlt.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen
Symptome mit launenhaftem, fast antisozialem Verhalten werden kontrastiert von Zeichen hoher Moral und Standhaftigkeit; intellektuell besteht eine Benommenheit, als wenn er sich selbst nicht kenne. Aussergewöhnlich der Gegensatz zwischen den geröteten Wangen des Gesichtes (z.B. bei Heimweh) mit fehlender Hitze der geröteten Haut.


1. Benommenheit und Ungeschick, kennt sich selbst nicht
Berauschung. RAL 1
Wenn er aus dem Schlafe erwacht, ist ihm der Kopf so dumm, als wenn er sich selbst nicht kennte. RAL 2
Früh, beim Erwachen, düselig im Kopfe. RAL 3
Bei Fieberfrost und Kälte zugleich Ängstlichkeit, Taumlichkeit und Dummheit im Kopfe, wie eine Unbesonnenheit und Ungeschicklichkeit, so dass sie überall anstiess. RAL 4

2. Scharfe Sinne
Alle Sinne sind schärfer. RAL 6

3. Weinerlichkeit über leblose Sachen
Tief im Unterleibe, ein mehr brennender als stechender Leibschmerz — zugleich mit Schneiden in der Nabelgegend — beim Bewegen, vorzüglich beim Bücken und Gehen, mit Unmuth über den Schmerz und Unzufriedenheit und Weinerlichkeit über leblose Sachen (nicht über Menschen oder moralische Gegenstände) und bei der Ärgerlichkeit, eine Art Bänglichkeit mit Schweiss im Gesichte. RAL 85

4. Auftreibung bis zum Ersticken
Gefühl, als wenn der Unterleib bis zum Zerplatzen aufgetrieben wäre, wodurch der Athem bis zum Ersticken gehemmt wird. RAL 90

5. Sexualität
Kälte des Hodensacks und männliches Unvermögen. RAL 131
Erektion, Vormittags, Nachmittags, Abends. RAL 134
Steifheit des männlichen Gliedes, früh im Bette, ohne verliebte Gedanken. RAL 135
Heftige Erektion, früh beim Aufstehn, bloss durch kaltes Wasser zu dämpfen. RAL 136
Bei verliebten Tändeleien, ein unbändiges Zittern des ganzen Körpers. RAL 137

6. Übelriechender Atem
Der Hauch aus der Lunge, beim Husten, erregt einen fremden, widrigen Geschmack im Munde. RAL 160
Der Husten stösst einen übelriechenden Athem aus der Lunge. RAL 161

7. Seufzen
Er muss oft einen einzigen, recht tiefen Athemzug holen, wodurch er sich in Allem, was ihn beschwert, Erleichterung zu verschaffen wähnt. RAL 171
Tiefes Athmen, fast wie ein Seufzer. RAL 172
Engbrüstigkeit selbst in der Ruhe, mit Steifigkeit des Rückens, welcher beim Vorbücken weh thut, wobei von Zeit zu Zeit ein seufzerartiges tief Athmen und trockner Husten statt findet. RAL 174

8. Engbrüstigkeit
Engbrüstigkeit selbst in der Ruhe, mit Steifigkeit des Rückens, welcher beim Vorbücken weh thut, wobei von Zeit zu Zeit ein seufzerartiges tief Athmen und trockner Husten statt findet. RAL 174
Engbrüstigkeit, welche aus dem Magen zu kommen scheint. RAL 176
Engbrüstigkeit, mit Gesichtsröthe, Aufstossen und Empfindung, als wenn die Brust aufgetrieben wäre. RAL 178
Engbrüstigkeit bei Ruhe und Bewegung. RAL 179
Engbrüstigkeit beim Gehen. RAL 183

9. Ferse
Zerschlagenheitsschmerz des Ferseknochens, als wenn die Ferse durch einen grossen Sprung erböllt und zerstossen wäre, zuweilen in ein Reissen übergehend, anfallsweise. RAL 204

10. Kaffee
Verlangen nach Kaffee. RAL 76
Brecherliche Übelkeit und Speichelspucken nach Kaffeetrinken. RAL 77

11. Fadheit des Geschmacks
Geschmack im Munde, wie von verdorbnem (faulen) Wasser. RAL 63
Fader, lätschiger, erdhafter Geschmack (z.B. der Butter). RAL 64
Lätschigkeit im Magen. RAL 71
Wenn er essen will, muss er sich dazu zwingen; er hat gar keinen Appetit, ob ihm gleich die Speisen richtig schmecken. RAL 74

12. Rote Wangen
Eine im Körper auf und niederwärts fahrende, schmerzlose Empfindung, bei Röthe auf den Backen. RAL 221
Hitze im Gesichte und Röthe, mit Zitterigkeit der Glieder. RAL 254
Mittags, nach dem Essen, glühende Wangen, bei kalten Händen und Füssen, ohne Schauder — zwei Tage um dieselbe Zeit wiederkehrend. RAL 255
Rothe Backen. RAL 256
Abwechselnd ist das Gesicht bald blass, bald, nebst den Ohrläppchen, roth, mit einer Empfindung von Brennen, ohne dass man jedoch mit der Hand besondre Hitze fühlt. RAL 257
Brennen an den Händen, Füssen und Backen, welche letztere geschwollen sind. RAL 258
Ungewöhnliche Röthe des Gesichts, ohne Hitze, nach einer halben Stunde aber, ein elendes, blasses Ansehn. RAL (9)
Heimweh, mit Backenröthe. Jr
Heimweh: mit roten Wangen und Schlaflosigkeit; mit einem heissen Gefühl im Rachen. He 1.9
Nach Gefühlserregung Fieber mit roten Wangen. He 1.17

13. Still und verdriesslich
Er ist still in sich gekehrt. RAL 261
Er ist gegen alles gleichgültig. RAL 262
Er ist still, mürrisch und hartnäckig. RAL 263
Widerwillen und Verdriesslichkeit. RAL 264

14. Selbstmord
Das Gemüt ist von anhaltenden Selbstmordgedanken niedergedrückt. Kt S. 283
Verfolgt von der Neigung zum Selbstmord. He 1.5
Angst und Bangigkeit bis zum Sterben. RAL (67)

15. Fröhlich
Spässe, Witzeleien. RAL 272
Zufriedenheit. RAL 274

16. Übelnehmen im Spass, launenhaft
Mitten im Spassen nimmt er die geringste Kleinigkeit übel. RAL 267
Launen, bald immerwährendes Lachen, bald wieder Weinen. RAL 271
Er ist zufriedenen Gemüths, ist spasshaft und trällert und ist dennoch, bei der mindesten Veranlassung, geneigt, böse zu werden. RAL 273, He 1.8

17. Standhaftes Gemüt
Er ist still, mürrisch und hartnäckig. RAL 263
Standhafter, kummerloser Sinn. RAL 275
Dickköpfigkeit. He 1.16

18. Kritisiert andere
Er macht Vorwürfe und nimmt die Fehler Andrer hoch auf; er nimmt Kleinigkeiten übel und tadelt sie. RAL 266
Mitten im Spassen nimmt er die geringste Kleinigkeit übel. RAL 267
Neigung zu Vorwürfen und Tadeln der Fehler anderer. Jr
Furcht vor Kritik. He 1.11

19. Übergeschäftigkeit
Eine unruhige Übergeschäftigkeit. RAL 269

20. Unlust
Unlust zu arbeiten und zu denken. RAL (68)

21. Anlaufschmerz, scheut die Bewegung
In allen Gelenken, Empfindung von Steifheit und einfacher Schmerz, im Anfange der Bewegung am schlimmsten, durch fortgesetzte Bewegung aber gemildert — bei einem Katarrhe zähen Schleims in der Luftröhre. RAL 208
Früh, beim Aufstehn, ist er in allen Gelenken wie gerädert, ein lähmiger Steifigkeits-Schmerz beim Anfange der Bewegung, besonders in den Knieen und Fussgelenken, bei fortgesetzter Bewegung gemindert. RAL 209
Wenn er gelegen hat, sind alle Gelenke wie steif, und früh beim Aufstehn aus dem Bette ist er in allen Gelenken, wie gerädert, vorzüglich ist die Lähmung in den Knieen und Fussgelenken nach der Ruhe weit stärker, als wenn er in Bewegung ist. RAL 210
Er scheut alle Bewegung. RAL 227

22. Vergangenheit und Heimweh
Träume trauriger Art aus der Vergangenheit; er wusste beim Erwachen nicht, ob es Wirklichkeit gewesen sey, oder nicht. RAL 229
Heimweh, mit Backenröthe. Jr
Heimweh: mit roten Wangen und Schlaflosigkeit; mit einem heissen Gefühl im Rachen. He 1.9

23. Hindernisse
Träume voll Hindernisse. RAL 230

24. Höhe
Schlaf, von Schreien und Aufschrecken unterbrochen, als wenn er von der Höhe herab fiele. RAL 231

25. Schlaf und Nachtruhe
Wenn er aus dem Schlafe erwacht, ist ihm der Kopf so dumm, als wenn er sich selbst nicht kennte. RAL 2
Früh, grössere Müdigkeit als Abends. RAL 224
Schlaf, von Schreien und Aufschrecken unterbrochen, als wenn er von der Höhe herab fiele. RAL 231
Er ist in der Nacht munter und kann nicht schlafen. RAL 235
Der Widerwillen gegen Alles und die Verdriesslichkeit vergehen durch den Schlaf. RAL 236

26. Frostig
Bei Fieberfrost und Kälte zugleich Ängstlichkeit, Taumlichkeit und Dummheit im Kopfe, wie eine Unbesonnenheit und Ungeschicklichkeit, so dass sie überall anstiess. RAL 4
Eine Kälte im Magen; ein Gefühl, als wenn kaltes Wasser darin wäre — hierauf Empfindung als wenn er zitterte. RAL 73
Früh, beim Erwachen, Kälte des Hodensacks. RAL 130
Kühle Luft, und vorzüglich Zugluft, ist ihm zuwider, er kann sie nicht vertragen. RAL 238
Allmälig verminderte Wärme des Körpers. RAL 239
Kälte am ganzen Körper; die Gliedmassen sind kalt, ohne Schauder. RAL 240
So wie die Kälte des Körpers zunimmt, nimmt auch die Missmüthigkeit und Verengerung der Pupillen zu. RAL 241
Nach jedesmaligem Trinken, Schauder und Frostschütteln. RAL 242
Abends, nach dem Niederlegen, ungemeiner Frost, worauf Schnupfen folgte. RAL 243
Er friert bei geringem Lüften des Bettes. RAL 245

27. Lässt sich schlecht erwärmen
Die Füsse sind, bis über die Knöchel herauf, kalt und lassen sich gar nicht erwärmen, bei übrigens gewöhnlicher Körperwärme, des Morgens. RAL (66)

28. Polizei
Furcht vor Schwierigkeiten mit der Polizei. Mor

29. Küsst jeden. Rep

30. Beschämung
Träume von Blamage, Beschämung. Rep

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Capsicum in der wechselhaften Phase der sekundären Psora hat es zu tun mit Fragen der Ehre und der Moral. Er leidet an allem Niedrigen, was ihn, den Repräsentanten hoher Werte, abwertet: schlechter Atem, unsaubere Umgebung, ein unordentliches Äusseres, mangelhafte Anerkennung seiner Herkunft. Stabilisierend wirken fest gefügte Systeme und ein Ehrenkodex, der unverrückbare Werte verspricht : die Nation, die Heimat, die Armee oder Polizei, ein erfolgreicher Sportverein, die Familie. Hierarchisch strukturierte Systeme bieten einerseits ein geschütztes Milieu, andererseits fühlt er sich gerade vom Verlust dieser Stützen bedroht. Er sucht den Schutz solcher Nischen. Darum die Angst bei leisestem Luftzug, er fürchtet, vom sicheren Ort ausgeschlossen zu werden. Auch das sprichwörtliche Heimweh und die Angst vor der Polizei gehören hier hin.
Von der körperlichen Konstitution her neigt er zur Rundlichkeit, er ist behäbig und abgeschlafft, plump und von nur geringer Ausdauer, ein leicht frierender Nesthocker. Er klagt über Ungeschick in seinen alltäglichen Vollzügen. Er schützt sich, indem er sich mit Namen etikettiert, die ihm Achtung verschaffen sollen, ähnlich wie eine beliebige Weinflasche erst durch das besondere Etikett wertvoll wird, weil man gleich auf den entsprechenden Inhalt schliesst. Das unerlöste Drama von Capsicum besteht im Konflikt zwischen dem hohen Anspruch, was den Eigenwert seines gesellschaftlichen Prestiges angeht, und dem Gefühl, diese Stelle nur unzureichend ausfüllen zu können. Der Repräsentant einer Botschaft ("Ich gehöre zu den Guten!") macht, indem er die Botschaft verkündet, Platz für diese, bringt sich in Erfüllung seiner Stellvertreterfunktion selber zum Verschwinden. Capsicum kündet von grossen Werten, fühlt sich selber jedoch klein und unscheinbar.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
"Glühende Wangen bei Heimweh", in Wirklichkeit sind die Wangen jedoch kalt, d.h. Capsicum gibt die glühenden Gefühle nur vor, weil er unter allen Umständen Vorbild und Modell des moralisch Guten sein will. Seine Erscheinung, sein Äusseres als der formale Ausdruck seines Wertes, drängt den anderen seinen Massstab auf. Er achtet sorgfältig auf Etikette und noble Gesten. "Ich bin ein kultivierter Mensch!"
Zur Illustration ein Beispiel. Der Film "Eine Frage der Ehre", mit Jack Nicholson und Tom Cruise beschreibt einen Gerichtsfall um den gewaltsamen Tod eines amerikanischen Marine-Infanteristen, der Opfer einer inoffiziellen Disziplinierungsmassnahme in der Armee, eines "code red", wird. Ort der Handlung ist die Marinebasis von Guantanamo-Bay, Kuba. Nur getrennt von einer "fence-line" vom Feind ("Eine hohe Mauer, die die guten von den schlechten Jungs trennt..."), bildet die Armee-Einheit einen mythischen Vorposten des "freien" Amerika. Um dem unmenschlichen Drill zu entkommen und auf einen anderen Stützpunkt verlegt zu werden, hatte der Tote einen Kameraden an externe Kontrollorgane verraten und ihn bezichtigt, unerlaubt das Feuer gegen kubanische Soldaten eröffnet zu haben. Damit hat er das fundamentale Gesetz der Einhaltung der Befehlskette verletzt.
Die handelnden Charaktere geben einen Eindruck der verschiedenen Reaktionsbilder von Capsicum, denn sie fühlen sich alle auf ihre Weise einem strengen Ehrenkodex verpflichtet. Der Kommandeur des Stützpunkts, Colonel Jessep (Jack Nicholson), zeigt ein Bild vom egotroph-alterolytischen Muster: Er gibt verdeckt den Befehl zum "code red" und begründet das mit seiner Verantwortung für die Sicherheit seines Landes. Wie ein Wachhund garantiert er eine Grenze, die für ihn die Sicherheit der Nation, ja deren Überleben bedeutet. Dafür verlangt er bedingungslosen Gehorsam und Pflichttreue. Die mit der Untersuchung betrauten Armeevertreter vom Festland und aus der Hauptstadt sind Weichlinge und haben nur den Rang einer Militärkapelle für ihn. "Sie schulden mir Höflichkeit", fordert er, und hat doch nur Verachtung für sie. Der angeklagte Marinesoldat, der auf Befehl die folgenreiche "Erziehungsmassnahme" vornimmt, weigert sich vor der Verhandlung, eine strafmässig günstige Absprache einzugehen, die zu seiner unehrenhaften Entlassung aus der Armee führen würde: "Ich wollte immer Marinesoldat sein, ich glaube an das Korps, an Gott und an das Vaterland!" Für ihn gibt es keine legitimen Handlungen, die nicht diesem Kodex verpflichtet wären. Ausserhalb dieser Welt "der Dienstvorschrift und der Bibel" gibt es kein vorstellbares Leben für ihn.
Eine weitere Figur des Films verkörpert die Verneinung des Capsicum-Konflikts, und damit den Versuch, auf Insignien der Ehre und der Moral zu verzichten. Der Gegenspieler des anmassenden Basiskommandanten ist Leutnant Kaffee, gespielt von Tom Cruise. Statt sich in die Verteidigung seiner Klienten zu stürzen, interessiert er sich mehr für das nächste Softball-Spiel seiner Mannschaft. Die Absprachen mit dem staatsanwaltlichen Vertreter führt er schnoddrig beim Training auf dem Platz und macht dabei eher den Eindruck eines Gebrauchtwagenhändlers, statt sich wie ein seriöser Anwalt in einem Mordfall zu benehmen. Für militärischen Drill und Etikette hat er gar nichts übrig. Geht es den anderen bei ihrem Rechtsverständnis um Gut und Böse? fragt er sich; wie komme ich zum optimalen Verhandlungsergebnis? Dies ist aber keineswegs prinzipienloses Erfolgsstreben: am Ende des Films hat er sich endlich die Anerkennung seines Klienten erkämpft und verabschiedet ihn mit seinem Credo: "Sie brauchen keine Abzeichen, um Ehre zu haben".
Miguel de Cervantes nimmt in seiner Erzählposition im "Don Quichotte" den literarischen Ort der Verneinung emphatisch-moralischer Werte ein. Der rührend weltfremde Held und Ritter von der traurigen Gestalt sowie sein Knappe Sancho Pansa stellen ein Doppelsystem von idealistischem Tugendstreben und grobsinnlicher Banalität in einer Person dar. Der Roman gilt als Parodie auf schwülstige Ritterromane seiner Zeit, die Don Quichotterie als Inbegriff der Torheit, die aus idealistischer Verkennung begangen wird. Ort der moralisch motivierten "Queste" ist ausgerechnet die dürre, vertrocknete und trostlose Hochebene im Herzen Spaniens. Der spanische Philosoph M. de Unamuno führte aus, dass die Romanfigur Don Quichottes ein Verständnis der nationalen Seele Spaniens ermögliche, also ein Schlüssel sei zum Verständnis des spanischen Patriotismus.
Völlig respektlosen Umgang mit einem ähnlich "heiligen" Mythos pflegt die britische Komikertruppe Monty Python in ihrem Film "Ritter der Kokosnuss". Wegen widriger Umstände — die Pferde streiken gerade — muss König Artus im Jahre 932 zu Fuss durch sein geliebtes Land ziehen, um Ritter für die Tafelrunde zu suchen. Um dem König einen angemessenen Auftritt zu verschaffen, greift man auf eine Täuschung zurück, eine Repräsentation von Grösse: Mit einer Kokosnuss macht sein Knappe immerhin Geräusche von trampelnden Hufen, als reite der König hoch zu Ross. Diese achtunggebietende Massnahme (ein Stück Theater im Theater) führt natürlich zum gegenteiligen Effekt, der König erfährt umfassenden Respektverlust. Der komische Effekt liegt hier u.a. in der unüberbrückten Differenz zwischen tatsächlichem Auftreten und dem dilettantischen symbolischen Zauber, der die Lächerlichkeit des Anspruchs eher unterstreicht.

Egolyse
Tiefe Niedergeschlagenheit beim Gedanken, nicht vollwertiger Vertreter seines geschätzten moralischen Kodex zu sein.
Anhand des Filmes "Eine Frage der Ehre" lässt sich auch die selbstzerstörerische Seite von Capsicum demonstrieren. Leutnant Colonel Markinson ist die tragische Figur. Da er hilflos ist gegenüber den Anmassungen des leitenden Offiziers, entfernt er sich nach dem katastrophalen Ausgang der Bestrafungsaktion unentschuldigt von der Truppe. Schliesslich erschiesst er sich in Ehrenuniform mit seinem vernickelten Paraderevolver, weil er als stellvertretender Kommandeur den Tod und die Strafverfolgung unschuldiger Untergebener nicht verhindert hat.

Alterolyse
Greift die anderen an, die natürlich schuld daran sind, dass die öffentliche Moral zerfällt, dass die letzten Vertreter grosser Werte zu Hanswürsten gemacht werden.
Der "code red", die Disziplinierungsmassnahme aus dem o.g. Film, ist ein Beispiel für die aggressive Seite von Capsicum. Wer die Ehre des Korps verletzt, wird einem strengen Strafgesetz unterworfen, das "von unschätzbaren Wert für die Infanterieausbildung" ist. Interessant ist, dass dieser "code red" zwar höchst verbindlich ist, aber eine inoffiziellen Charakter hat und in keinem Leitfaden der Rekrutenausbildung erwähnt wird.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Es geht bei Capsicum um die Repräsentation eines moralischen Wertes, um die Frage der Ehre. Capsicum pflegt das Erscheinungsbild eines sich bescheiden gebenden, vielleicht sogar grosszügigen Ehrenmannes. Einerseits bewegt er sich in der Gesellschaft der Mächtigen und Gefeierten dieser Welt, er legt in seinem gesellschaftlichen Umgang Wert auf klangvolle Namen, auf den sozialen Rang und einflussreiche Beziehungen, er unterstreicht die ehrenvolle Herkunft seiner Familie, seiner Nation, oder er sucht die glamouröse Sphäre der Medien. "Unser Namen gilt etwas in der Welt..." Andererseits lässt er die Armen und Verstossenen, die Bedürftigen, Anteil nehmen am Abglanz seiner untadeligen Gegenwart. Er mischt sich dabei diskret unters Volk und gibt seiner Umgebung damit den rechten "Pfiff", so wie die Würze des Piment eine ansonsten fade Suppe aufwertet. Capsicum lebt von den Zeichen und Symbolen, mit der ein Sachverhalt seinen besonderen Wert ausweist.
Das alles hat den Charakter einer Maskerade. Etwas aufdringlich Übertriebenes, vielleicht sogar Gefälschtes kann sich in den Pathos dieser Inszenierung mischen. Die vorgebliche Anständigkeit hat etwas Fassadenartiges und Haltloses, wenn sich mit den verblassenden Werten, in deren Namen Capsicum mit grosser Pose auftritt, keine lebendigen Inhalte mehr verbinden. Das Drama von Capsicum hat dann den Gestus eines Helden-Epos, in dem ein Tartüff die Hauptrolle hat. Statt grosser Gefühle gibt man eine soap opera.

Transzendenter Wert
Der transzendente Wert, den Capsicum neidet, ist der Name, in dem und mit dem Gott seine Vollkommenheit und Glorie zum Ausdruck bringt, der Name "Gott der Gute". Dieser Name repräsentiert und verkündet die Wirklichkeit der göttlichen Güte. Gottes Name vergegenwärtigt damit formal seine Grösse und moralische Vollkommenheit. Capsicum will, dass seine Handlungen im Namen der Güte des Herrn legitimiert sind.

Menschliche Daseinsbedingung
Die Menschen haben — durch die Beschränktheit ihres Verstandes und ihrer Sprachwerkzeuge — nur analoge Bezeichnungen für das Wesen Gottes. Nur die Gnade eines übermenschlichen Verstandeslichtes erlaubt einen gewissen Zugewinn an Erkenntnis und Benennbarkeit von Gottes Vollkommenheit. Auf diesem Weg des Erfahrungs- und Erkenntniszuwachses von Gottes Güte sind von Seiten des Menschen einige Anstrengungen zu machen, ohne dass es Garantien für Erfolge gibt.
In der katholischen Kirche und ihrem Klerus herrscht die Vorstellung einer kontinuierlichen Kette der Legitimation ihrer Vertreter durch die Priesterweihe bis zurück zu den Aposteln und zu Jesus Christus. Es liegt also eine geschlossene Kette von Repräsentation vor. Gemäss dieses Verständnisses von Tradition gründet sich die klerikale Autorität auf den Namen des Herrn. Auch im profanen Lebensbereichen gibt es Vergleichbares, etwa wenn jemand im Namen der "corporate identity" seiner Firma agiert.

Kerne

Schuld
Capsicum gibt vor, im Namen des moralisch Guten zu handeln, er beansprucht die Rolle des Kämpfers für die Schwachen und Schutzlosen.

Verlust
Er verliert seine eigene moralische Festigkeit, wird launenhaft und wankelmütig. Er hat für den Schein der Glorie seinen eigenen Namen gegeben, damit verliert er seine Identität und Herkunft. Ihm kommen die eigenen Überzeugungen abhanden, statt den Ritter spielt er den Narren.

Strafe
Er sitzt wie in einem fremden Land, niemand kennt seine gute Herkunft, sein Name ist im Exil nichts wert. Er kennt sich selbst und seine Umgebung nicht mehr, er "stösst" leicht überall "an", fühlt sich wie sozialer Ausschuss, wie der letzte Vertreter einer Kultur, die ihm wegen ihres moralischen Verfalls nur einen Schleudersitz anzubieten hat. Seine Strafe besteht in dem Gefühl, wie ein Fahnenflüchtiger seine Pflicht versäumt zu haben, und deswegen verstossen worden zu sein.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Ungeschick, kennt sich selbst nicht (Thema 1)
Capsicum führt sich dann unangemessen und tölpelhaft auf, wenn es in Konflikt kommt mit seiner Rolle. Dass er sich selbst nicht mehr kennt, heisst dann: er ist sich fremd, er bringt sein Selbstbild und die vorliegenden Tatsachen nicht mehr in Einklang.

Weinerlichkeit über leblose Sachen, nicht über Menschen und moralische Gegenstände (Thema 3): Unzufriedenheit über sein Weltverständnis auf der Objekt-Ebene. Die Ebene der Sprache und Repräsentation macht ihm keine Sorgen. Ist er traurig beim Gedanken, dass die Rede von Gut und Böse, von moralischen Werten, doch nur willkürlich an die Welt der leblosen Dinge anknüpft?

Anlaufschmerz (Thema 21), Unlust (20), Übergeschäftigkeit (19)
Das Behäbige, Arbeits- und Bewegungsunlustige illustriert die konservative Seite von Capsicum. Er will sich und seinen moralischen Imperativ durch nichts auf der Welt beunruhigen lassen. Die Übergeschäftigkeit entspricht der egotrophen Reaktion, in der Capsicum sich als umtriebiger Vertreter der Moral versteht.

Kaffee (Thema 10)
Die Stimulation muss die Neigung zur Erschlaffung ausgleichen. Capsicum schläfert sich leicht selber ein, wenn es sich als der legitime Vertreter vollkommener Moral begreift. Andererseits gilt Kaffee (wie auch Chili) als Reiz- und Stimulationsstoff, er ist gewissermassen die Einstiegsdroge in eine (moralisch verkommene) Welt der Sinnenfreude und des Laisser-faire.

Gerötete aber kühle Wangen (Thema 12)
Sie spiegeln den Stellvertreteraspekt bei Capsicum wider. Etwas steht für etwas anderes, nimmt den Platz von etwas anderem ein und vertritt es damit. Die roten Wangen vertreten emotionale Erregung, die wiederum auf die zugrundeliegende moralische Überzeugung hinweist, diese geradezu verbürgt. Die Kühle der Wangen ist wie ein ironisch-komödiantischer Kommentar zum Pathos grosser Worte und unverbrüchlicher Werte: es ist alles nicht so gemeint!

Übelnehmen im Spass (Thema 16), Träume von Hindernissen (23)
Capsicum gilt als reizbar, vor allem in der Egotrophie und Alterolyse: Es gibt hohe Ideale zu verteidigen, die Nation, die Ehre des Armeekorps etc. Ein anderer Aspekt ist hierbei die Angewiesenheit auf Reize, um ein gewisses Trägheitsmoment zu überwinden. Die Träume von Hindernissen geben den Hinweis auf diesen zu überwindenden Widerstand: Capsicum muss zuerst "überredet" werden, um sein Schneckenhaus zu verlassen.

Angst vor Polizei (Thema 28)
Dies ist die Angst vor einem Ordnungssystem der öffentlichen Moral. Wenn Capsicum sich in der Egolyse nicht mehr als gültiger Vertreter hoher Werte versteht, fühlt er sich selber leicht verfolgt von Ordnungsvertretern. Der Jäger wird zum Gejagten.

ANDERE HYPOTHESEN


Die Hypothese der AFADH bezieht sich auf den Neid auf Gottes transzendente Güte, die sich in seinem Wert und seiner Grosszügigkeit ausdrückt. Capsicum will Gott sein, der die sich selbst schenkende Güte ist. Darum fürchtet Capsicum in der Psora jede Kritik.
Für Masi ist diese Empfindlichkeit für die Kritik anderer der Schlüssel zum Verständnis der Symptomatologie: Capsicum will der gefeierte Held sein, eine Art edler Ritter. Es geht ihm dabei um Ehre und Würde. Sein soziales Engagement dient dem Ziel, als guter Mensch anerkannt zu werden. Darum spielt er den Beschützer der Schwachen und Armen. Das Heimweh nach dem Vaterland resultiert aus dem Selbstvorwurf, seine Heimat nicht mit allen Mitteln verteidigt und darum verraten und verloren zu haben.
Masi zieht im Falle des Gewürzstoffes Capsicum eine Analogie. Er sieht eine Entsprechung vom Thema des Geschmacks zum biblischen Symbol des Salzes der Erde: Die Apostel sind dieses Salz der Erde, sie sind die Ritter Gottes.
Die Hypothese, die in dieser Ausarbeitung vorliegt, weicht also von der Masi-Hypothese in einem Punkt ab: Es geht bei Capsicum nicht um die Stellung des Vertreters von Gottes Güte und Grosszügigkeit auf Erden, sondern um das Moment der Verkündigung, der Verlautbarung von Gottes vollkommener Güte durch und im Namen Gottes. Es geht nicht um die Repräsentation, sondern um die Repräsentation der Repräsentation. Dadurch erklärt sich besser, dass die Verhaltensweisen von Capsicum etwas Gespieltes, etwas von einer Komödie haben.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Calcium sulfuricum
Ist neidisch auf alle, mit denen er Liebe und Achtung teilen muss. Eifersucht auf den Respekt anderer, trägt den Hut als Symbol gesellschaftlicher Anerkennung.

Hepar sulfuris
Ein Eiferer gegen den Genuss niederer Güter, verschreibt er sich völlig einem Ideal von Reinheit. Bigotter Prediger gegen die Wollust.

Sulphur
Lebt in der Angst, dass man ihn "fallenlässt", dass er aus einer würdigen Position verdrängt wird. Er ist stolz auf seine Erscheinung, der es aber an Noblesse fehlt.

Veratrum album
Lebt von der bevorzugten Stellung, die ihm einen privilegierten sozialen Rang beschert. Will von einer höheren Macht seine Position zugewiesen bekommen, hart gegen Untergebene, servil mit Höhergestellten.

THOMAS VON AQUIN


ST I 13.2 "Gibt es einen Namen, der Gottes Wesen bezeichnet?"
Thomas bezieht sich in seiner Frage auf Bezeichnungen ("Namen") wie "Gott der Gute" oder "Gott der Weise", und bemerkt in der Antwort auf die o. g. Frage: "Diese Namen bezeichnen zwar das Wesen Gottes und wir sagen sie von Gott als wesentlich aus, aber sie geben nicht sein ganzes Wesen wieder. Das lässt sich folgendermassen zeigen: Die Namen Gottes bezeichnen ihn so, wie unser Verstand ihn erkennt. Dieser erkennt nun Gott aus den Geschöpfen, erkennt ihn also soweit, als die Geschöpfe ihn darstellen. Nun hat Gott als schlechthin und allseitig vollkommenes Wesen alle Vollkommenheiten der Geschöpfe ureigen vor ihnen in sich. Daher ist jegliches Geschöpf insofern ein Abbild von ihm und ihm ähnlich, als es irgendeine Vollkommenheit hat; freilich stellt es ihn nicht in dem Sinne dar, als wäre er etwas, das zu der selben Art oder Gattung gehörte, sondern insofern er der überragende Ursprung ist, dessen Wirkungen hinter seiner eigenen Seinsweise zurückbleiben, wenn sie auch gewisse Ähnlichkeiten mit ihm besitzen; wie ja auch die Formen der niederen Körper irgendwie die Kraft der Sonne wiederstrahlen. (...) Demnach bezeichnen die angegebenen Gottesnamen sein Wesen, wenn auch unvollkommen, so wie auch die Geschöpfe es unvollkommen darstellen. Wenn man als sagt: Gott ist gut, so heisst das nicht: Gott ist die Ursache des Guten, oder: Gott ist nicht schlecht, sondern es bedeutet: was wir in den Geschöpfen "gut" nennen, ist zuvor in Gott vorhanden, und zwar in höherer Weise. Nicht deshalb also verdient Gott gut zu heissen, weil er Ursache des Guten ist, sondern vielmehr umgekehrt: weil er gut ist, teilt er den Dingen die "Güte" mit, nach dem Worte des hl. Augustinus: "Weil er gut ist, sind wir."
Die Frage nach den Bezeichnungen ("Namen") Gottes taucht für Thomas im Zusammenhang mit der Frage nach der Erkennbarkeit seines Wesens auf. "Erkennbar ist etwas insoweit, als es in Wirklichkeit ist. Gott aber ist lautere Wirklichkeit (...) Darum ist er an sich im höchsten Grade erkennbar. Aber gerade das, was an sich den Gipfel der Erkennbarkeit bedeutet, ist vielleicht der Erkenntnis eines bestimmten Verstandes unerreichbar, weil der Erkenntnisgegenstand die Erkenntniskraft überragt."
Gottes Vollkommenheit überragt das Erkenntnisvermögen der Geschöpfe. Kein geschaffener Geist vermag aus eigener Kraft Gottes Wesen, wie es an sich ist, zu erfassen, da Erkenntnisvermögen und Erkenntnisgegenstand in einem Missverhältnis stehen. Der Mensch erkennt nur, gemäss der naturgemässen Beschränktheit seiner Erkenntnisfähigkeit, das Wesen der körperlichen Dinge der belebten und unbelebten Natur.
Die Möglichkeit der Anschauung des Wesens Gottes ist jedoch nicht ganz ausgeschlossen. Damit sie wirklich wird, bedarf es einer übernatürlichen Kraft, um das Entsprechungsverhältnis zwischen schauendem Verstand und Gottes Wesen herzustellen: Ein von Gottes Gnaden geschenkter Zuwachs an Erkenntnis, das "Licht der Glorie", lumen gloriae. Ein ganzes und letztes Begreifen des göttlichen Wesens ist aber auch damit nicht möglich, denn kein Wesen kommt der Vollkommenheit und dem unendlichen Wesen Gottes gleich. Gott kann nur von sich selber erkannt werden.
Für Thomas gilt also, dass wir richtige Begriffe und wahre Aussagen von Gott gewinnen können, weil ihm als Ursache der Welt deren Vollkommenheiten zukommen. Doch vermögen alle unsere Begriffe Gottes Wesen nicht so zu erfassen, wie es an sich ist. Die Begriffe treffen nicht die ganze göttliche Wirklichkeit. Gott ist "gut", aber in ungleich vollkommener Weise, als wir denken und sagen können. Zum einen können wir die eine, unteilbare Vollkommenheit Gottes nur zum Ausdruck bringen durch eine Vielzahl verschiedener Begriffe. Gottes Sein wird dabei in verschiedenen Begriffen ausgedrückt, obwohl ihm nur eine einzige Wirklichkeit entspricht. Zum anderen sind alle unsere Begriffe von den Wesensmerkmalen Gottes nur analog. Gott besitzt alle Vollkommenheit des Seins und ist zugleich Urheber allen Seins. Unvollständige Erkenntnis davon ist nur auf dem Wege der Entsprechung, der Analogie, möglich. Unsere Gottesbegriffe sind abgeleitet aus den Geschöpfen, und entsprechen damit der göttlichen Vollkommenheit nur im Sinne der Ähnlichkeit.
Zur Klärung des Verhältnises von Bezeichnendem ("Wort, Namen") und Bezeichnetem ("Bedeutung") bezieht sich Thomas in Artikel 13.1 auf Aristoteles' Ausführungen in dessen Schrift "Peri Hermeneias" ("Vom Satz").
Antwort zur Frage 13.1: "Nach Aristoteles sind "die Worte Zeichen für die Begriffe und die Begriffe Abbilder der Dinge". Also dienen die Worte zum Ausdruck für die Dinge, und zwar auf dem Wege der Begriffe. Soweit wir also etwas begrifflich zu erfassen vermögen, können wir es benennen."
Bei Thomas liegt also zeichentheoretisch die Vorstellung einer Repräsentationskette zugrunde. Vom "Ding" geht es über einen seelischen Eindruck ("Begriff") zur sprachlichen Äusserung ("Wort"). Hierbei wird beim Wort "Ding" (griech. "Pragma") noch nicht formal unterschieden zwischen einem Ding auf Objektebene (Bezug des Wortes, das "tatsächliche" Ding) und diesem Ding auf der Sprachebene (Bedeutung des Wortes, das "gemeinte" Ding). Aristoteles und auch Thomas unterscheiden nicht zwischen intra- und extramentalem Pragma, eine Unterscheidung, die uns heute geläufig und auch notwendig ist. Das "Wort" ist damit bei Thomas ein legitimer Stellvertreter des "Dings", ein zwischengeschalteter Vermittler, der den bezeichneten Sachverhalt gänzlich repräsentiert.
Da der "Sachverhalt Gott" für den Menschen verstandesmässig nicht erfassbar ist, darum ist er nicht sagbar, jedenfalls nicht im Lichte der Glorie, die ihm von sich aus zukommt. Insofern liegt das für Capsicum relevante Defizit in der Selbstzusprechung Gottes auf die Frage: "Wer bist Du?" — "Ich bin, der ich bin." Nur Gott kann sich, da er sich vollkommen erkennt, selber adäquat benennen. Der Neid von Capsicum bezieht sich auf diesen Benennungsvorgang und seine sprachbildende Macht, in der sich Gottes Vollkommenheit selber ausspricht, und zwar gemäss ihrer ganzen Wirklichkeit.

ZUR SUBSTANZ


Capsicum annuum, der spanische Pfeffer, auch Chili oder Paprika genannt, gehört zu den Nachtschattengewächsen (Solanaceae). Mezger weist darauf hin, dass die Wirkung des Capsicumpflasters in einer Nervenreizung besteht, die das Gefühl von brennender Hitze vortäuscht. Eine vermehrte Durchblutung (Hyperämie) tritt erst später dazu. Diese führt zu einer dauerhaften Erschlaffung des Kapillarsystems mit vermehrter Kälteempfindlichkeit. In diesem physiologischen Vorgang findet man also das Capsicum-Drama der Nachahmung und der Fiktion wieder.

QUELLEN


Autor: Christoph Weihe, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 6, Symptomnummern in Klammer stammen aus dem Kapitel "Beobachtungen Andrer"
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 3
Jr Jahr, G.H.G., Symptomen-Kodex der homöopathischen Arzneimittellehre, Leipzig 1848
Kt Kent, James T., Kents Arzneimittelbilder, Heidelberg 1988
Mor Morrison, Roger, Morrisons Desktop Guide, Gross Wittensee 1995
ST Thomas von Aquin, Summa Theologica, Die Deutsche Thomasausgabe, 1. Band, Salzburg 1933
Bild Esther Ostermünchner