Carbo vegetabilis

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Die innere Aufmerksamkeit kreist um die Thematik von Veränderung und Entwicklung. Das Sensorium ist in ständiger Alarmbereitschaft, weil in der veränderlichen Welt nichts beständig bleibt und das Neue stets schon beginnt. Carbo vegetabilis erlebt insbesondere die eigene Anpassung an diesen stetigen Wandel als schmerzhaft. Alle Entwicklungsschritte, die anstehen, sind ganz besondere Belastungsfaktoren, jede Veränderung ist ein Problem. Carbo vegetabilis möchte auf allen Ebenen in der Stase bleiben, sei es im geistigen Bereich oder in dem der vegetativen Funktionen. Dieses Verharrenwollen auf allen Ebenen ist nur möglich, wenn Carbo vegetabilis sich einen Schutzpanzer aufbaut: mittels Desinteresse und Gleichgültigkeit hält es die äusseren Dinge von sich fern. Es meidet Gesellschaft, in Anwesenheit von Mitmenschen fühlt es sich unwohl.
Geschärft richtet sich die Aufmerksamkeit von Carbo vegetabilis auch auf das Thema Glück. Weil es einen Weg zum Glück einschlägt, der für Menschen unmöglich ist, bleibt es im Unglück stecken. Es kann seine Ziele nicht erreichen und fühlt sich verzweifelt. Weil Carbo vegetabilis mit der Bewegung auch das Leben zurückweist, fühlt es sich vital bedroht. Es geht nicht davon aus, dass es selbstverständlich am Leben bleibt und seine Organe funktionieren. Carbo vegetabilis ist das Mittel des zu Ende gehenden Lebens, es steht an jenem Schnittpunkt, wo die Lebensprozesse erlöschen und der tödlichen Stase weichen.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Ein Hauptstrang dreht sich um Veränderung und Bewegung: Fürchterliche Visionen, Gespenster, nächtlicher Alarmzustand, Erschrecken; harte Arbeit; Unruhe; muss durchs tiefe Wasser gehen; schlimmer durch Übernächtigung; besser beim Gehen im Freien; Gedächtnisschwäche, Denkstörung; Verharren, Steckenbleiben; Schlaftrunkenheit; schlimmer beim Sitzen, vor dem Einschlafen, frühmorgens; Mühe mit dem Stoffwechsel, erschwerte Atmung und Verdauung; Drehen, schnelle Bewegung, Druck, drückende Schmerzen, Schwere, Last; Hitze, Brennen, Blutandrang, Sand im Auge und vor dem Ohr; Rucken und Muskelhüpfen; Kälte; Blitz; Anstrengung, gestörte Bewegung; sexuelle Schwierigkeiten, Verschlimmerung bei den Menses; wiederaufbrechendes Geschwür, erneut blutende Wunde; Reizbarkeit; übereilt und überbeschäftigt; Wankelmut, instabiles Gemüt.
Der zweite Themenschwerpunkt befasst sich mit dem unerreichbaren Glück: Mangelnde Entschlusskraft; übermässige Reaktion auf Schmerzen; unglücklich, verzweifelt, traurig, Gefühl, das Herz werde abwärts gedrückt; ägerlich, misslaunig, zornig; starke Gemütsschwankungen.
Beim dritten Themenstrang geht es um die Abkehr von der Aussenwelt und den Mitmenschen: schlechter in Gesellschaft, Furcht vor der Präsenz anderer, Schüchternheit und Verlegenheit; Objekte werden kleiner und schmaler; Gleichgültigkeit; schlimmer durch Gehen im Freien. Zusammenschnürung, fest gebunden sein; Sehbehinderung, Sand im Auge und vor dem Ohr; Mühe beim Sprechen und Schreiben; Taubheit der Extremitäten.
Das vierte Hauptthema bezieht sich auf die Vitalität: Angst in den lebenswichtigen Organen; Schwäche wie nach einem Blutverlust; Schlaganfall, Ohnmacht; schlimmer durch Übernächtigung; Schmerzhaftigkeit der Haare, Haarausfall; schlimmer durch Anstrengung, Mangel an muskulärer Energie


1. Schlechter in Gesellschaft, Furcht vor der Präsenz anderer
Abends, nach dem Einschlafen, im Bette, erwacht er, in mehren Anfällen, mit einer Empfindung wie Blutdrang nach dem Kopfe, mit Sträuben der Haare, einer von Schauder begleiteneten Ängstlichkeit und einem Gefühle über den Körper, als ob man ihn mit einer Hand striche und wie Ameisen-Laufen in der Haut, bei jeder Bewegung im Bette — dabei das Gehör so empfindlich und übermässig scharf, dass das geringste Getön im Ohre wiederhallte. RAL 678
Abends, im Schlafe, Gehörtäuschung; er wähnte jemand gehen zu hören, der an sein Bett träte; dies erweckte ihn mit Ängstlichkeit. RAL 679
Schüchternheit, Unentschlossenheit und Verlegenheit in Gesellschaft. Cl
Wenn sie in Gegenwart anderer ist, pochen alle Körperteile, und das gewöhnlich bleiche Gesicht wird aufgedunsen und bläulich-rot. A 1059

2. Schüchternheit und Verlegenheit
Schüchternheit, Unentschlossenheit und Verlegenheit in Gesellschaft. Cl

3. Mangelnde Entschlusskraft
Schüchternheit, Unentschlossenheit und Verlegenheit in Gesellschaft. Cl

4. Wankelmut, instabiles Gemüt
Schwindel beim Bücken, als ob der Kopf hin und her wackelte. RAL 6
Schwindel, bloss beim Sitzen, als ob der Kopf hin und her wankte. RAL 10
Empfindliche, leicht gereizte Stimmung, welche aber auch, bei Veranlassung, in läppische Lustigkeit auszuarten pflegt, welche, beim Lachen Abspannung, besonders der Muskeln des Arms und der Hände mit sich führt. RAL 719
Übermässig heiter, doch leicht verstimmbar. RAL 720
Sehr reizbar und schlecht aufgelegt; er weinte schnell bei traurigen Dingen und ebenso leicht lachte er über geringste Kleinigkeiten, bis Tränen aus seinen Augen drangen. A 26

5. Objekte werden schmaler und kleiner
Angst abends nach dem Hinlegen wie von Beklemmung der Brust, mit Hitze des Kopfes, Hitze in den Händen und Schweiss auf der Stirn, es war ihr unmöglich, im Bett zu bleiben wegen eines Gefühls, als ob das Herz abwärts gedrückt werde, Dinge um sie herum schienen ständig schmaler und kleiner zu werden, und wenn der Raum dunkel war, erschienen ihr fürchterliche Phantasiebilder vor den Augen. A 12

6. Gleichgültigkeit
Gleichgültig, untheilnehmend. RAL 704
Musik, die er liebt, spricht ihn den ganzen Tag nicht an. RAL 705
Gleichgültig, an nichts interessiert. A 36
Gleichgültigkeit, er hörte alles, ohne nachzudenken und darüber erfreut oder unerfreut zu sein. A 37

7. Fürchterliche Visionen, Gespenster
(...) wenn der Raum dunkel war, erschienen ihr fürchterliche Phantasiebilder vor den Augen. A 12
Nächtliche Furcht vor Gespenstern. He 1.14

8. Nächtlicher Alarmzustand, Erschrecken
Nachts, fuhr er von Geräusch zusammen, mit Schauder im Rücken. RAL 680
Schreckhafte Träume. RAL 684
Äusserst ängstliche Träume. RAL 685
Unruhiger Schlaf, ängstliche Träume und Nachts, ein Druck unter dem Magen. RAL 686
Unruhiger Schlaf, öfteres Erwachen und früh im Bette, Kopfweh, mit Brennen hie und da am Körper. RAL 687
Unruhiger Schlaf unter vielen Träumen, bis nach 3 Uhr, wo er mit heftig klemmendem und wehenartigem Leibweh erwachte, welches besonders auf das Kreuz und auch etwas auf die Blase drückte, unter Kollern im Bauche. RAL 688
Sehr unruhiger, mit beängstigenden Träumen erfüllter Schlaf, bis 1 Uhr. RAL 689
Unruhiger Schlaf, ohne Erquickung; früh war er in Ausdünstung. RAL 690
vgl. RAL 678, 679

9. Angst in lebenswichtigen Organen
Ängste in allen lebenswichtigen Organen. A 48

10. Blutverlust
Nasenbluten, nachts, mit Wallung im Blute. RAL 145
Beim Ziehen mit der Zunge bluten die Zähne und das Zahnfleisch stark. RAL 175
Mehre Tage, öfters Bluten der Zähne und des Zahnfleisches. RAL 176
Empfindliche Körperschwäche abends, wie nach grossem Blutverlust. A 1041
vgl. RAL 146, 147

11. Als ob er ein Verbrechen begangen hätte
Der ganze Körper zitterte jeden Nachmittag wegen Unbehagen und Angstgefühlen, es schien, als ob er ein schweres Verbrechen begangen hätte, dies wurde durch heftiges Weinen beendet, sogar auf der Strasse, in Gegenwart von Fremden. A 1017

12. Schlaganfall oder Ohnmacht
Abends, nach Schlafen im Sitzen, war es ihm schwindlicht, mit Zittern und Girren im ganzen Körper und, beim Aufstehn vom Sitze, wie ohnmächtig, was selbst dann im Liegen noch eine Viertelstunde anhielt. RAL 8
Schmerz aus dem Magen in den Kopf aufsteigend, was ihr die Besinnung, auf kurze Zeit, raubte. RAL 9
Die Nacht erwacht er mehrmals, wegen Pulsieren im Kopfe und Ängstlichkeit, als würde ihn der Schlag rühren; einige Augenblicke nach dem Erwachen war er bei sich, und fühlte, dass es eine Täuschung sey, denn das Schlagen im Kopfe war nicht mehr da; als er's aber versuchte, im Schlummer selbst abzuwarten, was ihm geschehen werde, zogen sich seine Beine und Kniee herauf nach dem Oberköper und der Rücken krümmte sich — beides unwillkürlich —, und er fühlte, dass wenn er länger mit dem Erwachen gewartet hätte, er in Ohnmacht gefallen seyn würde. RAL 677

13. Übermässige Reaktion auf Schmerzen
Bei den Schmerzen grosse Angst und Hitze. RAL 610
Nach den Schmerzen, grosse Mattigkeit. RAL 611
Sie fühlt sich unglücklich, bei sehr wenig Schmerz. A 6

14. Unglücklich, verzweifelt, traurig
Er wurde rührselig, alles erschreckte ihn und er schien zu verzweifeln. A 5
Sie fühlt sich unglücklich, bei sehr wenig Schmerz. A 6
Sie wünscht sich den Tod, sie fühlt sich so unglücklich. A 7

15. Gefühl, das Herz werde abwärts gedrückt
Angst abends nach dem Hinlegen wie von Beklemmung der Brust, mit Hitze des Kopfes, Hitze in den Händen und Schweiss auf der Stirn, es war ihr unmöglich, im Bett zu bleiben wegen eines Gefühls, als ob das Herz abwärts gedrückt werde (...) A 12

16. Unruhe
Abends, Unruhe. RAL 708
Unruh-Gefühl im rechten Ober-und Unterschenkel, was ihn immer anders zu sitzen nöthigt. RAL 574
Ziehen und Knibbern in beiden Unterschenkeln; er kann sie nicht ruhig liegen lassen und muss sie bald ausstrecken, bald an sich ziehen, eine halbe Stunde lang, nachmittags. RAL 593
Unruhe im linken Unterfusse; er musste ihn hin und her bewegen. RAL 607
Unruhe; sie musste durch tiefes Wasser gehen. He 37.15

17. Muss durch tiefes Wasser gehen
Unruhe; sie musste durch tiefes Wasser gehen. He 37.15

18. Übernächtigung
Schlechte Auswirkungen von Nachtwache und Nachtschwärmerei. He 37.10

19. Gehen im Freien verschlimmert
Die Mehrzahl der Symptome erscheint beim Gehen im Freien. Cl Generalities

20. Gedächtnisschwäche
Plötzlicher Mangel des Gedächtnisses; er konnte sich nicht besinnen, was er so eben mit Jemand gesprochen und dieser ihm erzählt hatte. RAL 11
Regelmässig wiederkehrende Gedächtnisschwäche. A 41
Schwaches Gedächtnis, langsamer Gedankenfluss, Neigung zu fixen Ideen. He 1.3
Regelmässig wiederkehrende Gedächtnisschwäche, Kopfschmerzen (...) He 1.4

21. Denkstörung
Langsamer Gang der Ideen, welche sich immer um einen Gegenstand herumdrehen; dabei Gefühl, als wenn der Kopf zu fest gebunden wäre. RAL 12
Kopf-Eingenommenheit; das Denken fällt ihm schwer. RAL 13
Früh, gleich beim Aufstehn, starke Eingenommenheit des Kopfes; er kann nicht gut denken und muss sich mit Mühe, wie aus einem Traume herausreissen; nach dem wieder Niederlegen verging es. RAL 14
Eingenommenheit des Hinterhaupts, wie nach einem Rausche. RAL 15
Eingenommenheit des Hinterhaupts, mehr wie eine Spannung nach aussen. RAL 17
Empfindung im Kopfe, wie bei Entstehung eines Schnupfens. RAL 19

22. Bleiben, verharren, steckenbleiben
Schwindel, dass er sich anhalten musste. RAL 4
Langsamer Gang der Ideen, welche sich immer um einen Gegenstand herumdrehen; dabei Gefühl, als wenn der Kopf zu fest gebunden wäre. RAL 12
Früh, gleich beim Aufstehn, starke Eingenommenheit des Kopfes; er kann nicht gut denken und muss sich mit Mühe, wie aus einem Traume herausreissen; nach dem wieder Niederlegen verging es. RAL 14
Drückender Kopfschmerz auf einer kleinen, ehemals verwundeten Stelle, an der rechten Stirne. RAL 37
Früh, beim Erwachen, im Bette, in der rechten Kopfhälfte, worauf er lag, und am Hinterkopfe, ein heftiger Kopfschmerz beissend drückender Art, wie der Schmerz in der Nase, bei versagendem Niesen, — ein Schmerz, welcher bloss beim Aufrichten des Kopfes nachliess, durch Aufstehn aus dem Bette aber ganz verschwand. RAL 56
Reissen an der alten Narbe einer Hiebwunde am linken Oberkopfe. RAL 74
Verstopfung des linken Nasenlochs, eine Stunde lang. RAL 387
Unvollkommener, versagender Reiz zum Niesen, bald stärker, bald schwächer wiederkehrend. RAL 396
In der Nasenwurzel, das Gefühl eines anfangenden Schnupfens. RAL 399
Vergeblicher Reiz zum Niesen, unter Kriebeln in der linken Nasenhälfte; dann ward sie feucht und nach dem Ausschnauben blieb das rechte Nasenloch verstopft; dabei etwas Schnupfengefühl — ein Kriebeln und Beissen an der linken Gaumseite. RAL 401
Kriebeln im obern Teile der Luftröhre, als sässe da etwas fest, zum Husten reizend. RAL 414
Stumpf stechender, beklemmender Schmerz in der Herzgegend, welcher durch hörbares Kollern in der linken Seite, wie von einer eingesperrten, nun aufgelösten Blähung, vergeht. RAL 440
Schmerz in der Brust, wie von versetzten Blähungen. RAL 457
vgl. RAL 388-390

23. Schlaftrunkenheit
Abends, Trägheit, Schläfrigkeit, Unaufgelegtheit. RAL 655
Gähnen. RAL 656
Viel Dehnen und Gähnen. RAL 657
Schläfrigkeit und häufiges Gähnen. RAL 658
Schläfrigkeit vormittags, im Sitzen (und beim Lesen), die durch Bewegung vergeht. RAL 659
Nach dem Mittagessen, Schlafneigung, ohne schlafen zu können. RAL 660
Nach Tische, Stunden langer, ununterbrochener, aber von ängstlichen Träumen beunruhigter Schlaf. RAL 661
Nach dem Essen, Schlaftrunkenheit. RAL 662
Sehr zeitig, abends, Neigung zu Schlafe. RAL 663
Abendliche Schlaftrunkenheit. RAL 664

24. Sitzen verschlimmert
Abends, nach Schlafen im Sitzen, war es ihm schwindlicht, mit Zittern und Girren im ganzen Körper und, beim Aufstehn vom Sitze, wie ohnmächtig, was selbst dann im Liegen noch eine Viertelstunde anhielt. RAL 8
Schwindel, bloss beim Sitzen, als ob der Kopf hin und her wankte. RAL 10
Nach langem Sitzen fühlt er sich, beim Aufstehn vom Sitze, in den Gliedern schwer und steif, was sich nach einigem Gehen legt. RAL 639
Schläfrigkeit vormittags, im Sitzen (und beim Lesen), die durch Bewegung vergeht. RAL 659

25. Schlimmer vor dem Einschlafen
Wenn er, Abends, in's Bett kömmt, überfällt ihn eine Angst, dass er kaum liegen bleiben kann. RAL 665
Nachts, obgleich die Augen voll Schlaf sind, kann er doch nicht einschlafen. RAL 667
Sie kann die Nacht nicht einschlafen, aber auch die Augen nicht öffnen. RAL 668
Abends, vor dem Einschlafen, ein arger, innerlicher Schüttel-Schauder, ohne Frost und zu gleicher Zeit viel Aufstossen. RAL 670
Abends, nach dem Niederlegen, im Bette, thaten ihm die Augen weh. RAL 672
Abends, Unruhe. RAL 708
Abends, mehre Stunden lang steigende Angst, mit vieler Hitze im Gesichte. RAL 709

26. Verschlimmerung frühmorgens
Schwindel im Bette, nach Erwachen aus dem Schlafe. RAL 7
Abends, nach Schlafen im Sitzen, war es ihm schwindlicht, mit Zittern und Girren im ganzen Körper und, beim Aufstehn vom Sitze, wie ohnmächtig, was selbst dann im Liegen noch eine Viertelstunde anhielt. RAL 8
Früh, gleich beim Aufstehn, starke Eingenommenheit des Kopfes; er kann nicht gut denken und muss sich mit Mühe, wie aus einem Traume herausreissen; nach dem wieder Niederlegen verging es. RAL 14
Grosses Müdigkeits-Gefühl, früh im Bette, besonders in den Gelenken, was durch Aufstehn aus dem Bette vergeht. RAL 644
Früh, matt, träge, zitterig in den Gliedern und leicht schwitzend. RAL 645
Früh, Gefühl von grosser Mattigkeit, mit Zittern in den Gliedmassen und um den Magen herum, wie nach vielem Weintrinken. RAL 647
vgl. RAL 18, 612, 618, 642, 643, 650, 651, 653-655

27. Erschwerte Atmung
Stechender, beim Athemholen verstärkter Schmerz in der linken Seite des Unterleibes (und der Brust). RAL 289
Stechender, beim Athemholen verstärkter Schmerz in der rechten Seite der Brust (und des Unterleibes). RAL 441
Beim Schlafengehn, einige sehr empfindliche Stiche durch die Brust, die den Athem hemmten. RAL 442
Beim tief Athemholen, ein tiefer Stich in die rechte Brust. RAL 443
Brennender Schmerz neben der Herzgrube und auf der linken Brust. RAL 448
Früh, nach dem Aufstehn aus dem Bette, Brust und Schultern wie zusammen gepresst. RAL 460
Schmerz bei Ausdehnung der Brust. RAL 461
Abends, beim Liegen im Bette, schwerer Athem und Klopfen im Kopfe. RAL 462
Öftere Anfälle von Zusammenschnürung der Brust, die den Athem auf Augenblicke hindert. RAL 465

28. Stoffwechsel, Verdauung
Schmerz aus dem Magen in den Kopf aufsteigend, was ihr die Besinnung, auf kurze Zeit, raubte. RAL 9
Unschmerzhafte Verhinderung im Schlingen; der herabgeschluckte Speichel geht nicht gut auf einmal hinunter, sondern nur nach und nach. RAL 194
Die Speisen lassen sich nicht hinunter schlingen; der Hals ist wie durch einen Krampf zugeschnürt, doch ohne Schmerzen. RAL 195
Widerwille gegen Butter. RAL 226
Nach dem Essen, ein im Schlunde schmerzhaftes Schlucksen. RAL 227
Nach dem Essen, starkes Herzklopfen. RAL 229
Abends, Weh in der Herzgrube, die selbst beim Berühren schmerzhaft war; dabei ward es ihr übel und fing ihr an zu ekeln, wenn sie nur an Essen dachte. RAL 245
Der Magen ist schwer und wie Zittern darin. RAL 247
Drückendes Leibweh, mit etwas Stuhldrang und Abgang heisser Blähungen, die es mindern. RAL 276
Drückendes Leibweh mit Kollern und Abgang geruchloser, feuchtwarmer Blähungen, worauf das Leibweh aufhört. RAL 279
Es gehet ihm im Bauche herum und mehrere, teils laute, teils sachte, und etwas feuchte Blähungen gehen ab. RAL 302
Unter leibwehartigem Drängen nach dem Kreuze zu und von da nach dem Unterleibe, Abgang sehr fauliger, endlich feuchter Blähungen. RAL 313
Eine Art Hämorrhoidal-Kolik: heftiger Stuhldrang, Kriebeln im After und heftiger Druck auf die Blase und nach dem Kreuze zu, in Absätzen krampfhaft wiederkehrend; es scheint ungeachtet des starken Dranges doch kein Stuhlgang kommen zu wollen, dagegen entstehen heftige wehenartige Schmerzen im Unterbauche nach vorne und hinten zu, mit Brennen im After und einem Gefühle, als sollte Durchfall kommen; beim Versuche zum Stuhle kömmt nach einer solchen Wehe und nach vieler Anstrengung etwas, aus weichen Stücken bestehender Koth hervor, womit sogleich Stuhldrang und Leibweh vorüber sind. RAL 330
Nach dem Frühstücke, Noththun zum Stuhle, welcher, obgleich nicht hart, doch nur mit vielem Pressen abgeht. RAL 331
Nachts dringt eine klebrige, dumpf riechende Feuchtigkeit in Menge aus dem After. RAL 346
Beengung auf der Brust und kurzer Athem, wie von herauf drückenden Blähungen. RAL 458
Angst während und nach dem Essen. A 14
Angst nach einem Stuhlgang, mit einem Gefühl von Zittern, und mit unwillkürlichen Bewegungen. A 15
Schlechte Laune nach dem Essen. A 21
Zittrige Schwäche nach Stuhlgang. A 26
Erschöpfung nach einem Stuhlgang. A 31
vgl. 216 ff., 230-234, 308, 344, 347, 297-315, 332-336

29. Drehen, schnelle Bewegung
Drehen im Kopfe. RAL 1
Schwindel bei schneller Bewegung des Kopfes. RAL 2
Es ist ihr den ganzen Tag drehend. RAL 3
Drückender Kopfschmerz in der Stirne, besonders dicht über den Augen, welche beim Bewegen weh thun, den ganzen Nachmittag. RAL 30

30. Zusammenschnürung, fest gebunden
Langsamer Gang der Ideen, welche sich immer um einen Gegenstand herumdrehen; dabei Gefühl, als wenn der Kopf zu fest gebunden wäre. RAL 12
Ein Druck, als läge etwas auf dem Scheitel, oder als wenn die Kopfbedeckungen zusammengeschnürt würden, was sich hierauf bis über die Stirne verbreitet. RAL 39
Kopfweh, wie ein Zusammenziehn der Kopfbedeckungen, vorzüglich nach dem Abendessen. RAL 40
Der Hut drückt auf dem Kopfe, wie eine schwere Last, und, wenn er ihn abnimmt, behält er doch das Gefühl, als sey der Kopf mit einem Tuche zusammen gebunden. RAL 43
vgl RAL 195-197, 249-251

31. Druck, drückende Schmerzen
Druck im Hinterhaupte, vorzüglich nach dem Abendessen. RAL 25
Am und im Hinterkopfe, ganz unten, heftig drückender Schmerz. RAL 26
Anhaltendes, drückendes Kopfweh oben auf dem Scheitel, wobei die Haare bei Berührung weh thun. RAL 27
Hinten am Gaumen, ein drückender Schmerz. RAL 185
Drückendes Leibweh im Unterbauche. RAL 272
Früh, nach hartem, wenigem Stuhlgange, ein kneipendes Stechen in der linken Unterbauchseite und unvollkommene Anregungen zum Stuhle, wie ein Druck auf den Mastdarm, den ganzen Tag über. RAL 354
vgl. RAL 29-42, 48, 55, 188, 273-281, 435

32. Haare
Anhaltendes, drückendes Kopfweh oben auf dem Scheitel, wobei die Haare bei Berührung weh thun. RAL 27
Schmerz im Wirbel des Kopfs, mit Schmerzhaftigkeit der Haare beim Berühren. RAL 28
Kriebeln auf den Hinterhauptbedeckungen, als wenn sich die Haare bewegten. RAL 80
Die Kopfhaare fallen sehr aus. RAL 81

33. Schwere, Last
Es liegt wie dumpf und schwer auf der Stirne. RAL 21
Ein dumpfer Kopfschmerz am Hinterhaupte. RAL 22
Schwere im Kopfe. RAL 23
Gefühl von Schwerheit der Nase. RAL 144
Der Oberarm ist ihm vorzüglich schwer. RAL 514
Schwere in den Beinen. RAL 578

34. Blutandrang
Andrang des Blutes nach dem Kopfe. RAL 45
Drang des Blutes nach dem Kopfe, heisse Stirne und Wüstheit im Kopfe. RAL 46
Andrang des Blutes nach dem After. RAL 340
Schmerzliches Ziehen in der Brust, den Schultern und den Armen, mehr auf der linken Seite, mit Hitzegefühl und Blutdrang nach dem Kopfe, wobei sie sich kalt anfühlt. RAL 436
Es war ihr immer, als stiege ihr das Blut nach der Brust, wobei es ihr im Köper kalt war. RAL 450
Blutdrang nach der Brust früh, beim Erwachen und belegte Zunge. RAL 451

35. Hitze, Brennen, Trockenheit
Arges Brennen in der Brust, wie von glühenden Kohlen. RAL 447
Jücken und Brennen an verschiedenen Stellen des Körpers, am Rücken, auf der Brust, am Nabel, an den Oberschenkeln. RAL 623
Brennen an verschiedenen Stellen des Körpers, die Nacht im Bette. RAL 624
Hie und da, auf dem Rücken und in den Seiten, so wie in der rechten Unterleibsseite, eine brennende Empfindung auf der Haut, wie von Senfpflaster. RAL 625
vgl. RAL 54, 55, 117, 140, 179, 184, 186, 187, 212, 216, 291-294, 316-318, 446-449, 487, 492-495, 515, 516, 519, 559, 566, 567, 608, 623-624

36. Reissen, reissende Schmerzen
Bei Kopfschmerz, Schmerz im Auge, als sollte es herausgerissen werden. RAL 106
Beim Auftreten, Schmerz in den Mittelfussknochen, als würden sie zerrissen. RAL 606
vgl. RAL 69-77, 120, 124, 212, 628-635

37. Sehbehinderung
Beissen im rechten Auge, mit Wundheitsgefühl, besonders in den Winkeln und Drücken im Auge, wie von einem Sandkorne. RAL 91
Das linke Augenlid deuchtet ihm wie zugeklebt, was es doch nicht ist. RAL 99
Nachts konnte sie die Augenlider nicht öffnen, als sie nicht einschlafen konnte. RAL 100
Die Augenmuskeln schmerzen beim in die Höhe Blicken. RAL 103
Grosse Kurzsichtigkeit; erst auf ein paar Schritte kann er einen Bekannten erkennen. RAL 108
Es liegt ihm schwer auf den Augen, so dass er beim Lesen und Schreiben sich sehr anstrengen muss, um es zu erkennen. RAL 111

38. Sand im Auge und vor dem Ohr
Beissen im rechten Auge, mit Wundheitsgefühl, besonders in den Winkeln und Drücken im Auge, wie von einem Sandkorne. RAL 91
Es liegt ihm schwer vor den Ohren, wie zwei vor dem Gehörgange liegende Sandsäckchen. RAL 138

39. Mühe beim Sprechen
Das laute Sprechen ist dem Gehöre empfindlich und sehr unangenehm. RAL 137
Es fiel ihm schwer zu sprechen, gleich als wenn die Zunge schwer beweglich wäre. RAL 181
Katarrh, dass er kaum sprechen konnte. RAL 407
Abends, plöztlich grosse Heiserkeit, so dass er fast keinen Laut von sich geben konnte, mit starker Engbrüstigkeit, so dass er beim Gehen im Freien fast keine Atem hatte. RAL 408
Rauhheit und Heiserkeit der Kehle; ohne grosse Anstrengung konnte sie nicht laut sprechen. RAL 409
Starke Rauhheit der Kehle; die Stimme ist tief und rauh und wenn er dieselbe anstrengt, versagt sie — doch ohne Schmerz im Halse beim Schlingen. RAL 410

40. Mühe beim Schreiben
Rheumatisches Gefühl im ganzen linken Schulterblatte, beim Schreiben. RAL 490
Gefühl in den Händen, als ob die Muskelkraft geschwächt wäre, besonders beim Schreiben fühlbar. RAL 530
Schreiben geht langsam und beschwerlich von statten. RAL 531

41. Geschwulst
Backengeschwulst. RAL 115
Jücken hinter dem Ohre. RAL 143
Geschwulst der Oberlippe und Backe, mit zuckendem Schmerze. RAL 150
Nagender und ziehender Schmerz im hohlen Zahne, mit Geschwulst des Zahnfleisches. RAL 166
Das Zahnfleisch ist am hohlen Zahne geschwollen. RAL 170
Der Hals ist inwendig wie angeschwollen und wie zugezogen. RAL 196
Halsweh, wie von Geschwulst am Gaumen — schmerzhaftes Schlingen. RAL 198

42. Ruck, Muskelhüpfen
Ruckweises Reissen im rechten Oberkiefer. RAL 122
Heftiges, ruckweises Reissen im linken Jochbeine, vor dem linken Ohre. RAL 125
vgl. RAL 160, 484, 564

43. Kälte
Empfindung von Kälte im Halse hinunter. RAL 193
Der Athem ist ganz kalt; auch Kälte im Halse, dem Munde und den Zähnen. RAL 463
vgl. RAL 474, 528, 669, 671, 691, 692, 695

44. Wein erhitzt
Wenig Wein erhitzt sehr. RAL 235

45. Blitz
Leibschneiden, was wie ein Blitz durch den Leib fährt. RAL 259

46. Anstrengung, Verheben
Schmerz, wie vom Verheben, im Unterleibe, selbst wenn sie nur etwas mit der Hand verrichtet, wobei der Arm etwas in die Höhe gereckt wird; auch beim Berühren des Unterleibes entsteht derselbe Schmerz. RAL 261
Auf der Seite darf sie nicht liegen, sonst bekömmt sie denselben Schmerz, wie durch's Verrenken oder Verheben, am meisten in der linken Seite des Unterleibes. RAL 262
Starke Rauhheit der Kehle; die Stimme ist tief und rauh und wenn er dieselbe anstrengt, versagt sie — doch ohne Schmerz im Halse beim Schlingen. RAL 410
Spannen in den Knieen und der linken Hand, als wären sie angestrengt worden durch zu starke Bewegung. RAL 627
Unaufgelegt zu körperlichen Anstrengungen. RAL 640

47. Gestörte Bewegung
Nach langem Sitzen fühlt er sich, beim Aufstehn vom Sitze, in den Gliedern schwer und steif, was sich nach einigem Gehen legt. RAL 639
Unaufgelegt zu körperlichen Anstrengungen. RAL 640
Mangel an Energie der Muskelbewegungen. RAL 641
vgl. RAL 261, 263, 264, 499, 500, 524, 529, 530, 580-586, 588, 594, 633

48. Sexuelle Schwierigkeiten
Eine, die Nerven heftig und schmerzhaft erschütternde Pollution, worauf ein äusserst heftiges Brennen vorne in der Harnröhre erfolgte und beim Harnen, ein arges Schneiden und Brennen, was lange anhielt und bei leisem, äusserm Drucke sich erneuete. RAL 374
Beständige Ruthe-Steifigkeit, die Nacht, ohne wohllüstige Empfindung oder Phantasie. RAL 375
Gänzlich mangelnder Geschlechtstrieb, früh, selbst durch sinnliche Vorstellungen nicht erregbar. RAL 376

49. Schlimmer durch Menstruation
Gleich vor dem Ausbruch der Regel, Leibweh, wie Krämpfe, von früh bis Abend. RAL 381
Bei der Regel, sehr heftiger Kopfschmerz, was ihr die Augen ganz zusammenzog. RAL 382
Schneiden im Unterbauche, beim Monatlichen. RAL 383
Arges Jücken einer Flechte, vor Eintritt des Monatlichen. RAL 384

50. Taubheit der Extremitäten
Arme und Hände schlafen ihr ein, vorzüglich Nachts, so dass sie im Bette nicht weiss, wo sie sie hinlegen soll; auch am Tage schlafen sie ihr ein. RAL 525
Neigung der Hände zum Taubwerden. RAL 526
vgl. RAL 527, 579, 615-617

51. Klamm, Spannung, zu kurze Sehnen
Nach Tische, Schlaf, und beim Erwachen, Spannen in der Lebergegend, als wäre es da zu kurz. RAL 263
Arger Klamm im Unterschenkel, besonders in der Fusssohle, beim Gehen im Freien. RAL 597
vgl. RAL 264, 570, 572, 573, 598, 599, 626, 627

52. Zerschlagenheit
Zerschlagenheit aller Glieder. RAL 611
vgl. RAL 485, 510, 534, 612

53. Wiederaufbrechendes Geschwür, erneut blutende Wunde
Ein geheiltes Geschwür bricht wieder auf und giebt, statt Eiter, Lymphe von sich, mit Blut gemischt; die Stelle ist hart und schmerzt beim Anfassen. RAL 636
Eine Stichwunde begann verschiedene Male wieder zu bluten. A 5

54. Reizbarkeit
Grosse Reizbarkeit. RAL 710
vgl. RAL 711, 712, 716, 718, 719

55. Übereilt, überbeschäftigt
Überreiztheit, als wäre sie übereilt, oder in Geschäften übertrieben worden. RAL 711

56. Ärgerlich, misslaunig, zornig, heftig
Misslaunig, leicht empfindlich. RAL 713
Ärgerlich, ungeduldig und desperat, dass er sich erschiessen möchte. RAL 714
vgl. RAL 715-717

57. Ungeduldig
Ärgerlich, ungeduldig und desperat, dass er sich erschiessen möchte. RAL 714

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Carbo vegetabilis-Menschen sind in der Regel verschlossen. Obwohl die Verschlossenheit in der klassischen Materia medica wenig beachtet wird, ist sie in der Praxis sehr eindrücklich. Sie ist gepaart mit Schüchternheit. Der Carbo-vegetabilis-Mensch ist menschenscheu. Allein die Anwesenheit anderer Menschen kann bei ihm vegetative Reaktionen auslösen: Er beginnt zu schwitzen, bekommt Herzklopfen und einen roten Kopf, vielleicht sträuben sich sogar seine Nackenhaare. Häufig sind solche Menschen derart scheu, dass sie es nicht wagen, ihrem Gesprächspartner ins Gesicht zu schauen.
Carbo-vegetabilis- Menschen sind sensibel für alles, was mit Veränderung und Entwicklung zu tun hat. Sie erschrecken, wenn etwas Unerwartetes passiert. Häufig befinden sie sich in einem dauernden Alarmzustand, weil sie die nächste neue Situation ängstlich erwarten. Alle Situationen, die eine aktive Anpassung oder einen Entwicklungsschritt erheischen, stellen für Carbo vegetabilis eine besondere Belastung dar, auf die sie mit einem Hautausschlag oder einer ernsthaften Erkrankung reagieren können. Solche Situationen sind z.B. Abstillen, Schuleintritt, Pubertät, Auszug von zu Hause, Ortswechsel, Berufswahl, Verheiratung.
Carbo-vegetabilis-Menschen sind selten glücklich. Sie leben im Grundgefühl, dass sie aus eigener Kraft und aus eigenem Antrieb nichts erreichen können. Sie spüren auch, dass die meisten Dinge sie gar nicht reizen. Intensive Glücksgefühle sind selten. Die Sensibilität für das Thema Glück und die Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen führen dazu, dass sie stark unter Stimmungsschwankungen leiden. Die kleinste Unannehmlichkeit wird als grosses Unglück empfunden, die kleinste Veränderung zum Guten hellt die Stimmung sofort auf. Menschen, die Carbo vegetabilis brauchen, halten sich selbst für wenig robust und krankheitsanfällig, und sie glauben, besonderen Wert auf eine gesunde Lebensweise legen zu müssen. Sie nehmen an, dass ihrer Seele der Elan fehlt, um glücklich zu werden, und ebenso ihrem Körper die Vitalität, um gesund zu bleiben.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Die egotrophen Carbo-vegetabilis-Menschen, die den Verlust leugnen, betonen Dynamik, Schwung, Schaffenskraft, Erfolg. Sie verlieren jegliche Nüchternheit, wenn sie ein Ziel erreichen, das sie angestrebt haben. Jeder kleine Entwicklungsschritt und jedes Weiterkommen wird als grosser Erfolg gefeiert. Nur wer sich entwickelt und den veränderten Bedingungen optimal anpasst, hat Erfolg! Entsprechend übertrieben sind auch die Glücksgefühle, die mit erreichten Zielen, Erfolgen, Beförderungen, Karrieresprüngen einhergehen. Es kann sein, dass dieser Carbo-vegetabilis-Typ vor Lebendigkeit und Vitalität strotzt. Solche Menschen leben gerne und lieben es, wenn etwas läuft. Sie sind offen, leutselig und lassen sich gerne durch andere animieren.
Die egotrophen Carbo vegetabilis-Menschen, welche die Übertretung wiederholen, streben nach dem Glück in Unbeweglichkeit. Ihre Sehnsucht ist es, ein Kind bleiben zu dürfen. Kinder sind erst zu einem kleinen Teil selbst verantwortlich für ihr Glück, vielmehr sollen die Eltern dafür sorgen. Glück und Unglück fallen Kindern mehr oder weniger zu. Sie müssen das Glück noch nicht aktiv erwerben. Dieser Zustand endet mit der Kindheit, was Carbo vegetabilis vermeiden möchte. Es kann sein, dass es einen Beruf in der Kinderbetreuung wählt, weil es noch etwas Kind bleiben möchte. Solche Carbo-vegetabilis-Menschen klammern sich fest am Althergebrachten, Gewohnten, Bisherigen, jeder Wandel ist des Teufels. Sie lassen sich durch nichts von ihren Vorstellungen abbringen und beharren stur auf ihren Ideen.

Egolyse
Carbo-vegetabilis-Menschen wirken in der Egolyse träge und schwerfällig. Sie lassen sich kaum zu einer Aktivität bewegen und interessieren sich für nichts. Ihr Denken ist langsam, sie bleiben an ihren Ideen und Vorstellungen haften, auch wenn die Umstände längst eine Umstellung erheischen würden. Es ist das Bild einer Stase auf allen Gebieten, sie wirken kaum noch lebendig. Elan und Energie sind gewichen.

Alterolyse
Carbo vegetabilis reagiert aggressiv gegen alle Mitmenschen, die es nicht in Ruhe lassen. Es bestraft die anderen mit Gleichgültigkeit und Desinteresse.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Carbo vegetabilis möchte in Unbeweglichkeit glücklich sein. Es lehnt Veränderung und Entwicklung ab. Weil es nicht bewegt werden will, schliesst es sich gegen die äussere Welt ab. Es kann auf diese Weise seine Ziele nicht erreichen und bleibt in Unglück und Verzweiflung stecken. Seine Beziehungen zu den Mitmenschen sind gestört.

Transzendenter Wert
Gott ist in völliger Unbeweglichkeit und Unveränderlichkeit glücklich. Er umfasst vollkommen die ganze Fülle des Seins. Er kann nichts dazuerwerben und sich auf nichts hin ausdehnen, auf das er sich nicht bereits vorher erstreckt.

Menschliche Daseinsbedingung
Im Unterschied zu Gott ist das Glück des Menschen kein ewiger Dauerzustand, sondern das Endresultat eines Prozesses. Menschliches Glück setzt den Erwerb von geistigen oder materiellen Gütern der Aussenwelt voraus. Es ist das Endresultat eines Veränderungsprozesses, der mit dem Erkennen beginnt, mit dem Willensentscheid weitergeht und durch die ausführende Handlung vollendet wird. Dabei basiert auch das ganze Instrumentarium der menschlichen Glückssuche auf Veränderung.
Erkennen, Wollen und Handeln sind nur auf der Grundlage physiologischer Abläufe möglich, welche ein Fliessgleichgewicht darstellen, d.h. eine Stabilität, die auf ständigem Stoffwechsel und steter Veränderung gründet. Da wir in einer veränderlichen Welt leben, sind unser Wahrnehmungs- und Erkenntnisvermögen einer Flut von ständig wechselnden äusseren Eindrücken ausgesetzt, die — je nach Auswahl — festgehalten oder losgelassen werden müssen. Wollen bedeutet beides: das richtige Gut auszuwählen und gleichzeitig den Widerstand zu berechnen, den die übrigen veränderlichen Dinge unserem Ziel entgegensetzen können. Deshalb muss eine menschliche Glückssuche, welche Veränderung und Veränderlichkeit negiert, in Unglück und Verzweiflung enden.
Die glücksverheissende Erweiterung des eigenen Seins durch Erkennen, Wollen und Handeln setzt eine grundsätzliche Offenheit den äusseren Dingen gegenüber voraus. Diese sind es nämlich, die den Anstoss zum Veränderungsprozess geben. Carbo vegetabilis schliesst sich von der Aussenwelt ab, weil es keine Veränderung will. Es verliert so den Kontakt zur Umwelt und zu den Mitmenschen. Die Verweigerung von Carbo vegetabilis betrifft einen zentralen Kern menschlicher Lebensbedingung: das Leben selbst. In der aristotelisch-thomistischen Philosophie wird Leben mit Bewegung gleichgesetzt. Aus diesem Grund ist Carbo vegetabilis das Mittel der Agonie.

Kerne

Schuld
Carbo vegetabilis will das Glück in Unbeweglichkeit. Es weigert sich, auf menschliche Art zum Glück zu kommen: indem es sich nämlich einen immer grösseren Teil des äussern Seins aneignet. Dieser Prozess, der auf Erkennen, Wollen und Handeln beruht, bedeutet eine Veränderung, ein Fortschreiten, eine Erweiterung. Carbo vegetabilis will sich nicht verändern. Es verschliesst sich der äusseren Wirklichkeit.

Verlust
Carbo vegetabilis verliert auf diese Weise seine Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit. Alle Entwicklungsschritte sind schmerzhaft und werden zu einem grossen Problem. Die Anpassung an veränderte Bedingungen erfolgt langsam und mühselig. Weil es gar nicht auf äussere Ziele hingehen und fortschreiten will, verpasst es auch das Glück, das mit der Erreichung solcher Güter verbunden ist. Mit dem Panzer, den es gegen die Aussenwelt errichtet, verliert es den Kontakt zur Umwelt und zu den Mitmenschen. Auch Reiz, Anspannung und Schwung, die ein Interesse beflügeln, gehen damit verloren. Letztlich verliert Carbo vegetabilis seine Lebendigkeit und Vitalität. Das Leben beruht auf Bewegung und Veränderung. Carbo vegetabilis spürt diese Vitalität nicht mehr, es vegetiert dahin, besetzt von der Angst, sein Leben könnte erlöschen.

Strafe
Statt zu einem Anlass der Freude wird die äussere Welt für Carbo vegetabilis zu einer Bedrohung. Der Wandel ist allgegenwärtig, die neuen Situationen, die bewältigt werden müssen, sind alltäglich. Auch die Präsenz von Mitmenschen wird schrecklich erlebt. Da die physiologische Basis unseres Lebens auf Stoffwechselprozessen beruht, werden selbst die vegetativen Prozesse für Carbo vegetabilis zum Problem: die Verdauung geht nicht voran, das Blut bleibt in den Adern stehen, der körperliche Schmerz, welcher die Unvollkommenheit physiologischer Abläufe ausdrückt, macht Angst und wird heftig empfunden.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Objekte werden schmaler und kleiner (Thema 5)
Dieses Symptom drückt besonders gut aus, wie durch die Abkehr von der Aussenwelt die Bedeutung der äusseren Objekte schwindet und dafür schreckliche Visionen auftauchen. Die Gespensterangst (vgl. Thema 7) hat — ähnlich wie bei Pulsatilla — einen Zusammenhang mit dem Verlust des Realitätssinnes, welcher mit der Abwehr der Aussenwelt einhergeht.

Übermässige Reaktion auf Schmerzen (Thema 13)
Die Schmerzreaktion entspricht auf der körperlichen Ebene der Trauerreaktion, die sich auf der psychischen Ebene abspielt. Schmerz wie Trauer sind laut Thomas von Aquin die Folgen eines mangelnden Gutes: Das gewünschte Gut wird nicht erreicht oder geht verloren. Auf der körperlichen Ebene drückt der Schmerz die Fehlfunktion des Organismus aus. Weil Carbo vegetabilis in der Grundangst lebt, dass es seine Ziele nicht erreichen kann und zum Unglück verdammt ist, lösen Schmerzen auch Angst aus.

Gefühl, das Herz werde abwärts gedrückt (Thema 15)
Der Ausdruck "es drückt mir das Herz ab" wird im Zusammenhang mit einer tiefen Trauer verwendet. Er gibt die Sensibilität von Carbo vegetabilis für das Thema Glück und Unglück wider.

Muss durch tiefes Wasser gehen (Thema 17)
Diese Vorstellung hat die gleiche symbolische Bedeutung des Wassers bei der Taufe: Das Wasser symbolisiert die unendlichen Möglichkeiten der Urmaterie, noch bevor sie in einzelnes differenziert wird. Zurücktauchen ins Wasser heisst deshalb immer, das Geschehene oder Erreichte wieder abzustreifen und neu zu beginnen. Die Vorstellung drückt direkt die sekundärpsorische Grundangst von Carbo vegetabilis aus.

Gedächtnisschwäche (Thema 20)
Dass Carbo vegetabilis ein schwaches Gedächtnis hat, ergibt sich aus seiner Sehnsucht, nur in der Gegenwart zu verbleiben. Es ist die geistige Folge des Bedürfnisses, stehenzubleiben und zu verharren.

Schlimmer vor dem Einschlafen, frühmorgens (Themen 25 und 26)
Der Übergang vom Tag zur Nacht und von der Nacht zum Tag, scheint Carbo vegetabilis Mühe zu machen, weil dieser Umbruch die stetige Veränderung der Welt verdeutlicht.

Behinderte Atmung und Verdauung (Themen 27 und 28)
Lunge und Darm sind die zentralen Organe des Stoffwechsels mit der Aussenwelt. Weil Carbo vegetabilis diesen ständigen Austausch mit der Aussenwelt ablehnt, wird es mit Verdauungs- und Atmungsbeschwerden bestraft. Dabei ist die Verbindung zwischen Atmung und Verdauung besonders deutlich: Die Blähungen können solche Ausmasse annehmen, dass sie Atemnot verursachen.

Haare (Thema 32)
Die Haare symbolisieren unter anderem Vitalität. Da diese bei Carbo vegetabilis reduziert ist, schmerzen die Haare, oder sie fallen aus.

Schwere, Last (Thema 33)
Das Gefühl der Schwere resultiert aus der Schwerfälligkeit, welche die Stase mit sich bringt.

Kälte (Thema 43)
Die bekannte todesähnliche Kälte von Carbo vegetabilis hat mit der Abwesenheit von Bewegung und Leben zu tun.

Wiederaufbrechendes Geschwür, erneut blutende Wunde (Thema 53)
Die Tendenz von Carbo vegetabilis, im Bestehen zu verharren, führt dazu, dass sogar der Heilungsprozess stillsteht.

ANDERE HYPOTHESEN


Die vorliegende Hypothese basiert auf derjenigen der AFADH von 1992. Als beneidetes göttliches Attribut wird dort angegeben, dass Gott von seinem Wesen her unveränderlich ist. Hier wird zusätzlich das Thema der Unveränderlichkeit mit dem des Glücks und des erreichten Zieles verbunden. von all den Mitteln, welche die Unveränderlichkeit möchten, unterscheidet sich Carbo vegetabilis durch die Nuance, dass es in Unbeweglichkeit glücklich sein und seine Ziele erreicht sehen möchte.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Differentialdiagnostisch kommen all die Mittel in Frage, deren Thema Veränderung, Wechsel, Entwicklung sind:

Manganum
Bei Manganum ist das zentrale Problem die Vorsehung: Es möchte keine Veränderung, weil in der veränderlichen Welt die unvorhersehbaren Zufälle versteckt sind, vor denen sich Manganum scheut. Es möchte deshalb ein Erkenntnisvermögen, welches das Ganze — zeitlich und räumlich — auf einmal überblickt.

Calcium fluoricum
Hier steht die Vorsehungsproblematik von Calcium carbonicum im Vordergrund, sowie der Wunsch, die materielle Welt zu konservieren.

Vipera
Lehnt die Veränderung ab, weil es wie Gott bereits vollkommen sein möchte, ohne sich entwickeln zu müssen.

Cedron
Möchte ein Wissen, das nicht der Veränderung unterliegt. Es verliert die Fähigkeit, die Realität zu integrieren und ihr eine korrekte Bedeutung zu geben.

Bryonia
Möchte sich nicht bewegen, weil es annimmt, dass nur dem unbeweglichen Schöpfer des Ganzen auch die vollkommene Vorsehung zukommt.

Sanguinaria
Erlebt jeden Anstoss von aussen, den es passiv erleidet, als Verletzung.

Guajacum
Möchte nicht von aussen bewegt werden, weil es Gott um die höchste Form von Leben beneidet: die absolute Selbstbewegung.

THOMAS VON AQUIN


Thomas arbeitet den Unterschied zwischen Gott und Mensch in bezug auf das Glück deutlich heraus: Da Gott das ganze Sein umfasst, ist er immer und vollkommen im Besitz des Guten, d.h. auch vollkommen glücklich. Der Mensch kann sich das Glück nur durch einen Veränderungsprozess erwerben, der eine Hinbewegung auf das erstrebte Ziel notwendig macht. Dieser Zusammenhang ist an zwei Stellen beschrieben: ST I 26.1: "Kommt Gott Seligkeit zu ?"
"Die Seligkeit kommt Gott im höchsten Grade zu. Unter dem Wort Seligkeit wird nämlich nichts anderes verstanden, als dass das Gut einer vernünftigen Natur vollkommen dasteht. Sie hat es an sich, ihr Genüge in dem Gut zu erkennen, welches sie besitzt; und ihr kommt es zu, dass sie von etwas gut oder schlecht berührt wird, und dass sie die Herrschaft über ihre Tätigkeiten hat. Jene beiden Erfordernisse vereinigt aber Gott im auszeichnendsten Masse, nämlich vollkommen und vernünftig zu sein. Deswegen kommt die Seligkeit Gott im höchsten Grade zu."
ST I 9.1: "Ist Gott durchaus unveränderlich?"
"(...) Drittens, alles, was gewegt wird, erwirbt mit seiner Wegung etwas und rührt bis zu dem hin, auf was es sich vorher nicht erstreckte. Da Gott aber unendlich ist, in sich alle Fülle der Vollkommenheit des gesamten Seins umgreifend, so kann er nicht etwas erwerben noch sich auf etwas hin ausdehnen, auf das er sich vorher nicht erstreckte. Deswegen kommt ihm in keiner Weise eine Bewegung zu. (...)"

QUELLEN


Autor: Peter Mattmann-Allamand, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 6
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 2
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 2
Cl Clarke J.H., Dictionary, New Delhi 1921
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985
Bild Keines