Cicuta virosa

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ZENTRALE BEGRIFFE


Cicuta virosa, Wasserschierling, Wüterich
(Familie: Apiaceae)

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Cicuta reagiert überall dort empfindlich, wo seine nach hinten gerichtete Haltung herausgefordert wird. Er ist darauf bedacht, dass alles beim Alten bleibt. Neues kommt ihm leicht töricht und unnötig vor Th 9. Er gerät in ein Spannungsfeld zwischen der Schnelllebigkeit und dem Neuerungswillen der Jetztzeit einerseits und seinem Bestreben nach Konservierung der Vergangenheit andererseits.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen




THEMENLISTE


1. Wie ein Kind
Er deuchtete sich wie ein Kind von sieben, acht Jahren, als wären ihm die Gegenstände sehr lieb und anziehend, wie einem Kinde das Spielzeug. RAL 36
Liebt kindisches Spielzeug, springt aus dem Bett in einem glücklichen, kindischen Zustand. He 1.22

2. Fremde Verhältnisse
Er glaubte nicht, in den gewöhnlichen Verhältnissen zu leben; es deuchtete ihm alles fremd und fast furchtbar; es war, als wenn er aus einem hitzigen Fieber erwachte und allerlei Gestalten sähe, doch ohne körperliches Krankheits-Gefühl. RAL 35
Gefühl, als sei er an einem eigenartigen Ort, was Angst verursacht. He 1.10
Gemüt; Delusion, die eigene Stimme und die Stimmen anderer wirken fremd. Rep Kt

3. Er ward gleichgültig gegen Alles, und fing an zu zweifeln, ob dies auch wirklich der Zustand sey, in welchem er sich befände. RAL 29

4. Wo Andre lustig waren, war er traurig. RAL 34

5. Ängstlichkeit; er wird von traurigen Erzählungen heftig angegriffen. RAL (198)

6. Grosse Schreckhaftigkeit; bei jeder Öffnung der Thüre und bei jedem, auch nicht gar laut gesprochenen Worte empfindet sie vor Schreck Stiche in der linken Seite des Kopfs. RAL (201)

7. Angst vor der Zukunft
Er dachte mit Ängstlichkeit an die Zukunft und war immer traurig. RAL 31
Aufgelegtheit, mit Kümmernis für die Zukunft, alles was ihm begegnen könnte, stellte er sich gefährlich vor. RAL 33

8. Menschen-Scheu, Menschen-Hass
Mangel an Zutrauen zu den Menschen und Menschen-Scheu; er floh sie, blieb einsam und dachte über die Irrtümer derselben und über sich selbst ernsthaft nach. RAL (204)
Geringschätzung und Verachtung der Menschheit; er floh die Menschen, verabscheute ihre Thorheiten im höchsten Grade und sein Gemüth schien sich in Menschen-Hass zu verwandeln; er zog sich in die Einsamkeit zurück. RAL (203)
Vorliebe für Einsamkeit; grosse Missachtung und Abneigung gegen die Gesellschaft anderer. He 1.18
Fürchtet sich vor Gesellschaft und möchte allein sein. He 1.34
Möchte allein sein und ist unaufgelegt zu sprechen, mit verminderter Verstandeskraft. A 11

9. Irrtümer und Thorheiten
(…) dachte über die Irrtümer derselben und über sich selbst ernsthaft nach. RAL (204)
(…) verabscheute ihre Thorheiten im höchsten Grade (…) RAL (203)
Gemüt; tadelsüchtig, kritisch, streng. Rep

10. Argwöhnisch. RAL 32

11. Gemüt; Kühnheit, Verwegenheit, Dreistigkeit. Rep Pha

12. Sie meint, sie sähe einen riesigen betrunkenen Mann auf sich zutreten, der sich neben sie legt, sie bittet ihn wegzugehen, fällt in Konvulsionen und dreht sich auf den Bauch. He 1.9

13. Lacht und beisst. A 12

14. Starke Erregung, das Kind packt erschreckt seine Kleidung. He 1.25

15. Gedankenlosigkeit, Unbesinnlichkeit, Sinnen-Beraubung. RAL (3)
Verlust der Vorstellungskraft; Empfindungsverlust. He 1.15

16. Verwirrung der Ideen und schneller Wechsel der Gedanken von einem Thema zum andern. A 36

17. Er verwechselte Gegenwärtiges mit dem Vergangenen. RAL 30

18. Nachts, lebhafte Träume, welche die Begebenheiten des vergangenen Tags enthalten. RAL 26

19. Gemüt; historische Träume. Rep Bön

20. Lebhafte und verworrene Träume
Lebhafte, aber unerinnerliche Träume. RAL (189)
Viele verworrene Träume, voll Unruhe. RAL (190)

21. Öfteres Aufwachen aus dem Schlafe, wo er jedes Mal über und über schwitzte, wovon er sich aber gestärkt fühlte. RAL (194)

22. Zufriedenheit
Ruhige Veranlagung, zufrieden, glücklich. He 1.27
Gemüths-Ruhe: er war mit seiner Lage und mit sich selbst höchst zufrieden und sehr heiter. RAL (205)

23. Gemüt; Wohlwollen, Wohltätigkeit, Güte. Rep J

24. Gemüt; mitfühlend. Rep Bön

25. Gemüt; Meditation. Rep

26. Sehr heftig in all seinem Tun. He 1.26

27. Arbeit
Unaufgelegt zur Arbeit, mürrisch, schlecht gelaunt. A 34
Lebhafte Stimmung, aufgelegt zur Arbeit, mit eine Gefühl von Leichtigkeit beim Gehen oder bei irgend einer anderen Anstrengung der Muskeln. A 14

28. Stichartiges Reissen in den Muskeln des rechten Vorderarms, beim Schreiben, was sich bei gänzlicher Unthätigkeit des Körpers verlor. RAL (147)

29. Sie verlangen alle nach dem warmen Ofen. RAL (195)

30. Holzkohle
Er hatte grosses Verlangen auf Kohlen und verschlang sie. RAL (78)
Grosses Verlangen nach Holzkohle; das Kind nimmt Kohlen in den Mund, zerkaut und schluckt sie mit anscheinendem Genuss. He 14.4

31. Friedhof
Gemüt; Delusion er tanze auf einem Friedhof. Rep A
Gemüt; Verlangen nachts auf einem Friedhof zu tanzen. Rep A

32. Sterben
Er glaubt er werde sterben. A 25
Alte Männer befürchten einen langen Anfall von Kranksein vor dem Sterben. He 1.33

33. Engheit in der Herzgrube und Ängstlichkeit, acht Tage lang, er möchte immer hinaus, um sich abzukühlen. RAL 18

34. Gemüt; Drang vor Konvulsionen an den Wänden hoch zu klettern. Rep Vth

35. Ängstlichkeit
Viel Blähungs-Anhäufung, mit immerwährender Angst und Verdriesslichkeit. RAL 20
Um die Mittags-Stunde, Ängstlichkeit, Schweiss im Gesichte und Zittern der Hände; es kömmt ihm an's Herz (in der Mitte der Brust), als wenn er ohnmächtig werden sollte. RAL 25
Ängstlichkeit im Kopfe. RAL (21)
RAL 18

36. Gemüt; Trost und Zuspruch bessert. Rep Bön

37. Sprechen
Beim Sprechen mehrer Worte kann er wohl die ersten fünf, sechs Worte ohne Anstossen herausbringen, bei den übrigen aber bekömmt er, im Aussprechen des Worts, einen kleinen, selbst von aussen bemerkbaren Ruck am Kopfe rückwärts, und zugleich zucken die Arme etwas, so dass er die auszusprechende Sylbe gleichsam rückwärts ziehen und verschlucken muss, fast wie der Schlucksen zu thun pflegt. RAL (71)
Möchte allein sein und ist unaufgelegt zu sprechen, mit verminderter Verstandeskraft. A 11
Gibt kurze Antworten. He 1.19

38. Schwindel, Taumel, Fallen
Er will immer zur Erde fallen. RAL (17)
Er fiel zur Erde, ohne ein Wort zu sagen. RAL (18)
Beim Gehen, Schwindel, als wollte er links vorwärts fallen. RAL (5)
Beim Bücken ist's, als sollte er mit dem Kopfe vorstürzen. RAL (6)
Er ist im Sitzen, Stehen und Gehen wie betrunken. RAL (9)
RAL (4, 7, 8, 15, 16, 19)

39. Kriebeln in der Stirne, wie von Ameisen. RAL (27)

40. Alles bewegt sich oder blendet
Alle Gegenstände scheinen ihm, sich in einem Kreise zu bewegen, vorzüglich beim Sitzen – viele Stunden lang. RAL (10)
Es bewegen sich ihm alle Gegenstände herüber und hinüber, von einer Seite zu der andern, obgleich Alles die gehörige Gestalt hat. RAL (11)
Sie glaubt sich fester stellen oder setzen zu müssen, weil sie nichts Stetes oder Festes vor sich sieht und sie also wähnt, sie selbst wanke; alles blendet sie. RAL (12)
Sie glaubt, auf diese und jene Seite zu wanken, oder dass die Gegenstände um sie her herüber und hinüber sich bewegten; es kömmt ihr vor, als stehe nichts still, sondern alles werde, wie ein Perpendikel (Uhrpendel), hin und her gewiegt. RAL (13)
Wenn sie stehen soll, wünscht sie sich anhalten zu können, weil ihr die Gegenstände bald nahe zu kommen, bald sich wieder von ihr zu entfernen scheinen. RAL (14)

41. Buchstaben bewegen sich auf und ab oder verschwinden; oder Regenbogenfarben um sie herum; regenbogenfarbene Ringe um die Kerze. He 5.6

42. Alles erscheint schwarz
Starres Hinblicken nach einer und derselben Stelle, wobei ihm alles wie schwarzes Zeug aussieht. RAL (36)
Bald erschien ihr alles doppelt und von schwarzer Farbe, bald verfiel sie in Schwerhörigkeit. RAL (42)

43. Starrer Blick
Starrsehen: sie sieht unverwandten Blicks auf eine und dieselbe Stelle hin und kann nicht anders, so gern sie auch wollte – sie ist dabei ihrer Sinne nicht ganz mächtig und muss sehr aufgeregt werden, um richtig zu antworten; zwingt sie sich mit Gewalt, durch Wegdrehen des Kopfs, den Gegenstand mit den Augen zu verlassen, so verliert sie ihre Besinnung, und es wird ihr Alles finster vor den Augen. RAL (37)
Wenn sie auch ihren Blick unverwandt auf ihren Gegenstand heftet, so sieht sie doch nichts genau; es fliesst alles in einander, wie in dem Zustande, wenn man allzu lange auf einen und denselben Gegenstand gesehen hat, wo einem, wie man sagt, die Augen vergehen. RAL (38)
Sieht sie lange nach derselben Stelle, so wird sie schläfrig und es ist ihr, als würde ihr der Kopf herabgedrückt, ob man gleich nichts davon sieht, da sie dann mit offenen, starren Augen keinen Buchstaben mehr erkennt. RAL (39)
So oft man auch in sie hinein redet und sie dadurch aus ihrem unbesinnlichen Starrsehen heraus reisst und durch Anrufen erweckt, so oft fällt sie doch immer wieder hinein, wobei man nur fünfzig Pulse in einer Minute fühlt. RAL (40)
RAL (36, 41, 196)

44. Kann sich nicht zwingen
Starrsehen: sie sieht unverwandten Blicks auf eine und dieselbe Stelle hin und kann nicht anders, so gern sie auch wollte – sie ist dabei ihrer Sinne nicht ganz mächtig und muss sehr aufgeregt werden, um richtig zu antworten; zwingt sie sich mit Gewalt, durch Wegdrehen des Kopfs, den Gegenstand mit den Augen zu verlassen, so verliert sie ihre Besinnung, und es wird ihr Alles finster vor den Augen. RAL (37)
Eine Art Klamm in den Hals-Muskeln: wenn er sich umsieht, kann er mit dem Kopfe nicht gleich wieder zurück – die Halsmuskeln geben nicht nach und wenn er's erzwingen wollte, würde es sehr weh thun. RAL 11

45. Sie hört nicht wohl, wenn man nicht stark in sie hinein redet und sie drauf aufmerksam macht. RAL (54)

46. Früh, beim Erwachen, Kopfweh, gleich als wäre das Gehirn locker und würde erschüttert beim Gehen; wenn er drauf dachte, wie der Schmerz beschaffen sey, so war er verschwunden. RAL 1

47. Nase sehr berührungsempfindlich, leichte Berührung bringt sie zum Bluten. He 7.1

48. Steifer Hals
Eine Art Klamm in den Hals-Muskeln: wenn er sich umsieht, kann er mit dem Kopfe nicht gleich wieder zurück – die Halsmuskeln geben nicht nach und wenn er's erzwingen wollte, würde es sehr weh thun. RAL 11
Dumm im Kopfe, mit Schüttelfrost; dabei war ihr der Hals wie steif und die Muskeln wie zu kurz. RAL (2)

49. Hals wie zugewachsen
Der Hals scheint innerlich wie zugewachsen zu seyn und äusserlich wie schmerzhaft zerschlagen beim Bewegen und Angreifen, mehre Stunden sich verschlimmernd, unter Aufstossen von Mittag bis Abend. RAL (74)
Das Mittel hilft immer, wenn irgendwelche Verletzungen oder Leiden heftiges Würgen auslösen. Kt

50. Empfindung in der Brust und im Halse, als stäke etwas von einander Pressendes darin, wie eine Faust dick, die das Athemholen verhindert und den Hals auseinander treiben will – beim Sitzen schlimmer, als beim Gehen. RAL (118)

51. Verletzungen durch Splitter
Speiseröhre verletzt von einem verschluckten Knochensplitter, hierauf folgte Schmerz und Schwellung; konnte sechs Tage später keinen Tropfen Flüssigkeit schlucken; drei Tage danach war es schwierig, die Luft in die Luftröhre zu bekommen und sie befürchtete jeden Augenblick zu ersticken; Hals und Nacken waren zum Doppelten ihres normalen Umfangs geschwollen, steif und hart. He 13.7
Cicuta virosa ist ein altes Mittel bei tetanischen Krämpfen, die durch Splitter in der Haut oder unter den Nägeln verursacht werden. Kt
Allgemeines; Wunden durch Splitter. Rep

52. Während des Liegens im Bette, ein sonderbares Gefühl, als wenn sein ganzer Körper angeschwollen wäre und zugleich (wachend) ein öfteres Zusammenfahren, als ob er aus dem Bette fiele. RAL (171)

53. Wie von einem Stoss oder Schlag
Wundheits-Empfindung hinter dem linken Ohre, wie nach einem Stosse oder Schlage. RAL (47)
Schmerz hinter dem rechten Ohre, wie von einem Stosse oder Schlage zurück bleiben würde. RAL (48)
Der rechte Nasenflügel schmerzt wie wund, wie nach einem Stosse oder Schlage. RAL (56)
Ein Stoss in der Gegend der Herzgrube, wie mit einem Finger, wodurch er zusammenfährt und sich dann erst wieder sammelt und besinnt. RAL (93)
In der rechten Becken-Gegend, am Rande des Darmbeins, eine Art Wundheits-Schmerz, wie nach einem heftigen Stosse, pulsartig ziehend. RAL (115)
Am untern Ende des Brustbeins, ein Druck, wie nach einem Stosse und wie wund – im Gehn. RAL (127)
Ein Stoss in den Rücken-Wirbelbeinen. RAL (130)
Wundheits-Schmerz, wie von einem Stosse, im rechten Achsel-Gelenke. RAL (137)
Wund-Schmerz, wie von einem Stosse oder Schlage, im linken Vorderarme. RAL (148)
Allgemeines; Verletzungen; chronische Folgen von Stössen, Stürzen, Prellungen. Rep Boe
Allgemeines; Verletzungen; tatsächliche oder Neigung zu Stössen, Stürzen, Prellungen; Commotio. Rep Bön

54. Knacken
Gefühl von Knacken im Achsel-Gelenke, was man nicht hört. RAL (140)
Gefühl von Knacken im Handgelenke, was man nicht hört. RAL (150)

55. Epilepsie und Krämpfe
Epileptische Zuckungen bei drei Kindern – wovon eins wieder genas. RAL (176)
Entsetzliche Fallsucht, erst in kürzeren, dann in längern Zwischenzeiten wiederkehrend – die Glieder, der Kopf und der Oberkörper werden auf eine wundersame Weise bewegt bei verschlossenen Kinnbacken. RAL (181)
Sie lagen alle schwach, ohne Verstand und unbeweglich, wie Klötze und wie Todte. RAL (185)
Die Anfälle verdrehen das Kind in die seltsamsten und schrecklichsten Verzerrungen, was es manchmal aufschreien lässt. He 36.13
Tonischer Krampf, fängt von geringster Berührung wieder an; von Tür öffnen und von lautem Reden. He 36.27
RAL (177, 180-184) He 36.11-31

56. Beim Gehen tritt sie nicht richtig auf die Fusssohlen auf, sie knickt nach innen und sie geht auf der Aussenkante des Fusses. (Gressus vaccinus, Gang wie ein Kuh) He 33.7

57. Wahnsinn
Nach ungewöhnlichem Schlafe, Hitze des Körpers; sie sprang aus dem Bette, tanzte, lachte und trieb allerlei Narrheiten, trank viel Wein, hüpfte immer umher, klatschte in die Hände und sah dabei sehr roth im Gesichte aus – die ganze Nacht hindurch. RAL (202)
Delirium, schreit, singt; Bewusstlosigkeit mit offenen Augen, kennt niemanden, aber antwortet auf Fragen, wenn berührt oder angesprochen; das Bewusstsein kehrt plötzlich wieder, und sie erinnert sich an nichts, was geschehen war; Anfälle zweimal am Tage. He 1.13
Gemütsstörung, Singen, Ausführen der wunderlichsten Tanzschritte, Schreien. He 1.21

58. Appetit
Appetitlosigkeit wegen Trockenheits-Gefühl im Munde; Speisen haben keinen unrechten, aber doch keinen vollen Geschmack. RAL 12
Mittags, Appetit zum Essen, aber der Appetit verschwand beim ersten Bissen. RAL 13
Morgenbrod schmeckt nicht, es dämmte sich an im Leibe, als wenn er schon zu viel gegessen hätte. RAL 14
Beständiger Hunger und Esslust, auch wenn er eben erst gegessen hat. RAL (76)

59. Sexualität
Samen-Ergiessung, ohne wohllüstige Träume. RAL (112)
Erektionen ohne Verlangen. A 285
Häufige Erektionen ohne Verlangen. A 286
Wollüstige Träume mit reissenden Schmerzen in der Fossa navicularis. A 521

60. Blase
Blasenlähmung mit grosser Angst. He 21.1
Unwillkürliches Harnen. RAL (106)

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


In dieser Phase begegnet uns ein Mensch, der an der ständigen Veränderung und Modernisierung leidet und sich gegen alles Neue sträubt. Er berichtet, dass früher alles besser war und die aktuellen Errungenschaften ihm töricht und sinnlos vorkommen. Die Zukunft ängstigt ihn deshalb Th 7. Er macht sich über die Fragen von Bewahren und Erneuern viele Gedanken, auch über die Rolle, die ihm selbst in diesem Bereich zukommt. Er kann sich innerhalb der Gesellschaft, die auf ständigen Fortschritt ausgerichtet scheint, ziemlich einsam und ausgeschlossen fühlen Th 8. Die Lust zur Arbeit kann ihm vergehen, vor allem, wenn diese sich nicht einfach auf alt Bewährtes bezieht Th 27. Seine Gedanken verwirren sich angesichts der Überflutung mit neuen Impulsen Th 16. Seine nostalgischen Phantasien können übermächtig werden und ihm eine Gegenwart vorgaukeln, die längst vorbei ist. Er verwechselt das Vergangene mit dem Gegenwärtigen Th 17. Er kann insgesamt ängstlich, verwirrt und ruhelos wirken, er möchte die Wände hochklettern vor Unruhe oder ins Freie rennen Th 16, 18, 33-35.
Dass er von traurigen Erzählungen heftig angegriffen wird und sich davor fürchtet Th 5, lässt sich von seinem Anspruch her verstehen: Wer sich in einer idealisierten Vergangenheit einrichten möchte und sein Augenmerk auf Historisches lenkt, reagiert empfindlich, wenn ihm bewusst wird, dass es auch schwarze, unangenehme Geschichte(n) gibt.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
In seiner Vollkommenheits-Vorstellung ist Cicuta mit sich selbst und seiner Lage höchst zufrieden und heiter Th 22. Er kann sich kindlich unbeschwert geben Th 1. Es ist ihm hier gelungen, die eigenen Phantasien zu verwirklichen, er hat die Dinge im Griff. In dieser Haltung fühlt er sich meditativ in seiner Mitte Th 25, er wirkt für die Mitmenschen wohlwollend, wohltätig und mitfühlend Th 23, 24.
Er wird sich für konservative Werte einsetzen und wenn möglich in einem historisch orientierten Beruf tätig sein. Dann ist er zur Arbeit aufgelegt und motiviert. Anstrengung – auch diejenige der Muskeln – scheint ihn zu beleben und ihm ein Gefühl von Leichtigkeit zu verschaffen Th 27.
Wenn er hingegen sein Verlusterleben kompensiert, wird seine Haltung starr und rigide, damit er sich in seiner Desorientierung in der sich ständig verändernden Welt an irgend etwas festhalten kann Th 3.
Das Gefühl des Ausgeschlossenseins gleicht er dadurch aus, dass er Gesellschaft zu meiden beginnt. Er kann sogar menschenverachtend werden und alle anderen für verrückt erklären Th 8. Statt mit den anderen Menschen zu lachen, lacht er über sie, er gibt sich wild, angriffig und dreist Th 11, 13.
Mit dem Verlangen, auf dem Friedhof zu tanzen, kompensiert er die Angst vor dem Sterben Th 31. Er fühlt sich an diesem historischen, die Vergangenheit bewahrenden Ort in seinem Element.

Egolyse
Wenn Cicuta sein nostalgisches Rückwärtsgerichtet-Sein zu sehr kultiviert, verliert er sich in einer leblosen, abgeschotteten, beinahe bewusstlosen Daseinsform Th 8, 15. Er ist dann gar nicht mehr fähig, die Gegenwart wahrzunehmen Th 17, seine Sinne versagen, er kann weder sehen noch hören Th 40, man muss ihn schon stark ansprechen oder erregen, damit er noch reagiert Th 43, 45.
Er flieht die Menschen Th 8, kann nicht mehr sprechen oder antworten, selbst wenn er wollte Th 37. Er verliert auch jede Vorstellungskraft – sei es in Bezug auf Vergangenes oder auf Gegenwärtiges Th 15, 17.
Es kann auch sein, dass seine Phantasien die Regie übernehmen und er im Wahnsinn endet Th 57.

Alterolyse
Wenn Cicuta die anderen Menschen für sein Leiden verantwortlich macht, wird vor allem seine Verachtung für deren Torheit und Verrücktheit zu Tage treten. Seine Haltung wird heftig, aggressiv Th 11, 13, er hasst die Menschen in ihrem Neuerungswahn und ihrem verachtungswürdigen, unsteten Verhalten Th 8.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Cicuta virosa lehnt die menschliche Bedingung der Transformation ab. Jede Energie, die nach vorne drängt, nach Entwicklung strebt, z.B. im pubertären Sturm und Drang, kommt ihm befremdlich und töricht vor Th 9.
Er möchte stattdessen einen vergangenen Zustand konservieren, um sein Entwicklungspotenzial unangetastet zu lassen. Am liebsten würde er im nostalgisch verklärten, unbeschwerten Lebensalter der Kindheit verharren Th 1 oder sich in historischen Träumen verlieren Th 19.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Da es für den Menschen unmöglich ist, ausschliesslich in einer nostalgischen Welt zu leben, fühlt sich Cicuta dort irritiert, wo er von den Mitmenschen oder von veränderten Verhältnissen herausgefordert wird, seinen rückwärts gewandten Blick zu verändern. Seine Umgebung, selbst die eigene Stimme erscheinen ihm fremd Th 2, er bezweifelt, ob sein Zustand real sei Th 3. Er verwechselt Gegenwart und Vergangenheit Th 17.
Seine Willensfunktion erscheint ihm unzureichend, er kann sich zu nichts zwingen Th 44, sein Versuch zur Konservierung einer idealen Vergangenheit misslingt.
Weil er den jugendlichen, zukunftsgerichteten Schwung ablehnt, verliert er die Möglichkeit, mit anderen zusammen fröhlich und entspannt zu sein: Wo andere lustig waren, war er traurig Th 4. Er wird argwöhnisch Th 10 und verschluckt beim Sprechen die Worte Th 37. Er hält sich krampfhaft am Vergangenen, Historischen fest Th 18, 19 und kann nicht anders, als auf eine und dieselbe Stelle starren Th 43.
Wenn sich die blockierten Energien entladen, geschieht es in einer heftigen Art Th 26, oder gar in epileptischen Anfällen Th 55.
Sein Wille zum Festhalten führt zu einem Verlust der körperlichen Sicherheit: Alles rundum scheint sich zu bewegen oder ihn zu blenden Th 40, er fühlt sich, als ob er jeden Moment fallen könnte Th 38; das Gehirn scheint sich zu lockern Th 46.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Da Cicuta so auf eine idealisierte Vergangenheit fixiert ist, beunruhigt ihn der Kontakt mit der gegenwärtigen Realität. Die Entfremdung, die er erlebt, ängstigt ihn tief Th 2. Auch die Zukunft ist für ihn bedrohlich, alles was ihm begegnen könnte, stellt er sich gefährlich vor Th 7: Bei jedem Öffnen der Tür erschrickt er Th 6, er fürchtet sich vor Gesellschaft Th 8, vor einem langen Siechtum und vor dem Tod Th 32. Gerade unbemerkte Wandlungen, wie eine schleichende Krankheit sie mit sich bringen kann, bedrohen ihn stark. Deshalb reagiert er schon auf geringe Körpersymptome wie Blähungen, Schwäche in der Brust oder Kopfbeschwerden mit Angst Th 35, 60.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Das Symptom "als wären ihm die Gegenstände sehr lieb und anziehend, wie einem Kind das Spielzeug" verrät, in welche Richtung ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik gehen könnte: Statt dieses Gefühl nostalgisch zu glorifizieren, würde es ihm möglich, das Hier und Jetzt wie ein Kind zu erleben, dem jeder Moment noch reine Gegenwart und daher gleich wertvoll ist.
Sein Interesse an der Vergangenheit befähigt ihn für konservierende oder historisch ausgerichtete Berufe.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Sie meint, sie sähe einen riesigen betrunkenen Mann auf sich zutreten, der sich neben sie legt, sie bittet ihn wegzugehen, fällt in Konvulsionen und dreht sich auf den Bauch Th 12.
Die spirituelle Trunkenheit ist ein universelles Symbol. Sie bezieht sich auf die Sprache der christlichen und muslimischen Mystiker, denen sie das Bewusstsein raubt für alles, ausser der Wahrheit, sie vergessen sogar, dass sie vergessen DDS. In diesem Zustand ist der Mensch demnach so durchtränkt von göttlicher Wahrheit, dass er selbst in seinem Vergessen kein Leiden mehr empfindet und sich nicht mehr darum sorgen muss, Dinge zu bewahren.
Cicuta aber will am Alten festhalten und möchte gerade nicht vergessen. In der Wahnvorstellung kommt ihm die "trunkene Wahrheit" deshalb in übergrosser, aktiv männlicher Gestalt entgegen, die befruchtend auf ihn einwirken will.

Grosses Verlangen nach Holzkohle; das Kind nimmt Kohlen in den Mund, zerkaut und schluckt sie mit anscheinendem Genuss Th 30.
Die Kohle ist das Symbol des verborgenen Feuers, der okkulten Energie, sie ist ein Wärmespeicher. Die schwarze und kalte Kohle stellt ausschliesslich inwohnende Möglichkeiten dar: Sie braucht einen Funken, einen Kontakt mit dem Feuer, um ihre wirkliche Natur zu entfalten. Sie ist das erloschene Leben, welches sich nicht mehr von selbst entflammen kann, wenn sie schwarz bleibt DDS.
Indem sich Cicuta die Kohle einverleibt, bestärkt er sein Verlangen nach konservierten Möglichkeiten. Er lehnt den Funken ab, welcher ihn zur Entfaltung und Neuerung bringen würde. In der Egolyse erlischt dadurch alles Leben.
Hier anfügen lässt sich auch folgendes Symptom: Starres Hinblicken nach einer und derselben Stelle, wobei ihm alles wie schwarzes Zeug aussieht Th 42.

Zwei weitere Symptome können unter dem Aspekt des Konservierens interpretiert werden: Sie verlangen alle nach dem warmen Ofen Th 29. In der Wärme werden z.B. Früchte gedörrt und haltbar gemacht.
Öfteres Aufwachen aus dem Schlafe, wo er jedes Mal über und über schwitzte, wovon er sich aber gestärkt fühlte Th 21. Die Feuchtigkeit verdampft beim Dörren oder bei Verbrennungsprozessen als erstes. Cicuta fühlt sich dadurch nicht erschöpft, sondern in seinem innersten Anliegen bestärkt.

Der verfliessenden gegenwärtigen Zeit begegnet Cicuta im Symptom: Sie glaubt, auf diese und jene Seite zu wanken (...) es kömmt ihr vor, als stehe nichts still, sondern alles werde, wie ein Perpendikel (Uhrpendel), hin und her gewiegt Th 40. Einerseits sehen wir in diesem Bild die Verunsicherung durch das Vergehen und die Erneuerung, andererseits suggeriert die Wortwahl des Symptoms auch ein gewisses Wohlbefinden: Sich wiegen zu lassen im Fluss des Lebens, in der Gegenwart des Hier und Jetzt, würde für Cicuta einen Zustand der Heilung darstellen.

Geschriebenen Texten – die ja etwas festhalten – begegnet Cicuta sicher mit besonderer Aufmerksamkeit. Einerseits gaukelt ihm seine Vorstellungskraft vor, dass es nicht gelingt etwas schriftlich zu fixieren – die Buchstaben bewegen sich oder verschwinden – andererseits scheint er die Schrift zu glorifizieren und sieht Regenbogenfarben um sie herum Th 41.
Während des Liegens im Bette, ein sonderbares Gefühl, als wenn sein ganzer Körper angeschwollen wäre und zugleich (wachend) ein öfteres Zusammenfahren, als ob er aus dem Bette fiele Th 52. Diese Empfindung zeigt eine andere Schwierigkeit, die entstehen kann, wenn man alle inwohnenden Möglichkeiten bewahren will: Der Körper scheint für diese nicht gross genug.

Dass sich Cicuta besonders bewährt hat bei Verletzungen durch Splitter Th 51 kann in Zusammenhang gebracht werden mit der Ablehnung, die er den Einflüssen von aussen entgegenbringt. Er leidet am Eindringen von Fremdem und Neuem in seine Welt.
Er erlebt deshalb auch Schmerzen, als würde er gestossen oder geschlagen Th 53.

Aus dem gleichen Blickwinkel kann wahrscheinlich die Sexualität Th 59 von Cicuta betrachtet werden. Die Symptome weisen darauf hin, dass beim Mann die körperlichen Funktionen wie Erektion oder Samenergiessung ohne entsprechende Gemütsbewegung stattfinden. Bei der Frau ist gut vorstellbar, dass sie den Beischlaf als bedrohendes Eindringen erlebt.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Cuprum hat ähnliche Blockaden und heftige Entladungen wie Cicuta, allerdings geht es beim ersten um das Thema Leiten und Leitfähigkeit, nicht um Fragen von Konservierung und Neuerung RMM 2.

Carbo vegetabilis lehnt ebenfalls Entwicklung und Wandel ab MMH. Bei beiden Mitteln finden wir körperlich eine Besserung durch Schweiss Th 33.

Helleborus lehnt es ab, die "Wirkkraft des Geistes auf den Körper" zu trainieren, womit auch er sich gegen Entwicklung und Wandel wehrt. s.S. 123

Carbo animalis empfindet wie Cicuta Heimatlosigkeit und Fremdheit. Gemeinsam finden wir die beiden Mittel in der Rubrik Meditation. Es ist denkbar, dass sie sich in einer kirchentreuen, nostalgisch rückwärts gewandten Haltung ähneln. Carbo animalis ist dabei eher an der Spiritualität als solcher interessiert, er ist auch offen für andere Religionen und echte, ausgeübte Meditationspraxis, während es Cicuta eher um das Historisierende geht: "Früher war einfach alles besser, auch die Religion!" RMM 1

ZUR SUBSTANZ


Cicuta virosa, Wasserschierling, Wüterich (Familie: Apiaceae)

ANMERKUNGEN


Die bisherige Arzneikunst hat nie innerlichen Gebrauch von der Cicuta virosa gemacht; denn wenn sie Cicuta verordnete, was vor mehren Jahren sehr häufig geschah, so verstand man nie etwas anderes unter diesem Namen, als Conium maculatum (der gefleckte Schierling). RAL

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Olten, Oktober 2005

RAL
A
He
Kt
RMM
MMH
Rep
DDS
Bild
Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 6
Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 3
Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 4
Kent, James T., Kents Arzneimittelbilder, Heidelberg 1988
Studer Susanne, Ostermünchner Esther, Revidierte Materia Medica Homoeopathica Band 1, 2, HIZ, Hägglingen 2002, 2005
Preis Stefan, Mattmann Peter, Weihe Christoph, Studer Susanne, Weiss Karl: Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde, Luzern 1996/97
A – Allen J.T., Boe O. – Boericke O., Bön – Bönninghausen, J – Jahr, Pha – Phatak, Vith – Vithoulkas
Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
Mit freundlicher Genehmigung, oben: Marin Bolliger, Schweiz, unten: Björn Corander, Finnland