Citrus vulgaris

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Die innere Aufmerksamkeit richtet sich auf die Lebensabläufe, auf alle Arten von Bewegung: Atmen, Verdauen, körperliche Bewegung, Wahrnehmen, Denken, etc. Überall erfährt der Citrus-vulgaris-Mensch deren Ablauf als extrem störanfällig und ungenügend. Er erlebt sich einerseits als behindert, andererseits entwickelt er das Bedürfnis, diese Lebensvorgänge zu kontrollieren.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Das Thema der Arbeit mit all ihren Nuancen hat die grösste Bedeutung. Sobald er arbeitet, d.h. eine selbsttätige Bewegung ausführt, beginnt er, an verschiedenen Beschwerden zu leiden. Er erlebt sich als körperlich behindert und unfähig zur Arbeit. Die Egotrophie spricht von einer Lebhaftigkeit oder Lebendigkeit (der Gliedmassen). Alle anderen Themen beschreiben entweder Bedingungen der Arbeit oder einen symbolischen Zusammenhang damit. Arbeit ist die wichtigste Lebensäusserung des Menschen.


1. Behinderung
Weinte die ganze Zeit und bildete sich ein, sie wäre behindert. A 1

2. Müdigkeit und Schwere
Schwere des Kopfes. A 5
Grosse Müdigkeit in allen Gliedern, vor allem der Arme. A 59

3. Wie betrunken
Allgemeine Kopfschmerzen, wie betrunken. A 8
Kopfschmerzen der Schläfen, vor allem auf der rechten Seite, mit einem Trunkenheitsgefühl. A 59

4. Arbeit
Die Migräne, an der sie vorher jeden Monat gelitten hatte, verschlimmerte sich sehr; sie hatte jeden Tag Kopfschmerzen, immer in der Stirn, mit dem Verlangen zu erbrechen; es war manchmal so schlimm, dass sie die Arbeit hinlegen musste, im Zimmer blieb und nicht den geringsten Lärm ertragen konnte. A 15
Schwäche des Sehvermögens; konnte nur mit Mühe arbeiten beim Nähen. A 18
Erstickungsanfälle und Schwitzen, sobald sie den Arbeitsraum betrat; musste die Fenster öffnen; mit Erbrechen und Jucken. A 54
Konnte nicht länger als zwei Stunden hintereinander arbeiten, dies wegen schwerer linksseitiger Pleurodynie. A 56
Die Glieder fühlten sich so lebhaft an, dass sie bei der Arbeit — wenn sie einmal dabei war — das Gefühl bekam, als ob sie nicht mehr aufhören könnte. A 58
Schwellung der linken Hand mit Jucken, das 15 Tage andauerte und nur zurückging, wenn sie aufhörte zu arbeiten. A 68
Nervöse Erregung in solch einem Masse, dass sie nicht gut arbeiten konnte; Zusammenzucken, Nervenschocks, und Ziehen in den Gliedern. A 73
Von Zeit zu Zeit kam er während der Arbeit in einen zappeligen Zustand und musste hinausgehen. A 81
Der Anfall begann morgens mit einem Gefühl von ungewohnter Lebhaftigkeit. Sie begann Kleider zu waschen, und je mehr sie wusch, umso mehr wollte sie waschen, sie konnte nicht aufhören zu arbeiten. Dann zitterte sie am ganzen Körper und fiel zu Boden. Der ganze Körper war verkrampft, vor allem die linke Seite des Gesichtes und die Schultern, letztere waren sehr erregt (...) A 82
Konnte nicht schlafen bei fortgesetzter Arbeit, war sogar nach einigen Tagen ohne Arbeit die ganze Nacht unruhig, warf sich im Bett hin und her, hatte schlechte Träume und fuhr zusammen beim Aufwachen. A 98

5. Lärm
Die Migräne, an der sie vorher jeden Monat gelitten hatte, verschlimmerte sich sehr; sie hatte jeden Tag Kopfschmerzen, immer in der Stirn, mit dem Verlangen zu erbrechen; es war manchmal so schlimm, dass sie die Arbeit hinlegen musste, im Zimmer blieb und nicht den geringsten Lärm ertragen konnte. A 15

6. Rad
Geräusch im Ohr, als ob sie ein Rad hörte. A 21

7. Mühle
Geräusch wie von einer Mühle, im linken Ohr, das nicht mehr so gut hört. A 22

8. Schwellung
Hochgradige Verschlimmerung eines vorangegangenen und nun wiederkehrenden Gesichts-Erysipels; während acht Jahren war das Gesicht ungeheuerlich geschwollen, so dass die Augen geschlossen waren; ihre Nase ist immer noch sehr gross und beide Wangen sind geschwollen, wie bei einem chronischen Erysipel, was sie sehr hässlich macht. A 25
Schwellung der linken Hand mit Jucken, das 15 Tage andauerte und nur zurückging, wenn sie aufhörte zu arbeiten. A 68
Hände und Arme geschwollen, rote, auslaufende Flüssigkeit; konnte die Finger nicht biegen; mit solch einem Jucken der Hände und Finger, dass sie nachts nicht schlafen konnte, ihre Kinder mussten aufstehen und die betroffenen Stellen einfetten, was Linderung brachte (...) A 69
Die linke Hand schwoll an und wurde rot, ohne Bläschen oder Jucken; kein Schmerz, aber sie zu bewegen war mühsam. A 70
Die Finger wurden rot und schwollen an, mit Bläschenausschlag wie nach einer Verbrennung; sie sonderten eine klare Flüssigkeit ab; sie hatte ausserdem ein exzessives Jucken, vor allem zwischen dem mittleren und den kleinen Fingern der linken Hand, die in erster Linie mit dem Orangensaft in Kontakt gekommen waren (...) A 71
Jucken der geschwollenen Arme und Hände, als ob sie Frostbeulen hätte; einige Bläschen. A 90

9. Epileptiforme Zuckungen und Krämpfe
Anfälle wie epileptiforme Gesichtskrämpfe. A 26
Leichte Gesichtskrämpfe (zweimal); Zittern der Lippen; Ziehen im Gesicht, was nur eine Minute dauert. A 27
Epileptiforme Krämpfe der linken Gesichtsseite, wie Kinder sie haben können, dauern etwa zwei Minuten und treten fünfzig Mal täglich auf. A 28
Ziehen im Gesicht während der Zahnschmerzen; "sie kann ihre eigene Nase zucken sehen"; die Krämpfe waren sichtbar für andere. A 29

10. Bewegung
Sehr heftige Gesichtsneuralgie; regelmässig jeden Abend qualvolle Schmerzen im Gesicht, die sie aus dem Bett treiben; Schmerz in den Kiefern, Ohren und Schläfen. Wenn die Schläfen betroffen sind, ertragen diese keine Berührung; während langer Zeit war die Neuralgie auf die linke Seite beschränkt, danach wanderte sie zur rechten, zu verschiedenen Zeiten wurden drei intakte Zähne gezogen, aber ohne Erleichterung. A 31
Die linke Hand schwoll an und wurde rot, ohne Bläschen oder Jucken; kein Schmerz, aber sie zu bewegen war mühsam. A 70
Die kleinste brüske Bewegung verschlechterte ihren Zustand. A 83

11. Berührung
Sehr heftige Gesichtsneuralgie; regelmässig jeden Abend qualvolle Schmerzen im Gesicht, die sie aus dem Bett treiben; Schmerz in den Kiefern, Ohren und Schläfen. Wenn die Schläfen betroffen sind, ertragen diese keine Berührung; während langer Zeit war die Neuralgie auf die linke Seite beschränkt, danach wanderte sie zur rechten, zu verschiedenen Zeiten wurden drei intakte Zähne gezogen, aber ohne Erleichterung. A 31

12. Zähne
Mehrere Zähne wurden kariös und brachen leicht. A 35
Häufig Zahnschmerzen, der Schmerz erstreckt sich in die Zunge; mit Lanzinieren und Röhren in den Ohren. A 36
Wiederkehrende Zahnschmerzen, sie liess fast alle ihre Zähne ziehen. A 37

13. Ernährung
Anorexie, mit grossem Durst. A 40
Kann nicht essen. A 41
Übelkeit. A 43
Übelkeit und sogar Bluterbrechen, fünf oder sechs Mal pro Tag; das letzte Mal Erbrechen eines halben Bechers voll. Die Übelkeit zwang sie, ins Bett zu gehen. A 44
Vom Geruch der Orangen wird ihr immer übel. A 45
Erbrechen oder grosse Übelkeit (Am ersten Tag nach Wiederaufnahme der Arbeit). A 46
Gefühl von Schwere und Schwäche im Magen. A 47
Beklemmung in der Oberbauchgegend, es schien unmöglich, Atem holen zu können. A 48
Magenschmerzen und Verdauungsstörungen. A 49
Anfall starker Schmerzen im Magen, mit Ziehen; Gefühl von Wundreibung. A 50

14. Erstickungsgefühl
Erstickungsgefühl mit häufigem unwiderstehlichen Gähnen. A 53
Erstickungsanfälle und Schwitzen, sobald sie den Arbeitsraum betrat; musste die Fenster öffnen; mit Erbrechen und Jucken. A 54
Häufiges unwiderstehliches Gähnen, immer bevor ihr übel wurde, als ob etwas sie ersticken würde. A 94

15. Frische Luft
Erstickungsanfälle und Schwitzen, sobald sie den Arbeitsraum betrat; musste die Fenster öffnen; mit Erbrechen und Jucken. A 54
Muss oft nach draussen an die frische Luft. A 55

16. Lebendigkeit
Die Glieder fühlten sich so lebhaft an, dass sie bei der Arbeit — wenn sie einmal dabei war — das Gefühl bekam, als ob sie nicht mehr aufhören könnte. A 58
Der Anfall begann morgens mit einem Gefühl von ungewohnter Lebhaftigkeit. Sie begann Kleider zu waschen, und je mehr sie wusch, umso mehr wollte sie waschen, sie konnte nicht aufhören zu arbeiten. Dann zitterte sie am ganzen Körper und fiel zu Boden. Der ganze Körper war verkrampft, vor allem die linke Seite des Gesichtes und die Schultern, letztere waren sehr erregt (...) A 82

17. Wie aufgeschlitzt
Stirnkopfschmerzen, als ob der Kopf aufgeschlitzt würde; wenn sie heftig sind, mit Übelkeit verbunden. A 12

18. Ziehen und winden
Ziehen in den Gliedern, Neigung, den Arm zu verdrehen. A 60
Ziehen in den Gliedern, vor allem nachts oder durch geringste Kontraktion. A 61
Ziehen in den Armen und vor allem in den Fingern. A 62
Schmerzhaftes Ziehen im linken Arm und in der Brust. A 63
Nachts Schmerz im linken Arm, der verkrampft war, so dass sie ihn reiben musste, es fühlte sich an, als ob an den Nerven gezogen würde. A 64
(...) Sie verdrehte Arme und Hände, um das Jucken zu lindern. A 69
Nervöse Erregung in solch einem Masse, dass sie nicht gut arbeiten konnte; Zusammenzucken, Nervenschocks, und Ziehen in den Gliedern. A 73
Das Jucken weckte sie, nach dem Kratzen verspürte sie Ziehen; sie streckte ihre Glieder und wand ihre Arme herum, als ob sie das Bett niederreissen wollte. A 92

19. Krampfartige Schmerzen
Nachts Schmerz im linken Arm, der verkrampft war, so dass sie ihn reiben musste, es fühlte sich an, als ob an den Nerven gezogen würde. A 64
Krampfähnliche Schmerzen in den Handgelenken. A 66
Krämpfe in den Beinen. A 72
Krämpfe. A 75

20. Orangen
Vom Geruch der Orangen wird ihr immer übel. A 45
(...) Sie hatte ausserdem ein exzessives Jucken, vor allem zwischen dem mittleren Finger und den kleinen Fingern der linken Hand, die in erster Linie mit dem Orangensaft in Kontakt gekommen waren (...) A 71

21. Kälte
Der Anfall begann morgens mit einem Gefühl von ungewohnter Lebhaftigkeit. Sie begann Kleider zu waschen, und je mehr sie wusch, umso mehr wollte sie waschen, sie konnte nicht aufhören zu arbeiten. Dann zitterte sie am ganzen Körper und fiel zu Boden. Der ganze Körper war verkrampft, vor allem die linke Seite des Gesichtes und die Schultern, letztere waren sehr erregt. Sie krallte sich an ihren Füssen fest und warf alles um. Die Krämpfe dauerten eine Viertelstunde und liessen sie schwach und unwohl für den Rest des Tages. Es trat von neuem auf am nächsten Tag, als sie die Hände ins Wasser hielt. A 82
Jucken der geschwollenen Arme und Hände, als ob sie Frostbeulen hätte; einige Bläschen. A 90

22. Hautjucken und papuläre Hautausschläge
Vereinzelte papuläre Hautausschläge über den ganzen Körper; rote Bläschen von der Grösse kleiner Stecknadelköpfe, nicht eiternd, aber blutend nach dem Kratzen. A 84
Häufig fleckenartige rote Hautausschläge, so gross wie ein Vierteldollar. A 85
Rote Flecken auf den Handrücken, mit viel Jucken. A 86
Allgemeines Jucken. A 87
Litt am meisten durch das generelle Jucken, das den Schlaf raubte. A 88
Vehementes Jucken, kratzte sich sehr viel an den Armen; roter Bläschenausschlag an beiden Unterarmen. A 89
Jucken der geschwollenen Arme und Hände, als ob sie Frostbeulen hätte; einige Bläschen. A 90
Etwas Jucken der Hände und der Unterarme; da und dort Ausschläge von sehr kleinen Bläschen. A 91
Das Jucken weckte sie, nach dem Kratzen verspürte sie Ziehen; sie streckte ihre Glieder und wand ihre Arme herum, als ob sie das Bett niederreissen wollte. A 92

23. Unruhe
Schlaflosigkeit; starke nächtliche Unruhe. A 95
Verlust des Schlafes, mit Unruhe. A 96
Schlief wenig; warf sich herum und wachte auf mit einem Schreck. A 97
Konnte nicht schlafen bei fortgesetzter Arbeit, und war sogar nach einigen Tagen ohne Arbeit die ganze Nacht unruhig, warf sich im Bett hin und her, hatte schlechte Träume und fuhr zusammen beim Aufwachen. A 98
Nervöse Erregung in solch einem Masse, dass sie nicht gut arbeiten konnte; Zusammenzucken, Nervenschocks, und Ziehen in den Gliedern. A 73
Von Zeit zu Zeit kam er während der Arbeit in einen zappeligen Zustand und musste hinausgehen. A 81

24. Hitze
Frösteln beim Hinlegen; beim Warmwerden wurde sie sehr ruhelos und deckte sich ab. A 99
Ihre Hauptbeschwerde kam von brennender Hitze nachts, so dass sie während des Winters kein Feuer ertrug; sie musste aufstehen und ihre Arme und Beine in kaltem Wasser baden. A 100
Beinahe ständig Fieber und Schwitzen. A 101
Ziehen in den Gliedern; Schmerzen im Arm; Hitze. A 104

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


In der sekundären Psora fühlt sich ein Citrus-vulgaris-Mensch behindert, eingeschränkt und unfähig, da er den Ablauf seiner Lebensfunktionen als äusserst störanfällig erlebt. Er kann daher auch nicht arbeiten. Es ist, als ob sich alle Bewegungen selbständig machten und nicht mehr kontrollierbar seien. Sobald er arbeitet, treten Beschwerden auf, und er wird extrem unruhig.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Er fühlt sich besser, wenn er alle Lebensäusserungen unter Kontrolle hat. Dies gilt vor allem für die Bewegung. Wenn er den Ablauf der Bewegung spürt, geht es ihm gut. Er zeigt schnelle und brüske Bewegungen, die mit Feuereifer ausgeführt werden. Er spürt dann am besten seine allgemeine Lebendigkeit und speziell die in den Gliedmassen. Wenn er arbeitet, muss er immer mehr arbeiten, damit ihm die Kontrolle nicht entgleitet.

Egolyse
Es bestehen nervöse Unruhe und Getriebenheit. Alle Bewegungen machen sich selbständig und entgleiten der Kontrolle.

Alterolyse
Die anderen behindern sein Leben und seinen Bewegungsdrang.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Lebendig sein bedeutet, sich selbst steuern und bewegen zu können. Der Citrus-vulgaris-Patient hat das Gefühl, behindert zu sein und daher nicht arbeiten zu können. Er erlebt einen Mangel an Lebendigkeit.

Transzendenter Wert
Ein Ding wird dann als "lebendig" bezeichnet, wenn es nicht durch andere, sondern durch sich selbst bewegt wird. Deshalb sagen wir von Dingen, die sich selbst zu bewegen scheinen, deren äusserer Beweger aber nicht sichtbar ist, dass sie leben: So nennen wir "lebendiges Wasser" das Wasser eines fliessenden Quells, nicht aber das einer Zisterne oder eines stehenden Gewässers, und "lebendiges Silber" (Quecksilber) das, von dem man sieht, dass es eine gewisse Bewegung hat. (SgH I S. 359)
Ebenso schreiben wir einem Wesen Leben zu, wenn eine Selbstbewegung in ihm anfängt, und wir bezeichnen es solange als lebendig ist, wie diese Bewegung in ihm fortdauert. Wenn es diese Bewegung verloren hat und von da an dem Einfluss fremder Kräfte unterliegt, sagen wir, dass es tot ist und dass das Leben in ihm aufgehört hat.
Dinge werden in unserer Sprache also so lange als lebendig bezeichnet, als eine Selbstbewegung feststellbar ist. Im erweiterten Sinne gelten auch Wahrnehmen und Begreifen als eine Art Bewegung und damit Lebens. Man sagt, dass sich das Leben im Menschen in vierfacher Weise offenbart: durch die angleichende Aufnahme des Nahrungsstoffes, durch das Fühlen, durch die Bewegung des Fortschreitens und durch das geistige Erkennen. Beim Menschen spiegelt sich das Leben in seiner höchsten Stufe wider, da er sich kraft einer höheren Bewegung selbst bewegt. Er führt nicht nur seine Bewegung selbst aus und gewinnt aus sich selbst deren Prinzip, sondern er bestimmt durch die Erkenntnis auch deren Ziel . Im Menschen bewegt der Geist die Sinne und diese die ausführenden Organe; d.h. der Geist ist das höchste Ausdruck des Lebens, er ist das Prinzip einer nicht nur selbsttätigen, sondern auch beherrschenden Tätigkeit.
Ein Mangel bleibt jedoch: Der menschliche Geist kann sich nur Ziele setzen, die auf diesen Augenblick, auf diese Tätigkeit oder auf diese Gruppe von Tätigkeiten bezogen sind. Wenn es sich um das höchste Ziel handelt, das unsere Tätigkeit bestimmt und das für uns den allgemeinen Antrieb des Lebens darstellt, so verhält es sich anders. Kein bedingtes Wesen vermag sich selbst seine allererste Bedingung zu geben, es empfängt sie vielmehr aus den Händen dessen, der es bedingt. Es ist die Natur oder Gott, die uns die allerersten Bestimmtheiten des Erkennens, d.h. die Prinzipien, und die allererste Bestimmtheit des Wollens, d.h. das Begehren nach dem Guten, verleihen. Der Mensch bewegt sich also nicht völlig selbsttätig: Wenn das Leben in Selbsttätigkeit besteht, so verfügt der Mensch nicht in höchstem Grade darüber; dieser bleibt allein Gott vorbehalten, insofern er der Unbedingte ist.
Bei Citrus vulgaris besteht Neid auf Gott, der das Leben in seiner höchsten Form darstellt, der sich selbst vollkommen autonom bewegt.

Menschliche Daseinsbedingung
Statt der relativen Vollkommenheit des menschlichen Lebens wird von Citrus vulgaris nur dessen Bedingtheit wahrgenommen. In keiner Äusserung des menschlichen Lebens erfährt er sich als vollkommen autonom, keine Bewegung ist wirklich selbsttätig. Der Anteil des unbedingten Seins an seinem Leben wird als Behinderung und Störung erlebt, er sieht nicht, dass sein Leben daraus hervorgegangen ist.

Kerne

Schuld
Er kann das Leben nicht als Geschenk akzeptieren, sondern möchte alle Lebensvollzüge selbst beherrschen. Er will sich das Leben selbst schenken.

Verlust
Er fühlt sich behindert und unfähig. Er hat das Gefühl, deswegen nicht mehr arbeiten zu können. Es scheint ihm, als seien die Lebensabläufe gestört.

Strafe
Sein Leben ist gestört. Die Nahrungsaufnahme ist lahmgelegt, die Atmung eingestellt, er hat das Gefühl zu ersticken, er fühlt sich schwer, die Gliedmassen machen sich selbständig in zuckenden, windenden Bewegungen oder in Krämpfen, sie schwellen auf. Sobald er arbeitet, leidet er an Schmerzen, an Schwellungen, an Unruhe, er kann nicht mehr sehen oder ist im anschliessenden Schlaf gestört.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Arbeit (Thema 4)
Im Wahrig findet sich dazu u.a.: Arbeit macht das Leben süss; Lebensunterhalt; körperliche oder geistige Betätigung, Tätigkeit, Beschäftigung.
Im Lexikon der Analogien findet sich zur Arbeit: Tätigkeit, Tun, Handeln, Wirken, Beschäftigung, Betätigung, Bewegung, Verrichtung, Hantierung, Leistung, Broterwerb, Lebensunterhalt. Arbeiten heisst tätig sein, etwas tun, wirken, schaffen, werkeln, eine Arbeit verrichten, usw.
Die meisten Umschreibungen der Arbeit verweisen auf die Bewegung. Andererseits werden viele Verknüpfungen zwischen Leben und Arbeit hergestellt. Ein Leben ohne Arbeit führt wie die analogen und autologen Begriffe zeigen, zur Untätigkeit. Das Leben kann nicht mehr verdient werden, man ist erwerbslos, beschäftigungslos und letztendlich auch wertlos. Arbeit und Leben gehören zusammen.

In den Symptomen zeigt sich, dass das Leben auf allen Ebenen gestört ist: z.B. im Bereich der vegetativen Wärme und Kälte (Themen 24 und 21). Die Nahrungsaufnahme ist gestört (13). Er kann nicht essen, magert ab, kann nicht beissen (12). Die Atmung ist behindert (14). Es ist ihm, als ob er erstickt, er hat daher auch ein grosses Verlangen nach frischer Luft (15). Er fühlt sich wie betrunken (3). Er fühlt sich wie vergiftet, weil die Lebensprozesse entartet sind. Dies zeigt sich auch im Bereich des vegetativen Lebens, es entstehen Schwellungen (8).

Die Bewegung macht sich selbständig: Epileptiforme Krämpfe (Thema 9), Ziehen und Winden (18), krampfartige Schmerzen (19), Unruhe (23). Die Sinneswahrnehmungen beengen und zwingen ihn, z.B. treiben ihn die Schmerzen zum Aufstehen (vgl. Thema 10). Jede Berührung und jeder Lärm wird als unangenehm erlebt (11 und 3).

Rad und Mühle (Themen 6 und 7)
Diese zwei interessanten Symptome schildern die ununterbrochene gleichförmige Bewegung der Lebensvorgänge. Das Rad lässt an den Wagen, an Bewegung, Kreisbewegung, denken, ebenso das Wort Mühle.

ANDERE HYPOTHESEN


Angeregt wurde die obige Bearbeitung von Citrus vulgaris durch einen Vortrag von Massimo Mangialavori am Liga-Kongress 1996 in Capri. Er stellte einen Fall von Morbus Paget vor, den er mit Citrus vulgaris erfolgreich behandeln konnte. Die sogenannten Arzneimittelprüfungssymptome von Allen sind Beobachtungen an Arbeitern, die mit Citrus vulgaris (Bitterorangen) Umgang hatten (sogenannte "Peelers"). Das Auffinden der Arznei gelang Mangialavori aufgrund der genannten Prüfungssymptome, welche dadurch bestätigt worden sind. Es handelt sich somit nicht um parasitäre Symptome.
Das von Mangialavori zuerst verordnete Arzneimittel, welches Erleichterung, aber keine grundlegende Veränderung erbracht hatte, war Argentum nitricum. Der Patient zeigte ausgeprägte Hast und Eile, Durchfall, Höhenangst, sowie Beschwerden und Angst vor einer Verabredung.
Er war ausserdem arbeitswütig, das auffallendste Symptom dabei war Unruhe bei der Arbeit: Er fühlte sich ruhig, ausser bei der Arbeit; wenn er arbeitete, konnte er nicht langsam vorgehen.
Andere auffallende Symptome, die sich in den Prüfungssymptomen von Citrus vulgaris ähnlich vorfinden, waren Schweregefühle, Kribbeln und Krämpfe im Bereich der Extremitäten, mit dem Gefühl, als ob die Arme gezogen worden wären. Es war ein ziehender Schmerz; gleichzeitig hatte der Patient das Gefühl, dass die Beschwerden besser würden, wenn er gestreckt würde. Seine Vorstellung ging dahin, dass er eine Besserung der Beschwerden erzielen würde, wenn er sich mit den Händen irgendwo hinhängen und an den Füssen ein Gewicht von hundert Kilogramm festmachen würde.
Der Patient hatte eine ausgeprägte Abneigung gegen Orangen, sowie Verlangen und Besserung durch Bewegung bzw. frische Luft.
Ein nicht in den Prüfungssymptomen aufgetretenes egolytisches Symptom bestätigt die obige Hypothese: Der Patient war sich sicher, dass er eines Tages im Rollstuhl enden werde.

THOMAS VON AQUIN


Die entsprechenden Abschnitte, die zur Erstellung der Hypothese verwendet wurden, finden sich bei SgH 1, S. 359 ff., ST I 18.2 und 3, sowie Ser S. 315 ff.

ZUR SUBSTANZ


Citrus vulgaris, mit botanischem Namen Citrus aurantium L., die Bitterorange, gehört zur Familie der Rutaceae. In der Homöopathie ebenfalls gebräuchlich sind Citrus limonum und Ruta graveolens.

QUELLEN


Autor: Stefan Preis, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 3
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985
SgH Thomas von Aquin, Summe gegen die Heiden, Band I , Darmstadt 1987
Ser Sertillanges, A.D., Der heilige Thomas von Aquin, Köln und Olten, 1954
DW Wahrig Gerhard, Deutsches Wörterbuch, München 1989
Do Dornseiff, Franz, Der Deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. Berlin, New York 1970
Tex Textor, A.M., Sag es treffender, Hamburg 1991
Bild Keines