Drosera

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ZENTRALE BEGRIFFE


Drosera rotundifolia, Rundblättriger Sonnentau (Familie: Droseraceae)

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Die Beschwerden des Lebens, welche die Menschen einander und ihm selbst verursachen Th 7 erregen stets die Aufmerksamkeit von Drosera. Er träumt von Misshandlungen Th 12. Themen wie Mobbing, Hinterlist, Neid und Boshaftigkeit berühren ihn stark und wirken krankmachend. Er denkt, dass es keine Probleme auf der Welt gäbe, wenn nur alle sich an klare Regeln halten würden.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen





THEMENLISTE


1. Fröhlicher, fester Muth; er befürchtete gar nichts Böses, weil er sich bewusst war, rechtschaffen gehandelt zu haben. RAL (155)

2. Er fühlt innere Ruhe und Heiterkeit. RAL (153)

3. Hartnäckige Ausführung überdachter Entschlüsse. RAL 133

4. Kleinigkeiten
Sehr verdriesslich; eine Kleinigkeit kann ihn verstimmen. RAL 130
Ein unbedeutender Umstand brachte ihn so auf, dass er ausser sich war vor Wuth. RAL (152)

5. Beleidigungen nimmt er hoch auf, nicht ohne Ärgerniss. RAL 131

6. Unangenehme Nachrichten
Ängstlichkeit, mit schnell überlaufendem Hitzegefühl über den ganzen Körper, besonders aber über das ganze Gesicht, als wenn er eine unangenehme Nachricht erfahren sollte und wiederum Frostschauder über den ganzen Körper, ohne Hitze und ohne Durst. RAL (140)
Still und verschlossen, mit Ängstlichkeit – er befürchtete stets, etwas Unangenehmes zu erfahren. RAL (144)

7. Er ist traurig und niedergeschlagen über die Beschwerden des Lebens, die sich die Menschen unter einander und ihm selbst verursachen, worüber er ängstlich und besorgt ist; dabei Mangel an Esslust. RAL (146)

8. Er ist niedergeschlagen über Anfeindungen von Andern von allen Seiten, und zugleich muthlos und besorgt für die Zukunft. RAL (147)

9. Argwohn gegen die besten Freunde. Kt

10. Den ganzen Tag, Gemüths-Unruhe und Ängstlichkeit, voll Misstrauen, als wenn er mit lauter falschen Menschen zu thun hätte. RAL (142)

11. Von Neidischen verfolgt und hintergangen
Höchst unruhiges, trauriges Gemüth, den ganzen Tag – er glaubte von tückischen, neidischen Menschen hintergangen zu werden. RAL (143)
Ängstlichkeit, als wenn ihm seine Feinde keine Ruhe liessen, ihn beneideten und verfolgten. RAL (145)

12. Misshandlungen, falsches Handeln
Lebhafter, ärgerlicher Traum über Misshandlung Andrer. RAL (132)
Träume: lebhaft; teilweise angenehm, teilweise ängstlich; quälend, über falsches Handeln von anderen (...) He 37.6

13. Gemüt; falsch, hinterlistig, trügerisch, verschlagen Rep

14. Grosse Furcht vor Geistern und vor dem Alleinsein. He 1.4

15. Will nicht allein sein
Ängstlichkeit in Einsamkeit – er wünschte, beständig jemand um sich zu haben, wollte durchaus nicht ohne Menschen seyn und war ruhiger, wenn er jemand sprechen konnte; aber wenn sie ihn wieder allein liessen, war er desto ängstlicher, bis zum Einschlafen; erwachte er, so kam die Ängstlichkeit wieder (sechs Abende nach einander). RAL (149)
Gemüt; Heimweh, Nostalgie Rep
He 1.3, 4

16. Selbstmord durch Ertrinken
Ängstlichkeit, vorzüglich Abends, als wenn es ihn dazu triebe, in's Wasser zu springen, um sich durch Ersäufen das Leben zu nehmen – zu keiner andern Todesart trieb's ihn nicht. RAL (148)
Angst: mit Hitzewallungen; wenn allein, besonders am Abend, auch beim Aufwachen nachts; als ob er gezwungen würde, Selbstmord durch Ertrinken zu begehen. He 1.3

17. Unaufgelegt zur Arbeit
Drehen und schwindlicht, mit Unaufgelegtheit zur Arbeit. RAL (2)
Freudlos, stumpfsinnig und unaufgelegt zu Arbeiten der Hände und des Geistes. RAL (151)

18. Gemüt; Angst um geschäftliche Angelegenheiten Rep J

19. Sehen, Hinsehen
Starke Stiche zu den Augen heraus, vorzüglich beim Bücken. RAL 6
Wenn er die Augen zum Sehen anstrengt, bekömmt er einen Schmerz darin welcher mehr beissend als drückend ist. RAL 9
Weitsichtigkeit (Presbyopie) und Augenschwäche; wenn er kleine Dinge zu erkennen sich bemüht, fippert's ihm vor den Augen. RAL 10
Spielendes, glänzendes Flimmern vor dem rechten Auge, mehr nach oben und seitwärts; will er den Blick auf das Flimmernde richten, so weicht es immer mehr aus dem Gesichtskreise; es hinderte am Lesen. RAL (28)
Beim Umdrehen des Kopfes und Rumpfes, um sich wonach umzusehen, schmerzhafter Klamm in den Rücken- und Bauchmuskeln, welcher lange anhielt. RAL 99

20. Lesen, Schreiben
Unruhe; beim Lesen konnte er nicht lange über einem Gegenstand aushalten – er musste immer zu etwas Anderm übergehen. RAL (141)
Vor den Augen ist's ihm wie ein Flor; beim Lesen liefen die Buchstaben in einander. RAL 11
Häufiger Sichtverlust, besonders beim Lesen, Buchstaben sehen blass und undeutlich aus; Lichtscheu; Augen geblendet von Licht oder vom Glanz des Feuers; sie sind sehr trocken; Nase trocken und verstopft, Stiche in den Augen. He 5.1
Zur Stirne heraus bohrender Schmerz, bloss beim Bücken im Schreiben. RAL (6)
RAL (28)

21. Sprechen
Nach starker Bewegung und beim Gehen, ein Kopfschmerz in der Stirne, wie diejenige Eingenommenheit des Kopfs, welche von starkem Sprechen entsteht. RAL 5
Engbrüstig, besonders bei jedem Sprechen, selbst bei jedem Worte – es zog ihm den Hals zusammen; beim Gehen war er nicht engbrüstig. RAL 56
Stimme: heiser, tief, es erfordert Anstrengung zu sprechen; rau; hohl, tonlos; gebrochen. He 25.1
Asthma, besonders beim Sprechen, mit Zusammenziehen des Halses bei jedem gesprochenen Wort. He 26.13
Brust- und Halssymptome schlimmer von Sprechen oder Singen. He 25.12
Husten beim Singen, verursacht schmerzhaftes Beissen im Kehlkopf. He 27.17
RAL (87)

22. Bassstimme
Tief im Rachen (und am weichen Gaumen), eine rauhe, scharrige, zum Hüsteln reizende Trockenheits-Empfindung, mit einem gelben Schleim-Auswurfe, bei Heiserkeit der Stimme, so dass er nur mit Anstrengung in einem tiefen Basstone sprechen kann; dabei fühlt er in der Brust eine Beklemmung, als hielte da etwas beim Husten und Sprechen die Luft zurück, dass der Odem nicht ausgestossen werden könnte (mehre Tage anhaltend). RAL (87)
Katarrhalische Heiserkeit mit oder ohne Schnupfen oder Husten; kann nur in Bassstimme sprechen; Heiserkeit nach Masern. He 25.2
He 25.1

23. (...) dabei fühlt er in der Brust eine Beklemmung, als hielte da etwas beim Husten und Sprechen die Luft zurück, dass der Odem nicht ausgestossen werden könnte. RAL (87)

24. Etwas Weiches oder eine Feder im Kehlkopf
Kriebeln im Kehlkopfe, was ihn zum Hüsteln reizt, mit Gefühl, als wenn daselbst ein weicher Körper sich befände, mit feinen Stichen darin bis zur rechten Schlundseite. RAL (86)
Gefühl wie von einer Feder im Kehlkopf, erregt Husten. He 25.7

25. Beim Husten haucht er einen Odem von bränzlichtem Geruche aus den Lungen. RAL 66

26. Muss sich halten oder stützen bei Schmerzen
Die Gegend unter den Ribben schmerzt beim Befühlen und beim Husten, und er muss, wenn er hustet, mit der Hand auf die Stelle drücken, um den Schmerz zu mässigen. RAL 39
Schmerzhaftes Niessen und ein Husten, wobei er die Brust mit aufgelegter Hand halten muss. RAL 49
Die Gegend unter den kurzen Ribben leidet einen zusammenziehenden Schmerz, welcher den Husten hemmt; er kann vor Schmerz nicht husten, wenn er nicht mit der Hand auf die Herzgrube drückt. RAL 53
Der Patient muss die leidenden Körperteile mit den Händen stützen oder drücken. Kt
Reissender Schmerz im Gehirne, mehr nach der Stirne zu, bei Bewegung der Augen heftiger, aber vom Stützen des Kopfes auf die Hand erleichtert. RAL (11)
RAL 72

27. Brausen und Sumsen vor den Ohren, oder wie von einer entfernten Trommel, welches bei Bewegung und Ruhe anhält. RAL 15

28. Gemüt; empfindlich gegen Uhrenschläge, Glockengeläut Rep SP

29. Hört Stimmen
Gemüt; Delusion, Täuschungen, Einbildungen; jemand ruft Rep
Gemüt; Delusion, Täuschungen, Einbildungen; hört Stimmen Rep Bön

30. Öfteres Erwachen
Sie fährt die Nacht öfters im Schlafe auf, wie von Schreck oder Furcht, hat aber beim Erwachen keine Ängstlichkeit. RAL 105
Öfteres aufwachen aus dem Schlafe, als wenn er schon ausgeschlafen hätte und es Zeit wäre, aufzustehen. RAL (129)

31. Dinge seien grösser
Gemüt; Delusion, Täuschungen, Einbildungen; gross, grösser; Dinge, Gegenstände wüchsen in die Höhe Rep
Gemüt; Delusion, Täuschungen, Einbildungen; Dinge seien länger Rep

32. Lebhafte, theils erfreuliche, theils ängstliche Träume. RAL (131)

33. Gemüt; Träume; unzüchtig, wollüstig Rep Bön

34. Er träumte von Durst und Trinken und erwachte mit Durst und musste trinken. RAL (134)

35. Essen
Die Speisen haben für ihn allen Geschmack verloren. RAL 26
Das Brod schmeckt ihm bitter. RAL 27
Abneigung gegen Schweinefleisch. He 14.2
Beschwerden beim Schlucken fester Nahrung; Speiseröhre wie zusammengezogen. He 13.1

36. Gemüt; Furcht vergiftet zu werden Rep Fay

37. Saures, Pfeffer, Salz
Grössere Empfindlichkeit gegen saure Gerüche. RAL 52
Bauchschmerzen nach sauren Speisen. He 19.6
Beissender Schmerz im Innern der linken Backe, wie vom Pfeffer. RAL (61)
Kratzen im Halse vom Essen salziger Speisen. He 13.7

38. Gefühl im Rachen, als wären Brotkrümel zurückgeblieben. He 13.4

39. Es entsteht schon durch Einbildung Übelkeit. RAL 33

40. Erbrechen
Nächtliches Erbrechen. RAL 35
Erbrechen vor dem Mittags-Essen. RAL 36
Nach Essen, brecherliche Übelkeit. RAL 34
Früh, Erbrechen, meist Galle. RAL 37
Blut-Erbrechen. RAL 38
Unter dem Husten will er sich erbrechen. RAL 64

41. Zusammengedrückt, zusammengezogen
Klemmendes Spannen in der Herzgrube, als würde da alles einwärts eingezogen, vorzüglich beim tief Einathmen. RAL (66)
Engbrüstig, besonders bei jedem Sprechen, selbst bei jedem Worte – es zog ihm den Hals zusammen; beim Gehen war er nicht engbrüstig. RAL 56
Feines, flüchtiges Zusammenkrallen in der Herzgrube. RAL (67)
Ein Schmerz im innern, rechten Ohre, als wenn alles zusammengedrückt würde, fast klammartig. RAL (39)
Beim Husten, Schmerz in den Hypochondern, als wenn diese Gegend mit Gewalt zusammengeschnürt würde. RAL 50
Abends, beim Liegen im Bette, wenn er ausathmet, ein jählinges Zusammenziehn des Unterbauchs, welches ihn gleichsam wie zum Brechen heben will und Husten erregt. RAL 62
Beschwerden beim Schlucken fester Nahrung; Speiseröhre wie zusammengezogen. He 13.1
Der Husten griff, wenn der Auswurf nicht gut folgte, den Unterleib an, wie ein Zusammengreifen und Brech-Heben. RAL 63
RAL 53, He 18.4, 26.13

42. Wehtun aller Glieder, auf denen er liegt, als wenn das Lager allzu hart und nicht Betten genug unterlegt wären. RAL 104

43. Zerschlagen, zerquetscht
Der Rücken schmerzt, als wenn er zerschlagen (gerädert) wäre, früh. RAL 76
Schmerz, wie zerquetscht, erst in der Gegend des Ellbogen-Gelenkes, dann des Schulter-Gelenkes. RAL 83
Schmerz wie zerschlagen und zerquetscht, in den Händen, bis zum Ellbogen-Gelenke. RAL 85
Alle Glieder sind wie zerschlagen und sind auch äusserlich schmerzhaft. RAL 101
RAL 75, 79, (116)

44. Schmerzen in den Röhrenknochen
Es sticht zu den Fingern hin und zu den Spitzen heraus, auch in der Ruhe. RAL 86
Stiche in der Röhre des Wadenbeins herauf, nach der Wade zu, in der Ruhe; der Schmerz weckte sie in der Nacht aus dem Schlaf auf. RAL 92
Ein aus Nagen und Stichen zusammengesetzter Schmerz in den Knochenröhren der Arme und der Ober- und Unterschenkel, besonders stark an den Gelenken, mit starken Stichen in den Gelenken, beim Bewegen weniger bemerkbar, als in der Ruhe. RAL (123)

45. Der Arm schmerzt bei Bewegung, als wenn das Fleisch der Muskeln von den Knochen los wäre. RAL 80

46. Steifheit
Der Nacken ist steif und bei Bewegung schmerzhaft. RAL 78
Neigung der Finger, sich klammartig zusammen zu ziehn und beim Zugreifen, eine Starrung in den mittleren Fingergelenken, wie wenn die Flechsen nicht nachgeben wollten, bald in der rechten, bald in der linken Hand. RAL 87
Krampfhaftes Zusammenziehen der Beuge-Flechsen der Finger, so dass er sie nur mit Mühe ausstrecken konnte, als er etwas in der Hand hielt. RAL (107)
Schmerzhafte Steifheit der Kniekehlen; er konnte die Kniee kaum biegen. RAL 90
Starrung in den Fussgelenken – sie sind sehr steif. RAL 95
RAL 99

47. Gehen im Freien
Beim Gehen im Freien, Anfall von Schwindel; er wollte immer auf die linke Seite fallen. RAL (1)

Abends, da er nach einem Spaziergange in freier Luft in die Stube tritt, befällt ihn eine Gesichts-Verdunkelung, ohne Schwindel und es fippert ihm vor den Augen. RAL 12
Zittern der Kniee beim Gehen, selbst in der Stube, am meisten aber beim Treppensteigen. RAL 91

48. Fortgesetzte Bewegung bessert
Schmerz im Schultergelenke, als wenn der Arm einschlafen wollte und matt und schwach wäre – es vergeht durch fortgesetzte Bewegung. RAL 80
Schwankender, unsicherer Gang von Schwäche der Füsse, beim Anfange des Gehens, welches sich beim fortgesetzten Gehen verliert. RAL 93

49. Kälte der linken Gesichts-Hälfte, mit stechenden Schmerzen darin, während die rechte Gesichts-Hälfte heiss und trocken ist, Nachmitternacht. RAL 116

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Drosera leidet an der Schlechtigkeit der Welt, er fühlt sich den Anfeindungen von anderen von allen Seiten ausgesetzt Th 8, er klagt über ihre Beleidigungen Th 5 und berichtet darüber, selbst von den nächsten Freunden hintergangen worden zu sein Th 9. Niemand scheint mehr die einfachsten Regeln zu befolgen.
Er lästert über andere, die sich nicht an Verabredetes halten, immer zu spät kommen und nicht so rechtschaffen sind wie er sich das wünscht. Es scheint, als hätte er mit lauter falschen, hinterhältigen Menschen zu tun Th 10. Sein Misstrauen dringt aus allen Poren, er wird durch diese Haltung mutlos und ängstlich Th 7, 8.
Trotzdem kann er nicht gut allein sein, es braucht nämlich für die Aufstellung von Regeln und die Beurteilung rechtschaffenen Verhaltens eine Gemeinschaft von Menschen.
Drosera kann pedantisch und beamtenhaft wirken, unbedeutende Kleinigkeiten verstimmen ihn Th 4. Vor allem wenn es um Abmachungen geht, ist ihm deren buchstabengetreue Einhaltung ein Anliegen.
In der Arbeitswelt verliert er leicht die Motivation, wenn andere sich chaotisch oder unzuverlässig verhalten. Er ist besorgt um seine geschäftlichen Angelegenheiten und unaufgelegt zur Arbeit Th 17, 18.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Der Vorstellung von Vollkommenheit kommt Drosera dort am nächsten, wo er überzeugt ist, selber rechtschaffen zu handeln Th 1. Er fühlt innere Ruhe und Heiterkeit Th 2, sein Motto lautet "ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen". Er hat nichts zu befürchten. Einmal getroffene Entschlüsse – die notabene wohl überdacht sind – führt er hartnäckig aus Th 3, da er damit Regeln befolgen und sich sicher fühlen kann.
Wenn Drosera hingegen den Vertrauensverlust in die Menschheit, sowie die damit verbundenen Ängste kompensiert, wird er selber manipulativ, hinterlistig und betrügerisch Th 13. Wenn er bereit ist, verschlagener zu handeln als sein Gegenüber, kann er selber nicht verraten und verkauft werden. Dabei kann er nach aussen beteuern, dass er ein aufrichtiger, rechtschaffener Mensch sei. Alle anderen scheinen ihn um sein Gutsein zu beneiden Th 11.

Egolyse
Weil es keine Regelungen gibt, die ein konfliktfreies Zusammenleben ermöglichen, resigniert Drosera schliesslich, er zieht sich zurück, wird stumpf und rigide. Möglicherweise legt er ein zwanghaft ritualisiertes Verhalten an den Tag, um wenigstens sich selbst in der chaotischen Welt eine Struktur zu geben.

Alterolyse
In der Angriffsposition wird Drosera quasi vom Polizisten zum Mörder. Er handelt dann aus der Überzeugung heraus, dass man zerstören muss, was nicht rechtschaffen ist, dass jemand, der sich nicht an Regeln und Abmachungen hält, strenge Strafen verdient. Die Träume von der Misshandlung anderer Th 12 können in dieser Phase auch als Wunschvorstellung interpretiert werden. Er kann offenes Aggressionsverhalten zeigen – gerät über eine Kleinigkeit ausser sich vor Wut Th 4 – oder seinerseits in höchst destruktive, tückische Hinterlist abgleiten Th 13. Drosera ist eine winzige, aber fleischfressende Pflanze!

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Die Problematik von Drosera dreht sich um Fragen des geregelten Austauschs, und zwar vor allem auf der Ebene der Beziehung und der Konfliktbewältigung.
Er wünscht sich ein rechtschaffenes, geordnetes Dasein Th 1, damit Konflikte möglichst gar nicht erst entstehen. Dabei übernimmt er die Rolle des Aufpassers, des Polizisten, der darauf achtet, dass alle Regeln befolgt werden und alle alles richtig machen.
Die menschliche Daseinsbedingung, wonach reale Beziehungen ihre eigene Dynamik entwickeln, daher leicht chaotisch und unübersehbar werden, lehnt er ab. Er will nicht, dass man Bedingungen aushandeln, ungeregelte Zustände aushalten, Toleranz anwenden muss.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Der hohe Anspruch an die Gesetzmässigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen zerbricht an der Realität. Drosera reagiert darauf mit einem Vertrauensverlust. Er meint, sich auf niemanden mehr verlassen zu können. Alle anderen scheinen ihn hintergehen und verfolgen zu wollen Th 10, 11. Er erwartet nichts Gutes von den Menschen Th 6, selbst gegen die besten Freunde ist er argwöhnisch Th 9. Unbedeutende Kleinigkeiten können ihn ausser Kurs bringen Th 4.
Durch seinen Wunsch nach Gesetz und Berechenbarkeit im zwischenmenschlichen Austausch büsst er Flexibilität im Umgang mit anderen ein. Was er einmal entschieden hat, führt er hartnäckig aus Th 3. Seine Rigidität wird für ihn selbst vor allem körperlich spürbar, er fühlt sich steif oder zusammengedrückt Th 44, 49.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Drosera befürchtet ständig, dass einmal aufgestellte Regeln umgestossen werden könnten und erwartet daher nichts als unangenehme Neuigkeiten Th 6. Diese negative Haltung gegenüber Neuem und Unbekanntem führt auch zu Problemen beim Lesen, er kann nicht am Thema bleiben Th 22.
Die Angst vergiftet zu werden Th 39 erwächst ebenfalls aus seiner misstrauischen Grundhaltung: Er glaubt grundsätzlich, es mit falschen, tückischen, neidischen Menschen zu tun zu haben, von Feinden umgeben zu sein, die ihm keine Ruhe lassen und ihn verfolgen Th 10, 11. Die Heimtücke eines Giftmordes scheint in dieses Muster zu passen.
So viel Argwohn pflegt die Mitmenschen zu vergraulen, deshalb ahnt Drosera, dass er am Ende allein zurückzubleiben könnte: Er hat Angst in der Einsamkeit Th 15.
Die Furcht vor Geistern Th 14 erklärt sich aus deren Regellosigkeit, sie bewegen sich frei, ohne sich an Gesetze und Abmachungen zu halten.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
"Im gesunden Zustand ist ein Mensch, der später eine Drosera-Pathologie entwickelt, geprägt von besonderer Aufmerksamkeit für die moralische Güte seiner selbst und der anderen." ME Sein feines Gespür für die "rechte Beschaffenheit" der Menschen macht Drosera zu jemandem, der sich um Ethik und Toleranz bemüht, ohne zu moralisieren und den anderen Vorschriften zu machen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Regeln zu verkünden und deren Einhaltung zu befolgen, ist für Drosera ein grundsätzliches Anliegen. Wir finden in verschiedenen Symptomen symbolische oder bildhafte Anklänge an diese Thematik:
So hat er Ohrgeräusche wie von einer entfernten Trommel Th 29 oder ist empfindlich gegen die Geräusche von Uhren oder Glocken Th 30. Alle drei Klangquellen geben dem Menschen einen Rhythmus vor und erinnern ihn an die Einhaltung von Tagesstrukturen oder Regeln. Die Wahnidee, jemand rufe ihn Th 31, kann in gleicher Weise verstanden werden.

Er hat Kopfschmerzen wie die Eingenommenheit, welche von starkem Sprechen entsteht und hat zahlreiche Beschwerden wenn er selber spricht, seine Stimme wird tiefer Th 23, 24. Wenn er andere laut und deutlich von etwas überzeugen will, versagen seine Organe.

Der Atem hat einen brenzligen Geruch Th 27. Die Lunge als eines der wichtigen Austauschorgane und der Begriff der "brenzligen Situation" zeigen in einer weiteren Facette, dass Drosera sich wünscht, Konflikte zu vermeiden. Sein Körper sagt ihm allerdings, dass dies nicht möglich ist und sogar in seinem Inneren bereits "Brenzliges" vorkommt.

Wenn man Konflikte vermeiden will, bleibt manchmal zu vieles ungesagt und setzt sich dann im Körper fest – dies erlebt auch Drosera: Im Hals hat er etwas Weiches oder eine Feder Th 26, im Rachen scheinen Brotkrümel zurück zu bleiben Th 41. Beim Husten und Sprechen ist es, als ob etwas die Luft in der Brust zurückhielte Th 25.

Die Beschwerden beim Sehen oder genauen Hinsehen Th 19 sind vielfältig: Wenn er sich bemüht, kleine Dinge zu sehen, fippert es vor den Augen; spielendes, glänzendes Flimmern vor den Augen, das ausweicht, wenn er den Blick darauf richten will; Klamm im Rumpf, wenn er sich nach etwas umsehen will. Alle Symptome belegen, dass Drosera daran gehindert ist, die Dinge genau ins Auge zu fassen. Je genauer man sich nämlich mit etwas beschäftigt, desto vieldeutiger wird es. Differenziertes Erkennen verhindert die sture Anwendung von Regelwerken, der Drosera-Anspruch nach eindeutiger (einseitig-kurzsichtiger) Rechtschaffenheit wird parodiert durch seine Körpersymptome.

Die Gegenstände, die in die Höhe zu wachsen scheinen, respektive grösser oder länger wirken Th 34, deuten in die gleiche Richtung wie seine Furcht vor Geistern Th 14: Die Welt hält sich an keine Regeln mehr und gerät aus den Fugen.

Die Träume von Durst und Trinken Th 37 lassen sich ähnlich interpretieren wie der egolytische Wunsch, sich ertränken zu wollen Th 16. "Die Wasser werden gleichgesetzt mit dem beständigen Fliessen der manifesten Welt, mit dem Unbewussten, dem Vergessen; sie lösen immer auf, zerstören, reinigen, waschen hinweg und regenerieren." LdtS Wasser stellt für Drosera sowohl Bedrohung seiner rigiden Rechtschaffenheit als auch Erlösung davon dar – der Sonnentau wächst bezeichnenderweise an feuchten Standorten.

Wehtun aller Glieder, auf denen er liegt, als wenn das Lager allzu hart und nicht Betten genug unterlegt wären. Th 42 Dieses Symptom lässt sich – ein wenig augenzwinkernd – mit dem Andersen-Märchen "Die Prinzessin auf der Erbse" in Verbindung bringen. Diese taucht ja durchnässt und mitgenommen vor dem königlichen Schloss auf und behauptet, eine wirkliche Prinzessin zu sein. Die alte Königin überprüft ihre "Echtheit" durch eine Erbse, die sie in ihre Bettstatt legt, darüber je zwanzig Matratzen und Daunendecken. Trotzdem fühlt sich die Prinzessin anderntags wie gerädert, was die Königin davon überzeugt, eine wirkliche Prinzessin vor sich zu haben. Das Hauptanliegen von Drosera nach Rechtschaffenheit findet hier eine interessante Spiegelung im Märchen, wo es um die Echtheit, respektive "rechte Beschaffenheit" eines Menschen geht.

ZUR SUBSTANZ


Drosera rotundifolia, Rundblättriger Sonnentau (Familie: Droseraceae)

ANMERKUNGEN


Im Aberglauben um die Pflanze Sonnentau finden sich ebenfalls Bezüge zur vorliegenden Hypothese. "Tut man das Kräutlein oder seinen Saft in ein Glas voll Gift, so springt das Glas in Stücken, und ist's in einem silbernen Becher, so schäumt und sprudelt der Trank wie kochendes Wasser über den Rand des Bechers." Auch hier geht es also um die Überprüfung von rechter Beschaffenheit! Noch deutlicher im Zusammenhang mit der Hypothese steht die folgende Anwendung: "Um vor Gericht viel zu erreichen, nehme man frühmorgens fünf Spitzen Sonnentau". HdA

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Olten, April 2005

RAL
He
Kt
ME
Rep
HdA
LdtS
Bild
Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 6
Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 5
Kent, James T., Kents Arzneimittelbilder, Heidelberg 1988
Masi-Elizalde Alfonso, Überarbeitung der Lehre, Materia Medica und Technik der Homöopathie, Preis Stefan, Seminar zur Sicht der Homöopathie nach Dr. Masi-Elizalde, Höhr-Grenzhausen, 1993
Bön – Bönninghausen, Fay – Fayazuddin, J – Jahr, SP – Schmidt P.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin, New York 1987
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Esther Ostermünchner