Ipecacuanha

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ZENTRALE BEGRIFFE


Ipecacuanha, Carapichea ipecacuanha, Cephaelis ipecacuanha, Brechwurzel (Familie: Rubiaceae)

Leidet an seinem Da-Sein, hält sich selbst für unglücklich. Wird nicht warm mit dem Leben. Jede Beschwerde erlebt er äusserst dramatisch.
Ein verdriesslicher, mürrischer, übel gelaunter Mensch. In sich gekehrt. Hat an nichts Freude. Weiss nicht, was er eigentlich möchte. Höchst ungeduldig, neigt zum Bösewerden.
Unbeholfen, ungeschickt, Unlust zur Arbeit.
Hauptbeschwerden im Atem- und Verdauungstrakt. Aufnehmen und Abgeben von Atemluft oder Nahrung verursachen grundsätzliche Probleme.

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Ipecacuanha leidet am Kleinkram des materiellen Lebens Th 11. Jede Beschwerde erlebt er äusserst dramatisch, alles geht ihm gleich ans Lebendige.
Der Lern- und Arbeitsbereich ist von Unzufriedenheit, Verdriesslichkeit und höchster Ungeduld Th 10 geprägt.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen

Lesen Sie mehr zur Substanz




THEMENLISTE


1. Reden
Er redet kein Wort. RAL 13
Den ganzen Tag üble Laune; er hatte keine Lust zu reden und war zum Weinen geneigt. RAL (86)
Heitre Laune: er hatte Lust zu sprechen und selbst zu spassen. RAL (87)

2. Heitre Laune: er hatte Lust zu sprechen und selbst zu spassen. RAL (87)

3. Weinen
Den ganzen Tag üble Laune; er hatte keine Lust zu reden und war zum Weinen geneigt. RAL (86)
Lider geschlossen, schmerzhafter Gesichtsausdruck; das Kissen ist von Tränen durchnässt, die beim Öffnen des rechten Auges reichlich ausströmen. Cl 3.3

4. Gedanken langsam, reduziert, verwirrt
Sein Ideengang ist sehr langsam. RAL 131
Widerwille gegen literarische Arbeit; die Gedanken fehlen ihm. RAL (85)
Verwirrung im Kopf. A 22
Schwere [im Kopf] und Verminderung der Gedankenkraft. A 26

5. Missachtung, alles ist zuwider
Er hat an nichts Freude, es ist ihm nichts lieb. RAL 132
Es ist ihm alles zuwider. RAL 133
Stille, in sich gekehrte Verdriesslichkeit, die alles verschmähet. RAL 134
RAL 135

6. Mürrisches Wesen, was alles verachtet, und will, dass auch andre nichts achten und schätzen sollen. RAL 135

7. Das Gemüth ist voll Wünsche und Verlangen, und weiss selbst nicht, wozu? RAL 142

8.Verdriesslichkeit: er hält sich für unglücklich. RAL 136

9. Arbeit
Er ist unbehülflich und ungeschickt und stösst an alles an. RAL 139
Unlust zu arbeiten. RAL (84)
Er ist verdriesslich und ärgert sich, dass sein Geschäft ihm nicht geschwind genug von statten geht. RAL 138
Widerwille gegen literarische Arbeit; die Gedanken fehlen ihm. RAL (85)

10. Ungeduld
Höchste Ungeduld. RAL 140
Er ist verdriesslich und ärgert sich, dass sein Geschäft ihm nicht geschwind genug von statten geht. RAL 138

11. Kleinigkeiten
Er ist bedenklich, befürchtend, und hält Kleinigkeiten für etwas Wichtiges. RAL 137
Er wird über das geringste Geräusch aufgebracht. RAL 145
Er wird sehr oft über die geringste Kleinigkeit böse, und kann auch eben so leicht und schnell wieder gelassen werden. RAL 143

12. Er lässt den Muth sinken, und ist zur Ärgernis und zum Bösewerden höchst auf-gelegt. RAL 141

13. Böse, verärgert, verdriesslich
Er ist höchst geneigt, unwillig und böse zu werden. RAL 145
Beschwerden durch Verdruss und zurückgehaltenen Ärger; durch Demütigungen oder Verdruss, mit Entrüstung. Cl 1.18
Er ist verdriesslich und ärgert sich, dass sein Geschäft ihm nicht geschwind genug von statten geht. RAL 138
Er lässt den Muth sinken, und ist zur Ärgernis und zum Bösewerden höchst aufgelegt. RAL 141

14. Lebhafte, unerinnerliche Träume, auf oftes Erwachen, wie von Munterkeit, die Nacht. RAL (75)

15. Beim Erwachen, ein spezielles Gefühl von Leichtigkeit, mit gutem Appetit. A 281

16. Schreck
Er schrickt im Schlafe auf. RAL 104
Von öfterm Wachen und schreckhaften Träumen unterbrochener Schlaf. RAL 105
Schauerliche Kälte in den Gliedern, gleich, als wenn man sich vor etwas entsetzte. RAL (76)

17. Ängstlichkeit
Früh, beim Erwachen, Ängstlichkeit im Blute, als wenn er grosse Hitze, oder stark geschwitzt hätte oder aus ängstlichen Träumen erwacht wäre, wiewohl er weder heiss, noch schweissig anzufühlen war; zugleich eine Schwere im Kopfe, als wäre das Gehirn gedrückt. RAL 106
Wimmernde Furchtsamkeit im Schlafe. RAL 107
Herzklopfen, fast ohne Ängstlichkeit. RAL 113

18. Gehen
Schwindel beim Gehen. RAL 1
Schwindel, als sollte er da und dorthin wanken, mit Verschwinden der Gedanken auf Augenblicke, bloss beim Gehen und vorzüglich beim Herumwenden. RAL (1)
Abends beim Gehen im Freien, ein Hin- und Herschwanken des Körpers nach beiden Seiten, wie von Trunkenheit, mit Kopfbetäubung. RAL (2)
Im linken Knie ein Schmerz wie vertreten, vorzüglich beim Gehen, beim Sitzen seltner und unmerklicher. RAL (70)
RAL 81

19. In Hals und Magen sogleich eine vollkommen unbeschreibliche Empfindung, aber so unerträglich auszuhalten, als ob ich einen Trunk von geschmolzenem Blei zu mir genommen hätte (…) A 105

20. Überleben
(…) dies[er Schleim] wurde morgens manchmal in solchen Mengen hochgebracht, dass es mich wirklich überraschte, wie während des Schlafs ausreichend Luft zum Überleben in die Lungen geraten konnte. A 215
Anstatt des gewöhnliche Keuchens schien die Atemmuskulatur tetanisch zusammengekrampft, was einen Zustand hervorrief wie das, was man "den Atem anhalten" nennt; mit leichten Seufzern oder nach Luft Schnappen zwischendurch, was [jedoch] kaum aus-reichte, um zu verhindern, dass das Rad des Lebens ganz stehen blieb (…) A 217

21. Abdruck aus dem Inneren
Als der Auswurf locker wurde, und der Schleim von den Schleimhäuten der Bronchien in grossen Mengen produziert wurde – am Morgen, nachdem ich in der Nacht vom Husten Ruhe gehabt hatte – fing der Auswurf an, sich bei leichter Bewegung frei zu lösen, und er wurde mundvoll hochgebracht; jedermann hätte es auf den ersten Blick für eine Masse von kleinen, nahezu transparenten Würmern bezeichnet; bei näherer Untersuchung entdeckte ich, dass es sich um verdickten Schleim handelte, der sich während des Schlafs in den kleinen Ästen der Bronchioli angesammelt hatte und gegenwärtig abgesondert wurde in Form richtiger Abdrücke dieser Gefässe; das wurde manchmal in solchen Mengen abgesondert, dass es mich wirklich überraschte, wie im Schlaf noch ausreichend Luft hatte in die Lungen dringen können, um das Leben zu erhalten. A 215

22. Zerschlagen, zerrissen, verrenkt
Kopfweh, wie von Zerschlagenheit des Gehirns und Schädels, welches durch alle Kopfknochen hindurchdringt bis zur Zungenwurzel herab, mit Übelkeit. RAL 8
Heftigster Schmerz des hohlen Zahns im Beissen, sogleich, als wenn er herausgerissen würde, bis zum Lautheulen und Schreien, und darauf fort immerwährendes Reissen darin. CK 20
Ein Husten, welcher nach dem Gehen in kalter Luft und beim Niederliegen, früh und Abends, unaufhörlich fortwährt, von tiefem Einathmen erregt; zugleich mit einem Leibschmerze, als wenn der Nabel herausgerissen werden sollte, und Hitze im (Kopfe) Gesichte und Schweisse an der Stirne. RAL 81
Schmerz in den Augen wie derjenige im Kopf, die Augäpfel schienen aus ihren Höhlen gepresst zu werden und Gegenstände schienen vernebelt. A 53
Gefühl im Hüftgelenk, als würde es ausgerenkt, bei jedem Hinsetzen. Cl 23.1
RAL 21, 97, Cl 7.1, 3

23. Vormittags eine Beklemmung auf der Brust und kurzer Athem, als wenn er in vielem Staube wäre und er davor nicht athmen könnte. RAL 72

24. Ersticken, Beklemmung, Engbrüstigkeit
Die furchtbarsten Bangigkeiten bei Mangel aller Luft. HT 7
Ein Husten, der den Athem bis zum Ersticken hemmt. RAL 77
Erstickungshusten, wobei das Kind ganz steif wird und im Gesichte blau. RAL 78
Krampfhaftes Asthma mit einem starken Zusammenziehen im Halse und in der Brust, wobei eine besondere Art keichenden Lautes gehört ward. RAL (60)
Zusammenziehen auf der Brust, mit Kurzäthmigkeit und keichendem Athem; sie musste am offenen Fenster nach freier Luft schnappen, mit Gesichtsblässe, kaum fühlbarem Pulse und Erstickungsgefahr, von Abend bis früh 9 Uhr. RAL (62)
Anstatt des gewöhnliche Keuchens schien die Atemmuskulatur tetanisch zusammengekrampft, was einen Zustand hervorrief wie das, was man "den Atem anhalten" nennt; mit leichten Seufzern oder nach Luft Schnappen zwischendurch, was [jedoch] kaum aus-reichte, um zu verhindern, dass das Rad des Lebens ganz stehen blieb (zweimal); bei der ersten Gelegenheit wurde Linderung erreicht durch Einnahme von zwei Drachmen Eth sulph.; bei der zweiten, als der Atem furchterregend lange unterbrochen blieb, und es unmöglich war, etwas zu schlucken, wurden die Symptome durch das Einatmen von Rauch eines brennenden Papiers beinahe sofort erleichtert, welches vorgängig mit Nitras. Potass. getränkt worden war. A 217
Es entstand in einem heftigen Mass Atemnot, begleitet von Keuchen und einem grossen Gewicht und Angst über der Präkordialgegend (nach ein paar Sekunden); der Anfall dauerte im allgemeinen etwa eine Stunde, aber ich fand keine Erleichterung bis es zu reichlichem Auswurf kam, was unveränderlich so ablief. A 218
Die [Asthma-]Anfälle kamen normalerweise plötzlich, voraus gingen ihnen Kitzeln in den Nasenlöchern und Niesen, und sie dauerten von drei Tagen bis drei Wochen, während deren ich unfähig war, in einer liegenden Position zu bleiben. A 231
Ein spezielles Unbehagen in der Brust, welches mich zwang, mich zurückzuziehen; es wurde etwas leichter, und so kehrte ich zur Arbeit zurück, aber bevor ich die Substanz vollständig aus dem Papier geleert hatte, nahm das Gefühl in den Lungen so sehr zu, dass ich beunruhigt war; grosse Schwierigkeiten beim Atmen, mit Erstickungsgefühl und trockenem, hackendem Husten. A 234 [Wirkung beim Einatmen der Substanz während des Abfüllens in ein Gefäss.]
HT 3-7, RAL 72-75, (59, 61, 63, 64, 67, 69) A 73, 89, 109, 215, 220, 223, 228, 230, 232, 238, 239

25. Geschmack
Während des Schluckens ein Geschmack im Halse, wie von ranzigem Öle. RAL 35
Das Bier schmeckt schaal. RAL 36
Der (gewohnte) Tabak schmeckt beim Rauchen ekelhaft und erregt Erbrechen. RAL (26)
Husten eines dicken, widrig metallisch schmeckenden Schleims. RAL (65)
RAL 34

26. Sehen
Zucken des linken Oberlides, mit drei schwarzen Flecken vor den Augen beim Heben des Lides. Cl 3.4
Rosenfarbene Konjunktiven; trübe Kornea; Sehverlust des rechten Auges, kann abends nicht lesen, da er durch das Kerzenlicht geblendet ist, welches fünf- oder sechsfach erscheint; am nächsten Morgen feurige, schillernde Ringe vor dem linken Auge, das weniger stark angegriffen ist. Cl 3.6

27. Essen
Nach dem Essen Gähnen und Dehnen. RAL 37
Beklemmung der Brust nach dem Essen. RAL 75
Neigung zu Leckereien und Süssigkeiten. Cl 10.5
Grosser Widerwille und Ekel gegen alle Speisen. Cl 10.6
Magenkatarrh durch unverdauliche oder eiskalte Speisen. Cl 10.9
Nachteile von Schweinefleisch, von fetten Spiesen und Backwerk, von verdorbenem Magen durch Schwelgen; Kalbfleisch etc. Cl 10.7

28. Übelkeit, Erbrechen
Übelig, weichlig, wabblich ist ihm. RAL (28)
Quälende Übelkeit; ständige Übelkeit, bei fast allen Beschwerden. Cl 11.4
Heftiges Jucken (an den reinen Armen und Schenkeln), bei der Übelkeit, er muss kratzen, bis er sich erbricht. Cl 11.5
Schwangerschaftserbrechen; in manchen Fällen mehr Übelkeit als Erbrechen. Cl 16.5
HT 2, RAL 38, 39, 83, (27, 29-32, 34-40) A 118, 126, 129-131, 133, 134, 141, Cl 11.2, 3, 6-8

29. Farbige Absonderungen
Erbrechen: Gelb, grün-gallertartig, grasgrün, pechschwarz
Stuhl: lauchgrün, zitronengelb, rot mit blutigem Schleim überzogen, grasgrün, blutig, grüner Schleim,
Urin: blutig, strohgelb, Bodensatz wie Ziegelmehl

30. Gefühl, als wenn der Magen schlaff herabhinge, mit Appetitlosigkeit. RAL 40

31. Mund und Rachen
In den Lippenwinkeln Empfindung, als wenn sie wund wären, beim Befühlen und bei Bewegung der Lippen. RAL 18
Allzu grosse und fast schmerzhafte Empfindlichkeit aller Theile im Munde. RAL 22
Auf dem hintern Theile der Zunge und an der Gaumendecke eine Empfindung, wie vom Kauen der Marchantie [Marchantia polymorpha, Brunnlebermoos] oder des Draguns [Dracunculus, Schlangenwurz] entsteht, welche den Speichel häufig herbeilockt. RAL 24
RAL 33

32. Schmerz im Kniee, als wenn die Flechsen und Bänder durch Strapazen ermüdet wären. RAL 90

33. Zusammenziehen, zugreifen, kneipen
Furchtbare krampfhafte Zusammenschnürung der Luftröhre, mit höchster Erstickungs-gefahr. HT 6
Ein raffendes Kneipen im Unterleibe, wie wenn man mit einer Hand zugriffe, so dass jeder ausgebreitete Finger einen scharfen Eindruck in die Gedärme machte, durch Körperruhe zu besänftigen, durch die mindeste Bewegung aber aufs Höchste zu verstärken. RAL 47
Nächtlicher Krampf in den Muskeln der (Ober-?) Schenkel, worin es Knäuel zusammenzieht. Cl 23.3
HT 5, RAL 43, 48, 80, 85-87, 93, 94, (23, 62)

34. Stechende Schmerzen
Äusserer Schmerz auf dem Seitenbeine des Hauptes, wie von einem Stosse mit einer stumpfen Spitze. RAL 5
Ein stumpf stechender Schmerz in der Herzgrube, wie mit einem spitzigen Holze. RAL (44)
RAL 2-4, 6, 13, 28, 29, 44, 53, 55, 60, 61, 97, (45) A 264

35. Wie zu trocken
Schmerz im Schlunde, als wenn er allzu trocken, und rauh und wund wäre, welcher durch Niederschlucken des Speichels oder gewöhnlichen Getränks sich jedes Mal nur auf kurze Zeit lindert. RAL 33
Wie trockner Schnupfen in der Nase, als wenn die innere Nasenhöhle zu trocken wäre. RAL 67
Empfindung von Trockenheit in der Nase und den Stirnhöhlen. RAL 68
RAL (25), A 104, 109, 202

36. Kälte, Wärme
Er hat gar keine Wärme im Körper. RAL 116
Immer Frost unter der Haut, und desto mehr, wenn sie sich an die Wärme setzt. RAL 118
Überempfindlichkeit gegen Kälte und Wärme. RAL 119
Schauerliche Kälte in den Gliedern, gleich, als wenn man sich vor etwas entsetzte. RAL (76)
Hände und Füsse sind eiskalt und triefen von kaltem Schweisse, wobei die eine Backe roth, die andere blass ist, und Gemüth und Körper sich höchst elend und matt fühlt, bei erweiterten Pupillen. RAL 123
Angenehme Wärme im Magen mit Rumpeln in den Gedärmen. A 144
Ohnmacht in der Sommerhitze oder im heissen Zimmer, mit Übelkeit. Cl 24.6
RAL 114, 115, 117, 120-122, 124-129, (17, 77-81)

37. Vermehrte Absonderungen
Speichelfluss RAL 24-27, (20-22) A 91, 92, 95
Tränenfluss A 54, 55
Nasenfluss A 64, 69
Auswurf A 215

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Wir begegnen einem ängstlichen, unzufriedenen Menschen, der grundsätzlich an seinem konkreten Dasein leidet. Alles ist ihm zuwider Th 5, er will nicht sprechen Th 1, ist manchmal den ganzen Tag zum Weinen geneigt Th 3, schrickt nachts aus dem Schlaf auf oder erwacht am Morgen wie aus ängstlichen Träumen Th 17. Er hält sich für unglücklich Th 8. Es überrascht ihn, dass er überhaupt noch atmet, dass er überleben kann und das Rad des Lebens nicht gänzlich still steht Th 20. Die materielle, kleine, drückende Welt droht ihn zu ersticken Th 24. Seine Beine scheinen wie durch Strapazen ermüdet Th 32.
Jede Kleinigkeit, das geringste Geräusch etwa, vermag ihn aufzubringen, worauf er nicht so leicht wieder zur Gelassenheit zurück findet Th 11.
Seine ausgeprägte Hustenthematik kann als Ausdruck zurückgehaltenen Ärgers verstanden werden: Jemandem etwas husten bedeutet, ihm die Meinung zu sagen. Wenn es Ipecacuanha schliesslich gelingt, etwas rauszubringen, kotzt er sich dabei fast die Seele aus dem Leib Th 24, 28.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Der Moment des Geborenwerdens bedeutet für den Menschen bereits den Sturz aus dem Paradies in die polare, materielle Welt. Es ist deshalb schwer darstellbar, wie die Vorstellung von Vollkommenheit bei Ipecacuanha aussehen könnte. Ist er jemand, der sich durch überragende Lernfähigkeit auszeichnet und so versucht, möglichst rasch alle Erkenntnis aufzunehmen? Oder versucht er, durch Drogenkonsum zum grossen Durchblick zu kommen?
Wenn er sein Verlusterleben kompensiert, betont er die Lust zu sprechen und zu spassen Th 2. Auf diese Art macht er seine Schwierigkeiten im Leben wett, vor allem auch den gestörten Austausch mit anderen Menschen. Wenn er Herzklopfen fast ohne Ängstlichkeit beobachtet, setzt er sich über die Ängste hinweg, welche die Beschwerden in der sekundären Psora bei ihm auslösen.
Beim Erwachen hat er ein spezielles Gefühl von Leichtigkeit mit gutem Appetit Th 15 – in dem Fall betont er die Lust auf das Leben. Nachts hat er lebhafte Träume und erwacht mehrmals wie von Munterkeit Th 14.
Auch seine Neigung zu Leckereien und Süssigkeiten kann als Kompensation seiner sonstigen Freudlosigkeit verstanden werden. Körperlich büsst er die Schwelgerei aber sogleich wieder Th 27.

Egolyse
Wenn Ipecacuanha resigniert, weil er nicht alle Erkenntnis auf einmal erlangen kann, werden seine Gedanken stark verlangsamt und verwirrt Th 4. Er hat den Eindruck, sein Leben könne jederzeit enden Th 20.

Alterolyse
Da Ipecacuanha so grundlegend am Leben leidet, kommt es ihm leicht so vor, als ob es allen anderen Menschen besser gehe. Er ist schnell erbost, unwillig und verdriesslich. Er möchte, dass auch andere nichts achten und schätzen sollen Th 6 – instinktiv weiss er, dass die anderen Menschen mehr Lust aufs Leben haben und neidet ihnen dies.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Wie die Menschen in der biblischen Paradiesgeschichte möchte sich Ipecacuanha Erkenntnis erschleichen, indem er die Früchte des verbotenen Baumes isst. Er will sich Erkenntnis als Ganzes einverleiben.
Die kleine, portionenweise Erkenntnis, die dem Menschen möglich ist, lehnt er hingegen ab: Widerwille gegen literarische Arbeit Th 4. Er will sich nicht mit der polaren Welt, der Materie einlassen. Er wird nicht warm mit dem Leben Th 5.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Infolge seiner verschmähenden, verdriesslichen Haltung verliert er die Freude an allem, nichts ist ihm lieb Th 5.
Zwar ist sein Gemüt voller Wünsche, aber er weiss selbst nicht, worauf er Lust hat Th 7. Weil er den ganzen Baum der Erkenntnis will, kann er seine Wünsche nicht auf ein fassbares Mass einschränken. Dies führt dazu, dass er allen Mut sinken lässt Th 12. Sein Magen zeigt bildhaft ein ähnliches Thema: Er hängt nur noch schlaff herab, bei Appetitlosigkeit Th 30.
Er empfindet Widerwillen gegen geistige Tätigkeit, da es ihm nicht lohnend scheint, Wissen in kleinen Schritten zu erarbeiten. Wenn er es dennoch probiert, misslingt ihm die Arbeit: Er hat das Gefühl, sein Geschäft gehe nicht schnell genug voran, körperlich wird er ungeschickt und stösst an alles an Th 9.
Seine Beziehung zu den Mitmenschen ist gestört, weil er sie eigentlich um ihre Daseinsfreude beneidet Th 6, er wird wortkarg und ablehnend Th 1.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Weil er ablehnt, sich mit den zehntausend Details der materiellen Welt einzulassen, kann ihn plötzlich jede Kleinigkeit reizen oder verängstigen. Das geringste Geräusch bringt ihn auf Th 11.
Die Atembeschwerden lösen heftige Ängste aus – über den Atem sind wir am unabdingbarsten mit der polaren Welt verbunden. Ipecacuanha erlebt bei Luftmangel eine furchtbare Bangigkeit Th 24. Er leidet an Kurzatmigkeit, als wenn er in vielem Staube wäre Th 23. Fürchtet er, gleich bestraft zu werden wie die Schlange im Paradies, die Adam zum Frevel anstiftete und dafür verflucht wurde? "Da sprach Gott der Herr zur Schlange: Weil du dies getan hast, sei verflucht aus allem Vieh und allem Getier des Feldes! Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang!" Gen 3.14-15

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Von anderen Menschen kann Ipecacuanha die Wertschätzung irdischer Dinge lernen. Wenn er nicht mehr verachtet, was andere schätzen Th 6, kann er seinerseits Lust am Dasein gewinnen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Das Keynote von Ipecacuanha – die quälende Übelkeit bei fast allen Beschwerden Th 28 – scheint sein Empfinden gegenüber den Bedingungen des Lebens zum Ausdruck zu bringen: Er findet sie "zum Kotzen".

Schauerliche Kälte in den Gliedern, gleich, als wenn man sich vor etwas entsetzte Th 16, 36. Ipecacuanha kann nicht warm werden mit dem Leben. Er entsetzt sich über die Voraussetzungen, die ihm abverlangt werden, um zur Erkenntnis zu kommen.
Es erlebt die furchtbarsten Bangigkeiten bei Mangel aller Luft Th 24 – da wo er in Kontakt kommt mit der ersten aller Lebensbedingungen – dem Atem.

In Hals und Magen sogleich eine vollkommen unbeschreibliche Empfindung, aber so unerträglich auszuhalten, als ob ich einen Trunk von geschmolzenem Blei zu mir genommen hätte Th 19. Das Blei ist die schwere "üble" Beschaffenheit des menschlichen Lebens, das unedle Metall, die Dummheit, das unverständige, sündige leibliche Bewusstsein LdtS.

Ein stumpf stechender Schmerz in der Herzgrube, wie mit einem spitzigen Holze Th 34.
Als Symbol weist Holz unter anderem auf den Baum der Erkenntnis hin LdtS. Die Vor-stellung eines Holzkeils in der Brust erinnert aber auch an die Abwehrmethoden gegen Vampire. Die Leichen, die verdächtig waren, sich als Vampire weiter am Leben zu erhalten, wurden gepfählt HdA. Der Mensch, welcher das Leben im polaren Dasein nicht bejahen kann und dessen Bedingungen nicht annehmen will, findet vielleicht auch schwer seine Ruhe im Tod. Der Vampir ist ein "Untoter", ein in der Zwischenwelt Lebender oder im Aberglauben ein so genannter Nachzehrer. Man glaubte von ihm, er ziehe auf irgendeine Art andere Menschen in den Tod. Dazu passt auch das Symptom: Mürrisches Wesen, was alles verachtet, und will, dass auch andere nichts achten und schätzen sollen Th 6.

Ein Symptom, das auch eher an einen erkalteten, toten oder bereits verwesenden Zustand erinnert, ist die Beschreibung seines Auswurfs: (…) er wurde mundvoll hochgebracht; jedermann hätte es auf den ersten Blick für eine Masse von kleinen, nahezu transparenten Würmern bezeichnet; bei näherer Untersuchung entdeckte ich, dass es sich um verdickten Schleim handelte, der sich während des Schlafs in den kleinen Ästen der Bronchioli angesammelt hatte und gegenwärtig abgesondert wurde in Form richtiger Abdrücke dieser Gefässe Th 21.

Ein raffendes Kneipen im Unterleibe, wie wenn man mit der Hand zugriffe, so dass jeder ausgebreitete Finger einen scharfen Eindruck in die Gedärme machte Th 33. Sein Schmerzempfinden beschreibt Ipecacuanha als einen Zugriff von aussen, welcher Eindrücke hinterlässt. Er wird wider Willen von der Polarität des menschlichen Daseins gepackt.

Nächtlicher Krampf in den Muskeln der (Ober-?) Schenkel, worin es Knäuel zusammenzieht Th 33. Dies ist ein interessantes Symptom im Zusammenhang mit der Substanz: Die Wurzeln von Ipecacuanha sehen aus, als ob lauter Knoten aneinander gereiht wären.



DIFFERENTIALDIAGNOSE


Muriaticum acidum ist unzufrieden mit seinem Schicksal. Eine der grundlegenden Bedingungen unseres menschlichen Schicksals ist es, dass wir für unseren Lebensunterhalt sorgen und uns dabei anstrengen müssen. Wir erinnern uns an den biblischen Mythos von der Vertreibung aus dem Paradies und die damit verknüpfte Verpflichtung: "Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen". Muriaticum acidum lehnt diese lästige Auseinandersetzung mit den Kleinigkeiten und der Mühsal des täglichen Lebens ab. Er will sich nicht anstrengen müssen, es verdriesst ihn, sich zu bewegen. RMM 1

Manganum sehnt sich nach der Versöhnung von Gegensätzen, nach der Einebnung von Widersprüchen. Er lehnt das Prinzip der Polarität ab. Die menschliche Erfahrung zeigt aber, dass jeder Lernprozess, jedes emotionale Erleben, jede Beziehung auf gegensätzlichen und zum Teil widersprüchlichen Erkenntnissen beruht. Diese Auseinandersetzung mit der Unvereinbarkeit der Erscheinungswelt lehnt Manganum ab. RMM 1

ZUR SUBSTANZ


Ipecacuanha, Carapichea ipecacuanha, Cephaelis ipecacuanha, Brechwurzel (Familie: Rubiaceae)

ANMERKUNGEN


Die Pflanze kommt in den tropischen Tieflandregenwäldern Mittel- und Südamerikas von Nicaragua bis Brasilien vor. Sie wächst langsam, so dass sie für eine Plantagenkultur eigentlich nicht geeignet ist. Gelegentlich ist sie jedoch in Südamerika, aber auch in Indien in Kultur genommen worden.
Der Zwergstrauch ist etwa einen halben Meter hoch und hat ledrige, ganzrandige Blätter. Auf die zierliche Blüte von weisser Farbe folgt eine fleischige, blauschwarze Steinfrucht. In der Medizin wird die Wurzel verwendet, die sich einige wenige Male verzweigt. Auf dem Markt werden verschiedene Sorten angeboten (grau, rot, braun), die von derselben Art stammen. Unterschiede im Aussehen gehen auf das Alter und die Bewässerung zurück.

Der Name stammt aus der Tupi-Sprache, in der i-pe-kaa-guéne so viel bedeutet wie "Pflanze vom Wegesrand, die einen krank macht". In der Geschichte der Botanik ist die Brechwurzel noch unter zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Bezeichnungen geführt worden: Cephaelis acuminata (Kolumbianische Brechwurzel oder B. aus Cartagena), Cephaelis ipecacuanha (Brasilianische B. oder B. aus Rio de Janeiro) sowie Uragoga ipecacuanha. Weitere Bezeichnungen aus der Umgangssprache lauten "Ipecac" oder "Brasilianische Wurzel". wikipedia

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Olten, Januar 2007

RAL
HT
A
Cl
RMM
LdtS
Bild
Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 3
Hartlaub und Trinks, Reine Arzneimittellehre, Neuauflage Hamburg 1991
Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 5
Der Neue Clarke, Bielefeld 1990, Band 4
Studer Susanne, Ostermünchner Esther, Revidierte Materia Medica Homoeopathica Band 1, 2, HIZ, Hägglingen 2002, 2005
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Peter Barthel