Kalium carbonicum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Die innere Aufmerksamkeit ist auf das Bemühen gerichtet, eindeutige und unumstössliche Richtlinien für sein Handeln zu entwickeln. Er möchte aus der Sicherheit einer absoluten Wahrheit leben. Diese kann und darf nicht durch schwankende äussere Zustände verändert werden.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Störung des Intellekts: Die Gedanken schwinden, er kann sich nicht konzentrieren, findet sich nicht zurecht. Daraus resultieren Probleme bei der Arbeit.
Selbstantagonismus: Daraus entstehen schlechte Laune und möglicherweise sein seltsames Verhalten in Gesellschaft: es verlangt ihn nach Gesellschaft, jedoch behandelt er sie abscheulich.
Die Welt bedroht ihn: Vorahnungen, leichte Erschreckbarkeit, grosse Sensibilität, Tod und Teufel; frische Luft erträgt er nicht, das Herz hängt nur an einem Faden, Trauer und Angst.
Der Körper ist hohl und leer: Daraus resultieren Schwäche und die Probleme bei der Nahrungsaufnahme.


1. Selbstwiderspruch, weiss nicht, was er will
Verdriessliche Stimmung, als könne er sich selbst Nichts recht machen. CK 30
Sie ist immer mit sich selbst im Widerspruche, weiss nicht, was sie will und fühlt sich höchst unglücklich. CK 31
Widerwärtige Stimmung; er ist eigensinnig und weiss oft selbst nicht, was er will. CK 32
Widerwärtiges Gemüth; sie verlangt mit Ungestüm, ist mit Nichts zufrieden, wird ausser sich und wüthig böse, wenn nicht Alles nach ihren Wünschen geht, und weiss oft selbst nicht, was sie eigentlich haben will. CK 33

2. Aufmerksamkeit und Geistes-Gegenwart; die Gedanken schwinden
Zerstreutheit, es wird ihm schwer, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand zu richten. CK 50
Mangel an Geistes-Gegenwart; er kann sich in seinem Geschäfte nicht gleich zurecht finden. CK 51
Bewusstlosigkeit ein Paar Minuten lang, so arg, dass ihm alle Sinne schwanden und er hingefallen wäre, wenn er sich nicht angehalten hätte. CK 55
Gefühl, als schwänden ihr die Gedanken auf Augenblicke. CK 56
Gefühl zuweilen, als wären die Gedanken und das Gedächtnis weg, mit Schwirren im Kopf. CK 57
Wüste und dumm im Kopf. CK 58
Wie berauscht. CK 59
Eingenommenheit des Kopfes. CK 60
Nachts, nach Erwachen, kann sie vor lauter Gedanken nicht wieder zum Schlafen kommen. CK 1528

3. Sprechen
Er findet oft das gehörige Wort und den rechten Ausdruck nicht und verspricht sich oft. CK 52
Unbesinnlichkeit, wie im Hinterhaupte, bei vielem Sprechen, die durch Zudrücken der Augen vergeht. CK 54

4. Arbeit
Übereiltes Denken und Handeln. CK 19
Arbeits-Scheu. CK 48
Mangel an Geistes-Gegenwart; es kann sich in seinem Geschäfte nicht gleich zurecht finden. CK 51
Der ganze Schlaf ist voll lebhafter Träume von Tages-Geschäften. CK 1546
Zu diesem Thema passen einige Beobachtungen von Gallavardin:
Unfähigkeit zur Mathematik; untauglich als Experimentator; Gemüt, zu nichts praktisch veranlagt; Geist nicht verfügbar; Geist, nicht der eines Prüfers; unpraktisch veranlagt für alle Wissenschaften; unfähig, ein Beobachter zu werden; Verstand geeignet für Wirtschaftsangelegenheiten; unbeständig in seinen Meinungen.

5. Angst
Nur Benennung der Ängste, keine wörtlichen Symptome:
Anstrengung CK 4
Tod und Sterben CK 8, 1551
Krankheit CK 15, 1550
Genesung CK 14
Alleinsein CK 23
Zukunft CK 17
Allgemeine Ängstlichkeit CK 1548

6. Empfindsamkeit
Leicht schreckhaft, vorzüglich bei leiser Berührung des Körpers. CK 25
Heftiger Druck über den ganzen Schädel, den Nacken herab. Klopfen im Kopfe und ganzen Körper; der Schmerz verträgt nicht die leiseste Berührung, steigert sich ruckweise unter heftiger Übelkeit und Gall-Erbrechen. CK 89
Es zieht ihr die Augenlider mit Gewalt zu. CK 34
Lichtscheu: Schmerzhafte Empfindlichkeit der Augen gegen das Tages-Licht; das Zimmer muss verdunkelt werden. CK 253
Entzündung der Lider des rechten Auges, mit Schmerz der Augen und Unmöglichkeit, bei Lichte zu lesen. CK 216
Empfindlich gegen Farben. Rep.
Grosse Empfindlichkeit der äusseren Magengegend bei Berührung, Essen, Reden usw. CK 613
Sehr empfindlich am ganzen Körper, wo sie sich anfühlte oder bewegte, that es ihr weh. CK 1413
Husten beim Violin-Spielen CK 968
Die Bauchmuskeln sind schmerzhaft bei Berührung. A 736

7. Vorahnungen
Er befürchtet, nicht genesen zu können. CK 14
Befürchtend und ängstlich über ihre Krankheit. CK 15
Ängstliche Vorstellungen befallen ihn Abends. CK 16
Trübe Vorstellungen von der Zukunft. CK 17
Traum, man kündige ihm seinen nahen Tod an. CK 1551

8. Schreckhaftigkeit
Grosse Schreckhaftigkeit. CK 24
Leicht schreckhaft, vorzüglich bei leiser Berührung des Körpers. CK 25
Harter Druck auf den Körper stört ihn nicht, aber gegen alles Unerwartete ist er überempfindlich; ebenso gegen leichte Berührung wie überhaupt gegen Störungen aus seiner Umgebung. Er fährt bei der leisesten Berührung zusammen, während er harten Druck sogar angenehm empfindet. (...) "Es gibt Patienten, die zusammenfahren, wenn man sie anfassen will, ohne dass sie wissen, wo es sein soll. Kt S. 455

9. Gefährliche Gestalten
Ängstliche Träume von gefährlichen an ihr vorbeiziehenden Gestalten, deren einige sich auf sie legen wollen. CK 1555

10. Masken und Gespenster
Träume von Masken, Gespenstern und Teufeln. CK 1559

11. Als ob ein Stein auf ihr läge
Nachts Alpdrücken, mit Traum, als wenn ein Stein auf ihm läge, und ihm zugleich die Kehle allmählig zugezogen würde, unter vergeblichem Bemühen zu erwachen. CK 1593

12. Sprengen
Zusammenschraubende Magenschmerzen, vorzüglich Nachts bis in die Brust und die Därme, als wolle es den Magen sprengen, mit Verhinderung des Athems und Sprechens; in Anfällen. CK 588

13. Das Herz hängt an fest zusammengezogenen Bändern
Im oder am Herzen, klemmender Schmerz, als hinge das Herz an fest zusammengezogenen Bändern; am bemerkbarsten bei starkem Einathmen oder Aufhusten, nicht aber bei Körper-Bewegung. CK 1071

14. Räuber
Träume von Räubern. CK 1549

15. Teufel
Träume von Masken, Gespenstern und Teufeln. CK 1559

16. Tod
Träume von Schlangen, Krankheit und Verstorbenen. CK 1557
Träume von Verstorbenen, als lebten sie, und Zank mit ihnen. CK 1558
Traum, man kündige ihm seinen nahen Tod an. CK 1551
(...) weil es ihr immer im Sinne lag, dass sie sterben müsse. CK 8

17. Der Vater wolle ihn schlagen
Ängstlicher Traum, der Vater wolle ihn schlagen. CK 1552

18. Als ob der Körper hohl sei
Gefühl von Leere im ganzen Körper als ob er hohl wäre. He 43.1

19. Schwäche
Trübe, weinerliche Stimmung, nach körperlicher Ermüdung im Freien. CK 4
Jählinge Schwäche im Sitzen. CK 1437
Von wenig Anstrengung sehr müde und durch keine ruhende Stellung erquickt. CK 1438
Sehr zur Ruhe geneigt, ohne Müdigkeit. CK 1439
Er möchte immer liegen und ruhen, und wenn er sich legt, schläft er gleich ein. CK 1440
Plötzliche Müdigkeit zuweilen in allen Gliedern, mit Verdriesslichkeit. CK 1444
Oft Anfälle von Schwäche, dass sie die Hände sinken lassen muss. CK 1445
Mattigkeit, dass er immer ruhen möchte, bei munterem Geiste. CK 1446
Sonst sehr zur Arbeit gewöhnt, muss er sich nun vor Mattigkeit mehrmals des Tages niederlegen. CK 1447
Beim Liegen im Bette, (abends vor dem Schlafen) eine den ganzen Körper niederdrückende Schwäche, als sollte er vergehen und immer tiefer sinken. CK 1455
Selbst im Gehen kann sie sich des Schlafes nicht enthalten. CK 1460
Die Symptome, welche Müdigkeit und Schwäche ausdrücken, lassen sich noch beliebig verlängern., vgl. CK 1435 ff.

20. Trauer
Grosse Niedergeschlagenheit, ohne Ängstlichkeit. CK 1
Niedergeschlagenheit. CK 2
Traurig, einsam; sie sucht Gesellschaft, um sich zu erheitern. CK 5
Bangigkeit und grosse Traurigkeit. CK 10

21. Schlechte Laune und Reizbarkeit
Dieses Thema findet sich den Prüfungssymptomen sehr ausgeprägt dokumentiert. Verdriessliche Stimmung, als könne sie sich selbst Nichts recht machen. CK 30
Widerwärtiges Gemüth; sie verlangt mit Ungestüm, ist mit Nichts zufrieden, wird ausser sich und wüthig böse, wenn nicht Alles nach ihren Wünschen geht, und weiss oft selbst nicht, was sie eigentlich haben will. CK 33
Er ärgert sich über Alles und ist immer verdriesslich. CK 42
Sowie CK 27, 28, 29, 32, 34, 35 bis 50

22. Gesellschaft
Traurig, einsam; sie sucht Gesellschaft, um sich zu erheitern. CK 5
Bänglichkeit und Abneigung vor Gesellschaft. CK 11
Ungeduldig über seine Kinder. CK 34
Verlangen nach Gesellschaft, behandelt sie trotzdem abscheulich. Rep

23. Vögel
Vor einer eingebildeten Erscheinung (z.B. als flöge ein Vogel nach dem Fenster) erschrickt sie mit einem lauten Schrei. CK 26

24. Bett
Dieses Thema findet sich im Repertorium sehr ausgeprägt, repräsentiert u.a. durch Angst im Bett, Trauer im Bett, sowie als exklusives Symptom Schüchternheit im Bett.

25. Sturz von einem hohen Berg
Traum, sie stürze von einem Berge herab. CK 1553

26. Starrsehen
Starrsehen; sie kann die Augen nur mit Mühe von einem Gegenstande abbringen und muss sie fast wider Willen darauf heften. CK 237

27. Sie sieht nur einen kleinen Teil
Nach Arbeit im Wasser (Waschen) Gesichts-Verminderung; sie sah nur einen kleinen Theil von den Gegenständen und drauf Stiche im Kopfe über den Augen, mit Brecherlichkeit. CK 242

28. Nahrungsaufnahme
Beim Essen, Anwandlung von Schlaf. CK 515
Beim Mittag-Essen, verdriessliche, ärgerliche Stimmung, mit Zieh-Schmerz im Kopfe. CK 519
Nach dem Essen Frost. CK 529
Nach Tische, Gesichts-Blässe. CK 521
Nach dem Mittag-Essen. Zusammenschnüren im Kopfe, wie ein Reif darum. CK 520
Brecherlichkeit bei jeder inneren Bewegung, jedem Ärger und jeder Freude, und zu jeder Tages-Zeit, doch, wenn sie nüchtern ist, nur Würgen. CK 560
Zu diesem Thema gehört das Schlüsselsymptom von Kalium carbonicum: Furcht wird im Magen empfunden.
Charakteristisch für Kalium carbonicum ist ein vom Magen ausgehendes Gefühl brennender Angst. Eine Patientin drückte es bezeichnenderweise einmal so aus: "wenn ich über etwas erschrecke, merke ich es sofort in meinem Magen, und wenn nur eine Tür zuschlägt". Kt S. 455

29. Generative Potenz
Auch hier werden nur die auffälligsten Symptome angeführt:
Augenschwäche nach Koitus. He 5.4
Alle Symptome von Kalium carbonicum treten nach dem Koitus und nach jeder sexuellen Erregung verstärkt auf. Schwachsichtigkeit, Zittern, Nervosität, Schlaflosigkeit, Schwäche, Frostigkeit für ein bis zwei Tage nach dem Koitus. Kt S. 457

30. Musik
Husten beim Violin-Spiel. CK 968

31. Kopf
Gefühl in der Stirn, als wolle es ihr den Vorderkopf zersprengen, in öfteren kurzen Anfällen. CK 111
Schwere im Hinterhaupte, als wäre er mit Blei ausgegossen, der Kopf fällt immer rückwärts; dabei Steifheit im Genicke bis zwischen die Schulterblätter. CK 113
Gefühl in der Stirn, als wenn ein heisser Körper vorgefallen wäre, beim Bücken und Schreiben öfters wiederholt, beim Aufrichten vergehend. CK 155
Gefühl, beim Bücken, als wenn sich etwas vom Hinterhaupt nach der Stirn zu senkte. CK 156
Schmerzhaftes Gefühl, wie von etwas Beweglichem im Kopfe, schlimmer bei Bewegung des Kopfes. CK 157
Stetes Gefühl im Kopfe, als wenn Etwas darin los wäre und sich nach der Stirn zu drehe und winde. CK 158

32. Adhäsion
Als ob der untere rechte Lungenlappen an den Rippen festkleben würde. He 43.8

Nachfolgende Themen sind durch zahlreiche Symptome belegbar, es werden nur die Themenüberschriften angeführt:

33. Stechende, schneidende Schmerzen wie von Messern.

34. Kitzligkeit überall, vor allem an den Fusssohlen.

35. Empfindungen zu platzen, voller Luft zu sein.

36. Verweis
Weinen bei einem Verweis. Rep.

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Grosse Unzufriedenheit mit sich selbst. Er hadert mit sich, ist mit sich selbst im Widerspruch. Er kann bei keinem Gedanken, bei keiner Tat Ruhe finden, er hat immer das Gefühl, nicht das Richtige (das Wahre) getan zu haben. Er weiss nicht mehr, was er will. Er ist schwankend in seinen Meinungen und in seinen Verhaltensweisen. Er hat das Gefühl, dass er nur einen kleinen Ausschnitt des Gesamten sehen kann. Er hat Probleme, sich auf eine Sache zu konzentrieren, findet sich bei der Arbeit nicht mehr zurecht.
Er hat das Gefühl, als ob sein Körper hohl und leer sei. Er fühlt sich bedroht, ist von ängstlichen Vorahnungen erfüllt, die kleinste Berührung erschreckt ihn unmässig und ist ihm auch unangenehm. Die Zukunft und sein Leben erscheinen ihm bedroht.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Hier zeigt sich das Bild eines Menschen, der seinem Leben eindeutige und klare Prinzipien zu Grunde legt, von denen er nicht abweicht, da er im Besitz der Wahrheit ist , die er durch Überwindung des Körpers erreichen konnte. Jemand, der die absolute Kontrolle über seinen Körper besitzt. Es könnte auch ein Mensch sein, dem der Körper nicht wichtig ist, der die Bedürfnisse des Körpers negiert und zeigt, dass er wenig Schlaf braucht, kaum Nahrung benötigt, aber dafür durch geistige Brillanz beeindruckt.

Egolyse
Selbstaufgabe. Er kann nichts Sicheres und Endgültiges erkennen. Alle Handlungen sind fehlerhaft und unbeständig. Er kann nicht arbeiten. Der Körper ist ihm nur eine Last, er zerfällt in nichts. Er leidet an unendlicher Müdigkeit und Erschöpfung.

Alterolyse
Obwohl er seine Mitmenschen braucht, da er Angst hat vor dem Zerfall ins Nichts, beschimpft er sie, denn sie sind Teil der körperlichen Welt und erinnern ihn an seinen Körper.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Kalium carbonicum hat das Gefühl, dass ihn sein Körper daran hindert, eindeutige, unumstössliche und unveränderbare Wahrheiten zu erkennen.

Transzendenter Wert
Gott ist die Quelle und das Mass allen Seins. Er erkennt nicht nur die Wahrheit, sondern er ist selbst die höchste und erste Wahrheit (ST I 16.5). Der Mensch ist unfähig, eine absolute Wahrheit zu erkennen. Sie zerfällt ihm in vielerlei Teilwahrheiten. Aus der einen göttlichen Wahrheit resultieren viele menschliche Wahrheiten. So wie viele verschiedene Bilder entstehen können, wenn man ein menschliches Gesicht aus unterschiedlichen Blickwinkeln in einem Spiegel betrachtet. (ST I 16.6) Diese Einschränkung auf das Erkennen von Teilwahrheiten, d.h. auf das Sehen immer nur eines Spiegelbildes anstelle des ganzen Gesichts, resultiert aus zwei Grundbedingungen des menschlichen Daseins:
Zum einen entzündet sich jede Erkenntnis an der sinnlichen Wahrnehmung und bleibt daher immer an das konkrete sinnliche Objekt gebunden. Jeder Versuch, zu einer umfassenderen Erkenntnis zu gelangen, ist mit dem Risiko des Irrtums belastet. Zum anderen ist der Mensch ein substantielles Kompositum aus Geist und Körper. Letzterer führt zu einer Fixierung des Blickwinkels. Wenn ich "hier" stehe, kann ich ein Objekt nicht gleichzeitig aus einem anderen Blickwinkel sehen.
Der Weg des Menschen zu einer Erkenntnis führt demnach über das sukzessive Sammeln von Sinneseindrücken, um schliesslich zu einer Gesamtschau zu gelangen. Ausserdem ist er gezwungen, die einzelnen Wahrnehmungen zu analysieren, d.h. sie zu zerschneiden. Beide Wege sind an die Sinne und damit an den Körper gebunden, beide ergeben immer nur relative Wahrheiten. Kalium carbonicum möchte absolute Eindeutigkeit im Erkennen der Wahrheit, er möchte die absolute Wahrheit besitzen.

Menschliche Daseinsbedingung
Kalium carbonicum lehnt die Unsicherheit im menschlichen Erkennen ab, er möchte die absolute Wahrheit und sich nicht mit den relativen, veränderlichen menschlichen Wahrheiten zufriedengeben. Die menschliche Erkenntnisweise mit Hilfe der sinnlichen Wahrnehmungen und des Körpers ist ihm Ursache vieler übler Zustände. Er lehnt daher den Körper ab. Dieser erscheint ihm krank und leer.

Kerne

Schuld
Ablehnung der relativen menschlichen Erkenntnismöglichkeiten und des menschlichen Körpers als deren Grundlage.

Verlust
Dieser findet sich in drei Bereichen:
Verlust der Fähigkeit zu denken, vor allem, wenn es um die Konzentration auf einzelne Dinge geht. Er ist unfähig, seine Arbeit zu verrichten, er ist unfähig zur Mathematik, zur Beobachtung. Er ist unpraktisch. Er ist unfähig, bei Licht zu lesen und er sieht nur einen kleinen Teil der Gegenstände.
Er ist mit sich selbst im Widerspruch und weiss nicht, was er will. Bei jeder Entscheidung, bei allem, was er denkt, fühlt und ausführt, spürt er, dass er immer nur an einen Teil des gesamten Seins, der absoluten Wahrheit heranreicht. Das führt zu Unzufriedenheit, Unglücklichsein und einem Zwiespalt in sich selbst.
Verlust der natürlichen Geborgenheit im Körper. Der Körper ist ein Teil der Welt. Er hat beide abgelehnt und wollte ohne sie die absolute Wahrheit erkennen. Die Welt schlägt zurück, er ist durch sie bedroht, der Körper bietet ihm nicht mehr Schutz und Geborgenheit, im Gegenteil, er ist hohl und leer.

Strafe
Jede Sinneswahrnehmung ist schmerzhaft. Am schlimmsten ist die Berührung, da sie ihn an seinen Körper erinnert. Extreme Kitzeligkeit. Er hat schlimme Vorahnungen, fürchtet sich vor der Zukunft, Sorge um die Gesundheit und um sein Leben.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Als flöge ein Vogel nach dem Fenster (Thema 23)
Der Vogel als Symbol des Geistes stösst an die zunächst nicht sichtbare materielle Welt, die Fensterscheibe. Dies ist eine symbolische Darstellung der Problematik des Kalium -carbonicum-Menschen, welcher sich in seinen geistigen Bestrebungen durch seinen Körper begrenzt und eingeengt fühlt.

Sie sah nur einen kleinen Teil von den Gegenständen (Thema 27)
Genau darin liegt das Problem des Kalium-carbonicum-Menschen. Er hat das Gefühl, als ob er immer nur einen Teil der Gesamtproblematik sehe und daher nie die gesamte Wahrheit erkennen könne. Die daraus resultierende Strafe findet sich im Thema 26 Starrsehen: Sie kann die Augen nur mit Mühe von einem Gegenstand abbringen, muss sie fast wider Willen darauf heften. Neben der Unfähigkeit, sich auf einen einzelnen Gegenstand konzentrieren zu können, besteht der andere Teil der Strafe darin, dass er nicht über den einzelnen Gegenstand hinaus zur Gesamtheit gelangen kann; er bleibt daran hängen.

Ernährungsfunktion (Thema 28)
Die Nahrungsaufnahme erinnert ihn an den Körper, daher geht es ihm nach dem Essen schlechter, und die Angst wird im Magen empfunden. Erbrechen beim Anblick von Essen, Ekel vor dem Essen.

Als wenn ein Stein auf ihm läge (Thema 11)
Dies beschreibt genau das körperliche Erleben, der Körper ist wie ein Stein, der ihn bedrängt und beschwert und ihn daran hindert, zur gesamten Wahrheit durchzudringen.

Als ob der Körper hohl und leer sei (Thema 18)
Analoge Begriffe zu hohl: dumpf, klanglos, matt, scheppernd, eng, primitiv.
Zu leer: ausgeflogen, verlassen, alle abwesend.
Dieses Symptom zeigt, dass er seinen Körper nur negativ erlebt. Der Körper ist dumpf und matt und trägt nichts dazu bei, eine absolute Wahrheit zu erkennen. Hierzu gehört auch Thema 30: Husten beim Violinspielen: Er erlebt nur die körperliche Seite der Musik. Statt Musik spürt er nur das Klanglose, ein Scheppern wie beim Husten.
Die analogen Begriffe zu leer: verlassen, alle abwesend, erklären auch das Thema 22, und darin vor allem die Angst, allein zu sein. Die Angst entspricht dem Erleben der eigenen körperlichen Leere. Die seltsame Verhaltensweise, sich Gesellschaft zu wünschen, diese aber greulich zu behandeln, findet auch hier ihre Erklärung. Einerseits erlebt er die eigene innere Leere und versucht, diese mit Gesellschaft zum Verstummen zu bringen. Andererseits erinnert ihn die Anwesenheit anderer Menschen wieder an sein körperliches Dasein, das er eigentlich ablehnt, daher beschimpft er sie

Masken und Gespenster (Thema 10)
Unbeseelte Körper, d.h. ein Zerrbild seiner eigenen Vorstellung. Für ihn ist der Körper unbeseelt, er ist leer und hohl.

Adhäsion (Thema 32)
Es ist ihm, als ob er an seinem Körper klebe, der ihn begrenzt.

Kitzeln (Thema 34)
Analoge Begriffe zu kitzeln: quälen, peinigen, drangsalieren usw., was überleitet zum Thema 12 Zerreissen, einer weiteren Beschreibung eines Körpergefühls; ebenso wie Thema 33: stechende, schneidende Schmerzen, wie von Messern.

Abgrund (Thema 35)
Wiederum eine Erlebnisweise des Körpers: Er hat das Gefühl, als ob er in den Abgrund seines Körpers stürze, oder als ob er ins Leere falle.

Schwäche (Thema 19)
Ein Mensch, der seinen Körper ablehnt, wehrt sich auch gegen jeden körperlichen Vorgang, jede Bewegung, jede Betätigung. So wird jede "Benützung" dieses Körpers als äusserst mühsam und anstrengend erlebt, was die Schwäche bei Kalium carbonicum als prominentes Thema erklärt.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Bei Kalium carbonicum gibt es zwei Themenstränge, die bei Patienten jeweils deutlich hervortreten können, so dass sich die Differentialdiagnose daraus ergibt. Einerseits sind dies all die Mittel, die den Körper aus jeweils unterschiedlichen Gründen ablehnen. Andererseits all jene, bei denen die Wahrheit ein zentrales Thema darstellt, bei Kalium carbonicum die absolute Wahrheit im moralischen Sinne.

Anacardium
Anacardium möchte wie Gott eine absolute Einheit sein. Er lehnt es ab, als substantielles Kompositum, d.h. zusammengesetzt aus Körper und Geist, leben zu müssen. Daraus resultiert, dass er sich innerlich vor die Entscheidung gestellt sieht, sich für einen der beiden Teile seines Selbst entscheiden zu müssen, um auf diesem Weg die Einheit zu erreichen. Gleichzeitig spürt er, dass jede seiner Entscheidungen falsch ist, da er sich immer nur für einen Teil des Ganzen entscheiden kann. Er ist unentschlossen. Diese Unentschlossenheit und das Erleben des inneren Zwiespalts sind die beiden Hauptthemen bei Anacardium.
Die Beziehung zu seinem Körper ist bei Anacardium so, dass er ihn entweder ablehnt, wenn er sich dafür entscheidet, über das Geistige zur Einheit zu gelangen, oder dass er ihn vergöttert und pflegt, wenn er sich für den Körper als Weg zur Einheit entscheidet. Grundlegend dabei ist jedoch immer der innere Zwiespalt zwischen Körper und Seele, Gut und Böse oder zwischen allen anderen Gegensätzen, denen er in seinem Leben gegenübersteht.

Sabadilla
Er beneidet Gott, der als reiner Geist eine vollkommene Intelligenz besitzt, ohne auf einen Körper angewiesen zu sein. Er verweigert ebenfalls die Daseinsbedingung des Menschen als substantielles Kompositum, jedoch einen besonderen Aspekt dieser Tatsache: Wohlbefinden und Wissen sind bei Menschen grundsätzlich mit dem Körper verknüpft. Die Seele muss den Körper sozusagen informieren, damit diese beiden Bereiche, das Wohlbefinden und der Erwerb von Wissen, eintreten können. Die Seele muss dafür sorgen, dass es dem Körper gut geht. Eine vom Körper getrennte Seele wäre ihres Wissens beraubt, orientierungslos und verwirrt. Das zentrale Leiden von Sabadilla besteht darin, dass der Körper wie ein Kadaver erlebt wird, dass sich vielerlei eigenartige Körperempfindungen einstellen, z.B. als sei der Körper geschrumpft oder einzelne Teile vergrössert, als sei der Magen zerfressen, als welke der Körper, als habe er schreckliche Erkrankungen usw. Andererseits erlebt er seine Seele, als existiere sie ausserhalb seines Körpers und sei unvermögend. Er hat vielerlei seltsame Gedanken und vor allem das Gefühl, als sei sein Körper viel zu klein für seine Seele und absolut von ihr getrennt.
Bei Anacardium geht es also um die Einheit. Daraus resultieren der innere Zwiespalt und die Unentschlossenheit. Bei Sabadilla geht es um das Bestreben nach reiner Intelligenz, ohne Körper zu sein. Kalium carbonicum möchte die absolut richtige Wahrheit erkennen und ist durch seinen Körper auf jeweils einzelne beschränkte Gesichtspunkte festgelegt.

Asarum europaeum
Asarum, Hamamelis und Sabadilla sind drei Medikamente, die Gott in seinem Dasein als reiner Geist beneiden. Alle drei verneinen daher ihren Körper. Bei jedem Arzneimittel besteht aber eine nuancierte Problematik:
Asarum möchte reiner Geist sein, er lehnt daher den Körper und das diskursive Denken ab. Er verliert deshalb erstens die Fähigkeit zu denken. Sobald er denkt, wird er durch Schmerzen an seinen Körper erinnert. Zweitens ist er extrem überempfindlich gegen jede Art von Sinneseindrücken. Jedes Geräusch, vor allem Kratzen, führt zu Frösteln und zum Schwinden der Gedanken, er fürchtet jede Berührung.

Hamamelis
Hamamelis neidet Gott sein Dasein als reiner Geist. Er verweigert die "Inkarnationsarbeit". Der Geist des Menschen entwickelt sich nicht zuletzt durch die Erfahrungen, die er mit seinem Körper macht. Hamamelis negiert es, spirituelles Wachstum durch Erfahrungen machen zu müssen.

Alle Kalisalze weisen auf der primärpsorischen Ebene eine Körperprobematik auf. Diese wird durch den jeweils anderen Anteil des Salzes verändert. Kalium phosphoricum und Kalium jodatum stehen mit ihrer Problematik Kalium carbonicum am nächsten.
Weitere Arzneimittel, die in ihrer Primärpsora auch um den Körper kreisen:
Agaricus, Lac caninum, Benzoicum acidum, Alumina, Glonoinum, Natrium carbonicum, Hamamelis, Pyrrhus, Staphisagria, China, Cyclamen.

QUELLEN


Autor: Stefan Preis, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

Ga Gallavardin, Jean-Pierre, Repertory of Psychic Medicines with Materia Medica, New Delhi 1986.
CK Hahnemann Samuel, Chronische Krankheiten, Band 1
Kt Kent, James T, Kents Arzneimittelbilder, Heidelberg 1988
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985, Band 1
Rep Synthesis, Schroyens, Greifenberg 1994
Bild Keines