Kreosotum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Da das Hauptthema von Kreosotum die Vergänglichkeit ist, versetzt der Zahn der Zeit, der an Dingen und Menschen nagt, Kreosotum in Unruhe. Die Vergänglichkeit entspringt dem körperlich-materiellen Anteil des Menschen. Kreosotum hat deshalb Probleme mit der körperlichen Basis des Menschen, d.h. den vegetativen Funktionen Wachstum, Stoffwechsel und Fortpflanzung. Neben den körperlichen Störungen in diesen Bereichen sind dies auch die Themen, die seine Vorstellungswelt beherrschen.Das Thema Fortpflanzung ist dabei sehr weit gefasst: Es umfasst nicht nur die sexuellen und reproduktiven Funktionen, sondern auch die Sicherung der zukünftigen Generationen. Darum ist Kreosotum voller Ängste um seine Kinder.
Die in den vegetativen Funktionen verkörperte Triebnatur liefert in den Augen von Kreosotum den Menschen der Veränderung durch die Aussenwelt aus. Das begehrte Gut verändert mich und versetzt mich in „Leidenschaft“. Kreosotum kann darum Liebe nicht zulassen, diesen „Weichmacher“ der Seele. Es verhärtet sich, erstarrt. Das gilt aber nur für die materiellen, sinnlich wahrnehmbaren Dinge. Die Liebe zu übersinnlichen Gegenständen oder zu Gott muss nicht von körperlichen Veränderungen begleitet sein und wird darum für Kreosotum zum Modell der Liebe überhaupt. Es zieht die mystische oder platonische Liebe der körperlich-sexuellen Liebe vor. Indem Kreosotum seine Begehr ausschliesslich auf das höchste übersinnliche Gut, auf Gott ausrichtet, stellt es hohe Ansprüche für seinen Willen. Im Vergleich dazu werden die zur Verfügung stehenden körperlichen Objekte die Begehr nie befriedigen können, die Wünsche bleiben ohne Zahl, die Unzufriedenheit nimmt überhand.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Das erste Hauptthema kreist um Vergänglichkeit und Veränderung: Alles verfault. die Sekrete sind scharf und heiss. Hypochondrie, Todesahnungen, frühes Altern, verschiedene Vorstellungen von Feuer, Wind, elektrischen Schlägen, durch Gemütsbewegungen entstehen vielfältige Beschwerden.
Das zweite Hauptthema befasst sich mit der Ablehnung von Wachstum, Stoffwechsel und Fortpflanzung: Schmerzen können Angst und Erschrecken, aber auch Heiterkeit auslösen. Ängste und Beschwerden in Zusammenhang mit der Sexualität und den Genitalorganen und beim Stillen, Abmagerung, schwächliche Konstitution oder schnelles Längenwachstum, faulende Zähne und Verdauungsstörungen. Angst um die Kinder.
Beim dritten Hauptthema geht es um die Liebe: Das Kind will ständig liebkost werden. Kreosotum träumt von Schnee, d.h. von der Kälte und Erstarrung im Gegensatz zur Wärme und Weichheit der Liebe.
Das vierte Hauptthema betrifft den Willen, die Begehr und die Handlung: Kreosotum hat viele Wünsche, ist aber mit allem unzufrieden. Es kann mit der Hand nicht zugreifen, es lässt fallen, was es festhält. Die Gelenke, insbesondere die Kniegelenke, knicken ein, die Glieder schlafen ein und werden steif.


1. Übler Geruch, Verwesung, Verfaulen, Schmutz, Korrosion, jauchige, übelriechende Absonderungen.
K 36, 1, 2, 3
Übler Geruch des Atems. K 36, 2
Übler Geruch vor der Nase, den sie nicht anzugeben weiss. K 104, 6
Übelriechende Absonderungen aus der Nase. K 104, 6
Aashafter Mundgeruch, Foetor ex ore. K 110, 7
Aashaft stinkender Stuhl. K 147, 1 u
Durchfall, der in der letzten Zeit kadaverös roch. K 147, 1 u
Blähungen, die von sehr üblem Geruch waren. K 152, 3
Der Blutfluss ist eine übelriechende Jauche. K 165, 1 o
Abgang stinkenden Blutes in grossen Stücken. Der pestilenzartige Gestand des Blutes
nahm stets zu. K 165, 1 o
Sie träumt von schmutziger, ekelhafter Wäsche. K 9, 2
Heisse und scharfe Tränen. K 98, 1 u
Wundmachender Fluor. K 161, 2

2. Alterung
Derartig abgemagert und herabgekommen, dass sie um vieles älter aussah. K 41, 3
Alt aussehende Kinder. K 41, 3
Im Laufe der Prüfung auffallend stärkeres Ergrauen der Kopfhaare. K 30, 12

3. Verzweiflung an der Genesung, Todesahnung und -sehnsucht
Gegen Abend ist ihre Seele ganz niedergedrückt und verzweifelt am Gesundwerden.
K 2, 1
Sie ist wehmütig, die Sehnsucht nach dem Tod wird immer grösser. K 2, 1
Bei Krämpfen Gefühl, wie es mit ihr zu Ende gehen muss (...) K 2, 1

4. Weltuntergang, Weltgericht
Träumt vom Weltuntergang, Weltgericht. K 10, 8

5. Faden, Schnur, Muskelfäserchen
Schmerz in der Herzgrube, als wenn ein Faden durchgezogen oder ein kleines Muskelfäserchen herausgerissen würde, welches ihr durch alle Glieder fährt. K 94, 13
Gefühl, wie eine Schnur um den Hals. K 112, 7

6. Haare
Beim Haarauskämmen schmerzt die Kopfhaut sehr K 57, 7
Jede Haarwurzel tut weh. K 57, 7
Ein schmerzhaftes Gefühl auf dem Vorderkopf, als wenn mehrere Haare gefasst und langsam herausgezerrt würden. K 56, 7

7. Hell brennendes Feuer, Hitze
Sie träumt vom Feuer, welches helle brannte, wobei sie sehr ängstlich war und darüber erwachte. K 10, 6
Heisser Urin. K 155; 156, 2
Heisse Tränen. K 98, 1 u
Immer hat sie Hitze im Gesicht, sie muss an die frische Luft gehen, sonst wird sie ohnmächtig. K 12, 2
Die äusseren Schamteile werden heiss. K 45, 9
Die Untersuchung zeigt die Scheide heiss. K 45, 9
Hitzegefühl in der Darmgegend. K 45,9
Sie hat immer viel Hitze in den Augen. K 45, 7
K 44; 45, 1-9, 46; 47, 1-6

8. Scharfer Wind, vorbeifahrende Eisenbahn
Jammert Tag und Nacht, schreit im Freien, sobald ein scharfer Wind bläst, sobald die
Eisenbahn vorbeifährt. K 3,4

9. Elektrische Schläge und Stösse
Unterleibsschmerzen mit untermischten elektrischen Schlägen, so dass sie jedesmal zusammenfährt, wenn die Schmerzen kommen. K 1,2
Unerträgliche brennende Schmerzen, mit einem Gefühl an dieser Stelle, als wäre eine elektrische Batterie mit durch die Haut durchgestochenen Nadeln befestigt. K 72, 8
Es gibt ihr Stösse durch den ganzen Körper und sie erschrickt darüber, in der Nacht
im Schlaf. K 10, 9

10. Motor, Vibrieren, Arbeiten, Wackeln
Es vibrierte in allen Gliedern. K 22, 3
Ein Gefühl, als ob sich alle Teilchen des Körpers bewegten. K 22, 3
Den ganzen Tag starken Pulsschlag durch den ganzen Körper, mit einem Gefühl, als ob der ganze Körper wackelte. K 22, 3
Es arbeitete in ihrem ganzen Körper bis Mitternacht. K 22, 3
Ein Arbeiten in den Fusssohlen, als wenn sie recht weit gegangen wäre. K 82, 10
Es vibrierte in allen Gliedern. K 82, 10
Wie ein Motor im Kopf, Summen und Brummen. K 103, 2

11. Beschwerden durch Gemütsbewegung, Musik
Folgen von Gemütsbewegungen. K 4, 1
Bei Musik oder sonst etwas, das das Gemüt aufregen kann, wird es ihr leicht ums Herz und sie kann sich des Weinens nicht mehr enthalten. K 102, 4

12. Herunterfallen von einer Höhe
Es träumte ihr, sie falle von einer Höhe herunter. K 10, 7

13. Zarter, schwächlicher Körperbau
Schwächlich, zart. K 42, 2
Sehr zart gebaut. K 42, 2
Besonders passend für zarte kachektische Kinder. K 42, 2

14. Dicke, grosse Leute
Starke Konstitution. K 43, 4
Ziemlich kräftiger Knabe. K 43, 4
Grosse, fette, Frau. K 43, 4
Gross, starke Konstitution. K 42, 3
Besonders geeignet für lang aufgeschossene Mädchen. K 42, 3
Für sein Alter ist das Kind gross. K 42, 3
Grosse Kinder. K 42, 3
Grosse Leute. K 42, 3

15. Abmagerung
Schnelle und starke Abmagerung. K 42, 1
Sie träumt, sie habe Gift genommen und sei davon bedeutend abgemagert. K 10, 7
Träumt, sie sei bedeutend abgemagert. K 42, 1
Furcht zu fasten. Rep

16. Vergrösserung, Ausdehnung
Ängstliche Träume, sie sieht einen kleinen Gegenstand vor sich, der immer grösser und grösser wird. K 10, 4
Ausdehnungsgefühl des Kopfes, Vergrösserungsgefühl des Kopfes. K 60, 8
Gefühl von Schwellung oder Verlängerung der Glieder. K 82, 7

17. Zähne
Die Zähne sehen schwarz aus, sobald sie erscheinen. K 106, 1 u
Karies der Zähne. K 106, 1 u
Zahnform verändert. K 107, 8
Zahnungsbeschwerden. K 107, 9

18. Kein Genuss beim Essen
Kreosotum wenden wir sehr häufig in der Rekonvaleszenz von irgendeiner schweren Krankheit an, wenn nämlich die Esslust ganz darniederliegt, oder wenn wohl Esslust, oder vielmehr ein Essreiz, aber kein Behagen am Genusse der Speisen vorhanden ist oder wenn nach dem geringsten Genusse Übelkeit und Brechreiz empfunden wird. K 138, 1
Sie hat Appetit, aber es schmeckt ihr nichts, dabei ein Völlegefühl, als wenn sie schon recht viel gegessen hätte. K 138.1

19. Speisen liegen lange unverdaut im Magen
Täglich Erbrechen, 2-8 Stunden nach dem Essen ward das Genossene unverdaut weggebrochen. K 141, 1
Speisen werden bis zu 72 Stunden im Magen zurückbehalten und dann noch erbrochen. K 141, 1

20. Empfindlichkeit der Genitalorgane, Vaginismus
Stets sehr empfindliche Untersuchung. K 135, 8
Alle Teile reizbar, bei Berührung schmerzhaft. Äusserlich der Fundus uteri bei leisem Druck wie Blutschwär schmerzend. K 135, 8
Vagina sehr verengert (...) K 168, 3

21. Wehenartige Schmerzen
K 68, 1; 70, 1; 84, 1; 94, 5; 125, 1; 159, 2

22. Koitus macht Beschwerden
Beim Coitus heftiger Schmerz. Vaginalportio bei leiser Berührung schmerzend. K 135, 8
Beim Coitus (geschwürig, Gebärmutterhals). K 135, 8
Beim Beischlaf (brennend; Geschlechtsteile). K 135, 8
Beim Coitus Schmerz mit Angst und Zittern davor. Gemüt ängstlich, befürchtend. K 3, 5

23. Vergewaltigung
Ängstliche Träume, es verfolgen sie grosse Männer und wollen sie notzüchtigen, ohne Geschlechtsreiz. K 10, 5

24. Abbrechen der Glans penis
Träume von Erektionen und Urindrang, und als er den Urin im Schlaf lassen wollte, brach die Glans penis ab. K 10, 3

25. Menstruation
Beschwerden in Zusammenhang mit der Menstruation K 165 - 167, 1 - 17
In der Nacht um 2 Uhr erwacht sie schnell, wie durch einen Ruf, sie war ganz munter und hatte ihre Periode bekommen. K 8, 10
Seit Verlust ihrer Menses blödsinnig. K 4, 2
Einige Tage vor ihrer Periode ist sie sehr aufgeregt und unruhig K 4, 2
Sie wirft sich die ganze Nacht im Bette herum, bis früh 4 Uhr, wo sie dann ihre Periode bekommen hatte. K 4, 2
Weinen vor der Periode K 4, 2

26. Übelriechender, brennender, Wäsche färbender Fluor
K 161, 1-10

27. (Drohender) Abort
Bei einer im dritten Monat schwangeren Frau trat plötzlich ohne vorhergegangene Ursachen oder Schmerzen die monatliche Periode ein, das Blut zieht schwarz und rieselt von ihr (...) K 168, 6
Neigung zum Abortieren. Hatte nach zwei Fehlgeburten zum ersten Mal wieder geboren, seitdem wieder zwei Aborte. K 169, 6
Sechs Jahre vorher hatte sie einen Abort und fühlte sich seither krank. K 169, 6
Metrorrhagie: Ohnmacht, pulslos. K 12, 2

28. Stillen
Ein Gefühl, als träte Milch in die Brustdrüsen, die doch ganz welk sind, gerade als stille sie ein Kind; zu dieser Zeit sind aber die Brustdrüsen noch welker als gewöhnlich. K 37, 1
Brüste seit 3 Monaten welker. K 37, 1
Schwinden der Mammae. K 37, 1
Wochenbett: Stiche und Dahinwelken der Mammae. K 37,1
Ohnmachtsgefühl beim Stillen während der neuen Periode. K 12, 2

28. Ihren Kindern geschieht etwas
Sie träumt, es sei ihren Kindern etwas begegnet, weshalb sie weint und sich sehr abängstigt, und als sie erwachte, war sie vom Schweisse nass. K 9, 1
Sie träumt, es schneie, sie sei im Freien, habe ihr kleines Kind bei sich und ist deshalb ängstlich. K 9, 1

29. Verlangen nach Liebkosung, Musik, leicht ums Herz
Schläft nur, wenn sie geliebkost und gestreichelt wird. K 3, 6
Schwierige Zahnung, will die ganze Nacht geliebkost werden. K 3, 6
Sie träumt, es schneie, sie sei im Freien, habe ihr kleines Kind bei sich und ist deshalb ängstlich. K 9, 1u
Bei Musik oder sonst etwas, das das Gemüt aufregen kann, wird es ihr leicht ums Herz und sie kann sich des Weinens nicht mehr enthalten. K 102, 4 o

30. Zahlreiche Wünsche, nichts befriedigt
Geistig ist der Patient so reizbar, dass ihm nichts passt, die Wünsche sind so zahlreich, dass nichts befriedigt. Der Patient will alles und ist mit nichts zufrieden, was er hat. Er möchte etwas, und wenn er es hat, will er es nicht. Das Kind verlangt ein Spielzeug, und wenn es ihm gegeben wird, wirf es dasselbe jemandem ins Gesicht, dann verlangt es etwas Neues. K 1; 2, 3
Will von dem zu jenem, wirft jedes Spielzeug beiseite. K 2, 3
Sie hat Appetit, aber es schmeckt ihr nichts, dabei ein Völlegefühl, als wenn sie schon recht viel gegessen hätte. K 138, 1
Kreosotum wenden wir sehr häufig in der Rekonvaleszenz von irgendeiner schweren Krankheit an, wenn nämlich die Esslust ganz darniederliegt, oder wenn wohl Esslust, oder vielmehr ein Essreiz, aber kein Behagen am Genusse der Speisen vorhanden ist. K 138, 1

31. Eigensinn, Streitsucht
Sie ist immer eigensinnig. K 1, 3
Nicht besonders sanfter Gemütsart. K 1, 3
Unausstehlich eigensinnig. K 1, 3
Eigensinnig, streitsüchtig und schlechter Laune durch die Schmerzen. K 1, 3

32. Kann nichts festhalten, nicht zupacken und nicht schreiben
Stiche zu den Fingern heraus, in den Fingern verursachen sie das Gefühl wie eingeschlafen, mit Gefühl- und Kraftlosigkeit, so dass sie mit den Händen nichts ordentlich festhalten kann. K 15, 1
Ein lähmungsartiger Schmerz fährt wie ein Blitz nach der linken Hand, dass sie das, was sie damit festhält, augenblicklich fallen lässt. K 15, 1
Während des Schreibens ein Klammgefühl in der rechten Ellbogenspitze, dass sie fast nicht schreiben konnte. K 15, 1
Schmerzhaftes Ziehen nach den Fingern und dort heraus, dass sie nicht ordentlich mit dieser Hand zugreifen kann und ihr ein lähmungsartiges Gefühl verursacht. K 15, 1

33. Die Kniegelenke knicken ein
Mattigkeit in den Kniegelenken, als wenn sie zusammenknicken sollten. K 15, 2
In dem linken Kniegelenke ein Verrenkungsschmerz, dass er nicht allein auf dieses Bein stehen kann und immer das Gefühl hat, als wenn er umknicken sollte. K 15, 2
Einknicken der Kniegelenke mit ärgerlichem Knacken. K 15, 2
Die Knöchel sind nicht fest, knickt häufig mit den Knöcheln oder Knien um, fällt dauernd und stolpert. K 15, 2
Kniezittern. K 15, 2

34. Sie weiss nicht was sie tut oder tun wollte
Wenn sie sich etwas zu verrichten vorgenommen hat, und geht 10-12 Schritte weit, so bleibt sie stehen und weiss nicht, was sie gewollt hat. K 3, 1
Stiche; rechte Kopfseite, so dass sie nicht weiss, was sie tut (...) K 3, 1
Vergesslichkeit bei Verrichtung der gewöhnlichen Berufsgeschäfte. K 4, 3

35. Dummheit, Gedankenlosigkeit
Dumm im Kopf, sie sieht geradeaus und weiss nicht, warum, sie hört und sieht nicht und ist ganz gedankenlos. K 3, 1
Die Gedanken vergehen ihr auf Augenblicke, so dass sie davon nichts weiss, dieser Zufall repetiert des Tages öfters. K 3, 1
Die Gedanken vergehen ihr leicht, sie verfliegen. K 3, 1
Dumm im Kopf. K 3, 2
Es ist ihr wie dämisch im Kopf. K 3, 2
Hat früh ausgeschlafen und die Gedanken regeln sich wieder. K 4, 2 o
Kopf sehr eingenommen, Verwechslung der Begriffe, die Kranke hält sich für gesund. K 4, 2 o

36. Besserung durch Schlaf, Schlafstörung
Gedanken gänzlich verschwunden, schläft bald ein, früh ist alles weg. K 4, 3
Hat früh ausgeschlafen und ist recht heiter, alle Kopfbeschwerden sind verschwunden und die Gedanken regeln sich wieder. K 4, 3
Frost mit Verdriesslichkeit, die Nacht schlief sie gut und früh ist es ihr ganz wohl. K 4, 3
Besserung nach Schlaf. K 11, 2
Schlaflosigkeit. K 6-8

37. Heiterkeit, Munterkeit nachts beim Erwachen
In der Nacht um 2 Uhr erwacht sie schnell, wie durch einen Ruf, sie war ganz munter (...)
K 8, 10

38. Bettnässen
Pisst jede Nacht mehrere Male ins Bette, ist gleich völlig munter. K 8, 10
Wenn beim Bettpissen die Kinder sehr schwer aus dem ersten Schlaf zu ermuntern sind. K 8, 5
Nässt das Bett in der Nacht, erwacht mit Harndrang aus tiefem Schlaf. K 9, 5
Nächtliches Bettnässen, durch zu tiefen Schlaf, das Kind kann nicht erweckt werden, wenn es aufgenommen wird. K 9, 5
Nässt das Bett in der Nacht, er träumt, dass er anständig uriniert. K 10, 3

39. Bringt die Augen nicht auf, Sehstörung, Photophobie
Gefühl, als wären die Oberlider geschwollen, so dass sie die Augen nicht aufbringt. K 9, 8
Druck auf die Augen, als wenn ich die Augen nicht aufbringen würde. K 9, 8
Schwerer Kopf, kann die Augen nicht aufmachen. K 9, 8
Drücken in den Augäpfeln und wie Flor vor denselben, heisse und scharfe Tränen. K 52, 14
Es ist ihr fedrig vor den Augen oder als wenn Flaumfedern über die Augen herabhingen, weshalb sie immer wischen muss. K 100, 1
Flor vor den Augen. K 100, 1
Wenn sie ein Weilchen auf einen Gegenstand sieht, so werden ihr die Augen feucht, was sie am Sehen hindert. K 100, 4
Nachtblind. K 100, 5
Dabei in den Augenlidern ein Fippern und Zusammenziehen, mit dem Gefühle, als wenn sie kleiner geworden wären. K 100, 2 u
Dabei Drücken in den Augen, als wenn die selben zugedrückt werden sollten. K 100, 2 u
Blepharospasmus. K 100, 2 u
Ziehende Kopfschmerzen, so dass sie ihr die Augen zuziehen. K 100, 2 u
Wenn sie ins Helle sieht, fangen die Augen zu tränen an. K 102, 2 o
Keratitis < in hellem Licht. K 102, 2, o
Entzündlich gereizte, gegen Licht sehr empfindliche Augen. K 102, 2 o.

40. Blausehen
Das Augenlicht verliess mich, Schwindligkeit kam, alles sah blau aus, sogar die Kerzen, mein Mann und alles. K 100, 3 o

41. Augenbeschwerden begleiten Beschwerden oder wechseln mit ihnen ab
Auch stehen diese Beschwerden mit den Augenleiden in Verbindung, so dass die Augenbeschwerden sogleich aufhörten, als sich die wehenartigen Schmerzen einstellten. K 76, 8
Ziehend-reissende und stechende Schmerzen bald in der re Wade, bald überm Knie, bald in der Gegend des Hüftgelenkes; die Schmerzen treten allemal mit einer grossen Heftigkeit ein, so dass sie jedesmal erschrak, hierbei Jucken und Fressen in den Augen. K 87, 4

42. Ohnmacht
Immer hat sie Hitze im Gesicht, sie muss an die frische Luft gehen, sonst wird sie ohnmächtig. K 12, 2
Muss sie früh 1/2 Stunde eher als gewöhnlich aus dem Bette aufstehen, so wandelt ihr eine Ohnmacht an und es dauert eine ganze Stunde, ehe sie sich wieder wohl fühlt. K 12, 1

43. Beklemmung oder Leichtigkeit auf der Brust
Als wenn die Brust zusammengedrückt würde. K 93, 4
Brustschmerzen, als wenn das Brustbein eingedrückt wäre. K 92, 3
Vollheit und Beklemmung auf der Brust. K 92, 4
Schwere und Beklommenheit der Brust. K 93, 4
Schwerheitsgefühl mit Kurzatmigkeit. K 93, 5

44. Etwas Hartes auf der Brust, ein Stein unter dem Brustbein
Wie ein Stein unter dem Brustbein. K 92, 3
Das Brustbein schmerzt in der Mitte, als wenn der Brustknochen von etwas Hartem gedrückt worden wäre. K 92, 3

45. Frost, Kälte
Frost zwischen den Schultern, dass sie sich am Ofen nicht erwärmen kann. K 46, 1
vgl. K 46, 1-7

46. Holzrauch
Gefühl in den Augen wie in Holzrauch. K 98, 2 o
Starker Appetit, besonders auf Fleisch, verlangt Rauchfleisch. K 139, 1 u.

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Die Kreosotum-Menschen leiden an allem, was sie an die Vergänglichkeit erinnert, z.B. an allem Verwesenden, Faulenden, Schmutzigen. Sie haben Probleme, weil die Dinge nicht in ihrem ursprünglichen, neuen und frischen Zustand bleiben, sondern vielmehr der Abnutzung unterliegen. Kreosotum-Eltern ärgern sich, wenn ihre Kinder nicht sorgsam mit ihren Sachen umgehen oder die Kleider verschmutzen. Sie meiden Brockenhäuser, Flohmärkte und marode Altstädte. Voller Panik entdecken sie eines Morgens die ersten grauen Haare oder die zunehmenden Falten im Gesicht. Sie meiden die Gesellschaft alter Leute. Ebenso sorgen sie sich um den Zustand ihrer Zähne. Der kleinste Kariesfleck ist für den Kreosotum-Menschen ein Horror. Wenn schon das Altern dermassen Angst erzeugt, ist es naheliegend, dass Krankheit und Tod erst recht ein Problem darstellen: Die leichtesten Beschwerden lassen Zweifel an der Genesung aufkommen.
Schliesslich übertragen Kreosotum-Menschen diese Angst vor den Zeichen der Vergänglichkeit auf alles, was Veränderung anzeigt: Sie fürchten um ihre Stabilität, alles, was ihr Gemüt in Wallung bringt, macht ihnen körperliche Beschwerden. Die Frage der Körpergrösse und Konstitution ist für Kreosotum-Menschen ein weiteres Problem. Sie halten sich für zu klein und schwächlich. Sie sind deshalb anfällig für alle Angebote, die ihnen körperliche Grösse und Kraft versprechen. Sie befürchten ständig, ihr Körpergewicht nicht halten zu können und legen Wert auf gesunde und kräftige Nahrung.
Die grössten Schwierigkeiten der Kreosotum-Menschen liegen aber in den Bereichen Sexualität, Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Kinderbetreuung: Sie haben Angst, keine Kinder zu bekommen, aber auch Angst vor den sexuellen Aktivitäten. Sehr schnell erleben sie erotische Beziehungen und sexuelle Avancen als Missbrauch und Vergewaltigung. Die Angst vor Vergewaltigung, die unter patriarchalischen Verhältnissen ein beständiger Begleiter der meisten Frauen ist, taucht bei Kreosotum-Frauen übersteigert und in Situationen auf, wo reell keine Gefahr besteht. Bei Männern kannsich das vielleicht darin äussern, dass sie die körperliche Liebe als etwas Schmutziges und Tierisches ablehnen.
In der Schwangerschaft treten Ängste auf, ob auch alles gut gehen werde:. Kann ich die Schwangerschaft austragen, wird mein Kind nicht untergewichtig, werde ich normal gebären können ? Nach der Geburt geht der Stress weiter: Kann ich richtig stillen, habe ich genug Milch, braucht das Kind zusätzliche Vitamine? Ängstlich beobachtet die Kreosotum-Mutter die kleinsten Veränderungen ihrer Brüste. Auch im weiteren Verlauf werden die Kreosotum-Eltern ständig von der Frage geplagt, ob sie wirklich alles tun, um ihr Kind ausreichend behüten, beschützen, fördern und ernähren zu können.
Die Liebe ist für Kreosotum-Menschen ganz generell ein Bereich des Leidens: Soll man die Veränderungen des Gemüts, die durch die Liebe verursacht wird, und die auch auf die körperliche Ebene durchschlägt, zulassen?

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
In der egotrophen Verteidigungshaltung verneint Kreosotum seine Angst vor der Vergänglichkeit und Veränderlichkeit. Es betrachtet den Zahn der Zeit als Selbstverständlichkeit und gibt sich besonders tolerant im Umgang mit Zerfall, Verwesung, Schmutz und Gestank. Das Marode, Morbide fasziniert. Gegenüber der Aussenwelt erweisen sich diese Kreosotum-Menschen als auffällig stabil. Nichts kann ihnen etwas anhaben. Sie kokettieren mit ihrem Alter und banalisieren ihre Beschwerden. Sie nehmen keine besondere Rücksicht auf ihre Gesundheit oder auf die Ernährung. Sie betonen, wie problemlos ihr Sexualleben verlaufe. Sie lieben Erotik und Sexualität und wünschen sich viele Kinder.
Wenn Kreosotum die Übertretung wiederholt, wird es sich eine Umgebung schaffen, in der die Unvergänglichkeit der Dinge ständig beschworen und symbolisiert wird. Nur das Neueste, Dauerhafteste ist gut genug. Weder an der Umgebung noch an sich selbst wird er die Veränderlichkeit zulassen. Entweder versuchen sich diese Menschen, einen Körper zu erschaffen, der so gross, kräftig, widerstandsfähig und jugendlich ist, dass sie die Illusion der Unvergänglichkeit aufrecht erhalten können. Oder sie verachten die vergänglichen konkreten Dinge und flüchten sich ins Reich der reinen Geistigkeit, die von aussen kaum noch berührt wird. Der Körper spielt keine Rolle mehr oder wird verachtet. Fanatische Askese oder Selbstkasteiung kann die Folge sein. Erotik, sinnliche Liebe und Sexualität werden belächelt und gemieden, sie verweigern es, sich an der Zeugung und Betreuung der zukünftigen Generation zu beteiligen. Diese Menschen werden hart und spröde, ihr Herz scheint aus Stein.

Egolyse
Der egolytische Kreosotum-Mensch akzeptiert die Vergänglichkeit durch und durch. Zerfall, Verwesung, Gestank und Schmutz seiner Umgebung machen ihm nichts mehr aus. Auch er selbst lässt sich gehen, er pflegt sich nicht mehr, legt keinen Wert auf sein Äusseres, seine Haare, seine Zähne, seine Ernährung, den Schutz seiner Gesundheit. Die Vergänglichkeit schreibt sich im Körper ein. Es besteht Todessehnsucht.

Alterolyse
Der alterolytische Kreosotum-Patient wird alles anklagen, was seine dauerhafte Existenz gefährdet oder destabilisiert. Er kann seine Eltern hassen, weil sie ihm eine schwächliche Konstitution vererbt haben. Er schimpft gegen alle, die ihm gesunde Ernährung und die Gesunderhaltung generell erschweren. Er kann sich alten und jugendlichen Menschen gegenüber unmöglich benehmen, weil beide Gruppen ihn an seine eigene Problematik erinnern. Auch im Bereich der Sexualität wird er nach zwei Seiten hin ausfällig: Entweder will der Kreosotum-Mensch mehr Sexualität und Liebkosungen, als seine Bezugsperson zu geben bereit ist, oder aber er kämpft fanatisch gegen die sexuelle Freizügigkeit.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Kreosotum akzeptiert die Vergänglichkeit und Veränderlichkeit materieller Körper nicht. Es möchte eine dauerhafte Existenz, ohne sich den ständigen Veränderungsprozessen seiner vegetativen Körperfunktionen auszusetzen, d.h. ohne Wachstum, Stoffwechsel und Fortpflanzung. Es strebt die absolute Dauerhaftigkeit an und verliert dabei die Fähigkeit, sich und die menschliche Art zu erhalten.

Transzendenter Wert
Kreosotum beneidet einen bestimmten Aspekt der Unsterblichkeit Gottes: Gott steht als reiner Geist ausserhalb von Materie und Zeit. Er ist weder veränderlich noch vergänglich. Er existiert dauerhaft ohne Wachstum, Stoffwechsel oder Fortpflanzung.

Menschliche Daseinsbedingung
Die Dauerhaftigkeit der menschlichen Existenz ist ausserordentlich schwierig. Der Mensch ist als geistig-körperliches Wesen einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen, er altert, ist Krankheiten und Unfällen ausgesetzt und kann letztlich dem Tod nicht entrinnen. Einerseits ist diese Veränderlichkeit des Menschen die Ursache seiner Vergänglichkeit. Andererseits bildet sie auch die Grundlage für die relative Dauerhaftigkeit menschlicher Existenz: Nur wenn der Einzelmensch wächst und in ständigem Stoffwechsel mit der Umgebung steht, kann er sich am Leben erhalten. Als Gattungswesen erlangt der Mensch eine relativ dauerhafte Existenz durch die Fortpflanzung, die immer neue Generationen von Menschen sichert, auf diese Weise kann sich der Mensch also an der relativen Unsterblichkeit der menschlichen Gattung beteiligen.
Kreosotum lehnt diese menschliche Art, eine dauerhafte Existenz zu erlangen, ab: Es will sich nicht durch Wachstum und Stoffwechsel als Einzelmensch am Leben erhalten und durch Fortpflanzung zur Erhaltung der Art beitragen. Indem Kreosotum sich unveränderlich macht, verliert es auch die Fähigkeit zur Liebe und zur Willensentscheidung. Denn sowohl die Liebe als auch der Wille beruhen auf der sinnlichen Begehr, der Fähigkeit, sich durch Objekte der Aussenwelt bewegen und verändern zu lassen.

Kerne

Verlust
Kreosotum-Menschen verlieren die Gewissheit, dass ihre körperliche Konstitution ihnen eine relativ dauerhafte menschliche Existenz sichern kann. Sie zweifeln daran, ob sie wachsen, sich ernähren, sich am Leben erhalten und ob sie an der „Aufzucht“ der nächsten Generation mitwirken können.
Weil die sinnliche Liebe sie weich macht und verändert, gehen sie ihr aus dem Weg. Sie verlieren dadurch die menschliche Liebesfähigkeit und die Möglichkeit, dass ihre sinnlichen Bedürfnisse nach Zärtlichkeit und Liebkosungen befriedigt werden. Weil sie fast die gesamte konkrete Welt als Ziel ihrer Begehr ausklammern, verlieren sie die Zufriedenheit, da nichts diese falsch programmierte Begehr zur Ruhe bringen kann.

Strafe
Kreosotum leidet an allem, was auf Hinfälligkeit und Vergänglichkeit hinweist: Zerfall, Schmutz, Fäulnis, Welken, Altern, Krankheit, Tod. Selbst so banale Dinge wie die Flecken auf dem Tischtuch oder die Abnutzung der Kleider erinnern schmerzlich daran, dass nichts in seinem neuen Zustand erhalten werden kann. Das Leben hängt an einem Faden, die Apokalypse und das Jüngste Gericht sind nahe. Alles Veränderliche erzeugt Ängste. Die Speisen können nicht aufgenommen werden oder werden nicht verdaut. Die Zähne verfärben sich und beginnen zu faulen, sobald sie erscheinen. Die Sexualität wird als Vergewaltigung erlebt, die sexuellen und reproduktiven Funktionen sind gestört oder machen Beschwerden.

Schuld
Kreosotum hat ein deutliches Schuldbewusstsein, was seine Fortpflanzungsaufgabe anbetrifft: Sterilität, Fehlgeburten, Geburtsblockaden, Stillstörungen, Gedeihstörungen der Kinder usw. werden als persönliches Versagen gewertet und verursachen ein schlechtes Gewissen. Kreosotum-Menschen ertragen die Vorstellung nicht, ihren Kindern könnte etwas zustossen, da sie dies als eigenes Versagen auffassen würden. Auch die Ablehnung der vegetativen Körperfunktionen scheint Schuldgefühle zu erzeugen: Kreosotum-Menschen achten peinlich darauf, ob ihr Körper funktioniert. Sie haben Angst vor Beschwerden und erschrecken, wenn sie Schmerzen bekommen.

Sehnsucht
Die tiefste Sehnsucht des Kreosotum-Menschen ist das Unvergängliche, dieses wird repräsentiert durch das Neue, Unverbrauchte, Frische, Saubere, Helle. Kreosotum sehnt sich nach körperloser, platonischer Liebe zu einem übersinnlichen Wesen. Die Unio mystica steht im Zentrum dieser Vorstellung. Im Gegensatz dazu kann auch Sehnsucht nach körperlicher, sinnlicher Liebe bestehen: Das Kind will ständig liebkost werden.

Rechtfertigung
Die Schlechtigkeit, Niedrigkeit und Vergänglichkeit der Aussenwelt kann als Rechtfertigung dienen für die Abkehr von dieser sinnlichen Welt. Erotik und Sexualität sind schmutzig, weil sie einem Missbrauch, einer Vergewaltigung gleichkommen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Faden (Thema 5)
An einem Faden hängen: sich gefährden, Gefahr laufen, im Feuer stehen, auf einem Vulkan wohnen. (DtW) Das Symptom scheint die mangelnde Dauerhaftigkeit der menschlichen Existenz auszudrücken.

Haare (Thema 6)
Die Haare symbolisieren u.a. die vitale Kraft. (DDS S. 236) Kreosotum bangt um seine Vitalität.

Feuer (Thema 7)
Das Feuer symbolisiert u.a. die Reinigung und Erneuerung, insbesondere die periodische Erneuerung. Wegen der ursprünglichen Technik des Feuermachens durch Reiben wird dem Feuer eine Beziehung zum sexuellen Akt zugeschrieben. (DDS S. 435) In unserem Zusammenhang bedeutet dies, dass über die Sexualität die periodische Erneuerung der menschlichen Gattung geschieht, genau das also, was Kreosotum zurückweist. In seinen negativen Aspekten ist das Feuer verbrennend, verschlingend, zerstörend.

Wind (Thema 8)
Der Wind symbolisiert Vergänglichkeit, Instabilität und Inkonstanz (DDS S. 997), weshalb Kreosotum den scharfen Wind nicht erträgt.

Zähne (Thema 17)
Die Zähne zu verlieren bedeutet Verlust einer aggressiven Kraft, der Jugend, der Verteidigungsmöglichkeit. Es ist ein Symbol der Frustration, der Kastration, des Misserfolges, bedeutet Verlust der vitalen Energie, während ein gesundes und gut ausgestattetes Gebiss männliche Kraft und Selbstvertrauen symbolisiert. Die Molaren stehen für Ausdauer und Beharrlichkeit. (DDS S. 348)

Festhalten (Thema 32)
Dieses Thema belegt, dass die Erhaltung das zentrale Problem von Kreosotum ist. Was nicht festgehalten werden kann, ist die unerschöpfliche vitale Kraft.

Kniegelenke (Thema 33)
Die Knie sind der Sitz der Körperkraft (DDS S. 476). Sie symbolisieren auch die generative Kraft (LdtS).

Bettnässen (Thema 38)
Die Exkremente enthalten vitale Kraft, eine heilige biologische Kraft (DDS S. 425). Das Symptom drückt dasselbe aus wie das nicht Festhaltenkönnen und der Verlust von Haaren und Zähnen.

Ohnmacht (Thema 42)
Kreosotum wird ohnmächtig dem Schwinden seiner biologischen Kraft gegenüber.

Harter Stein unter dem Brustbein (Thema 44)
Weil Kreosotum sich der Liebe verweigert, leidet es an der Empfindung, ein Herz aus Stein zu haben.

Holzrauch (Thema 46)
Der durch Kreosotum produzierte Holzrauch dient zur Räucherung des Fleisches, d.h. zur Haltbarmachung.

ANDERE HYPOTHESEN


Im Rahmen der Masi-Gruppe Basel bestanden drei im Schwerpunkt voneinander unterschiedliche Hypothesen:
Stefan Preis legte das Schwergewicht auf das Thema Liebe: Kreosotum lehnt die Liebe und damit die Sexualität ab, weil Liebe immer Veränderung des liebenden Subjektes bedeutet.
Der Autor stellte ins Zentrum seiner Hypothese das Problem der Erhaltung: Kreosotum verweigert die menschliche Art, lediglich über Wachstum, Ernährung und Fortpflanzung , eine lange Dauer zu haben. Diese Hypothese wurde 1993 in Detmold von Dr. Masi im wesentlichen bestätigt.
Peter Köhl richtete am Lörracher Homöopathie-Seminar l994 das Augenmerk auf folgenden Aspekt: Kreosotum möchte lieben ohne den sinnlich-körperlichen Anteil, im Sinne einer rein geistigen Begehr.
Die vorliegende Hypothese versucht diese drei Gesichtspunkte miteinander zu verknüpfen.
Gemäss eines Diskussionsprotokolls der AFADH von 1991 lehnt Kreosotum sich dagegen auf, dem anderen Menschen begegnen zu müssen durch die Vereinigung von Leibern, die der Verderbnis unterliegen.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Kreosotum muss in der Differentialdiagnose vor allem mit Mitteln verglichen werden, die eine Störung im Bereich der Sexualität haben.

Sepia
Sepia hat keine Vergänglichkeitsproblematik. Es geht nicht um die Weigerung, sich an der Erhaltung der Art zu beteiligen. Was Sepia zurückweist, ist das partiell Geheimnisvolle, nicht Erkannte der Liebe. Wie Kreosotum weigert es sich, sich von der Liebe anziehen, sich weich machen zu lassen, aber nicht, weil es die Veränderung scheut, sondern dasjenige, was sich seiner Erkenntnis entzieht.

Conium
Conium verweigert wie Kreosotum, sich an der Fortpflanzung zu beteiligen. Aber nicht, weil es die Unsterblichkeit anstrebt wie Kreosotum, sondern weil es aus dem Nichts heraus in selbständiger Art und nicht bloss als Teilhaber schöpferisch sein will.

Staphisagria
Staphisagria lehnt ähnlich wie Kreosotum den körperlichen Aspekt der Sexualität ab, nicht weil der Körper vergänglich ist, sondern weil es ihn verachtet. Es möchte wie Gott Schöpfer sein, aber nicht über den Körper, da dies seiner Würde widerspricht.

Differentialdiagnostisch müssen auch die Mittel in Betracht gezogen werden, die ein Problem mit der Vergänglichkeit haben.

Benzoicum acidum.
Benzoicum acidum leidet nicht deshalb an der Verderblichkeit der Materie, weil es unsterblich sein möchte, sondern weil der Adel seines Wesens durch die träge und zerstörbare Materie gar nicht zum Ausdruck kommen kann.

Cadmium sulfuricum
Es leidet wie Kreosotum daran, dass es der Korrosion unterliegt. Es verweigert aber nicht speziell die menschliche Art der Erhaltung.

Guajacum
Dieses lehnt wie Kreosotum die Veränderbarkeit ab, weil es unsterblich sein möchte. Sein Problem kreist aber nicht um die menschliche Art der Erhaltung, sondern um das Thema Bewegung. Es möchte leben, ohne sich bewegen zu lassen und bewegen zu müssen.

THOMAS VON AQUIN


Das von Kreosotum beneidete göttliche Attribut wird von Thomas in ST I 10 „Die Ewigkeit Gottes“ beschrieben. Thomas stützt sich da auf eine Definition des Boethius: „Ewigkeit ist der vollkommene Besitz uneingeschränkten Lebens ganz auf einmal.“ In der thomistischen Philosophie ist die Zeit eine Folge der Bewegung und deshalb die Ewigkeit eine Folge der Unveränderlichkeit. Ewig kann nur ein unveränderliches Wesen sein.
In ST I 9 „Die Unveränderlichkeit Gottes“ zeigt Thomas von Aquin auf, dass nur das veränderlich ist, was Möglichkeit in sich hat, d.h. nicht reiner Akt ist. Die Materie repräsentiert in der Philosophie des Thomas die reine Potenz, d.h. die Veränderlichkeit kommt von der Materie her. Von daher wird deutlich, warum Kreosotum, wenn es die Unveränderlichkeit will, seine körperliche Basis ablehnen muss.
Als Wesen, das substantiell aus Geist und Körper zusammengesetzt ist, basiert der Mensch auf „körperlichen Lebenswerkzeugen“, die von der Wuchsseele belebt werden. Die Wuchsseele wird von Thomas in ST I 78. 2 beschrieben: Nur wenn der Mensch durch Ernährung, Wachstum und Fortpflanzung sich selbst und seine Art erhält, können die Sinnesseele und die Verstandesseele überhaupt zum Zug kommen. Im Unterschied zu Gott muss der Mensch, bevor er geistig tätig werden kann, seine eigene Substanz körperlich erhalten. Genau das weist Kreosotum zurück.
Das Geliebte verändert die liebende Person: Dieser wichtige Zusammenhang wird von Thomas in ST II 26. 2 „Ist die Liebe eine Leidewegung“ beschrieben: „Geradeso gibt auch eben das Begehrbare der Begehr zunächst einmal eine gewisse Anpassung zu ihm, die das Wohlgefallen am Begehrbaren ist; aus ihr folgt die Hinwegung zum Begehrbaren, (...) das Begehrbare wegt nämlich die Begehr an, indem es sich gewissermassen in ihr Vorhaben hineinmacht; und die Begehr strebt in die dingliche Erlangung des Begehrbaren, damit das Ende der Bewegung dorthin komme, wo der Anfang gewesen ist. Die erste Veränderung der Begehr vom Begehrbaren her wird Liebe genannt, die nichts anderes ist als das Wohlgefallen am Begehrbaren.
Dieser wichtige Zusammenhang zwischen Liebe und Veränderung erklärt die Liebesproblematik von Kreosotum: Es kann nicht lieben, weil es sich nicht verändern lassen will.

QUELLEN


Autor: Peter Mattmann-Allamand, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

K von Keller Georg, Symptomensammlungen homöopathischer Arzneimittel, Heft 1, Haug, Heidelberg
LdtS Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
DtW Peltzer/von Normann, Das treffende Wort, Ott Thun, 1993
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985
Rep Synthesis, Schroyens, Greifenberg 1994
Bild Keines