Lamium album

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ZENTRALE BEGRIFFE


Lamium album, Weisse Taubnessel, Weissbienensaug (Familie: Lamiaceae)
Ihre Blätter ähneln denen der Brennnessel, besitzen aber keine Brennhaare, sind also, wie der Name sagt, "taub". Der Gattungsname Lamium, vom griechischen lamos (Rachen, Schlund), spielt auf die Form der Blüte an, die einem aufgerissenen Schlund gleicht GHP.

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Lamium album wird Ereignisse als gegen ihn gerichtet empfinden, die ein anderer Mensch einfach als schicksalshaft oder gegeben annimmt. Er fragt sich sofort: Kann ich etwas tun, um die Situation zu verändern? Er will auf keinen Fall zu viel über die Dinge reden.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen





THEMENLISTE


1. Unverschuldete Widerwärtigkeiten
Ausserordentliche Traurigkeit; er glaubte unverschuldete Widerwärtigkeiten zu erdulden, und in der Folge erfahren zu müssen; doch nicht ohne Arbeitslust. St 102

2. Unzufrieden mit seinen Arbeiten. St 103

3. Benommenheit des Kopfs; er kann sich nicht recht besinnen, und muss sich zusammennehmen, wenn er spricht. St 1

4. Wiederholung der Gedanken
Ein oder der andere Spruch kommt ihr unzählige Male nach einander in die Gedanken, und sie kann sich dieser Wiederholung im Gedächtnisse nicht erwehren, so dass sie endlich traurig darüber wird und glaubt, sie verliere den Verstand. St 15

5. Unwillkürliche Einfälle
Unruhe des Geistes und Körpers, so dass er das Buch nimmt und weglegt, oder bald dahin, bald dorthin sich setzt, alles nach unwillkürlichen Einfällen. St 90

6. Fortlaufendes Träumen
Schweres Einschlafen die Nacht und nach dem Einschlafen ein lebhafter, ängstlicher Traum, der sie aufzuwachen nöthigt; nach dem Wiedereinschlafen aber träumt sie ebendasselbe wieder fort. St 92

7. Weinerliche Laune; sie weinte, als wenn sie verlassen wäre. St 101

8. Sprechen
Die Stimme ist ganz schwach und unfest, wie bei einem Geängstigten. St 66
Beim Sprechen reicht ihm der Athem nicht zu; es ist ihm ganz schwach auf der Brust. St 67
Früh im Bette schweissig, und dabei Frost und mit Gänsehaut überlaufen, bei der mindesten Bewegung und Anstrengung aber, selbst beim Reden, eine bange Hitze, die in Ruhe und beim Aufhören mit Reden gleich aufhört, worauf der Frost gleich wiederkommt; dabei innerlich schwitzende Hände. St 96
Benommenheit des Kopfs; er kann sich nicht recht besinnen, und muss sich zusammennehmen, wenn er spricht. St 1

9. Unruhe
Unruhe des Geistes und Körpers, so dass er das Buch nimmt und weglegt, oder bald dahin, bald dorthin sich setzt, alles nach unwillkürlichen Einfällen. St 90
Ängstlichkeit im Froste; sie konnte weder im Sitzen, Gehen noch Stehen Ruhe finden. St 98
Grosse Unruhe und Angst; es lässt ihn an keinem Orte; dabei Zittern der Glieder. St 104
Munterkeit mit Unruhe; sie konnte Abends nicht einschlafen und wachte öfters auf. St 89
Ein dumpfer Unruhe-Schmerz in der Lebergegend, der nur durch die aufgelegte Hand besänftigt werden konnte. St 38
Nachmittags Gesichtsblässe und Frost über den ganzen Körper mit innerem Erbeben; der ganze Körper mit Gänsehaut überzogen, die vorzüglich an dem Oberarme und an der Aussenseite der Oberschenkel bei Berührung wie wund und aufgerieben schmerzte; dabei befiel sie Unruhe und Angst, sie lief da und dorthin, wollte schlafen und konnte nicht. St 94

10. Menstruation
Starke Erregung im Unterbauche, in der Bärmutter, vorzüglich aber ein Schneiden über den Hüften, als wenn die Monatzeit mit Gewalt hervorbrechen wollte, die doch unlängst erst vorüber war. St 45
Ein Kneipen im Unterleibe und heftigste Regungen, als wenn das Monatliche so eben eintreten sollte und müsste, zwei Tage lang, bei einer Frau, die des Alters wegen schon geraume Zeit vom Monatlichen befreiet war. St 47
Traum, als wenn das Monatliche bei ihr eintreten sollte, was doch unlängst erst verflossen war. St 91
Monatliches etliche Tage zu früh und in sehr geringer Menge. St 59

11. Beim Liegen auf irgend einer Seite, Schmerz am Hinterkopfe, als wenn sie auf einem Steine läge, und als wenn das Lager zu hart wäre. St 9

12. Druck auf der Brust
Ein drückender Schmerz über der linken Brustwarze, den er am heftigsten im Schlummerzustande, bei halbem Erwachen aus dem Schlafe empfand, nach völligem Erwachen aber unmerklich. St 70
Auf der Brust Empfindung von Drücken und Übelkeit, welches ihm grosse Angst verursacht. St 69

13. Kriebelnde Taubheit des Handrückens und des Daumenballens, (empfindlicher bei Berührung), mit einer Schmerzhaftigkeit der Haut dieser Theile, blos beim Bewegen der Hand, als wenn sie mit Ruthen gepeitscht worden wäre und feinstichlich schründete. St 74

14. Hände
Beim Froste, allgemeine Schwäche, am meisten in den Händen. St 97
Brennende Hitze an den Wangen, mit kalten Händen, ohne Durst. St 99
Ein fressendes, feinstichliches Jucken an den Armen, den Händen und am Halse. St 72
Schwere und Mattigkeit im rechten Arme, besonders in der Ruhe. St 73
Kriebelnde Taubheit des Handrückens und des Daumenballens, (empfindlicher bei Berührung), mit einer Schmerzhaftigkeit der Haut dieser Theile, blos beim Bewegen der Hand, als wenn sie mit Ruthen gepeitscht worden wäre und feinstichlich schründete. St 74
(...) selbst beim Reden, eine bange Hitze, die in Ruhe und beim Aufhören mit Reden gleich aufhört, worauf der Frost gleich wiederkommt; dabei innerlich schwitzende Hände. St 96

15. Berührung, Reiben
Ein dumpfer Unruhe-Schmerz in der Lebergegend, der nur durch die aufgelegte Hand besänftigt werden konnte. St 38
(...) der ganze Körper mit Gänsehaut überzogen, die vorzüglich an dem Oberarme und an der Aussenseite der Oberschenkel bei Berührung wie wund und aufgerieben schmerzte; dabei befiel sie Unruhe und Angst (...) St 94
Durch geringes Reiben an der Ferse beim Gehen entsteht eine Blase, welche aufplatzt und zu einem langandauernden Geschwüre, von schründendem, endlich beissendem Schmerze wird. St 83
Kriebelnde Taubheit des Handrückens und des Daumenballens, empfindlicher bei Berührung (...) St 74
St 24

16. Hitze des Gesichts
Brennende Hitze an den Wangen, mit kalten Händen, ohne Durst. St 99
Brennende Hitze beider Backen, ohne Röthe und ohne Durst. St 100

17. Zusammengedrückt, zusammengeschnürt
Kopfweh wie ein Zusammendrücken des Gehirn von allen Seiten, so dass sich der stärkste Schmerz in der Mitte des Gehirns äussert. St 6
Kopfweh, früh, im Bette, beim Liegen am schlimmsten, wie von Nachtschwärmerei, wüste; der Kopf deuchtet wie mit einem Reife zusammengeschnürt; es vergeht beim Aufstehen. St 13

18. Grosse Beweglichkeit des Kopfes, vorzüglich von vorne nach hinten. St 14

19. Angespannt
Die Kopfhaut ist sehr angespannt, besonders in der Gegend der Kranznaht. St 10
Die Waden spannen beim Gehen in der Mitte herüber, als wollten sie nicht nachgeben. St 80

20. Zerschlagen
Auf beiden Seiten der Nase, in den weichen Theilen, Zerschlagenheitsschmerz vor sich, und beim Befühlen nicht schmerzhafter. St 24
Zerschlagenheitsschmerz in den Bauchmuskeln unter den falschen Ribben. St 40
Im Schoossgelenke Schmerz, wie zerschlagen, als wenn er sehr weit gegangen wäre (bei Bewegung und im Sitzen). St 49
Schmerz von der linken Brust bis zur Achsel, wie zerschlagen und zerprellt. St 68
Zerschlagenheitsschmerz an der innern Fläche der Arme, besonders der Ellbogenbeuge, am meisten beim Ausstrecken der Arme. St 71
Kreuzschmerz, gleich als wäre das Kreuz zerschlagen. St 78
Am rechten Wadenbein äusserlich, ein klammartiger Schmerz und wie zerschlagen. St 82

21. Stiche
Ziehende Nadelstiche in der linken Schläfe. St 8
Abends Kopfweh; erst einige Stiche hie und da und dann Pochen, unter heftigem Frostschütteln, im Bette. St 11
Stiche am rechten Unterkiefer hinter den Ohren. St 25
Stiche in der Herzgrube. St 37

22. Essen
Unter ausserordentlicher Hitze und grösster Mattigkeit und Abspannung, wobei es ihm schwarz vor den Augen wird, erfolgt Übelkeit und Erbrechen der vor drittehalb Stunden genossenen Speisen. St 32
Beim Essen, Drücken unter der Herzgrube, wobei ihr weichlich und übel wird, fast wie bei Würmerbeseigen; es kam aber keine Flüssigkeit in den Mund. St 35
Nach jedem Essen oder Trinken ein Brennen in der Mitte der Brust oder in der Speise-röhre. St 31

23. (Nach dem Froste) innerliches Halsweh beim Schlingen, als wenn im Halse ein Knäutel wäre: den Morgen darauf nicht nur beim Schlingen derselbe Schmerz, sondern auch in den Mandeln Schmerz beim Bewegen des Halses, beim Schlingen und Darauf-fühlen. St 26

24. Kneipendes Leibweh, wie von stockenden Blähungen, welches, nach darauf erfolgtem Stuhlgange, mit vielem Blähungsabgange, doch noch einige Zeit lang anhält. St 44

25. Er fühlt den Pulsschlag in der Herzgrube und kann ihn auch äusserlich sehen. St 36

26. Augen
Pupillenverengerung. St 16
Höchste Pupillenerweiterung. St 17
Drücken auf den Augapfel, und trübes, undeutliches Sehen, besonders Abends. St 20

27. Taubhörigkeit. St 21

28. Harnen
Häufiges Harnen. St 48
Öfteres Drängen zum Harnen mit wenigerem Urinabgang als gewöhnlich. St 53
Drängen zum Harnen mit äusserst wenigem Urinabgange. St 54
(Unschmerzhaftes) Gefühl wie Brennen in der Mitte der Harnröhre, ausser dem Harnen. St 56

29. Empfindung in der Harnröhre, als wenn ein wässerichtes Bläschen in derselben aufstiege und doch bemerkte er nichts Feuchtes an der Öffnung. St 57

30. Tief im Gehirne ein unbeschreibliches Kopfweh, wie der Anfang zu einem sehr heftigen Kopfschmerz, und als wenn sie sehr krank werden sollte, am schlimmsten beim Aufrichten nach Bücken. Er vergieng die Nacht im Schlafe. St 2

31. Finger, Zehen
Ziehen, Reissen in den Fingergelenken: St 75, 76, 77
(Im Sitzen) krampfartiger drückender Schmerz auf dem Ballen der linken grossen Zehe. St 84

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


In dieser Phase begegnen wir einem unruhigen, ängstlichen Menschen, der darüber klagt, dass seine Kräfte nicht reichen, um sein eigenes Leben und die Welt in Ordnung zu halten. Er leidet an all den Dingen, die er hinnehmen muss, ohne etwas ändern zu können Th 1. Deshalb scheint ihm alles, was ihm widerfährt, zu viel und unrecht. Die Welt scheint gegen ihn zu sein, von anderen Menschen fühlt er sich verlassen Th 7.
Vermutlich würde er es vorziehen, in der Anamnese nicht lange über seine Probleme zu reden Th 8, sondern möchte lieber ein schnell wirkendes Mittel in die Hand bekommen.
Körperlich zeigt sich sein Leiden an widrigen Umständen z.B. in Schmerzen, als ob er auf einem Stein läge und das Lager zu hart wäre Th 11.
Der Herzschlag wird vor lauter Bemühen um Aktivität so heftig, dass er äusserlich zu sehen ist Th 25. Lamium album fühlt sich insgesamt wie zerschlagen oder als ob er sehr krank werden sollte, d.h. der Körper versagt sich der Aktivität.
Die Frau wird selbst im Traum von der Idee verfolgt, als ob die Menses eintreten würden Th 10, weil dies ein Vorgang ist, den alle Frauen passiv hinnehmen müssen.
Das Organ der Hand-lung fühlt sich wie mit Ruten gepeitscht, schwach, juckend oder schwitzig an Th 13, 14.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Wenn Lamium album seine Vollkommenheits-Vorstellung zu realisieren versucht, begegnen wir einem übergeschäftigen, zu Höchstleistungen fähigen Menschen. Er versucht sich durch Aktivität vor der Opferrolle des Menschseins zu schützen, er ist ein Macher ersten Ranges. Die Arbeitslust verlässt ihn unter keinen Umständen, ganz nach dem Motto: Probleme sind dazu da, gelöst zu werden Th 1.
Um alles kümmert er sich selbst, sogar Schmerzen besänftigt er am besten durch Auflegen der eigenen Hand Th 15.
Um sein Verlust-Erleben, sein Nichtgenügen zu kompensieren, versucht er möglichst wach zu bleiben. Im Halbschlaf ist die Kontrolle über die Gedanken am schwächsten, da überfallen ihn willkürliche Ideen und körperliche Schmerzen. Wenn es ihm jedoch gelingt, ganz wach zu werden Th 12, verziehen sich die Beschwerden und er kann wieder aktiv ins Geschehen eingreifen.
Eine weitere Form der Kompensation ist so vorstellbar, dass jemand betont ja sagt zum Schicksal, zu allem, was ihm widerfährt. Weil es ohnehin unmöglich ist, alles willkürlich zu gestalten, betont er die Lust am Geschehenlassen, an einer passiven, duldenden Rolle. Das Symptom vom überbeweglichen – nickenden – Kopf Th 18 scheint diese Haltung zu illustrieren.

Egolyse
Wenn die Kräfte nicht mehr ausreichen, um die anstehenden Probleme anzupacken, wird Lamium album von Verwirrung Th 3 und Ohnmacht überwältigt. Seine eigene Arbeit scheint ihm überhaupt nichts mehr wert Th 2. Seine Gedanken drehen sich unaufhörlich und völlig unproduktiv im immer gleichen Kreis bis er glaubt, den Verstand zu verlieren Th 4.

Alterolyse
Denkbar ist hier eine Person, deren Leiden an den Widerwärtigkeiten des Schicksals in wütenden Zorn umschlägt. Die anderen Menschen, Gott und die Welt sind schuld daran, dass er sich unablässig mit Problemen herumschlagen muss.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Lamium album lehnt es ab, dass der Mensch gewisse Vorgänge tatenlos erdulden, sie sogar erleiden muss, ohne daran etwas ändern zu können. So ist er seinem Gedankenfluss meist passiv ausgeliefert, seine Gefühle machen oft, was sie wollen, körperlich muss die Frau z.B. den Menstruationszyklus als eigenes Geschehen akzeptieren Th 10, usw. Lamium album erlebt an diesen Abläufen die Grenzen seiner Willkür.
Sein Idealbild vom Menschen ist dasjenige eines mit Kopf, Herz und Hand Tätigen. Er will intellektuell, emotional und körperlich aktiv sein, will sein Leben willkürlich gestalten können und überall mehr leisten als möglich ist.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Da er diesem hohen Anspruch mit seinen menschlichen Kräften nicht gerecht werden kann, bleibt er unzufrieden mit seiner Arbeit Th 2. Immer fühlt er sich als Opfer der Situation und glaubt, unverschuldete Widerwärtigkeiten erdulden zu müssen Th 1. Das heisst, obwohl er sich bemüht hat, die Dinge aktiv in die Hand zu nehmen, gibt es immer wieder Geschehnisse, die ihm entgleiten.
Auch seine Gedanken entziehen sich seiner Kontrolle und gehen ihre eigenen Wege. Sie wiederholen sich wie es ihnen gefällt Th 4, allerlei Einfälle drängen sich unwillkürlich auf Th 5.
Die Sinnesorgane versagen, er kann nicht mehr deutlich sehen und hören Th 25, 26.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Der ängstliche Traum, der sich beim erneuten Einschlafen wiederholt, führt ihm auch in der Nacht vor Augen, dass er passives Opfer seines Innenlebens ist Th 6.
Weil er den Anspruch hat, alles aktiv angehen zu wollen, wird Lamium album auf jede körperliche Beschwerde mit Angst reagieren: Arme und Beine schmerzen wie wund und aufgerieben, wobei ihn Unruhe und Angst befallen Th 15 und er nicht mehr schlafen kann Th 9. Auch Drücken und Übelkeit auf der Brust verursachen Angst Th 12.
Seine Stimme ist ganz schwach und unfest, wie bei einem Geängstigten Th 8 – er will Probleme lieber anpacken, statt darüber zu sprechen.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Wenn Lamium album einsieht, dass er Dinge annehmen kann, für die er gar nicht zuständig ist und an denen er ohnehin nichts ändern kann, wird er sich nicht länger als Opfer der Umstände fühlen. Er erkennt dann, dass seine Leistungen mit Kopf, Herz und Hand genügen, auch wenn sie "nur" den allgemeinen menschlichen Kapazitäten entsprechen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Die Lamia oder Lamo ist ihrem Namen nach die "Verschlingerin": (...) Lamia war eine Königin und herrschte in Libyen. (...) Zeus liebte sie – denn sie war schön – und zeugte mit ihr Kinder. Diese fielen der Eifersucht der Hera zum Opfer. Seitdem ist die Lamia vor Kummer hässlich und raubt aus Neid den anderen Müttern ihre Kinder. Sie ist imstande, ihre Augen herauszunehmen, damit sie immer wachen, auch wenn die Lamia selbst schläft. Und sie kann sich in alle Gestalten verwandeln. (...) Die Lamia hatte dies gemeinsam mit Gottheiten des Meeres und mit noch einer Schreckgestalt: der Empusa. (...) Man sprach von Lamien und Empusen in der Mehrzahl, und sie waren auch gleichbedeutend. Begegnete man der Empusa etwa am Eingang zur Unterwelt, wie es in einem Stück des Aristophanes geschieht, so zeigte sich diese Schreckgestalt bald als Kuh, bald als Maultier, bald als schöne Frau, bald als Hündin. Ihr ganzes Antlitz leuchtete wie Feuer (...) Ker

Einen Bezug zu diesem Mythos finden wir etwa in den Beschwerden beim Schlingen und Essen Th 22, 23, wie auch bei der brennenden Hitze im Gesicht Th 16. Dass Lamium album sich als Opfer fühlt, ist vor diesem Hintergrund sogar verständlich. Ebenso, dass er egotroph versucht, wach und aktiv zu bleiben.

Angespannt Th 19
Die quergestreifte willkürliche Muskulatur führt dem Lamium-album-Menschen vor, dass es nicht angeht, immer nur machen und kontrollieren zu wollen – sonst lässt sich die Spannung schliesslich nicht mehr lösen, die Waden geben nicht mehr nach.
Dazu passen die Symptome von Ziehen und Reissen in den Fingergelenken oder der krampfartige Schmerz in der Zehe Th 31. Die Finger sind zudem Greifwerkzeuge, welche für einen Arbeiter unverzichtbar sind.

Berührung oder Reibung Th 15 sind Vorgänge, welche passiv erlebt werden, was Lamium album nicht dulden will. Seine Haut ist sehr empfindlich: Der ganze Körper ist mit Gänsehaut überzogen, die Oberarme und Oberschenkel schmerzen bei Berührung wie wund und aufgerieben, an der Ferse bildet sich durch geringes Reiben eine Blase.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Vor allem in der egotrophen Phase kann Lamium album leicht mit Rhus toxicodendron verwechselt werden. Auch er glaubt, er müsse die Welt am Laufen halten und überschreitet dabei jedes Mass an Leistungsfähigkeit. Seine Klage wird sich eher darauf richten, er könne nicht mehr zur Ruhe kommen, während Lamium album seine Opferrolle in den Vordergrund stellt.
Weitere "Worker-Mittel" sind u.a. Laurocerasus, Lilium tigrinum, Taraxacum, Tarentula, Zincum, sowie die Calcium-Verbindungen. MMH

ZUR SUBSTANZ


Lamium album, Weisse Taubnessel, Weissbienensaug (Familie: Lamiaceae)
Ihre Blätter ähneln denen der Brennnessel, besitzen aber keine Brennhaare, sind also, wie der Name sagt, "taub". Der Gattungsname Lamium, vom griechischen lamos (Rachen, Schlund), spielt auf die Form der Blüte an, die einem aufgerissenen Schlund gleicht GHP.

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Lörrach, Juni 2002

St
MMH
Ker
GHP
Bild
Stapf, Archiv für die Homöopathische Heilkunst, Band XII.2, Leipzig 1833
Preis Stefan, Mattmann Peter, Weihe Christoph, Studer Susanne, Weiss Karl: Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde, Luzern 1996/97
Kerényi Karl, Die Mythologie der Griechen, dtv, München 1966
Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Das Beste aus Reader’s Digest AG, Zürich 1978
Esther Ostermünchner