Lyssinum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Lyssinum, Speichel eines tollwütigen Hundes

Problematik bewegt sich zwischen passivem Beeinflusstwerden und Machtausübung. Möchte master of the game, ein Seelenführer sein, statt sich von anderen beeinflussen zu lassen. Will durch nichts und niemanden beeinträchtig werden. Ein Anspruch, der zum Scheitern verurteilt ist, da der Mensch nicht unabhängig von anderen existieren kann.
Angst vor Wasser, vor Kirchenglocken, vor Hunden - alle drei symbolisieren geistige Verbindung, die Unterordnung unter eine höhere Macht und damit Beeinflussung.
Empfindlich für alle äusseren Einflüsse (Tollwut-Symptome!)
Angespannt, nervös, gereizt. Versucht starke Kontrolle über sich und andere auszuüben, bis hin zu Zwangshandlungen.
Wird sehr aggressiv, wenn man ihn aus seiner Leaderposition herausholt.

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Einflüsse, Beleidigungen, Angriffe – selbst wenn sie nur ein-gebildet sind Th 11, 12, 13 – erwischen ihn an seinem Schwachpunkt. Am empfindlichsten ist er für Situationen, wo er sich einer fremden Kontrolle unterwerfen muss, z.B. beim Arzt oder bei der Polizei.

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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen




THEMENLISTE


1. Personen in der Umgebung
Sieht und hört die Personen in seiner Umgebung nicht. HCA 1.3
Sie glauben, sie seien durch die Mitwirkung der umgebenden Personen auf ihren gegenwärtigen, erbärmlichen Zustand reduziert. HCA 1.22
Leichtes Delirium und Wahnideen, bildet sich ein, die Ärzte seien zwei junge Mädchen, die sie besuchen kamen. HCA 1.31
Neigt zu beleidigenden Ausdrücken, zankt seine Freunde aus, schlägt und beschimpft die umgebenden Personen. HCA 1.37
Er warnte die umgebenden Personen, seine Atemluft nicht einzuatmen, weil sie verdorben sei, nach faulen Eiern stinke, schlimmer als Cholera, und ihnen schaden könne. HCA 1.62
Sehr mürrisch, worüber seine Kinder äusserst überrascht waren; er nahm an den kleinsten Kleinigkeiten Anstoss, beschimpfte seine Frau und Kinder, fühlte sich erbärmlich, konnte sich auf nichts konzentrieren; verdrossen, möchte niemanden sehen und mit niemandem sprechen. HCA 1.88
Nach Wutanfällen bedauert er sein Verhalten sehr, entschuldigt sich ernsthaft und warnt die umgebenden Personen, sich nicht von ihm beissen zu lassen. HCA 1.89
HCA 1.94, 98

2. Leichte Anfälle und Delirium (in fortgeschrittenen Stadien); die Patienten vergessen häufig ihre Freunde und Verwandten; Delirium, verbunden mit dauerndem Reden. HCA 1.30

3. Hält im Delirium Ansprachen; glaubt, er sei eine bedeutende Autorität. HCA 1.33

4. Gelegentlich heiter, dann wieder verdriesslich, beide Gefühle verschwinden sofort, wenn er sich unterhält. HCA 1.68

5. Fragen
Beantwortet keine Fragen. HCA 1.63
Er erkennt jeden und beantwortet Fragen, auch steht er in hypnotischer Verbindung mit seinen Ärzten (...) HCA 1.98
Sehr häufig besteht ein Zustand gesteigerter geistiger Erregung, erkennbar an der schnellen Auffassung, der erstaunlichen Schärfe des Verstandes und an der Geschwindigkeit, mit der Fragen beantwortet werden. HCA 1.13
In ruhigen Zwischenphasen antwortete er richtig auf Fragen, erkannte die umstehenden Personen und bat sie aus einer Ahnung des bevorstehenden Todes heraus, für ihn zu beten und ihn nicht allein zu lassen. HCA 1.11

6. Gähnt häufig, ohne schläfrig zu sein, am meisten wenn er anderen zuhören muss. HCA 1.124

7. Ein in der Nähe des Patienten geführtes Gespräch kann ihn in die grösste Erregung versetzen. HCA 4.1

8. Kann nicht so gut wie gewöhnlich eine Unterhaltung führen, spielt aber besser Schach; mag lieber nachdenken, als reden; gar nicht lebhaft. HCA 1.6

9. Er wundert sich im Traum, mit welcher Gewandtheit er sich in elegantem Latein ausdrücken kann. HCA 1.14

10. Träume: von einflussreichen Personen, denen gegenüber er eine servile oder untergeordnete Haltung einnimmt; bei einer auf lateinisch geführten Debatte mit Jurastudenten ist er erstaunt, wie flüssig und gewandt er sprechen kann, viel besser, als im Wachzustand; die ganze Zeit über von Hunden, es sind aber andere Hunde, als der, der sie gebissen hat; von Kämpfen, von hohen Plätzen, von Irrenanstalten, von Kirchen; unangenehme, wenn sie einschläft, tags oder nachts; nur während der ersten halben Stunde. HCA 33.21

11. Nachrichten
Kränkende Neuigkeiten nehmen ihn sehr mit. HCA 1.119
Heiterkeit, fühlte sich, als habe er erfreuliche Nachrichten erhalten. HCA 1.67
Gefühl, als hätte er unangenehme Neuigkeiten gehört oder würde sie bald hören. HCA 1.75

12. Beleidigung, Unfreundlichkeit
Jede Beleidigung geht ihr sehr nahe. HCA 1.122
War monatelang ohne Krankheitssymptome, bis sie unfreundlich behandelt wurde. HCA 1.133, 1.119

13. Imaginäre Angriffe
Sie glauben, sie würden beschimpft, und verteidigen sich heftig gegen Angriffe und Beleidigungen, die aber nur in ihrer Phantasie existieren. HCA 1.23
Bildet sich ein, er werde von verschiedenen Personen, die gar nicht anwesend sind, geschlagen. HCA 1.24
Sie tobt gegen den Hund, der sie gebissen hat; bildet sich ein, er sei in der Nähe, und kämpft, als wolle sie ihn vertreiben. HCA 1.25

14. Angegriffen, empfindlich
Alles greift ihn stärker an; auch Tabak. HCA 1.93
Überempfindlichkeit; ein Luftzug, helles Licht, der Anblick eines glänzenden Gegen-standes, die leichteste Berührung, ja sogar ein Gespräch in der Nähe des Patienten kann ihn in äusserste Erregung versetzen und schwere Konvulsionen hervorrufen. HCA 1.127
Konvulsionen werden durch Hundegebell verursacht, bei grosser Empfindlichkeit; jedes unerwartete Geräusch, das Schliessen einer Türe oder das Blasen des Windes bewirkt das Gleiche. HCA 4.7
Schreckt durch ein unerwartetes Geräusch unwillkürlich hoch. HCA 4.4
Starke Gerüche können Krämpfe auslösen. HCA 5.1
Nach den Mahlzeiten sehr schlecht aufgelegt, jedes Geräusch reizt ihn; wenn jemand Äpfel isst, sich räuspert oder die Nase putzt, bringt ihn das ausser sich; vergeht nach dem Mittagsschlaf und einer Tasse Kaffee. HCA 12.7
Wenn man sehr sanft und nur für einige Sekunden gegen die Stirn des Patienten hauchte, wird ein heftiger Krampf ausgelöst. HCA 35.6
Äusserste Empfindlichkeit gegen Kälte oder die geringste Temperaturschwankung der Luft. HCA 35.11
Kann das Fahren im Wagen nicht ertragen, fühlt sich dabei oder danach allgemein unwohl. HCA 39.1
HCA 4.1, 5.3, 8, 35.5, 10

15. Scharfe Sinne, übersinnliche Wahrnehmung
Überschärfe aller Sinne. HCA 1.91
Geschärfter Geruch, Geschmack und Berührungssinn mit einem Angstgefühl und Furcht vor dem Alleinsein. HCA 1.92
Er sieht die Zeiger einer Uhr, die an seine Magengrube gehalten wird. HCA 1.95
Sagt, er könne die Zeiger der Kirchturmuhr sehen. HCA 1.96
Er konnte hören, was im Nebenzimmer gesprochen wurde und wie im Zimmer unter ihm Kupfermünzen gezählt wurden. HCA 1.97
(...) Ein in Zucker getauchtes Leinentüchlein, das auf die Magengrube gelegt wird, ruft einen süssen Geschmack im Munde hervor. HCA 1.98
Grösste Empfindlichkeit gegen Tabakgeruch; Geschmack von Schnupftabak, während die Dose 30 cm entfernt steht. HCA 5.3

16. Hypnotische Verbindung
Er wusste genau, wo sich seine Krankenschwestern, die Ärzte und Bekannten aufhielten, selbst wenn sie weit von ihm entfernt waren. HCA 1.94
Er erkennt jeden und beantwortet Fragen, auch steht er in hypnotischer Verbindung mit seinen Ärzten (...) HCA 1.98
Empfand die gleichen rheumatischen Schmerzen wie sein an Tollwut erkrankter Bruder. HCA 1.100
Quälender Kopfschmerz, mehr an der Aussenseite in der Nähe des Scheitels, besser durch Kratzen oder durch Reiben, aber nur wenn es durch eine fremde Hand erfolgt, es handelt sich um eine Art Mesmerismus. HCA 2.90

17. Präzision, Schärfe
Geht den ganzen Tag über im Haus herum und singt; bewegt sich mit grösserer Lebhaftigkeit und Präzision als gewöhnlich. HCA 1.48
Sehr häufig besteht ein Zustand gesteigerter geistiger Erregung, erkennbar an der schnellen Auffassung, der erstaunlichen Schärfe des Verstandes und an der Geschwindigkeit, mit der Fragen beantwortet werden. HCA 1.13
(...) sprechen häufig auffallend rasch und scharf artikuliert über den drohenden tödlichen Ausgang. HCA 1.10

18. Kirche
Das Läuten der Kirchenglocken macht ihm Angst und verursacht einen scharfen, salzigen Geschmack, mit Stichen im Herzen. HCA 4.2
Sagt, er könne die Zeiger der Kirchturmuhr sehen. HCA 1.96
HCA 33.21, 26.15

19. Hund, Vogel, Maus
Glaubt, er sei ein Hund oder ein Vogel; läuft auf und ab, zwitschert und zirpt, bis er ohnmächtig umfällt. HCA 1.26
Als man ihm einen Vogel brachte, fürchtete er sich und hielt ihn für eine Maus. HCA 1.107
Vor jedem Anfall von Somnambulismus krähte er wie ein Hahn. HCA 1.101
HCA 1.46

20. Hungern, Dürsten
Sie schrieb an den Arzt: Voller Ungeduld warte ich darauf, dass sie mir und meinen Kindern etwas zu essen geben. HCA 1.45
Nach einem Ohnmachtsanfall schrieb er auf ein Stückchen Papier: Ich bin von allen verlassen; selbst die Vögel des Himmels schauen mich nicht an, noch füttern sie mich, wenn ich hungrig bin; ich hungere mit den Jungen und dürste mit ihnen; mein Nest ist aus Schmutz gemacht; nicht durch eigene Mühen bekam ich es, sondern ich vertrieb sie aus ihren Nestern und sitze dort mit den Weibchen und den Jungen. HCA 1.46
Bejammert in grösster Angst ihre Unfähigkeit, den quälenden Durst zu stillen, und versucht begierig, durch verschiedene Kniffe zu trinken. HCA 1.51
HCA 1.83

21. Vor dem Mittagessen eine sehr sonderbare Empfindung, der ganze Körper ist fremd. HCA 12.1, 1.83

22. In den ersten Tagen ist das Rauchen unangenehm; nach der ersten Woche ein irrer, unwiderstehlicher Drang zu rauchen, er lässt die Pfeife nicht kalt werden. HCA 11.16

23. Alleinsein
Geschärfter Geruch, Geschmack und Berührungssinn mit einem Angstgefühl und Furcht vor dem Alleinsein. HCA 1.92
Angst; Ruhelosigkeit mit grosser Schwäche; mit Herzschmerz; mit Kopfschmerz; Furcht vor dem Alleinsein. HCA 1.82
In ruhigen Zwischenphasen antwortete er richtig auf Fragen, erkannte die umstehenden Personen und bat sie aus einer Ahnung des bevorstehenden Todes heraus, für ihn zu beten und ihn nicht allein zu lassen. HCA 1.11
HCA 1.46

24. Uhren
Er sieht die Zeiger einer Uhr, die an seine Magengrube gehalten wird. HCA 1.95
Sagt, er könne die Zeiger der Kirchturmuhr sehen. HCA 1.96

25. Kupfermünzen
Er konnte hören, was im Nebenzimmer gesprochen wurde und wie im Zimmer unter ihm Kupfermünzen gezählt wurden. HCA 1.97
Durch Kupfermünzen im Zimmer Unruhe und Schmerz. HCA 1.99
Nach dem Zählen von Münzen heftiger Schmerz in der rechten Hand zwischen dem dritten und vierten Handmittelknochen bei einigen Bewegungen und bei Druck. HCA 29.44

26. Falsche oder nicht vorhandene Dinge
Einbildung, sie sähen verschiedene nicht vorhandene Gegenstände, Tiere und Menschen. HCA 1.27
Anfälle von geistiger Abwesenheit, greift nach falschen Dingen, weiss oft nicht, was er sagt, benutzt falsche Worte, die nur eine entfernte klangliche Ähnlichkeit mit dem richtigen haben. HCA 1.9
Beklagt sich bitterlich darüber, dass man das Feuer angemacht hat und dass der Ofen raucht, obwohl überhaupt kein Feuer da ist; ein anderer wollte ständig, dass ein Fenster geschlossen würde, welches nicht offen war. HCA 1.28
Verlangt immer wieder, dass ein Fenster geschlossen wird, welches gar nicht geöffnet ist. HCA 35.9

27. Nachdenken, daran denken
Das rechte Ohr ist zeitweise verstopft; als er ungefähr zwei Stunden später darüber nachdenkt, fängt das Ohr an zu schmerzen; der Schmerz erstreckt sich in die Zähne und durch den Kopf. HCA 4.15
Hitze im Gesicht mit Wundheit der linken Wange, durch Nachdenken. HCA 6.19
Nasenschmerzen durch Denken. HCA 1.132
HCA 1.6, 1.74, 1.79, 1.125, 2.53

28. Denken fällt schwer
Eine gewisse Verwirrung, Unstetigkeit und Schwäche des Geistes. HCA 1.16
Das Denken ist für ihn sehr schwer, manchmal unmöglich. HCA 1.17
Unfähig zu geistiger Anstrengung und ihrer überdrüssig; Schulaufgaben, die ihr früher Vergnügen machten, musste sie liegenlassen. HCA 1.18

29. Der Ideenkreis ist stark eingeschränkt, sich selbst überlassen, beschäftigt er sich dauernd mit denselben Dingen und bringt ständig innerhalb kürzester Zeit und immer auf die gleiche Weise dieselben Gedanken vor. HCA 1.19

30. Zwei Gedankengänge gleichzeitig
Es kommt ihr vor, als beeinflussten sie zwei völlig unterschiedliche Gedankenstränge gleichzeitig. HCA 1.15
Abneigung, die Kopfhaltung zu ändern; zwei unterschiedliche Gedankenstränge waren gleichzeitig in ihrem Kopf, der Gedanke, sie könne ihren Kopf nicht bewegen (wenn sie sich hinlege), und gleichzeitig die positive Überzeugung, dass sie sich nur dazu entschliessen müsse, und es dann auch könne. HCA 1.64

31. Mit Willenskraft
Ein Anfall seelischer Niedergeschlagenheit und Gleichgültigkeit, der ihm völlig fremd ist; Gefühl, als könne er nichts tun; wenn er sich zwingt, fehlt ihm die seelische Kraft. HCA 1.72
Manchmal konnte er den Stuhldrang durch eine starke Willensanstrengung kontrollieren, doch griff die Anstrengung seine Nerven an. HCA 1.106
Schwierigkeiten beim Schlucken können anfangs durch festen Willen überwunden werden. HCA 10.30
Wenn er sich hinlegte, konnte er nicht schlafen, die Augen blieben offen, ausser wenn er sie willentlich schloss; unwillkürlich öffneten sie sich dann aber wieder. HCA 33.12
HCA 1.64

32. Unschlüssigkeit selbst in kleinen Dingen. HCA 1.84

33. Etwas Schreckliches werde geschehen
Gegen seinen Willen kommt ihm der Gedanke, etwas Schreckliches werde geschehen; er fühlt den Zwang, unverantwortliche Dinge zu tun, zum Beispiel ein Kind, das er auf seinen Armen trägt, durch das Fenster zu werfen. HCA 1.7
Er wird das unbeschreiblich quälende Gefühl nicht los, dass ihm etwas Schreckliches geschehen wird. HCA 1.8
Niedergeschlagen, als würde etwas geschehen. HCA 1.71
Gefühl, als wäre etwas Unangenehmes geschehen; beim Überdenken vergeht das Gefühl. HCA 1.74
Gefühl, als hätte er unangenehme Neuigkeiten gehört oder würde sie bald hören. HCA 1.75

34. Der bevorstehende Tod
Sie erkennen den furchtbaren Charakter der Krankheit und sprechen häufig auffallend rasch und scharf artikuliert über den drohenden tödlichen Ausgang. HCA 1.10

In ruhigen Zwischenphasen antwortete er richtig auf Fragen, erkannte die umstehenden Personen und bat sie aus einer Ahnung des bevorstehenden Todes heraus, für ihn zu beten und ihn nicht allein zu lassen. HCA 1.11
Gefühl, als sei sie am Sterben; als versinke sie. HCA 1.80
Versuchte vor dem Tod, sich in den Finger zu beissen. HCA 6.45
Vor dem plötzlich eintretenden Tod konnte er wieder trinken. HCA 10.27

35. Um die Krankheit wissen / Krankheit leugnen
Sie erkennen den furchtbaren Charakter der Krankheit und sprechen häufig auffallend rasch und scharf artikuliert über den drohenden tödlichen Ausgang. HCA 1.10
Die Mehrzahl der Patienten hat keine vernünftige Vorstellung von der wirklichen Ursache ihres Leidens und versichert ganz entschieden, dass die Narbe keine Bedeutung hat und ihnen keine Schmerzen macht. HCA 1.12
Gefühl, als könne er seine Ängste körperlich nicht länger ertragen und müsse bald in ein Irrenhaus gehen. Lyssophobie. HCA 1.78
Oft gehen von der verletzten Stelle reissende Schmerzen aus, die von den Patienten häufig auf eine Erkältung und einen dadurch ausgelösten Rheumatismus zurückgeführt werden. HCA 39.8
Sie streitet hartnäckig ab, jemals gebissen worden zu sein. HCA 1.42
HCA 1. 62, 89

36. Verrückte Ideen
Ihm kommen verrückte Ideen, z.B. ein Glas Wasser, das er in der Hand hält, jemandem ins Gesicht zu schütten, oder sich mit einem Messer ins eigene Fleisch zu stossen und Ähnliches. HCA 1.34
Gegen seinen Willen kommt ihm der Gedanke, etwas Schreckliches werde geschehen; er fühlt den Zwang, unverantwortliche Dinge zu tun, zum Beispiel ein Kind, das er auf seinen Armen trägt, durch das Fenster zu werfen. HCA 1.7

37. Wasser, Flüssigkeiten
(...) sie war in diesen Zustand geraten, als sie versucht hatte, ein Glas Wasser zu trinken; wenn Wasser erwähnt wurde, bekam sie Angstschauer, konnte nicht schlucken, der Puls war schnell, die Zunge trocken und rot belegt; Lyssin 200, eine Gabe; am nächsten Tag Besserung, doch hatte sie noch mehrere leichte Anfälle, die immer durch fliessendes Wasser ausgelöst wurden (...) HCA 1.79
Bejammert in grösster Angst ihre Unfähigkeit, den quälenden Durst zu stillen, und versucht begierig, durch verschiedene Kniffe zu trinken. HCA 1.51
Wenn sie Leitungswasser fliessen hört, werden die Anfälle von nervösem Kopfschmerz grässlich und unerträglich. HCA 1.114
Wenn er Wasser fliessen hört oder hört, wie es ausgeschüttet wird, oder wenn er es sieht, wird er sehr reizbar und nervös; er bekommt dann Stuhldrang und andere Beschwerden. HCA 1.116
Der blosse Anblick eines Trinkgefässes mit Wasser ist unerträglich; sie wenden ihre Gesichter ab, kreischen laut auf und gestikulieren ängstlich mit den Händen, man möge das Wasser entfernen, weil Stimme und Atem versagen. HCA 1.117
Der Gedanke an irgendwelche Flüssigkeiten, selbst an Blut, ruft Konvulsionen hervor. HCA 1.125
Der blosse Gedanke an Getränke, Flüssigkeiten und das Ausschütten von Flüssigkeiten kann einen Anfall hervorrufen. HCA 1.126

Der blosse Gedanke an Flüssigkeiten, an Trinken, an Schlucken oder daran, dass ihr etwas zu trinken angeboten wird, reicht aus, um sie in schwere Konvulsionen zu versetzen; dasselbe wird auch durch andere Reize bewirkt, wie einen einfachen Luftzug, den Versuch, die Kranke zu berühren, durch jede hastige Annäherung und durch das Licht glänzender Gegenstände. HCA 1.128
Selbst der Anblick von Wasser und Flüssigkeiten oder von etwas, das auch nur entfernt ähnlich aussieht, wie Fensterglas oder weisse Gegenstände, und sie wieder an ihre früheren Schmerzen erinnert, bewirkt grösste Qualen und Wiederauftreten von Kon-vulsionen. HCA 1.129
Das linke Auge ist äusserst empfindlich gegen Licht und Wasser. HCA 3.2
Anblick von Wasser: Erregung; erinnert ihn an Schmerzen; ruft Konvulsionen hervor (Schwangerschaft). HCA 3.3
Jedesmal, wenn Wasser mit klatschendem Geräusch in ein Becken gegossen wird, ruft das einen Anfall mit Konvulsionen und Erregung hervor. HCA 4.3
Wenn er hört, wie im Nebenzimmer Wasser ausgegossen wird, macht ihn das sehr reizbar und nervös. HCA 4.5
Auf einem Fährschiff verursachte das Geräusch des Wassers gleich nach dem Essen unaussprechliche Qualen in ihrem Rücken. HCA 4.6
Während seiner chronischen Kopfschmerzanfälle, die sich nach seelischer Erregung oder einer starken geistigen Anstrengung einstellen und ein oder zwei Tage andauern, kann er das Geräusch von fliessendem Wasser nicht ertragen; wenn man im Nebenzimmer den Wasserhahn laufen lässt oder auch nur Wasser in ein Becken ausschüttet, verstärkt sich sein Kopfschmerz, bis er unerträglich ist. HCA 4.8
Als die einem Stuhlgang folgenden Schmerzen nachgelassen hatten und er am offenen Fenster sass, wurde der grosse Strassenhydrant für die Strassenreinigung geöffnet; sobald er das Wasser den Rinnstein vor seinem Haus entlangströmen sah, wurde er von heftigen Schmerzen befallen und musste sofort auf die Toilette. Dysenterie. HCA 4.9
Empfindung von Blutandrang zum rechten Ohr, dann ein Druck wie von einem stumpfen Messer, innerlich und oberflächlich. Ein Geräusch wie von herabstürzendem Wasser im linken Ohr. HCA 4.12
Abneigung gegen das Wasser des Ortes, in dem er eingetroffen war. HCA 11.21
Lautes Gurgeln links im Magen, wird immer stetiger, wie Wasser aus einer Flasche. HCA 14.9
Dauernder Drang zu urinieren beim Anblick von fliessendem Wasser; uriniert nur wenig auf einmal. HCA 18.15
Heftiges Herzklopfen, empfindet es bis zum Hals; durch einige Schlucke Wasser Erleichterung. HCA 26.24
Wenn sich das Badewasser auch nur etwas kräuselt, etwa bei leichter Berührung der Oberfläche, werden Konvulsionen ausgelöst. HCA 39.2
HCA 1.51, 83, 4.10, 11, 9.13, 10.20, 26, 28, 38, 40, 11.20, 22-24, 13.6, 17.2, 3, 4, 21.3, 23.18, 24.2, 29.24

38. Glanz und Licht
Häufiges Niesen, am meisten frühmorgens oder spätabends, als ob sich ein Schnupfen entwickelt; auch wenn er auf etwas Glänzendes blickt oder ins Helle schaut, und bei dem geringsten Staub. HCA 5.8
HCA 1.128, 1.129

39. Beissen
Neigung zu Grobheiten und Beleidigungen, beisst und schlägt. HCA 1.38

Starker und unkontrollierbarer Drang, gewisse Dinge zu tun: alles, was sich in erreichbarer Nähe bewegt, anzuspringen und zu beissen (Hund). HCA 1.40
Sie ist nachtsüber dauernd versucht, in ihr Kissen zu beissen. HCA 1.41
Versuchte vor dem Tod, sich in den Finger zu beissen. HCA 6.45
Sie schickte ihren Ehemann weg, weil sie ihn beissen wollte, und fügte zur Drohung auch gleich die Tat, indem sie sich selbst in den Arm biss. HCA 1.58
Empfindung, als sei sie neben dem Mund in die linke Gesichtshälfte gebissen worden. HCA 6.31
Während der Anfälle schnappende Kieferbewegungen von unwillkürlichem und krampf-artigem Charakter. HCA 1.55
Beissen, Schnappen mit Krämpfen. HCA 1.57
HCA 1.42, 89

40. Nach Hundebiss
Keine Angst vor Hunden, mag sie aber nicht sehen, weil der Anblick die Furcht wieder weckt. (Lyssophobie, nach Biss von einem nicht tollwütigen Hund.) HCA 1.65
Den Patienten, die ständig in Furcht wegen ihrer Sicherheit schwebten, erschien der zeitliche Abstand zum Biss kürzer. HCA 1.73
Mary M. 17 Jahre alt, war vor mehreren Jahren von einem Hund gebissen worden. Als sie nun in den Zeitungen von mehreren Tollwutanfällen gelesen hatte, fand man sie in folgendem Zustand vor: In eine Sofaecke gekauert, dunkelrot geflecktes Gesicht, Schreckensmiene, glänzende Augen, rote Bindehäute; sie war in diesen Zustand geraten, als sie versucht hatte, ein Glas Wasser zu trinken; wenn Wasser erwähnt wurde, bekam sie Angstschauer, konnte nicht schlucken, der Puls war schnell, die Zunge trocken und rot belegt; Lyssin 200, eine Gabe; am nächsten Tag Besserung, doch hatte sie noch mehrere leichte Anfälle, die immer durch fliessendes Wasser ausgelöst wurden, auf das Mittel hin aber jedesmal wieder nachliessen; ein Jahr lang dann anfallsfrei. HCA 1.79
Ein Musiker wurde von einem Schosshündchen in die linke Wade gebissen, als er durch einen dunklen Hauseingang ging; der Biss war sehr leicht, er hatte die Haut kaum verwundet; das Tier war und blieb auch später gesund; von Zeit zu Zeit pflegte ein Schmerz an der Bissstelle aufzutreten, unabhängig davon, ob er daran dachte oder nicht, bis der Schmerz schliesslich zu einem Brennen wurde, das sich durch den ganzen Körper erstreckte und ein unbeschreibliches, merkwürdiges Gefühl verursachte; nachts Zittern und quälende Furcht, er habe Tollwut; er war durstig und trank ohne Schwierigkeiten Wasser; zwei Jahre waren seit dem Biss vergangen, als er diese und die folgenden Symptome entwickelte: den ganzen Tag über häufiges Ausspucken von Speichel, das nur unterbrochen war, während er abends einen starken Tee trank; nachts störende Träume; schliesslich konnte er keine Speisen oder Getränke mehr zu sich nehmen und klagte über prickelnde Stiche unter der Zunge; seelische Erregung bekommt ihm, wie schon immer, schlecht, heisser Dampf erleichterte den brennenden Schmerz an der Bissstelle, und Lyssin C 200 (Jenichen) beseitigte rasch alle Symptome; nach drei Wochen fühlte er sich geheilt und ging auf eine Reise. HCA 1.83
Unversöhnlicher Hass gegen den Besitzer des Hundes, der ihn gebissen hat, mit der Neigung zu fluchen, was sie schrecklich schockiert, weil sie eine gute Erziehung genossen hat und von wohlanständigen Eltern abstammt. HCA 1.90
Kopfschmerzen durch Biss von tollwütigem oder nicht tollwütigem Hund. HCA 2.67
Wunde Augen und leichtes Fieber nach einem Biss in die Nase. HCA 3.41
Seit dem Biss hatte sie eine schreckhafte Abneigung gegen Wasser; anfangs konnte sie sich noch unter grösster Selbstbeherrschung selber waschen, später gar nicht mehr. HCA 11.24
Wie sie sagt, hat sie seit dem 14. Tage nach dem Biss kein Wasser mehr gelassen; täglich geht von Zeit zu Zeit etwas dunkles Blut aus dem Uterus ab, das sich in Qualität und Quantität von den Menses unterscheidet. HCA 18.19

41. Spucken
Ruhige Patienten spucken in die Spucknäpfe, die Erregteren spucken Speichel in alle Richtungen. HCA 1.56
HCA 1.83, 9. 9, 19, 21-24

42. Schlucken
Starker Speichelfluss und Schwierigkeiten beim Schlucken von Flüssigkeiten. HCA 9.13
Halsweh mit starker Entzündung, konnte nur unter Schwierigkeiten schlucken; Flüssigkeit kommt durch die Nase wieder heraus. HCA 10.20
Manche können ohne Schwierigkeiten Wasser trinken. HCA 10.26
Warme Getränke, Milch, Suppen und Wein werden oft leichter als Wasser aufgenommen. HCA 10.28
Bildet sich ein, er könne nichts schlucken. HCA 10.29
Schwierigkeiten beim Schlucken können anfangs durch festen Willen überwunden werden. HCA 10.30
Er erklärt, irgend etwas im Hals behindere die Passage und er könne deshalb nicht schlucken. HCA 10.31
Feste Speisen werden manchmal unter grössten Schwierigkeiten eingenommen. HCA 10.33
Es ist völlig unmöglich, irgend etwas zu schlucken; bei jedem Versuch Erstickungsanfälle und Krämpfe der Atemmuskeln, der Gesichts- und Nackenmuskeln sowie der übrigen Körpermuskulatur mit starken psychischen Störungen. HCA 10.34
Jeder Versuch, Brot zu schlucken, verursachte die grösste Pein. HCA 10.36
Oft kommt es vor, dass die Patienten trinken können, wenn sich die anderen Personen zurückziehen, oder wenn sie es mit geschlossenen Augen oder mittels eines Strohhalmes versuchen. HCA 10.37
Gefühl, als habe er etwas roten Pfeffer geschluckt. HCA 10.57
HCA 10.35, 38, 40,47, 48, 50, 52, 56, 13.6

43. Sprechen, Reden
Leichte Anfälle und Delirium (in fortgeschrittenen Stadien); die Patienten vergessen häufig ihre Freunde und Verwandten; Delirium, verbunden mit dauerndem Reden. HCA 1.30
Nachtsüber endloser Redefluss. HCA 1.43
Die Redeweise ist angestrengt, knapp und pathetisch. HCA 1.44
Die Sprache ist steif, kurz und pathetisch. HCA 8.5
Sprache schwierig und fehlerhaft. HCA 8.6
Die Sprache ist behindert, nach mehreren vergeblichen Versuchen beginnt er einen Satz unter Schwierigkeiten; einige Gaumenlaute kann er nicht artikulieren, andere nur fehlerhaft. HCA 8.7
Hatte Schwierigkeiten beim Sprechen; ein zusammenhängender Satz konnte nur nach mehreren fruchtlosen Versuchen herausgestottert werden; Gaumenlaute konnte er überhaupt nicht aussprechen, er sprach sie alle falsch aus. HCA 10.43
Schwäche der Brust; Ermüdung durch Sprechen oder Lesen. HCA 23.5
HCA 1.6, 33, 63, 68

44. Worte, Buchstaben
Anfälle von geistiger Abwesenheit, greift nach falschen Dingen, weiss oft nicht, was er sagt, benutzt falsche Worte, die nur eine entfernte klangliche Ähnlichkeit mit dem richtigen haben. 1.9
Das Gedächtnis für einzelne Worte ist deutlich verbessert. HCA 1.4
Schwindel: (...) schlimmer durch Unterrichten, Buchstabieren und Konzentrieren auf einzelne Buchstaben (...) HCA 2.3
HCA 3.8

45. Lesen, Schreiben
Kopfschmerz beim Lesen und Denken. HCA 1.111
Kopfschmerz schlimmer beim Lesen oder Schreiben; Schmerzen im Unterkiefer. HCA 1.112
Nachdem sie alle ihre Symptome aufgeschrieben hatte und ins Bett gegangen war, heftiger Kopfschmerz und Nasenweh. HCA 1.113
Pressender Kopfschmerz schlimmer beim Lesen und Denken. HCA 1.115
Seit fünf Jahren konnte sie nicht länger als fünf Minuten hintereinander lesen, dann sah sie die Buchstaben doppelt und las falsche Wörter, ohne Erfolg hatte sie alle möglichen Brillen ausprobiert, oft schämte sie sich, weil sie ihren Namen nicht richtig schreiben konnte. HCA 3.8
Beim Lesen oder Schreiben Schmerz im Unterkiefer; je länger sie las, desto schlimmer wurde er. HCA 6.42
Beim Schreiben ein brennendes Aufwallen und Gurgeln vom oberen Bauch durch die Brust und den Kopf, anfangs gefolgt von Ohrenschmerz; dann ein brennendes Stechen im innern oberen Scheitel nach rechts, als ob ein heisser, wellenartiger Strom sich zur Körperoberfläche ausbreitet, erstreckt sich jedoch nicht zum Rückgrat oder zu den Gliedern. HCA 26.23
HCA 2.8, 14, 31, 53, 23.5, 29.38

46. Singen
Sie sang mehr als üblich, aber unfreiwillig, ohne sich irgendwie glücklich oder heiter zu fühlen. HCA 1.47
Geht den ganzen Tag über im Haus herum und singt; bewegt sich mit grösserer Lebhaftigkeit und Präzision als gewöhnlich. HCA 1.48
Kann andere nicht singen oder Äpfel essen hören. HCA 1.66
Nach Singen fällt er plötzlich mit geschlossenen Augen, rotem Gesicht, schnell atmend wie tot nieder, Puls 100. HCA 32.50

47. Weinen, Kreischen
Weinte ziemlich viel, bevor sie zu Bett ging. HCA 1.52
Weint bitterlich wegen Kopfschmerzen. HCA 1.53
Vor, nach und während der Anfälle kreischt sie, oder stösst unartikulierte Laute äusserster Verzweiflung aus. HCA.1.54
HCA 1.101, 117

48. Ruhelosigkeit
Träge und stumpf, nachts ruhelos. HCA 1.20
Kopfschmerz macht ihn sehr unruhig. HCA 1.69
Mehrere Nächte lang konnte sie keinen Moment schlafen; unbeschreibliche Angst treibt sie aus dem Bett; kann nur sitzen oder gehen und findet nur kurzzeitig Ruhe im Gebet. HCA 1.81

Angst; Ruhelosigkeit mit grosser Schwäche; mit Herzschmerz; mit Kopfschmerz; Furcht vor dem Alleinsein. HCA 1.82
Es treibt ihn ständig ziellos herum. HCA 1.103
Ruhelosigkeit treibt ihn hierhin und dorthin, obwohl er schwach genug wäre, sich hin-zulegen. HCA 1.104
HCA 2.53

49. Reizbar, mürrisch
Abends reizbar und hypochondrisch. HCA 1.86
Fühlt sich nervös und reizbar. HCA 1.87
Sehr mürrisch, worüber seine Kinder äusserst überrascht waren; er nahm an den kleinsten Kleinigkeiten Anstoss, beschimpfte seine Frau und Kinder, fühlte sich erbärmlich, konnte sich auf nichts konzentrieren; verdrossen, möchte niemanden sehen und mit niemandem sprechen. HCA 1.88
Reizbarkeit verhindert den Schlaf. HCA 1.123

50. Im oberen Teil des Kopfes
Ungewöhnliche Empfindung im Scheitel, als ob sie momentan, aber nur an dieser Stelle, das Bewusstsein verlöre; oder als ob die übliche Empfindung an dieser Stelle verschwunden sei; es ist kein Völlegefühl und auch keine Bewegung, bewirkt aber eine schwankende Bewegung des Kopfes; abends. HCA 2.2
Schwindel: als ob etwas im Hals herumziehe und als ob sie ihren Kopf nicht gerade halten könne; nach dem Hinlegen eine Art Schock im oberen Teil des Gehirns; mit Fallneigung nach rechts beim Bücken; gegen Abends im oberen Teil des Kopfes ein Gefühl, als würde sie fallen, beim Gehen; häufig und vorübergehend; mit trübem Sehen beim Gehen und Sitzen; Übelkeit; mit Bauchkrämpfen; vorübergehend besser durch Wiederauftreten des Durchfalls; schlimmer durch Unterrichten, Buchstabieren und Konzentrieren auf einzelne Buchstaben; nach dem Hinlegen Schock im oberen Teil des Gehirns; trübes Sehen beim Aufrichten aus gebückter Stellung; beim Aufstehen aus dem Stuhl Schwanken; im Sitzen; kann beim Aufstehen nicht gerade gehen. HCA 2.3
Ein langsames Schwanken oder Wanken des Kopfes, weil irgendetwas im Oberteil des Kopfes lose ist. HCA 2.4
HCA 2.53, 54

51. Häufiger Druck auf dem Scheitel, wie wenn eine Form die genau auf den Scheitel passt, ihn nach unten presst. HCA 2.54

52. Schwankende Bewegung des Kopfes
Ein langsames Schwanken oder Wanken des Kopfes, weil irgendetwas im Oberteil des Kopfes lose ist. HCA 2.4
(...) es ist kein Völlegefühl und auch keine Bewegung, bewirkt aber eine schwankende Bewegung des Kopfes; abends. HCA 2.2

53. Bewegung innerlich
Gefühl in der Stirn, als ob sich etwas bewege. HCA 2.21
Beim Nähen bewegt sich etwas vor den Augen hin und her, aber immer etwas ausserhalb der Stelle, die sie fokussiert. HCA 3.5
Mehrere Male läuft etwas in den Muskeln der Hüftgegend im Kreise herum und dann das Bein hinunter bis zum Knie. HCA 2.3, 3.5, 30.4

54. Aufwogen
Innerlich, tief im Gehirn wird ein Aufwogen zum Kopf empfunden. HCA 2.5
Brennen und Aufwogen zum Kopf. HCA 2.12
Ein brennendes, wellenartiges Aufwogen geht vom Bauch aus und breitet sich durch die ganze Brust zum Kopf aus. HCA 16.15
Empfindung, als woge eine heisse Welle wie ein feiner Dampf durch den Körper, von innen nach aussen, doch erreicht sie nicht die Körperoberfläche oder die Glieder. HCA 36.21
HCA 2.6, 25.11, 26.23

55. Nach unten ziehen
Den ganzen Tag über eigenartiges Gefühl im Kopf, als ob etwas den Kopf auf die Schultern zieht. HCA 2.76
Der Kopf fühlt sich schief an, als ob ihn etwas auf die Schultern herunterzieht. HCA 28.23
Als ob der Kopf zwischen die Schultern gezogen würde. HCA 28.25
Zucken im rechten Femur, als ob jemand von unten her zieht; schmerzlos, es kommt und geht. HCA 30.8
HCA 2.54

56. Gewicht, Blei
Zwei Stunden lang ein Schmerz oder Weh in und zwischen beiden Schultern, als ob dort ein schweres Gewicht laste. HCA 26.29
Den ganzen Tag über Gefühl eines schweren Gewichtes auf beiden Schultern. HCA 29.7
Den ganzen Tag über Gefühl eines Gewichts in den Beinen unterhalb der Knie; es scheint so, als wären mehrere Kilo Blei in den Tibiae. HCA 30.19
Gefühl von Druck auf den Schultern und eines Gewichtes in den Beinen. HCA 30.58
Empfindung, als rolle ein Bleikügelchen im Gehirn herum. HCA 2.9
Schweregefühl in den Beinen, als ziehe ein Gewicht an den Sprunggelenken. HCA 30.39
HCA 30.32, 39

57. Steif
Die Ohren fühlen sich steif an. HCA 4.29
Gefühl von Steife in der Nase, rechts im Nacken und besonders in den Kiefern. HCA 5.13
Nase, rechter Nacken und rechte Seite fühlen sich sehr steif an, am schlimmsten um die Kiefer herum. HCA 5.15
Beide Kiefer fühlen sich steif an; Kitzeln in beiden Backenknochen. HCA 6.2
Nackensteife, er hielt sich gerader als gewöhnlich. HCA 28.17
Durchdringender Schmerz in der rechten Kopfseite mit der Empfindung von Steife, oder als sei die Stelle unempfindlich. HCA 2.50
HCA 2.50, 6.47-49, 8.5, 28.11-14, 19, 29.49, 33.1

58. Nach einem Spaziergang
Scharfer Schmerz über den Augenbrauen und die Nase hoch, fünf Minuten nach einem Spaziergang, mit Kopfschmerz. HCA 2.17
Scharfer Schmerz quer über den Augenbrauen und die Nase hoch beim Gehen im Freien; äusserst ermüdet und schwach nach einem kurzen Spaziergang. HCA 2.60

59. Kopf scheint zu platzen
Der Kopf fühlt sich an, als würde er platzen, mit heftigem Druck auf den Scheitel. HCA 2.64
Wahnsinnig machender nach aussen drückender Schmerz in der Stirn; er presst seinen Kopf gegen die Wand. HCA 2.30

Zahnschmerz und andere Beschwerden während der Schwangerschaft, mit innerlicher Blutaufwallung von der Brust zum Kopf; der Kopf fühlt sich an wie bis zum Platzen mit Luft gefüllt. HCA 7.8
HCA 2.65

60. Unerträglicher Kopfschmerz erstreckt sich zur Nasenspitze und in die Zähne; etwas Druck auf dem Kopf und für einen Moment ein Gefühl, als schlage ein unsichtbarer Hammer hinten auf den Kopf (gebessert durch Tab.) HCA 2.61

61. Nadeln
Gesicht gerötet; jammert über seinen Kopf, sagt, ihm würden Nadeln ins Gehirn gejagt. HCA 6.16
Ein sehr eigenartiges und ungewöhnliches Gefühl am Herzen, ungefähr als ob ein Band es zusammengepresst, mitten in der Brust, und als ob Nadeln ins Herz spiessen, eine Art dumpfer, stechender, Schmerz, sehr schmerzhaft, beängstigend und unangenehm. HCA 26.4
Heftiger Schmerz im Herzen, als würde es bersten oder von Nadeln gestochen. HCA 26.18

62. Schlagender, klopfender Kopfschmerz; am heftigsten in der rechten Schläfe und über dem rechten Auge; jeder Knochen fühlt sich zerschmettert und wund an; von Schläfe zu Schläfe. HCA 2.42

63. Zusammengeschweisst, zusammengeklebt
Häufige Kopfschmerzanfälle, in denen Kopf, Nase und Zähne zusammengeschweisst scheinen. HCA 2.62
Morgens beim Erwachen fühlen sich die Lider gelähmt an und scheinen so fest geschlossen, als ob sie zusammenklebten. HCA 3.51

64. Spalten, auseinanderfallen, aus den Gelenken gleiten
Grosse Schwäche im Rücken, als würde er sich spalten und auseinanderfallen. HCA 28.50
Die Schlüsselbeine fühlen sich an, als würden sie aus ihren Gelenkpfannen gleiten; muss die Arme in die Hüften stemmen. HCA 27.1
Gefühl, als ob die Hüftbeine aus den Gelenken gleiten; musste die Hände in die Hüften stemmen, um dieses Gefühl zu vermindern. HCA 30.3

65. Beim Blick nach oben sind die Augen sehr schwach. HCA 3.9

66. Blindheit
Kann nichts sehen. HCA 3.12
Konnte weder sehen noch hören. HCA 3.13
Trügerisches, trübes Sehen mit Erweiterung der Pupillen, manchmal echte Blindheit. HCA 3.6

67. Kältegefühl
Ein Kältegefühl an der Zunge, wie von Pfefferminz. HCA 8.8
Kältegefühl, wie von Pfefferminzextrakt. HCA 9.1
Als die Kälteempfindung und das Kratzen in der Speiseröhre nachlassen, tritt ein teils brennendes, teils kaltes Gefühl im gesamten Oberbauch auf. HCA 16.16
Eine Kältewelle wandert den Arm hinunter, als ob Wasser über ihn gegossen würde. HCA 29.24
HCA 14.4, 6, 23.13

68. Wenn er nur etwas uriniert, nimmt sein Schwächegefühl zu; Schwäche nach dem Urinieren, als ob er dabei seine ganze Kraft eingebüsst hätte. HCA 18.20

69. Männliche Sexualität
Neigt zu lüsternen Vorstellungen, obwohl kaum sexueller Drang besteht. HCA 19.1
Sexuelle Gleichgültigkeit mit Erektionen, selbst während des Koitus, der vollständig durchgeführt wird. HCA 19.5
Beim Koitus erfolgt die Ejakulation zu spät oder gar nicht. HCA 19.10
Bei einer sehr heftigen und hitzigen sexuellen Umarmung lässt die Erregung auf dem Höhepunkt nach, und es findet keine Ejakulation statt. HCA 19.11
Keine Ejakulation beim Koitus, doch geht anschliessend im Schlaf unbewusst Samen ab. HCA 19.12
Nach einem Koitus mit schwieriger und verspäteter Ejakulation leeres und unangenehmes Gefühl in den Geschlechtsteilen, das den ganzen folgenden Tag andauert. HCA 19.16
Schmerzhafter Drang im Penis, wie nach exzessivem Verkehr, mit Lüsternheit. HCA 19.17
Am Tage nach einer sexuellen Umarmung Hodenschmerz, besonders gegen Mittag und in den ersten Nachmittagsstunden. HCA 19.26
Beschwerden durch abnormen Sexualtrieb. HCA 19.29
HCA 19.4

70. Beim Ausziehen
Abends beim Ausziehen im kalten Zimmer starke Erektionen ohne sexuelle Erregung oder sexuelle Gedanken. HCA 19.4
Morgens beim Aufwachen sind beide Brüste geschwollen, sie kann kaum aufstehen; an drei aufeinander folgenden Tagen; die gleiche Schwellung der Brüste nachts, wenn sie ihr Nachthemd öffnet. HCA 21.6

71. Weibliche Sexualität
Sexualtrieb vermindert. HCA 20.1
Empfindlichkeit der Scheide, wodurch der Koitus ziemlich schmerzvoll wird. HCA 20.29
Seit der Geburt mehr Schmerzen beim Koitus und Abneigung. HCA 21.4

72. Uterus, Menses
Bei einem für unheilbar gehaltenen Fall von Uterusprolaps fand sich nach den Menses der Uterus wieder an der normalen Stelle und blieb dort zwei Monate lang, obwohl die Frau allerlei ausprobierte, um die Heilung zu testen, z.B. hob sie des Nachts ein schweres Kind aus dem Bett, als sie ohne Hilfe war. HCA 20.16
Ein vierzehn- und ein einundzwanzigjähriges Mädchen bekamen die 30. Potenz, als die Menses drei Tage ausgeblieben war, sie setzte am folgenden Tage ein. HCA 20.19
Nach einigen Kügelchen der 30. Potenz setzte die Menses zwei Wochen zu früh und sehr reichlich ein. HCA 20.20
Während der Menses, Blut aus dem Rektum. HCA 20.31
HCA 18.19

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Hier begegnen wir einem Menschen, der unter allen möglichen Einflüssen leidet. Er berichtet über seine Empfindlichkeit, beschreibt sich als sensibler Seismograph, der alle Schwingungen seiner Mitwelt aufnimmt, manchmal bis zur übersinnlichen Wahrnehmung und Hellsicht Th 15, 16. Kränkende Neuigkeiten nehmen ihn sehr mit Th 11. Er glaubt, er werde beschimpft und verteidigt sich heftig gegen imaginäre Angriffe Th 13.
Die klinischen Tollwut-Symptome verdeutlichen die Empfindlichkeit von Lyssinum gegenüber äusseren Einflüssen: Anfälle werden ausgelöst durch Luftzug, Licht, leichteste Berührung, Tabak, Gespräche in der Umgebung, Temperaturschwankungen usw. Th 7, 14.
Eine homöopathische Befragung kann von Lyssinum als Provokation oder Manipulation erlebt werden. Er argwöhnt zum Beispiel, dass man ihn auszuquetschen oder zu beleidigen versuche. Er wirkt höchst angespannt, nervös und gereizt – es ist als ob man einem zähnefletschenden Hund gegenübersitze Th 5, 13, 14. Wenn er über seine Beschwerden berichtet, werden diese möglicherweise akut schlimmer Th 27. Gleichzeitig ist seine Stimmung höchst labil, er fühlt sich erbärmlich, wenn er z.B. im Gespräch die Kontrolle verliertTh 1.
Intellektuell ist er überdreht, in seinem Kopf scheinen zwei Gedankengänge gleichzeitig abzulaufen Th 30. Er spricht scharf artikuliert über seinen schlechten Zustand Th 34.
Von seinen Mitmenschen fühlt er sich allein und im Stich gelassen, er sehnt sich nach Unterstützung und Fürsorge Th 20, 23, welche er aber nicht annehmen könnte, weil er damit das Zepter aus der Hand gäbe.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
In einer für ihn vollkommenen Welt übt Lyssinum eine Art Hyperkontrolle aus: über das sinnlich Wahrnehmbare hinaus nimmt er alles wahr. Er hört, sieht und spürt mehr als das Menschenmögliche Th 15, 16, 18, 24. Ziel dabei ist, für andere zu sorgen, ihr Anführer und Patron zu sein. Dabei interessiert ihn aber nicht wirklich, was sie wollen: Wenn er ihnen im Gespräch zuhören muss, fängt er an zu gähnen Th 6.
Am Arbeitsplatz kann sich der einfache Angestellte die Kontrolle erringen, indem er über alles Bescheid weiss und sich unentbehrlich macht.
Selbst wenn er krank ist, liegt seine Aufmerksamkeit noch auf dem Einfluss, den er auf andere hat: Ein Tollwut-Patient warnt vor seinem verdorbenen, stinkenden Atem, der anderen schaden könnte Th 1, 39. Den Verlust der Selbstkontrolle kompensiert Lyssinum, indem er durch äusserste Willensanstrengung seine Symptome zu überlisten versucht Th 31, 35, 42. Den fehlenden Kontakt mit seiner Umgebung überdeckt er durch einen endlosen Redefluss Th 43. Im Traum ist er erstaunt darüber wie flüssig und gewandt er Latein sprechen kann Th 9, 10. Eine andere Variante ist, dass er sich vornehm zurückzieht und lieber nachdenkt als spricht Th 8.
Möglich ist, dass er sich demütig gibt und andere bittet für ihn zu beten, ihn nicht zu verlassen Th 5. Im Traum gibt er sich servil gegenüber einflussreichen Personen Th 10.

Egolyse
In dieser Phase kann Lyssinum versuchen, den Kontrollverlust in Form von Zwangshandlungen zu bewältigen. Vor allem wenn es bei diesen um um Kontrolle über äussere Einflüsse geht, kann dies auf Lyssinum hinweisen: zwanghafte Kontrolle über Türen, Fenster, Anrufe usw. Gleichzeitig fühlt sich der Lyssinum-Patient durch dieses Verhalten sehr beschämt, da es zeigt, wie sehr er eigentlich die Kontrolle über sich selbst verloren hat, dass er weit davon entfernt ist, noch Master of the Game zu sein.
Seine Ideen beschäftigen sich mit den immer gleichen Dingen, drehen sich erbarmungslos im Kreis Th 29. Er verliert den Kontakt zu den Mitmenschen, vergisst seine realen Freunde und Verwandten Th 1, 2, 43.
Schliesslich nehmen Verwirrung und Geistesschwäche zu Th 28, er endet im Delirium nicht vorhandener Gegenstände, Tiere und Menschen Th 26. Verrückte Impulse drohen ihn zu überwältigen Th 1, 21, 36, 42, 47, 49, 67, es bleibt nur die Einweisung ins Irrenhaus Th 35.

Alterolyse
Lyssinum beschuldigt hier seine Mitmenschen (oder den Hund, der ihn gebissen hat), ihn auf seinen erbärmlichen Zustand reduziert zu haben Th 1, 13, 40. Jeder Einfluss von aussen, alles auf ihn Eindringende holt ihn aus seiner Leader-Position herunter. Er neigt zu Grobheiten, beisst und schlägt Th 39. Gegen eingebildete Angriffe oder Beschuldigungen setzt er sich heftig zur Wehr Th 13. Die verrückten Impulse wenden sich gegen andere, er fürchtet, unwillkürlich jemandem ein Glas Wasser ins Gesicht zu schütten oder ein Kind, das er auf dem Arm hat, plötzlich durchs Fenster zu werfen Th 36.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche "Conditio humana" lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Der Übertragungsmechanismus der Tollwut durch den Biss eines kranken Tiers auf den Menschen ist seit dem 1. Jh. nach Christus bekannt. Die Tollwut ist nebst der Lepra die erste Krankheit, an der die Menschheit das Prinzip der Ansteckung erkannt hat. In der Hypothese zu Lyssinum geht es analog dazu um die Problematik von Beeinflussung/Ansteckung und unabhängiger Machtausübung:
Lyssinum sehnt sich nach der Position des Master of the Game Th 3. Er wünscht sich Einfluss und Ansehen, möchte Seelenführer sein, wie es der Symbolik des Hundes in zahlreichen Mythologien entspricht.
Dabei lehnt er ab, sich von seiner Mitwelt beeinflussen, sprich kontaminieren oder anstecken zu lassen. Er möchte durch nichts und niemanden beeinträchtigt werden. Da der Mensch aber kein Einzelwesen ist, sondern nur im gesellschaftlichen Kontext existieren kann, ist dieser Anspruch zum Scheitern verurteilt. |}

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Lyssinum wird bildhaft zum zähnefletschenden, schäumenden, tollwütigen Hund, statt zum stolzen Seelenführer. Das heisst, sein tiefstes Nichtgenügen erlebt er dort, wo ihm die Kontrolle und die Willenskraft abhanden kommen Th 30, 31. Er kann nichts tun, es fehlt ihm an seelischer Kraft und er wird selbst in kleinen Dingen unschlüssig Th 32, weil er beeinflussbar, "ansteckbar" ist.
Durch die angestrebte gehobene Position Th 3 verliert er den direkten Bezug zu anderen Menschen. Er leidet unter der Einsamkeit des Mächtigen, verliert sein Vis-à-vis Th 23. Sein Geist dreht sich im Kreis, da durch den vermiedenen Austausch mit seinem Umfeld auch die Anregung verloren geht Th 29.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Lyssinum hat grosse Angst vor Wasser, mehr noch – er gerät ausser sich durch irgendeinen Kontakt mit diesem Element. Symbolisch dient Wasser der Verbindung: Durch die Taufe werden z.B. Menschen in eine Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Lyssinum wird schon durch Anblick des Wassers mit seiner Grundproblematik konfrontiert Th 37.
Aus dem gleichen Grund fürchtet er sich beim Läuten der Kirchenglocken Th 18. Diese erinnern an den Gottesdienst, also an eine über ihm stehende höhere Macht.
Die Hundephobie ist bei diesem Mittel scheinbar verständlich, beginnt doch das ganze Elend der Erkrankung mit einem Hundebiss. Es gibt aber in der Symptomatik Angst vor Hunden, ohne dass eine entsprechende Verletzung vorliegt, ebenso beissen Patienten sich oder die Umgebung, ohne dass sie an Tollwut erkrankt sind. Diese Verhaltensweisen kann man nur einordnen, wenn man sich wiederum den Hund als Seelenführer vergegenwärtigt: Der Hund begegnet dem Lyssinum-Menschen als ein Übergeordneter Th 10, 13, 19, 39, 40.
Gefühl, etwas Schreckliches werde geschehen oder er werde unwillkürlich etwas Schreckliches tun Th 33: Die mangelnde Selbstkontrolle ängstigt ihn zutiefst Th 40

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Lyssinum wird ein tendenziell aufgeregter Mensch bleiben. Es kann ihm aber gelingen, seine Überempfindlichkeit zu erkennen und aus eigener Kraft immer wieder in eine Haltung von Vertrauen und Toleranz zu gelangen.
Ruhe im Gebet Th 48 findet er, wenn er einen über ihm stehenden "Master oft the Game" anerkennt.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Nach einem Ohnmachtsanfall schrieb er auf ein Stückchen Papier: Ich bin von allen verlassen; selbst die Vögel des Himmels schauen mich nicht an, noch füttern sie mich, wenn ich hungrig bin; ich hungere mit den Jungen und dürste mit ihnen; mein Nest ist aus Schmutz gemacht; nicht durch eigene Mühen bekam ich es, sondern ich vertrieb sie aus ihren Nestern und sitze dort mit den Weibchen und den Jungen Th 20.
In dieser Wahnvorstellung beschuldigt sich der Kranke, wie ein Kuckuck in einem fremden Nest zu sitzen und nun hungernd und dürstend verschmäht zu werden. Hier zeigt sich der Abgrund, den Lyssinum um jeden Preis vermeiden will: Die Unterwerfung, die Abhängigkeit vom Einfluss und Wohlwollen anderer.
Lyssinum strebt nach der Rolle des wohlgenährten Patrons oder der Matrone. Lyssinum will für alles sorgen, will den Menschen zu essen geben, ihr Arbeit-Geber sein, die Kontrolle haben.

Glaubt, er sei ein Hund oder ein Vogel; läuft auf und ab, zwitschert und zirpt, bis er ohnmächtig umfällt Th 19. Beide Tiere sind symbolisch in Verbindung mit den göttlichen Sphären: die Vögel für die Fähigkeit mit Göttern zu sprechen und der Hund als Seelen-führer schlechthin LdtS. Trotz all dem Gezwitscher kann Lyssinum diese erhöhte Position nicht erreichen und fällt buchstäblich in Ohn-Macht.

Als "Master of the game" hingegen kontrolliert Lyssinum Zeit und Geld. Er sieht die Zeiger einer Uhr, die an seine Magengrube gehalten wird; sagt, er könne die Zeiger der Kirchturmuhr sehen Th 24. Er konnte hören, was im Nebenzimmer gesprochen wurde und wie im Zimmer unter ihm Kupfermünzen gezählt wurden. Th 25
Auch liegen ihm Strategien besser als Diskussionen: Kann nicht so gut wie gewöhnlich eine Unterhaltung führen, spielt aber besser Schach (...) Th 8.
Hierhin gehört auch die Wahnidee die Ärzte seien zwei junge Mädchen, die sie besuchen kamen Th 1. Er duldet keine höhere Autorität – schon gar nicht jemanden, der ihn untersuchen und ihm etwas verordnen könnte.

Er wundert sich im Traum, mit welcher Gewandtheit er sich in elegantem Latein aus-drücken kann Th 9. Im Traumzustand schläft die Verstandeskontrolle, einst Gelerntes kann ins Traumbewusstsein fliessen. Durch den angestrengten Versuch, im Alltag jede Situation zu kontrollieren, kann dieses Wissen blockiert sein.
Dies kann so weit führen, dass er Anfälle von geistiger Abwesenheit erlebt, in denen er nach falschen Dingen greift, oft nicht weiss, was er sagt oder falsche Worte benutzt, die nur eine entfernte klangliche Ähnlichkeit mit den richtigen haben Th 26.

Beklagt sich bitterlich darüber, dass man das Feuer angemacht hat und dass der Ofen raucht, obwohl überhaupt kein Feuer da ist; ein anderer wollte ständig, dass ein Fenster geschlossen würde, welches nicht offen war Th 26. Die Möglichkeit, dass andere das Zepter in die Hand nehmen – Feuer anmachen oder Fenster öffnen, wann immer es ihnen beliebt und ohne dass er es kontrollieren kann – treibt ihn in den Wahnsinn.

Die Kopfschmerzen von Lyssinum erscheinen wie Parodien auf seines Anspruch, frei von Einflüssen Kontrolle ausüben zu können: Häufiger Druck auf dem Scheitel, wie wenn eine Form, die genau auf den Scheitel passt, ihn nach unten presst Th 51. Es ist, als trage er einen Helm, der ihn von äusseren Einflüssen abschotten soll. Aber der Kopf fühlt sich auch an wie zum Platzen mit Luft gefüllt Th 59. Weil er sich nicht durch andere bereichern lassen will, bleibt nichts als leere Luft. Und er hat für einen Moment das Gefühl als schlage ein unsichtbarer Hammer hinten auf den Kopf Th 60, sprichwörtlich: ein leichter Schlag auf den Hinterkopf erhöht das Denkvermögen.

In sehr vielen Symptomen von Lyssinum wird Steifheit empfunden: Die Ohren fühlen sich steif an; beide Kiefer und die Nase fühlen sich steif an; Nackensteife, er hielt sich gerader als gewöhnlich Th 57. Die Steifheit in Ohren, Kiefer und Nase lassen das Bild eines angriffsbereiten Tieres aufkommen – was zum grossen Misstrauen von Lyssinum passt. Selbst die Sprache ist steif, kurz und pathetisch Th 13, 14, 43.

Ein sehr eigenartiges und ungewöhnliches Gefühl am Herzen, ungefähr als ob ein Band es zusammengepresst, mitten in der Brust, und als ob Nadeln ins Herz spiessen (...) Th 61. Das Herz symbolisiert unter anderem die Nächstenliebe. Lyssinum will Einfluss und Kontrolle über das Wohlergehen seiner Nächsten haben. Er meint aber, diese Stellung nur halten zu können, wenn er unbeeinflusst von ihnen bleibt, deshalb verliert er den Kontakt auf Herzensebene. Im Symptom scheinen diese Einflüsse wie Nadelspiesse einzudringen.

Beim Blick nach oben sind die Augen sehr schwach Th 65. Nach oben, zu einer höheren Instanz, mag Lyssinum gar nicht erst schauen.

Das Symptom "den ganzen Tag über Gefühl eines schweren Gewichtes auf beiden Schultern" Th 56 zeigt, welche Last sich Lyssinum mit seinem Anspruch an eine Hyper-kontrolle aufbürdet. Andere Symptome erwecken den Eindruck, als ob er von dieser erhöhten Position wieder auf den Boden gebracht werden soll: Den ganzen Tag über eigenartiges Gefühl im Kopf, als ob etwas den Kopf auf die Schultern zieht; als ob der Kopf zwischen die Schultern gezogen würde Th 55; Gefühl von Druck auf den Schultern und eines Gewichtes in den Beinen Th 56.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Veratrum viride wünscht sich den vollkommenen Überblick. Er möchte den Kopf immer draussen behalten und über das menschliche Mass hinaus verstehen, was rund um ihn geschieht. Er möchte dem Mysterium des Lebens aus eigener Kraft auf die Spur kommen. RMM 4

Cuprum metallicum
Als Übermittler oder als Verbindungsglied zu funktionieren und in diesem Sinne "Leiter" zu sein, lehnt Cuprum metallicum ab.
Stattdessen beansprucht er die Rolle des Leiters im Sinne einer hierarchischen Anführung. Er möchte den Fluss der Dinge kontrollieren, beherrschen, festhalten. RMM 2

Ferrum lehnt es ab, sich dem Lebensfluss hinzugeben Th 7. Jeder Mensch muss sich ein Stück weit vom Geschehen tragen lassen, auch wenn dieses unübersichtlich und unkontrollierbar ist. Ferrrum nimmt dagegen den Auftrag "...und machet euch die Erde untertan" wörtlich. Er ist der "Napoleon der Materia Medica", ein ernsthafter, humorloser Herrscher Th 13. Er möchte als streitbarer Machthaber sein Umfeld kontrollieren. RMM 1

ZUR SUBSTANZ


Lyssinum, Speichel eines tollwütigen Hundes

ANMERKUNGEN


Spiraea ulmaria verhindert die Tollwut bei von tollen Tieren gebissenen Menschen und Haustieren, was selbst im vergleichenden Tierversuch belegt werden konnte. RV

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen des Arzneimittel-Workshops in D-Überlingen, veranstaltet von H.I.Z und der form (Forschungsinitiative zur Revision der Materia Medica. e.V), November 2011

HCA: Allen, HCA.C., Nosoden, Berg am Starnberger See, 1987
LdtS: Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
RMM: Studer Susanne, Ostermünchner Esther, Revidierte Materia Medica Homoeopathica Band 1-4 HIZ,Hägglingen 2002, 2005, 2008, 2011
RV: Rampold Veronika, Mindmat Vollständige Materia medica der ichnahen Symptome, Ruppichteroth 1998
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