Medorrhinum
Stefan Preis: Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde
LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA |
Problembereich ist die Konsequenz einer Handlung. Man kann nie sicher sein, ob eine Entscheidung oder eine Tat gute oder schlechte Folgen zeitigt. Selbst die beste Absicht, das sorgfältig abgewogene Urteil können sich nach einer gewissen Zeit gegen einen wenden. Medorrhinum strebt die Sicherheit an, dass das eigene Handeln auch zum eigenen Guten führen wird.
Transzendenter Wert
Wenn ein erwähltes Ziel, d.h. ein Gut, nicht erreicht werden kann, bezeichnet man dies als Scheitern. Ursache dafür kann eine Fehlentscheidung sein oder eine irrtümliche Beurteilung, die sich jedoch erst im nahhinein als solche entpuppt. Bei Gott ist ein Irrtum auf dem Weg, ein Gut zu erreichen, aus mehreren Gründen nicht möglich. Zum einen ist Gottes Sein das höchste Gut schlechthin, so dass er keinen Weg suchen muss, irgend ein Gut zu erlangen, er kann somit auch keinen Irrtum begehen. Zum anderen ist Gottes Denken allumfassend (im Akt) und damit vollkommen. Gott ist damit geschützt vor jedem Irrtum und vor der Gefahr, das höchste Gut zu verfehlen. Theologisch ausgedrückt, heisst dies, er ist geschützt vor der Verdammung. Medorrhinum beneidet Gott darum, dass er zum höchsten Gut hin keinen Weg zurückzulegen hat und dass er gar nicht scheitern kann.
Medorrhinum will sicher sein, dass er von der Vorsehung zur ewigen Seligkeit auserwählt ist. Wenn er auserwählt wäre, bestünde die Gefahr zu scheitern und damit die Seligkeit zu verlieren, nicht mehr. Eine Möglichkeit, das Risiko des Scheiterns nicht ertragen zu müssen, wäre die Vorsehung, d.h. die Kenntnis der Zukunft.
Menschliche Daseinsbedingung
Medorrhinum lehnt es ab, dass sein Handeln auch zum Misserfolg oder zum Scheitern - theologisch ausgedrückt, dass es zur ewigen Verdammnis - führen kann. Jede Handlung, jede Übernahme einer Verantwortung scheint potentiell das Scheitern schon zu beinhalten,da die Folgen dieser Handlung für die Zukunft nie genau vorhergesehen werden können. Es kann durchaus sein, dass eine Handlung, die im Augenblick nur Gutes zu bewirken scheint, in der Zukunft üble Konsequenzen hat. Gott, der die Zukunft kennt, besitzt die Möglichkeit, das Individuum und sein Handeln auch zum Scheitern, d.h. zur Verdammnis zu bestimmen. Der Medorrhinum-Mensch lehnt dies ab. Er möchte stattdessen die Gewissheit, dass sein Weg zur Seligkeit führt. Da dies dem Menschen nicht möglich ist, begeht er die "unverzeihliche Sünde" (Thema 16) der Gleichgültigkeit gegenüber seinem Schicksal. Er glaubt verdammt zu sein, unabhängig davon, wie er sich verhält. Daraus resultiert die Ablehnung jeglicher Verantwortung.
Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Die innere Aufmerksamkeit ist auf die vielfältigen Gefahren der Zukunft gerichtet, sowie auf das Problem, Dinge auszuführen, Entscheidungen zu treffen, die ihn schnell und sicher zu seinem Ziel bringen. Er negiert die Folgen seines Handelns.
Kerne
Schuld
Es lehnt es ab, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Er will eine Garantie, das Ziel sicher zu erreichen, unabhängig vom Weg, den er einschlägt. Da dies nicht möglich ist, begeht er die unverzeihliche Sünde, seinem Schicksal gegenüber gleichgültig zu sein.
Verlust
Er verliert die Fähigkeit, Dinge richtig zu vollenden, sie richtig zu beurteilen, richtig zu entscheiden. Er zaudert und zögert bei seinen Handlungen. Verlust des Gedächtnisses, für Gegenwart und Vergangenheit, vor allem für Namen.
Strafe
Er ist zutiefst verunsichert gegenüber allem, was die Zukunft bringt. Er kann sich daher nicht mehr freuen. Alles erschreckt ihn und löst Furcht aus. Er hat ängstliche Vorahnungen, das ständige Gefühl, dass etwas Schreckliches passieren wird. Grosse Erwartungsangst.
THEMENLISTE |
Hauptthemen
Alles kreist um Vorsehung und Vorherbestimmung. Er kann die Zukunft nicht richtig beurteilen, da er die nötigen Fähigkeiten dazu nicht mehr hat. Er kann weder aus der Vergangenheit noch aus der Gegenwart etwas lernen. Die vielfältigen Gefahren der Zukunft - etwas Schreckliches wird passieren, Tod, Dunkelheit, Veränderungen - kann er genau erkennen, z.B. durch Hellsicht, aber er kann sein Verhalten nicht ändern, er zögert, kann Dinge nicht vollenden, sagt Falsches. Daher leidet er an der langsam ablaufenden Zeit, die er zu beschleunigen versucht, um sein Leiden abzukürzen. Aus seiner Empfindlichkeit und Angst flüchtet er in die unverzeihliche Sünde der Gleichgültigkeit gegen sein Schicksal.
Themenliste
1. Gedächtnis und Konzentration
Grosse Gedächtnisschwäche. He 1.1
Schwerfälligkeit des Gedächtnisses und Neigung, Dinge auf die lange Bank zu schieben, weil die Arbeit ihm so langwierig erscheint oder als ob sie nie beendet werden könnte. He 1.2
Vergass alles, was sie gerade gelesen hatte, sogar die letzte Zeile. He 1.3
Vergesslichkeit für Namen, später für Wörter und Anfangsbuchstaben. He 1.4
Kann sich nicht an Namen erinnern; muss nach dem Namen ihrer besten Freundin fragen; vergisst ihren eigenen Namen. He 1.5
Kann nicht richtig buchstabieren, überlegt sich, wie das Wort "how" geschrieben wird. He 1.6
Liest einen Brief und hat das Gefühl, die Wörter sähen komisch aus und seien falsch geschrieben. He 1.7
Vorübergehende Gedankenlosigkeit, verursacht durch ein Engegefühl des Gehirns. He 1.10
Verliert ständig den Faden beim Reden. He 1.11
Grosse Schwierigkeit, ihre Symptome darzustellen, verliert sich und muss von neuem befragt werden. He 1.14
Schwierigkeiten seine Gedanken oder den Verstand auf abstrakte Dinge zu konzentrieren. He 1.15
Konnte weder lesen noch den Verstand gebrauchen wegen Kopfschmerzen. He 1.16
2. Zögern und vollenden
Schwerfälligkeit des Gedächtnisses und Neigung, Dinge auf die lange Bank zu schieben, weil die Arbeit ihm so langwierig erscheint oder als ob sie nie beendet werden könnte. He 1.2
Es schien ihr, als mache sie falsche Aussagen, weil sie nicht recht weiss, was sie als nächstes sagen soll, fängt gut an, weiss aber nicht, wie sie enden soll; Gewicht auf dem Scheitel, das ihren Verstand anzugreifen scheint. He 1.13
3. Die anderen
Vergesslichkeit für Namen, später für Wörter und Anfangsbuchstaben. He 1.4
Kann sich nicht an Namen erinnern; muss nach dem Namen ihrer besten Freundin fragen; vergisst ihren eigenen Namen. He 1.5
Glaubt, hinter ihr sei jemand, hört flüstern; sieht Gesichter, die sie hinter Bett und Möbeln hervor angucken. He 1.17
He 1.18 Personen kommen herein, schauen sie an, flüstern und sagen:"Komm!".
Sie sah eines Nachts grosse Menschen im Zimmer; grosse Ratten rannten umher; fühlte eine zarte Hand von vorne nach hinten über ihren Kopf streichen. He 1.19
4. Zeit
Zeit vergeht zu langsam. He 1.8
(...) Neigung, Dinge auf die lange Bank zu schieben (...) He 1.2
Benommenes Gefühl; ein Gefühl, weit weg zu sein, als ob Dinge, die heute gemacht wurden, sich vor einer Woche ereignet hätten. He 1.9
Ist in grosser Eile; wenn sie etwas tut, tut sie es so hastig, dass sie müde wird. He 1.25
5. Falsche Bemerkungen
Es schien ihr, als mache sie falsche Aussagen, weil sie nicht recht weiss, was sie als nächstes sagen soll, fängt gut an, weiss aber nicht, wie sie enden soll (...) He 1.13
Grosse Furcht, das Falsche zu sagen, wenn sie Kopfschmerzen hat. He 1.31
6. Jemand ist hinter ihr
Glaubt, hinter ihr sei jemand, hört flüstern; sieht Gesichter (...) He 1.17
7. Irrealität
Gefühl, als ob das ganze Leben unwirklich wäre, wie im Traum. He 1.21
8. Eine Hand streichelt sie
(...) fühlte eine zarte Hand von vorne nach hinten über ihren Kopf streichen. He 1.19
9. Weinen
Kann nicht sprechen ohne zu weinen. He 1.23
10. Verzweiflung
Unbändiges und verzweifeltes Gefühl, wie beginnende Geisteskrankheit. He 1.22
Neigung zu Selbstmord, steht auf nachts und greift nach seiner Pistole, aber seine Frau hindert ihn daran. He 1.24
Ein Wort oder ein Blick, die scheinbar hart sind, versetzen sie in stundenlange Mutlosigkeit. He 1.36
Gefühl der Verzweiflung; es ist ihm gleich, ob er in den Himmel oder in die Hölle kommt. He 1.37
11. Eile
Ist in grosser Eile; wenn sie etwas tut, tut sie es so hastig, dass sie müde wird. He 1.25
12. Hellsehen
Ahnt Dinge immer voraus; spürt die meisten Dinge, bevor sie sich ereignen, und meist richtig. He 1.29
Sagt den Tod voraus. He 1.30
Alles schreckt sie auf, Nachrichten gehen ihr sehr zu Herzen, bevor sie sie hört. He 1.32
13. Als ob etwas Schreckliches passiert sei
Sie erwachte früh mit einem Gefühl des Schreckens, als ob etwas Fürchterliches geschehen sei; schweres Gewicht und grosse Hitze im Kopf; konnte nicht im Bett bleiben; Gefühl, als müsse sie etwas tun, um ihren Geist von diesen Qualen zu befreien. He 1.33
Dauernder Zustand von qualvoller Angst, Gefühl einer drohenden Gefahr, sie weiss aber nicht welche. Es gibt keinen Grund für solche Gefühle, weil sie nichts tun muss, wozu sie nicht aufgelegt ist; sie ist so gut gestellt, dass sie sich um nichts Sorgen machen muss. Al 41
Nachts Gefühl, ein Furunkel erscheine auf dem Handrücken, (...) erwartete morgens, dort einen Furunkel vorzufinden, fand aber nur einen roten, nicht erhabenen Punkt. He 32.18
14. Tod
Sagt den Tod voraus. He 1.30
Ist sicher, dass es ihr schlechter geht, weiss, dass sie nicht weiterleben wird, sieht keine Besserung, obwohl diese deutlich ist; hat keine Furcht vor dem Tod, spricht ruhig davon und gibt Anweisungen zur Klärung ihrer Angelegenheiten. He 1.20
So unruhige Nächte und furchterregende Träume von Geistern und toten Menschen, dass sie sich vor der kommenden Nacht fürchtet. He 37.10
15. Dunkelheit
Furcht vor der Dunkelheit. He 1.34
Reizbar, wenn das Zimmer nicht hell genug ist, dass man alles genau erkennen kann (...) Al 38.
16. Unverzeihliche Sünde
Gefühl als habe er die unverzeihlichste Sünde begangen und müsse zur Hölle. He 1.35
17. Gleichgültigkeit gegen ihr Schicksal
Gefühl der Verzweiflung; es ist ihm gleich, ob er in den Himmel oder in die Hölle kommt. He 1.37
18. Beginnender Wahnsinn
Unbändiges und verzweifeltes Gefühl, wie beginnende Geisteskrankheit. He 1.22
Spannungskopfschmerzen als ob sie verrückt würde; konnte weder lesen noch ihren Verstand gebrauchen. He 3.22
19. Vergisst, was er sagte oder sagen möchte
Verliert ständig den Faden beim Reden. He 1.11
Im Gespräch unterbricht er sich ab und zu, und beim Fortfahren bemerkt er, dass er sich nicht an das Wort erinnern könne, das er benutzen wollte. He 1.12
Es schien ihr, als mache sie falsche Aussagen, weil sie nicht recht weiss, was sie als nächstes sagen soll, fängt gut an, weiss aber nicht, wie sie enden soll; Gewicht auf dem Scheitel, das ihren Verstand anzugreifen scheint. He 1.13
Grosse Schwierigkeit, ihre Symptome darzustellen, verliert sich und muss von neuem befragt werden. He 1.14
20. Furcht vor Veränderung
(...) Sehnsucht nach Ruhe und Furcht vor Veränderungen (...) Al 38
21. Sehen
Bei geschlossenen Augen Empfindung, als ob aus der einen oder anderen Seite des Kopfes etwas herausgezogen werde; bei geöffneten Augen schienen alle Dinge zu flackern. He 5.1
Gefühl, als ob sie auf alles starre, als ob die Augen hervorträten.He 5.3
(...) Gefühl von Stäbchen in den Augen (...) und Empfindung, als ob kalter Wind in die Augen bläst (...) He 5.7
Verhärtung des Oberlids, als ob ein Knorpel darin wäre. He 5.12
Anhaltendes Tränen der Augen, grosse Hitze und Gefühl von Sand unter den Lidern. He 5.6
22. Hören
Einmaliges Gefühl von Taubheit von einem Ohr zum anderen, als ob ein Rohr durch den Kopf ginge, während sonst eine Überempfindlichkeit des Gehörs bestand. He 6.4
Ist sicher, dass er hört wie sich Leute unterhalten, aber beim näheren Beobachten bemerkt er, dass die Geräusche mit dem Pulsschlag zu tun haben, aber wo sie herrühren, kann er nicht herausfinden. He 6.5
Beim Pfeifen ist der Ton in den Ohren doppelt, mit eigenartigen Schwingungen, als ob zwei Personen Dritten nachpfeifen [Terzen pfeifen?]. He 6.6
Gefühl eines etwa zwei Zentimeter langen kriechenden Wurms im rechten Ohr, und als ob dieser beginne, sich in die Vorderwand des Gehörgangs hineinzubohren. He 6.10
23. Empfindlichkeit
Enorme Empfindlichkeit der Nerven gegen die Berührung der Kleider oder einer Haarlocke durch irgendeine fremde Person. He 36.1
Erschrickt über das leiseste Geräusch. He 36.2
24. Hitze
Gefühl, als ob sie in Ohnmacht fallen werde, gefolgt von grosser Hitze das Rückgrat hinunter und zwischen den Schulterblättern. He 36.8
Beim Gehen in der Sonne wird der linke Lungenflügel sehr heiss He 39.1
Zuviel Hitze: Verschlimmert nächtliches Urinieren im Bett. He 39.2
Nach Warmwerden im Bett: Wenn er einmal uriniert, muss er das für den Rest der Nacht jede Stunde tun. He 39.3
Beim Eintreten in warmen Raum: Husten. He 39.4
Sehr viel Schmerzen im linken Eierstock mit der Empfindung eines aufgeblasenen Sacks, der bei Druck platzen würde; Gefühl, als ob etwas diesen nach unten ziehen würde, was die Schmerzen verursacht; beim Gehen verlagerte sich der Schmerz zur linken Leiste, als ob das Bein etwas stossen müsse, mit grosser Hitze verbunden. He 23.2
25. Im Kopf ausgespannte Seile
Gefühl von drei Spannungspunkten im Kopf, in der Mitte beider Hemisphären und im Kleinhirn; als ob dicke Seile von diesen Punkten aus an jede Stelle der Gehirnhälften und des Kleinhirns gespannt wären: äusserst schmerzhaft, verursachte eine Neigung, sich die Haaren raufend wild durch die Strassen zu rennen; als es schien, die spannenden Schmerzen würden abbrechen, da beruhigten sie sich plötzlich und ein sprudelndes Gefühl verlagerte sich von den Zentren zur Peripherie; dort angekommen, begannen die Spannungsschmerzen wieder. He 3.23
26. Leere, wo das Herz sein sollte
Gefühl eines Hohlraums, dort wo das Herz sein sollte. He 29.7
27. Nacht
Tags übelgelaunt, nachts lebhaft, will spielen. He 1.38
Verschlimmerung bei Tageslicht bis zum Sonnenuntergang; abends immer aufgeweckter. He 38.1
Tagsüber Heiserkeit, Wundheit und Ausdehnung des Gaumens. Al 326
28. Wasser
Träume (...) dass sie trinkt. He 37.11
Enorm durstig; sogar Träume, in denen sie trinkt. He 14.3
29. Verlangen nach grünem Obst und anderen Dingen
Unersättliches Verlangen nach geistigen Getränke, die sie vorher verabscheute. He 14.4
Grosses Verlangen nach Salz. He 14.5
Verlangen: nach Süssem; harten, grünen Früchten; Eis; sauren Dinge; Orangen; Bier. He 14.6
30. Bauchlage
Husten, schlechter beim Hinlegen, besser beim Liegen auf dem Bauch. He 27.11
Schläft auf ihren Knien, den Kopf ins Kissen gebohrt. He 35.8
31. Meer, Meeresluft
Im Inland verschlechtert sich der chronische Gelenkrheumatismus, in Küstennähe bessert er sich. He 39.15
32. Vergrösserung
Schwindel, beim Bücken, mehrmals während des Tages (...) mit dem Gefühl von Vergrösserung des Hinterkopfs. He 2.1
Gefühl, als ob sich die Hinterhaupthöcker vergrössern. He 3.33
Sehr viel Schmerzen im linken Eierstock mit der Empfindung eines aufgeblasenen Sacks (...) He 23.2
Der linke Eierstock schien vergrössert (...) He 23.3
33. Furcht zu fallen
Schwindel (...) die Dinge schienen nicht zu kreisen, aber da war ein Gefühl und die Furcht zu fallen (...) He 2.1
34. Zusammenschnürung
Gefühl von Zusammenschnürung im Kopf, verursacht intensiven Schwindel. He 2.3
Enge- und Zusammenschnürungsgefühl, ausgehend von den Augen bis zum Gehirn; breitet sich über die ganze Länge des Rückgrats aus. He 3.24
Heftige Schmerzen im Magen und im oberen Teil des Bauches, mit einem Gefühl von Zusammenschnüren. He 17.10
Zusammenziehen und Trägheit der Gedärme mit bällchenartigem Stuhl. He 20.8
35. Stuhlgang nur wenn er nach hinten lehnt
Kann nur Stuhlgang haben, wenn er sich stark nach hinten lehnt; sehr schmerzhaft, als ob ein Klumpen auf der Rückseite des Schliessmuskels wäre; so schmerzhaft, dass es Tränen heraustreibt. He 20.7
36. Blasen in der Niere
Sehr deutlich sprudelndes Gefühl in der rechten Niere; Gefühl von drei Luftblasen in der rechten Nierengegend, welche sich wie Luftblasen im Wasser bewegen (...) He 21.4
37. Empfindliche Fusssohlen
Empfindlichkeit der Sohlen, so dass er überhaupt nicht auf ihnen stehen konnte und auf den Knien gehen musste.He 33.38
Schmerzhafte Empfindlichkeit in den Fussballen unter den Zehen. He 33.39
38. Extreme Schweissabsonderungen
Im Schlaf, Tag oder Nacht, es spielt keine Rolle wie lange: ausgiebiges Schwitzen in Gesicht und Nacken. He 37.8
39. Exklusive Symptome
Verlangen zu spielen, nachts. Rep
Verzweiflung durch die kleinste Kritik. Rep
Betet ständig während Brechanfällen. Rep
MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA |
Abgeleitetes Bild
Leiden an der Zukunft, die nur Gefahr und Schrecken birgt. Er kann das Negative der Zukunft sogar hellsichtig erkennen, vermag sich aber trotzdem nicht dagegen zu schützen. Er muss es durchleben. Die Zeit vergeht ihm daher zu langsam, und er ist gehetzt, weil er den Lauf der Dinge zu beschleunigen sucht.
Seine intellektuellen Fähigkeiten sind eingeschränkt: Er kann Vergangenes nicht richtig erinnern, Gegenwärtiges fast nicht aufnehmen, sich nicht sprachlich verständigen, Dinge nicht vollenden, zögert bei Entscheidungen und macht falsche Bemerkungen. Er hat somit die menschliche Fähigkeit verloren, die Zukunft aus der Vergangenheit zu beurteilen.
Sekundärpsorische Symptome
Schwerfälligkeit des Gedächtnisses und Neigung, Dinge auf die lange Bank zu schieben, weil die Arbeit ihm so langwierig erscheint oder als ob sie nie beendet werden könnte. Zeit vergeht zu langsam; ein Gefühl, weit weg zu sein, als ob Dinge, die heute gemacht wurden, sich vor einer Woche ereignet hätten.
Verliert den Gesprächsfaden, es schien ihr, als mache sie falsche Aussagen, weil sie nicht recht weiss, was sie als nächstes sagen soll, grosse Schwierigkeit, ihre Symptome darzustellen, verliert sich und muss von neuem befragt werden, Schwierigkeiten, seine Gedanken auf abstrakte Dinge zu konzentrieren. Konnte weder lesen noch den Verstand gebrauchen wegen Kopfschmerzen. Furcht, das Falsche zu sagen bei Kopfschmerzen.
Ängste: Spürt die meisten Dinge, bevor sie sich ereignen, ahnt den Tod voraus. Alles schreckt sie auf, Nachrichten gehen ihr sehr zu Herzen, bevor sie sie hört. Gefühl des Schreckens, als ob etwas Fürchterliches geschehen sei. Furcht vor der Dunkelheit. Ein Wort oder ein Blick, die scheinbar hart sind, versetzen sie in stundenlange Mutlosigkeit. Glaubt, hinter ihr sei jemand, hört flüstern; sieht Gesichter, die sie hinter Bett und Möbeln hervor angucken.
MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA |
Egotrophie
Abgeleitetes Bild
Jemand, der zeigt, dass er sicher und schnell Dinge erkennen, beurteilen und umsetzen kann, und auf diese Weise grossen Erfolg hat. Hellsichtigkeit. Im Erfolg steckt jedoch die nie sicher einzuschätzende Möglichkeit, irgendwann doch noch zu scheitern.
Durch Eile und Hast versucht er, den Lauf der Dinge zu beschleunigen, um die Zukunft in den Griff zu bekommen, um Gegenwart und Zukunft zu vereinigen.
In einer stärker ausgeprägten Egotrophie kann Gleichgültigkeit gegenüber seinem Schicksal und den Folgen seines Handelns auftreten. Er zeigt, dass er jemand ist, der alles machen, alles ausprobieren kann ohne deshalb negative Auswirkungen erleiden zu müssen. Aus diesem Grund blüht er in der Nacht auf, die Nacht ist ein Symbol für die unendlichen Möglichkeiten.
Egotrophe Symptome
Ist sicher, dass es ihr schlechter geht, weiss, dass sie nicht weiterleben wird, sieht keine Besserung, obwohl diese deutlich ist; hat keine Furcht vor dem Tod, spricht ruhig davon und gibt Anweisungen zur Klärung ihrer Angelegenheiten. Tags übelgelaunt, nachts lebhaft, will spielen. Grosse Selbstsucht.
Egolyse
Abgeleitetes Bild
Absolute Gleichgültigkeit gegenüber seinem Schicksal, da er nicht dazu in der Lage ist, etwas daran zu ändern. Die Zukunft ist ihm gleichgültig. Grosse Vergesslichkeit, Unfähigkeit zu denken und zu entscheiden. Er akzeptiert, dass er sich geirrt hat, dass er gescheitert ist, dass er verdammt ist.
Egolytische Symptome
Gefühl der Verzweiflung; es ist ihm gleich, ob er in den Himmel oder in die Hölle kommt. Grosse Gedächtnisschwäche, vergass alles, was sie gerade gelesen hatte, sogar die letzte Zeile, Vergesslichkeit für Namen, später für Wörter und Anfangsbuchstaben, kann sich nicht an Namen erinnern; muss nach dem Namen ihrer besten Freundin fragen; vergisst ihren eigenen Namen. Kann nicht richtig buchstabieren, überlegt sich, wie das Wort "how" geschrieben wird, liest einen Brief und hat das Gefühl, die Wörter sähen komisch aus und seien falsch geschrieben. Verliert ständig den Faden beim Reden. Unbändiges und verzweifeltes Gefühl, wie beginnende Geisteskrankheit, Neigung zu Selbstmord, steht auf nachts und greift nach seiner Pistole.
Alterolyse
Abgeleitetes Bild
Die anderen sind die Ursache für die Unsicherheit seiner Zukunft. Sie bedrohen und gefährden ihn und sind schuld daran, dass er scheitert.
INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome |
Besserung der Symptome am Meer (Thema 31)
Das Meer symbolisiert einen Übergangszustand zwischen den noch nicht festgelegten Möglichkeiten und der verwirklichten Realität. Eine ambivalente Situation der Unsicherheit, des Zweifels, der Unentschiedenheit. Eine Situation, die sowohl zum Guten als auch zum Schlechten führen kann. (DDS) Damit ist das Grundthema von Medorrhinum bestens beschrieben. Es steht vor den vielfältigen Möglichkeiten, die durch die Verwirklichung zu guten oder zu schlechten Folgen führen können. Das Meer ist somit wie die Nacht ein Symbol der offenen Möglichkeiten.
Verlangen nach unreifem Obst (Thema 29)
Hier tritt eine ähnliche Thematik zutage: Analoge Begriffe zu unreif sind: sauer, grün, halbreif, offen, unentschlossen. Antonyme Begriffe sind: festgelegt, entschlossen, bestimmt, Bestimmung, erfüllt.
Diese wenigen Begriffe zeigen den Spannungszustand, der zwischen dem Beginn einer Entwicklung und ihrer Vollendung besteht. Medorrhinum hat eine Vorliebe für den Beginn einer Entwicklung, für diese Situation, in der noch alles unbestimmt und offen ist, in der noch alle Möglichkeiten bestehen. Das Ende ist noch nicht fixiert, die Bestimmung noch nicht erreicht. Medorrhinum bevorzugt daher die unreife Frucht als Symbol der offenen Möglichkeiten.
Verlangen nach Orangen (Thema 29)
Die Orange ist ein Symbol der Fruchtbarkeit, wofür ein Synonym die Kreativität ist, d.h. das Hervorbringen des Vielfältigen. Das Symptom verweist damit wieder auf die Potentialität, auf den Wunsch, viele Möglichkeiten offenzuhalten. An dieser Stelle sei auch auf die Herkunft der Prüfungssubstanz aus dem Gonokokkeneiter hingewiesen, d.h. aus dem Sekret einer Geschlechtskrankheit.
Die im Kopf an drei Stellen gespannten Seile (Thema 25)
Die Zahl drei verweist auf die Entscheidung, die Medorrhinum zu treffen hat, die er aber nicht treffen will. Die gespannten Seile könnten sein Gefühl wiedergeben, in sein Schicksal eingebunden zu sein. Das Symptom entspricht seinem inneren Erleben: er ist in die Entscheidung eingespannt, er muss sich zwischen den Möglichkeiten, welche durch die Zahl drei symbolisiert werden, entscheiden.
Stuhlentleerung nur wenn er nach hinten lehnt (Thema 35)
Das Lehnen nach hinten entspricht seinem Rückzug aus der Verantwortung. Nur wenn er diese innere Haltung einnimmt, kann er eine Tatsache in die Welt setzen.
Gefühl von Blasen in der Niere (Thema 36)
Analoge Begriffe zu Blase sind: Gruppe, Freundeskreis, Gesellschaft, Menschenkreis, Arbeitsgemeinschaft, Mitarbeiterstab, Produktionsgemeinschaft, Ensemble, Bande, Schar, Truppe, Tischgemeinschaft, Mannschaft usw. Diese Begriffe verweisen auf die Einbindung eines Menschen in seine sozialen Gegebenheiten. Medorrhinum fürchtet, festgelegt zu werden, sowie die negativen Konsequenzen dieser Verbindung mit anderen. Er weist auch jegliche Verantwortung für seine Mitmenschen zurück. Das Gefühl von Blasen in der Niere könnte darauf verweisen.
DIFFERENTIALDIAGNOSE |
Ähnliche Themen weisen u.a. Sanicula aqua und Zincum metallicum auf. Siehe unter Sanicula aqua.
QUELLEN |
He | Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 7 |
Al | Allen H.C., Materia Medica of the nosodes, Reprint, New Delhi 1988 |
DDS | Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982 |
Do | Dornseiff, Franz, Der Deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. Berlin, New York 1970 |
Rep | Synthesis, Schroyens, Greifenberg 1994 |
Bild | Keines |