Menyanthes

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ZENTRALE BEGRIFFE


Menyanthes trifoliata, Fieberklee, Bitterklee, Sumpfklee (Familie: Menyanthaceae).
Vorkommen in sauren, nährstoffarmen Sümpfen und Mooren.
Menyanthes von griech. menyein, offenbaren und anthos, Blüte, d.h. die Blüte, die offenbart. Gemeint war offenbar die Blüte, die anzeigt, wo Wasser vorkommt.

Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Menyanthes reagiert sensibel auf alles, was den Anschein erweckt, es schränke seine Freiheit ein. Es bereitet ihm Mühe, seinen Instinkt, seinen gesunden Menschenverstand oder die Meinung der Umgebung zu Hilfe zu nehmen. Dafür leidet es am tiefsitzenden Gefühl, Glück, Zufriedenheit und Freude seien unerreichbar, und das Leben mit seinen täglichen Entscheidungssituationen sei eine schwere Last.




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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen




THEMENLISTE


Hauptthemen

Es gibt zwei Hauptthemenstränge:
Der eine kreist um die Unfähigkeit, das Gute erreichen zu können: nimmt nicht an Vergnügungen teil, hängt wehmütigen Gedanken nach, nicht zum Spassmachen aufgelegt, ist unzufrieden. Menyanthes hat ständig das Gefühl, etwas Böses stehe bevor: es schaudert vor Grauen, fährt erschreckt zusammen, zuckt, erstarrt, ist hastig, hat überall ein Kältegefühl, meint, es stehe im kalten Wasser.
Die zweite Gruppe von Themen beschäftigt sich mit Unfreiheit, Zwang, Schwere und Last: Die Freiheit und Leichtigkeit der Gedanken geht verloren, ein schweres Gewicht liegt auf dem Hirn, Bücken macht Beschwerden. Menyanthes ist selbst gegen das leichte Aufdrücken oder Berühren mit der Hand überaus empfindlich.


1. Etwas Böses steht bevor
Banges Gefühl um‘s Herz, als wenn ihm etwas Böses bevorstände und er ein Ungemach auszustehen hätte. RAL (256)

2. Unzufrieden mit sich und seiner Lage und Unruhe
Verdriesslich, übelgelaunt und unzufrieden mit sich und mit seiner Lage; Bangigkeit trieb ihn von einem Ort zum andern. RAL (257)
Düster, unaufgelegt und verdrossen. RAL (258)
(...) als hätte er den Fuss lange in einer beschwerlichen Lage gehalten. RAL 213
Ruhiges Gemüt, er wusste sich in seiner Lage zu finden. RAL (267)
Den ganzen Tag stilles in sich gekehrtes Wesen mit Selbstzufriedenheit. RAL (266)

3. Vergnügen, Fröhlichkeit und Trauer
Unteilnehmend an Vergnügungen - eine halbe Stunde darauf zum Spassmachen aufgelegt. RAL (259)
Weinerliches Gemüt. RAL (260)
Wehmütige Stimmung; er hängt gerne den Gedanken an vergangene, traurige unangenehme Dinge nach. RAL (261)
Weint viel, traurig, kann deshalb nicht ins Kino gehen. Weint manchmal die ganze Nacht durch. Musik verschlechtert. K 1,3
Übertriebene Fröhlichkeit. RAL (265)

4. Bewegungsdrang, Hast, Nervosität
Lebenstätigkeit übermässig erhöht, Hastigkeit in allen Bewegungen. RAL (227)
(...) wie von etwas Lebendigem. RAL (199)
Innerliches Zittern. Die Arbeit geht nicht schnell genug. Muss immer in Bewegung sein. Hastig. Isst und geht immer schnell. Wenn ich ins Bett komme, fangen die Nerven erst an zu schaffen. K 2,1
Ungeduldig. Ich habe den Drang zur Bewegung. Innerlich sehr nervös. K 2,1
Grosse Schwäche, vor allem beim Gehen, oft mit Frösteln. He 36.1
Verletzungen der Nerven. He 36.3

5. Grauen, Schaudern, grausige Geschichte.
Beim Aufstehen früh aus dem Bette, Kältegefühl im Unterleibe; es läuft ihm auch kalt über den Rücken und über die Seite, wie Schauder beim Anhören einer grausigen Geschichte. RAL 14
Schauder, früh, im Rücken, wie von Anhörung grausiger Erzählungen, nicht wie Frost. RAL 25
(Beim Sitzen) Schauder, ohne Frost, über den Rücken, als wenn er sich vor etwas äusserte oder es ihn vor etwas graute - ohne nachfolgende Hitze. RAL (237)
In der warmen Stube Sträuben der Haare ohne Frost. RAL (238)
Schauder über den obern Teil des Körpers mit Gähnen. RAL (233)
Schauder wie nach einer starken Fussreise. RAL (234)
Überlaufen von äusserem Schauder, ohne inneren Frost besonders an den Unterschenkeln im warmen Zimmer. RAL (235)

6. Kälte, Nässe, Wind.
Kältegefühl im innern Ohre, gleich als wäre ihm Wasser hineingekommen. RAL (55)
Kalte Füsse, als ständen sie in kaltem Wasser. RAL (243)
(...) als wenn er bei kühler Luft lange entblösst gegangen wäre. RAL (246)
Kältegefühl des Kopfes, als ob ein kalter Wind darauf blasen würde. He 3.12
Gefühl wie ein nasser Lappen auf dem Scheitel. K 23,7
Kopfschmerz verschlechtert sich beim Hinlegen, durch Schlaf und durch Anwendung von kaltem Wasser. He 3.11

7. Schreck
Zusammenfahren, erschrecken durch plötzliche Geräusche. Geräusche von vorbeifahrenden Autos werden als Erschütterung im ganzen Körper empfunden. Geräusche machen Stechen und Leeregefühl im Magen. Der Schreck fährt in den Magen. Aufregung setzt sich auf den Magen und macht Zittern. Auffahren im Schlaf durch plötzliches Geräusch. K 2,4

8. Zucken, Zittern
Beim Sitzen, ein viermaliges, krampfhaftes Emporwerfen des ausgestreckten, rechten Ober- und Unterschenkels, beim Stehen aber, oder wenn er im Sitzen das Knie an sich zog, nicht bemerkbar. RAL (192)
Nicht eben schmerzhaftes, sichtbares Zucken in verschiedenen Teilen zugleich, stärker in Ruhe, als im Gehen. RAL (220)
Zuckungen kleiner Theile der Muskeln, an mehreren Stellen des Körpers, zu verschiedenen Zeiten. RAL (220)
Zitternde Empfindung in beiden Waden, eine viertel Stunde lang, heftiger beim Sitzen, als beim Stehen. (RAL 207).
weitere Symptome: RAL (33), (159), (171), (172), (206), (212), (221) und K 14, 1-8.

9. Klamm, Erstarrung, Krampf
Wiederholtes krampfhaftes Ziehen im innern linken Unterarm; zuletzt werden die vier Finger unwillkürlich eingebogen, der Arm selbst aber krampfhaft steif, welcher auch mit aller Anstrengung nicht bewegt werden konnte. RAL (173)
Zuweilen Erstarren des einen oder des andern Augenlides, wie tonischer Krampf, dass er es nicht bewegen kann. RAL (46)
Weitere Symptome: RAL (174), (175), (183), (186), (211), sowie K 14,5; 15,6 und 7.

10. Ekel.
Hässlicher, Ekel erregender Geruch, wie von faulen Eiern, vor der Nase. RAL (47)

11. Bitterkeit, Süssigkeit.
Bitter süsslicher Geschmack im Munde. RAL (78)

12. Freiheit und Leichtigkeit
Abends erhöhte Körperwärme, ohne Durst, mit Freiheit und Leichtigkeit des Geistes. RAL (251)
Benommenheit des Kopfes im Zimmer wie Düsternheit; die Gedanken folgen schwerer, ob er sich gleich auf alles besinnen kann; aber im Freien ist ihm weit leichter und freier. RAL (1)

13. Gewicht, Schwere
(...) als ob ein schweres Gewicht auf dem Gehirn läge, welches an der Stirne herausdrückte. RAL (8)
(...) nebst Empfindung beim Treppensteigen als drückte bei jedem Tritte ein Gewicht auf das Gehirn. RAL (15)
Kneipen in der Nabelgegend, was sich wie ein Gewicht nach dem Unterbauch zu senkt. RAL (99)
Gefühl einer Schwere zwischen den Schulterblättern. RAL (163)
Weitere Symptome: RAL (12), (13), (63)

14. Druck, Aufdrücken mit der Hand, Druck an kleiner Stelle
Im Kreuze ein zusammenziehender Schmerz, später abends wie ein Druck mit dem Daumen drauf und wenn es schlimmer wird, kriebelts drin. RAL 21
Drücken auf einem kleinen Punkt im Auge, gleichsam wie in der Kristalllinse, mit der Empfindung wie Schwindel oder Übergehen der Augen oder Verdrehung (Schielen) derselben doch ohne Verdunkelung der Sehkraft. RAL (40)
Kälteempfindung im Unterleibe, besonders beim Aufdrücken mit der Hand . K 28,2
Drückende Schmerzen: RAL (3-11), (14-17), (66), (67), (96), (143), (155),(158), (224)

15. Berührung
< RAL (27), (97)
> RAL (39), (64), (153), (175)

16. Beugen des Kopfes, Bücken
Schwerheitsgefühl in den Halsmuskeln; er muss den Hals hinterbeugen. RAL (63)
Nackenschmerz, wie nach langer Rückbeugung. RAL (67)
Gefühl einer Schwere zwischen den Schulterblättern, im Gehen, er muss sich immer vor- und rückwärtsbiegen, um es zu lindern. RAL (163)
Bücken <: Brustschmerz RAL (151), Kreuz RAL (155-157), (160)

17. Alleinsein, Einsamkeit.
Er ist lieber für sich allein - obgleich nicht misslaunig - weil er lieber schweigt als spricht. RAL (262)
Herzangst. Angst allein zu sein. K 1,4
Schreckliches Gefühl von Einsamkeit bei den Kopfschmerzen, sie bat ihre Mutter, bei ihr zu bleiben. K 1,5

18. Sprechen
Beim Sprechen ist die Stimme rauh, fast heischer und dabei die Ohren so verstopft, als wenn sich etwas vorgeschoben hätte. RAL (134)
Unter Verstärkung der Hitze, Irrereden, bei kleinem, schnellem, gereiztem Pulse. RAL (255)
Er ist lieber für sich allein - obgleich nicht misslaunig - weil er lieber schweigt als spricht. RAL (262)
Den ganzen Tag stilles in sich gekehrtes Wesen mit Selbstzufriedenheit. RAL (266)

19. Arbeit
Unlust zur Arbeit. RAL (264)

20. Eng und zugedrückt am Herzen
Bangigkeit um das Herz, als wenn jemand es zudrücken würde. K 1,4
Es presst ringsum die Brust zusammen, im Sitzen, Gehen und Stehen, eine sehr unangenehme ängstliche Empfindung. RAL (147)
Gefühl, als wollte das Herz stehen bleiben. Engegefühl am Herz. Herzangst. K 1,4

21. Nachdenken, Gedankenfolge, Gedankenzudrang.
Benommenheit des Kopfs im Zimmer, wie Düsternheit; die Gedanken folgen schwerer, obgleich er sich auf alles besinnen kann (...) RAL (1)
Beim Nachdenken im Lesen, öfteres Schwarzwerden vor den Augen. RAL (35)
Wachsein 2-4 Uhr, Gedankenzudrang in dieser Zeit. K 1,6

22. Verschlimmerung nach dem Essen.
Nach dem Essen Wüstheit im Kopfe. RAL 12
Nach dem Essen wie schmerzhafte Eingenommenheit des Kopfes. RAL (81)
Nach der Mittagsmahlzeit Müdigkeit, Trägheit und Schläfrigkeit. K 3,1
(...) wie von Überladung mit Essen. RAL (103)
Essen verschlimmert: Kopfweh RAL 81, Herzschmerz RAL 82, Brustdruck RAL (83).

23. Morgens unausgeschlafen und müde
Öfteres Gähnen, als ob er nicht ausgeschlafen hätte. RAL (288)
Morgens müde und matt. Steht müde auf. Allgemein schlechter morgens. Morgens unausgeschlafen. Tiefer Schlaf morgens. K 4,1

24. Da, Da, zeigt mit dem Finger.
Während des Schlafes Röthe und Hitze im Gesicht; er wacht auf und schreit: Da! Da! und weist mit dem Finger und schläft wieder ein. RAL 24

25. Den Kopf auf die Seite legen.
Ein Kopfschmerz, der sich ganz verliert, wenn man den Kopf auf die Seite legt. RAL (13)

26. Gegenstände sind in hüpfender Bewegung, Zickzack, Schwappen.
Flackern in den Augen, so dass alle Gegenstände in hüpfender Bewegung erscheinen. RAL (36)
Schwappen im Kopf wie ein Eimer halb voll mit Wasser beim Husten. Schwappen im Gehirn beim Gehen Alles schwabbelt im Kopf beim Kopfschütteln. K 34,3
Gesichtsverdunkelung. Es ist eine Art von weissem Nebel, oder Vibrationen, die manchmal so heftig sind, dass man nichts sehen kann. Sie kommen unregelmässig, von verschieden langer Dauer, und ohne jede andere Empfindung. Ich fühlte es so stark, dass ich nicht wagte, über die Strasse zu gehn. K 6,1
Ziehen im Zickzack. (Schläfen). K 14, 3

27. Harter Körper unter dem Augenlid.
Empfindung innerhalb des linken untern Augenlides, als wenn ein nicht ganz harter Körper darunter läge. RAL (41)
In den Augen Empfindung, wie von Geschwulst der Augenlider, oder einem Gerstenkorne daran, beim ruhig Halten der Augenlider. RAL (43)

28. Läuten, Klingen und Brausen im Ohr.
Anhaltendes Klingen des rechten Ohres, welches, wenn das Ohr inwendig gerieben wird, zwar aufhört, doch gleich wiederkömmt. RAL (48)
Es war im rechten Ohr, als wenn er läuten hörte. RAL (49)
Beim Schnauben Brausen im linken Ohre, gleich als ob Luft durch das selbe herausführe. RAL (56)

29. Essen schmeckt ohne Hunger
Ob er gleich keinen Hunger hat, so schmeckt es ihm dennoch, wie gewöhnlich, und er isst fast noch mehr. RAL (80)

30. Sexualität ohne Erregung oder Befriedigung
Starker Begattungstrieb, ohne Phantasie-Erregung und ohne Ruthesteifigkeit. RAL (122)
Geile, lebhafte, unerinnerliche Träume, ohne Samenergiessung. RAL (229)

31. Starke Fussreise
Schauder, wie nach einer starken Fussreise. RAL (234)

32. Regen.
Immer vor dem Regen (Ameisenlaufen, Stirn; wie Würmer, Scheitel. Kopfschmerz schlechter am Tag vor Regenwetter, besser wenn es regnet. Der Kopfschmerz hörte auf, sobald der Regen anfing. K 39,6

33.Gegensätze.
Übertriebene Fröhlichkeit - Trauer
Unzufrieden - zufrieden
Lieber für sich allein - Angst allein zu sein
Irrereden - still, schweigsam
Gedanken folgen schwer - Gedankenzudrang
Berührung, Auflegen der Hand bessert - verschlechtert
Muss den Kopf vor- und rückwärtsbeugen

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Menyanthes beklagt die Bitterkeit seines Daseins. Im Zentrum sitzt das tiefe Gefühl, unfrei zu sein. Alles wird als Einschränkung der Freiheit empfunden. Selbst der Instinkt, der gesunde Menschenverstand oder die Erfahrungen der anderen Menschen - alles Dinge, die normalerweise das Leben erleichtern helfen - werden als Zwang empfunden. Dass alles eine Last sei, beherrscht die Vorstellungswelt von Menyanthes.
Der Menyanthes-Mensch wird immer unsicherer in der Bestimmung seiner Ziele und in seinem Handeln. Die erreichten Ziele bringen keine Befriedigung mehr. Dauernde Unzufriedenheit mit allem ist die Folge. Menyanthes beginnt zu zweifeln: Ist es mir möglich, ohne Beistand und fremde Hilfe erfolgreich zu handeln ? Die Unsicherheit in Entscheidungssituationen zeigt sich in der Ambivalenz, die das ganze Arzneimittelbild durchzieht, ferner auch dadurch, dass das Auflegen der Hand, d.h. der Beistand von aussen, viele Beschwerden bessert.
Die selbstverschuldete Unsicherheit beim Handeln, die Menyanthes das Leben zur Last macht, führt schliesslich dazu, dass es überhaupt daran zweifelt, ob es je wieder erfolgreich werde handeln können, d.h. so, dass daraus Freude und Zufriedenheit resultieren. Menyanthes ist daher davon überzeugt, dass das Gute und das daraus resultierende Glück für es unerreichbar seien: Überall droht das Böse, ich bin dazu verdammt, in Trauer und Bitternis zu leben.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Wenn Menyanthes lediglich den Verlust leugnet, wird es betonen, wie leicht ihm das Leben fällt und grosse Gelassenheit ausstrahlen. Selbst schwierige Situationen lassen sich dank des Instinkts leicht meistern. Es weiss, was es will, weil es sich seines Zieles sicher ist. Es beherrscht die alltäglichen Entscheidungssituationen selbstsicher und vermittelt einen Eindruck von Erfolg und Selbstsicherheit. Es kann auch zwanghaft optimistisch sein, übertrieben fröhlich und spasshaft.
In der Wiederholung der Übertretung wird Menyanthes als Mensch auftreten, der beweist, dass er auf niemanden angewiesen ist. Er ist ein Mensch, der sich völlig frei und unabhängig gibt, ein Selfmade-Man, der betont, dass er seinen Erfolg ganz allein, ohne fremde Hilfe erwirtschaftet hat. Eine mögliche Variante wäre der egoistische Sinnenmensch, der seinem Genuß lebt, selbst wenn dieser auf Kosten höherer Güter erreicht wird.
Auf der körperlichen Ebene treten Symptome auf, die die Unabhängigkeit vom angeborenen Instinkt ausdrücken: Menyanthes isst, ohne Hunger zu haben. Es hat das Gefühl, der Magen sei leer, obwohl er voll ist, oder er sei voll, ohne dass es gegessen hat. Starker Geschlechtstrieb ohne Erregung oder Erektion. Diese paradoxen Symptome sind charakteristisch und zeigen sich auf vielen Ebenen, z.B. auch als Gefühl von Druck und Einengung, trotzdem Besserung durch Druck, usw.

Egolyse
Der egolytische Menyanthes-Mensch ist ein eigenbrötlerischer Verlierer. Nichts gelingt mehr, weil er alles so ungeschickt anpackt und nichts mehr begreift, er kann die leichtesten Aufgaben nicht mehr erfüllen. Sein notorischer Pessimismus hat eine reale Basis.Er zieht sich völlig vom gesellschaftlichen Leben zurück.

Alterolyse
In der alterolytischen Haltung versucht der Menyanthes-Mensch, seine Meinung durchzusetzen, ohne Rücksicht darauf, ob dies für das Ganze sinnvoll ist oder den anderen schadet. Er zielt darauf hin, alle Hindernisse zu beseitigen, die sein Leben erschweren. Er attackiert jene, die ihm ihre Hilfe anbieten und beschuldigt die anderen, durch ihre Einmischung für seine Misserfolge verantwortlich zu sein.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Menyanthes möchte in absoluter Freiheit und Unabhängigkeit glücklich werden. Es erlebt seine Lebensbedingungen als Zwang und nicht als unentbehrliche Hilfsmittel zum richtigen Handeln.

Transzendenter Wert
Nur derjenige ist wirklich frei, der sich selbst befiehlt, was allein auf Gott zutrifft.
Der Mensch ist nur dann frei, wenn er sich selbst befiehlt und gleichzeitig akzeptiert, dass er Gott und seinem eigenen Verstand unterworfen ist, er kann nicht glücklich werden, wenn er uneingeschränkte Freiheit und Unabhängigkeit anstrebt.
Da Gott das höchste Gut ist, stellt er das Ziel dar, dem sich der Mensch nicht entziehen kann. Es ist letztlich unmöglich, etwas anderes als das Gute für sich zu wollen. Der Mensch hat keine Freiheit in Bezug auf diese Tatsache. Menyanthes lehnt sich dagegen auf und erlebt es als Einmischung in seine Freiheit, wenn es das höchste Gut anstreben muss, es erstrebt eine absolute Freiheit selbst in der Wahl des Guten, will sozusagen auch das Schlechte wählen können.
Eine weitere Bedingung für das relative menschliche Glück ist das richtige Handeln.
Dazu muss der Mensch bereit sein, die ihm gebotenen Hilfen anzunehmen: Zum einen die Instinktgebundenheit seiner körperlichen Funktionen wie Ernährung und Fortpflanzung, zum anderen die Vernunft, die für den Menschen eine weitere Hilfe zum richtiges Handeln darstellt; sie basiert auf Wirklichkeitssinn, auf der Berücksichtigung der konkreten Bedingungen einer Handlung, auf moralischer Sensibilität und auf der Erfahrung anderer Menschen.

Kerne

Schuld
Menyanthes möchte in völliger Freiheit handeln können. Es weist die Hilfsmittel zurück, die das tägliche richtige Handeln erleichtern würden: den Instinkt, den gesunden Menschenverstand, die Meinung der anderen

Verlust
Als Folge verliert Menyanthes die Klarheit und Leichtigkeit des Denkens und Handelns. Verloren geht auch die Zuversicht, dass der Mensch durch sein Handeln das Gute und damit Gemütsruhe, Zufriedenheit, Freude und Fröhlichkeit erlangen kann. Menynanthes geht auch des Aufgehobenseins in der Gemeinschaft verlustig, da es sich weigert, sich den Anforderungen eines grösseren Ganzen zu unterwerfen. Es wird einsam. Verlust der Kontrolle über die Bewegung und über die vegetativen Funktionen, diese machen sich selbständig.

Strafe
Das Leben wird zur Last, jede Entscheidung zur Qual. Menyanthes hat das Gefühl, es habe eine lange Fussreise unternehmen müssen, habe lange entblösst in kalter Luft gehen müssen. Von aussen wird Druck ausgeübt. Jemand drückt ihm das Herz zu. Eine schwere Last liegt auf dem Hirn. Weil Menyanthes die Zuversicht verloren hat, das Gute erlangen zu können, hat es ständig das Gefühl, etwas Böses stehe ihm bevor: Es graut ihm davor, es schaudert wie beim Anhören einer grausigen Geschichte. Seine Haare sträuben sich. Der Schreck fährt ihm in den Magen. Es hat das Gefühl, es stehe im kalten Wasser und kaltes Wasser werde ihm in die Ohren gegossen. Es bleibt oft in einer Entscheidungssituation hängen: Die Gegenstände, die es ins Auge fasst, geraten in hüpfende Bewegung, es vibriert vor seinen Augen, im Kopf entsteht ein schwappendes Gefühl.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


< vor dem Regen, > sobald der Regen anfängt (Thema 32)
Das Symbol kann ähnlich gedeutet werden wie das Aufdrücken mit der Hand:
Der Regen ist universell das Symbol der himmlischen Einflüsse, die die Erde empfängt. Er ist das befruchtende Agens. (DDS) Der Regen versinnbildlicht den Beistand von aussen, der für Menyanthes notwendig ist, um moralisch richtige Entscheide zu treffen.

Freiheit, Leichtigkeit, Schwere, Druck (Themen 12-14)
Der Begriff der Freiheit ist mit vier weiteren verbunden, nämlich mit Leichtigkeit , Alleinsein, Last und Schwere.
Synonyme zu frei: allein, alleinstehend, berührungslos, beziehungslos, entlastet, entspannt. (DtW)
Synonyme zu leicht: gelöst, erlöst, befreit, behaglich, entbunden, entlastet, erleichtert, bequem. (DtW)
Synonyme von zu Boden drücken: unterwerfen, unterdrücken, den eigenen Willen aufzwingen, Unannehmlichkeiten haben. Gegensatz: erfreuen, trotzen.
Das Thema Schwere und Druck ist nicht nur von Zwang und Unfreiheit her zu verstehen. Wie die Synonyme zu „leicht“ zeigen, geht es auch um die Lösung einer Aufgabe, die auf jemandem lastet. Menyanthes fühlt sich schwer und belastet, weil es einen richtigen Entscheid ohne moralische Richtschnur treffen will, d.h. sich eine unlösbare Aufgabe stellt. Wie die Synonyme von „zu Boden drücken“ zeigen, sind Druck, Last und Schwere auch Gefühle, die im Zusammenhang mit Unerfreulichem, Bösem auftreten. Menyanthes fühlt sich bedrückt, weil es durch seine Handlungen keine Befriedigung und Freude mehr erreichen kann.

Druck an kleiner Stelle, Druck auf die Augenlinse (Thema 14)
Diese Symptome können als Ausdruck der „Hinneigung des Willens“ auf das universelle Gut, die dem Menschen von Gott eingegeben ist, interpretiert werden. ST I 105,4 „Kann Gott den erschaffenen Willen wegen ?“: „Was von einem zweiten bewegt wird, heisst gezwungen, wenn es gegen die eigene Hinneigung gewegt wird: wenn es aber gewegt wird von einem anderen, das ihm eine Hinneigung zu eigen gibt, heisst es nicht gezwungen; gerade wie das Schwere, welches vom Hervorbringenden nach unten bewegt wird, nicht gezwungen wird. So zwingt also Gott nicht den Willen, wenn er ihn anwegt: denn er giebt ihm dessen eigene Hinneigung.“ Dieser „sanfte Zwang“, der keiner ist, sondern zur Natur des Menschen gehört, wird wahrscheinlich in den Symptomen beschrieben, wo Menyanthes ein „Drücken auf einem kleinen Punkt im Auge, gleichsam wie in der Kristallinse“ oder im Kreuz „wie ein Druck mit dem Daumen darauf“ empfindet.
Die Augenlinse ist ein Symbol für die klare, richtige Erkenntnis.

Aufdrücken mit der Hand, Berührung < und > (Themen 14 und 15)
Das gleiche hebräische Wort „iad“ bezeichnet gleichzeitig Hand und Macht. Durch die Hand Gottes gehalten zu werden, heisst die Manifestation seines Geistes zu empfangen. Wenn die Hand Gottes den Menschen berührt, empfängt dieser dadurch die göttliche Kraft." (DDS)
Im egotrophen Zustand lehnt Menyanthes den Beistand Gottes bei seinen Handlungen ab, das Auflegen der Hand verschlechtert. Im psorischen Zustand fühlt es sich auf diesen Beistand angewiesen, das Auflegen der Hand, die Berührung bessern.

Beugen des Kopfes (Thema 16)
Menyanthes weigert sich, sich dem „sanften Zwang“ zu beugen. Es bekommt einen Nackenschmerz, „wie nach langer Rückbeugung“. Es muss den Kopf vor- und rückwärts biegen, um die Schwere zwischen den Schulterblättern zu lindern.

Den Kopf auf die Seite legen (Thema 25)
Den Kopf auf die Seite zu legen, bedeutet nachzugeben, eine fremde Autorität zu akzeptieren.

Die Gegenstände sind in hüpfender Bewegung, Vibration, Schwappen, Zickzack (Thema 26)
Menyanthes kann die Gegenstände seines Handelns nicht mehr sicher bestimmen und ins Auge fassen. Sie verändern sich ständig. In ähnlicher Weise sind vermutlich auch die Vibrationen vor den Augen, der Zickzack und das Schwappen im Kopf zu interpretieren.

Harter Körper unter dem Augenlid (Thema 27)
Synonyme zu "Dorn im Auge“: Greuel, Abneigung haben, Widerwille, Abscheu, Unausstehlichkeit, Missfallen, Hass, Feindseligkeit. (DtW)
Das Symptom drückt die Empfindung von Ärger, Unzufriedenheit, Greuel und Grauen aus.

Läuten und Verstopfung im Ohr, Luft entweicht aus dem Ohr (Thema 28)
Menyanthes verschliesst sein Ohr gegen Hinweise von aussen, die ihm
bei der Entscheidungsfindung eine Hilfe sein könnten.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Natrium muriaticum
Im Vordergrund steht hier nicht der freie Wahlentscheid in Handlungen. Natrium muriaticum weist es vielmehr zurück, von der bewahrenden Macht Gottes am Leben erhalten zu werden. Es erlebt die Mittel seines unabhängigen Lebens (Ernährung, Beziehungen zu anderen usw.) als Versklavung.

Mercurius solubilis
Mercurius weigert sich wie Menyanthes, die Zwecke seines Handelns mit dem übergeordneten Zweck des Ganzen abzustimmen. Sein Motiv ist jedoch nicht die Freiheit des Wahlentscheides, sondern die Tatsache, dass es nicht selbst den Endzweck der gesamten Ordnung bestimmt hat und lediglich als Teilhaber an der Vervollkommnung des Bonum commune mitarbeiten kann.

Natrium phosphoricum
fühlt sich eingeschlossen im Milieu, wo es lebt und möchte sich daraus befreien. Es geht nicht um den freien Wahlentscheid.

Plumbum
Akzeptiert das Prinzip des Verbotes nicht. Es möchte selbst entscheiden, das Gute zu tun. Die Durchsicht der Themen von Plumbum zeigt, dass es weniger um die Ablehnung der stützenden Hilfe bei einem Entscheid, also weniger um ein moralisches Problem geht, sondern mehr um die Problematik des Verbotes.

Drosera
Will selbst das absolut Gute sein. Menyanthes will sich frei für das eigene Gute entscheiden.

THOMAS VON AQUIN


Der Zusammenhang zwischen den beiden Hauptthemen Freiheit und Glück wird im thomistischen Referenzschema mit aller Deutlichkeit klar:
Die Freiheit ist ein Problem, das sich im Zusammenhang mit der menschlichen Handlung stellt. Basis jeder Handlung ist der Wille, d.h. die auf ein bestimmtes Gut ausgerichtete vernünftige Begehr. Erreicht die Willenshandlung ihren Zweck, dann ist ihr Ergebnis gut, Lust, Freude, Glück und Zufriedenheit sind die entsprechenden Empfindungen. Das Böse ist Mangel, Entbehrung an Gut. Die Willenshandlung, die ihren Zweck verfehlt, hat Schmerz und Trauer zur Folge, die Erwartung des Bösen führt zu Furcht.
In ST I 83 „Der freie Wahlentscheid“ beschreibt Thomas von Aquin die unterschiedlichen Grade von Freiheit, die den verschiedenen Lebewesen zukommen. Steine und Pflanzen handeln ohne Urteil, die Tiere handeln mit einem unfreien Urteil, d.h. aus „naturhaftem Innenantrieb" (instinctu). Auch der Mensch hat noch Reste von Instinkt, die jedoch den freien Willen nicht auslöschen, da bei ihm die Vernunft dem Instinkt übergeordnet ist. In bezug auf die konkreten Einzeldinge in der Aussenwelt handelt der Mensch nicht mehr instinkthaft, sondern durch ein freies Urteil, „den freien Wahlentscheid“. Bezüglich der konkreten Einzeldinge wird seine Freiheit nur durch die gesamte Ordnung der Dinge und die Freiheit der anderen Einzelwesen eingeschränkt.
Das allgemeine Ziel des menschlichen Willens unterliegt hingegen nicht dem freien Wahlentscheid. Weil der Mensch von Natur aus ein vernünftiges Wesen ist, ist seine Erkenntnis nicht nur auf die wahrnehmbaren konkreten Dinge gerichtet, sondern auf das gesamte, absolute Sein, dessen Quelle Gott ist. (Vgl. ST I 83, 1-5 und 105,4)Das Gute ist in der Philosophie des Thomas nichts anderes als „begehrtes Sein“. Wie der Verstand, so ist auch der Wille nicht nur auf die konkreten Teilgüter gerichtet, sondern auf das gesamte Gut, das begehrte absolute Sein. Die vernünftige Begehr kommt daher in einzelnen Teilzwecken nicht zur Ruhe, sondern erst im Endzweck, d.h. dem absoluten Gut. Die volle Glückseligkeit erreicht der Mensch nur in der Teilhabe am absoluten Sein und darauf ist sein Wollen und Handeln von Natur aus ausgerichtet.
Der Mensch handelt mit gesundem Menschenverstand, wenn er den Gesamtzusammenhang des Seins zu verstehen versucht und dieser Erkenntnis entsprechend handelt - auf den guten Endzweck der Welt hingeordnet. Diesen Zusammenhang negiert Menyanthes. Es versteht nicht, dass die notwendige Ausrichtung des Willens auf das universelle Gut eine Norm setzt, die die Freiheit des Menschen erst begründet. Die durch das universelle Gut gesetzte Norm stellt eine Richtschnur dar, die das Handeln erleichtert und den Menschen von jenen Teilgütern unabhängiger macht, die mit dem universellen Gut unvereinbar sind. Menyanthes verschmäht diese relative menschliche Freiheit, weil es wie Gott die absolute Freiheit möchte. Es möchte nicht als Geschöpf bedingt, sondern selbst Bedingung der Schöpfung sein.
Die wirkliche menschliche Freiheit besteht also darin, die durch die Vernunft erkennbare Richtschnur des Handelns als Hilfsmittel zu nutzen, um richtig, d.h. glücksversprechend, handeln zu können.Für Menyanthes, das diese Hilfe ausschlägt, wird das Handeln zur Qual und das Glück unerreichbar.

ZUR SUBSTANZ


Menyanthes trifoliata, Fieberklee, Bitterklee, Sumpfklee (Familie: Menyanthaceae).
Vorkommen in sauren, nährstoffarmen Sümpfen und Mooren.
Menyanthes von griech. menyein, offenbaren und anthos, Blüte, d.h. die Blüte, die offenbart. Gemeint war offenbar die Blüte, die anzeigt, wo Wasser vorkommt.
Interessant in diesem Zusammenhang die symbolische Bedeutung des Sumpfes: Eintracht und Zufriedenheit, Quelle des Wohlbefindens. (DDS) Menyanthes wächst also dort, wo sein größter Verlust materiell versinnbildlicht wird.
In der iranischen Tradition hat die Zahl drei häufig einen magisch-religiösen Charakter: die dreifache Devise der altiranischen Religion lautete: gut denken, gut reden, gut handeln (DDS).

QUELLEN


Autor: Peter Mattmann-Allamand, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

K von Keller Georg, Symptomensammlungen homöopathischer Arzneimittel, Heft, Menynathes, Haug Heidelberg
RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 5, Symptomnummern in Klammer stammen aus dem Kapitel „Beobachtungen Andrer“
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 7
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
DtW Peltzer/von Normann, Das treffende Wort, Ott Thun, 1993
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985
Bild Esther Ostermünchner