Mercurius solubilis

Aus MasiWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.


ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Weil Mercurius Schöpfer einer eigenen, vollkommenen Ordnung sein möchte, reagiert es empfindlich auf alles, was Ausdruck einer überindividuellen Ordnung ist. Normen, Konventionen und Gesetze werden als fremd und sinnlos erlebt. Mercurius lehnt ihre Verbindlichkeit für sich selbst ab. Damit sprengt es die sozialen Bindungen und eine Ordnung, von der es ja selbst auch abhängt. Es verliert Halt, Sicherheit, Gelassenheit, Ruhe und Zufriedenheit. Mit der überindividuellen Ordnung schwindet auch der Massstab für das richtige Handeln. Mercurius fällt es schwer, sich voll auf eine Sache zu konzentrieren und sie erfolgreich durchzuführen.



Lesen Sie weiter...

Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Es sind drei Hauptthemenstränge erkennbar: Der erste kreist um Gehorsam, Zwang, Konvention, soziale Ordnung. Mercurius lebt in der Vorstellung, man wolle ihm etwas verbieten. Es träumt von Aufruhr, Verbrechen, bösen Taten. Es verliert die Verbindung zu den Mitmenschen, die Fähigkeit zu kommunizieren. Alle sind seine Feinde. Zu dieser Themengruppe gehören auch die Empfindungen eines Ringes oder eines Bandes, die Symptome, welche Sprünge oder Lockerungen beschreiben, die Essens- und Speichelsymptome, die Linksseitigkeit und das Symptom von der Fusswaschung.
Der zweite Themenstrang beschäftigt sich mit den Folgen davon, dass Mercurius die Vorstellung von einem sinnvoll geordneten Ganzen ablehnt. Es leidet an einer allgemeinen Unbehaglichkeit in dieser Welt, leidet an der Angst, es könne ihm ein unvorhergesehenes Übel zustossen, es fühlt sich haltlos und unsicher. Zu diesem Themenkreis gehören die Symptome des kalten Wassers, die Symptome, dass etwas steckenbleibt im Hals und das Symptom, dass er nichts berechnen kann.
Die dritte Gruppe von Themen betrifft die Unfähigkeit, zielgerichtet und sinnvoll handeln zu können. Voraussetzung jeder Handlung ist die Sicherheit bezüglich des verfolgten Zweckes. Da Mercurius es ablehnt, sein Handeln auf das Wohlergehen des grösseren sinnvollen Ganzen auszurichten, werden seine Ziele relativ und unsicher, sie verlieren den auf ein grösseres Ganzes bezogenen Sinn. Mercurius macht sinnloses Zeug, es kann sich nicht mehr auf eine Sache konzentrieren, es sieht spitze Dinge wie mit einer doppelten Spitze, es hört verschieden hochklingende Gläser. Das führt so weit, dass es glaubt, den Verstand zu verlieren. Es leidet an der Vorstellung, trotz grosser Anstrengung ein Ziel nicht erreichen zu können. So verliert es Lebensmut und Zuversicht und wird letztlich gleichgültig. Alle Fähigkeiten, die es für eine sinnvolle Beteiligung am Gemeinschaftsleben braucht, schwinden.


1. Jemand will mir etwas verbieten, Ungehorsam
Er sprach ungereimt: siehe da schlägst du eine Fliege auf deiner Hand und vorhin hast du‘s mir verboten (welches nicht an dem war). RAL 1259
(...) sie folgt keinem Geheisse, stellt sich nicht zum Essen ein, ob sie wohl unordentlich die meisten Tage Speise und Trank zu sich nimmt (...) RAL 1261

2. Aufruhr
Beängstigende Träume (...) vom Anstiften eines Aufruhrs. RAL 1123

3. Schiessen
Furchtbare Träume von Schiessen. RAL 1127

4. Verbrechen, böse Taten
(...) als ob er ein grosses Verbrechen begangen hätte. RAL 1220
Angst, als wenn er etwas verbrochen hätte. RAL 1227
(...) es war, als wenn er ein Verbrechen begangen hätte (...) RAL 1232
Angst, die ihn weit jagen konnte, als wenn er etwas verbrochen hätte oder ihm ein Unglück bevorstände. RAL 1233
Unter Gedankenlosigkeit, als wenn er etwas Böses begangen hätte. RAL 1235

5. Selbstmord
Angst treibt sie zum Selbstmord; Gedanken an Selbstmord (...) He 1.30
(...) ein fast unkontrollierbares Verlangen, Selbstmord zu begehen. He 1.20
Heftiges Verlangen zu morden oder Selbstmord zu begehen, vor allem während der Periode; Verzweiflung; unwillkürliches Schreien; grosse Gleichgültigkeit; fürchtet, sie könnte etwas Falsches tun und sich selbst töten (...) He 1.22

6. Gattenmord
(...) etwas drängt sie, ihren Gatten zu töten, den sie sehr gerne hat und sie fleht ihn an, sein Rasiermesser zu verbergen. He 1.22

7. Diebe, Strassenräuber
Unruhige Nacht voll Hitze; er glaubt, halbwachend, Diebe einbrechen zu hören. RAL 1111
Unruhige Nacht, Träume von Strassenräubern. RAL 1120

8. Historische Träume
Historische Träume in Menge, die Nacht. RAL 1117

9. Tagesgeschäfte
Lebhafte Träume von Tages-Geschäften, da er doch in gesunden Tagen gar nichts träumt. RAL 1121

10. Leute sind vor dem Fenster
Sie träumt von Leuten, die vor dem Fenster wären und darüber aufgewacht, lässt sie sich‘s nicht ausreden, dass sie da wären. RAL 1125

11. Streitsucht, Argwohn, Rechthaberei, alle sind seine Feinde
Sehr ärgerlich und unverträglich, leicht reitzbar, sehr argwöhnisch. RAL 1251
Mit Jedermann zänkisch, wollte überall recht haben, zanksüchtig. RAL 1252
Streitsüchtig, zanksüchtig. RAL 1253
Den ganzen Tag über mürrisch und misstrauisch; er behandelte die Menschen, mit denen er umging, fast beleidigend und sah sie alle als seine ärgsten Feinde an. RAL 1254

12. Kennt ihre nächsten Anverwandten nicht.
(...) kennt ihre nächsten Anverwandten nicht (...) RAL 1261

13. Schmiert und leckt Speichel
(...) schmiert den häufig ausgeworfenen Speichel mit den Füssen auseinander und leckt es zum Theil wieder auf (...) RAL 1261

14. Leckt Kuhmist und Schlamm
(...) auch leckt sie oft Kuhmist und den Schlamm aus Pfützen auf (...) RAL 1261

15. Will nicht berührt werden
(...) sie thut niemand etwas Leides, wehrt sich aber heftig, wenn man sie anrührt. RAL 1261

16. Nimmt fremde Leute an der Nase
Beim Spazierengehen hatte er grosse Neigung, die ihm begegnenden, fremden Leute mit zwei Fingern bei der Nase zu fassen. RAL 1262

17. Verlangen zu töten
Verlangen, die Person zu töten, die ihr widerspricht. He 1.21
Heftiges Verlangen zu morden oder Selbstmord zu begehen, vor allem während der Periode; Verzweiflung; unwillkürliches Schreien; grosse Gleichgültigkeit; fürchtet, sie könnte etwas Falsches tun und sich selbst töten (...) He 1.22
Hysterische Melancholie, mit Neigung zu morden. He 1.33

18. Kann nicht lesen
(...) kann das Gelesene nicht gut behalten (...) RAL 28
(...) er kann nichts lesen (...) RAL 29, 1046
Abends beim Lesen, Buchstaben wie beweglich. RAL 109
Ein Brennen in den Augen, als wenn man die Nacht viel gelesen hat; das eine Auge ist roth. RAL 119

19. Sprechen
Das Sprechen wird ihm sauer (...) RAL 29, 1046
(...) verspricht sich leicht (...) RAL 28
Bewusstlosigkeit und Sprachlosigkeit (...) nach einer Stunde kam der Verstand wieder und einiger Ton der Stimme; sie wollte sprechen und konnte nicht; erst nach zwölf Stunden kehrte die Sprache zurück. RAL 35
(...) das starke Reden beschwerte ihn, man musste gedämpft reden (...) RAL 38
Verlust der Sprache und des Bewusstseins zwölf Stunden lang. RAL 282
Verlust der Sprache und der Stimme; sie hört alles gut, kann aber bloss mit Zeichen und Geberden antworten und ob sie sich gleich bemüht, die Sprachwerkzeuge in Thätigkeit zu setzen, so vermag sie doch keinen Buchstaben auch nur leise zu sprechen und eben so wenig einen Laut von sich zu geben (...) RAL 283
Angreifender, kurzer, trockner Husten (...) welcher vorzüglich unter dem Reden entsteht und fast nicht zu Worte kommen lässt. RAL 713

20. Antwortet verkehrt auf Fragen
(...) er hört nicht, was gefragt wird (...) RAL 28
(...) antwortet auf die Fragen verkehrt ( - was er auch selbst merkt). RAL 30

21. Ring, Band, Zusammenziehen
Schwäche im Kopf wie Duttenheit und als wenn es in der Stirne herumfisperte und um den Ring herum ginge. RAL 20
Schmerz im Kopfe, wie eine ringförmige heftige Ausdehnung in einem Streifen, nie bis drei Finger breit, welcher dicht über den Augen und Ohren herum zu gehen scheint. RAL 40
Drückendes Kopfweh, als wenn der Kopf recht fest zusammengebunden wäre. RAL 41
Abends, Kopfweh, als wenn das Gehirn ringsum mit einem Bande zusammengeschnürt wäre. RAL 42
Sowie RAL 72, 96, 480, 925, 960

22. Auseinanderdrängen, zerspringen, Risse und Schrunden
Kopf thut weh, als wenn er auseinander gepresst würde. RAL 46
Kopfweh, als wenn das Hirn auseinander gedrängt würde. RAL 47
Vollheit im Gehirne, als wenn der Kopf zerspringen sollte. RAL 48
Heftiges Kopfweh, als wenn der Kopf oben auseinanderfallen sollte und drückte, als wenn alles zur Nase herunter wollte. RAL 51
Risse und Schrunden im Mundwinkel. RAL 227, 228
Die Zunge schmerzt, als wäre sie aufgesprungen und brennenden Schmerzes. RAL 297
Geschwulst der Vorhaut (...) auf der inneren Fläche derselben Risse und Schrunden (...) RAL 656
Tiefe Schrunden an den Händen, wie Einschnitte. RAL 842
Hustenanfall, (...) als wenn Brust und Kopf zerspringen sollten. RAL 716
Sowie RAL 43, 44, 45, 50, 53, 54, 856, 857, 858.

23. Ohren wie verstopft
Er kann fast gar nichts hören und doch schallt alles sehr im Ohre. RAL 158
Ohren wie verstopft und ein Brausen darin. RAL 159
Sowie RAL 1611, 162, 166, 167

24. Speichel, Spucken
Er spuckt viel aus. RAL 351
Beständiges Spucken. RAL 352
Ausfluss eines zähen, stinkenden, häufigen Speichels, vorzüglich zu gewissen Stunden der Nacht oder des Abend. RAL 344
Zufluss eines sehr sauren Speichels. RAL 353
Ausspucken eines sehr schleimigen Speichels. RAL 354
Zusammenfluss seifenartigen Speichels, der oft mehr schleimig war und sich in langen Fäden dehnte. RAL 355.
Auswurf zähen Schleims, der bitter schmeckte. RAL 363
(...) schmiert den häufig ausgeworfenen Speichel mit den Füssen auseinander und leckt es zum Theil wieder auf (...) RAL 1261

25. Schlechter Geruch
Sehr starker fauliger Geruch aus dem Munde, den Andre weit mehr merkten als der Kranke selbst. RAL 356
Mehrere kleiner rote Bläschen am Ende der Eichel unter der Vorhaut, welche nach vier Tagen zu Geschwürchen aufbrachen und eine gelblich weisse, das Hemd färbende stark riechende Materie ergossen (...) RAL 657
Sowie RAL 706, 710, 1030, 1200, 1203, 1206

26. Brot
Anhaltende Bitterkeit im Munde während das Brod sauer aufstösst. RAL 366
Roggenbrod schmeckt bitter. RAL 368
Das Brod schmeckt süss. RAL 388
Aufstossen, wie nach frisch gebackenem Brode. RAL 437
Brod drückt im Magen. RAL 460
Er kann auch das Leichtverdaulichste nicht ertragen; schon ein wenig Brod liegt ihm im Magen(...).RAL 462
(...) als wenn eine Brodrinde im Schlunde kratzte (...) RAL 497

27. Süssigkeit
Süsser Geschmack im Munde und täuschendes Gefühl im Körper, als wenn er aus lauter Süssigkeit bestände. RAL 379
Das Süsse ist ihm zuwider. RAL 397
(...) vor der Ohnmacht war es ihm ganz süsslicht in der Brust herangestiegen. RAL 1056
So süss im Halse und zugleich brecherlich. RAL 416
Empfindung, als wenn er eine Süssigkeit gegessen hätte, die ihm Ekel erregte und davon Übelkeit. RAL 417

28. Lieber flüssige als trockene Speisen
Er hat keinen Appetit zu trocknen Speisen, flüssige isst er gern. RAL 394
Mehr Appetit zu trinken, als zu essen. RAL 406
Mehr Durst als Hunger und immerwährendes Frösteln. RAL 407

29. Abneigung Fleisch
Rindfleisch widerstand ihm, und schmeckte ihm nicht. RAL 398
Höchster Abscheu vor Fleische. RAL 399
Ekel vor Fleische und Erbrechen darauf. RAL 411

30. Lieber kalte als warme Speisen
Zu keinem warmen Essen Appetit, bloss zu kaltem, Butterbrod, usw. RAL 403

31. Geruch der Speisen lieber als das Essen
Der Geruch der Speisen ist ihm angenehmer als das Essen. RAL 409

32. Angst beim Essen
Sobald sie isst, bekömmt sie eine grosse Ängstlichkeit mit Schweiss (...) RAL 1216

33. Das Essen schmeckt ohne Verlangen danach
Kein Verlangen nach Speisen; wenn‘s ihm aber vorgesetzt ward, so schmeckte es. RAL 404

34. Locker
Empfindung in den Därmen, als wären sie zu locker und zu schlaff; beim Gehen schütterten die Därme, als hätten sie keine Festigkeit. RAL 473
(...)Schmerz von der Leisten-Gegend an bis ans Knie, als wenn das Fleisch des vordern Oberschenkels los geschlagen wäre. RAL 1035
Weiche rothe Geschwulst der Oberlippe, die sich innerlich vom Zahnfleische trennt und da wie zerzupft aussieht (...).RAL 222
Das Zahnfleisch trennt sich von den Zähnen los. RAL 244
An den innern Backenflächen, runde, erhabne, weisse Blasen; wovon sich die Haut selbst ablöste (...) RAL 308
Der Handrücken schält sich ab. RAL 848
Abschulfern, Abblättern und Abstossen der Fingernägel. RAL 870

35. Fusswaschen
Beim Fuss-Waschen wird es ihm ganz matt, zitterig und schwindlig. RAL 993

36. Links
Die Beschwerden sind häufiger auf der linken Seite des Körpers. RAL 1028

37. Unbehaglichkeit, Unzufriedenheit
Er ist ohne Ursache sehr unzufrieden mit sich selbst und mit seiner Lage. RAL 1246
Im Kreutzknochen Schmerz, wie von einem harten, unbequemen Lager. RAL 767
Während des ganzen Tages verdriesslich, wie mit sich selbst uneinig und unzufrieden, und hatte durchaus keine Lust zum Sprechen und Scherzen. RAL 1255
Sowie RAL 1031, 1063

38. Findet nirgends Ruhe
Er hat keine Ruhe, und muss bald dahin, bald dorthin gehen und kann nirgend lange bleiben. RAL 1229
Sowie RAL 1033, 1034, 1066, 1220, 1228

39. Heimatlosigkeit
Er weiss nicht, wo er ist. RAL 33
Schreckliche Träume, in welchen er auffuhr, er glaubte nicht in seiner Wohnung zu seyn, setzte sich im Bette auf und sprach von einem ganz entfernten Dorfe. RAL 1128
Sehnsüchtiges Heimweh. RAL 1256
Ein fast unwiderstehlicher Trieb, in die Entfernung zu reisen. RAL 1257

40. Haltlosigkeit, Unsicherheit
(...) es deuchtete ihn kein Halt und keine Kraft im Kreutze und in den Unterschenkeln zu seyn, vom Knie bis in die Fusssohlen. RAL 776
Art Schwindel; beim Liegen ist es ihm, als wenn er der Länge nach geschaukelt würde. RAL 15
Gefühl, als wären alle Zähne los. RAL 264
Empfindung in den Därmen, als wären sie zu locker und zu schlaff; beim Gehen schütterten die Därme, als hätten sie keine Festigkeit. RAL 473
(...) er durfte sich nicht rühren, denn bei der mindesten Bewegung, z.B. des Armes, oder beim Sprechen eines Worts, drohte die Seele den Körper zu verlassen. RAL 740

41. Strohhalm
Gesichts-Täuschung; es deuchtet ihm, als wenn ein Strohhalm vor beiden Augen herabhinge. RAL 113

42. Bevorstehendes Übel
Auf kleine Überraschung höchster Schreck, sie zittert am ganzen Leibe (...) RAL 1219
Angst, die ihn weit jagen konnte, als wenn er etwas verbrochen hätte oder ihm ein Unglück bevorstände. RAL 1233
Abends sehr schreckhaft zum Zusammenfahren. RAL 1237
Öfteres Erwachen aus dem Schlafe, wie von Schreck. RAL 1095
Beim Einschlafen fährt sie von einem heftigen Schreck zusammen (...) RAL 1101
Vor Mitternacht, bald nach dem Einschlafen, Beängstigung im Schlafe, er fuhr schreckhaft auf (...) RAL 1114
Den ganzen Tag Missmut mit Ängstlichkeit verbunden; er glaubte immer etwas unangenehmes erfahren zu müssen. RAL 1247
Schreckhafte Träume die Nacht, als fiele er von einer Höhe herab. RAL 1119
Träume von Wasser-Noth. RAL 1126
Unruhige Nacht voll Hitze; er glaubt, halbwachend, Diebe einbrechen zu hören. RAL 1111
Unaussprechliches Gefühl eines innern, unerträglichen Übels, wobei er Stillschweigen beobachtet und das Bett nicht verlassen will. RAL 1222
Schauder auf dem Haarkopfe, wobei sich die Haare sträuben, oder die Kopfbedeckungen sich zusammenzuziehen und zu zittern scheinen. RAL 96

43. Er kann nichts berechnen
Er konnte nichts berechnen, nichts überlegen.RAL 34

44. Eis, kaltes Wasser
(...) je wärmer sie im Bette ward, desto kälter und nässer ward‘s ihr im Ohre, zuletzt, als hätte sie Eis im Ohre. RAL 176
Täglich mehrmals im innern rechten und linken Ohre ein Gefühl, als wenn kaltes Wasser herausliefe (...) RAL 185
An den Fusssohlen Empfindung, als wenn sie in kaltem Wasser stäcken mit einem gleichzeitigen Gefühl von Brennen darin. RAL 956
Frost, wie mit kaltem Wasser überschüttet. RAL 1169
(...) Täuschungen der Phantasie, sieht z.B. Wasser fliessen, wo keines fliesst. RAL 1234

45. Etwas bleibt im Halse stecken
Halsweh, Empfindung, als wenn etwas im Halse stäcke. RAL 314
Schmerz im Hals, als wenn ein Apfelkröbs darin stäcke. RAL 315
Sowie RAL 316, 317, 331, 339

46. Atembeklemmung, Gefährdung des Lebens
Ein Klemmen und Spannen in der linken Seite gleich unter den Rippen, eine Empfindung, die obgleich wenig schmerzhaft, doch das Leben befährdet; es mangelt ihm sehr an Athem und er durfte sich nicht rühren, denn bei der mindesten Bewegung, z.B. des Arms, oder beim Sprechen eines Worts, drohte die Seele den Körper zu verlassen. RAL 740
Sowie RAL 725, 728 - 734, 738, 739

47. Schreckliche Bilder
Konnte Abends vor schrecklichen Bildern nicht einschlafen. RAL 1108

48. Verschlucken einer Nadel
Ängstliche Träume, (z.B. vom Verschlucken einer Nadel), worüber sie nicht ganz aufwacht. RAL 1122

49. Hundebisse
Beängstigende Träume; vom Beissen eines Hundes (...) RAL 1123

50. Mehr Frost im Freien
Im Freien friert sie mehr als im Zimmer, ob es gleich derselbe Wärmegrad war. RAL 1144

51. Flucht
Verlangen zu fliehen mit nächtlicher Ängstlichkeit und Besorgnis. He 1.18

52. Unfähigkeit, sich auf eine Sache konzentrieren zu können
Zerstreutheit; während er etwas arbeiten will, kömmt ihm immer etwas anderes zu tun in den Sinn; immer verdrängt ein Gedanke den andern - von Zeit zu Zeit. RAL 36

53. Verschieden hoch klingende Gläser
Ohrenklingen, wie von verschiednen hochklingenden Gläsern. RAL 173

54. Doppelte Spitzen
Er sieht spitzige Dinge (z.B. eine Pfrieme) als mit doppelter Spitze.RAL 114

55. Macht dummes widersinniges Zeug
Er ist albern, macht Faxen und dummes, widersinniges Zeug; er machte sich Abends (im heissen Sommer) Feuer in den Ofen, legte Degen kreuzweise zusammen und stellte in den einem Winkel der Stube Lichter, in den andern Stiefeln, und das alles im vollen Ernste, wobei er völlig gleichgültig gegen Wärme und Kälte war, im Kopfe aber war es ihm düster und schwer. RAL 1260

56. Ausgelassen, springt in die Höhe
(...) am Tage springt sie hoch in die Höhe (wobei sie einer muthwilligen, ausgelassenen Person gleicht). RAL 1261

57. Nimmt Steine in den Mund
(...) sie nimmt oft kleine Steine in den Mund, ohne sie zu verschlucken und klagt dabei, dass es ihr die Gedärme zerschneide. RAL 1261

58. Die Gedanken schwinden
Gedanken sehr schwach; er kann sich äusserst schwer besinnen (...)RAL 30
Die Gedanken vergehen ihm ganz. RAL 31
Die Gedanken verschwinden zuweilen, etliche Minuten lang. RAL 32
Er konnte nichts berechnen, nichts überlegen. RAL 34
Bewusstlosigkeit und Sprachlosigkeit (...) nach einer Stunde kam der Verstand wieder. (...) RAL 35
Unter Gedankenlosigkeit, als wenn er etwas Böses begangen hätte. RAL 1235

59. Unfähigkeit zur Arbeit
Keine Lust zu einer ernstlichen Arbeit. RAL 1236
(...) er kann nichts arbeiten und schläft ein, wenn er sitzt. RAL 29, 1046
Hände und Finger erstarren leicht bei Arbeit und schmerzen klammartig. RAL 847
Von geringer Hand-Arbeit ward er angegriffen, und heiss und das Blut wallte lebhafter. RAL 991
Nach einer kleinen Hände-Arbeit grosse Erschöpfung, Mattigkeit, Zittern, Hitz-Empfindung. RAL 992

60. Schwarze Punkte vor den Augen
Ein schwarzer Punkt vor den Augen, welcher unterwärts immer vor ihm hin zu gehen scheint. RAL 100
Schwarze Punkte vor den Augen. RAL 101
Es fliegt ihm immer vor dem Gesichte, wie schwarze Insekten, oder wie Fliegen. RAL 102

61. Wespen
Sumsen, wie von Wespen im linken Ohre. RAL 170

62. Flattern
Flattern vor dem linken Ohre. RAL 171, 172

63. Zittern, Zucken, Schütteln
Zittern der Beine beim Gehen. RAL 909
Feines Zittern der Beine beim Gehen, besonders um die Kniee und in der Leisten-Gegend am stärksten. RAL 910
Zucken ganzer Muskeln am rechten Arme. RAL 815
Der rechte Arm wird geschüttelt und geworfen, die ganze Nacht hindurch. RAL 816.

64. Pendeln zwischen Schlafen und Wachen
Er schläft Tag und Nacht alle Augenblicke ein und wacht auch alle Minuten wieder auf, so dass es kein ordentlicher Schlaf und kein ordentliches Wachen war. RAL 1070

65. Wechsel zwischen Frost und Hitze
Abwechselnde Empfindung von Hitze und Frost; durch äussere Berührung nicht fühlbar. RAL 1187

66. Wahnsinn
Er glaubt, seinen Verstand zu verlieren (...) RAL 1234
Wahnsinn (...). RAL 1261

67. Müdigkeit, Lähmung, Klamm, Erstarrung, Taubheit der Glieder
Brennen auf beiden Armen, dass ihm alles aus den Händen fällt und er die Arme sinken lassen muss. RAL 811
(...) es entsteht ein unerträglicher Müdigkeits-Schmerz darin (...)RAL 814
In den Vorderarmknochen (und den Schienbeinröhren), Schmerz, wie von Ermüdung, für sich, aber nicht beim Befühlen. RAL 826
Die Hand ist wie starr und steif. RAL 839
Es zieht ihm die Finger beider Hände krumm zusammen, am meisten die Daumen, sodass er ganz eingeschlagen ist, wie bei der Fallsucht; ohne Beihülfe kann er mit vieler Anstrengung doch die Finger, unter Zittern der Hände, nicht weiter als bis zu zwei Dritteln gerade machen. RAL 852
Klammschmerz und Krummziehen auch RAL 740, 742, 846, 847, 853, 854, 864, 868, 883, 906, 964, 942, 943, 958, 1008.
(...) dabei zerrender Schmerz in beiden Oberschenkeln, als wenn die Muskeln und Flechsen zu kurz wären. RAL 479
Gefühl, als wenn die Kniekehle zu kurz wäre. RAL 921
Sobald sie sich niedersetzt schlafen ihr gleich alle Theile ein, die Ober- und Unterschenkel, die Ober- und Vorderarme sammt den Händen sogar, doch im mindern Grade, der Unterleib, Rücken und Brust, so dass sie fast gar nichts an sich fühlt; alles ist wie taub und abgestorben (...) RAL 1011
Eingeschlafenheit des Kopfs, beider Arme und beider Oberschenkelwährend dem Liegen. RAL 1010

68. Pessimismus, Suizidgedanken, Scheitern trotz Bemühung
Den ganzen Tag verdriesslich und ärgerlich; er glaubte, dass alle seine Bemühungen endlich noch scheitern würden. RAL 1249
Er hatte keinen Muth zu leben. RAL 1238
Er wünschte lieber den Tod, war gegen Alles, auch das Liebste gleichgültig. RAL 1239
Anfälle wie von innerer Erschlaffung an Geist und Körper. RAL 1038
(...).als wenn er schon weit gegangen wäre. RAL 1039
Lässigkeit und wie Blei in den Adern, mehr beim Sitzen. RAL 1042
Sie kann die Beine kaum erschleppen, so schwer deuchten sie ihr. RAL 907

69. Gleichgültigkeit
(...) war gegen Alles, auch das Liebste gleichgültig. RAL 1239
RAL 1240 - 1245, 1260

70. Feuerfunken vor den Augen, Photophobie gegen Feuer und Tageslicht
Feurige Punkte vor dem Gesichte oberwärts nach den Wolken zu, besonders Nachmittags. RAL 105
Feuerfunken vor den Augen. RAL 106
Feuer-Licht blendet Abends sehr. RAL 118
Die Augen können den Feuerschein und das Tageslicht nicht vertragen. RAL 120

71. Augen werden zugezogen
Wenn sie etwas sehen will, kann sie es nicht recht erkennen, und da ihr die Augen fast immer unwillkürlich zugezogen sind, so kann sie, je mehr sie das Zuziehen abwehren will, es desto weniger hindern; sie muss sich legen und die Augen schliessen. RAL 115, Er kann die Augen nicht gut öffnen, gleich als wären die Augäpfel angeklebt. RAL 116
Die Augen werden ihm beim Sitzen, Stehen und Gehen wie mit Gewalt zugezogen, wie bei einem lang entbehrten Schlafe. RAL 117

72. Nase
Auftreibung der Nasenwurzel. RAL 197
Die ganze Nase, vorzüglich linker Seite, ist geschwollen, sehr roth und glänzend (...)RAL 201
Nasenspitze geschwollen, roth, entzündet, jückend, RAL 204
Beim Spazierengehen hatte er grosse Neigung, die ihm begegnenden, fremden Leute mit zwei Fingern bei der Nase zu fassen. RAL 1262

73. Verschlechterung abends
Abendluft erregt ihm Leibweh und Durchfall. RAL 481
Die Zufälle verschlimmern sich gewöhnlich Abends. RAL 1019
Abendluft ist ihm zuwider. RAL 1020

74. Angst, Zittern und Frost bei Stuhldrang
Ängstliches Drängen zum Stuhle (...)RAL 535
Kalter Angst-Schweiss im Gesichte mit höchster Unbehaglichkeit eine Viertelstunde lang, dann durchfälliger Stuhl. RAL 536
Vor dem durchfälligen Stuhle, viel Drang, Angst und Zittern am ganzen Leibe (...) RAL 537
Frost vor jedem Stuhlgang. RAL 543
Sowie RAL 544 - 546

75. Die Absonderungen färben die Kleider
Safrangelb wird die Wäsche durch die unmerkliche Ausdünstung gefärbt, eine Gilbe, die das Waschen nicht wieder hinwegnimmt. RAL 1005
Mehrere kleiner rote Bläschen am Ende der Eichel unter der Vorhaut, welche nach vier Tagen zu Geschwürchen aufbrachen und eine gelblich weisse, das Hemd färbende stark riechende Materie ergossen (...) RAL 657
Nachts sehr starker, wie fettiger und öliger Schweiss, wovon die Wäsche wie steif oder gestärkt und gelblich anzufühlen wird. RAL 1202

76. Zähne schwach, wie lose oder stumpf
Schmerz in den Zähnen, besonders nach dem Essen, als wären sie angefressen. RAL 261
Bei Bewegung des Mundes, Gefühl, als wenn die Zähne los wären, vorzüglich die untern Vorderzähne. RAL 263
Gefühl, als wären alle Zähne los. RAL 264
Schwäche in den Zähnen. RAL 266
Zähne vorne wie ausgerenkt. RAL 267
Zahnweh, wie von stumpfen Zähnen. RAL 271

77. Weichheit, Härte, Schärfe
Während des Harnens eine entfernt brecherliche Weichlichkeit. RAL 596
Früh weichlich (üblig), Schwere in den Beinen, Mattigkeit und Schläfrigkeit. RAL 1050
Blutige Stühle mit schmerzhafter Empfindung von Schärfe am After. RAL 567
Ungemein starker Schweiss, der sauer und widerlich riecht und die Finger gleichsam aufweicht (...) RAL 1206
Sowie RAL 428, 441, 506, 526, 757, 767

78. Butter
Butter hat ihm einen hässlichen Geschmack. RAL 358
Widerwillen gegen Butter. RAL 401
Zu keinem warmen Essen Appetit, bloss zu kaltem, Butterbrod, usw. RAL 403

79. Revolutionär. Ga

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Das Leiden von Mercurius kreist um die Problematik von Gehorsam, sozialer Ordnung und Konvention. Mercurius-Menschen erleben die Normen einer überindividuellen Ordnung, die sie nicht selbst bestimmen können, als unerträglichen Zwang. Sie leiden, wenn von ihnen Einordnung und Gehorsam verlangt wird. Als Kinder ertragen sie keine Autoritäten: strenge Eltern und Lehrer, Schulordnungen, Gruppenzwang.
Fernab von Normen und Konventionen beginnt Mercurius daran zu zweifeln, ob es richtig handelt. Es wird ständig geplagt von Schuldgefühlen. Das schlechte Gewissen wird auf die Umgebung projiziert. Mercurius wittert überall Polizisten, Kontrolleure, strafende Autoritäten.
Da Mercurius-Menschen davor zurückschrecken, verpflichtende Bindungen einzugehen, spüren sie eine grosse Distanz zu den Mitmenschen. Sie sehnen sich nach mehr Verbindlichkeit in menschlichen Beziehungen. Sie haben Angst davor, verlassen und betrogen zu werden. Das Misstrauen in die Verlässlichkeit der anderen wird so gross, dass sie schliesslich alle andern Menschen als ihre Feinde betrachten.
Menschen, die Mercurius brauchen, spüren besonders sensibel, dass der Verzicht auf sinnvolle allgemeingültige Regeln des Zusammenlebens in einen Zustand führt, in dem das Chaos regiert und überall und jederzeit ein unvorhergesehenes Übel droht. Sie fühlen sich nirgends zu Hause, deshalb beginnen sie zu reisen und eine Heimat in der Ferne zu suchen.
Die allgemeine Verunsicherung von Mercurius zeigt sich auch im Bereich des Handelns.
Für Mercurius-Menschen stellt sich immer wieder die Frage, was zu tun sei. Indem sie die Vorstellung einer sinnvollen Schöpfungsordnung zurückweisen, verlieren sie den Massstab, der ihnen das sinnvolle Handeln erleichtern würde. Diesen Mangel erleben sie als Defekt ihres Verstandes und leiden am Gefühl, trotz großer Anstrengung nichts erreichen zu können. Mercurius-Menschen sind Propheten der Sinnlosigkeit.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Wenn Mercurius in der egotrophen Verteidigungshaltung seinen Verlust verneint, dann gibt es sich als Mensch, der in einer heilen Welt lebt. Diese Mercurius-Menschen sind mit sich und ihrer Umwelt rundum zufrieden. Sie können z.B. in einer schönen Landschaft ekstatische Glücksgefühle haben, weil sie hier endlich jenen Ort gefunden haben, an dem alles stimmt, der die perfekte Harmonie und Ordnung ausdrückt. Sie legen besonderes Gewicht auf die Einhaltung kollektiver Normen und Konventionen, die Angst vor dem drohenden Chaos blockiert jede Entwicklung.
Eine andere Spielart dieses egotrophen Mercurius-Typus kann der entscheidungsfreudige Macher sein. Getragen von der Sicherheit, die ihm die bestehende Ordnung verleiht, fallen ihm Entscheidungen leicht. Er zweifelt nicht an seiner Stärke und Durchschlagskraft. Er prahlt damit, dass er eine überaus sinnvolle Tätigkeit im Interesse des Gemeinwohls ausübt.
Falls Mercurius in der egotrophen Verteidigungshaltung seinen Fehler wiederholt, wird es sich als Mensch erweisen, der immer und überall zeigt, dass die Konventionen für ihn nicht gelten und er sein Handeln nicht auf das Gemeinwohl und das gemeinsame Glück ausrichten will. In diese Kategorie fallen auch die notorischen Weltverbesserer, Besserwisser und Rechthaber. Sie sind überzeugt davon, dass die Welt ein besseres Gesicht hätte, wenn sie mehr nach ihren Ideen gestaltet würde.
Eine andere Variante wäre der Menschen- und Weltverächter. Er hält die Welt für sinnlos und verpfuscht, weil sie nicht aus seinen Händen stammt.
Der Typus des gewaltlosen Revolutionärs passt zu beiden Verteidigungshaltungen: Im ersten Fall wird es jener Mensch sein, der die Solidarität und Verbundenheit mit den anderen Menschen, insbesondere den Unterdrückten, ins Zentrum seines Lebens stellt, weil er alle Kräfte verbinden und bündeln möchte, die ihre individuellen Teilziele einem übergeordnetem kollektiven Ziel unterordnen: einer besseren Gesellschaft. Die Ablehnung der Verbindlichkeit und des gemeinsamen Handelns wird bei ihm stärker sein als die Solidarität zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels.

Egolyse
In der Egolyse gibt Mercurius seinen Widerstand gegen die Einbindung in ein grösseres Ganzes auf. Willenslos lässt es sich einspannen. Es wird unterwürfig. Das egolytische Mercuriusbild ist versinnbildet im Clochard, der unter den Brücken lebt, nirgends eine Bleibe hat, überall lebt und nirgends.

Alterolyse
Mercurius ist in der alterolytischen Haltung ein rechthaberischer, streitsüchtiger Mensch, der misstrauisch und argwöhnisch ist, die anderen Menschen als seine Feinde betrachtet, sie beleidigt und sie im Extremfall sogar töten möchte. Zum alterolytischen Mercuriusbild gehört der gewalttätige Revolutionär, der im Interesse einer besseren Gesellschaft über Leichen geht.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Mercurius möchte seine eigene Ordnung schaffen und erhalten. Es sieht keinen Sinn in der bestehenden Schöpfung. Diese tritt ihm als fremd entgegen. Mercurius verweigert der überindividuellen Ordnung seine Gefolgschaft und Einordnung. Der Mercurius-Mensch will die Zwecke seines Handelns selbst bestimmen. Er verschmäht die real existierende Gemeinschaft der Menschen und deren Konventionen.

Transzendenter Wert
Gott garantiert durch seine Vollkommenheit, die ihm per definitionem zugeschrieben wird, die Vollkommenheit der Schöpfung als Ganzes. Mercurius beneidet ihn darum. Gott kann die Vollkommenheit der Schöpfung aus zwei Gründen garantieren: Erstens steht er ausserhalb der Zeit, d.h. er verfügt in der Sprache der mittelalterlichen Philosophie über die „Vorsehung“, d.h. über voraussehende Klugheit. Damit ordnet er den Zweck der einzelnen Dinge und weist ihnen einen Sinn im Ganzen zu. Zweitens ist Gott die permanent existierende erste Ursache aller Dinge. Gleichzeitig ist er „reiner Akt“, d.h. stets verwirklicht und vollendet, ohne ein Quentchen „Möglichkeit“. Darum ist die Existenz der Schöpfung gleichbedeutend mit der Durchsetzung der dahinter stehenden Ordnung. Mercurius beneidet Gott deshalb auf einer tieferen Ebene auch um seine Vorsehung und seine Macht.

Menschliche Daseinsbedingung
Der Mensch ist unvollkommen. Als zeitlich und räumlich eng begrenztes Teilgeschöpf ist er gar nicht in der Lage, die Vollkommenheit des Ganzen zu garantieren. Er verfügt weder über vollkommene Vorsehung noch über vollkommene Macht. Das heisst nicht, dass der Mensch der Schöpfung unbeteiligt gegenübersteht. Weil er aber abhängiges Geschöpf und nicht Schöpfer ist, kann er seine Aufgabe im Ganzen nicht frei wählen. Sie wird ihm zugewiesen über die Fähigkeiten und Möglichkeiten, die ihm von Natur aus mitgegeben werden und die sein Wesen bestimmen. Der Mensch ist vernunftbegabt. Mit dieser Eigenschaft kommt ihm eine gewisse Einsicht in den Sinn der Ordnung zu, die sich hinter der Schöpfung abzeichnet. Er kann also versuchen, seinen Verstand und sein Wirken auf diese teilweise erkennbare Ordnung auszurichten, ohne dass er sich anmasst, die dunklen und chaotisch erscheinenden Aspekte der Realität als Unsinn zu verurteilen. Optimal nimmt der Mensch seine Möglichkeit wahr, wenn er die Widersprüchlichkeit der Realität gelassen als in Gottes Vorsehung aufgehobene Tatsache akzeptiert und gleichzeitig sein Handeln auf das Gemeinwohl und das gemeinsame Glück der Schöpfung ausrichtet.

Kerne

Schuld
Mercurius möchte Schöpfer einer eigenen, vollkommenen Ordnung sein. Es lehnt ab, sich auf einen höheren, nicht von ihm selbst bestimmten Zweck auszurichten. Es erlebt die im Hinblick auf das Gemeinwohl entstandenen Gesetze und Konventionen als unvollkommen und sinnlos und widersetzt sich ihnen.Daher lebt der Mercurius-Mensch mit einem ausgesprochenen Schuldbewusstsein. Ungehorsam, Übertretung von Gesetzen und Konventionen gehen nicht spurlos an ihm vorbei.

Verlust
Der Mercurius-Mensch verliert die Behaglichkeit, die eine Welt auszeichnet, in der eine allgemein akzeptierte Ordnung das Leben der Menschen regelt. Nirgends fühlt er sich wohl und zu Hause. Unstet reist er umher, getrieben von Heimweh und Fernweh zugleich. Halt, Sicherheit und Gelassenheit gehen verloren. Die anderen Menschen sind in dieser Situation für Mercurius kein Trost, da er die Verbindung zu den Mitmenschen und die mentalen Fähigkeiten verliert, die es für das Zusammenleben mit den anderen braucht. Weil Mercurius äussere Massstäbe für sein Handeln ablehnt, verkümmert die Fähigkeit, richtig und erfolgreich zu handeln. Es kann kaum bei einem Gedanken bleiben und keine Aufgabe zielstrebig angehen und zu Ende führen. So geht auch die Zufriedenheit verloren. Lebensmut und Zuversicht schwinden. Verlust der Behaglichkeit, Verlust der Sicherheit durch ständig drohendes Chaos und Gefahren, die Verkümmerung der Handlungsfähigkeit - das alles sind Elemente, die jenen Verlust zur Folge haben, der für Mercurius ausserordentlich charakteristisch ist: den Verlust von Ruhe und Gelassenheit. Da es in einer sinnlosen Welt keine sinnvollen Tätigkeiten gibt, verliert das Leben seinen Sinn. Dieses Grundgefühl einer tiefen Sinnlosigkeit ist wohl der tiefste Verlust, den Mercurius erleidet.

Strafe
Mercurius erlebt die Welt als Chaos ohne Sinn, Zweck und Ordnung. Nichts ist vorhersehbar. Überall und jederzeit droht Gefahr. Die Distanz zu den Mitmenschen ist so gross, dass Mercurius nicht mehr mit ihnen rechnet, ja sie sogar als seine Feinde betrachtet. Nichts macht Sinn. Denn alles, was den Anschein einer sinnvollen Ordnung erweckt, erregt in Mercurius Widerstand. Wo sinnvolles, zweckgerichtetes Handeln unmöglich wird, breitet sich Langeweile aus. Der Ausgang aus dieser öden, kalten, unwirtlichen Welt scheint dem Mercurius-Menschen versperrt zu sein.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Ring, Band, Sprünge, Lockerung (Themen 21, 22, 34)
Die Empfindungen des Zusammenschnürens, eines Ringes oder Bandes einerseits und jene des Auseinanderdrängens, der Sprünge und Risse andererseits, drücken das Thema Bindung aus. Die soziale Ordnung, die sich in Konventionen und Gesetzen ausdrückt, kann als ein „Zusammenbinden“ verschiedener individueller Tendenzen verstanden werden, mit dem Ziel, einen überindividuellen, kollektiven Zweck zu erreichen. In diesem Sinne sind Gesetze verbindlich. Thomas von Aquin weist in diesem Zusammenhang auf die Herkunft des Wortes lex, lat. Gesetz von ligare, lat. binden hin. Es genügt, auf den Ehering hinzuweisen, um zu begreifen, dass der Ring wesentlich dazu dient, eine Bindung zu symbolisieren. (DDS S. 49)

Strohhalm (Thema 41)
An einem Strohhalm hängen: eine wackelige Angelegenheit, nicht viel dahinter, schwanken, zittern, beben, an einem Fädchen hängen, usw. Gegensatz: Feststehen, sicher sein. (DtW) Damit drückt das Symptom ebenfalls ein Gefühl von Haltlosigkeit und Unsicherheit aus.

Kaltes Wasser (Thema 44)
Mit kaltem Wasser begiessen heisst: demütigen, erniedrigen, niederschmettern, eine Abreibung geben, Mores lehren, die Hoffnung nehmen.
Das Symptom drückt die Strafe aus, die droht, wenn man sich übernimmt, sich im eigenen Dünkel versteigt und deshalb von den Sitten (den Mores) belehrt werden muss.

Die Haare stehen zu Berge (RAL 96)
Synonyme dazu sind: sich fürchten, erschrecken, entsetzen, erbeben, seinen Augen nicht trauen, an seinem Verstand irre werden, die Sprache verlieren, usw. Das Symptom drückt den Verlust von Gelassenheit und Mut aus.

Speichel (Themen 13, 24)
Der Speichel ist ein Symbol sowohl der Kreativität als auch der Destruktivität. Er stellt eine Ausscheidung dar, die mit einer doppelten magischen oder übernatürlichen Kraft behaftet ist: Er einigt oder löst auf, er heilt oder verdirbt, er mildert oder verletzt. (DDS S. 842)

Nase (Themen 16, 22, 72)
Die Nase stellt bei den Bambaras zusammen mit Bein, Geschlecht und Zunge einen der vier Arbeiter der Gesellschaft dar: Organ des „Flair“, das die Sympathien und Antipathien verrät, sie führt den Gang der Beine und ergänzt insgesamt die Aktion der drei anderen Arbeiter, die verantwortlich sind für das gute oder schlechte Funktionieren des Kollektivs. (DDS)

Mahlzeit, Essen, Brot, Fleisch, Butterbrot (Themen 1, 26, 28, 29, 30, 31, 32)
Das gemeinsame Thema ist hier das „Bankett“, das gemeinschaftliche Mahl, die
„Kommunion“: In einer allgemeinen Bedeutung ist das Bankett ein Symbol der Teilnahme an einer Gesellschaft, an einem Projekt, an einem Fest. (DDS S. 105)
Mercurius lehnt in diesen Symptomen die Teilnahme am gemeinschaftlichen Mahl und damit an der Gesellschaft ab, es kommt nicht, wenn man es zum Essen ruft. Alles Essen und Trinken, das nicht an eine richtige Mahlzeit erinnert, ist jedoch ungestört: es hat lieber flüssige als trockene Speisen, trinkt lieber, als dass es isst, es hat eher Durst als Hunger, usw. Das Brot ist das Grundnahrungsmittel, das in der „Kommunion“ gebrochen und verteilt wird, gerade das Brot stösst Mercurius sauer auf. Das Fleisch ist ein Nahrungsmittel, das vor allem in ärmeren Kulturen und Schichten den eigentlichen Festessen mit gesellschaftlicher Bedeutung vorbehalten ist. Die Abneigung von Mercurius dagegen ist verständlich.

Revolutionär (Thema 79)
Dieses Thema wird gedeckt durch die Prüfungssymptome zu den Themen Ungehorsam (1), Aufruhr (2), Schiessen (3), Streitsucht, Argwohn, Rechthaberei, alle sind seine Feinde (11), Verlangen zu töten (17) unzufrieden mit sich und seiner Lage (37), usw.

Fusswaschung (Thema 35)
Der Fuss des Menschen hinterlässt seinen Abdruck auf den Pfaden - den guten und den
schlechten- , die er wählt, in Ausübung seines freien Willens. Umgekehrt trägt der Fuss die Spuren des eingeschlagenen Weges. (DDS S. 750) Das Symptom gehört zu jener Gruppe, in denen Mercurius ein Schuldgefühl ausdrückt.

Feuerfunken vor den Augen, Photophobie gegen Feuer (Themen 70 und 71)
Das Feuer ist u.a. ein Symbol der Umwandlung, Reinigung, Erneuerung, Kraft und Energie. Mercurius sieht bereits die Welt brennen. Es sieht die transformierende Kraft des Feuers vor seinen Augen, welche Altes zerstört und Platz für das Neue schafft Umgekehrt macht ihm genau dieser Aspekt Angst: es erträgt es nicht, ins Feuer zu schauen.

Die Augen werden unwillkürlich zugezogen (Thema 71)
Mercurius weist es zurück, sich an der voraussehenden Klugheit zu beteiligen, die Gott braucht, um das gute Gelingen der Schöpfung zu garantieren. Als Strafe verliert es die Möglichkeit, die Augen offen zu behalten, sie werden unwillkürlich zugezogen.

Angst bei Stuhldrang; lose, angefressene Zähne; Bitterkeit, Süssigkeit (Themen 74, 76, 77, 78)
Die Exkremente sind wie auch die Zähne u.a. ein Symbol für die Lebenskraft. Mercurius erleidet durch den Verlust seiner Handlungsfähigkeit eine Einbusse an Lebenskraft und Stärke. Zum gleichen Thema scheinen die Symptome von Weichheit, Butter, Süssigkeit, Härte, Schärfe, Schneiden und Bitterkeit zu gehören: Sie alle drücken den Zwiespalt von Mercurius aus, das einerseits Härte und Stärke haben möchte, um die bestehende Ordnung zu verändern, andererseits die Schwächung seiner Handlungsfähigkeit durch den Verzicht auf eine Halt gebende moralische Richtschnur als Weichheit, übel machende Süssigkeit oder Schwäche erlebt.

Abfärbende Absonderungen, Verschlucken einer Nadel, Hundebiss (Themen 25, 48, 49, 75)
Diese Themen kreisen um die Urheberschaft. Mercurius möchte seine eigene Ordnung verwirklichen. Nadelstich und Hundebiss bedeuten symbolisch die Einwirkung eines äusseren aktiven Prinzips in den eigenen Organismus. Davor fürchtet sich Mercurius. Es möchte den Dingen seine Ordnung aufdrücken, darum färben seine Absonderungen die Wäsche derart, dass sich die Farbe durch Waschen nicht mehr entfernen lässt.

ANDERE HYPOTHESEN


AFADH 1988:
Mercurius möchte die absolute Unabhängigkeit bezüglich seiner menschlichen Daseinsbedingungen, was die Zeit, den Ort, die Familie, die Arbeit, die Gesellschaft überhaupt betrifft. Es bricht dadurch alle gemeinschaftlichen Bindungen und Konventionen, welche die Gesellschaft ausmachen, und sieht nicht, dass es dadurch das Wesen der Freundschaft zerstört. Es macht sich zum Massstab aller Beziehungen.

Masi, Fayeton, l988:
Gemäss der Hypothese von Dr. Simonne Fayeton verfolgt Mercurius das Ideal einer perfekten Gesellschaft mit allen, auch mit gewalttätigen Mitteln. Es möchte eine gerechtere Gesellschaft aufbauen, die auf dem Respekt vor dem anderen und nicht auf finanziellen Beziehungen beruht. Eine Hypothese von Dr. Masi aus einem Seminar in Florenz lautet ähnlich, wobei das Schwergewicht darin auf den Aspekt des Baumeisters gelegt wird.

Alle Hypothesen, auch die vorliegende, gruppieren sich um die Ablehnung der Konventionen und der zwischenmenschlichen Bindungen, mit jeweils anderem Schwerpunkt. In der Hypothese der AFADH bricht Mercurius diese Bindungen, weil es die absolute Unabhängigkeit bezüglich seiner Daseinsbedingungen, im weitesten Sinne also bezüglich seines Milieus möchte. Damit rückt diese Hypothese sehr in die Nähe derjenigen von Natrium phosphoricum.
Einige Aspekte der Hypothese Fayeton stammen lediglich aus klinischen Fällen und lassen sich nicht aus den Prüfungssymptomen ableiten.
Die vorliegende Hypothese kommt jener des Baumeisters am nächsten. Mercurius beneidet Gott darum, dass er die voraussehende Klugheit und die Macht (die Weltregierung) hat, um den Endzweck der Welt als ein vollkommenes Gut zu garantieren. Mercurius kann sich an diesem perfekten Ziel der Welt nur als Teilhaber engagieren, was es ablehnt. Dadurch verliert es die Zuversicht, dass die Welt auf einen sinnvollen Endzweck hin geordnet ist und seine eigenen Zwecke werden undeutlich und sinnlos.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Differentialdiagnostisch muss man an jene Mittel denken, deren primäre Psora um die Themen Freiheit, Unabhängigkeit, Eingliederung in ein grösseres Ganzes oder um Fragen der Moral kreisen.

Menyanthes
Es beneidet den freien Wahlentscheid Gottes und nicht seine Fähigkeit, durch Vorsehung und Macht den vollkommen guten Endzweck der Schöpfung garantieren zu können. Die Vorstellung einer perfekten Gesellschaft, die revolutionär umgewandelt werden müsste, taucht bei Menyanthes nicht auf. Dort geht es darum, trotz Verzicht auf eine moralische Richtschnur Glück, Zufriedenheit und Freude erreichen zu wollen.

Natrium muriaticum
Weist die Abhängigkeit zurück, von der bewahrenden Macht Gottes am Leben erhalten zu werden. Es erlebt die Mittel seines unabhängigen Lebens (Ernährung, Beziehungen zu andern usw.) als Versklavung. Dies ist der Grund dafür, dass seine Beziehungen zu den anderen Menschen gestört sind, und nicht, weil es sich weigert, sich mit den anderen auf einen gemeinsamen Zweck zu einigen wie Mercurius.

Natrium phosphoricum
Fühlt sich eingeschlossen im Milieu, in dem es lebt und möchte sich daraus befreien. Es hat dabei nicht die Vorstellung von einer besseren, vollkommeneren Gesellschaftsordnung.

Plumbum
Akzeptiert das Prinzip des Verbotes nicht. Es möchte selbst entscheiden, das Gute zu tun. Es scheint weniger um die Frage des Zwecks einer Handlung, also um ein moralisches Problem zu gehen, als vielmehr um das Thema des Verbotes selbst.

THOMAS VON AQUIN


Die vorliegende Hypothese lässt sich aus folgenden Stellen in der Summa theologica ableiten: Da Gott das höchste Gut ist, kann der Endzweck der Schöpfung nur vollkommen gut sein (ST I 103 1 und 2). Nur er kann die geschaffenen Dinge auf diesen guten Endzweck hin ordnen. Dies geschieht, indem er den Zweck der einzelnen Dinge vernünftig anordnet und ihnen einen Sinn im Ganzen zuweist. Dazu braucht es voraussehende Klugheit (Vorsehung) und die Möglichkeit, diese Ordnung auch durchzusetzen (Regierung). Beides kommt nur Gott zu. (ST I 22 und 103).
Als vernünftiges Geschöpf hat der Mensch teil sowohl an der ewigen Vernunft als auch an der göttlichen Vorsehung. Die Teilhabe besteht darin, selbst vorzusehen für sich und die anderen, sowie den natürlichen Hang des Menschen nach Handlungen und Zielen wachzuhalten und zu entwickeln, welche mit dem Wohlergehen des Ganzen zu tun haben. (ST II 91,2) Der Mensch nimmt seine Möglichkeiten dann optimal wahr, wenn er die Widersprüchlichkeit der bestehenden Weltordnung gelassen als in Gottes Vorsehung aufgehobene Tatsache akzeptiert und gleichzeitig sein Handeln auf die Vermehrung des Gemeinwohls und des gemeinsamen Glücks der Schöpfung ausrichtet. (ST II 19,10).
Mercurius lehnt die Verbindlichkeit ab, die aus der Vorstellung resultiert, dass das grössere Ganze einen vernünftigen Sinn hat. (ST II 90,1)
Das Zentrum der Störung liegt bei Mercurius im Bereich des Willens, im Vermögen der vernünftigen Begehr. Es sind deshalb hauptsächlich die Verstandes- und die Sinnesseele betroffen.
Thomas von Aquin unterteilt den Willensakt in drei Abschnitte zu je vier Schritten:
Erstens in Hinsicht auf das Ziel, zweitens. in Hinsicht auf die Mittel, drittens. in Hinsicht auf die Realisation eines Vorhabens. Bei Mercurius scheint der Willensakt nicht bezüglich der Mittel oder der Realisation gestört zu sein, sondern in bezug auf das Ziel. In diesem Abschnitt des Willensaktes werden vier Schritte unterschieden: Als erstes präsentiert sich ein Objekt der Aussenwelt als ein Gut. Als zweites folgt die Entscheidung auf der Ebene der Begehr, ob dieses Objekt gefällt, drittens das Urteil, das abschätzt, ob das Objekt erreichbar ist. Im vierten Schritt kommt es zur Absicht und dem effektiven Willen, dieses Objekt als Ziel anzustreben. (Co II S. 361). Bei Mercurius liegt die Störung beim dritten Teilschritt: Um den glücklichen Ausgang einer Handlung zu erreichen, genügt es nicht, zu entscheiden, ob ein Objekt gefällt. Erst wenn die Erlangung dieses Objekts mit dem Wohl eines höheren Ganzen, dem Gemeinwohl, vereinbar ist, wird die Handlung zum Glück des handelnden Menschen beitragen. D.h. es bedarf eines Urteils, das abschätzt, ob das Ziel auch diesbezüglich erreichbar ist. Da Mercurius die Hilfestellung durch diese aus der Vernunft ableitbare moralische Richtschnur ablehnt, verliert es die Fähigkeit, dieses Urteil eindeutig und verbindlich fällen zu können. Es bleibt in der Entscheidungssituation hängen, es kann sich nicht mehr auf einen Gegenstand konzentrieren und verliert die Fähigkeit, sinnvoll handeln zu können.

QUELLEN


Autor: Peter Mattmann-Allamand, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

Ga Gallavardin Jean-Pierre, Psychisme et Homéopathie.
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Kröner Stuttgart 1985
Co Collin, Henri, Manuel de Philosophie Thomiste, Paris 1949, Lexikon sinnverwandter Ausdrücke
Bild Keines