Mezereum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Daphne mezereum, Seidelbast
(Familie: Thymelaeaceae)
Mythologisch ist Daphne die Symbolfigur für eine Liebe, die durch Verweigerung tragisch endet. Während Apollon Daphne umarmen will, verwandelt die Nymphe sich in einen Lorbeerbaum (griech. Daphne: Lorbeer) und entzieht sich ihm für immer.

Völlige Gleich-Gültigkeit, alles hat denselben Wert. Will sich durch niemanden und nichts zu einem Wahlentscheid hinreissen lassen. Nichts hat Vorrang. Nichts soll sich seinem Bewusstsein oder seinem Willen aufdrängen lassen. Unentschlossen. Teilnahmslosigkeit. Wie abgestorben. Verliert dadurch den Bezug zur Welt. Schwinden der Gedanken beim Nachdenken oder beim Sprechen mit anderen. Verlust des Mit-Gefühls. Ärgerlich und verdriesslich wegen Kleinigkeiten. Sagt schikanöse Dinge und bedauert dies bald darauf.


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Jede Wahl zwischen zwei Möglichkeiten bedeutet eine Absage an die eine Alternative. Wenn man einen Entscheidungsprozess bildhaft als Baum darstellt, die einzelnen Entscheidungen als die Verzweigungen von Stamm und Ästen, dann meint Mezereum, auf dem absteigenden Ast zu sein. Er sieht immer nur, dass er Handlungsspielräume aufgibt, wenn er ein Urteil fällt. Um alle Möglichkeiten offen zu halten und keine Alternative aufzugeben, wird er gleichgültig, seine Urteile sind vage und unsicher.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen

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THEMENLISTE


Hauptthemen

Als Schwerpunkte der Symptomatik imponieren auf der geistigen Ebene die erhebliche Denkstörung, die ziellose Desorientierung und die Gleichgültigkeit gegenüber der Welt. Auf der körperlichen Ebene erscheint uns die Prüfsymptomatik, als hätte Mezereum eine Verwandtschaft zu Arnica: es überwiegen Beschwerden wie nach einer Verletzung.


1. Teilnahmslosigkeit, Abgestumpftheit, nichts reizt das Interesse
Sehr traurig, jede Kleinigkeit ergriff ihn unangenehm; für die ganze Welt abgestumpft, hat für Nichts Sinn, Unlust zur Arbeit. CK 1
Hypochondrisch und wehmütig, hat er an Nichts Gefallen, es schien ihm Alles wie abgestorben, und es machte Nichts einen lebhaften Eindruck auf ihn. CK 2
Gedankenlos sah er stundenlang durchs Fenster, ohne zu wissen, was er sehe, und ohne dabei an Etwas zu denken. CK 23
Das Denken wird ihm schwer; beim Lesen oder Hören empfindet er kein Mit-Gefühl; was ihm begegnet, rührt ihn weniger als sonst; geistige Abstumpfung. CK 24
Die Augen schmerzen Abends unterm Lesen bei Lichte; er konnte auch nicht mehr so hell sehen. CK 93
Verstopftheits-Gefühl des linken Ohres, doch hört er gut. CK 112
Schwerhörigkeit. CK 113
Geruchs-Verminderung bei fast steter Trockenheit der Nase. CK 118
Ohne wahren Appetit und Hunger, doch fortwährend Begierde zu essen und Etwas in den Magen zu bringen, damit er nicht so weh tue. CK 197
Durstlosigkeit, sogleich, den Tag darauf aber grosse Trink-Lust, ohne Mund-Trockenheit oder eigentlichen heftige Durst. CK 200
Spätes Einschlafen, und nach kurzem Schlummer, Erwachen kurz vor Mitternacht mit Gefühl verminderter äusserer Empfindung aller Glieder, selbst der Ruthe und des Bauches. CK 563
Ganz kalt, äusserlich, 36 Stunden lang bei grossem Durste, ohne nach Erwärmung zu verlangen, ohne die freie Luft zu scheuen, und ohne nachfolgende Hitze. CK 591
Kalte Hände und Füsse, wie eines Todten. CK 601
Voller, gespannter, harter, aussetzender Puls. CK 606
Teilnahmslosigkeit allem und jedem gegenüber. He 1.9
Grosse Traurigkeit mit völlig stumpfsinniger Gleichgültigkeit, Sinn für nichts und Unlust zur Arbeit; ärgerliches und mürrisches Vorsichhinstarren; Mangel an Teilnahme und an Mitgefühl beim Lesen und beim Hören. Jr

2. Kleinigkeiten
Sehr traurig, jede Kleinigkeit ergriff ihn unangenehm; für die ganze Welt abgestumpft, hat für Nichts Sinn, Unlust zur Arbeit. CK 1
Mürrisch und ärgerlich über jede Kleinigkeit, früh, und gerunzelte Stirn; schon das blosse Sprechen Anderer brachte ihn auf. CK 12
Geneigt, auf andere wütend zu werden wegen Kleinigkeiten; alles regt ihn auf, er will lästige und schikanöse Dinge sagen; bedauert es bald darauf. He 1.11

3. Wut, Vorwürfe und Reue
Mürrisch und ärgerlich über jede Kleinigkeit, früh, und gerunzelte Stirn; schon das blosse Sprechen Anderer brachte ihn auf. CK 12
Erbittertes Gemüth; Unversöhnlichkeit und langer Groll gegen Beleidiger. CK 13
Verzweiflung um das ewige Seelenheil. He 1.8
Geneigt, auf andere wütend zu werden wegen Kleinigkeiten; alles regt ihn auf, er will lästige und schikanöse Dinge sagen; bedauert es bald darauf. He 1.11
Neigung zu Zank, Vorwürfen, und heftigem Zornauffahren. Jr

4. Erwartung
Bangigkeit in der Herzgrube, wie von unangenehmer Erwartung. CK 4

5. Lebensüberdruss
Still vor sich hin, des Lebens überdrüssig und Sehnsucht nach dem Tode. CK 8
Hypochondrische Wehmut; stiller Lebensüberdruss, Sehnsucht nach dem Tod. Jr

6. Gesellschaft
Keine Ruhe, wenn er einsam ist, er will in Gesellschaft seyn. CK 7
Aufgelegt, Anderen Vorwürfe zu machen. CK 14
Während sie mit Jemand spricht, vergehen ihr die Gedanken. CK 19
Er kann sich auf das kurz vorher Vernommene nicht besinnen; jede Zwischenrede Anderer stört und verwirrt seine Gedanken. CK 20
Teilnahmslosigkeit allem und jedem gegenüber. He 1.9

7. Armut
Wahnidee: er glaubt arm zu sein. Rep

8. Tod
Hypochondrisch und wehmütig, hat er an Nichts Gefallen, es schien ihm Alles wie abgestorben, und es machte Nichts einen lebhaften Eindruck auf ihn. CK 2
Still vor sich hin, des Lebens überdrüssig und Sehnsucht nach dem Tode. CK 8
Er sieht höchst verdriesslich, blass, elend und abgefallen aus. CK 12
Kalte Hände und Füsse, wie eines Todten. CK 601
Blutiges (tödtliches) Erbrechen. CK 217
Drückendes Bauchweh, auf Gehen im Freien nach Essen; drauf Schweiss und Angst, als ränge er mit dem Tode; nach Aufstossen besser. CK 238

9. Strom der Gedanken
Es fällt ihm Nichts, als unangenehme, verdriessliche Gedanken ein. CK 10
Sehr zerstreut, konnte er nicht lange auf einem Gegenstande verweilen; die Gedanken rissen ihn mit sich fort. CK 18

10. Härte
Drücken in der Stirn, früh, als wenn das Gehirn dadurch zu hart würde, mit Unbesinnlichkeit. CK 51
Empfindung im harten Gaumen, als ob er aus Holz wäre.He 43.1

11. Verwirrung des Verstandes
Es wird ihm schwer, einen Entschluss zu fassen. CK 17
Sehr zerstreut, konnte er nicht lange auf einem Gegenstande verweilen; die Gedanken rissen ihn mit sich fort. CK 18
Während sie mit Jemand sprach, vergehen ihr die Gedanken. CK 19
Er kann sich auf das kurz vorher Vernommene nicht besinnen; jede Zwischenrede Anderer stört und verwirrt seine Gedanken. CK 20
Er arbeitet nicht mit der gehörigen Geistesfreiheit, die Gedanken vergehen ihm, und er muss sich sehr sammeln, um nicht auf andere Gedanken zu kommen. CK 21
Er kann Nichts gehörig fassen, über Nichts nachdenken, nicht einmal Gedächtnis-Sachen wiederholen; es schwinden ihm die Gedanken, so oft er zu denken anfängt, und es tritt eine Düsterheit mit Drücken im Vorderhaupte ein. CK 22
Gedankenlos sah er stundenlang durchs Fenster, ohne zu wissen, was er sehe, und ohne dabei etwas zu denken. CK 23
Das Denken wird ihm schwer; beim Lesen oder Hören empfindet er kein Mit-Gefühl; was ihm begegnet, rührt ihn weniger, als sonst; geistige Abstumpfung. CK 24
Dumm im Kopf, dass er oft nicht wusste, was er wollte. CK 25
Dumm, duselig, drehend im Kopfe, dass er nicht weiss, was er macht. CK 26
Dumm und schwer im Kopfe. CK 27
Dumm im Kopfe, das Lesen wird ihm schwer und er muss manches wiederholt lesen, um es zu verstehen. CK 28
Sehr berauscht, spricht er ohne Überlegung; doch gut gelaunt dabei und überaus lustig. CK 30
Ohnmachtartiger Schwindel. CK 40
Drücken in der Stirn, früh, als wenn das Gehirn dadurch zu hart würde, mit Unbesinnlichkeit. CK 51
Zusammenklemmen in den Schläfen von beiden Seiten her, nach einer starken Bewegung; dabei vergisst er das Wort im Munde und kann nur mit Mühe die Gedanken sammeln. CK 67
Erwachte nachts aus einem sehr lebhaften Traum; konnte nur mit Schwierigkeiten seine Gedanken sammeln und bemerkte, dass er nur geträumt hatte; danach schlief er wieder ein. A 1494
Viele Träume von verschiedenster Natur; er reiste umher, aber wusste nicht wo er war; konnte sich nicht mehr an die Namen der Orte erinnern, an denen er war oder an die er zu gehen wünschte, die Natur der Träume war besonders beklemmend, mit vollständiger Verwirrung der Gedanken. A 1496

12. Unentschlossenheit
Es wird ihm schwer, einen Entschluss zu fassen. CK 17
Dumm im Kopf, dass er oft nicht wusste, was er wollte. CK 25
Schwere in den Gliedern; er scheut die Bewegung und kann sich zu Nichts entschliessen. CK 547

13. Konzentrationsfähigkeit
Während sie mit Jemand sprach, vergehen ihr die Gedanken. CK 19
Er kann sich auf das kurz vorher Vernommene nicht besinnen; jede Zwischenrede Anderer stört und verwirrt seine Gedanken. CK 20
Gedankenlos sah er stundenlang durchs Fenster, ohne zu wissen, was er sehe, und ohne dabei etwas zu denken. CK 23

14. Arbeit und Trägheit
Sehr traurig, jede Kleinigkeit ergriff ihn unangenehm; für die ganze Welt abgestumpft, hat für nichts Sinn, Unlust zur Arbeit. CK 1
Sehr faul, keine Lust zur Arbeit, mit stetem Gähnen. CK 556
Kopf fühlt sich dumpf oder wie betrunken an; besser nach Mahlzeiten und bei der Arbeit. He 2.1

15. Sprechen und Wort
Während sie mit Jemand spricht, vergehen ihr die Gedanken. CK 19
Dumm im Kopfe, das Lesen wird ihm schwer und er muss manches wiederholt lesen, um es zu verstehen. CK 28
Kopfschmerz nach Bewegung und vielem Sprechen, besonders in den Schläfen und zu beiden Seiten des Wirbels. CK 41
Zusammenklemmen in den Schläfen von beiden Seiten her, nach einer starken Bewegung; dabei vergisst er das Wort im Munde und kann nur mit Mühe die Gedanken sammeln. CK 67
Sprache schwierig und weniger geläufig, bald, als sey die Zunge zu dick. CK 157
Beim Sprechen geht der Atem leicht mitten im Wort aus und er muss von vorne anfangen. CK 344

16. Empfindlichkeit
Bei Befühlen thun die Haare wie wund weh. CK 84
Bohren und Stechen in diesem oder jenem Zahne, doch mehr der rechten Seite, zuweilen in schmerzhaftes Stechen im rechten Backen-Knochen verwandelt; dabei der Kopf auf der rechten Backenseite so angegriffen, dass sogar die Berührung der Haare schmerzt, mit Unruhe, höchster Verdriesslichkeit und Widerwillen gegen Alles. CK 141
Heftiges Schneiden in den hohlen Zähnen, wie Wundheit, früh, im Halbschlafe; auch nach dem Erwachen noch Schmerz der Zähne. besonders beim Beissen; die Nacht drauf ebenso wiederkehrend und aus dem Schlafe weckend. CK 142
Pfeffer-Geschmack auf der Zunge. CK 154
Schnupfen- Geschmack auf der Zunge. CK 155
Wie wund im Rachen, beim Zutritt der freien Luft. CK 175
Brennen im Rachen, als hätte er Pfeffer verschluckt. CK 181
Bier schmeckt bitter; er bricht es weg, aber Wasser nicht. CK 191
Wundheits-Schmerz in der Harnröhre, bei Berührung derselben, theils für sich, theils beim Harnen. CK 305
Niesen mit Wundheits-Schmerz in der Brust. CK 325
Schnupfen mit Wundheits-Schmerz des rechten inneren Nasenflügels. CK 329

17. Ekel
Übelriechender Schleim an den Zähnen. CK 146
Druck-Schmerz im Schlunde, sobald er nur einen Bissen schluckt, und plötzliches Aufschaudern wie aus der Herzgrube, mit Ekel und Erschütterung des Kopfes und der Brust. CK 165
Beim Essen schmeckt gleich der erste Bissen nicht; Fleisch, wovor es ihm ekelt, wollte er gar nicht. CK 193
Widerwille gegen Fleisch. 194. CK 194
Der Athem-Hauch aus den Lungen stinkt wie fauler Käse. CK 351

18. Freiheit
Er arbeitet nicht mit der gehörigen Geistesfreiheit, die Gedanken vergehen ihm, und er muss sich sehr sammeln, um nicht auf andere Gedanken zu kommen. CK 21
Beim tief Athmen Schmerz in der Brust-Seite, als wären die Lungen angewachsen und könnten sich nicht frei ausdehnen. CK 350
Beim Gehen geneigt, mit vorn überhangendem Oberbauche zu eilen und dabei zu singen, doch Alles schwerfällig und mit Gezwungenheit. CK 549

19. Einklemmung und Einengung
Klemmendes Gefühl in den Schläfen und der Stirn, mit Druck auf die Augen und Kinnbacken, wie vor einem heftigen Schnupfen. CK 66
Zusammenklemmen in den Schläfen von beiden Seiten her, nach einer starken Bewegung; dabei vergisst er das Wort im Munde und kann nur mit Mühe die Gedanken sammeln. CK 67
Zusammenklemmender, kneipender, anhaltender Kopfschmerz von der Schläfe bis in die Stirn und Nase. CK 68
Klemmendes, krampfhaft zu- und abnehmendes, in kurzen Pausen wiederkehrendes Bauchweh, drückend stechenden Schmerzes, tief im Unterbauche, von der Mitte des Bauches aus, zuweilen in die linke Seite ziehend mit harter Anspannung des Bauches, durch abgehende Winde kurz erleichtert, mit Mattigkeit des Körpers, besonders der Beine, oft verstärkt wiederkehrend und dann unerträglich. CK 244
Kolik-Schmerzen auf einer kleinen Stelle der rechten Bauchseite, als wenn ein Stück Darm eingeklemmt wäre, nach Tische. CK 246
Nach dem Stuhle schnürt sich der After über den hervortretenden Mastdarm zu, der dann eingeklemmt und bei Berührung wie wund und schmerzhaft ist. CK 290
Auf der Blase klemmende Empfindung. CK 301
Athem beengt, weil die Brust von beiden Seiten wie zusammengezogen ist. CK 341
Langsames, schwieriges Athmen, mit Ängstlichkeit, er kann nicht genug Luft einziehen und glaubt, ersticken zu müssen. CK 342
Ruckweise Engbrüstigkeit, als läge etwas Schweres auf der Brust. CK 346
Beim Bücken und im Sitzen ist die Brust sehr beengt, sie muss die Kleider aufmachen; Athem langsamer und kürzer. CK 347
Beim Einathmen Gefühl, als wäre Brust und Luftröhre zu eng, durch Laufen und Treppensteigen nicht vermehrt. CK 348
Beim tief Athmen, als wäre es in der Gegend der dritten und vierten Rippe zu eng. CK 349
Klammartiger Zusammenzieh-Schmerz über den unteren Brustmuskeln, dem unteren Rücken und den Oberarmen, beim Gehen im Freien. CK 357
Empfindung als ob der Stuhl den Anus spalten würde. He 43.1

20. Beläge und Verdickungen
Trockene Grinder auf dem Haarkopfe. CK 91
Die Kopfhaut-Schuppen sind weisser, einfacher und trockener, als sonst. CK 92
Dicke, dürre, rissige, sich abschälende Unterlippe. CK 127
Weissgelb belegte Zunge. CK 158
Weisslich belegte Zunge. CK 159
Linsen grosse Hauterhöhungen am rechten Vorderarme, mit argem Jücken und hart werden nach Kratzen. CK 430
Jücken auf der Innenseite der Waden, durch Kratzen nicht zu tilgen, und nicht eher aufhörend, bis er sich blutig gekratzt, mit Brennen darnach; nach 12 Stunden Geschwulst der Wade, und an der gekratzten Stelle eine Blut-Kruste mit gelblichem Eiter darunter und Zerschlagenheitsschmerz. CK 495
Abschälung der Haut des ganzen Körpers. CK 532
Traum, sein Rücken sey mit Warzen und Auswüchsen übersäet. CK 578

21. Appetit und Essen
Grosse Angst, mit argem Herzklopfen, Mittags, vor dem Essen; sie musste sich legen, und konnte nicht aufdauern. CK 6
Bier schmeckt bitter; er bricht es weg, aber Wasser nicht. CK 191
Taback schmeckt wie Stroh. CK 192
Beim Essen schmeckt gleich der erste Bissen nicht; Fleisch, wovor es ihn ekelte, wollte er gar nicht. CK 193
Widerwille gegen Fleisch. CK 194
Ohne wahren Appetit und Hunger, doch fortwährend Begierde zu essen und Etwas in den Magen zu bringen, damit er nicht so weh thue. CK 197
Leichtes Erbrechen eines grünen, bitteren Schleimes, mit grosser Dämischkeit im Kopfe, und hämmerndem Schmerze im rechten Stirnhügel, der mehrere Stunden dauert. CK 216
Druck im Magen, nach dem Essen, und lange darnach noch Gefühl wie von unverdauten Speisen darin. CK 221
Kopf fühlt sich dumpf oder wie betrunken an; besser nach Mahlzeiten und bei der Arbeit. He 2.1

22. Bauch
Bangigkeit in der Herzgrube, wie von unangenehmer Erwartung. CK 4
Grosse Angst, mit argem Herzklopfen, Mittags, vor dem Essen; sie musste sich legen, und konnte nicht aufdauern. CK 6
Ohne wahren Appetit und Hunger, doch fortwährend Begierde zu essen und Etwas in den Magen zu bringen, damit er nicht so weh thue. CK 197
Druck im Magen, nach dem Essen, und lange darnach noch Gefühl wie von unverdauten Speisen darin. CK 221
Druck-Schmerze im Bauche, mit Ängstlichkeit, dass er sich nicht zu lassen weiss. CK 234
Allgemeiner Druck auf dem ganzen Oberbauche, mit Anspannung desselben, Tag und Nacht. CK 235
Drücken, Nachts, im hart angespannten Bauche, durch jede andere, als die Rückenlage, erhöht, mit beengtem Athem und schnellerem Pulse. CK 236
Schmerzlicher Druck im Bauche weckt ihn Nachts, nach sehr lebhaften Träumen, aus dem Schlafe, mit ängstlichem Gefühle, als sey der Bauch erstarrt, hart und mit der Brust verwachsen, doch geht es darin umher, wie von Blähungen, die sich lösen. CK 237
Drückendes Bauchweh, auf Gehen im Freien nach Essen; drauf Schweiss und Angst, als ränge er mit dem Tode; nach Aufstossen besser. CK 238
Schmerzhafte Auftreibung des Bauches, mit kurzem, ängstlichem Athem, dass er die Kleider öffnen muss, dabei Aufstossen, Kollern im Leibe, schwierigem Abgange lauter Winde, Frostigkeit und Schauder mit heftigem Gähnen, Abends. CK 240
Schwere im Bauche, mit Ängstlichkeit. CK 241
Klemmendes, krampfhaft zu- und abnehmendes, in kurzen Pausen wiederkehrendes Bauchweh, drückend stechenden Schmerzes, tief im Unterbauche, von der Mitte des Bauches aus, zuweilen in die linke Seite ziehend mit harter Anspannung des Bauches, durch abgehende Winde kurz erleichtert, mit Mattigkeit des Körpers, besonders der Beine, oft verstärkt wiederkehrend und dann unerträglich. CK 244
Durchfälliger Stuhl, mit Ängstlichkeit in der Herzgrube zuvor. CK 278

23. Brust und Bauch wie verwachsen
Zerrender Spann-Schmerz in der Herzgrube, beim Einathmen, als sey ein Theil des Zwergfells angewachsen. CK 223
Schmerzlicher Druck im Bauche weckt ihn Nachts, nach sehr lebhaften Träumen, aus dem Schlafe, mit ängstlichem Gefühle, als sey der Bauch erstarrt, hart und mit der Brust verwachsen, doch geht es darin umher, wie von Blähungen, die sich lösen. CK 237
Beim tief Athmen Schmerz in der Brust-Seite, als wären die Lungen angewachsen und könnten sich nicht frei ausdehnen. CK 350

24. Häutung
Dicke, dürre, rissige, sich abschälende Unterlippe. CK 127
Brennen im rechten Mundwinkel, Abends, als wäre die Haut los. CK 128
Heftiger Schmerz, nach Mitternacht, im Schienbeine, wie zerschlagen, oder, als wenn die Beinhaut abgerissen würde, Schlaf störend mit schnell den ganzen Körper durchdringendem Froste und anhaltendem, starken Durste. CK 482
Abschälung der Haut des ganzen Körpers. CK 532
Empfindung, als ob die Knochenhaut zerrissen wäre. He 43.1

25. Sexualität
Jücken in der Eichel. CK 312
Erektionen öfters am Tage. CK 317
Nach einer Pollution heftige Aufregung des Geschlechtstriebes, mit Kriebeln im ganzen Körper, wie von übertriebener Geilheit. CK 318
Brenn-Schmerz plötzlich zwischen den weiblichen Brüsten. CK 371???
Wollüstige Träume und als habe er eine Pollution gehabt. CK 581

26. Zittern und Zucken
Ängstlichkeit, Abends, mit Zittern der Glieder und am ganzen Körper. CK 5
Starkes, häufiges Muskelzucken auf der Mitte der rechten Wange, 8 Wochen lang. CK 120
Reissendes Zucken vom rechten obern, hohlen Backenzahne in die Schläfen hinein. CK 139
Schmerzliches Zucken in den obern Schneide-Zähnen. CK 140
Ein brennender Stich und starkes Muskelzucken unter dem linken Schulterblatte. CK 386
Geschwulst der Hand mit Kriebeln darin, wie Eingeschlafenheit. CK 443
Geschwulst und Hitze der Hand und des Armes, mit Muskelzucken und Picken darin. CK 444
Kurzes Ziehen oder Zucken, bald hier, bald da, wonach dann ein stetes Wehthun zurückbleibt. CK 523
Im Schlafe heftige Erschütterung des Körpers, dass er sich dabei sogar in die Zunge beisst. CK 569

27. Brennen
An der Oberlippe heisses Brenn-Gefühl. CK 124
Wundheits-Schmerz und entzündliche Röthe am Rothen der Unterlippe, mit Brennen bei Berührung, durch Benetzen mit Speichel, oder beim Trinken (...) CK 125
Brennen in der Unterlippe am Rothen, besonders beim Schliessen des Mundes, als wollte sie aufspringen, meist nur Abends, oder dann doch ärger. CK 126
Im Munde heftiges Brennen. CK 147
Brennen auf der Zunge, bis in den Magen. CK 148
Brennen im Munde bis in den Magen. CK 149
Hitz-Gefühl und trockne Rauhheit vorn auf der Zunge. CK 151
Brennen und Hitz-Gefühl im Bauche. CK 257
Ausfluss gelber, dünner, zuweilen blutiger Feuchtigkeit aus der Nase, die davon wund wird und brennend schmerzt. CK 330
(...) Empfindung, als ob Feuer durch die Muskeln schiesst (...) erhabene Stellen wie Nesselfieber brennen, als ob brennende Kohle darauf läge (...) He 43.1

28. Vergrösserung
Drücken in den Augen, als wären die Äpfel zu gross, er muss oft blinzeln. CK 96
Zähne linker Seite wie zu lang. CK 145
Sprache schwierig und wenig geläufig, bald, als fehlte der Athem, oder der Speichel, bald, als sey die Zunge zu dick. CK 152
(...) Empfindung, als ob die Augen zu gross wären; als ob die Ohren zu offen stünden (...) He 43.1

29. Kriebeln wie von Insekten
Arges Beissen auf dem Kopfe, wie von Läusen, durch Kratzen nur kurz getilgt und immer wo anders wiederkehrend, Abends. CK 89
Jücken auf dem Kopfe und am ganzen Leibe, wie von Ungeziefer, nach Kratzen bald anderswo wiederkehrend. CK 90
Nach einer Pollution heftige Aufregung des Geschlechtstriebes, mit Kriebeln im ganzen Körper, wie von übertriebener Geilheit. CK 318
Jücken, wie von Flöhen, meist an kleinen Stellen, nach einiger Zeit vergehend, und anderswo erscheinend, vorzüglich Abends, weniger am Tage, Nachts kaum. CK 528
Empfindung, als ob der Kopf in einem Ameisennest wäre (...) als ob Ameisen über die Brust rennen würden (...) als ob Millionen von Insekten auf ihm herumkriechen würden. He 43.1

30. Lachen
Ein Stich tief in der Brust, beim Lachen. CK 363

31. Schwäche und Zerschlagenheit
Lähmiger Schmerz im rechten Achsel-Gelenk, mit Druck-Schmerz auf den Schulter-Knochen. CK 407
Zerschlagenheit der Arme. CK 409
Schwäche, Lässigkeit der Arme, beim Schreiben. Ein Blutschwär am linken Arme. CK 410
Lähmiger Druckschmerz im linken Oberarme bis ins Ellenbogen-Gelenk, durch auswärts Beugen des Armes vermehrt. CK 418
Zerschlagenheits-Schmerz der Oberarme beim Befühlen. CK 419
Im Hand-Gelenke und ganzen rechten Arme mehr in den Muskeln, lähmiger Verrenkungs-Schmerz, bloss beim Bewegen. CK 431
Lähmigkeits-Gefühl im rechten Hand-Gelenke, in Ruhe und Bewegung. CK 432
Lähmiger und drückender Schmerz in den Mittelhand-Knochen der rechten Hand. CK 433
Arges, Schwäche erregendes Drücken in der ganzen Hand, mit Gefühl, als schwölle sie auf. CK 435
Im Unterschenkel ein stumpfer Schmerz, als wäre das Schienbein in der Mitte zerbrochen, bei jedem Tritte. CK 481
Lähmige Schwäche an der äusseren Seite des Fussgelenkes, beim Gehen im Freien. CK 498
Zerschlagenheits-Schmerz im linken Fuss-Gelenke, in der Ruhe. CK 501
Alle Gelenke schmerzen wie zerschlagen, oder ermüdet. CK 519
Unstetigkeit der Gelenke, als wollten sie zusammenbrechen. CK 520
Schwere und Zerschlagenheit aller Glieder, wie bei zurückgetretenem Schnupfen. CK 545
Schwere in den Gliedern; er scheut die Bewegung und kann sich zu nichts entschliessen. CK 547
Das Blut scheint die Gliedmassen zu verlassen, was sie schwach und schwindlig macht, mit Unfähigkeit zu sprechen. He 2,3.
(...) Empfindung, als ob der Schädel gespalten werde; als ob der Scheitel weg wäre; als ob der Kopf weg wäre; als ob das Schultergelenk in Stücke zerrissen würde; Schienbein wie zerschlagen (...) He 43.1

32. Verschlechterung durch Schlaf
Unruhiger, nicht erquickender Schlaf. CK 561
Spätes Einschlafen, und nach kurzem Schlummer, Erwachen kurz vor Mitternacht mit Gefühl verminderter äusserer Empfindung aller Glieder, selbst der Ruthe und des Bauches. CK 563
Nach festem Schlafe erwacht sie wie betäubt. CK 564
Alpdrücken nach Mitternacht, und nach dem Erwachen, Eingeschlafenheit der Glieder und Kraftlosigkeit der Hände. CK 567
Nach dem Schlafe, höchste Verdriesslichkeit. CK 571

33. Leichtigkeit
Sehr berauscht, spricht er ohne Überlegung; doch gut gelaunt dabei und überaus lustig. CK 30
Beim Gehen geneigt, mit vorn überhangendem Oberbauche zu eilen und dabei zu singen, doch Alles schwerfällig und mit Gezwungenheit. CK 549
Grosses Leichtigkeits-Gefühl im Körper. CK 550
Erwachen, 3 Uhr Nachts mit starkem Schwere-Gefühl in allen Gliedern, und dem Kopfe;
er kann lange nicht einschlafen und wird dann von ängstlichen Träumen geplagt. CK 566

34. Bewegung
Kopfschmerz nach Bewegung und vielem Sprechen, besonders in den Schläfen und zu beiden Seiten des Wirbels. CK 41
Druck-Schmerz im Hinterhaupte und im Genicke, bei Bewegung des Kopfes. CK 59
Anhaltendes, stumpfes Stechen in der linken Unterbauch-Seite, durch Aufdrücken und Gehen erhöht. CK 255
Schmerz plötzlich im linken Schoosse, wie Druck auf eine wunde Stelle, ärger beim Ausathmen und Beugen. CK 273
Auseinander- Pressen im rechten Bauchringe, beim Harnen; durch Kniebeugen vergehend, beim Aufrichten wiederkehrend. CK 274
Im After, beim Gehen, ein beissender Wundheits-Schmerz und im Mastdarme Brennen. CK 291
Wässrichter Schleim-Ausfluss aus der Harnröhre, bei Bewegung. CK 308
Drückender, beengender Schmerz im hinteren Theile der Brust, bei aufgerichtetem Körper, durch tief Athmen sehr erhöht und dann durch die ganze untere Brust gehend; beim Vorbeugen ist der Schmerz kaum merkbar, erscheint aber wie eine Art Rheumatismus, wenn er unter Bewegung der Arme sich stark hinter beugt. CK 354
Stiche auf der linken Brust-Seite, unter dem Schlüsselbeine, in taktmässigen Absätzen, tief in die Brut hinein; bald darauf bloss stumpfes Wehtun, bei jedem Einathmen verschlimmert, und einige Tage hindurch wiederkehrend. CK 360
Ein Stich tief in der Brust, beim Lachen. CK 363
Stumpfer Stich unter dem Herzen, beim tief Athmen. CK 364
Heftige, absetzende Stiche in der rechten Brust, mehr nach der rechten Seite hin, welche kaum zu athmen verstatten. CK 365
Feiner Stich-Schmerz in der rechten Brust-Seite, meist beim Athmen. CK 367
Stumpfer Stich im Rücken, nah am rechten Schulterblatte, der das Athmen hindert, bei Bewegung am meisten fühlbar. CK 382
Ein drückender Stich-Schmerz auf der äussern rechten Seite der Lenden-Wirbel, durch Bewegung vermehrt. CK 384
Gefühl, als ob die Nahrung lange Zeit unverdaut im Magen liegen bliebe. He 43.1

35. Husten aus der Tiefe
Brennen im Halse, mit Reiz zum Hüsteln im Kehlkopfe, wie von Trockenheit, mit ängstlicher Athembeklemmung und Ablösung wenigen Schleimes beim Husten. CK 333
Heftiger Husten-Reiz, Abends im Bette und früh, tiefer in der Luftröhre, als wohin der Husten stossen kann, daher die Heftigkeit desselben und Unmöglichkeit, Etwas los zu husten. CK 334
Husten, dessen Anreizung tief in der Brust entsteht, und der nicht nachlässt, bis Erbrechen und Ausfluss wässrichten Speichels erfolgt. CK 335
Einige Stunden lang heftiger, unabgesetzter, Erbrechen erregender Husten. CK 336
Trockener Husten, mit Würgen zum Erbrechen, Nachmittags und gegen Abend. CK 337

36. Luftblasen
Gefühl, als wenn sich im Oberbauche, zwischen Herzgrube und Nabel, Luft-Bläschen entwickeln. CK 263
Feine-brickelnde Stiche in der Ruthe und an der Spitze der Eichel. CK 313
Hitz-Bläschen am Ballen der rechten Hand, mehrere Tage lang. CK 446
Muskelzucken im linken Oberschenkel, als wenn sich Luftblasen entwickelten. CK 471
Fippern im Knöchel der rechten grossen Zehe, wie Muskelzucken, oder als wenn Bläschen aufplatzten. CK 512

37. Desorientierung und Verlust des Ziels
Gedankenlos sah er stundenlang durchs Fenster, ohne zu wissen, was er sehe, und ohne dabei an Etwas zu denken. CK 23
Viele Träume von verschiedenster Natur; er reiste umher, aber wusste nicht wo er war; konnte sich nicht mehr an die Namen der Orte erinnern, an denen er war oder an die er zu gehen wünschte, die Natur der Träume war besonders beklemmend, mit vollständiger Verwirrung der Gedanken. A 1496

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Mezereum will das von äusseren Zwängen unbeeindruckte Denken. Er leidet an allem, was sich seinem Bewusstsein aufdrängt. Alles, was lebhaften Eindruck hinterlässt, alles, was sein Mitgefühl anspricht, schränkt seine Geistesfreiheit ein und bringt ihn völlig durcheinander. Darum verliert er die Orientierung auf ein Ziel, auf ein allgemein verbindliches Zentrum hin, auf das sich sein Denken und Handeln ausrichten kann. Unentschlossenheit ist die Folge dieser Verweigerung, bei der er jeden Denk- und Willensschritt als Freiheitsverlust erlebt. Seine falsche Freiheit, an die er sich hält, ist die Gleichgültigkeit. Er vermeidet, dass sein Interesse sich zu sehr an einen Gegenstand bindet, da er sich sonst unter Zwang und eingeengt fühlt.
Wenn er handelt, fühlt er sich als Sklave einer Intention, damit wird klar, dass Mezereum v.a. ein Motivationsproblem hat. Wie soll er seinen Interessen Verbindlichkeit geben, wenn er sich gerade dann einem Zwang beugt? So bewegt er sich lieber im Belanglosen. Ein Beispiel für den Typus des Mezereum-Menschen hat Jim Jarmusch in seinem Episodenfilm "Permanent Vacation" kreiert. Der jugendliche Held Christopher Parker durchstreift ziellos ein merkwürdig traumhaftes New York,wobei er immer wieder Zufallsbekanntschaften macht und schnell wieder verliert. Die Ungebundenheit dieses Vertreters der "Generation X" spricht programmatisch aus dem Filmtitel "immer in Ferien". "Was willst du hören, Kid?" fragt ihn ein Saxophonist, der auf nächtlicher Strasse ein einsames Konzert gibt. "Egal, solange es nur cool klingt", gibt Christopher zurück und schlendert schon wieder davon.
Das Mezereum-Thema spielt in der Debatte über die Postmoderne eine gewisse Rolle, in welcher der Verlust eines verbindenden Zentrums und das Auftreten frei flottierender, "monadischer" Einzelwelten zum Gegenstand wird.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Zunächst die erste Phase der Egotrophie, in welcher der Verlust eines anziehenden Ziels kompensiert wird: Die Welt ist ihres Zentrums beraubt, es fehlt die Möglichkeit, einen Wert als ein unabweisbares, festes Gesetz zu installieren. Alle Werte sind gleich-gültig (in der doppelten Wortbedeutung). Ein Mensch, der den festen Regelkanon, der das Handeln der anderen Menschen bestimmt, untergräbt. Dieser Mezereum-Typ wird rundheraus erklären: es ist naiv, wenn ihr euch so an etwas angeblich Bedeutendes anbindet! Stattdessen relativiert er alle Ereignisse, die jeden anderen in den Bann ziehen und nimmt ihnen ihre Wichtigkeit. Alles ist egal, Mezereum steht unbeeindruckt über den Dingen.
In der zweiten Phase der Egotrophie macht er sich zum Meister der Fremdmotivation, dabei will er frei schalten und walten, unabhängig von solchen Gütern, die andere attraktiv finden. Er will nicht bewegt werden, aber er versucht, seine Mitmenschen wie Schachfiguren zu bewegen. Er will bestimmen, was andere zum Handeln verleitet. Im realen Leben ist er z.B. ein Werbestratege, der sein Produkt mit grotesk übertriebenen Bedeutungen auflädt: "Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer". Ein Manipulator, dessen grösste Freude es ist, ein Bedürfnis bei anderen zu wecken, dem sie dann ausgeliefert sind. Ein Dealer und Verkäufer falscher Träume.
Dabei will Mezereum sich seinerseits nie überzeugen lassen vom Wert einer Sache, er lacht über diese Sucht nach dem"Wohlstandsmüll", der die verführten Konsumenten verfallen sind.
Ein weiteres egotrophes Bild zeigt jemanden, der ohne alle Zwänge denken und handeln will. Er akzeptiert keine Schranken und Notwendigkeiten, verstösst z.B. gegen Konventionen und stellt lieber eigene Regeln auf. Er ist eine Art Bilderstürmer und De-Konstruktivist. Oder er verhält sich chaotisch und intuitiv, ohne Überlegung. Ein Beispiel aus der Philosophie ist "Das Wilde Denken" Claude Levi-Strauss´. Dieser versucht mittels seiner ethnologischen Studien ein anderes, eben intuitives Denken dem europäischen, logozentrischen gleichberechtigt gegenüberzustellen. Damit aber löst er genau dieses europäische Denken auf.
Mezereum vermeidet, sich verbindlich festzulegen, sein Ideal ist die beliebige Entscheidung. Jede Position wird sofort relativiert, damit wird ihr jegliche Überzeugungskraft genommen. Statt seinen eigenen Standpunkt darzustellen, verlegt er sich auf das Prinzip des Ausweichens.

Egolyse
Er fühlt sich zerschlagen, ist völlig gelähmt und zieht sich zurück. Er ist zu keinem Willensakt mehr fähig. So ganz ohne eigenen, festen Standpunkt fühlt er sich wie eine willenlose Marionette, er hängt heute dieser Meinung an, morgen der gegensätzlichen. Er unterwirft sich dem "common sense" oder läuft irgendeiner Leitfigur hinterher. Damit delegiert er gewissermassen die ihm mangelnde Begeisterungsfähigkeit. Nichts weckt bei ihm Lust oder Verlangen, alles ist gleich-gültig.

Alterolyse
Die anderen Menschen versuchen, ihm Entscheidungen aufzudrängen, um seine Unabhängigkeit damit einzuschränken. Jedes Gespräch ist wie Zwang und Gefängnis, denn er muss Position beziehen. Wenn er seinerseits die anderen verletzt und eine weitere Kommunikation damit abbricht, hat er Ruhe. Jeden Versuch einer Absprache wertet er als terroristischen Akt. Eindrucksvolle Ereignisse sind ihm ein Greuel.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Mezereum arbeitet nicht mit der gehörigen Geistesfreiheit. Denken und Handeln werden bestimmt von der Einsicht in vorgängige Notwendigkeiten. Zu diesen Notwendigkeiten zählt die Abhängigkeit der Verstandesleistungen vom Material, das die Sinne dem Verstand zur Verfügung stellen. Die Sinneswahrnehmung ihrerseits erfordert eine aktive Hinwendung zum Gegenstand, eine Intention. Dadurch wird eine Vorauswahl getroffen, die bestimmt, welcher der angebotenen Eindrücke gerade von Wichtigkeit ist. Wahrnehmung hängt also mit Intention zusammen, Intention ihrerseits damit, dass die Bedeutung eines Gegenstandes bewertet wird. Dieser vorgängige Bewertungsprozess ist der passive Anteil an der Wahrnehmung, da er mehr vom Betrachteten und dessen tatsächlichem Wert und weniger vom Betrachtenden und seiner Bewertungsskala abhängig ist. Einige Dinge stehen im Vordergrund der Wahrnehmung, andere verschwinden fast, bis sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt relevant werden. Mezereum nimmt diese notwendige Einschränkung im Sinnesakt als Gängelung wahr, darum lässt er sich von nichts affektiv anrühren, denn er könnte dadurch zur Reaktion gezwungen werden. Mezereum verfällt der völligen Gleich-Gültigkeit, alles hat denselben Wert.

Transzendenter Wert
Gott handelt frei und ohne notwendigen Grund. Gottes Entschluss zur Erschaffung der Welt motiviert sich allein aus seiner Liebe. Die Schöpfung macht ihn nicht vollständiger, auch wenn sie noch so vollkommen ist. Gott handelt also ohne jeden Zwang. Für Mezereum scheint diese Freiheit eine Art Gleichgültigkeit zu sein, Gott lässt sich durch nichts rühren. Diese Tatsache missversteht Mezereum, indem er annimmt, dass für Gott alles egal und belanglos sei.
Mezereum wünscht sich Freiheit durch eine Intelligenz, die sich nie zwingen lässt und nie schwach wird durch die Macht der Sinneseindrücke.

Menschliche Daseinsbedingung
Die Frage ist, wie der Verstand das Sinnesmaterial ordnet, bevor er eine Entscheidung trifft. Um sich mit einer beliebigen Sache zu beschäftigen, muss diese zunächst Interesse wecken. Dafür ist auf der Seite des Handelnden ein Werturteil gefragt. Zunächst also klärt der Mensch, ob eine weitere Beschäftigung mit dem Gegenstand lohnend erscheint. Ist das Ding gut oder nicht gut für meine Bedürfnisse? Dieser erste Schritt ist notwendig, damit der Verstand aus dem Material der zunächst ungeordneten und verworrenen Wahrnehmung dasjenige herausfiltert, was ihm nützlich erscheint. Der Verstand fokussiert also die chaotischen Daten der Wahrnehmung mit Hilfe des Kriteriums gut oder schlecht, sonst ist er unfähig, in der unübersichtlichen Informationsflut eine Wahl zu treffen. Diese Vorentscheidung ist also das Ordnungsprinzip zur Verarbeitung der Eindrücke. Mezereum erlebt diese Entscheidungsnotwendigkeit als Einschränkung seiner Freiheit, da dieser Prozess ihn unter Zugzwang setzt. Er wählt die Gleichgültigkeit und Unberührbarkeit.

Kerne

Schuld
Er wollte sich durch niemanden und nichts zu einem Urteil oder Wahlentscheid hinreissen lassen, alles ist gleich viel wert für ihn, nichts hat Vorrang oder kann sich seinem Bewusstsein oder Willen aufdrängen.

Verlust
Er verliert jeden Bezug zur Welt, da er keine Orientierungsmuster zugelassen hat. Z.B. vergehen die Gedanken beim Sprechen mit anderen. Da er nicht entscheiden will, was ihm wertvoll erscheint, verliert er die Freiheit der Wahl in der menschlichen Willkürhandlung, er verliert die Fähigkeit, sich aus sich selbst zu bewegen. Verlust des schlussfolgernden Denkens ("Diskurs"), welches das schrittweise Vorgehen entlang von Entscheidungen voraussetzt. Verlust der freien Tat.

Strafe
Stiche beim Lachen, Schwinden der Gedanken, so oft er nachdenkt, Reue nach dem Zank. Jeder Willensakt bereitet ihm Angst, denn er muss zuvor einen Wahlentscheid treffen. Das schlussfolgernde Denken ist blockiert. Jede Kleinigkeit ergreift ihn unangenehm.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Der Blick durchs Fenster (z.B. Thema 1)
Dieser gilt als Metapher für den ausschnitthaften Charakter der Wahrnehmung, zugleich Einschränkung wie auch Bedingung derselben. Das Fenster ist die intellektuelle Schleuse zwischen innen und aussen.

Wut, Vorwürfe und Reue (Thema 3)
Die Reue nach dem Streit tritt auf, weil er sich, um zu streiten, in seiner Meinung festgelegt hat. Er hat eine Entscheidung getroffen.

Gefühl, der Körper sei mit Insekten bedeckt (Thema 28)
Mezereum begehrt die Autonomie in der Entscheidung, wovon es bewegt werden will. Darum hat es für den Körper, diesen Sklaven der Seele, nur Verachtung übrig. Insekten und Parasiten, die den Körper bedecken, stehen für dieses Elend. Der Kopf als Organ des Verstandes ist ebenso vom Ungeziefer heimgesucht. Mezereum weigert sich, auf angemessene Weise über seine Verstandeskräfte und sein Denkvermögen zu verfügen.

Blasen und Bläschen (Thema 35) weisen auf zweierlei hin: zunächst auf das Thema der Leichtigkeit (s.u.), und dann auf die Rückzugstendenzen von Mezereum. Er schliesst sich ein wie in eine Zyste.

Leichtigkeit (Thema 32)
Die Leichtigkeit bezieht sich hier auf die gestörte geistige Funktion. Mezereum verweigert sich dem Schweren, Grobsinnlichen. Sein Ziel ist die dematerialisierte, reine Intelligenz, die vollkommen frei von allen äusseren Zwängen agiert.

Fröhlich und berauscht beim Nicht-Denken (Thema 11)
Mezereum will nicht zum Denken gezwungen werden, er verweigert vor allem das diskursive, schlussfolgernde Denken, welches ihm Entscheidungen abverlangt.

Die Verhärtung der Organe, z.B. des Gehirns (Thema 10), steht für seine Weigerung, sich irgend einem Umstand anzupassen. Er bleibt hart bei seinem Standpunkt.

Das Gefühl der vergrösserten Sinnesorgane (Thema 27) spricht für das egotrophe Verlangen, die Leistungsfähigkeit seiner Wahrnehmung zu steigern. Wie ein Seismograph erfasst er jede Schwingung, er kann jede Sache sicher bewerten. Er will Sinneserkenntnis so klar wie Verstandeserkenntnis.

Das behinderte Denken (Thema 11) ist gut aus der gehemmten Entscheidungsfähigkeit zu erklären. Zumal in romanischen Sprachen Denken (lat.: pensare) mit Abwiegen und Bewerten bedeutungsähnlich ist.

ANDERE HYPOTHESEN


Die Hypothese der französische Arbeitsgruppe AFADH weicht von der hier vorgelegten Hypothese Masis geringfügig ab.
Auch dort geht es zunächst um die Wahrnehmung und die Aufmerksamkeit. Die willentliche Wahrnehmung ist nämlich auf gewisse Weise automatisch, wie ein Reflex. So zieht z.B. der Lärm einer Explosion wegen der Intensität des Vorgangs die Aufmerksamkeit des Betrachters zwangsweise auf sich. D.h. dass das wahrgenommene Objekt Macht ausübt über das wahrnehmende Subjekt. Mezereum weist die unvollständige Kontrolle über seine Aufmerksamkeit zurück und verliert damit den willentlichen Aspekt der menschlichen Aufmerksamkeit. Darum kann er seine Gedanken nicht mehr dirigieren und lenken, sie führen gewissermassen ein Eigenleben. Seine Gedanken werden unfruchtbar, weil er wie Gott unmittelbar durch Intuition das Wesen einer Sache erkennen will (DTA 14. Frage). Daher fürchtet er auch drohendes Unglück. Weil er seine Gedanken nicht an ein Objekt binden will, weil er seine Gedanken nicht fokussieren will, verfällt er der Konfusion. Jede Kleinigkeit lenkt ihn ab, das geringste Detail gewinnt Macht über ihn. Bei dieser Hypothese liegt der Schwerpunkt also eher auf dem Versuch, mit Hilfe der Sinne und des Verstandes unmittelbar zum Verständnis der Dinge zu gelangen, die Problematik der Bewertung und Vorentscheidung des Sinnes- und Gedankenmaterials ist weniger wichtig.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Colchicum
Das Bewusstsein leidet an der beschränkten Kenntnisnahme der Welt durch den Sinnesapparat. Sein Handeln möchte sich aus seiner eigenen Bewegkraft motivieren, aus seiner eigenen Liebe zum Begehrten.

Helleborus
Ist ebenso im Zweifel über den Wert der Dinge. Wie Gott will er einen von seiner Umgebung unabhängigen Wert in sich haben. So verliert er v.a. den Glauben an seine eigene Bedeutung, fühlt sich wie ein Automat oder wie ein Tier. In der Egotrophie hält er sich grosser Taten fähig.

Digitalis
Bei Digitalis handelt es sich weniger um das Problem der Wertigkeit, als um das der Liebe und des Verlangens in Bezug auf einen Gegenstand. Er kann seine Projekte nicht ausreichend wertschätzen, weil er sie nicht lieben kann.

THOMAS VON AQUIN


Im 8.Kapitel der "Summe gegen die Heiden" wird auf die Tatsache hingewiesen, dass die menschliche Wahrnehmung und Erkenntnisfähigkeit nur unzulänglich ist. Vielmehr ist es so, dass vieles vom Wert einer Sache - dem Platz dieser Sache im Sinne ihres Schöpfers - verborgen bleibt.
Frei ist, was Ursache seiner selbst ist (Aristoteles). Der Mensch hat Wahlentscheid kraft seiner Vernunft. Nun ist die Wahl "ein Verlangen aufgrund der Überlegung", d.h. der Vernunft liegt ein Begehren zugrunde. Dieses hat als Ziel einen Gegenstand mit der Natur des Guten. Für Thomas hat der vernünftige Wille sich notwendig auf das Gute hinzubewegen, insofern ist er also nicht vollkommen frei. Der Mensch ist insofern nicht die erste Ursache seiner Selbstbewegung, sondern Gott. DTA I 83.1 und 3.

ZUR SUBSTANZ


Daphne mezereum, Seidelbast (Familie: Thymelaeaceae)
Mythologisch ist Daphne die Symbolfigur für eine Liebe, die durch Verweigerung tragisch endet. Während Apollon Daphne umarmen will, verwandelt die Nymphe sich in einen Lorbeerbaum (griech. Daphne: Lorbeer) und entzieht sich ihm für immer. Die Nymphe Daphne symbolisiert damit auch einen Teil der hier vorgetragenen Mezereum-Hypothese: Das Thema der Verwandlung eines Gegenstandes durch die Macht des Begehrens, und - in diesem Zusammenhang noch wichtiger - die Frustration des Begehrenden gerade im Moment der vermeintlichen Vereinigung mit dem, was er so unbedingt wollte. Dies könnte Apollon in einen vor weiteren solchen Erlebnissen schützenden Mezereum-Zustand der vollkommenen Gleichgültigkeit stürzen.

QUELLEN


Autor: Christoph Weihe, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

CK Hahnemann Samuel, Die Chronischen Krankheiten, 4. Nachdruck der 2. Auflage, Heidelberg 1988
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 7
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 6
Jr Jahr, G.H.G., Therapie der Geisteskrankheiten, Leipzig 1855
DTA Thomas von Aquin, Die Deutsche Thomas-Ausgabe, Band 6, Salzburg 1935
SgH Thomas von Aquin, Summe gegen die Heiden, Band I, Darmstadt 1987
Bild Esther Ostermünchner