Moschus

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
"Fighting like a cornered rat" (kämpfen wie eine in die Enge getriebene Ratte), so fühlt sich der Moschus-Mensch ausserhalb seines "Reviers", ausserhalb seiner sozialen Gemeinschaft. Seine Stärke bezieht er aus der Zugehörigkeit zu einem Kollektiv, einer Schutzsozietät. Die Zuordnung zur Gemeinschaft bedarf gewisser abgesprochener Markierungen und äusserlich sichtbarer Erkennungszeichen ("Sippengeruch"). Der Kontakt kann für Moschus nicht eng genug sein, schon damit dauernd die gegenseitige Loyalität bestätigt werden kann. Jede Individualdistanz ist aufgehoben. Der einzelne unterwirft sich völlig den Stimmungen und Gepflogenheiten der Gruppe. In dieser fühlt er sich sicher aufgehoben, hier gibt es keine interne Rangordnung. Alle natürlichen Bedürfnisse werden im Verband befriedigt, es gibt keine Eifersucht und keinen Futterneid. Diesem universellen Band der Liebe und der Versorgung steht allerdings eine beispiellose Aggression gegenüber anderen und Fremden gegenüber, die Verhaltensforscher nennen das "Parteihass".



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Selbstbeherrschung bei leicht verletztem Ehrgefühl, Widerstand gegen äusseren Druck und Beengung, rasende Wut und sexuelle Erregbarkeit sind Hauptthemen.


1. Zu eng
Es ist ihm um Herzgrube alles zu eng, mit beissend brennender Wundheitsempfindung, jedesmal nach dem Mittagessen, drei Tage nach einander RAL 48
Vollheits-Gefühl in der Magengegend, schon durch mässiges Essen vermehrt RAL 50
In und über der Herzgrube (in der Brust) Wehtun, besonders beim Einatmen, verbunden mit einer Ängstlichkeit in der Brust. RAL 52
Es ist ihr zu eng im Unterleibe, ohne Schmerz, mit Ängstlichkeit, dass sie keine Arbeit vornehmen und nirgends bleiben konnte, sondern umherlaufen musste; sie lief zu mehreren Bekannten, verweilte sich aber nirgends über etliche Minuten RAL 60
Beengtes Atmen: sie muss tief atmen RAL 79
Drücken in der Herzgrube in einem solchen Grade, dass es ihm Beängstigung und Beengung der Brusthöhle zuzog, und dass er deswegen öfter und tiefer als gewöhnlich einatmen musste. HT 25

2. Druck
Dumm machender, zusammendrückender Kopfschmerz auf einer kleinen Stelle, dicht über der Nasenwurzel. RAL 7
Es ist ihm bisweilen, als wollten ihm die Sinne vergehen, mit allgemeinem betäubendem Drucke des Gehirns, einem Zusammendrücken ähnlich. RAL 8
Eingenommenheit des Kopfs, mit betäubendem Drucke des Gehirns. RAL 9
Flüchtig ziehendes Drücken in der rechten Schläfe. RAL 22
Auf dem Kopfe und oben in der Stirne, allgemeiner Druck. RAL 23
Gleich über dem Augenhöhlrande, als drückte man mit einem stumpfen Körper da ins Hirn. RAL 24
Auf dem linken Augenbraubogen, betäubender Druck. RAL 25
Flüchtiges Drücken auf dem linken Jochbeine, öfters wiederkehrend. RAL 33
Links neben der Herzgrube einiger Druck. RAL 51
Spannendes Drücken in der Magengegend, mit einiger Schmerzhaftigkeit des Unterleibes; das spannende Drücken zog sich nach1/2 Stunde in den ganzen Unterleib. RAL 53
Links, über dem Steissbein, im Kreutzknochen, empfindlicher Druck, wie mit einem stumpfen Körper. RAL 86
Ziehender Druck in einem Nackenmuskel. RAL 89
Klemmender Druck auf der untern Seite des linken Vorderarms, nahe am Ellbogen. RAL 91
An der innern Seite des linken Oberschenkels, plötzliches Drücken. RAL 100
Klemmender, stumpfer Druck im Fleische des rechten Oberschenkels auf seiner hintern Fläche, mehr nach aussen zu. RAL 101
Kopfschmerz, als ob ein schweres Gewicht auf dem ganzen oberen Teil des Kopfes liegen würde, besser beim Bewegen im Freien. A 97
Ein drückender Schmerz tief im Gehirn. A 89
Drückender Schmerz über den ganzen Kopf. A 90
Drückender Kopfschmerz im Innern des Gehirns. A 91
Drückender Kopfschmerz mit Kälte, wie von kalten Anwendungen am Kopf. A 92
Spannender, drückender Kopfschmerz, mit dem Gefühl, als ob sich im Gehirn etwas bewegen würde. A 93
Eine Art von Komplikation des drückenden bohrenden Kopfschmerzes, zeitweise durch den ganzen Kopf, dann hinter den Ohren, dann in der Stirne, dann im Scheitel, dann im Hinterkopf. A 94
Allgemeiner Druck auf den Kopf und den oberen Teil der Stirne. A 95
Kopfschmerz, als ob ein Gewicht, ein wenig verschlimmert durch Bewegung. A 96

3. Spaltung
Kopfschmerz, als ob die Hälfte des Schädels durchgeschnitten wäre. A 98

4. Denkvermögen
Gestörtes Denkvermögen HT 1

5. Zerstreutheit
Zerstreutheit, die das Arbeiten beim besten Willen in den Vormittagsstunden hinderte. HT 2
Gedankenlosigkeit mit albernen Gesten und Klagen über Schmerzen. He 1.9
Plötzlicher Gedächtnisverlust mit völliger Unfähigkeit, seine Sinne zusammenzuhalten. He 1.10
Stumpfheit des Geistes mit schwachem Gedächtnis. A 20
Keine Erinnerung, obwohl er alle Fragen beantwortete; wenn einer vorherige Frage wiederholt wurde, gab er verwirrte Antworten, als ob er über etwas anderes nachdenken würde. A 24
Erinnerungsvermögen plötzlich verschwunden, mit einem drückenden Gefühl auf dem Schädel. A 25
Er war so vergesslich, dass er nicht wusste, was eben passiert war; wiederholte sich täglich, aber verschwand nach drei Tagen. A 26

6. In sich gekehrt
Er sitzt in Gedanken versunken, redet laut zu sich selbst, aber undeutlich, schlägt mit den Händen und schreit plötzlich laut "Ah, ah". A 18
Sie sitzt in Gedanken versunken, schlägt die Hände zusammen, macht verschiedene Gesten, so dass die anderen fürchten, sie werde ihren Verstand verlieren; verschwindet nach einer halben Stunde. A 19

7. Angst und Erschrecken
Grosse Ängstlichkeiten RAL 151
Starke Neigung zu erschrecken, Zittern, Herzklopfen und Todesangst. He 1.11
Besorgt, als ob etwas geschehen würde. A 7
Grosse Sorge. A 8
Stimmung sehr ängstlich. A 9
Sehr besorgt, wenn jemand die Tür öffnete, schreckt sie immer voll Angst auf; ihr Körper zitterte sichtbar. A 10
Sie ist sehr ärgerlich, wird aber jeden Moment zu weinen beginnen. A 14

8. Tod
Starke Neigung zu erschrecken, Zittern, Herzklopfen und Todesangst. He 1.11
Sehr besorgt über den Tod; nachdem er drei Minuten verrieben hatte, sagte er "dies ist mein Tod", wurde totenblass und fiel zehn Minuten später in Ohnmacht. A 11
Sie sprach von nichts anderem, als dass sie sterben müsse. A 12
Grosse Furcht vor dem Tod mit Blässe des Gesichts, Ohnmacht, und redet nur vom nahenden Tod. He 1.4

9. Fallen
Gefühl, als würde sie von einer Höhe hinunterstürzen, mit Verblüffung. He 2.1
Betäubung mit Schwindel, so dass er gezwungen war, sich hinzusetzen; während des Sitzens fühlte er sich, als ob er fallen würde, weshalb er sich an einem Stuhl festhielt. A 29

10. Erstarren
An der äusseren Seite des linken Schienbeins nach der Wade zu, scharfes Jücken, was durch Reiben verschwindet. RAL 106
Ein lähmiger Schmerz (schmerzliche Ohnmächtigkeit) zieht durch den linken Unterschenkel herab, als wenn er erstarren wollte, im Sitzen. RAL 107
Starrkrampf. RAL 120

11. Ohnmacht
Er weiss nicht, was ihm fehlt, doch wandelt ihn bisweilen eine gewisse Unbehaglichkeit, eine leise Ohnmächtigkeit an, die gleich wieder vergeht. RAL 119
Ohnmachten. RAL 126
Ohnmacht mit nachfolgenden Kopfschmerzen. RAL 127
Beim Gehen fühlt er eben keine Schwäche, setzt er sich aber, so fühlt er gleich in den Knieen lähmige Schwäche, wie von grosser Entkräftung und Ermattung. RAL 128
Schlummersucht (Coma). RAL 129
Keift; fährt damit fort bis ihre Lippen blau werden, die Augen starren und sie ohnmächtig umfällt. He 1.3
Grosse Furcht vor dem Tod mit Blässe des Gesichts, Ohnmacht, und redet nur vom nahenden Tod. He 1.4
Plötzlicher Verlust der Sinneskräfte; in diesem Zustand dachte er, seine Finger und Zehen seien abgeschnitten, wogegen er mit solch schneller und verwirrter Rede protestierte, dass nichts davon verständlich war. A 2
Betäubung des Gehirns. A 27
Halb betäubt; wurde ins Freie gebracht, wo sie ihre Sinneskräfte wiedererlangte. A 28
Betäubung mit Schwindel, so dass er gezwungen war, sich hinzusetzen; während des Sitzens fühlte er sich, als ob er fallen würde, weshalb er sich an einem Stuhl festhielt. A 29
Eine Art von schwindliger Betäubung, so dass er dachte, er könne nicht sehen oder hören, aber er sah und hörte alles. A 31
Verlust der Geisteskraft für Stunden. Als er wieder zu sich kam, beklagte er sich über ein Stechen in den Fingergelenken. A 32

12. Vergehen von Hören und Sehen
Eine Art von schwindliger Betäubung, so dass er dachte, er könne nicht sehen oder hören, aber er sah und hörte alles. A 31

13. Schwarze Objekte
Eine Art von Betäubung; alle Dinge im Raum scheinen grosse schwarze Objekte zu sein, die auf ihn springen. A 30

14. Finger
Plötzlicher Verlust der Sinneskräfte; in diesem Zustand dachte er, seine Finger und Zehen seien abgeschnitten, wogegen er mit solch schneller und verwirrter Rede protestierte, dass nichts davon verständlich war. A 2
Verlust der Geisteskraft für Stunden. Als er wieder zu sich kam, beklagte er sich über ein Stechen in den Fingergelenken. A 32

15. Angst zu stören
Er begann zu faseln, redete ganz leise, als ob er Angst hätte, jemanden zu stören, sagte "psst, psst, psst", begann dann tief zu seufzen und mit den Knöpfen seiner Weste zu spielen, als ob er sie abnehmen und wieder anbringen würde. Das dauerte etwa 10 oder 11 Minuten, dann kehrte das Bewusstsein wieder. A 3

16. Selbstbeherrscht, ruhig und furchtlos
Es macht sie ruhig und selbstbeherrscht; keine Angst vor irgendetwas, normalerweise ist sie nervös und zaghaft. A 4

17. Gute Stimmung
Sehr gut gelaunt, obwohl verärgert, war er nicht fähig, etwas zu sagen; trotzdem
schien es ihm, er sollte sehr ärgerlich sein. A 5

18. Hypochondrie
Hypochondrische Klagen, die ihren Ursprung in den Geschlechtsorganen haben. He 1.5
Klagt, ohne genau zu wissen, was ihn plagt, mit Qual und Herzklopfen. He 1.6

19. Wut und Raserei
Tränenvoller Verdruss und Weinerlichkeit mit heftigem Streiten, bis zu äusserster Bosheit und Raserei. He 1.7
Sehr weinerlich, sprang auf, wild vor Wut, wusste nicht, was er mit sich selbst anfangen sollte vor lauter Raserei, bis er eine Schüssel zerschlagen hatte, danach ging es ihm besser. A 15
Sehr gewalttätiger Zorn; sie war durch nichts zu beruhigen, sondern fuhr fort in ihrer Raserei bis sie niederstürzte, der Mund trocken,die Lippen blau, die Augen starrend und tödlich blassem Gesicht. A 16
Rasende Kopfschmerzen, heftiger Aufschrei "mein Kopf!" und hält seinen Kopf mit beiden Händen fest. A 79
Gereizte Stimmung. A 13
Keift; fährt damit fort bis ihre Lippen blau werden, die Augen starren und sie ohnmächtig umfällt. He 1.3

20. Sexualität
Es scheint den Geschlechtstrieb zu erregen. RAL 66
Erregter Geschlechtstrieb. RAL 67
Rege Begattungskraft, bei einem abgelebten Greise. RAL 68
Erregt das Monatliche. RAL 69
Ausbruch des Monatlichen, schon vom Geruche. RAL 70
Ein Ziehen und Drängen nach den Geschlechtsteilen zu; Gefühl, als sollte das Monatliche erscheinen. RAL 71
Das Monatliche kam 6 Tage zu früh und sehr stark. RAL 72
Ein rüstiger Mann von 46 Jahren war vier Jahre lang unfähig, den Koitus zu vollziehen (zurückzuführen auf eine Erkältung), alles, was er ausprobierte, war unwirksam, unter der Behandlung mit Moschus wurde er völlig geheilt, was seit zwei Jahren anhält. A 273
Erregtes sexuelles Verlangen. A 275
Sexuelles Verlangen während des Verreibens, eine Stunde danach völlige Entspannung. A 276
Sexuelles Verlangen mit zwei unfreiwilligen Samenabgängen. A 277
Sehr erregtes Sexualverlangen bei beiden Geschlechtern mit unerträglichem Kitzel. A 278
Wunsch zum Koitus mit spannenden Schmerzen im Penis. A 279
Grosses Verlangen nach Koitus, nach der Befriedigung Übelkeit und Erbrechen. A 280
Sexuelles Verlangen erwachte in einer sechzigjährigen Frau, die ihr ganzes Leben lang noch kein solches Gefühl gehabt hatte. A 291

21. Drängen und Hast
Es drängt ihn zu Blähungs- und Stuhl-Abgang; der Stuhl ist natürlich; vor demselben, doch nicht mit demselben, gehen leise Blähungen ab. RAL63
Ein Ziehen und Drängen nach den Geschlechtsteilen zu; Gefühl, als sollte das Monatliche erscheinen. RAL 71
Unruhige Nacht; er träumt unaufhörlich, Träume alle voll Drängens und Treibens; auch konnte er nicht lange auf einer Stelle liegen, denn der Teil, auf welchem er gelegen, schmerzte wie verrenkt oder zerbrochen. RAL 131
Sehr geschäftiges Hantieren, während ihm vor Schwäche alles aus der Hand fällt. He 1.8

22. Ehre
Nacht voll lebhafter, ehrenrühriger Träume, worin ihm alles fehl schlägt, und worüber er sehr aufgebracht wird RAL 132

23. Schwefeldampf
In der Kehle Gefühl wie von Schwefeldampf, mit Zusammenschnürung der Luftröhre, vom Geruche. RAL 75
Beim Einatmen, welches ganz frei ist, hat er fast die Empfindung, als hätte er vorher in Schwefeldampf geatmet. RAL 76
Oben in der Kehle, plötzliches Gefühl, als wollte es ihm den Atem verschliessen, fast wie wenn man Schwefeldampf geatmet hätte. RAL 77

24. Nasenbluten
Nasenbluten. RAL 36
Augenblickliches Nasenbluten, vom Geruche. RAL 37

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


"Animal non agit, agitur" sagt Descartes. Das Tier folgt seinen Instinkten und dem Gebot des Rudels. Moschus fühlt sich unbehaglich, sobald er sich ausserhalb seines angestammten Territoriums bewegen muss. Sein Sportverein, seine Strassengang, seine Studentenverbindung, seine politische Partei, seine religiöse Sekte oder die "corporate identity" seiner Firma können in diesem Sinne die Orte seiner Heimat sein. Um sich sicher und respektiert zu fühlen, braucht er dieses Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe. Dadurch gewinnt er in seinem Milieu zwar Vertrauen und Geborgenheit, das aber zum Preis einer Abgrenzung von anderen Erfahrungswelten, welche fremd und bedrohlich sind. Moschus wirkt darum etwas provinziell und kleinkariert. Er beschränkt sich eben auf die Grenzen seiner "Sippe". Auch wird er keinen allzu ausgeprägten individuellen Charakter entwickeln. Er ist angewiesen auf die wiedererkennbaren Markierungen, die ihn als Mitglied einer verschworenen Gemeinschaft ausweisen. Dazu dienen eine uniforme Kleidung, ein besonderer Jargon, ein gemeinsamer Lebensstil mit übereinstimmenden Interessen, er beugt sich einem starken Konformitätsdruck. An gemeinsamen Leitbildern hält er eisern fest, er schwimmt darum mit dem Strom und heult mit den Wölfen. Überhaupt lässt er sich sehr schnell von den Stimmungen seiner "Sippe" anstecken, er ist dem Gruppendruck fast hilflos ausgeliefert, da er nicht aus dem Rahmen fallen will.
Moschus fühlt sich leicht gekränkt und in der Ehre verletzt. Am Arbeitsplatz und anderswo fühlt er sich verfolgt, eben "gemobbt". Er ist misstrauisch, dass hinter seinem Rücken getuschelt und getratscht wird. Nichts fürchtet er mehr als den Ausschluss aus der Gemeinschaft der Auserwählten, nämlich seiner Gruppe. Moschus akzeptiert jedoch die Aburteilung durch seine Gemeinschaft wie ein williges Opferlamm.
Im Umgang mit seinen Leuten kann es Moschus nicht eng und intim genug zugehen. Individualdistanz zu ihm deutet er schnell als Ablehnung. Er ist ein ausgeprägter Kontakttyp, jemand, der immer auf Tuchfühlung geht, der die Nähe der anderen braucht und Bekanntschaften lange Zeit pflegt.
Im interessanten Gegensatz dazu steht sein Verhalten gegenüber Fremden. Hier ist er zurückhaltend, immer zur Flucht bereit. Einer kaum vorhandenen Individualdistanz in seinem "Haufen" steht eine kritische Fluchtdistanz in der Fremde gegenüber. Offenbart man sich ihm jedoch als Sympathisant seiner Gruppe, fallen gleich alle Hemmungen, und er wird zutraulich.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
In der Wiederholung der Übertretung betont Moschus die Vorzüge des Kollektivs. Ständisches Denken und Korpsgeist bestimmen seine Weltanschauung. Eine Meinung oder ein Lebensvollzug wird nur daran gemessen, ob er den ideellen Werten seiner Gemeinschaft dient und sie fördert. Ohne die Zustimmung der "Sippe" ist die richtige Meinung die falscheste, denn die Partei hat immer recht. Wer aus dem allgemeinen Konsens ausschert, wird mit allen Mitteln diszipliniert. Man stelle sich z.B. einen Fraktionsvorsitzenden einer Partei vor, der mit Gewalt eine einheitliche politische Linie erzwingt. Oder den Firmenpatriarch, der den Geist des Unternehmens beschwört. Er sorgt sich rührend um seine Mitarbeiter, unterstützt die Schwachen und Alten, aber er geht mit Härte gegen Aufrührer und Abtrünnige vor. In der Sprache der Verhaltensforscher wird vom Leitwolf gesprochen. Das Gesetz der Sippe, ihre Tradition, herrscht über allem.
Der egotrophe Moschus verhält sich in der Fortpflanzung, als gäbe es einen Preis für die volkreichste Grossfamilie: eine grosse Familie bedeutet ein grosses Territorium. Kleinere Familien-Völker können so leichter unterjocht werden. Die Nazi-Parole "Volk ohne Raum" in Verbindung mit einem Programm der systematischen Vernichtung anderer Völker erinnert an diesen Aspekt der Moschuspathologie.
Wenn Moschus den Verlust leugnet, nimmt er die entgegengesetzte Position ein. Ihn stösst alles Gemeinschaftliche ab. Er ist angewidert von jedem Gruppenzwang und sucht sich die eigene "Nische". Er ist ein radikaler Individualist und manchmal ein Querulant, der die Stimmung einer Gruppe untergräbt. Er reagiert aggressiv, wenn seine kritische Distanz von der Gemeinschaft überschritten wird. Er ist der Autokrat. Dort, wo er gerade ist, befindet sich das Zentrum seiner Hegemonie. Der Schwellenwert der Aggression ist darum auch bei ihm niedrig. Abweichend zum oben Gesagten ist dieser Moschustyp ein wahrer "Multikulti". Er widersetzt sich der Einschränkung auf einen Kulturkreis, gibt sich als weltoffener Kosmopolit, ist ein reiseerfahrener Traveller. "Wir sind Bewohner e i n e r Welt".

Egolyse
Hier übernimmt Moschus allzuleicht die Rolle des Sündenbocks und des Opferlamms. Er ist kein legitimes Mitglied seiner Gemeinschaft, stattdessen schmort er in der Hölle. Er akzeptiert darum, dass man auf seine Kosten die Gruppenidentität stärkt. Er ist das Ziel des Hasses und der Verfolgung und stärkt damit den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Alterolyse
"Und willst Du nicht mein Bruder sein..." so lautet das Motto. Nur als Beispiel für andere sei hier der Typ des rechtsterroristischen Attentäters vorgeführt. Dieser fühlt sich wie ein Kämpfer, der in einem dauernden Kriegszustand mit der Polizei, dem Staat und den verhassten Ausländern steht. Kritisch wird es in dem Augenblick, wenn dieser Mensch aus seinem Verband herausgelöst wird.
Der unehrenhaft aus der Army entlassene Möchtegernkrieger und Waffennarr Julian Knight (!) wird an einem Samstag nachmittag von seiner Freundin verlassen, und dann springt auch noch sein Auto nicht an. Tragende Säulen seines wackeligen Männlichkeitsgerüstes (Ehre, Frau, Auto) sind dahin. Was dann nur bleibt, ist die Rolle des einsamen, männlichen Helden. Er packt an diesem Tag im August 1987 seine Pump-Guns und beginnt den privaten Krieg gegen die Bevölkerung, indem er aus der Deckung auf vorbeifahrende Menschen schiesst.
Der Soziologe J. Kersten beschreibt in seinem Buch "Gut und (Ge)schlecht" den Typus des Wochenendkämpfers, der statt auf eine innere Haltung bauen zu können, sich seinen Stellenwert in einem fragwürdigen sittlichen Kodex herbeiphantasiert. Beim Kämpfen bestätigt sich der Zusammenhalt und die "Kameradschaft" innerhalb dieser Gruppe. Der Feind wird entmenschlicht und als verachtenswert verstanden. V.a. Menschen anderer Hautfarbe, Homosexuelle und Behinderte werden als "Ratten" oder "Zecken" bezeichnet. In Zeiten, wo körperliche Arbeit im Prozess der Deindustrialisierung zunehmend überflüssig wird, pflegen die Skinheads in ihrer Kleidung die Arbeiterkultur der Vergangenheit. Der Landser ist ein anderer Prototyp der überkommenen Leitbilder, die diesen Gruppen als Vorbild dienen. Die Möglichkeiten, seine Selbstbeherrschung, seine Hegemonie und Dominanz zu spüren, läuft dann auf dauernde Abgrenzung, Konfrontation und Überlegenheitsbeweise heraus. Es geht um dauernde Kampfbereitschaft bei der Sicherung oder Ausweitung des Territoriums. "Respekt" wird nur gespürt, wenn ein Feind zur Unterordnung gezwungen wird. Moschus gehört also zu den Mitteln, an die man denken sollte, wenn Ehrkränkungsszenarien, Racherituale und das Bemühen um rigide Leitbilder stilisiert werden.
Ein anderes Beispiel sei Katharina von Medici. Durch die Heirat mit Heinrich II tritt die florentinische Bankiersfamilie der Medici endgültig in den Kreis der europäischen Dynastien ein. Katharina war zunächst Regentin für ihren minderjährigen Sohn, besass aber auch noch später bedeutende Macht. Zur Erhaltung des Einflusses ihrer Familie veranlasste sie am 23.8.1572 die Ermordung der verfeindeten Hugenotten (Bartholomäusnacht). Im Film "La Reine Margot" ist dieses beispiellose Massaker im Namen des Parteienhasses eindrucksvoll dargestellt.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Es geht um den Respekt, den ein Mitglied von seiner Gemeinschaft oder Familie erwartet. Moschus will den Rang und die Anerkennung durch die Gemeinschaft aufgrund seines natürlichen "Stallgeruchs" gewährt haben, also aufgrund seiner blossen Zugehörigkeit zum "Rudel". Er erwartet alle Privilegien und allen Schutz in der Gesellschaft seiner Artgenossen, ohne sich diese Verdienste erst erwerben zu müssen.

Transzendenter Wert
Gottes Rang ist nicht angewiesen auf Würdigung und Respekt irgendwelcher Artgenossen. Thomas unterscheidet Ergebenheit und Ehrerbietung, die sich letztlich darauf richten, Gott Ehre zu erweisen.

Menschliche Daseinsbedingung
Würde ist ein Potential, das allen Menschen in gleicher Weise von Geburt her zusteht. Allerdings muss dieses Potential im Verlaufe des Lebens entwickelt und entfaltet werden. Zu diesem Zwecke gilt es, sich Verdienste zu erwerben, die den Respekt der Mitmenschen vergrössern. Damit regeln die Tugenden der Ergebenheit und der Ehrerbietung die innergesellschaftliche Ordnung, richten sich aber am Ende auf das übergeordnete Ziel, die Ehrung Gottes.

Kerne

Schuld
Moschus will Privilegien und Würde in seinem sozialen Kontext (Familie, Gruppe, Partei etc.), ohne sich darum bemühen zu müssen. Dafür lässt er nur das gelten, was in seiner Gemeinschaft respektiert wird. Das Fremde respektiert er nicht, er will sein Milieu auf fremde Territorien ausdehnen.

Verlust
Ausserhalb des Schutzes seines Milieus ist er wehrlos und minderwertig.

Strafe
Er fühlt sich verfolgt, "gemobbt", die Welt hat sich gegen ihn verschworen.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Der Verlust der Finger und die Angst zu stören (Themen 14 und 15)
Bei den Dogon sind Daumen und Zeigefinger die Finger des Wortes, der kleine Finger derjenige des Wahrsagens, der kleine Zeh ist Symbol des Wortes. Der Zeigefinger ist der Finger des Urteils, der Ausgeglichenheit und der Ruhe. "Pssst" macht man mit dem Zeigefinger vor dem Mund. Es geht dabei um Beherrschung und Selbstbeherrschung. Moschus fürchtet sonst, die anderen zu stören und gegen sich aufzubringen.

Schwefelgeruch (Thema 23)
Moschus fühlt sich in unbekannter Umgebung, als wäre er in die Hölle strafversetzt.

Erstarrung und Ohnmacht (Themen 10 und 11)
Beides stellt eine Art von Totstellreflex dar. Ein letzter Versuch, sich der Todesgefahr in Feindesland zu entziehen.

ANDERE HYPOTHESEN


Die AFADH sieht bei Moschus v.a. den Neid auf Gottes Würde. Die Würde besteht für Moschus in der totalen Meisterung und Beherrschung seines Lebens. Er ist ein Egoist ersten Ranges. Deswegen zweifelt er leicht an seiner Standhaftigkeit und an seinem Charakter. Er fühlt sich unentschlossen und kann dem äusseren Druck nicht allzuviel entgegensetzen. Es fehlt an Widerstandskraft.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Als Differentialdiagnosen kommen Mittel in Frage, die um die Begriffe Ehre, Würde und Kränkung kreisen.

Sulfur
Gefühl der Entehrung, gibt alles, wenn ihm geschmeichelt wird. Sulfur will das entscheidende Moment sein, der Katalysator für alles.

Staphisagria
Er lehnt die Sexualität ab, sie erscheint würdelos.

Carcinosinum
"Ich möchte sein, wie ihr mich haben wollt", der Sündenbock, der den Fluch sühnt, der auf seiner Familie liegt.

Ignatia
Er fühlt sich entehrt, weil er seine Liebe gegeben und dabei versagt hat.

Colocynthis
Empfindlich gegenüber mangelndem Respekt. Er fühlt sich leicht in seinen Rechten eingeschränkt.

THOMAS VON AQUIN


In ST II 101-102 geht es Thomas um die Unterscheidung von Ergebenheit und Ehrerbietung, lateinisch pietas et observantia.
Der übergeordneten Ehrerbietung, die sich letztlich auf Gott bezieht, entspricht die Tugend der Ergebenheit, welche die Ordnung innerhalb der menschlichen Gesellschaft regelt. Die Ergebenheit richtet sich auf die Eltern, die Familie und das Vaterland. Die Beziehung zwischen den beiden Ehrungsformen erklärt Thomas in II 101.3:
"Zu 2: Gott ist in viel erhabenerer Weise Urquell des Seins und erster Lenker als Vater und Vaterland. Darum ist die Gottesverehrung, die Gott die Ehre gibt, eine andere Tugend als die Ergebenheit, die den Eltern und dem Vaterland die Ehre gibt. Darum wird die überhöhte Ergebenheit Gottesverehrung genannt, wie Gott selbst in überhöhtem Sinne unser Vater heisst."
Man kann also annehmen, dass es im Falle von Moschus um eine Überhöhung von Ergebenheit geht, welche die Ergebenheit des einzelnen zu seinem familiären und sozialen Kontext grandios übersteigen will.

ZUR SUBSTANZ


Moschus ist ein Drüsensekret, das dem männlichen Moschus, einem rehähnlichen Tier, entstammt. Es dient der sexuellen Stimulation. Laut Mezger besteht eine Verwandtschaft mit Bibergeil und Mephitis.

QUELLEN


Autor: Christoph Weihe, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

RAL Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 1
HT Hartlaub und Trinks, Reine Arzneimittellehre, Leipzig 1828, Neuauflage Hamburg 1991
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 7
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 6
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
ST Thomas von Aquin, Die Deutsche Thomas-Ausgabe, Band 20, Salzburg 1943 Lorenz, Konrad , Das sogenannte Böse, Wien 1963
Bild Keines