Secale

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ZENTRALE BEGRIFFE


Secale cornutum, Mutterkorn, Ergota (Ergot oder Argot, franz. Hahnensporn) Claviceps purpurea
(Familie: Clavicipitaceae)
Der heilige Antonius galt als Schutzpatron der am Ignis sacer (Heiliges Feuer) erkrankten Menschen. Er wurde nach der Überlieferung im Jahr 251 n. Chr. geboren und lebte lange einsam meditierend in der Sinai-Wüste. Dabei soll er durch Reizentzug und langes Fasten schrecklichste Halluzinationen und angsterfüllte Visionen gehabt haben – eine Erfahrung, welche auch die mit Mutterkorn Vergifteten oft genug machten. Diese Erscheinungen sind auf den Stoff Lysergsäure-Diethylamid zurückzuführen. Die kurz "LSD" genannte Substanz wurde vom Basler Chemiker Albert Hofmann 1943 zufällig entdeckt und war eine der wichtigsten Triebkräfte für die Umbrüche der Jugendkultur der 1960er und 1970er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. natura.at/wissen/gem

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Dieser Mensch ist empfindlich in allen Fragen, welche die Er-haltung des nackten, materiellen Lebens betreffen: Gibt es genug zu essen? Ist mein Gesundheitszustand in Ordnung? Kann ich meine Sexualität befriedigen? Alles andere ist ihm eher gleichgültig Th 22: Der Kontakt mit anderen Menschen interessiert ihn nicht sehr Th 4, 16, geistige Werte bewegen ihn nicht, das Lernen ist ihm zuwider.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen





THEMENLISTE


1. Ahnung von Unglück, als sei ich dabei, etwas sehr Wertvolles zu verlieren. HCA 18

2. Ruhelos und schlaflos, durch quälende Träume gestört. Bin von Gefahren umgeben, versuchte dauernd vor Unglück zu fliehen. Manchmal war meine Familie todkrank, oder das Haus brannte; dann wieder goss ich Wasser von einem Kübel in den anderen, um ihn von Eidechsen und Reptilien zu leeren, die über die Ränder des Gefässes krochen und meine Kinder in Gefahr brachten. HCA 473

3. Die Wahrnehmung ist gestört in der Nacht; konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass zwei kranke Personen im Bett seien, von denen eine genas und die andere nicht. A 19

4. Verwandte
Wahnsinn: sie verlassen ihre Verwandten, und treiben ungereimte Dinge. HT 28
Paralytische Geisteskrankheiten; behandelt seine Verwandten verächtlich und sarkastisch; wahnhafte Reden und Halluzinationen; Apathie und völliges Schwinden der Sinne. HCA 13
HCA 473

5. Traurigkeit und Melancholie
Angst, Traurigkeit, Melancholie. HCA 7
Jene, die normalerweise traurig waren, wurden fröhlich und sogar töricht. A 25
Äusserste Traurigkeit geht allmählich in Fröhlichkeit über; redet und benimmt sich albern; Zorn, gefolgt von langdauerndem tiefem Schlaf. HCA 12

6. Heiterkeit
Vergnügte und anhaltend frohe Stimmung. A 26
Gehobene Stimmung während der ganzen Prüfung, fühlte mich unbeschwert und heiter. HCA 20

7. Bemerkenswerter Grad von Hochgefühl mit aussergewöhnlicher Schwäche, beide [Männer] liegen wach mit einem sehr angenehmen Strom von Gefühlen und Gedanken beinahe die ganze folgende Nacht hindurch. A 18

8. Lacht, schlägt ihre Hände über dem Kopf zusammen, scheint ausser sich zu sein. Nach Fehlgeburt. HCA 14

9. Anhaltendes Stöhnen und Schwingen der Arme zum Kopf und wieder weg. A 29

10. Muskelzuckungen beginnen gewöhnlich im Gesicht und breiten sich dann über den ganzen Körper aus, steigern sich manchmal bis zu Springen und Tanzen. HCA 87

11. Raserei
Raserei, man musste sie fesseln. HT 34
Wilde, verwirrte Augen. HT 66
Tetanus, Emprosthotanus, Opisthotanus, sardonisches Lachen und Raserei. HT 304
HT 33

12. Wahnsinn, mit Begehen gewaltsamer Handlungen. HT 31

13. Beissen
Tob- und Beisssucht: er will alle Umstehenden tödten und äussert dies laut; er würde es auch thuen, wenn ihn nicht die Krämpfe daran hinderten. TM
Manie: mit Neigung zu beissen; mit Neigung zu ertränken. HCA 4
Die Zunge wurde oft jämmerlich gequetscht und zerbissen. HT 101
HT 99, 101

14. Ertrinken
Raserei, mit Begierde, ins Wasser zu springen. HT 33
Manie: mit Neigung zu beissen; mit Neigung zu ertränken. HCA 4

15. Sie war bei Bewusstsein, aber das Zimmer machte ihr den Eindruck von Wasser, das an seiner Oberfläche heftig bewegt war. Sie konnte es nur vergleichen mit dem "Schäumen einer aufgewühlten See". A 20

16. Verlangen ungestört zu sein. A 34

17. Delirium: ruhig, wandernd. HCA 3

18. Grösste Niedergeschlagenheit und Kraftlosigkeit, grosses Krankheitsgefühl. HT 2

19. Mutlosigkeit
Zunehmende Muthlosigkeit. HT 4
Anhaltende Muthlosigkeit und Furchtsamkeit. HT 5

20. Angst
Schreckliche Angst. HT 8
Grosse qualvolle Angst, wild vor Angst. HCA 8
Grosse Angst und schwierige Atmung. HCA 11
Angst und Druck in der Magengrube mit starker Empfindlichkeit gegen Berührung. HCA 137
Heftige Angst und Brennen in der Magengrube. HCA 138
HT 7, 9, 10

21. Leben und Tod
Furcht vor dem Tod. HCA 6
Dauerndes Stöhnen und Furcht vor dem Tod. HCA 10
Das Bewusstsein bleibt bis zum letzten Atemzug erhalten, und direkt vor dem Tode scheint es, als würde der Patient genesen. HCA 24
Abscheu vor dem Leben; Verzweiflung. A 33
Hypochondrie: Die Patientin sagt, sie müsse etwas bekommen um sie zu erleichtern, oder sie müsse sterben. A 47
Starker Wunsch nach Genesung. A 27
Anhaltendes Stöhnen und Angst vor dem Tod mit starkem Verlangen zu leben. A 28

22. Gleichgültigkeit gegen Alles. HT 18
HCA 9, 13

23. Das Gedächtnis setzte aus; vergass die Namen von Freunden, die ich täglich traf. HCA 15

24. Gedächtnisschwäche nach erschöpfendem Koitus; Impotenz. HCA 222

25. Schwäche des Geistes, Wahnsinn
Gestörtes Denken. HT 12
Schläfrigkeit des Verstandes. HT 19
Lange Zeit hindurch eine Art von Heisshunger und Geistesschwäche. HT 131
Vergessenheit, Blödsinnigkeit. HT 23
Narrheit. HT 25
Leichte Anfälle von Wahnsinn. HT 26
HT 13, 24, 29, HCA 2, 15, A 60

26. Betäubung, Taumel
Eingenommenheit und Betäubung des Kopfes. HT 40
Betäubung und Wüstheit des Kopfes. HT 42
Taumel und Unfähigkeit, aufrecht zu stehen. HT 46
Taumel, wie von Trunkenheit. HT 47

27. Bedeckung, Kleider
Betrunkenheitsgefühl beim Entkleiden. HCA 28
Manische Erregungszustände. Frauen zum Beispiel entblössen ihren Körper und zerren an den Genitalien; sie stecken einen Finger in die Scheide und kratzen, bis die Labien bluten. Jede Mässigung geht verloren. Kt
Bei Magen-Darm-Entzündungen möchte er wenigstens den Bauch unbedeckt lassen. Kt
Uterusblutung; wünscht keine Decke und will das Fenster offen haben, obwohl das Zimmer eiskalt ist und der Körper sich wie eine Leiche anfühlt. HCA 246
Gemüt; geschmacklos gekleidet. Rep HS
Gemüt; Kleid, Ankleiden; unschicklich, unanständig. Rep SP
Gemüt; Schamlosigkeit; Exhibitionismus. Rep

28. Sprechen
Erschwertes Denken und Sprechen. HT 13
Wahnsinn: er verstand nichts, und antwortete nicht, bei einem achtjährigen Knaben. HT 29
Röthe des Gesichtes, Durst und leichtes Irrereden bei Kindern. HT 86
Zuckungen oder Geschwulst der Zunge, wodurch die Stimme erstickt wurde und der Speichel immer ausfloss. HT 104
Die Stimme ist schwach und unvernehmlich, stammelnd. HT 109
Der Kranke murmelt eine Menge unverständlicher Worte zwischen den Zähnen. HT 110
Unvermögen, deutlich zu sprechen. HT 112
Leise, stotternde und undeutliche Sprache, als wäre die Zunge gelähmt. HCA 101
Gedächtnis verloren, vergass was er gerade gesagt hatte. A 60
Abneigung zu antworten. A 52
HT 108, 113, 211, HCA 12, 13

29. Langsamkeit und Mattigkeit im Sprechen und in allen Bewegungen, als wenn jedes Mal in den dazu bestimmten Organen ein Widerstand zu überwinden wäre. HT 108

30. Nach dem Krampfanfalle behielten Viele verdrehte Glieder, erweiterte Augensterne, Verlust des Verstandes, Wahnsinn, Blödsinn, oder eine gewisse Unempfindlichkeit, in der sie schweigend und alleine blieben, die Fragenden starr ansahen, nichts antworteten, als wenn sie nichts verstünden; Andere werden wie gelähmt, können nicht stehen und nicht gehen. HT 296

31. Sinne schwinden
Im hohen Grade der Krankheit wurden alle Sinne stumpf. HT 14
Gänzliches Schwinden der Sinne. HT 15
Abnahme und Erlöschen der Sinne, des Gesichtes, Gehöres u.s.w. HT 16
HCA 13

32. Sinnestäuschungen
Täuschungen der Sinnesorgane. HT 36
Die Gegenstände wurden doppelt und dreifach gesehen. HT 72
Doppeltsehen der Gegenstände. HT 73
Nebel und Flecken vor den Augen. HT 75
Blaue und feurige Punkte fliegen vor den Augen. HCA 55

33. Nach einer Roggenkrankheitsepidemie kam eine ungewöhnliche Anzahl von Cataracten bei jungen Leuten vor, dreiundzwanzig von ihnen wurden allmählich blind (fünfzehn Männer und acht Frauen), verbunden mit Kopfschmerz, Schwindel und Brausen in den Ohren; von den Cataracten waren zwei hart, zwölf weich und neun gemischt. HCA 58

34. Übermässige Empfindlichkeit des Gehörs, selbst leiseste Geräusche tönen in ihrem Kopf wider und machen sie schaudern. HCA 71

35. Wind, frische Luft
Kopfschmerz schlimmer im Freien und beim Betreten eines warmen Zimmers, wie nach Fahren im kalten Nordwind im Winter; der Kopf schmerzt schrecklich beim Betreten eines warmen Zimmers. HCA 40
Hin- und Herwinden des Kopfes. HCA 46
Sanfte, kriechende Empfindungen im Rücken, als ob weiche Luft hindurchbläst. HCA 340
Möchte an die frische Luft oder angefächelt werden: bei Diarrhoe. HCA 479
Uterusblutung; wünscht keine Decke und will das Fenster offen haben, obwohl das Zimmer eiskalt ist und der Körper sich wie eine Leiche anfühlt. HCA 246
Wünscht andauernd frische Luft, obwohl das Zurücklegen schon kurzer Strecken die Kopfschmerzen verschlimmert, besonders über den Augen und durch die Stirn. HCA 511

36. Haare
Kopfhaut wund; so schmerzhaft, dass sie keinerlei Bewegung des Haares ertragen kann. HCA 48
Empfindung, als ob das Haar anders frisiert oder von einer Haarnadel zusammengedrückt wäre. HCA 49
An den Wurzeln schauen die Haare so aus, als ob die Haarzwiebeln vergrössert wären. HCA 50

37. Schmerz von der Stirn zu den Augen; brennendes Gefühl in den Augen; keine Ent-zündung; Schmerz schiesst durch die Augäpfel rückwärts. HCA 44

38. Missfarbig
Das Gesicht bekam ein eingefallenes, trübes, oft missfarbiges Ansehen. HT 90
Missfarbiges, hippokratisches Gesicht. HT 92
Das Gesicht erschien gelblich, eingefallen und widerlich verzerrt. HT 93
Missfarbige, braune, zuletzt ganz schwarze Zunge. HT 105
Schaum vor dem Munde, der hell blutig, oder gelb oder grün gefärbt ist. HT 116
HT 91, 94, 364, 365

39. Heftiger Druck im Magen, wie von einem schweren Gewicht. HCA 140

40. Nicht zu stillender Durst. HT 135
HT 134, 136, 168, 422

41. Widernatürliche Esslust
Appetit zum Essen, die ganze Krankheit über. HT 120
Die Kranken essen sehr viel, ohne genährt zu werden. HT 124
Widernatürliche Esslust, selbst bei Sterbenden, die schon an erschöpfenden Bauchflüssen litten. HT 128
Ausserordentliche Essbegierde, besonders nach sauren Dingen. HT 129
Die Esslust ist entweder natürlich, oder es stellt sich ein heftiger Heisshunger ein. HT 130
Lange Zeit hindurch eine Art von Heisshunger und Geistesschwäche. HT 131
Stark vermehrter Appetit; war sehr hungrig; schämte sich, so viel zu essen, wie er wollte. HCA 150
Der einzige Ausdruck, den er äusserte, war eine dumme Art von "ich habe Hunger". A 57
Bulimie. HT 132
HT 121-123, 125

42. Abneigung gegen Speisen, besonders gegen Fleisch und fette Sachen. HCA 127

43. Aufstossen: Geruch von verbranntem Horn. HCA 149

44. Ekel, Würgen, Erbrechen
Grosser Ekel und Neigung zum Erbrechen. HT 144
Ohne grosse Anstrengung geschehendes Erbrechen, kurz nach dem Genusse des Brodes, besonders nach starken Mahlzeiten, die Esslust aber nicht vermindernd. HT 150
Die Kranken verlangten beständig, dass man ihnen Getränke reichen und die Glieder ausdehnen möchte; sie empfanden unaufhörlichen Schmerz, Beklemmung und Druck in der Herzgrube und eine fortwährende vergebliche Neigung zum Erbrechen. HT 168
Brechdurchfall mit mehr Würgen als Brechen. HCA 188
HT 145-149, 151-155

45. Angestrengtes, ängstliches Atmen
Ängstlicher und schwerer Athem. HT 205
Ängstliches Athmen, Seufzen und Schluchzen. HT 108
Bei den heftigen Anstrengungen, Athem zu holen, wird bisweilen Blut ausgeworfen. HT 201
HT 206, 207, HCA 11

46. Schmerzen zum Schreien
Die Kranken drücken ihren Schmerz durch ein klägliches Wimmern aus, das alsdann in ein lautes Geschrei überging. HT 234
Schreien der Kranken, vor Schmerzen. HT 233
Krampfigte, entsetzliche Schmerzen in den Füssen und Händen, die von einem Orte zum anderen herumzogen, und ein beständiges Winseln auspressten. HT 236
Die kriebelnde Empfindung vermehrt sich bedeutend, wird schmerzhaft, oft in einem so hohen Grade, dass der Kranke laut aufschreiet, und in keiner Lage und Stellung Ruhe finden kann. HT 248

47. Kriebelkrankheit
Die Kriebelkrankheit (Ergotismus) erscheint entweder unter der Form des Ergot. gangränosus, in welchem die Blutverderbniss, und unter der Form des Ergot. convulsivus, bei welchem das Ergriffensein des Nervensystems vorherrschend ist, obwohl nicht selten beide Formen mit einander verbunden sind. TM
Ameisenlaufen im Gesicht, im Zahnfleische und manchen anderen Theilen. HT 84
Kriebeln in der Zunge sehr schmerzhaft, sie legte sich mit der Spitze krampfhaft um. HT 103
Unerträgliches Kriebeln im Halse. HT 118
Kriebeln in den Fingerspitzen, als wenn etwas Lebendiges unter der Haut kröche, oder nach Druck der Arme die Finger eingeschlafen wären. HT 222
Reissende Schmerzen und eine untertäglich kriebelnde Empfindung in den Gliedern, Kopf- und Rückenschmerzen, Beängstigungen, und eine gewisse Unempfindlichkeit in den Armen und Füssen. HT 238
Empfindung von kriechenden Thierchen, nicht allein in den Fingern, sondern auch unter der ganzen Haut des Körpers. HT 243
Gefühl, als wenn etwas unter der Haut herumliefe. HT 244
Kriebelnde Empfindung, als wenn in den Theilen Ameisen herumkröchen, oder wenn ein Glied, das vor Kälte erstarret, oder eingeschlafen, fühllos geworden ist, bei wieder-kommender Wärme wieder Leben empfängt. Sie äussert sich hier besonders in den Fingern und Zehen, in einem höheren Grade der Krankheit am ganzen Körper, sogar an der Zunge, und ist dann schmerzhaft. HT 247
HT 217, 223, 237, 240, 242, 245, 246, 248, 249, 358, HCA 351

48. Taubheit, Unempfindlichkeit
Vorübergehende Taubheit und Unempfindlichkeit einiger Finger, oder der ganzen Hände, und öfteres Einschlafen der Glieder. HT 83
Heftigste convulsivische Bewegungen der Gliedmassen, mehrmals des Tages wieder-kehrend. Während der Zeit des Nachlassens blieben die Finger taub, und oft noch zusammengezogen. HT 276
Schwere und Taubheit der Glieder. HT 317
Die ganze Hautoberfläche erhält ein bleifarbenes Ansehen, schrumpft zusammen, runzelt sich, und wird unempfindlich. HT 364
Die Haut der leidenden Theile wird bleifarbig und gerunzelt, die Adern verschwinden, die Theile werden nach und nach taub, verlieren alle Empfindungen, so dass man in sie schneiden und stechen kann, ohne Schmerzen zu veranlassen, und die Wunde giebt auch nicht einen Tropfen Blut von sich. HT 365
HT 238, 345-351

49. Unfähigkeit zu gehen oder kleinste Bewegungen auszuführen
Bei anscheinend nicht so äusserst geschwächten Kräften, völliges Unvermögen, zu gehen, und eine sonderbar anzusehende Unfähigkeit, manche sonst ganz leichte Handgriffe und Bewegungen gehörig auszuführen. HT 326
Schwieriger, taumelnder Gang; vollständige Unfähigkeit zu gehen, nicht wegen Kräftemangel, sondern wegen einer eigenartigen Unfähigkeit, die kleinsten Bewegungen mit den Gliedmassen auszuführen; Kontraktion der Beine, so dass der Patient taumelt; Zittern der Gliedmassen, manchmal mit Schmerzen verbunden; Ameisenlaufen der Hände und Füsse; extremes Hitzegefühl, mit Abneigung gegen Wärme und Bedeckung. HCA 351

50. Konvulsionen, die zum ersten Mal nach einem Schreck auftraten, als sie ein kleines Mädchen war; sie kehrten nach jeder Entbindung wieder. HCA 460

51. Zuckungen, Krämpfe
Geringe Zuckungen und kleine sichtbare Bewegungen unter der Haut. HT 255
Mannichfaltige, zuckende Bewegungen der willkürlichen Muskeln. HT 254
Den heftigen Zuckungen geht die kriebelnde Empfindung vorher, und jene selbst sind mit den heftigsten Schmerzen verbunden. Bei diesen Krämpfen findet ein stetes Zittern aller Muskeln statt, und die Krämpfe, die anfänglich klonischer Art waren, nahmen mit der Zeit einen tonischen Charakter an, und verwandelten sich in wirklich tetanische Krämpfe. HT 259
So heftige Zuckungen in den Gliedern, dass die Kranken nicht einmal im Stande waren, die Finger auseinander oder zusammen zu bringen. HT 257
Die Kranken sind nur vermögend, auf die Spitzen der Fusszehen zu treten, weil selbst zu der Zeit der Remission ein beständiges krampfhaftes Zusammenziehen der Gliedmassen statt findet. HT 266
Allgemeine, den epileptischen ähnliche Krämpfe. HT 287
Epilepsie, vorzüglich bei Kindern. HT 282
Die Krämpfe der Finger dauerten bei Vielen mehre Wochen lang, besonders bei Kindern, und machten zu jeder Arbeit unfähig. HT 294
Die heftigsten Krampfanfälle kamen meist Nachts, und pflegten allmählig gegen Mittag ohne alle Krise nachzulassen, so dass sie dann wieder an ihre Arbeit gehen konnte. Der dabei ausbrechende Schweiss schien vielmehr durch die Angst und die Schmerzen ausgepresst zu werden. HT 295
Paraplegie, vorausgehende Krämpfe und Muskelschmerzen. HCA 350
HT 211, 252, 253, 256, 258, 260-265, 275, 276, 278, 279, 283-293, 297-305, 401, HCA 87, 301, 351, 460

52. Zusammenziehen, verdrehen
Schmerz in den Augen mit dem Gefühl, als würden sie krampfartig verdreht. HCA 56
Verdrehen der Hände und Füsse. HT 268
Die ganze Hand wird einwärts gezogen, so dass die Knochen der Handwurzeln hervor-gedrängt wurden; selbst der ganze Vorderarm litt durch den Krampf, und die Hände kamen mit demselben nahe an die Brust. Auch hier folgte Erleichterung der Schmerzen, wenn man ihnen den gekrümmten Theil gerade zu machen suchte. HT 269
Die Kranken können die Hände mit Mühe an den Mund bringen, die Finger sind rückwärts gebogen, und die Augen verdreht. HT 270
Zusammenziehen der Hände und Füsse, Finger und Zehen, das der stärkste Mann nicht verhindern konnte. HT 271
Die Beine werden ebenfalls krumm gezogen; sie können sich daher nicht aufrecht erhalten, und taumeln wie betrunken, ob sie sich gleich ihrer vollkommen bewusst sind. HT 272
Die Gliedmassen werden ganz steif, leiden an den heftigsten Krämpfen; dabei haben die Kranken eine unwiderstehliche Neigung, die krampfhaften Zusammenziehungen zu überwältigen, indem sie es, so lange diese anhalten, versuchen, die Glieder zu beugen, wenn sich der Krampf in den Streckmuskeln befindet, und dieselben auszustrecken, wenn die Beugemuskeln krampfhaft ergriffen sind. HT 275
Wunderbare Verzerrungen und Verdrehungen, wechselseitige Zusammenziehungen und Ausdehnungen der Glieder, wobei wohl die Finger stark hintenüber gebogen werden. HT 267, 277
Die Schulterblätter und Schlüsselbeine sind lahm, wie verrenkt oder verdreht. HCA 354
HT 266, 273, 274, 281, 296

53. Plötzlicher "Griff" oder "Knoten" im Rücken ("catch" oder "kink"). HCA 344

54. Besser durch Dehnen
Die Finger wurden an beiden Händen fest in die Hand eingezogen, dass sie nur mit viel Mühe geöffnet werden konnten. Sie spürten Erleichterung, wenn ihnen die Finger von Anderen gerade gemacht wurden; diese zogen sich aber sogleich wieder in die Hand. HT 273
Die Kranken verlangten beständig, dass man ihnen Getränke reichen und die Glieder ausdehnen möchte (...) HT 168
Die Krampfanfälle dauerten überhaupt bald kürzere, bald längere Zeit, stellten sich am häufigsten Vormittags ein, und liessen stets eine grosse Mattigkeit, zuweilen eine gänz-liche Steifheit der Gelenke zurück. Durch Reiben und Ausdehnen der Glieder fühlten sich die Kranken erleichtert; jede Gemüthsbewegung veranlasste einen neuen Anfall. HT 299
HT 269, 275, 280

55. Kälte
Empfindung ausnehmend starker Kälte im Unterleibe und Rücken. HT 176
Lange anhaltende Trägheit, worauf Betäubung, Kälte und Unempfindlichkeit in den Gliedern, und darauf der Brand folgte. HT 309
Die Glieder wurden ganz kalt, blass und runzlich, als wenn sie lange in heissem Wasser gelegen hätten. HT 356
Ausserordentlich heftiger Frost, dem eine brennende Hitze folgt, die besonders die inneren Theile befällt und mit heftiger Beängstigung verbunden ist, so dass Viele den Verstand verlieren; dabei der heftigste, kaum zu stillende Durst. HT 422
Abneigung gegen Wärme oder Bedeckung bei Eiseskälte der Extremitäten. HCA 194
Hält die Glieder fest an den Körper gezogen, weil sie zu kalt sind, um ausgestreckt zu liegen; sie tun weh, sind aber zu kalt, um ausgestreckt zu werden. HCA 505
HT 177, HCA 246

56. Wärme, Brennen
Gefühl von Wärme und Erregung in der Magengegend. HT 161
Vermehrte Wärme im Unterleibe, besonders in der Magengegend. HT 178
Brand im Magen, der Lunge und der Leber, nach vorgängiger Entzündung. HT 162
Brennendes Gefühl in den inneren Theilen. HT 169
Brennen in Händen und Füssen. HT 218
Gefühl eines lebhaft brennenden Feuers in Händen und Füssen. HT 219
Empfindung von Brennen, als wenn Feuerfunken auf die Theile fielen. HT 250
Beulen am Halse, aus denen ein gelber Eiter unter brennenden Schmerzen floss. HT 373
Die Uterusgeschwüre fühlen sich wie verbrannt an, Ausfluss von fauliger, blutiger Flüssigkeit. HCA 232
HCA 44, 51, HCA 93, 194, 274, 351

57. Brand
Die Lebenskräfte werden nach und nach erschöpft; es entstehen Lähmungen; die Haut an den leidenden Theilen fängt an sich abzuschälen; es entstehen Brandblasen auf der ganzen Körperoberfläche; die Finger und Zehen werden brandig, trennen sich von den weichen Theilen ab, der Stuhlgang wird flüssig, geht ohne Wissen des Kranken ab, und der Tod erfolgt unter Brand oder Schlagfluss. Th 332
Die Nase, Finger, Hände, Arme, Füsse, Schienbeine und Schenkel wurden von dem kalten Brande ergriffen und starben ab. HT 387
Heisser Brand, der das Fleisch von den Knochen der Gliedmassen frass. HT 392
Echter Milzbrand, der sich rasch in eine Gangrän verwandelt. HCA 423
Einige verlieren ihre Finger oder Zehen, die vom kalten Brande ergriffen waren, ohne allen Schmerz, und finden sie in den Strümpfen oder Handschuhen. HT 389
HT 220, 309, 360, 367, 379-386, 388, 390, 391, 393-397, 401

58. Zum Zerplatzen mit Blut gefüllt
Gesicht und Nacken fühlen sich heiss an, wie zum Zerplatzen mit Blut gefüllt. HCA 93
Empfindung, als seien die Geschlechtsorgane bis zum Zerplatzen mit heissem Blut vollgepresst. Die Oberfläche brannte nicht, doch fühlte es sich so an, als seien die Blutgefässe mit heissem Blut gefüllt. HCA 274

59. Während der gesamten Prüfung Herzklopfen (was ich in meinem ganzen Leben noch nie gehabt hatte); konnte spüren wie das Herz flatterte und nachliess. HCA 334

60. Flecken
Hässliche Flecken im Gesichte. HT 95
Petechien. HT 366
Grosse Echymosen. HT 368
Flecke, wie von Flohstichen, an den Füssen, von achtwöchentlicher Dauer. HT 369
HCA 51, 393

61. Geschlecht und Sexualität
Nach Leichtigkeit im Hinterkopf heftiges Zerren im Samenstrang, welches das Gefühl hervorruft, als würden die Hoden in den Leistenring hochgezogen. HCA 220
Herzklopfen nach sexuellem Exzess. HCA 221
Zahlreiche Erektionen, sogar nach dem Koitus. A 527
Gedächtnisschwäche nach erschöpfendem Koitus; Impotenz. HCA 222
Gemüt; Nymphomanie; während Menses. Rep
Gemüt; Nymphomanie; bei Metrorrhagie. Rep

62. Uterus, Menses
Ausbleiben des monatlichen Blutflusses, bei Weibern. HT 197
Uterus und rechtes Ovar stark gestaut, sehr empfindlich gegen Berührung. HCA 224
Schmerzen in Ovarien und Uterus. HCA 225
Schmerzen von austreibendem Charakter im Uterus. HCA 226
Krebs und Gangrän des Uterus. HCA 231
Unaufhörliche Metrorrhagie. HCA 239
Chronische passive Blutung. HCA 243
Ausfluss aus der Vagina, meist schwarz flüssig und äusserst übelriechend. HCA 258
Die Spasmen, die nervösen und psychischen Symptome verschlimmern sich bei Blutungen. Auftreten von Krämpfen während puerperalen Blutungen. Kt
Grosse Dosen des Mittels bewirken starke Uteruskontraktionen, denen erschöpfende Blutungen folgen. Abgang grosser Klumpen, die anfangs mit etwas rotem Blut vermischt sein können; charakteristischer sind flüssige, schwärzliche Absonderungen. Kt
HCA 224-281

63. Bewegung hemmt die Menses
Durch dauernde körperliche Bewegung brachen die Menses am zweiten Tag ab, in der Folge traten aber keine Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder andere unangenehme Symptome auf. HCA 270
Die nächsten Menses setzten pünktlich ein "mit nur wenig Vorzeichen", ich hatte aber den ganzen Tag über das Gefühl, ich müsse mich ruhig verhalten, weil sonst der Fluss gehemmt würde (...) HCA 271
Die Kraft des Uterus wird durch zu frühe oder verkehrte Anstrengung geschwächt. HCA 298

64. Seit der letzten Entbindung sind die Menses zu selten und sehr unregelmässig, das letzte Mal als Folge von aussergewöhnlicher Anstrengung ziemlich reichlich; nachts träumte sie, sie stiege mit einer schweren Last die Treppen hoch und plötzlich löse sich ein Blutklumpen und das Blut strömte heraus; durch den Schreck erwachte sie und stellte fest, dass sie stark blutete; am folgenden Morgen starker Kräfteverlust; der ganze Körper, die Lippen und sogar die Zunge sind totenblass; der Puls ist nicht zu fühlen; häufige Ohnmachtsanfälle; periodische Schmerzen mit Austreibung von Blutklumpen, zwischen den Anfällen dauerndes Sickern von dünnem, hellem Blut. HCA 248

65. Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit
Blutung aus dem Uterus; Tod des neugeborenen Kindes. HCA 238
Entwicklungsstillstand des Fetus. HCA 282
Drohender Abort, besonders im dritten Monat, mit reichlichem Ausfluss schwarzen, flüssigen Blutes; falsche Wehenschmerzen mit blutigem Ausfluss; bei schwachen, kachektischen Frauen mit bleichem, ängstlichem Gesicht, Puls fast nicht tastbar, Todesangst; konvulsive Bewegungen. HCA 284
Neigt zu Aborten im dritten Monat; hat bereits fünf hinter sich, obwohl sie die Schwangerschaften von Anfang an im Bett verbrachte; etwas Wehenschmerz mit blutigem Ausfluss; sie war in der Lage, ihren häuslichen Pflichten nachzukommen und erreichte den normalen Termin. HCA 288
Extrem heftige Presswehen, obwohl die Muttermundöffnung nur so gross wie eine Zehncentmünze ist; hysterische Konvulsionen. HCA 286
Die Wehen setzen aus und Zuckungen oder Konvulsionen setzen ein. HCA 301
Plazentaretention mit dauerndem, starkem Abwärtsdrängen im Bauch oder mit Empfindung von Schlaffheit. HCA 303
Das Mittel erzeugt Sterilität. Die Gebärmutter ist so schwach, dass sie die Frucht nicht halten kann. Daher ist das Mittel wertvoll bei Sterilität und wiederholten Aborten. Kt
Die Milch verliert sich bei Säugenden nicht aus den Brüsten. HT 215
Unterdrückung der Milch; es fliesst keine Milch aus den Brüsten. HCA 311
Mangel an Milch mit viel Stechen in den Brüsten. HCA 312
HCA 283-311, 460

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Secale leidet daran, sein körperliches Dasein so vielfältigen Gefahren ausgesetzt zu sehen. Er fühlt sich leicht an Leib und Leben bedroht, was seine Grundstimmung eher ängstlich und melancholisch färbt Th 5, 20. Er ist niedergeschlagen, krank und kraftlos Th 18, sobald ihn die geringste Beschwerde befällt. Von anderen Menschen fühlt er sich allein gelassen – da er sich nicht aktiv um Beziehungen bemühen mag, fliesst auch nicht viel Aufmerksamkeit zu ihm zurück.
Sein Umgang mit gesellschaftlichen Normen kann sich schwierig gestalten: Er schämt sich zum Beispiel für seinen Heisshunger Th 41 oder weiss nicht recht, wie man sich schicklich kleidet Th 27. Aber auch die Kommunikation mit den anderen Menschen zeichnet sich durch Unverständnis und Wortkargheit aus Th 28.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Secale fühlt sich dann nahe an der Vollkommenheit, wenn er das animalische Leben ganz unmittelbar spürt: Er ist trotz Schwäche von einem sehr angenehmen Strom von Gefühlen und Gedanken erfüllt Th 7. Im Rücken spürt er eine sanfte Empfindung, als ob weiche Luft hindurchblase Th 35 – quasi das Wehen des Lebensodems.
Seine Stimmung wird in dem Zustand heiter und vergnügt, er fühlt sich anhaltend fröhlich, sogar töricht Th 6, Muskelzuckungen steigern sich zu Springen und Tanzen Th 10.
Um zu kompensieren, dass der geistig-seelische Anteil bei ihm eher unentwickelt ist, kann er das animalische Leben um so mehr zu packen versuchen – vor allem dann, wenn dieses bedroht ist:
Nach der Fehlgeburt lacht die Frau und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen Th 8. Statt zu trauern, freut sie sich über ihr nacktes Überleben – dieses ist ihr wichtiger als die Nachkommenschaft.
Erektionen nach dem Koitus oder Nymphomanie bei Metrorrhagie Th 61 belegen den Lebenshunger im Bereich der Sexualität. Bei der Ernährung finden wir nicht zu stillenden Durst, respektive widernatürliche Esslust – selbst bei Sterbenden, die schon an erschöpfenden Bauchflüssen litten Th 40, 41. Direkt vor dem Tode scheint es, als würde er genesen Th 21.
Den fehlenden Bezug zu anderen Menschen gleicht Secale durch Überheblichkeit oder Einzelgängertum aus: Verlässt seine Verwandten oder behandelt sie verächtlich Th 4.

Egolyse
Die tiefe Angst um das animalische Leben raubt Secale in dieser Phase allen Lebens-willen: Zunehmend mutlos Th 19 steht er seinen Beschwerden gegenüber, er glaubt sterben zu müssen, wenn diese nicht sofort gelindert werden Th 21. Schliesslich verzweifelt er dermassen, dass er das Leben verabscheut Th 21, er würde sich am liebsten ertränken Th 14.
Der körperliche Verfall verläuft parallel zu diesem Rückzug aus dem Leben: Die Sinne stumpfen ab Th 31, er ist kalt wie eine Leiche Th 35, das Gesicht fällt ein Th 38, die Glieder werden so unempfindlich, dass man sie schneiden und stechen kann, ohne Schmerzen zu veranlassen, die Wunde gibt kein Blut mehr von sich Th 48, der Körper wird von kaltem Brand erfasst, so dass Finger und Zehen unbemerkt abfallen Th 57.
Von menschlichen Beziehungen hat er sich hier längst zurückgezogen: Er ist gleichgültig gegen alles Th 16, 22, kann kaum noch sprechen Th 28, 30, vergisst Namen Th 4, 23 und selbst das, was er gerade gesagt hat Th 25.

Alterolyse
Im Stadium der Aggression wird Secale rasend und gewalttätig. Die Selbsterhaltung geht ihm über die Arterhaltung. Er tobt, beisst und möchte alle Umstehenden töten Th 11, 12, 13. Denkbar ist hier eine weitere – mörderische – Interpretation des Symptoms "nach der Fehlgeburt lacht die Frau und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen"! Th 8

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Hahnemann beschreibt im Paragraph 9 seines "Organon" das Walten der Lebenskraft als Ordnungsfunktion im Organismus so, "dass unser inwohnende, vernünftige Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unsers Daseins bedienen kann." Mit anderen Worten: Der Körper soll gesund und geregelt funktionieren, damit sich der Mensch seinem eigentlichen Daseinszweck, der sozialen und geistigen Höherentwicklung, widmen kann.
Secale lehnt diesen Entwicklungsauftrag ab. Er verneint die geistige Welt ebenso wie die Sozialisierung, die Bezogenheit auf andere Menschen.
Stattdessen will er das nackte animalische Leben. Er ist eine Verkörperung des Lebenserhaltungstriebs, des gierigen, materiellen Lebenshungers Th 21.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Secale ahnt ein Unglück, als sei er im Begriff, etwas sehr Wertvolles zu verlieren Th 1. Er weiss im tiefsten Inneren, dass seine Ausrichtung auf das rein animalische Leben einen wichtigen anderen Aspekt vernachlässigt, nämlich die seelisch-geistige Welt. Diese abgelehnte Hälfte droht ihm abhanden zu kommen. Dazu passt die Wahnidee, es lägen zwei Kranke im Bett, wovon der eine genas, der andere nicht Th 3.
Die fehlende Ganzheit ruft ein Gefühl von Unbefriedigtsein hervor: Secale bleibt gerade im Bereich des materiellen Daseins unerfüllt: Nahrung nährt ihn nicht mehr Th 40, 41, die Sexualität ist unbefriedigend – Erektionen gleich nach dem Koitus Th 61. Er vermag selbst leichte Handgriffe und Bewegungen nicht mehr gehörig auszuführen Th 49.
Im sozialen Bereich gehen ihm die abgelehnten Qualitäten ebenfalls verloren: Er vergisst die Namen von Freunden, die er täglich trifft Th 23. Seine sozialen Bindungen lassen zu wünschen übrig.
Weil er so sehr am animalischen Leben hängt, kann Secale fast nicht loslassen – im Moment des Todes zeigt sich dies besonders drastisch: Das Bewusstsein bleibt bis zum letzten Atemzug erhalten und direkt vor dem Tode scheint es, als würde er genesen Th 21.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Die grösste Bedrohung für seinen unbedingten Lebenswillen stellt der Tod dar Th 21. Unfälle und Schreck – auch wenn sie andere Menschen betreffen – können deshalb Konvulsionen auslösen: Er fürchtet um seine Familie oder sieht seine Kinder in Gefahr Th 2, 50

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Seine an sich starke animalische Lebenskraft verleiht Secale ein grosses Durchhaltevermögen in kritischen Situationen. Er reagiert in Momenten der Gefahr instinktsicher und schnell. Wenn es ihm gelingt, darüber hinaus "den höheren Zweck seines Daseins" zu finden, kann er die allgegenwärtige Angst um Leib und Leben relativieren.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Durch den überhöhten Anspruch an das animalische Dasein und die Lebenserhaltung fühlt sich Secale durch geringfügigen Anlass in seiner Existenz bedroht. Dies verfolgt ihn bis in die Träume: Ruhelos und schlaflos, durch quälende Träume gestört. Bin von Gefahren umgeben, versuchte dauernd vor Unglück zu fliehen. Manchmal war meine Familie todkrank, oder das Haus brannte; dann wieder goss ich Wasser von einem Kübel in den anderen, um ihn von Eidechsen und Reptilien zu leeren, die über die Ränder des Gefässes krochen und meine Kinder in Gefahr brachten. Th 2
Eidechsen und Reptilien werden unter anderem mit Tod und Wiedergeburt in Verbindung gebracht. In der volkstümlichen Auffassung der Eidechse ist ein entschiedener Dualismus wahrzunehmen. Bald erscheint sie als böses, bald als gutes Wesen, ähnlich der Schlange. Als Hexentier bringt die Eidechse beim Berühren Unglück. Dieser Glaube geht bis ins Altertum zurück. Nach französischem Volksglauben kann die Eidechse Kindern gefährlich werden. Deshalb warnt man sie vor dem Barfussgehen, denn eine Eidechse könnte die Beine hinaufkriechen und diese verkrümmen. Noch heute schlüpft die Eidechse nach oberösterreichischem Volksglauben aus dem Mund sterbender Kinder und verschwindet rasch. In Irland hat die Eidechse den bösen Blick, und wenn jemand in Japan mit dem Finger auf eine Eidechse zeigt, so fault dieser. Ein alter Volksglaube im Kanton Bern besagt, die Eidechsen seien die Spione der Götter, ausgesandt, um ihnen die Handlungen der Menschen zu berichten, damit Rechenschaft von diesen gefordert werde. HdA

In verschiedenen Symptomen von Secale spielt Wasser eine Rolle:
Sie war bei Bewusstsein, aber das Zimmer machte ihr den Eindruck von Wasser, das an seiner Oberfläche heftig bewegt war. Sie konnte es nur vergleichen mit dem "Schäumen einer aufgewühlten See" Th 15.
Klinisch gesehen erlebt Secale hier eine Art Schwindel – sie schildert diesen aber als unruhige See, ein Bild des bedrohten Lebens: In der Symbolik sind Wogen schlagende Wasser ein Bild für Unbeständigkeit, Illusion und die Nichtigkeit des Lebens LdtS.
Wenn sich Secale in der tertiären Psora in Resignation oder Wahn flüchtet, entwickelt er Raserei mit Begierde, ins Wasser zu springen, sich zu ertränken Th 14. Wenn er also den Tod sucht, taucht er ein in die Quelle des Lebens – ins Wasser zu tauchen bedeutet die Suche nach dem Geheimnis des Lebens, dem allerletzten Mysterium LdtS.
Die Glieder wurden ganz kalt, blass und runzlich, als wenn sie lange in heissem Wasser gelegen hätten. Th 55

Konvulsionen, die zum ersten Mal nach einem Schreck auftraten, als sie ein kleines Mädchen war; sie kehrten nach jeder Entbindung wieder Th 50. Vom Moment der Geburt an beginnt für jedes Individuum der Kampf ums Leben – für Secale heisst dies "Kampf ums Überleben". Die Geburt lässt alle alten Schreckmomente wieder aufleben.
Ebenso ist das Empfangen, bzw. Weitergeben von neuem Leben ein empfindlicher Lebensbereich für Secale. Das Mittel erzeugt Sterilität. Die Gebärmutter ist so schwach, dass sie die Frucht nicht halten kann. Th 65

Sein unbändiger Lebenserhaltungstrieb kann Secale auch zu überaus zögerlichem Handeln zwingen, aus lauter Angst, sein Dasein zu gefährden. Langsamkeit und Mattigkeit im Sprechen und in allen Bewegungen, als wenn jedes Mal in den dazu bestimmten Organen ein Widerstand zu überwinden wäre Th 29.

Die gleiche ängstliche Haltung spiegelt sich auch in den Schmerzen wie ein plötzlicher "Griff" oder "Knoten" im Rücken Th 53.

Die Haare bzw. die Kopfhaut von Secale können sehr empfindlich sein: Kann keinerlei Bewegung der Haare ertragen oder hat die Empfindung, als ob das Haar anders frisiert oder von einer Haarnadel zusammengedrückt wäre. An den Wurzeln schauen die Haare so aus, als ob die Haarzwiebeln vergrössert wären Th 36.
Das Haar symbolisiert Lebenskraft, Stärke, Energie, die Lebenssubstanz aus dem Kopf; die Macht der Gedanken, die höheren Kräfte und die Inspiration LdtS. Einerseits sehen wir in den verdickten Haarwurzeln das unbändige Festhalten an Lebenskraft und animalischer Energie. Andererseits zeigt das Symptom auch die Aufforderung, die geistige Entwicklung voranzutreiben – die Haare fühlen sich an wie anders frisiert!

ZUR SUBSTANZ


Secale cornutum, Mutterkorn, Ergota (Ergot oder Argot, franz. Hahnensporn)

Hering bezeichnete es als nicht bestimmten Pilz und klassifizierte es angesichts der bisherigen zweifelhaften Stellung in der Botanik nicht ohne Grund als eine Nosode: "Eine Nosode ist der Allgemeinbegriff für den alkoholischen Extrakt von Krankheitsprodukten." HCA

ANMERKUNGEN


Im Jahre 1089 beschreibt der französische Historiker Sigebert eine Mutterkorn-Epidemie:
"Ein pestilentes Jahr, besonders im Westen der Lorraine, wo viele Menschen von Fäulnis befallen wurden, weil ihr Inneres durch das St. Antoniusfeuer verzehrt wurde. Ihre Glieder waren verfault und wurden kohlschwarz. Entweder gingen sie elendiglich zu Grunde, oder es war ihnen, ihrer verfaulten Hände und Füsse beraubt, ein noch elenderes Leben bestimmt. Darüber hinaus wurden viele Krüppel noch von Kontraktionen der Sehnen befallen".

(...) Die letzte Epidemie in Europa trat 1816 nach einem regnerischen Sommer in der Lorraine und in Burgund auf, sie wütete besonders verheerend unter den ärmeren Schichten. Von Zeit zu Zeit erschienen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz mehrere Monographien mit einer mehr oder weniger genauen Beschreibung der verschiedenen Epidemien. Im Jahre 1825, ein Jahr bevor er nach Südamerika ging, fertigte Hering eine Sammlung dieser Monographien an, die er Trinks überliess, welcher sie durch einen Assistenten vervollständigen und publizieren liess. HCA

Der heilige Antonius galt als Schutzpatron der am Ignis sacer (Heiliges Feuer) erkrankten Menschen. Er wurde nach der Überlieferung im Jahr 251 n. Chr. geboren und lebte lange einsam meditierend in der Sinai-Wüste. Dabei soll er durch Reizentzug und langes Fasten schrecklichste Halluzinationen und angsterfüllte Visionen gehabt haben – eine Erfahrung, welche auch die mit Mutterkorn Vergifteten oft genug machten. Diese Erscheinungen sind auf den Stoff Lysergsäure-Diethylamid zurückzuführen. Die kurz "LSD" genannte Substanz wurde vom Basler Chemiker Albert Hofmann 1943 zufällig entdeckt und war eine der wichtigsten Triebkräfte für die Umbrüche der Jugendkultur der 1960er und 1970er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. natura.at/wissen/gem

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Olten, Dezember 2007

HT
HCA
TM
A
Kt
Rep
LdtS
HdA
Bild
Hartlaub und Trinks, Reine Arzneimittellehre, Neuauflage Hamburg 1991
Allen H.C., Nosoden, Berg am Starnberger See, 1987
Trinks / Müller, Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre, Band Il, Nachdruck, Burgdorf 1984
Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band
Kent, James T., Kents Arzneimittelbilder, Heidelberg 1988
HS – Hahnemann S., SP – Schmidt P.
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin, New York 1987
Esther Ostermünchner