Selenium

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ZENTRALE BEGRIFFE


Fokus der inneren Aufmerksamkeit
Die Wachsamkeit von Selenium gönnt sich keine Pause, es ist, als wolle er immer auf dem Sprung sein. "Schlafen ist Sünde" und "allzeit bereit" sind seine Mottos. Selenium wird bestraft durch das Gefühl des Scheiterns, wenn er etwas tun will, weil er am liebsten nur kraft der Bewegung seiner Gedanken und seines Willens (im Traum, in Ruhe) ohne weitere Anstrengung und körperliche Tätigkeit, ohne Inanspruchnahme des motorischen Apparates das Erstrebte erreichen will.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen



THEMENLISTE


Hauptthemen

Schläfrigkeit und Schwäche tagsüber.
Geistige Aktivität im Schlaf.
Sexualität und kreative Impotenz.
Intoleranz gegen Wärme, Geräusche und Zugluft, also gegen äussere Reize.
Unfähigkeit, Sekrete, Gedanken, Körperhaare zu halten und zu bewahren.
Kommunikation und das Verhältnis zu anderen.


1. Geist und Verstand
Sehr vergesslich, besonders in Geschäften, aber wenn er im halben Schlafe liegt, fällt ihm alles wieder ein. St 1
Nach Geistesarbeiten, mit Eifer und Lust bis spät in die Nacht fortgesetzt, ist er so ungewöhnlich abgespannt, dass er mehrere Tage nur das nöthigste denken, und erst spät wieder in der Arbeit fortfahren kann. St 140
Grosse Dumpfheit, mit vollkommener Unempfindlichkeit und Gleichgültigkeit für seine Umgebung. He 1.1
Schwieriges Begreifen. He 1.4
Geistige Arbeit erschöpft ihn. He 1.7
(...) Gefühl eines Brettes vor dem Kopf (...) A 183

2. Phantasie
Er muss (...) liegen, und bleibt so halb im Schlafe; auch seine Phantasie ist ganz erschlafft. St 118

3. Erinnerung im Halbschlaf, Rechnen, zeitiges Erwachen
Sehr vergesslich, besonders in Geschäften, aber wenn er im halben Schlafe liegt, fällt ihm alles wieder ein. St 1
Sehr zeitig Erwachen und immer zu derselben Stunde, geht er auch noch so spät schlafen (...) St 133
Aus dem tiefen, traumvollen Nachmittagsschlafe erwacht er doch immer sehr pünktlich zur selben Minute, die zum Ausgehen bestimmt ist. St 134
Schlaf voller Träume mit lautem Rechnen. A 232

4. Arbeit und Tat
Sehr vergesslich, besonders in Geschäften (...) St 1
Heftiges, starkes Milzstechen (...), so dass er kaum von der Stelle kam. St 38
Oft muss er im Sitzen und Arbeiten plötzlich aufhören und sich legen, ohne weitere Beschwerden zu fühlen, als dass es ihm ganz unmöglich ist, auch nur das Mindeste zu thun. St 113
Träume von täglichem Umgang. St 126
Beim Erwachen erst unbesinnlich und dann träge (...) St 129
Gänzliche Unfähigkeit zu jeder Arbeit: obwohl er immer wieder beginnt, muss er doch stets bald wieder ablassen. St 139
Nach Geistesarbeiten (...) ist er so ungewöhnlich abgespannt, dass er mehrere Tage nur das nöthigste denken, und erst spät wieder in der Arbeit fortfahren kann. St 140
Scheu vor Menschen und seinem Berufe (...) St 142
Gemüt, Furcht vor Beschäftigung. Rep
Völlige Unfähigkeit zu irgendeiner Form von Arbeit. He 1.5
Geistige Arbeit erschöpft ihn. He 1.7
Mürrisch, verärgert, schläfrig, faul, mit wiederkehrendem Erbrechen und Strecken. A 3
Furcht vor Menschen und vor seiner Arbeit, aber wenn er das überwindet, so kann er seine Arbeit fortsetzen. A 4

5. Der eigene Schweiss riecht angenehm
Heilt allzugrosse Neigung zu Schweiss im Gehen und im Mittagsschlafe (...); als die Minderung anfieng, bekam der Schweiss einen ihm selber sehr angenehmen Geruch. St 138

6. Erregtheit
Grosse Schwatzhaftigkeit. St 141
Grosse Geschwätzigkeit bei Erregung. A 1
Sehr gesprächig, leichten Herzens, erregt. A 2

7. Beziehung zu anderen, Kommunikation
Nachts geschichtliche Träume von fernen Personen. St 125
Träume von täglichem Umgang. St 126
Grosse Schwatzhaftigkeit. St 141
Grosse Scheu vor Menschen und seinem Berufe; aber wenn er sich überwindet, so geht es dann gut. St 142
(...) vollständige Gleichgültigkeit für seine Umgebung. He 1.1
Eine Art Stammeln, machte beim Sprechen Fehler, äusserte Silben falsch und konnte einige Worte nicht artikulieren. He 11.1
Stimme heiser beim Beginn des Singens, oder vom langen Sprechen (...) He 25.1
Heiserkeit vom langen Gebrauch der Stimme. He 25.2
Grosse Geschwätzigkeit bei Erregung. A 1
Sehr gesprächig, das Herz leicht, erregt. A 2
Ohren verstopft, als ob eine Membran davor gespannt wäre, etwas erleichtert durch Kopfschütteln und Bohren der Finger in den Ohren.
A 40

8. Erschöpfung und Anstrengung
Nach dem Beischlafe sehr schwach und verdriesslich. St 67
Unüberwindlicher Hang zum Liegen, auch zum Schlafen; danach alle Beschwerden viel ärger. St 112
Er muss, so lange die Hitze des Tages währt, liegen, und bleibt so halb im Schlafe; auch seine Phantasie ist ganz erschlafft. St 118
Gänzliche Unfähigkeit zu jeder Arbeit: obwohl er immer wieder beginnt, muss er doch stets bald wieder ablassen. St 139
Nach Geistesarbeiten (...) ist er so ungewöhnlich abgespannt (...) St 140
Geistige Arbeit erschöpft ihn. He 1.7
Schwäche und allgemeine Kraftlosigkeit; leicht erschöpft von jeglicher Anstrengung oder Arbeit; vor allem bei heissem Wetter. He 36.1
Unwiderstehliches Verlangen, sich hinzulegen und zu schlafen; die Kraft verlässt ihn plötzlich. He 36.2
Schnelle Erschöpfung; Unvermögen, irgendeine Arbeit zu verrichten, weder geistige noch körperliche; sexuelles Verlangen mit Schwäche und Erschlaffung der (Geschlechts-) Organe; Verlust von Prostataflüssigkeit. He 36,3

9. Laszive Gedanken und Impotenz
Geile Gedanken bei Impotenz. St 65
Nur psychischer Reiz treibt ihn zur Begattung, ohne allen körperlichen Trieb; die Erektion erfolgt sehr langsam und unvollkommen; endlich ein zu früher Samenerguss, doch mit sehr langem Wollustgefühl. St 66

10. Zeugungsunfähigkeit
Linker Hode wird etwas dicker und steinhart. St 57
Unbewusstes Auströpfeln des Samens im Schlafe. St 60
Der Same bei Beischlaf und Pollution, so wie der unbewusst abtröpfelnde, sehr dünn und geruchlos. St 61
Pollution, bei schlaffer Ruthe. St 62
Schwache Steifheit bei Anreizung. St 63
Verminderter Geschlechtstrieb. St 64
Genitalien, männlich, Samenerguss, abnormaler Geruch. Rep

11. Schwäche durch Wärme und Hitze, v.a. des Tages
Erweckte und heilte alte Anfälle von heftig stechendem Kopfweh (...), sonst erregt durch Gehen in der Sonne und starke Gerüche. St 6
Er muss, solange die Hitze des Tages währt, liegen (...) St 118
Gluth in der Haut, wie sie aus einem Ofen schlägt (...) St 137
Gewaltiges Stechen über dem linken Auge, wenn er in der Sonne geht (...) He 3.1
Schwäche und allgemeine Kraftlosigkeit (...) vor allem bei heissem Wetter. He 36.1
So lange die Hitze des Tages anhielt, musste er sich hinlegen und blieb so halb schlafend; sogar sein Denkvermögen war ziemlich entspannt. A 178
Alle seine Symptome sind schlechter nach Schlaf, vor allem an heissen Tagen. A 188

12. Ausruhen
Er schläft den ganzen Vormittag wie todt. St 120
Abends zeitig schläfrig, dann nur ein halber Schlaf mit viel Erwachen, mitten in der Nacht wird er ganz munter, nach Lesen wieder schläfrig; erst gegen Morgen fällt er in festen Schlaf. St 121
Er kann Abends lange nicht einschlafen. St 122
Zusammenzucken des ganzen Körpers, abends beim Einschlafen. St 123
Erwachen des Nachts über jedes kleine Geräusch. St 127
Beim Erwachen erst unbesinnlich und dann träge (...) St 129
Nach dem Schlafen sehr unwohl. St 130
Spät Einschlafen und früh Erwachen. St 131
Von 3 Uhr Morgens bleibt er wach und ist ihm wohl. St 132
Sehr zeitig Erwachen und immer zu derselben Stunde, geht er auch noch so spät schlafen (...) St 133
Aus dem tiefen, traumvollen Nachmittagsschlafe erwacht er doch immer sehr pünktlich (...) St 134
Schlaf voller Träume mit lautem Rechnen. A 232
Träume von Reisen und vom Wunsch zum Beischlaf, mit heftigen Erektionen am Morgen. A 234
Träume von Streitereien, von einer unnatürlichen, schrecklichen Grausamkeit. A 235
Träume von Tagesangelegenheiten. A 236
Schlechter nach Siesta an heissen Tagen. He 37.5
Schlaf, Schlaflosigkeit, von Pulsationen, Körper, speziell im Bauch. Rep

13. Beherrschung des Schlafes und der Ruhe
Sehr vergesslich, besonders in Geschäften, aber wenn er im halben Schlafe liegt, fällt ihm alles wieder ein. St 1
Zusammenzucken des ganzen Körpers, Abends vor dem Einschlafen. St 123
Träume von täglichem Umgange.St 126
Erwacht des Nachts über jedes kleine Geräusch. St 127
Spät einschlafen und früh erwachen. St 131
Sehr zeitig Erwachen und immer zu derselben Stunde, geht er auch noch so spät schlafen (...) St 133
Aus dem tiefen, traumvollen Mittagsschlaf erwacht er doch immer zur selben Minute, die zum Ausgehen bestimmt ist. St 134
Schlaflos vor Mitternacht; leichter Schlaf, geringster Lärm weckt ihn; zuckt zusammen beim Einschlafen; Katzenschlaf. He 37.1
Konnte sich kaum erheben am Morgen. A 222
Erwachen nachts durch jedes kleinste Geräusch. A 227
Am Nachmittag erwachte er von einem gesunden Schlaf voller Träume genau zu jener Zeit, zu welcher er aufwachen wollte. A 230

14. Verschlechterung durch Schlaf
(...) Schlafen; danach sind alle Beschwerden viel ärger. St 112
Zusammenzucken des ganzen Körpers, abends beim Einschlafen. St 123
Aus Nachmittags- und Nachtschlaf erwacht er mit grosser Trockenheit in Mund, Rachen und Schlund (...) St 128
Beim Erwachen erst unbesinnlich und dann träge (...) St 129
Nach dem Schlafen sehr unwohl. St 130
Schlaf, Schläfrigkeit, Liegen verschlimmert. Rep

15. Schwäche und Müdigkeit
Unüberwindlicher Hang zum Liegen, auch zum Schlafen. Danach sind alle Beschwerden viel ärger. St 112
Oft muss er im Sitzen und Arbeiten plötzlich aufhören und sich legen (...) St 113
Er schläft den ganzen Vormittag wie todt. St 120
Nach Geistesarbeiten (...) ungewöhnlich abgespannt (...) St 140

16. Schwere des Kopfes und der Glieder
Grosse Dumpfheit des Kopfes, vor allem am Abend. A 14
Grosse Schwere im Hinterkopf (...) A 24
(...) zusätzlich zum Kopfschmerz gab es Zerschlagenheitsgefühle und Schwäche in allen Gliedern, so dass er kaum gehen konnte (...) A 182

17. Verschlechterung durch Nahrungsaufnahme und Genussmittel
Oftes Verlangen nach Branntwein. St 31
Beim Tabackrauchen entsteht ein widerlich süsslicher Geschmack an den Lippen; ebenso nach verschiedenen Sorten Cigarren und Pfeifen. St 32
Vom Tabackrauchen vor dem Essen Schlucksen und Aufstossen. St 33
Nach dem Essen abgespannt, Hang zum liegen, ohne schlafen zu können, wegen Klopfen der Adern durch den ganzen Körper, besonders fühlt er den Aderschlag im Bauche. St 35
Grosses Verlangen nach Alkohol; ein manisches, unwiderstehliches Verlangen, muss sich völlig betrinken und fühlt sich danach elend, will ins Irrenhaus gehen. He 14.3
Gemüt, Trunksucht, vor den Menses. Rep

18. Empfindlichkeit für Wärme, leise Geräusche und Luftzug.
Verträgt die Zugluft nun, die ihm vorher ganz unerträglich war. St 114
Er muss, so lange die Hitze des Tages währt, liegen (...) St 118
Erwachen des Nachts über jedes kleine Geräusch. St 127
Schwäche und allgemeine Kraftlosigkeit (...) vor allem bei heissem Wetter. He 36.1
Schlaf, unterbrochen, während heissem Wetter. Rep
Sehr grosse Aversion gegen Luftzug, egal ob warm, kalt oder feucht. He 36.6, 39.2
Der kleinste Luftzug ist unerträglich (...) A 187

19. Plötzlicher Kraftverlust
Kraft verlässt ihn plötzlich. He 36.2
Oft muss er im Sitzen und Arbeiten plötzlich aufhören und sich legen, ohne weitere Beschwerden zu fühlen, als dass es ihm ganz unmöglich ist, auch nur das Mindeste zu thun. St 113

20. (Unwillkürlicher) Verlust von Körperflüssigkeit
Betrifft Urin, Schweiss, Schnupfen, Auswurf, Sperma, usw.
Empfindung an der Spitze der Harnröhre, als dränge sich da ein beissender Tropfen heraus. St 50
Im Stillsitzen und im Gehen quillt ein Tropfen Vorsteherdrüsensaft aus der Harnröhrmündung hervor, mit einer besonders unangenehmen Empfindung. St 51
Genitalien, männlich, Samenabgänge, mit Träumen, aufweckend. Rep
Urin sehr reichlich, ungefähr die sechsfache Menge, die er getrunken hatte, schäumend. A 119
vgl. St 52-55,60,62,68,69,74,75,135,136,138; He 22.9-11

21. Verlust der Körperhaare
Ausgehen der Haare beim Kämmen. St 7
Haare aus den Brauen fallen aus. St 11

22. Mundtrockenheit
Nach dem Mittagsschlaf viel zäher Speichel. St 119
Aus Nachmittags- und Nachtschlaf erwacht er mit grosser Trockenheit in Mund, Rachen und Schlund (...) St 128

23. Ekelhafte Grausamkeiten
Träume mit Hader, und unnatürlicher, ekelhafter Grausamkeit. St 143

24. Hader
Träume mit Hader, und unnatürlicher, ekelhafter Grausamkeit. St 143

25. Abmagerung
Auffallendes Abmagern, besonders im Gesicht, an den Händen und Schenkeln. St 115
Ein Magerer sitzt sich an dem Sitz bei den Höckern wund. St 94

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Sein Hauptleiden ist die Unfähigkeit, fit und ausgeruht seinen Tätigkeiten nachzugehen. Er klagt über ein ständiges Schlafdefizit, das seine Konzentrationsfähigkeit blockiert. Er steckt voller Pläne und Phantasien, jedoch hapert es an der Ausführung. Wenn Selenium mittels seines Willens den Körper und die Motorik in Gang setzen will, um eine Handlung zu vollziehen, dann beschleicht ihn seine psorische Angst: Alle Umstände, die ihn aus seiner untätigen Erstarrung herausreissen wollen, verursachen ihm Leiden, so beispielsweise die geschäftige Umgebung eines Büros etc. Das Tageslicht und die Sonne vermeidet er.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Frank Sinatra im Song "New York": "I want to wake up in a city that never sleeps..."
Einerseits ist Selenium in der Verneinung des Verlustes jemand, der in seiner Arbeit sehr erfolgreich ist. Seine Pläne und Entschlüsse sind glänzend und werden unmittelbar umgesetzt. Seine Erfolge sind das Kapital, auf dem er sich hoch erfreut, wie auf dem Siegerlorbeer, ausruhen kann. Der Künstler und Sänger, der befriedigt seine unsterblichen Werke, seine prämierten Schallplatten betrachtet.
Andererseits ist Selenium in der Wiederholung der Übertretung derjenige, der sich seiner Werke erfreut, die er gar nicht mehr selber ausführen muss, da er willige Mitmenschen vor seinen Karren gespannt hat. Jemand, der damit prahlt, zwölf Monate im Jahr Urlaub zu machen und doch laufe sein Betrieb, sein Geschäft am Schnürchen und wie von selbst. "Um richtig erfolgreich zu sein, muss man die anderen für sich arbeiten lassen." So verbringt er seine Zeit mit Sonnenbädern an exotischen Stränden, er ist vielleicht selber Reiseveranstalter, oder in einem anderen Sektor der Freizeitindustrie tätig. Auf seine Mitarbeiter schaut er abschätzig, wie auf eigene Kreaturen, "was wären meine Angestellten ohne mich", und er macht sich nur ungern mit schnöder Arbeit die Finger schmutzig.

Egolyse
Hier müssen wir uns einen Menschen vorstellen, der fast unfähig zur Entspannung ist. Schlaf findet er nur in Raten, ansonsten klagt er über extreme Schlafstörungen. Morgens, beim ersten Tageslicht, ist die Nacht zu Ende, das Sonnenlicht ist wie eine Strafe. Selenium kann aber auch schlafen wie ein Toter in einer toten Welt, in der er nichts mehr bewegen kann.

Alterolyse
Hass auf alles, was von selbst wächst, ohne sich um Eventualitäten Gedanken machen zu müssen, z.B. auf die unbekümmerten Vitalprozesse in der Natur, in der Pflanzenwelt. Leiden an den Jahreszeiten, an den Wachstumsperioden, die unter dem Diktat der Sonne stehen, weil sie Selenium an sein Unvermögen erinnern, seine kreativen Fähigkeiten dem Einfluss einer höheren Macht anzuvertrauen. Die Schöpfung erinnert ihn an den Verlust, nicht jederzeit über seine Schaffenskraft und deren Resultate frei verfügen zu können. Jemand, der sich über die Faulheit und Ineffektivität seiner arbeitslosen Mitmenschen auslässt, z.B. mit dem Schmähwort von der "sozialen Hängematte", ein Punkt, an dem er leicht zum Streithahn wird. Möglicherweise liegt hier auch der Ursprung für seine Grausamkeit: Er ist zu jeder sozialen Härte fähig, man denke an die Zwangsarbeitslager in Diktaturen, in denen die Gefangenen sich unter unmenschlichen Bedingungen bis zum Umfallen totarbeiten müssen.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Selenium vergisst die Dinge, die er tun will, in dem Moment, wo er sie tun soll und kann, nämlich im Wachzustand, im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte, am sonnenlichten, warmen Tag. Normalerweise ist das die ideale Zeit, in der der Mensch kraft seines Verstandes, seines Willens und des von diesen beiden in Bewegung gesetzten Körpers seine gewünschten Pläne umsetzt. Stattdessen besteht in den Prüfungssymptomen von Selenium nur Leistungsfähigkeit in der Ruhephase, nachts, im Zustand des Schlafes, wenn die übrige Welt sich entspannt. Dann wickelt er alle Geschäfte und sonstigen Tätigkeiten ab, was ihm sonst beispielsweise durch seine Menschenscheu, seine Erschöpfung und seine Antriebsschwäche tagsüber verunmöglicht wird.

Transzendenter Wert
Es geht um das Ausruhen. Am siebten Tag ruhte Gott, er hörte auf, neue Kreaturen zu schaffen und verharrte glückselig im Bewusstsein seiner Werke. Gott vermag im Schaffensakt in Ruhe zu sein, da er sich durch seinen Schöpfungsakt nicht komplettiert hat und durch sein Schöpfungswerk nicht umfangreicher geworden ist. Gott vermag in actu zu sein selbst während der Ruhe. Insofern ist Gott auch in der Ruhe in immerwährender Aktivität, selbst in der zufriedenen Freude über sein Werk bleibt er geschäftig. Diese Form von göttlicher Ruhe hat Selenium beneidet und verliert darum das natürliche Gleichgewicht zwischen Schaffen und Regeneration.

Menschliche Daseinsbedingung
Die menschliche Leistungsfähigkeit bedarf der Regeneration durch die Erholung, den Schlaf, den Urlaub und die Pause. Im Schlaf verlieren wir die Kontrolle des Willens und des Verstandes über unsere Aktivitäten, und wir verlieren die willengesteuerte Bewegungsfähigkeit des Körpers, wie sie das Tagesbewusstsein sonst ermöglicht. Selenium scheint diesen Verlust nicht zu akzeptieren. Es ist ein Paradox, dass gerade der Schlaf etwas ist, was man nur erwarten und empfangen, nicht aber erzwingen kann. Um sich zu erholen, muss man sich den Schlaf, gewissermassen als eine Gottesgabe, schenken lassen. Um sich wach zu halten, bedarf es der zwischenzeitlichen Hilfe durch den Schlaf und die Erholung vom Tagesgeschäft. Auch sind die unterschiedlichen Lebensphasen des Menschen gekennzeichnet durch unterschiedliches Ruhebedürfnis. Selenium kennt nur die Totenruhe, die sich sonst an den letzten Lebensabschnitt anschliesst. In der Ruhe regeneriert der Mensch seine Potentialität, seine Schaffensbereitschaft. In der Ruhe schweigen die auf sichtbare Resultate ausgreifenden kreativen Kräfte. Damit steht der Stillstand der bewussten, motorischen Akte in notwendigem Gegensatz zur tätigen Handlung, obwohl er ein für den Menschen unverzichtbares Gegengewicht bietet. Selenium scheint zum ewigen Wachsein verdammt und leidet vor allem an der Fruchtlosigkeit all seiner Unternehmungen.

Kerne

Schuld
Er wollte wie Gott in immerwährender Freude über seine erreichten Leistungen ruhen, ohne dabei in die Unproduktivität zu verfallen, wie dies jedoch für den Menschen in der Ruhephase obligat ist.

Verlust
Er verliert die Fähigkeit zur Ruhe, zur Regeneration, er kann nicht mehr schlafen. Er sieht Ruhe immer nur als Schaffenskrise an. Darum nutzt er jede Pause, um "eben noch schnell eine Kleinigkeit zu erledigen". Ohne Erholung verliert er am Ende seine Kraft und Energie.

Strafe
Jede Untätigkeit ängstigt ihn, denn er glaubt, seine Zeit ineffektiv zu vertun. Er fühlt sich bestraft durch das Regenerationsbedürfnis seines Körpers. Wenn er nichts leistet, droht Gefahr.

Sehnsucht
Geschichtliche Träume von entfernten Personen: Seine Sehnsucht richtet sich auf einen Ort, an dem er wohlbehütet ruhen kann.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Verlust der Körperhaare (Thema 21)
Das Haar ist Träger der Vitalkraft. Samson erleidet einen an Selenium erinnernden plötzlichen Kraftverlust, als man ihm im Schlaf (!) das Haar raubt. Im germanischen Gebiet wurden Arbeitssklaven die Haare geschoren. In der westlichen Subkultur standen lange Haare für Verweigerung der Leistungsgesellschaft, diese Leute wurden "Gammler" geschimpft.

Nachts geschichtlicher Traum von fernen Personen (Thema 7)
Die fernen Personen stehen im Gegensatz zu der Menschenscheu, welche den anderen Pol der Symptomatik bezeichnet. Die Menschen sind der verlängerte Arm seines Tatendranges. Als Personen sind sie entrückt, eben "fern", sie zählen nur als seine Kreaturen.

Abmagern (Thema 25)
Dieses Symptom ist leicht verständlich aus dem Wunsch, ohne Massnahmen auskommen zu wollen, die die körperlichen Kräfte wiederherstellen.
Der Verlust der Körpersekrete (Thema 20) wird in diesem Zusammenhang ebenfalls verständlich: Modern gesprochen leidet Selenium ja am Versuch, nur "Output" zu liefern. Dies pervertiert dann auf der körperlichen Ebene zu unfruchtbaren Ausscheidungen. Der eigene Schweiss, der angenehm riecht (Thema 5), bezeugt seine Fruchtbarkeit und Aktivität.

Verschlechterung durch die Sonne und das Tageslicht (Thema 11)
Die Sonne gilt als das aktive, kreative Symbol, entsprechend ist der helle Tag der Zeitpunkt für die produktive Tat.

Empfindlichkeit für leisen Luftzug und Geräusche (Thema 18)
Selbst Bagatellen hindern ihn daran, Ruhe zu finden.

ANDERE HYPOTHESEN


Eine andere Hypothese sieht eher darin das Problem, dass Selenium sich weigert, sich in Bewegung zu setzen, um seine Arbeit zu Ende zu bringen. Er will seine Pläne nicht durch die Akte seiner Willkürmotorik verwirklichen, vielmehr sollen in seinen Phantasien all seine Projekte schon verwirklicht sein. Im thomistischen Schema bedeutet das einen Neid auf das Zusammenfallen von Akt und Potenz in Gott.
Eine weitere AFADH-Hypothese sieht im Zentrum von Selenium am ehesten die Verweigerung der einfachen Handlung, die ihn in eine Art pflanzlicher Erstarrung versetzt und ihm die menschliche Kontemplation unmöglich macht. Bei allem, selbst bei dem, was er eigentlich gut kann, sollen ihm die anderen helfen. Jegliche Möglichkeit des Handelns ist vereitelt.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Stannum
Er will die Seligkeit durch seine eigenen Reserven erreichen, es fehlt ihm aber der lange Atem dafür. Solange die Zukunft nicht abgesichert ist, hat er kein Recht auf Erholung. Die anderen sollen seine Anordnungen genau befolgen, die Träume sind seine einzigen Ruhepausen.

Bryonia
Ebenso wie bei Stannum steht bei Bryonia die Vorsehungsproblematik ganz vorne. Er kann sich den Luxus der Pause nicht leisten, weil er sich gegen jede Überraschung rüsten will. Der Erwerb eines Gutes beruhigt ihn nur kurz. Er neidet Gott, dass nichts für ihn zufällig ist. Selenium hingegen sorgt dafür, dass er pausieren kann: er überlässt die Sorge den anderen.

Natrium muriaticum
Möchte sich aus sich selbst heraus erhalten, weil er jede Abhängigkeit von vegetativen Bedürfnissen wie Sklaventum erlebt.

Pareira
Will zeigen, dass er sich aus sich selber heraus aufrecht halten kann. Er verleugnet die Stütze durch die anderen, ohne die er nicht existieren kann. Er will den Körper beherrschen und wird von ihm niedergezwungen.

THOMAS VON AQUIN


"Hat Gott geruht am siebenten Tag von allem Werke?" (DTA I 73.2) Die Antwort lautet: "Die Ruhe wird im eigentlichen Sinne der Bewegung entgegengesetzt und damit der Arbeit, die aus der Bewegung entsteht. Bewegung im eigentlichen Sinne haben allerdings nur die Körper, doch wird der Name Bewegung in doppelter Weise auf Geistiges übertragen. Einmal, sofern jede Tätigkeit Bewegung genannt wird. (...) Sodann heisst ein Verlangen, das auf etwas anderes abzielt, eine Art Bewegung. (...) Einmal als Ablassen vom Werke, sodann als Erfüllung eines Verlangens.
Auf beide Weise heisst es, Gott habe geruht am siebenten Tage. Zunächst weil Er am siebenten Tage aufhörte, neue Geschöpfe ins Dasein zu rufen. Denn Er hat nachträglich nichts mehr geschaffen, was nicht schon irgendwie in den ersten Werken vorausgegangen wäre.
Sodann, insofern Er der geschaffenen Dinge selbst nicht bedurfte, sondern im Genuss Seiner selbst selig ist. Darum wird nach der Erschaffung aller Geschöpfe nicht gesagt, Er habe in Seinen Werken ausgeruht, als hätte Er ihrer zu Seiner Seligkeit bedurft, sondern Er ruhte von ihnen aus, nämlich in sich selbst, weil Er sich selbst genügt und sein Verlangen selbst erfüllt.
(...) Gottes Tätigkeit ist Seine Wesenheit selbst, kann also nie aufhören. Anfangen und Aufhören bei einem Werke gibt es nicht von seiten Gottes, sondern nur von seiten des Gewirkten. Durch Seine ewige Tätigkeit bewirkt Gott, dass die Werke, wie Er will, in der Zeit verwirklicht werden. Von seiten des Gewirkten kann man also sagen: Gott hört auf zu wirken, wenn das Werk da ist. Das Aufhören kann nur gefasst werden in dem Sinne: Gott schafft nichts Neues, das nicht irgendwie in dem Sechstagewerk vorgesehen wäre. Indes besteht die Tätigkeit Gottes in der Erhaltung und Regierung der Welt auch von seiten der Werke fort.
(...) So ist also der siebente Tag nicht zu fassen, als ob Gott damals in der Erreichung eines Zieles zur Ruhe gekommen wäre. Vielmehr kann der Ausdruck "Gott ruht" bezüglich der Geschöpfe in dem Sinne erklärt werden, dass Gottes Wohlgefallen in der Kreatur ruht. Nicht weil Er ihrer bedarf, sondern indem Er sie auf sich als Ziel hinordnet, findet Er in sich selbst Genügen." DTA, Anmerkungen S. 226

ZUR SUBSTANZ


Selenium steht dem Schwefel nahe und wird im Körper in den Zähnen und in den Knochen gefunden.
Selene (von selas: Licht, Glanz) ist die griechische Mondgöttin. Schutzgöttin der Zauberkunst und auch Geburtsgöttin aufgrund der Wechselwirkung zwischen Mondphasen, Menstruation und Geburt. Sie ist Schwester des Sonnengottes Helios. In einem zweispännigen Wagen, oder auf einem Pferd oder Stier reitend, zieht sie nachts über den Himmel und besucht den von ihr entführten Geliebten Endymion in seiner Höhle auf dem Berg Latmos, wo sie den in den ewigen Schlaf (!) Versetzten küsst. LdM

QUELLEN


Autor: Christoph Weihe, Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

St Stapf, Archiv für die homöopathische Heilkunst, Band 12/3, Leipzig 1833
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 8
He Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 9
DTA Thomas von Aquin, Die Deutsche Thomas-Ausgabe, Band 5, Salzburg 1934
LdM Knaurs Lexikon der Mythologie, Frankfurt, Berlin 1993
Rep Synthesis, Schroyens, Greifenberg 1994
Bild Keines