Stramonium

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ZENTRALE BEGRIFFE


Datura Stramonium, Sinnverwirrender Stechapfel (Familie: Solanaceae)

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Stramonium bewegt sich innerlich entweder in den Sphären des reinen Geistes oder in der Wildnis des unüberschaubaren menschlichen Daseins. Es gibt für ihn kein sicheres Verweilen in der polaren Realität.
Er wendet seinen Geist entweder nach oben und wird zu einem exzessiv Meditierenden, oder aber er richtet seine Aufmerksamkeit auf das Dunkle und Böse, dann ist er fasziniert von allem Morbiden, von Verbrechen, Friedhöfen oder dem Tod.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen





THEMENLISTE


1. Ohne Gedächtnis und Besinnung
Die Besinnungslosigkeit scheint mit einer innern Unruhe verbunden zu seyn und von ihr herzurühren. RAL 7
Ohne Besinnung vergiesst er Thränen. RAL (88)
Er delirierte und war ohne Gedächtnis und Besinnung. RAL (425)
Er weiss in den Zwischenzeiten des halben Bewusstseyns sich wohl des wachenden Geträumten, aber nicht dessen zu erinnern, was er in den vorhergehenden lichten Zwischenräumen gethan und gesagt hat. RAL (426)
Er redet mit Einem, den er nicht gekannt, und antwortet ihm, als wenn er vernünftig wäre, kann sich aber des Gesprächs nicht erinnern, wenn er wieder zu sich kommt. RAL (427)
Sie veränderten sich für mehrere Tage in wirkliche Dummköpfe; der eine blies Federn in die Luft, ein anderer pfeilte in grosser Wut mit Strohhalmen auf die Federn; ein anderer sass splitternackt in einer Ecke wie ein Affe, grinste und schnitt Grimassen; ein vierter küsste und tätschelte seine Kumpane und hohnlächelte ihnen ins Gesicht, in einer Haltung, die bizarrer war als die einer Holländer Puppe; in diesem rasenden Zustand wurden sie eingesperrt, um zu verhindern, dass sie sich in ihrem Wahn selber vernichteten; in elf Tagen erholten sie sich, unbewusst dessen, was passiert war. A 55
Er wurde delirös und wusste nichts von sich selbst bis er sich wieder erholte; während dieser Zeit handelte er sehr bizarr, einmal war er unterwegs, um sein Gespann aufzuzäumen, dann wiederum sammelte er Stöcke ein und legte sie zusammen, um ein Feuer zu bauen, dann bewegte er sich, als ob er Läuse und Käfer zusammenfegen und dann aus dem Hut schütteln würde; er zog die Tapete von der Wand, um die Käfer herauszubekommen; er pflückte Käfer von sich selbst ab und zertrat sie, usw; er sah Ratten umher rennen und versuchte sie zu fangen; er war sehr gesprächig, kannte seine Frau nicht, wusste nicht wo er war und wollte nach Hause. A 56
Das Erinnerungsvermögen ist lange Zeit nach der Vergiftung gestört. A 239

2. Veränderte Umgebung
Seine Umgebungen kommen ihm ganz anders vor: ob er gleich in der ersten Minute weiss, dass seine Freunde um ihn sind, so vergisst er es doch schon in der zweiten Minute wieder, und glaubt sich ganz allein in Wildnissen wie verlassen, und fürchtet sich; es springen Gestalten von Thieren ihm zur Seite plötzlich aus der Erde hervor, dass er auf die Seite fährt, wo ihn aber schon wieder ähnliche Gestalten verfolgen und er vorwärts läuft. RAL (468)

3. Falsche Wahrnehmung von Distanz und Grösse
Ganz zusammengezogene Pupillen, welche sich fast gar nicht im Dunkeln erweitern; er sieht alles weit kleiner und entfernter, und wie ein vom Lichte Geblendeter. RAL (63)
Er kommt sich sehr gross und erhaben vor, die Gegenstände umher aber erscheinen ihm zu klein. RAL (413)
Das Erscheinungsbild der Familie war höchst lächerlich, die Kinder lachten, weinten, sangen, tanzten und spielten alle nur vorstellbaren grotesken Streiche, sie hatten kein korrektes Einschätzungsvermögen für Distanzen oder die Grösse von Objekten; streckten ihre Hände aus, um Dinge zu ergreifen, die auf der andern Seite des Zimmers waren und rannten gegen Menschen und Gegenstände, die sie scheinbar in Distanz wahrnahmen. Die Nagelköpfe im Boden waren Geldstücke, die sie eifrig einzusammeln versuchten; ein Knabe, der sich vorstellte, er sei ausgezogen, nahm den Hut eines Studenten, steckte seinen Fuss hinein, zog mit beiden Händen am Rand und regte sich darüber auf, dass er "seine Hose nicht anziehen konnte"; die Eltern ermahnten ihre Kinder fortwährend, sich zu benehmen, aber ihre Handlungen waren ebenso exzentrisch; sie gaben eine lächerliche Vorstellung von Familienführung zum besten. A 54
Bei der (durch Essigtrinken wieder erregten) Verengerung der Pupillen kommen ihm alle Gegenstände winzig klein vor, die entfernten sieht er fast gar nicht; schaut er aber in die Sonne, so bleiben die Pupillen starr und es wird ihm ganz schwarz vor den Augen. RAL (102)

4. Wahnvorstellungen
Gemütsstörung; einer trägt allerlei Holz nach Hause um Branntwein zu machen; ein anderer stellt zwei Äxte kreuzweise auf, um auf diese Weise Holz zu spalten; ein dritter gräbt mit seinem Mund in der Erde wie ein Schwein; ein vierter behauptet er sei ein Stellmacher und fing an Löcher zu bohren; ein fünfter lief in eine Schmiede um einen Fisch zu fangen, den er dort schwimmen sah; eine Spitzenklöpplerin warf ihre Spulen unablässig herum und warf alles durcheinander; ein anderes Mädchen lief im Zimmer herum und schrie, alle bösen Geister würden sie verfolgen. He 1.41
Wahnsinn; meint er läge auf seinem Grabmal; beichtet, betet, möchte getötet werden; lacht als würde er gekitzelt; möchte geküsst werden; beschuldigt seine Frau der Untreue; schilt, schlägt aus Wut, will nicht vom Wärter gepackt werden; sieht sie als Hunde an und bellt sie an; spricht in jüdischer Mundart; meint sein Haus sei von Karren, Juden und Gänsen umgeben, die ihn angreifen, was ihn wütend macht; ist blass, isst nichts, schläft nicht, während die Gesichtsmuskeln in ständiger zuckender Bewegung sind. He 1.94

5. Ein umwölkter Zustand der Fähigkeiten; schreckliche Verwirrung; ein Patient sagte mir zweimal, er sei ziemlich alarmiert, wenn er sähe, wie verwundert und unfähig ich sei; alles was ich anfasste, brachte ich durcheinander, es schien mir, als ob er aus einer Wolke zu mir spräche oder als wenn er die Figur einer Vision wäre und nicht Wirklichkeit, wenn er aufhörte zu reden, driftete ich in einen Zustand von Verstörtheit ab, aus dem ich mich nur mit grosser Mühe herausholen konnte, um diesen Fall zu behandeln; meine Schrift war ein praktisch unleserliches Gekrakel, ich legte mich bis zum Abend hin, schwindlig und unfähig, mit einem dumpfen Kopfschmerz im Scheitel, aber nicht heftige Schmerzen; ich konnte nichts realisieren; meine Frau, die am Bett sass, war wie ein Phantom, ich streckte manchmal meine Hand aus, um zu spüren, ob sie wirklich existiere; bevor dieser Zustand extremer Verwirrung kam, war ich übermässig vergesslich, fing Sätze an mit einer vollkommen klaren Vorstellung von dem, was ich sagen wollte, vergass aber alles, bevor ich mich klar ausdrücken konnte; ebenso verwendete ich falsche Wörter und konnte meine Meinung schlecht ausdrücken; meine Sprache war schwerfällig, als ob meine Zunge zu gross wäre für meinen Mund, obwohl ich nicht spürte, dass etwas falsch gewesen wäre mit meiner Zunge, nur eine labernde Aussprache. A 64

6. Sieht abwesende Personen, Gespenster, Phantome
Er spricht mit abwesenden Personen, als ob sie gegenwärtig wären, und redet leblose Gegenstände (z.B. Schachfiguren) mit Namen solcher Personen an, bemerkt aber keinen der um ihn Stehenden. RAL (428)
Sie glaubt eine Menge Leute zu sehen und greift nach ihnen, die doch nicht zugegen waren. RAL (465)
Er murmelte unzusammenhängende Laute, blickte wild um sich und konnte nicht dazu gebracht werden zu tun, was man ihm sagte, obwohl er offensichtlich verstand, was vor sich ging. Er wollte scheinbar nach einer Person greifen oder nach mehreren Personen, von denen er sich vorstellte, sie wären vor ihm; er konnte seine Arme nicht gebrauchen, aber er versuchte es. A 52
Eine alte Dame hatte eine Vision jede Nacht seit sechs Wochen, in der viele Leute, alles Fremde, in ihr Zimmer und an ihr Bett kamen, was ihr solche Furcht einflösste, dass sie das Bett verlassen musste. He 1.64
Sah Leute aus allen Ecken hervorkommen. He 1.65
Delirium Tag und Nacht ohne Ruhe oder Schlaf; sang oder pfiff oder unterhielt sich in verschiedenen Sprachen mit Verstorbenen oder sprang wild aus dem Bett um wegzulaufen oder ins Geschäft zu gehen. He 1.88
Schreckvolle Phantasiebilder: er glaubt Gespenster zu sehen. RAL (460)
(...) es schien mir, als ob er aus einer Wolke zu mir spräche oder als wenn er die Figur einer Vision wäre und nicht Wirklichkeit (...) meine Frau, die am Bett sass, war wie ein Phantom, ich streckte manchmal meine Hand aus, um zu spüren, ob sie wirklich existiere; A 64
He 1.27

7. Geister, Gott und Teufel
Nach Krämpfen verfiel sie in eine Trance, sagte, sie sei unter dem Einfluss von Geistern und habe eine Unterhaltung mit Geistern gehabt, Mitteilungen von Gott; trägt mit nachdrücklicher Betonung Predigten vor, Prophezeiungen. He 1.50
Sehr unruhig am Abend im Bett; unterhält sich mit Geistern, die an sein Bett kommen, nimmt einen Stock und schlägt um sich, um den Teufel, der ihn verfolgt, aus dem Zimmer zu treiben; Gesicht rot, Augen glänzend, grosser Durst, aufgetriebener Bauch und starke sexuelle Erregung. He 1.51
Sinnestäuschungen, als würde eine Stimme in der Nähe des rechten Warzenfortsatzes mit ihr schelten, schlimmer nachts, manchmal schien die Stimme unter dem Bett zu sein. He 1.70

8. Traumgestalten an seiner Seite
Er hat überhaupt mehr Traumgestalten zur Seite, als vor sich, die ihm alle Grausen er-regen. RAL (469)
(...) glaubt sich ganz allein in Wildnissen wie verlassen, und fürchtet sich; es springen Gestalten von Thieren ihm zur Seite plötzlich aus der Erde hervor, dass er auf die Seite fährt, wo ihn aber schon wieder ähnliche Gestalten verfolgen und er vorwärts läuft. RAL (468)
Er hat nirgend Ruhe, wird durch Traumbilder, selbst bei offenen Augen, erschreckt, die in Gestalten von grossen Hunden, Katzen und anderen schrecklichen Thieren ihm zur Seite aus dem Boden wachsen, und vor welchen er mit Zeichen des Schrecks auf die Seite springt und sich gar nicht zu retten weiss. RAL (471)
Augen ängstlich auf einen Punkt zur Seite gerichtet, wo sie sich einbildet, eine schreck-liche, feindselige Gestalt zu sehen. He 5.34
RAL 106

9. Für mehrere Tage ist der Patient von Halluzinationen befallen und glaubte, dass seine eine Seite lebendig sei, während die andere Seite begraben worden sei. A 122

10. Beschuldigt seine Frau der Untreue
Ehefrau klagt, dass ihr Mann sie vernachlässigt; Mann beschuldigt seine Frau, untreu zu sein. He 1.146
Hatte viele eigenartige Einbildungen, so bildete er sich ein, seine Ehefrau habe Liebhaber hinter dem Ofen verborgen; wanderte ruhelos umher und konnte nur gewaltsam zurückgehalten werden, auf die Strasse zu laufen; hatte später einen Anfall, der so sehr nach Apoplex aussah, dass er zur Ader gelassen wurde. He 1.104
(...) möchte geküsst werden; beschuldigt seine Frau der Untreue (...) He 1.94
He 1.56

11. Er träumt bei offenen Augen, fängt unsinnige Dinge an zu schwatzen, und wenn ihn seine Freunde zurecht weisen, entschuldigt er sich damit, dass sie ihn doch darauf gebracht hätten, und fängt gleich wieder an, wachend zu träumen und mit denselben Gegenständen zu sprechen. RAL (430)

12. Spricht mit Gegenständen
Er spricht mit abwesenden Personen, als ob sie gegenwärtig wären, und redet leblose Gegenstände (z.B. Schachfiguren) mit Namen solcher Personen an, bemerkt aber keinen der um ihn Stehenden. RAL (428)
Sie wurden wild, rannten im Zimmer umher, redeten Blödsinn, sahen Hühner und Katzen, mit denen sie sprachen, ebenso mit ihren Spielsachen. A 90
RAL (430)

13. Gegenstände
Die Gegenstände schienen immer eine schiefe Lage zu haben. RAL 10
Es war ihm, als sähe er die Gegenstände durch grobe Leinwand, nur wie stückweise, und wie durchschnitten, z.B. von einem Gesichte bloss die Nase usw., gleich als wenn die Augen nur einen sehr kleinen Gesichtskreis hätten und er nur einen kleinen Punkt auf einmal sehen könnte. RAL 11
Er glaubt um weisse Sachen, z.B. um ein Stück Papier herum, einen rötlich grauen Rand zu sehen. RAL 12
Sehkraft abgestumpft, wie Nebel vor den Augen, als sähe er die Gegenstände durch ein Glas trüben Wassers; die Gegenstände schienen wie zerflossen und wie allzu entfernte Dinge. RAL 13
Verschobenes Doppeltsehen; kleine Gegenstände erblickt er auf ihrer Stelle, aber gleichsam ein zweites Exemplar davon wird höher und seitwärts wahrgenommen. RAL (106)
Die Gegenstände zeigen sich vielfach und von verschiedenen Farben. RAL (108)
Schwarze Dinge kommen ihm grau vor. RAL (109)
Es schien als ob der Junge schwarze Objekte sehe, er spricht von schwarzen Menschen, schwarzen Wolken und greift in die Luft. A 117
Plötzlich fühlt er sich sehr eigenartig, weil alles in grüner Farbe erscheint; zur gleichen Zeit wird er benommen im Kopf und sagt, er könne nicht umhin mit seinem Spaten (bei der Gartenarbeit) in die Luft zu schlagen und eigenartige Gebärden zu machen, als sei er besessen. He 5.8
Wenn die Aufmerksamkeit auf Gegenstände gerichtet wurde, die nur zwanzig oder dreissig Schritte entfernt waren, obwohl sie sie nicht genau unterscheiden konnten, waren die sich bewegenden Gestalten trotzdem verschwunden, wenn sie wieder hinblickten. He 5.10
In den Morgenstunden kann er Gegenstände nicht unterscheiden, obwohl er sie sieht; stösst gegen sie, als ob er im Dunkeln sei. He 5.11
Beim Richten der Aufmerksamkeit auf nicht sehr weit entfernte Gegenstände, sahen sie Tiere; bei über dreissig Yard (27,5 m) in die Weite Sehen, verschwand alles. He 5.16
RAL (102, 103, 105, 107, 269, 409, 110, 412, 413, 428, 429, 464) A 119

14. Bemerkt oder erkennt nichts und niemanden
Bei starren Augen und ganz erweiterten, unbeweglichen Pupillen sah er nichts, erkannte Niemand von den Seinigen, fuhr mit den Händen immer herum, als wenn er etwas greifen wollte, und stampfte mit den Füssen. RAL (438)
Er spricht mit abwesenden Personen, als ob sie gegenwärtig wären, und redet leblose Gegenstände (z.B. Schachfiguren) mit Namen solcher Personen an, bemerkt aber keinen der um ihn Stehenden. RAL (428)
Die Gegenstände um ihn her scheint er nicht zu bemerken, und bemerkt sie wirklich nicht. RAL (409)
Alle Gegenstände sind ihm nach dem Erwachen neu, selbst seine Freunde, als hätte er sie in seinem Leben nicht gesehen. RAL (412)
Seine Umgebungen kommen ihm ganz anders vor: ob er gleich in der ersten Minute weiss, dass seine Freunde um ihn sind, so vergisst er es doch schon in der zweiten Minute wieder (...) RAL (468)
A 50, 56

15. Alleinsein
Er glaubt sich immer allein und fürchtet sich. RAL (470)
Furcht im Dunkeln zu sein, in einem geringeren Ausmass, allein zu sein, abends nach dem Sonnenuntergang. A 206
Wenn er angesprochen wurde, schien er mürrisch und gereizt und antwortete mit einem scharfen Schrei, oder er sagte scharf: "Lass mich allein", all seine Worte waren auf eine seltsame Art verkürzt. A 211
Besessen nach Licht und Gesellschaft, kann nicht ertragen allein zu sein. He 1.102
Er gab ein ständiges Stöhnen von sich, mit gelegentlichem Aufschreien und konnte nur beruhigt werden, indem seine Brust gegen die Brust der Mutter gedrückt wurde. He 1.144
Ist bemüht zu fliehen, bildet sich ein, er sei die ganze Zeit allein und fürchtet sich. He 1.158
He 1.146

16. Fühlt sich, als ob nichts ihr Freude bereiten könnte. A 198

17. Beschäftigt mit seinen Phantasien
Wahnsinnig und verstandlos wird der Kranke von tausend, nicht unangenehmen Phantasien beschäftigt, zeigt sein Begehren, ohne zu reden, mit Geberden an, läuft dann mehre Tage umher, mit seinen Phantasien beschäftigt, mit fröhlicher Laune. RAL (431)
Er geht immer in sich gekehrt in der Stube herum mit stieren, funkelnden Augen und blauen Rändern um dieselben, bemerkt aber nicht die äussern Gegenstände, sondern hat es bloss mit Gegenständen seiner Phantasie zu thun. RAL (429)
Wunderliche Phantasiebilder. RAL (422)
Es schweben ihm mancherlei Phantasien vor. RAL (423)
Er erblickt im Zimmer Gegenstände, die gar nicht vorhanden sind. RAL (110)
Immer erscheinen seiner Phantasie fremde Gegenstände, vor denen er erschrickt. RAL (464)
Schreckliche Vorstellungen bemächtigen sich seiner Seele, und in den Gesichtszügen drückt sich Schreck und Furcht aus. RAL (466)
RAL (460)

18. Hunde, Katzen, Kaninchen, Hühner und andere Tiere
Geschwätziger Wahnsinn: er klagt, ein Hund zerbeisse und zerfleische ihm die Brust. RAL 92
Singt, redet, phantasiert, dass Hunde im Zimmer seien, welche er beschreibt und zu jagen versucht, dabei plötzlich auf die Füsse springt und ebenso plötzlich hinstürzt; manchmal spricht er von Ereignissen des Tages, als ob sie jetzt stattfinden würden. A 136
Sie schreit zuweilen über Katzen, Hunde und Kaninchen, die sich ihr näherten, oben, zur Seite und in der Mitte der Stube. RAL (458)
Schreckdelirien, als wenn ihn ein Hund anfiele. RAL (459)
Er klagt über Knurren im Unterbauche, als wenn in allen Gedärmen lebendige Thiere schrieen und sich bewegten. RAL (217)
(...) schilt, schlägt nach jedem, der ihn zurückhalten will; meint sie seien Hunde und bellt sie an, um sich verständlich zu machen. He 1.56
(...) glaubt sich ganz allein in Wildnissen wie verlassen, und fürchtet sich; es springen Gestalten von Thieren ihm zur Seite plötzlich aus der Erde hervor, dass er auf die Seite fährt, wo ihn aber schon wieder ähnliche Gestalten verfolgen und er vorwärts läuft. RAL (468)
Er hat nirgend Ruhe, wird durch Traumbilder, selbst bei offenen Augen, erschreckt, die in Gestalten von grossen Hunden, Katzen und anderen schrecklichen Thieren ihm zur Seite aus dem Boden wachsen, und vor welchen er mit Zeichen des Schrecks auf die Seite springt und sich gar nicht zu retten weiss. RAL (471)
Sie wurden wild, rannten im Zimmer umher, redeten Blödsinn, sahen Hühner und Katzen, mit denen sie sprachen, ebenso mit ihren Spielsachen. A 90
Erwachte plötzlich nachts und sagte, Schlangen seien unter ihr und um sie herum; sah rasend aus, schrie und zeigte auf sie. He 1.67
Macht allerlei Gesichter und ahmt Bewegungen, Gebärden und Stimmen verschiedener Tiere nach. He 1.153
He 1.56, 94, 103, 5.16

19. Käfer, Wanzen
Die Erscheinung des Patienten lässt an Wahnsinn denken, wenn ich meinen Patienten und sein Temperament nicht so genau gekannt hätte, hätte ich es als einen Fall von Delirium tremens eingeordnet; während ich sass und ihn beobachtete, drehte er sich plötzlich gegen die Wand und rief aus: "Dort sind diese Käfer, helft mir, sie zu fangen!" Ich fragte: "Welche Käfer?" "Dort", antwortete er, "eine lange Kolonne von Bettwanzen, nach ihnen eine Prozession von Käfern, und da kommt die über mich krabbelnde Schar Küchenschaben". Er zuckte alarmiert zurück, dann drehte er sich plötzlich zu mir und sagte: "Ich glaube, ich weiss, dass es nicht wirklich Käfer sind, aber manchmal scheinen sie mir real." Diese Szene wiederholte sich mehrmals, es war ein Zustand von wildem Delirium. A 42
(...) dann bewegte er sich, als ob er Läuse und Käfer zusammenfegen und dann aus dem Hut schütteln würde; er zog die Tapete von der Wand, um die Käfer herauszubekommen; er pflückte Käfer von sich selbst ab und zertrat sie (...) A 56

20. Bedrohungen, Verletzung
Unsinnige Vorstellung, als werde er geschlachtet, gebraten und gefressen werden. RAL (456)
(...) forderte ihre Mutter dazu auf, sie zu verlassen, weil etwas sie verletzen werde (...) A 101
Der Patient hat eine anhaltende Vision von einem Henker, der vor ihm steht; trotz diesem war er lebendig, gesprächig, lachte und machte Witze über seine Halluzinationen, obgleich sie ihm real schienen. A 118
Sein ganzes Gebaren und sein Ausdruck waren wie bei einem Kind, das heftig erschreckt ist und ein furchtbares Unglück erwartet. A 207
Der Junge sagt immer wieder, dass grosse Wunden an ihm seien (erster Abend). A 126
Er sprang um Mitternacht aus seinem Bett und rannte im Zimmer umher, haschte nach jedermann, an dem er vorbeikam, sagte, ein Mann würde ihn jagen und sagte wiederholt: "Du wirst mich nicht bekommen." A 160

21. Verlässt häufig seinen Stuhl, um auf Leute zuzustürzen von denen er dachte, dass sie vor ihm kämpfen und streiten würden. He 1.110

22. Krankheit
Wahnsinn mit Schlaflosigkeit; sehr gesprächig; meint er habe jede denkbare Krankheit; dass er Gewalt über jede Krankheit habe; masturbiert; von Zeit zu Zeit vollkommen vernünftig; füllt seine Taschen mit allem, was er finden kann; meint es seien Schlangen in ihm. He 1.103
Er springt Nachts aus dem Bette und schreit, die Krankheit werde ihm aus dem Kopfe hervorbrechen. RAL (457)

23. (...) füllt seine Taschen mit allem, was er finden kann (...) He 1.103

24. Wasser
Wasserscheu. In Verbindung mit den am gehörigen Orte einzeln angeführten Symptomen: Unruhe, die heftigsten Convulsionen, wobei er wüthend war, dass er gebunden werden musste; schlaflos wälzte er sich äusserst unruhig im Bette herum und stiess ein kreischendes Geschrei aus; er delirirte ohne Gedächtnis und Besinnung; äusserst erweiterte Pupillen, heftige Begierde zu beissen, und alles mit den Zähnen zu zerreissen, äusserste Trockenheit des innern Mundes und Rachens; beim Anblick eines Lichtes, eines Spiegels oder von Wasser, schreckliche Convulsionen, unüberwindlicher Abscheu vor Wasser, mit Zusammenschnürung und Convulsion des Schlundes, Geifer vor dem Munde, und häufiges Ausspucken. RAL (142)
Furcht oder Abscheu vor Wasser und jeder andern Flüssigkeit, unter krampfhaften Bewegungen. RAL (143)
Abscheu vor wässerigen Flüssigkeiten, wie in der Wasserscheu, welcher, wenn man seine Lippen nass machte, in Wuth überging. RAL (144)
Nach der üblichen Behandlung von etwa zwanzig Minuten, schlief das Kind ein, erwachte nach zwanzig Minuten und war wie ein verrücktes Kind; es streckte seine Hand aus, als ob es ein Glas Wasser wollte, brachte sie zu seinem Mund und schmatzte, als wenn es Wasser oder eine andere Flüssigkeit trinken würde; es streckte seine Finger in den Mund und biss sie sogar, ebenso die Finger seiner Mutter, immer dann, wenn sie diese in seinen Mund streckte; unaufhörliches Schreien. A 91

25. (...) beim Anblick eines Lichtes, eines Spiegels oder von Wasser, schreckliche Convulsionen (...) RAL (144)

26. Furcht im Dunkeln
Furcht im Dunkeln zu sein, in einem geringeren Ausmass, allein zu sein, abends nach dem Sonnenuntergang. A 206
A 98

27. Verstecken, Blicke meiden
Sie wurde von einem Freund nach Hause gebracht, der sie auf dem Wohltätigkeitsbazar umherstreifend gefunden hatte. Beim Anblick ihrer Kinderfrau fing sie zuerst an zu weinen, versuchte sich zu verstecken und war durch jedermann erschreckt, der sich ihr zu nähern versuchte; sie zupfte in die Luft mit ihren Fingern, lachte manchmal, dann wieder weinte sie und rannte weg, um sich zu verstecken, als ob sie irgend etwas Böses erwartete. A 185
Spricht unaufhörlich törichte Dinge, die niemand verstehen kann; setzt sich hin, steht wieder auf, kniet, oder nimmt andere seltsame Körperstellungen an; zerreisst seine Kleidung und zerbricht Stühle mit bemerkenswerter Schnelligkeit; gibt keine Antworten und vermeidet sorgfältig die Blicke anderer Personen. He 1.127

28. Träume
Lebhafte, geschichtliche Träume. RAL 77
Schweifende, unbestimmte Träume. A 1574
Seltsame Träume von beängstigender Art. A 1575
Verliebte Träume. A 1576
Unterbrochener Schlaf durch Träume, solcher Art wie er sich nicht erinnert, schon einmal gehabt zu haben. A 1577
Lebhafte Träume von Dingen, die sich ereignet haben. A 1578
Verschiedene Arten von Träumen. A 1579

29. Majestätisch
Er schläft öfters ein, und beim Aufwachen nimmt er ein komisch majestätisches Ansehn an. RAL 78
Er kommt sich sehr gross und erhaben vor, die Gegenstände umher aber erscheinen ihm zu klein. RAL (413)
Wahnsinn; heuchelt eine hervorragende Persönlichkeit von hohem Rang zu sein; ist voller Furcht. He 1.99
Er schläft am Tage ein und erwacht mit einer wichtigen und feierlichen Miene. RAL (315)

30. Verwirrung nach dem Erwachen
Nach dem Erwachen erkennt er nichts um sich, nimmt sein Buch und geht nach der Schule, geht aber zu einer unrechten Thüre ein. RAL (411)
Alle Gegenstände sind ihm nach dem Erwachen neu, selbst seine Freunde, als hätte er sie in seinem Leben nicht gesehen. RAL (412)
Erwacht mit einem Ausdruck des Entsetzens, wie in Furcht vor der ersten Sache, die sie sieht. He 1.81
RAL 78, (315)

31. Selbstzweifel
Meint, sie sei nicht geeignet für ihre Stellung. He 1.62
Niedergeschlagen und sehr beängstigt, hält sich selbst für nicht wert für die ewige Seligkeit, weil sie ihre Pflichten nicht verrichten kann. He 1.174
Plötzliche Gewissensqual; meint, er sei nicht ehrlich. He 1.181

32. Vergehen der Sinne
Nach Verdunkelung aller Sinne und Ängstlichkeit, rother Friesel auf dem Rücken, mit Schweiss. RAL (29)
Höchste Unempfindlichkeit aller Sinne. RAL (30)
Gefühllosigkeit. RAL (31)
Verschwindung der Sinne des Gesichts und des Gehörs. RAL (112)
Willkürliche Muskelbewegung vergeht (Katalepsie) und die Sinne verschwinden; doch bleibt das Schlingen unversehrt. RAL (300)
RAL (28, 410)

33. Ohrgeräusche
Es bricht Wind aus beiden Ohren hervor. RAL (113)
Akustische Sinnestäuschungen; spricht von einem Eisenbahnzug in seinem Ohr; Singen in den Ohren mit Schwindel. He 6.5

34. Die Lippen haben auf dem Rothen hin einen gelben Streif, wie in bösen Fiebern, und kleben fest zusammen; er fürchtet, sie möchten zusammenwachsen. RAL (116)

35. Gebärdensprache
Wahnsinnig und verstandlos wird der Kranke von tausend, nicht unangenehmen Phantasieen beschäftigt, zeigt sein Begehren, ohne zu reden, mit Geberden an, läuft dann mehre Tage umher, mit seinen Phantasien beschäftigt, mit fröhlicher Laune. RAL (431)
Er zeigt Verstandesverwirrung in Geberden: er kniet nieder und streckt die Arme aus, als suche er etwas. RAL (437)
Grösstenteils stumm, deutet er sein Verlangen mit Weisen auf die Gegenstände an. RAL (135)
Er machte verschiedene Zeichen, die von den Umstehenden nicht gedeutet werden konnten. A 95

36. Erhöhte Stimme
Er spricht wenig, und lallt dann nur einzelne, abgebrochene Worte in erhöheter Stimme. RAL (130)
Seiner Sprache fehlt es gänzlich an der gehörigen Modulation; sie ist viel höher und feiner, es ist ein blosses Tönen der Stimme, er kann kein verständliches Wort herausbringen (er hört und fühlt es selbst und ängstigt sich darüber). RAL (131)
Spricht unzusammenhängende Worte in einer hohen schrillen Stimme. He 1.35

37. Schreien
Der Kranke schreit bis zur Heiserkeit. RAL (126)
Schlaf wird durch Schreien unterbrochen. RAL (330)
Blieb die ganze Nacht wachend, wälzte sich äusserst unruhig im Bette herum und stiess ein kreischendes Geschrei aus. RAL (333)
Wenn er angesprochen wurde, schien er mürrisch und gereizt und antwortete mit einem scharfen Schrei, oder er sagte scharf: "Lass mich allein", all seine Worte waren auf eine seltsame Art verkürzt. A 211
RAL (46, 127, 331, 332, 444, 457)

38. Sprechen
Möchte eine Geschichte erzählen, aber kann keinen Satz zusammenfügen; kann die rechten Worte nicht finden und wird missvergnügt durch diese Unterbrechung. He 1.26
Die verschlossenen Augen öffnete er bloss, wenn er angeredet ward. RAL (90)
Er murmelt in sich. RAL (124)
Eine Art Lähmung der Sprachwerkzeuge: er muss sich lange anstrengen, ehe ein Wort herauskommt; er lallt und stammelt bloss. RAL (132)
Grosse Hitze und Schwatzen im Schlafe. RAL (385)
Er hört im Schlummer ein Paar Redende, weiss aber nicht, wer sie sind. RAL (408)
Beim Sprechen setzt er Wörter an die falsche Stelle und macht Fehler beim Buchstabieren, wenn er schreibt. A 234
Unaufhörliches Sprechen, besonders fromme Reden; sehr ernsthaftes Flehen. He 1.128
Stottert; verzerrtes Gesicht; macht grosse Anstrengungen zu sprechen; Mund verzieht sich einmal nach rechts und dann wieder nach links. He 11.5
Sprachlosigkeit seit Wochen bei einem vier Jahre alten Mädchen, mit krampfartigem Lachen, Händeklatschen; krampfartiges Lachen nachts, Weinen am Tage. He 11.7
RAL 51, (125, 128-130, 131, 134-136, 246, 410, 424, 427, 428, 430, 431, 434, 441) A 52, 64, 211, He 1.88, 125-127, 132

39. Fremdsprachen
Unterhält sich in verschiedenen Sprachen. He 1.28
(...) spricht in jüdischer Mundart (...) He 1.94
Hört Tanzen, Musik, sieht Männer und hört sie in fremden Sprachen sprechen. He 1.69

40. Antworten
Konnte keine richtige Antwort geben, schneller Wechsel der Gedanken, so dass er selten einen Satz vervollständigte, aber zum Beispiel den halben Satz der Antwort mit einer Frage an eine nicht anwesende Person verband. He 1.27
Sinnenbetäubung; Einige lachen immer, aber hören und sehen nichts, ob sie es gleich immer vor Augen haben, reden auch wohl und antworten auf alle Fragen, als ob sie bei Verstande wären, ob es ihnen gleich nur ein Traum ist. RAL (410)
Er redet mit Einem, den er nicht gekannt, und antwortet ihm, als wenn er vernünftig wäre, kann sich aber des Gesprächs nicht erinnern, wenn er wieder zu sich kommt. RAL (427)
Will keine Fragen beantworten. A 223
Als die Patientin sich zu erholen begann, fand sie es schwierig, beim Antworten das richtige Wort auszusprechen. A 232
RAL (133), A 238, He 1.127

41. Benennt die Dinge anders
Nach einigen Pfeifen voll wird er anfangen, Dinge mit falschen Namen zu belegen, nannte z.B. seine Stiefel Holzscheite; sein Schlafzimmer Stall, usw. und dies, ohne es zu wissen; bemerkenswert, dass er meistens die gleichen Dinge falsch benannte. Er war ein sehr bescheidener Trinker, und erinnerte sich immer an das Thema der Unterhaltung, aber nicht an die Formulierung. Nach einem tiefen Schlaf wird er die Kapazität des klaren Sprechens zurückgewinnen. A 235

42. Lesen, Schreiben
Er konnte beim Lesen keine Sylben herausbringen; die Buchstaben schienen sich zu bewegen und unter einander zu laufen. RAL 13
Die schwarzen Buchstaben deuchten ihm grau, und als wenn noch ein anderer, hellgrauer seitwärts oben daneben stände (eine Art Doppeltsehen). (Da er während dieses Zustandes diese Erscheinung aufzeichnen wollte, so zeichnete er ein einziges F, und fuhr, um das zweite zu zeichnen, auf denselben Strichen hin, und glaubte dennoch die doppelte Erscheinung angedeutet zu haben.) RAL 9
Beim Schreiben setzt er Buchstaben an die falsche Stelle und lässt sie weg. A 233
RAL (101), A 234

43. Verdriesslichkeit, Zank
Grosse Verdriesslichkeit bis zur Heftigkeit, und gleich darauf Geneigtheit zum Lachen und Lautlachen. RAL 96
Äusserst gereizt und ärgerlich, am folgenden Tag gefiel ihm nichts; streitsüchtig mit seinem Bruder und seiner Schwester. A 215
(...) geringster Widerspruch reizt sie so sehr, dass sie vor Ärger schluchzt. He 3.6
RAL (442, 443)

44. Schlagen und Beissen
Er schlägt mit schrecklichem Geschrei die Umstehenden und wüthet. RAL (444)
Sie beisst einen Umstehenden in die Hand. RAL (445)
Unbändige Wuth; lässt sich kaum halten, geht auf die Menschen los, schlägt und bestrebt sich, sie zu ergreifen. RAL (451)
Grosse Begierde, zu beissen und alles mit den Zähnen zu zerreissen, was ihm vor den Mund kam, selbst seine eigenen Glieder. RAL (452)
(...) es streckte seine Finger in den Mund und biss sie sogar, ebenso die Finger seiner Mutter, immer dann, wenn sie diese in seinen Mund streckte (...) A 91
Als sein Vater ihn dazu gebracht hatte, ihn zu erkennen, sagte der kleine Junge: "Wie, Papa, bist Du das?" und er fing an zu schlagen oder eher mit den Fingern nach seines Vaters Gesicht zu krallen A 161
RAL (142), He 1.56, 130

45. Zerstörungswut und Mordlust
Wuth, Menschen zu morden. RAL (454)
Wuth, sich selbst zu morden. RAL (455)
Anfälle, während denen er droht, jeden niederzuschmettern, Möbel zu zerbrechen oder sich aus dem Fenster zu stürzen. He 1.101
Veranlagung zu Selbstmord; wollte ein Rasiermesser haben, um sich den Hals abzuschneiden. He 1.157
Akuter Wahnsinn; Tobsucht; zerreisst seine Kleidung; Halluzinationen; heftiger Impuls zu Aktivität; droht ein Messer zu gebrauchen gegen die um ihn Stehenden. He 1.100
He 1.127

46. Sterben, Tod
Er glaubt zu sterben und den Abend nicht zu erleben; er freut sich zu sterben und macht Anordnungen zu seinem Begräbnis, bei übrigens gutem Verstande, und ohne sich sonderlich übel zu befinden. RAL 93
Abends, nach dem Niederlegen, im Bette, sehr traurig, mit Todesgedanken und heftigem Weinen. RAL 94
Glaubt in seinem Grab zu sein; beichtet, betet, bittet getötet zu werden; beschuldigt seine Frau der Untreue; schilt, schlägt nach jedem, der ihn zurückhalten will; meint sie seien Hunde und bellt sie an, um sich verständlich zu machen. He 1.56
A 122, He 1.94

47. Tanzen, singen, ausser sich sein
Er tanzt Nachts auf dem Kirchhofe. RAL (432)
Wahnsinnig tanzt er, gesticulirt, schlägt ein Gelächter auf und singt. RAL (433)
Er singt und führt unzüchtige Reden. RAL (434)
(...) die Kinder lachten, weinten, sangen, tanzten und spielten alle nur vorstellbaren grotesken Streiche (...) A 54
Er ist wie entzückt und ausser sich. RAL (435)
Geschwätzig, spricht die ganze Zeit, singt, macht Verse. He 1.132
He 1.69, 88

48. Sexualität, Geschlecht
Geilheit, Unzüchtigkeit. RAL (242)
Geschwätzigkeit über unzüchtige Themen. He 1.126
Nymphomanie; bei Zwerchfellentzündung; heftige Anfälle, sogar bis zur Wut; erhöhte sexuelle Leidenschaft. He 1.112
Seine Gedanken liefen zu unanständigen Dingen, berührt häufig seinen erigierten Penis mit den Händen; versucht zu beissen oder Fliegen zu fangen. He 1.130
Delirium mit sexueller Erregung. A 6
Verliebte Träume. A 1576
Gänzliches Unvermögen zum Beischlafe. RAL (243)
RAL (244, 320), He 1.25, 51

49. Menses
Nach der Monatsreinigung, Schlucksen und Winseln. RAL (253)
Geiler Gestank des Körpers während der Monatsreinigung. RAL (245)
Allzu grosse Geschwätzigkeit während der Monatsreinigung. RAL (246)

50. Zu profuse Milchsekretion bei stillenden Frauen. He 24.7

51. Geblendet
Ganz zusammengezogene Pupillen, welche sich fast gar nicht im Dunkeln erweitern; er sieht alles weit kleiner und entfernter, und wie ein vom Lichte Geblendeter. RAL (63)
Konnte besser sehen am Anfang der Dämmerung. A 511
Funkelnde Augen, bei Klagen über das Blenden der Sonnenstrahlen, und Appetitlosigkeit. RAL (70)

52. Flecken, Balken, Farben
Nach Einbruch der Dunkelheit, beim Gehen im Freien, vorübergehend blaue Flecken vor den Augen, um neun Uhr abends; lilafarbene Punkte vor den Augen beim Betrachten einer fast weissen Tapete, abends. A 565
Vorübergehend blauer Fleck vor den Augen, zweimal, in einem dunklen Raum; leuchtend blauer Fleck beim nach unten Sehen, abends, grosse blaue Flecke zweimal bei Tageslicht, am Morgen. A 568
Immer wenn ich zum Himmel blickte, sah ich am Himmel einen grossen leuchtenden Fleck von verschiedensten Formen, einmal einen Halbmond, einmal einen vertikalen langen Balken, mehrmals wiederholt; ein leuchtender Fleck vor dem linken Auge beim plötzlichen Drehen des Kopfes nach links, beim Liegen im Bett in der Dunkelheit, kurz vor Mitternacht; ein leuchtender Fleck vor dem linken Auge beim Drehen des Kopfes nach links, beim Liegen im Bett in der Dunkelheit, vor Tagesanbruch. A 571
Zwei vertikale benachbarte Balken, vor den Augen stehend und mit diesen bewegend, der rechte blau, der linke grün, dies im Bett in einem dunklen Raum. A 579
Beim Hochsehen in den bewölkten Himmel, sieht er am Himmel einen leuchtenden Balken, direkt über sich rechts. A 581
RAL 12, (108, 109), A 117, 567, 580, He 5.8

53. Feuerfunken, Feuerbälle
Feuerfunken; gelegentlich an einem hohen Punkt des Gesichtsfeldes auftauchend und an einem tiefen Punkt verschwindend. A 576
Er sieht Feuerbälle, die über die Steppdecke rollen. A 577
Sie sieht feurige Erscheinungen vor den Augen. RAL (111)
Sie bildete sich ein, Objekte zu sehen, die nicht wirklich existieren und hatte wiederholt das Gefühl von einem pulsierenden Licht, das sie glauben machte, sie sehe Blitze. A 119

54. In Stücken wahrgenommen
Gefühl, als wenn jeder Theil der Gliedmassen im Gelenke von dem andern völlig abgesondert wäre, und nicht wieder zusammengefügt werden könnte. RAL 69
Es war ihm, als sähe er die Gegenstände durch grobe Leinwand, nur wie stückweise, und wie durchschnitten, z.B. von einem Gesichte bloss die Nase, usw. gleich als wenn die Augen nur einen sehr kleinen Gesichtskreis hätten und er nur einen kleinen Punkt auf einmal sehen könnte. RAL 11
Gefühl in den Armen und Beinen, als wenn diese Glieder von dem Körper getrennt da wären. RAL (295)
Er fühlt seine Hände und Füsse wie in den Gelenken abgelöst, und ist über diese Empfindung untröstlich. RAL (296)

55. Fallen
Im Bett, auf der rechten Seite liegend, schrie sie und sagte, das Bett werde unter ihr weggezogen, und dass alles auf sie falle; sie hielt sich an der Wand fest; forderte ihre Mutter dazu auf, sie zu verlassen, weil etwas sie verletzen werde; das alles hielt an von halb zehn bis Mitternacht, als sie einschlief; von da an mochte sie es nicht, im Dunkeln allein gelassen zu werden. A 98
Fuhr gewaltsam und in Furcht und Schrecken hoch, schrie auf, dass sie fallen würde, klammerte sich an ihre Mutter in solcher Verzweiflung, als würde sie in einen Abgrund geworfen. He 1.60
Beim Sitzen auf dem Sofa bildete sie sich ein, sie würde herunterfallen, hielt sich an allem fest; während sie im Bett war, sagte sie das Bett würde unter ihr weggezogen. He 1.163
Neigung nach oben zu klettern. He 1.167

56. Sucht etwas
Er wankt in der Stube herum und scheint etwas zu suchen. RAL (14)
Er zeigt Verstandesverwirrung in Geberden: er kniet nieder und streckt die Arme aus, als suche er etwas. RAL (437)
RAL (439)

57. Zugreifen
Er greift hastig und schnell zu, glaubt den Gegenstand schon gefasst zu haben, ehe er ihn noch berührt, und hält er ihn dann, so fühlt er nicht, dass er ihn schon gefasst hat. RAL (269)
Zittern der Hände, wenn er zugreift. RAL (348)
RAL (438)

58. Er bewegt sich schnell
Er läuft überschnell, aus allen Kräften, wenn er sich an einen andern Ort hinbegeben will. RAL (279)
Alle Bewegung verrichtet er mit einer Emsigkeit, Hastigkeit und Kraft, dass es ihm ängstlich wird, wenn er nicht gleich damit zu Stande kommt. RAL (281)
RAL (269, 280, 282), He 1.127

59. Vorauseilende Wahrnehmung
Obgleich der Gang wankend ist, so flogen doch die Schenkel seinem Willen so leicht, dass es ihm deuchtet, als habe er gar keine; sie deuchten ihm viel länger, so dass er im Gehen glaubt, den Boden schon wieder zu berühren, wenn er noch eine Spanne weit davon entfernt ist, und daher zuletzt den Fuss jedesmal ganz schnell niedersetzt. RAL (282)
Er greift hastig und schnell zu, glaubt den Gegenstand schon gefasst zu haben, ehe er ihn noch berührt, und hält er ihn dann, so fühlt er es nicht, dass er ihn schon gefasst hat. RAL (269)
Er nimmt beim Treppensteigen jedesmal zwei Stufen, weil er sie für eine hält, und bemerkt es nicht eher, als bis er fällt. RAL (283)

60. Zeitweise, unter dem Einfluss des Giftes, erschien es ihr selbst, als ob sie mit ihrer normalen Tätigkeit beschäftigt sei und führte deshalb ihre Nadel, machte einen Knoten am Ende des Fadens und imitierte in jeder Hinsicht das Vorgehen dieser Routine. A 123

61. Empfindung, als wenn sich etwas in der Brust herumkehrte; hierauf Hitze im Gesichte. RAL 52

62. Reissender Schmerz im Unterleibe, als wenn der Nabel herausgerissen würde, der dann in die Brust zieht. RAL 37

63. Empfindung, als wenn der Unterleib auf das Äusserste ausgespannt wäre. RAL 38

64. Essig
Nach Essigtrinken werden die Pupillen wieder höchst verengert. RAL (67)
Während der Trockenheit des Mundes und des Gaumens, heftiger Durst, und dabei solche Geschmacklosigkeit, dass er fast ein Pfund Essig in einem Zug ausleerte, ohne es zu schmecken. RAL (156)
Beim Harnlassen, unter öfterm Nöthigen und Drängen bildet sich kein Strahl, der Urin geht wärmer, als gewöhnlich, aber nur tropfenweise ab, er kann auch den Abgang nicht beschleunigen und auch die letzten Tropfen nicht herauspressen, doch ohne irgend eine schmerzliche Empfindung in der Harnröhre, ausser dass es ihm deuchtet, als würde ein cylindrischer Körper durch die Harnröhre herausgeschoben. (Nach Essigtrinken entstand wieder ein dünner Strahl, und er ward auch nicht so oft zum Harnen genöthigt.) RAL (235)
RAL (102)

65. Essen
Zittern der Arme beim Essen. RAL 61
Zittern einer gesunden Hand beim Essen. RAL 65
Kopfweh mit Anorexie. RAL 26
Sie versucht, Brod und Milch zu geniessen, kann aber beides nicht hinterschlingen. RAL (161)

66. Wie Stroh oder Sand
Gewaltige Trockenheit im Munde, so dass er kaum einen Bissen Semmel geniessen kann; sie schmeckt ihm wie Stroh. RAL 22
Alles schmeckt strohähnlich. RAL (185)
Bloss der Tabak hat noch einigen Geschmack, aber die Speisen schmecken wie Sand und ballen sich in der Speiseröhre zusammen, dass er Erstickung befürchtet. RAL (157)
RAL (158, 184)

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Da sich Stramonium seine negativen Seiten nicht mit Hilfe der Auseinandersetzung, der Spiegelung im Mitmenschen bewusst machen will, zeigt sich sein Leiden darin, dass er von diesen Schattenseiten übermannt wird: Er wird misstrauisch Th 10, glaubt sich allein und von seinen Mitmenschen verlassen Th 2, 15. Er erschrickt über alles Mögliche Th 8, 17, 18, 19, fühlt sich verfolgt, gejagt oder von negativen Erwartungen überwältigt Th 20, 27.
Er kriegt die alltäglichen Dinge nicht auf die Reihe, was ihn sehr beängstigt Th 58.
Kinder leiden unter Konzentrationsproblemen und können sich vollständig in ihren Phantasiewelten verlieren Th 1, 11, 17.
Die bekannten Stramonium-Ängste – Dunkelheit, glänzende Gegenstände, Wasser, Teufel, Hunde und andere Tiere usw. Th 7, 18-20, 24-26 – dürften in der Anamnese klar zutage treten.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
In der Wiederholung des Vollkommenheitsanspruchs glaubt Stramonium – wie ein Engel – Botschaften von Gott zu erhalten. Er predigt und hält fromme Reden Th 7. In dem Moment fürchtet er weder Tod noch Teufel, er singt und tanzt auf dem Kirchhof, freut sich zu sterben, trifft Anordnungen für sein Begräbnis und lacht mit dem Henker Th 20, 46, 47. Er fühlt sich gross und erhaben Th 29 und bildet sich ein, Herrschaft über alle Krankheit zu haben Th 22.
Die Kompensation der Verluste zeigt sich ebenfalls in zahlreichen Symptomen:
Stramonium meint mit den normalen Dingen beschäftigt zu sein und imitiert deren Routine Th 4, 17, 60. Er bewegt sich schnell, seine Wahrnehmung scheint den Ereignissen vorauszueilen Th 58, 59.
Den Verlust seiner Kommunikationsfähigkeit gleicht er dadurch aus, dass er in fremden Sprachen spricht Th 39 oder seine Bedürfnisse durch Geschrei oder Gesten anmeldet Th 35, 37, welche von den anderen gefälligst verstanden werden sollen.
Da er den konkreten Bezug, den "Zugriff" auf die Realität verliert Th 14, 17, füllt er in der Kompensation die Taschen mit allem, was er zu fassen bekommt Th 23.
Weil er nicht zufrieden stellend mit seinen Mitmenschen in Kontakt treten, sie nicht wiedererkennen und be–greifen kann Th 2, 14, wendet er sich im Gespräch lieber an leblose Gegenstände Th 6, 8, 12. Auch durch eine gesteigerte sexuelle Aktivität versucht er den Bann des Alleinseins und der Isolation zu durchbrechen Th 48. Er gebärdet sich unanständig und provozierend, ganz nach dem Motto: Wenn ich schon nicht Gott sein kann, suhle ich mich wenigstens in den Niederungen der Welt Th 47.

Egolyse
Wenn Stramonium resigniert, weil er sich nicht mit der polaren Welt auseinanderzusetzen vermag, verliert er die Besinnung und das Gedächtnis Th 1. Er deliriert und bewegt sich in seinen Phantasiewelten Th 2-4, 6-9, 14, 17-20, während ihm die normalen Fähigkeiten zur Bewältigung des Alltags verloren gehen Th 5. Die Sinne schwinden ihm Th 32, und er kann nicht mehr antworten Th 40. Er glaubt zu sterben oder bittet darum, getötet zu werden Th 46. Ein Hang zur Selbstverstümmelung ist denkbar. s. Anmerkungen

Alterolyse
Wie schon in der zweiten Phase der Egotrophie, lässt sich auch in dieser Kompensationshaltung ein totales Abkippen ins Dunkle, ein sich Suhlen in Boshaftigkeit und Zerstörungswut denken. Stramonium beschuldigt dann die anderen, an seinem Leiden schuld zu sein – z.B. durch ihre Untreue Th 10 oder dadurch, dass sie ihn zu unsinnigen Reden provoziert hätten Th 11. Er schlägt, beisst, zankt, ist äusserst gereizt und ärgerlich Th 43-45.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Die Grundproblematik von Stramonium lässt sich an der Symbolik des Spiegels darstellen Th 25:
Dieser bedeutet "Selbsterkenntnis, Weisheit, er ist der helle glänzende Schein göttlicher Wahrheit" LdtS. Das ist es, was Stramonium anstrebt. Er sehnt sich nach der augenblicklichen Erleuchtung in Gott, er möchte erhaben sein über das polare menschliche Dasein. Man könnte auch sagen, dass er sich eine Daseinsform als Engel wünscht. Laut Thomas von Aquin sind dies die Wesen, welche nicht aus Stoff und Form zusammengesetzt sind, sondern in rein geistiger Form existieren. Sie gewinnen ihre Erkenntnis nicht über die Sinne, sondern in rein verstandesmässiger Form. Von daher sind Engel nicht auf die Reflexionsfläche der materiellen Welt angewiesen.
"Das Bild im Spiegel ist die manifeste und zeitliche Welt, auch die Selbsterkenntnis des Menschen. Reflektierte Wahrheit, der erleuchtete Verstand (...) Schaut man in sein eigenes Wesen hinein, so wird das Böse abgetötet, man erblickt die Schrecken seiner Widerspiegelung." LdtS
Dies ist der Aspekt, den Stramonium ablehnt. Er will seine eigenen Schwächen und Schattenseiten nicht erkennen. Er will die mühselige Arbeit, sich selbst im Spiegel der Welt und des Mitmenschen zu erkennen, nicht auf sich nehmen.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Die Ablehnung der Projektionsfläche, des Spiegels, führt dazu, dass Stramonium nicht mehr reflektieren kann. Er wird daher von Wahnvorstellungen und Phantasien aller Art überwältigt. Th 2-4, 6-13, 17-19
Seine Kommunikationsfähigkeit ist aus dem gleichen Grund beeinträchtigt: Er schwatzt unsinnige Dinge Th 11, spricht mit Gegenständen, bedient sich der Gebärdensprache Th 35 oder verliert insgesamt die sprachlichen Fähigkeiten Th 34, 38, 40-42.
Da er mit dem Thema der Projektion auch die Polarität des menschlichen Daseins ablehnt, ist es ihm nicht möglich, sich in zufrieden stellender Art mit der Welt auseinander zu setzen. Er fühlt sich, als ob nichts ihm Freude bereiten könnte Th 16. Er verliert die Vertrautheit mit der Umgebung Th 2, 30, muss Menschen und Dinge anfassen, um sich ihrer Existenz zu versichern Th 2, 5, 14, 17. Seine Distanzwahrnehmung ist gestört Th 3, die Sinnesorgane versagen Th 32.
Aus dem gleichen Grund – da er sich nicht im anderen spiegelt – verliert er die korrekte Selbsteinschätzung. Er ist geplagt von tiefen Selbstzweifeln Th 31 und meint, er sei nicht geeignet für seine Stellung. Er ist zu keiner reflektierten, vernünftigen Handlung mehr fähig.

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Der Teufel – als Herr der polaren, materiellen Welt, respektive als gestürzter Engel – stellt für Stramonium eine der grössten Bedrohungen dar Th 7. Auch die Ängste vor Tieren Th 18, konkret vor Hunden Th 8 und Käfern Th 19, lassen sich in dem Zusammenhang verstehen, da sie unter anderem einen dunklen, unterirdischen Aspekt des menschlichen Daseins symbolisieren.
Von seinen Mitmenschen fühlt er sich entweder allein gelassen – wie in der Wildnis ausgesetzt Th 2, 15 – oder aber bedroht und verfolgt Th 20, 55.
Die Ängste im Dunkeln Th 26, die Furcht vor dem Bösen Th 27 und um sein Seelenheil Th 31 lassen sich aus der Hypothese nachvollziehen – sie vertreten die abgelehnte Schattenseite und holen ihn folgerichtig mit grosser Vehemenz ein.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Wenn Stramonium die Ablehnung der Eigenreflexion überwindet, wird er eine bessere Verankerung in der polaren, greifbaren Welt, eine echte Begegnung mit seinem Gegenüber gewinnen. Er weiss dann um das spirituelle Dasein, ist sich jedoch bewusst, dass die Erkenntnis für den Menschen nur über die aus Licht und Schatten zusammengesetzte Sinnenwelt zu gewinnen ist.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


In den Themen von Stramonium zeigt sich immer wieder der dünne "Vorhang" zwischen der materiellen, polaren und der geistigen Welt:
Die Gegenstände sieht er wie durch grobe Leinwand, durch trübes Wasser, in schiefer Lage oder in verschiedenen Farben Th 13, 52.
Die Schrecken der Polarität erlebt er in mehreren Wahnvorstellungen, in denen Gestalten ihm mehr seitlich als frontal erscheinen und ihm dadurch seine Schattenseite vorführen. Aus dem gleichen Grund glaubt er, seine eine Seite sei lebendig, während die andere Seite begraben worden sei Th 9.

Die Grenze zwischen den Welten wird auch betont durch die Symbolik der Tiere, welche ihm erscheinen Th 18: Der Hund ist ein Wächter an den Grenzen zwischen dieser Welt und dem Jenseits; Hüter des Übergangs; Wächter der Unterwelt. LdtS
Die Katze ist lunar, ein Tier der Finsternis, und wird in Verbindung mit den Mächten des Bösen und Kräften der Transformation gesehen. Katzen und Hunde als Vertraute von Hexen sind Regenmacher. LdtS Mit diesem Hinweis ergibt sich auch ein Bezug zur grossen Wasserscheu von Stramonium Th 24. Er fürchtet, mit Wasser begossen zu werden, bzw. mit der ersten Form der Materie in Berührung zu kommen LdtS.
Auch das Kaninchen Th 18 gilt als lunares Tier, wird aber mit Mondgöttinnen und Erdmüttern in Zusammenhang gebracht, wie auch mit Zeugungskraft und sinnlicher Begierde. LdtS

Da Stramonium sich nicht mit dem "Spiegel" im anderen Menschen auseinandersetzen will, verliert er seine Beziehungsfähigkeit und versucht dies mit einem erhöhten sexuellen Verlangen zu kompensieren Th 48.
Die Tiere gelten im Allgemeinen als Symbol für Triebleben; Fruchtbarkeit und trächtiges Leben; die Instinkts- und Gefühlstriebe, die überwunden werden müssen, bevor der Mensch in die Reiche des Geistigen vordringen kann LdtS. Diese Auseinandersetzung lehnt Stramonium ab und spricht in seinem Wahn unter anderem in der Tiersprache: Macht allerlei Gesichter und ahmt Bewegungen, Gebärden und Stimmen verschiedener Tiere nach Th 18. Die Freundschaft mit Tieren und die Fähigkeit, mit ihnen zu reden, symbolisieren die Wiederherstellung des paradiesischen Zustandes LdtS.

Der Verlust der Beziehungsfähigkeit findet sich auch in den vielen Themen, welche die Kommunikation betreffen: Zeigt sein Begehren mit Gebärden an Th 35, seiner Sprache fehlt es gänzlich an der gehörigen Modulation Th 36, antwortet mit scharfem Schrei Th 37 oder verwendet falsche Wörter Th 38, spricht in einer Fremdsprache Th 39, bis hin zur Furcht, die Lippen möchten zusammenkleben Th 34.

Eine eindrückliche Wahnidee ist die Vorstellung er werde geschlachtet, gebraten und gefressen, ferner das Gefühl, er solle verletzt werden, oder es seien grosse Wunden an ihm, sowie eine anhaltende Vision von einem Henker Th 20. Hier zeigt sich ein bestialischer Umgang mit seinem Körper, als müsse dieser bestraft werden. Je grösser die Ablehnung gegen die Eigenreflexion, desto machtvoller entfaltet sich die Bedrohung im Wahn, wie im Leitmotiv beschrieben: Schaut man in sein eigenes Wesen hinein, so wird das Böse abgetötet, man erblickt die Schrecken seiner Widerspiegelung.
In einer tertiärpsorischen Phase wird die Angst schliesslich mit Schlagen und Beissen Th 44 kompensiert – bis hin zu Mordlust oder Selbstzerstörung Th 45. s. Anmerkungen

In einer egotrophen Kompensation des Beziehungsverlustes könnte Stramonium kannibalisches Verhalten entwickeln: Wozu brauche ich Beziehungen, wenn ich dich mir einverleiben kann?

Auch in körperlichen Wahrnehmungen spiegelt sich das Bild einer Zerstückelung: Gefühl, als wenn jeder Teil der Gliedmassen im Gelenke von dem andern völlig abgesondert wäre, Gefühl, als wenn die Glieder vom Körper abgetrennt wären, fühlt seine Hände und Füsse wie in den Gelenken abgelöst, und ist über diese Empfindung untröstlich Th 54. Dieses Symptom scheint Stramonium sehr deutlich zu machen, dass er ein sterblicher Mensch ist – Thomas von Aquin schreibt nämlich über die Engel: "Aus ihrer Stofflosigkeit ergibt sich auch, dass sie unzerfällig, unsterblich sind, weil ja die corruptio in der Trennung von Stoff und Form besteht."

Die Wirkung des Giftes von Datura Stramonium scheint durch die Einnahme von Essig nachzulassen Th 65. In der Alchimie verkörpert dieser das Gewissen. Ein Krug mit Essig ist ein Lebenssymbol LdtS. Die Einnahme dieses Antidots scheint Stramonium in Erinnerung zu rufen, dass sein Körper und das materielle Leben ebenfalls anerkannt sein wollen.

Weil er seinem Körper keine Achtung schenken mag, kann er auch der Ernährung wenig Genuss abgewinnen. Das Essen schmeckt ihm wie Stroh oder Sand Th 66. Seine Arme zittern beim Essen, und es kann sich eine Anorexie entwickeln Th 65.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Die Ablehnung, sich mit der dunklen, triebhaften bzw. animalischen Seite des Mensch-seins auseinanderzusetzen finden wir auch bei Aethusa. Wo Stramonium den Spiegel im anderen Menschen, die Reflexion durch Sinneseindrücke negiert, versucht Aethusa vorweg sein triebhaftes Wesen vom geistigen Wesen "abzutrennen". RMM

ZUR SUBSTANZ


Datura Stramonium, Sinnverwirrender Stechapfel (Familie: Solanaceae)

ANMERKUNGEN


Die kultivierte Form der Datura entwickelt eine wesentlich grössere Blüte, welche den volkstümlichen Namen "Engelstrompete" verständlich macht.

Der folgende Bericht der "Aargauer Zeitung" vom 24.3.2003 beeindruckte uns im Zusammenhang mit der Überarbeitung des Stramonium-Mittelbildes besonders:
«Penis und Zunge abgeschnitten – Üble Folgen nach Tee aus Engelstrompeten.
Ein 18-Jähriger aus Halle hat sich im Drogenrausch mit einer Heckenschere die Zunge und seinen Penis abgeschnitten. Er hatte sich einen Tee aus den Blüten der Engelstrompete gekocht. Nach der Selbstverstümmelung wurde er in der Psychiatrie der Universitäts-Klinik Halle behandelt, bestätigte eine Sprecherin einen Bericht des Kölner "Express". Der Jugendliche habe sich zunächst völlig normal verhalten, nachdem er das Drogengebräu getrunken habe, berichtete das Blatt. Dann begann der Horrortrip. Nach Aussagen der Mutter ging der 18-jährige in die Laube des elterlichen Gartens und verstümmelte sich dort. "Zu retten ist da nichts mehr, nichts kann mehr angenäht werden", zitiert die Zeitung den Notarzt. Laut Experten probieren immer mehr Jugendliche Garten- und Zierpflanzen als Drogen aus.»
Dass sich der junge Mann gerade die Organe abschneidet, welche ihn geistig oder körperlich mit dem Mitmenschen verbinden können, spricht für den Stramonium-Wahn, sich nicht im andern erkennen, sich nicht mit ihm auseinandersetzen zu wollen.

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen der Arzneimittelstudiengruppe Basel II, Januar 2004

RAL
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Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 3
Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 9
Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 10
Cooper, J.C., Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden 1986
Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Stuttgart 1985, Band 1, 50.-58. Untersuchung
Studer Susanne, Ostermünchner Esther, Revidierte Materia Medica Homoeopathica Band 1, HIZ, Hägglingen 2002
Esther Ostermünchner