Clematis 1994

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Susanne Studer: Materia Medica Homoeopathica – revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Clematis ist ein Mittel, bei dem es um Erkenntnis aus eigenen Kräften geht. Die seelisch-körperliche Ebene wird als dem Menschen notwendiges Hilfsmittel abgelehnt. Ganz besonders weigert sich Clematis, „Tugenden“ einzusetzen, die dem Menschen helfen, sein geistiges Ziel trotz aller möglichen Fährnisse zu verfolgen. Aus dieser Verneinung heraus resultieren Indolenz, Verwirrung, Ruhelosigkeit.

Transzendenter Wert
Die Tugenden werden von Thomas von Aquin als „Habitus“, d.h. angeeignete, resp. eingeübte Haltungen definiert. Gott kennt in dem Sinn keine Tugend, da „Er (...) nicht durch etwas [wirkt], das seinem Wesen hinzugefügt wäre (...) Er ist gut „durch sein Wesen, da er ganz und gar einfach ist, da sein Wirken sein Sein ist, wie dargelegt wurde. Seine Tugend ist also nicht ein Habitus, sondern sein Wesen.
(...) Die Tugenden leiten das menschliche Leben, welches einen schauenden und einen tätigen Aspekt hat. Das tätige Leben besteht im Umgang mit leiblichen Gütern, weshalb Tugenden in dem Sinne Gott nicht zugeschrieben werden können.
Tugenden vollenden aber auch die Sitten der Menschen in ihrem gesellschaftlichen Zusammenleben, betreffen also auch hier Gott nicht.
Die auf das tätige Leben bezogenen Tugenden leiten den Menschen ausserdem in Bezug auf die Leidenschaften, so regelt z.B. das Masshalten die Begierden, die Tapferkeit verhindert die Furcht oder mässigt die Kühnheit.
Tugenden dieser Art gibt es nicht im geistigen Teil der Seele, sondern im sinnlichen, in dem allein die Leidenschaften sein können. (...) In Gott aber gibt es keinen sinnlichen Teil, sondern nur den Verstand. Es ergibt sich also, dass es in Gott Tugenden dieser Art nicht geben kann, auch nicht auf Grund des ihnen eigenen Charakters.“ (SgH 92. S. 341 ff.)
Bei Clematis ist besonders die Tugend des Starkmuts („fortitudo“ = Stärke, Mut, Tapferkeit, Energie, ST III 123) betroffen (vgl. Symptom A 15: Verlust der "moralischen Stärke", so dass sie mehr als eine halbe Stunde lang Tränen vergoss, gefolgt von einem dreistündigen Schlaf).
Der Starkmut hält den Menschen innerhalb der Grenzen der Vernunft, er ist eine Festigkeit der Seele und damit Bedingung jedweder Tugend. Diese Form von „Seelenstärke“ schützt den menschlichen Willen und die Vernunft gegen alles Üble, namentlich gegen unangemessene Furcht vor Gefahren für Leib und Leben, besonders auch in Todesgefahr. Sie ermöglicht dem Menschen das Aushalten (welches laut Thomas das hauptsächlichste Wirkgeschehen der Tapferkeit ist, vgl. ST III 123.6). Sie verhindert, dass der Verstand absorbiert wird von physischem Schmerz, sie ermöglicht dem Menschen, Schwierigkeiten zurückzuweisen und seelische oder körperliche Gefahren zu ertragen.
Clematis neidet Gott, dass er ohne „Umweg“ über die Sinne oder den Körper erkennen kann, dass Er zur Erkenntnis nichts einsetzen, sich nicht anstrengen muss, dass Er keiner Tugenden bedarf, da Er schon reine Erkentnis i s t.

Menschliche Daseinsbedingung
Der Mensch bedarf der Seelenstärke, um ein angestrebtes geistiges Gut gegen allerlei Ängste, z.B. vor körperlichen Schmerzen oder dem Tod zu verteidigen und so schliesslich die Erkenntnis zu erlangen. Dabei ist er aber von Gott nicht unabhängig, vielmehr nährt dieser die innere Kraft des Menschen.
Im Mikrokosmos Mensch hat laut Thomas die Vernunft (nicht zu verwechseln mit unserem intellektuellen Bewusstsein!) die gleiche Aufgabe wie Gott in der Schöpfung. Thomas schreibt dazu, dass “diejenigen Wirkheiten, die von der verstandhaften oder seelischen Begehr ausgehen, von der Vernunft befohlen werden.“ (ST II 17.8) D.h. alles was im Menschen ist, gehorcht dem Befehl der vernunfthaften Seele, selbst die vegetativen Kräfte.Tatsächlich bewegt die vernunfthafte Seele den Körper, wie Gott die Welt bewegt.

Kerne

Schuld
Clematis lehnt es ab, den Körper als Zwischenstufe der Erkenntnis benutzen zu müssen, und er möchte keine Kraft aufwenden, um den Gefahren der Welt zu widerstehen und so schliesslich an die Schwelle der göttlichen Schau zu gelangen. Er will keine Willensstärke einsetzen, will nichts aushalten müssen, sich nichts aussetzen, was schmerzhaft oder gefährlich sein könnte. Er lehnt auch die Unterstützung Gottes in dem Punkt ab.

Verlust
Dadurch verliert Clematis auf drei Ebenen die Möglichkeit sich anzustrengen: Körperlich wird er schwach, kann nicht vorankommen, verliert den Boden unter den Füssen. Psychisch vermag er sich seinen Ängsten nicht zu stellen, kann bedrohliche oder verwirrende Situationen nicht aushalten. Geistig kann er die auf ihn einstürmenden Eindrücke nicht sortieren und ausfiltern, sondern wird von ihnen überschwemmt, er erschrickt über Dinge, die er normalerweise ignoriert hätte. Ein Hauptmerkmal der Symptomatologie von Clematis ist deshalb die Verwirrung.
Ein weiterer wesentlicher Verlust ist die Möglichkeit, sich auszuruhen: Ruhe wird dann denkbar, wenn der Mensch ein Ziel erreicht hat, handle es sich um ein Tagesziel oder um die letzte Erkenntnis Gottes. Clematis lehnt den dem Menschen vorgegebenen Weg und göttliche Hilfe bei seinem Streben ab, er irrt dadurch umher und kann nirgends zur Ruhe kommen.

Strafe
Da Clematis seinen Ängsten nicht standhalten kann, fürchtet er dauernd um seine Haut, fühlt seinen Körper bedroht, er hat Angst vor dem Tod, verzweifelt an Schmerzen.
Sein Kontakt zu den Mitmenschen ist behindert, er ist ihrer Gesellschaft abgeneigt, weil die Vielfalt der von ihnen ausgehenden Signale ihn verwirrt. Er ist berührungsempfindlich, erschrickt über die Sexualität.
Seine Sinne verwirren sich, er kann geistig und körperlich nicht arbeiten, er leidet an allgemeiner Schwäche und Überempfindlichkeit.
Er ist erschöpft, kann aber trotzdem keine Ruhe finden. Obwohl er dauernd in Bewegung ist, verschlimmert ihn diese. Er hat das Gefühl, Blei in verschiedenen Körperteilen zu haben.

Sehnsucht
Beschwerden von Heimweh: das letzte „Zuhause“ findet der Mensch laut Thomas von Aquin in Gott. Clematis fühlt sich daher auf Erden heimatlos und verloren, er sehnt sich egolytisch nach der Ruhe des Todes.

THEMENLISTE


Hauptthemen
Zwei wichtige Themengruppe finden sich am Anfang der Themenliste: Von 1-14 wird die geistig-seelische Befindlichkeit von Clematis beschrieben, von 15-20 seine Ruheproblematik. Die weiteren Themen haben illustrierenden oder symbolischen Charakter.

Themenliste

1. Verlust der moralischen Stärke, der Willenskraft
Verlust der "moralischen Stärke", so dass sie mehr als eine halbe Stunde lang Tränen vergoss, gefolgt von einem dreistündigen Schlaf. A 15
Unfreiwilliges Umherrennen auf der Strasse, mit grosser Leichtigkeit und ungewöhnlicher Geschwindigkeit, eher wie eine Art Umhergleiten; Unfähigkeit, drinnen oder draussen einen ruhigen Platz zu finden; nachdem dieser Zustand zwei Stunden angehalten hatte, fiel er in einen geistigen Zustand, den zu beschreiben er unfähig war; es schien, dass er keine Empfindung in irgendeinem Körperteil habe, noch Willens- oder Denkkraft; nach einigen Stunden wurde eine schmerzhafte Erschöpfung in allen Körperteilen vermerkt, mit einem stechend-schlagenden Schmerz im Kopf, von innen nach aussen ausstrahlend, und einem Gefühl, als ob der Kopf platzen wollte; die Füsse fühlten sich an wie Blei und schienen an den Boden geheftet; Gehen schmerzhaft und schwankend. A 662

2. (Geistige) Arbeit
Der Zahnschmerz macht ihn zu aller Arbeit, besonders zum Denken unfähig. St 42, CK 45
Immerwährende Schläfrigkeit; Unlust zur Arbeit. St 123, CK 136
Grosse Erregtheit, Abneigung gegen jede geistige Arbeit. A 1
Heiterkeit und Lust auf Geistesarbeit, mit reichlichem Schweiss auf der Haut; nach einer Stunde gefolgt von Erschöpfung mit einer gewissen Angst und geistiger Niedergeschlagenheit, reizbarer Stimmung, Erschrecken über Dinge, die er normalerweise ignoriert hätte, und dem Schwinden jedes Verlangens nach Geistesarbeit (...) A 4
Extreme Lebhaftigkeit gegen zehn Uhr vormittags, hält bis vier Uhr nachmittags an, dann plötzliche Abneigung gegen Arbeit, mürrische Laune, mit Schwäche in den oberen und unteren Extremitäten. A 5
Denkkraft und Lust zur Geistesarbeit vermehrt, begleitet von einem allgemeinen Gefühl des Wohlbefindens; dieser Zustand hielt lediglich eine halbe Stunde an, danach herrschte Abneigung gegen Geistesarbeit mit geistiger Erregung und Schwere des ganzen Körpers; die Füsse wurden sehr schnell müde beim Gehen. A 30
Gesteigerte geistige Aktivität während der ersten Tage, gefolgt am sechsten Tag von schlechter Laune und Schläfrigkeit. A 31
Entschieden vermehrte intellektuelle Aktivität, lediglich eine halbe Stunde anhaltend, gefolgt von mürrischer Stimmung mit Abneigung gegen geistige Arbeit. A 32
Anhaltendes Verlangen nach Geistesarbeit, einige Tage lang nach der Prüfung. A 33
Geschäftige und lebhafte Stimmung von zehn Uhr vormittags bis zwei Uhr nachmittags; gefolgt von Schläfrigkeit und Arbeitsunlust. A 34
Abneigung gegen Arbeit. A 632
Nicht zu Anstrengung aufgelegt. A 633
Ein Anfall grosser Schwäche, gefolgt von klammem Schweiss, nach der Teilnahme an vielen Geschäften, nachmittags. A 648
Reizbar, ärgerlich, schreckhaft, vermied jedermann, wich seinen ihm normalerweise angenehmen Beschäftigungen aus (...) A 19

3. Erschrecken über normalerweise ignorierte Dinge
Heiterkeit und Lust auf Geistesarbeit, mit reichlichem Schweiss auf der Haut; nach einer Stunde gefolgt von Erschöpfung mit einer gewissen Angst und geistiger Niedergeschlagenheit, reizbarer Stimmung, Erschrecken über Dinge, die er normalerweise ignoriert hätte, und dem Schwinden jedes Verlangens nach Geistesarbeit (...) A 4

4. Zerstreutheit, Verwirrung
Sehr verwirrt und erschöpft. A 35
Zerstreutheit. A 36
Verwirrter Kopf wie von einem Schnupfen, bis ein Uhr dreissig nachmittags anhaltend, in der frischen Luft nicht erleichtert. A 41
Verwirrung und Leerheit im Kopf, den ganzen Tag lang. A 45
vgl. A 37-39, 42, 44, 47-55

5. Kann nicht nachdenken, gedankenlos
Sehr schlecht gelaunt; keine Neigung zum Sprechen; leicht in Gedanken verloren, ohne zu wissen, worüber er nachdachte. A 21
Mürrische Stimmung und Unfähigkeit zu denken. A 25
Gleichgültig, still, fast gedankenlos. St 142, CK 5
(...) nachdem dieser Zustand zwei Stunden angehalten hatte, fiel er in einen geistigen Zustand, den zu beschreiben er unfähig war; es schien, dass er keine Empfindung in irgendeinem Körperteil habe, noch Willens- oder Denkkraft (...) A 662

6. Trunkenheit
Eine Stunde nach Einnahme des Mittels, allgemein lebhafte Stimmung, Bewegung fiel leicht, angenehmer Schweiss auf der Haut, vermehrter Durst, starke Rötung des Gesichts, Puls um zwölf Schläge gesteigert, gefolgt nach einer weiteren Stunde von Verwirrung im Kopf, Schwere der Glieder und einem fast trunkenen Zustand. A 6
Erregter als gewöhnlich, seine Stimmung war sehr lebhaft; er fühlte sich stärker und war mehr zum Lesen und Denken aufgelegt als sonst; dieser Zustand hielt ungefähr eine halbe Stunde an und war gefolgt von geistiger Erschöpfung, Abneigung gegen Lesen oder Schreiben und einem Allgemeinzustand wie von Betrunkenheit. A 3
Verwirrung im Kopf, wie betrunken. A 40
Anhaltender Kopfschmerz, beginnt jeden Tag nach Mitternacht, weckt mehrmals pro Nacht aus dem Schlaf; beginnt als drückender Schmerz im Hinterhaupt, erstreckt sich in den Nacken hinunter und nach vorne, wie nach mässigem Genuss von geistigen Getränken, manchmal auch ein Gefühl, als hätte er in einer unbequemen Lage gelegen. A 122

7. Nächtliche Ausschweifung
Verwirrter Kopf wie nach einer Ausschweifung. A 39
Kopf benommen und dick, wie nach einer nächtlichen Ausschweifung. A 60
Geschwächt am Morgen beim Erwachen, als ob er die ganze Nacht getanzt hätte. A 671

8. Lesen und Schreiben
Erregter als gewöhnlich, seine Stimmung war sehr lebhaft; er fühlte sich stärker und war mehr zum Lesen und Denken aufgelegt als sonst; dieser Zustand hielt ungefähr eine halbe Stunde an und war gefolgt von geistiger Erschöpfung, Abneigung gegen Lesen oder Schreiben und einem Allgemeinzustand wie von Betrunkenheit. A 3
Vermehrte Gedächtnisschwäche, so dass das Notieren der Symptome meistens unmöglich war. A 37
Lesen und Schreiben waren unmöglich, infolge von Toben und Klopfen im ganzen Kopf, vor allem in der Stirn. A 92
Pulsieren in der linken Schläfe, verhindert Lesen. A 116
Beim Lesen liefen die Buchstaben zusammen und es wurde häufig schwarz vor den Augen. A 160
Beim Schreiben schienen die Buchstaben einen Moment lang zusammenzulaufen; zeitweise sogar Doppeltsehen und Flackern vor den Augen. A 161
Das Zahnweh kam nach einer halben Stunde Lesen im Bett wieder, nicht nur in einem kariösen hohlen Zahn der rechten Seite, sondern auch in einem auf der linken Seite; nicht gebessert durch kaltes Wasser. A 189
Unwiderstehliche Schläfrigkeit, so dass er nach fünf Uhr nachmittags nicht mehr lesen konnte. A 737

9. Sprechen
Verdriesslich, maulfaul, wünscht gar nicht ausgehen zu dürfen. St 141, CK 3
Unlust zu sprechen, welche Abends verging. St 137, CK 4
Gleichgültig, still, fast gedankenlos. CK 5
Abneigung zu sprechen, diese verschwand am Abend. A 8
Stimmung extrem traurig, kein Verlangen zu sprechen. A 12
Sehr schlecht gelaunt; keine Neigung zum Sprechen; leicht in Gedanken verloren, ohne zu wissen, worüber er nachdachte. A 21
Sehr schwache Sprache. A 235

10. Erregung, Lebhaftigkeit
Grosser Erregtheit, Abneigung gegen jede geistige Arbeit. A 1
Allgemeine geistige Erregung, mehrere Tage lang. A 2
Erregter als gewöhnlich, seine Stimmung war sehr lebhaft; er fühlte sich stärker und war mehr zum Lesen und Denken aufgelegt als sonst; dieser Zustand hielt ungefähr eine halbe Stunde an und war gefolgt von geistiger Erschöpfung, Abneigung gegen Lesen oder Schreiben und einem Allgemeinzustand wie von Betrunkenheit. A 3
Extreme Lebhaftigkeit gegen zehn Uhr vormittags, hält bis vier Uhr nachmittags an, dann plötzliche Abneigung gegen Arbeit, mürrische Laune, mit Schwäche in den oberen und unteren Extremitäten. A 5
Eine Stunde nach Einnahme des Mittels, allgemein lebhafte Stimmung, Bewegung fiel leicht, angenehmer Schweiss auf der Haut, vermehrter Durst, starke Rötung des Gesichts, Puls um zwölf Schläge gesteigert, gefolgt nach einer weiteren Stunde von Verwirrung im Kopf, Schwere der Glieder und einem fast trunkenen Zustand. A 6
Vorübergehend lebhafte Stimmung, gefolgt von Erschöpfung der Geisteskräfte. A 7
Geschäftige und lebhafte Stimmung von zehn Uhr vormittags bis zwei Uhr nachmittags; gefolgt von Schläfrigkeit und Arbeitsunlust. A 34
Die gesteigerte Aktivität und die lebhafte Stimmung waren von kürzerer Dauer nach dem ersten Tag, während die Reaktion von Depression, Verdriesslichkeit usw. nach wiederholten Gaben länger und länger anhielt. A 631

11. Selbstmord
Sehr traurige Gefühlslage, mit Gedanken an Selbstmord. A 11
Reizbar, ärgerlich, schreckhaft, vermied jedermann, wich seinen ihm normalerweise angenehmen Beschäftigungen aus, fürchtete allein zu sein; lebensmüde, voller Gedanken an den Tod, mit Angst, dass dieser schnell eintreten würde, sehnte sich trotzdem nach der Ruhe des Todes; dieser Stimmung folgten sogleich Besorgnis, Weinen und Heimweh, zuletzt brach er in Tränen aus, mit einem sehr heftigen Zittern des ganzen Körpers; weinte eine halbe Stunde lang, bis er völlig erschöpft war und sich ausruhen musste. A 19

12. Beklemmung
Beklemmung der Brust mit tiefer Atmung. A 483
Gefühl von Beklemmung und Zusammenschnürung der Brust, mit häufigem Bedürfnis, einen tiefen Atemzug zu tun. A 484
vgl. A 480-482, 660, 673

13. Schwere, Schwäche, Düsterkeit
Eingenommenheit und Düsterkeit des Kopfes, in der Stirn-Gegend, mit Neigung zu Schwindel. St 1, CK 7
Düster und schwer im Kopfe, gleich früh, beim Aufstehen. St 2, CK 8
Drückend spannender Kopfschmerz im vordern Theile des Gehirnes, im Gehen heftiger, als im Sitzen, mit Schwere des Kopfes. St 5, CK 9
Nach dem Essen Müdigkeit und Schläfrigkeit, so dass er sich hinlegen musste, bei starkem Schlagen der Adern; als er aufgeweckt wurde, ward er nicht munter und fiel im Schlummer wieder nieder. St 122, CK 135
Schläfrigkeit und Gähnen im Sitzen. St 124 ,CK 137
Schwere in Kopf und Brust, mit tiefer Ausatmung, morgens beim Aufstehen. A 66
Schwere der Brust. A 477
Schwere der Beine, sogar im Bett. A 577
Schwäche aller Glieder. A 534
Bohrende und drückende Schmerzen in den Gelenken, mit dem Gefühl grosser Schwäche. A 540
Extremes Gefühl von Schwäche in den Beinen und im Rücken, bei jeder leichtesten Bewegung des Arms. A 576
Aufstehen aus dem Bett fällt sehr schwer, er ist völlig antriebslos. A 634
Schwäche des ganzen Körpers. A 638
vgl. CK 116, A 65, 67-72, 535-537, 578-580, 596, 604, 616, 637, 639-641, 643-647, 649-659, 666-670, 674, 675, 682, 683, 726, 727, 730, 732, 735, 738, 741, 744

14. Mürrisch, schlecht gelaunt
Mürrisch, ohne Ursache, und missvergnügt. St 138, CK 2
Schlechte Laune, mehrere Tage nach der Prüfung. A 20
Sehr schlecht gelaunt; keine Neigung zum Sprechen; leicht in Gedanken verloren, ohne zu wissen, worüber er nachdachte. A 21
Mürrische Stimmung und Unfähigkeit zu denken. A 25
Mürrische Gemütslage, ohne äusseren Anlass. A 26
Mürrisch, verdriesslich, beim Erwachen aus dem Mittagsschlaf. A 28
vgl. A 5

15. Behindertes Vorankommen
Dumpfer Schmerz in beiden Knien, welche schwer und wie eingeschlafen sind; verhindert das Gehen, endet mit örtlichem Schweiss. A 596
Die Beine sind schwer und schmerzhaft, der Gang stolpernd. A 604
Grosse Schwäche mit Zusammenschlagen der Knie. A 668
(...) die Füsse fühlten sich an wie Blei und schienen an den Boden geheftet; Gehen schmerzhaft und schwankend. A 662
(...) danach herrschte Abneigung gegen Geistesarbeit mit geistiger Erregung und Schwere des ganzen Körpers; die Füsse wurden sehr schnell müde beim Gehen. A 30
Müdigkeit und Schwere der Unterschenkel, zwei Tage lang. St 101, CK 116
Müdigkeit in allen Gliedern, die Knie haben keinen Halt und knicken leicht zusammen; nach einem Spaziergange. St 118, CK 134
Dumpfer Schmerz in beiden Knien, welche schwer und wie eingeschlafen sind; verhindert das Gehen, endet mit örtlichem Schweiss. A 596
Beim Erklimmen eines kleinen Hügels um ein Uhr nachmittags war er gezwungen, dreimal stehenzubleiben, obwohl er sehr langsam ging; es schien, als ob er nicht Atem holen könnte, wenn er einen weiteren Schritt machen würde; es schien heiss in der Brust, mit dem Gefühl, als würde er Blut spucken, was sich darauf lediglich als weisser schaumiger Speichel herausstellte; dieser Anfall dauerte nur ein paar Minuten und nach einer Viertelstunde war nichts mehr festzustellen (achtzehnter Tag); am nächsten Tag wurde das gleiche Symptom festgestellt, nachdem er eine halbe Stunde auf einer unebenen Strasse gegangen war (neunzehnter Tag). A 475

16. Gehen, Springen
Es zieht ihm, wenn er gegangen ist, im Knie und Oberschenkel heran, wie Reissen, doch nicht im Gelenke. CK 115
Im Fusse, an dem ein Geschwür ist, Ziehen und Spannen im Gehen. CK 118
Anhaltendes Wehgefühl am Ballen der rechten Ferse, als wenn er sich durch Springen erböllt hätte. St 107, CK 119
Müdigkeit in allen Gliedern, die Knie haben keinen Halt und knicken leicht zusammen; nach einem Spaziergange. St 118, CK 134
Schwere in den Gliedern beim Gehen und Treppensteigen. A 537
Will seinen gewohnten Abendspaziergang nicht machen. A 636
vgl. CK 105, A 110, 337, 338, 342, 530, 594, 596, 608

17. Falscher Ort, falsche Lage
Angstvolle Nacht, gestört von schrecklichen Träumen und Auffahren, so dass unbewusst sein Kopf den Platz mit seinen Füssen tauschte; häufiges Erwachen und trockene Hitze des ganzen Körpers. A 18
Schwanken von einer Seite auf die andere, mit Schwere des heissen Kopfes, so dass er sich kaum aufrecht halten konnte; der Prüfer ging in ein Kaffee, aber im geschlossenen Raum hatte er einen Schwindelanfall, so dass er sich sofort hinsetzen und seinen Kopf und den ganzen Körper, der heftig zitterte, aufstützen musste; nach ein paar Minuten musste er ins Freie, wo er ein bisscher erleichtert war; sein Gang war nach wie vor schwankend, und er kam ihm ungewöhnlich rasch vor, wie bei Trunkenheit. A 61
Anhaltender Kopfschmerz, beginnt jeden Tag nach Mitternacht, weckt mehrmals pro Nacht aus dem Schlaf; beginnt als drückender Schmerz im Hinterhaupt, erstreckt sich in den Nacken hinunter und nach vorne, wie nach mässigem Genuss von geistigen Getränken, manchmal auch ein Gefühl, als hätte er in einer unbequemen Lage gelegen. A 122
Von Zeit zu Zeit stechender Schmerz in der Lebergegend, vor allem bei gewissen Bewegungen und in gewissen Körperpositionen. A 308
Unfreiwilliges Umherrennen auf der Strasse, mit grosser Leichtigkeit und ungewöhnlicher Geschwindigkeit, eher wie eine Art Umhergleiten; Unfähigkeit, drinnen oder draussen einen ruhigen Platz zu finden (...) A 662
Zahnschmerz erträglich bei Tage, sobald er sich aber ins Bett legt und der Körper eine horizontale Richtung angenommen hat, steigt er bis zur Verzweiflung und ist durch keine Lage und Richtung zu lindern; blos ruhiges Verhalten und Ertragen des Schmerzes lindert ihn, nachdem er eine, auch mehrere Stunden getobt hat. St 36, CK 42
Empfindliche Spannung und Ziehen in jedem Bauchmuskel beim Versuch, im Zimmer umherzugehen; es ist sehr schmerzhaft beim Husten. A 323
vgl. A 57, 62, 63, 308, 493, 517, 521, 528

18. Bett und Boden in Bewegung
Unruhige Nacht mit ständigem Erwachen durch angstvolle Träume und dem Gefühl, als ob Bett und Boden sich bewegten. A 758

19. Kraftvolle, leichte, schnelle Bewegung
Erregter als gewöhnlich, seine Stimmung war sehr lebhaft; er fühlte sich stärker und war mehr zum Lesen und Denken aufgelegt als sonst; dieser Zustand hielt ungefähr eine halbe Stunde an und war gefolgt von geistiger Erschöpfung, Abneigung gegen Lesen oder Schreiben und einem Allgemeinzustand wie von Betrunkenheit. A 3
Eine Stunde nach Einnahme des Mittels, allgemein lebhafte Stimmung, Bewegung fiel leicht, angenehmer Schweiss auf der Haut, vermehrter Durst, starke Rötung des Gesichts, Puls um zwölf Schläge gesteigert, gefolgt nach einer weiteren Stunde von Verwirrung im Kopf, Schwere der Glieder und einem fast trunkenen Zustand. A 6
Unfreiwilliges Umherrennen auf der Strasse, mit grosser Leichtigkeit und ungewöhnlicher Geschwindigkeit, eher wie eine Art Umhergleiten; Unfähigkeit, drinnen oder draussen einen ruhigen Platz zu finden (...) A 662
(...) sein Gang war nach wie vor schwankend, und er kam ihm ungewöhnlich rasch vor, wie bei Trunkenheit. A 61

20. Kann nicht ruhen
Mürrisch, verdriesslich, beim Erwachen aus dem Mittagsschlaf. A 28
Ob ihm gleich stets die Augen zufielen und er sehr müde war, konnte er doch die ganze Nacht nicht in Schlaf kommen; es war ihm wie trocken heiss innerlich. St 125, CK 139
Abends beim Niederlegen kann er, gegen Gewohnheit, lange Zeit nicht einschlafen. St 126, CK 138
Beim Erwachen früh fühlt er sich nicht gestärkt; er schwitzt etwas und will nun erst schlafen, dabei verträgt er das Aufdecken nicht, wegen unangenehmen Kältegefühls. St 128, CK 141
Früh, beim Erwachen, Schlaftrunkenheit und Müdigkeit, er möchte gern aufstehen, fühlt sich aber allzu ermattet. St 129, CK 142
Unruhiger Schlaf, Nachts, mit Umherwerfen, Umkehren des Deckbettes und Träumen, deren er sich früh wohl erinnern konnte. CK 140
Unruhiger Schlaf, durch mancherlei Träume unterbrochen. St 132, CK 143
Reissender Schmerz im rechten Oberschenkel, beim Sitzen und Liegen. St 100, CK 112
Im Sitzen dumpfe Stiche auf der linken Wade. St 104, CK 117
Nach dem Niederlegen heftiges zum Kratzen nöthigendes Jucken auf den Zehen, zwischen den Zehen aber Schweiss. St 106, CK 121
Heftiger Wundheitsschmerz in der linken grossen Fusszehe, nach der innern Seite zu; in der Ruhe am heftigsten. St 109, CK 122
Nach dem Niederlegen ein Dröhnen durch den ganzen Körper, besonders auf der rechten Seite, auf welcher er lag. St 121, CK 133
Ständiges Auffahren im Bett, mit Angst und Schweiss auf der Stirne. A 661
Unwiderstehliches Bedürfnis zu schlafen, am Abend, aber nach dem Zubettgehen spätes und schwieriges Einschlafen. A 725
Schläfrigkeit nach dem Mittagessen, ohne schlafen zu können; die Schläfrigkeit kehrte während der Prüfung jeden Nachmittag wieder, ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit. A 728
Kein Verlangen nach Schlaf. A 745
Depressive Stimmung, etwas besser nach einem Nickerchen von einer Stunde. A 10
vgl. A 635, 724, 734, 746, 748, 752, 754, 757, 766, 767, 768

21. Unschuldig verhaftet
Traum, dass er wegen eines angeschuldigten Verbrechens unschuldig verhaftet werde. CK 147

22. Unglück
In traurige Gedanken versunken und in Befürchtungen bevorstehenden Unglücks. St 139, CK 1
Er schien bedrückt von einem Kummer oder Gram, oder vom Schatten eines bevorstehenden Unglücks. A 14
Ängstliches Unbehagen, als ob ihm ein Unheil widerfahren würde. A 17
Viele Träume von Unglück. A 778

23. Feuer
Nachts ängstliche Träume, z.B. von Feuersgefahr. St 133, CK 146
Brennen in den Augen, als ob Feuer aus ihnen herausströmen würde, mit Gefühl von Trockenheit. A 134

24. Augenschliessen
Beissen in den Augen, am schlimmsten, wenn er sie zuschloss; nach dem Schliessen, wenn er sie wieder öffnete, war ihm das Licht höchst empfindlich. CK 22
Beissen in den Augen, fast wundartig, mit Röthe der Adern darin und Thränen; beim Schliessen der Augen ward das Beissen heftiger und das Auge so empfindlich gegen die Luft, dass er sich nicht getraute, sie wieder zu öffnen; auch ward's ihm ganz schwarz davor. CK 24
Beissen in den Augen, am schlimmsten, wenn er sie zuschloss; nach dem Zuhalten, wenn er sie wieder öffnete, war ihm das Licht höchst empfindlich. St 15
Augen brennend heiss und trocken, zwingt ihn zum Augenschliessen. A 139

25. Sehen, Lichtscheu
Er sieht starr vor sich hin. CK 6
Entzündung der innern Augenwinkel und matter Blick. CK 28
Gefühl in den Augen, als ob ein Schleier vor sie gezogen wäre. A 132
Unklare Sicht. A 157
Sicht, als ob alles durch eine Gaze gesehen würde. A158
Die Dinge scheinen vor dem rechten Auge undeutlich, als ob etwas eingehüllt durch einen farblosen Nebel, eine halbe Stunde anhaltend. A 159
Beim Lesen liefen die Buchstaben zusammen und es wurde häufig schwarz vor den Augen. A 160
Beim Schreiben schienen die Buchstaben einen Moment lang zusammenzulaufen; zeitweise sogar Doppeltsehen und Flackern vor den Augen. A 161
Flackern vor den Augen. A 162
Das jückende Stechen im Zahne verbreitet sich als ziehendes Jücken über das Wangenbein bis zum Ohre welches wie Ohrenzwang schmerzt, und bis zum Auge, das sehr angegriffen ist und schmerzt, auch die Bewegung und das Licht nicht gut vertragen kann; dabei schmerzt der Augapfel bei Berührung. St 35, CK 48
vgl. St 15

26. Hören
Glocken-Geläut vor den Ohren. St 24, CK 31
Vermindertes Hören um sieben Uhr dreissig, besser nach sechs Minuten. A 166
Morgens vermindertes Hören für nahezu eine Viertelstunde, zusammen mit Klingeln im linken Ohr, welches etwa eine Minute anhielt. A 167
Brüllen in den Ohren. A 169

27. Geschmack
Gefühl von Trockenheit auf der Zunge, mit Rauheit und Säure, wie nach dem Ausspülen des Mundes mit einem Adstringens. A 220
Kältegefühl im Mund, verschlimmert beim Einatmen kalter Luft durch den Mund, gleich nach dem Einnehmen des Mittels. A 224
Geschmack teigig und schal. A 230
Ein widerlicher teigiger Geschmack im Mund. A 231
Ein saurer Geschmack auf der Zungenspitze. A 232
Gefühl, als ob die Zungenspitze ständig sauer wäre, wenn sie die Schneidezähne berührt; mit etwas vermehrtem wässrigem Speichel; dies hielt vier Tage an und wurde am meisten bei leerem Magen festgestellt und unmittelbar nach Einnahme des Mittels. A 233
Bitterer Geschmack im Mund. A 234

28. Schmerzen zum Verzweifeln
Zahnschmerz bis zum Verzweifeln heftig, mit Herumwerfen im Bette, Schwäche der Gliedmassen und Angstschweiss, wobei der das Aufdecken nicht vertragen kann; die ganze Nacht hindurch. St 37, CK 43
Der Stirnkopfschmerz war am Morgen sehr leicht, aber nahm bis zehn Uhr vormittags an Stärke zu, als er beinahe unerträglich war. A 101
Stumpfstechende Stösse in der ganzen linken Bauch- und Brustseite, dass er laut aufschreien musste. St 88, CK 98
Heftiger Schmerz im oberen Teil der linken Brustseite, schlimmer bei jedem Einatmen, beim Tiefatmen erstreckte sich der Schmerz durch die ganze linke Brustseite bis zum Schulterblatt, so dass vollständige Einatmung unmöglich war und der Versuch dazu unwillkürliches Schreien verursachte; der Schmerz war nicht beeinflussbar durch äusseren Druck; heftige Bewegung des linken Arms rückwärts oder aufwärts verschlimmerte den Schmerz heftig und konnte nicht ertragen werden; nur beim Ruhigsitzen und oberflächlicher Atmung war der Schmerz kaum wahrnehmbar; Gehen im Freien verschlimmerte sehr stark. A 493

29. Berührung
Grosse Empfindlichkeit für alle äusseren Eindrücke; sie greifen ihn unangenehm an; verursachen starke Reizbarkeit und Angst. A 663
Die Hautnerven wurden sehr empfindlich für eine kühle Temperatur und die Reibung der Kleider. A 664
Brennend-schneidender Schmerz in der Stirnhaut linker Seite, am heftigsten, wenn dieselbe glatt gezogen ist. St 11
Viele Blüthchen, vorzüglich auf der Stirn, welche mit einem feinen Stich entstehen und bei Berührung etwas schmerzen. St 13
Blüthchen, an sich unschmerzhaft, über den Augenbrauen, an der Nasenwurzel, am Kinn, der Nasenspitze, welche Eiter fassen und bei Berührung etwas schmerzen. St 14
Geschwollene Unterkieferdrüsen und harte Knötchen, die bei Berührung schmerzen und den Zahnschmerz aufregen; die Knoten spannen und klopfen, als wollten sie schwären. St 31
In der Lebergegend beim Befühlen und Bücken ein Zerschlagenheitsschmerz, zwei Wochen lang. St 54, CK 60
Ziehen und Dehnen in der Leistengegend, dem linken Oberschenkel und im linken Hodensacke, welcher beim Befühlen und selbst beim Gehen klemmend schmerzte; der Hode selbst schmerzte beim Befühlen wie zerschlagen, die Geschwulst dauerte 24 Std. St 73, CK 78
Schmerz der Harnröhre beim äussern Anfühlen. St 74, CK 77
Eine verhärtete Drüse unter der Brustwarze, welche beim Angreifen schmerzt. St 89, CK 101
Meistens um die Lenden, ein Ausschlag grosser Pusteln, welche beim Befühlen sehr schmerzen. St 96, CK 109
Kriebeln und Klopfen im Geschwüre, in den Rändern bei Berührung Stechen. St 110
Schmerzhafte Teile sind empfindlich gegen Berührung. A 685
vgl. A 184, 187, 322, 335

30. Zahnschmerz
Der Zahnschmerz macht ihn zu aller Arbeit, besonders zum Denken unfähig. St 42, CK 45
Stechend-ziehend zuckender Zahnschmerz im linken Oberkiefer, bald in diesem, bald in einem andern Zahne, oft nicht zu unterscheiden in welchem Zahne der ganzen Reihe. St 33, CK 49
Der Zahnschmerz verbreitet sich über die ganze Schläfegegend bis auf den Scheitel. St 34
Das jückende Stechen im Zahne verbreitet sich als ziehendes Jücken über das Wangenbein bis zum Ohre welches wie Ohrenzwang schmerzt, und bis zum Auge, das sehr angegriffen ist und schmerzt, auch die Bewegung und das Licht nicht gut vertragen kann; dabei schmerzt der Augapfel bei Berührung. St 35, CK 48
Zahnschmerz erträglich bei Tage, sobald er sich aber ins Bett legt und der Körper eine horizontale Richtung angenommen hat, steigt er bis zur Verzweiflung und ist durch keine Lage und Richtung zu lindern; blos ruhiges Verhalten und Ertragen des Schmerzes lindert ihn, nachdem er eine, auch mehrere Stunden getobt hat. St 36, CK 42
Zahnschmerz im letzten hohlen Backzahne, der in Verbindung mit den obern Zähnen, auch wenn jene schmerzlos waren, sehr weh that, durch Brod, wenn es hinein kam, sehr verschlimmert. St 39, CK 41
Zahnschmerz bis zum Verzweifeln heftig, mit Herumwerfen im Bette, Schwäche der Gliedmassen und Angstschweiss, wobei der das Aufdecken nicht vertragen kann; die ganze Nacht hindurch. St 37, CK 43
Zahnschmerz zuckend-ziehend am Tage, durch Tabakrauchen vermehrt, nur auf Minuten half das feste Andrücken eines Tuchs. St 38, CK 50
Kaltes Wasser dämpft nur auf kurze Zeit den Schmerz im hohlen Zahne, auch verminderte das Luftherausziehen den fortwährenden dumpfen Schmerz, wobei es einen Stich gab, als wenn etwas in dem Zahne sich aufhübe. St 40, CK 46
Der hohle Zahn deuchtet länger zu werden und schmerzt bei der mindesten Berührung; dabei läuft eine Menge Wasser aus dem Munde. St 41, CK 51
Im Zahne selbst ein Stich und von dem Zahne an aufwärts an der ganzen linken Gesichtseite heran, ziehend-jückender Schmerz nach dem Takte des Pulses; im Ohre ein zwängender Schmerz ruckweise, das Auge war schmerzhaft bei Bewegung. St 43
Ein hohler Zahl schien länger als üblich und war empfindlich gegen die leichteste Berührung, mit Herauslaufen von reichlich Wasser aus dem Mund. A 187
Gefühl, als ob die beiden Zähne, die letzte Nacht wehgetan hatten, zu lang wären; das Zahnfleisch war weniger geschwollen und blass; der Schmerz erstreckte sich auf beiden Seiten zu den Eckzähnen und machte es unmöglich zu kauen. A 188
Zuckender Schmerz in einem rechten oberen Molar, welcher drei Jahre lang hohl gewesen war; erschien wieder nach sechs Minuten und verschwand nach dem Ausspülen des Mundes mit kaltem . A 207

31. Verlängert, zu dick
Gefühl, als ob die beiden Zähne, die letzte Nacht wehgetan hatten, zu lang wären; das Zahnfleisch war weniger geschwollen und blass; der Schmerz erstreckte sich auf beiden Seiten zu den Eckzähnen und machte es unmöglich zu kauen. A 188
Gefühl, als ob das Halszäpfchen zu lang wäre. A 241
Gefühl, als ob die Hände zu dick seien, mit Trockenheit und Hitze darin. A 570
vgl. CK 51, A 187

32. Kopf zusammengeschraubt, zu klein
Heftiger Schmerz im Kopf, als ob er platzen wollte, abends. A 78
Gefühl als ob der Schädel zu klein wäre für das Gehirn
Zusammenschraubendes Gefühl im Kopf wie von einer eisernen Kappe. A 80
Der Kopf schien wie zusammengeschraubt und gedrückt. A 81
Gefühl von Druck, wie von einem Band um den ganzen Kopf, gefolgt von vermehrter Verwirrung und Schwindel. A 88

33. Fremdkörper
Stechender Schmerz im innern Winkel des linken Auges, wie von einem scharfen und spitzen Körper, einige Minuten lang. CK 21

34. Blei
Gefühl als ob Blei in der Stirn wäre. A 96
Glieder so schwer wie Blei, beim Erwachen am Morgen. A 538
(...) die Füsse fühlten sich an wie Blei und schienen an den Boden geheftet; Gehen schmerzhaft und schwankend. A 662

35. Zerschlagenheit
Sehr heftiger Druck in Knöcheln, Zehen, Knien, Schultern, Ellbogen und Oberarmen, ein Gefühl, als ob die Teile verdreht oder auseinandergezerrt wären. A 543
Schmerz in der Aussenseite des linken Ellbogens wie nach einem Schlag oder Sturz darauf, schlimmer durch Druck und Bewegung. A 564
Schmerzhaftes Zerschlagenheitsgefühl in den Beinen. A 586
Zerschlagenes Gefühl in den Füssen und Unterschenkeln, wie nach einer grossen Strapaze. A 623

36. Bohren, stechen, schneiden
Durch die Unterlippe linker Seite ein brennend schneidender Stich, als wenn sie zerschnitten würde. St 29, CK 36
Im Oberkiefer, linker Seite, ziehende Stiche nach oben im Takte des Pulses. St 30, CK 38
Feine pickende Stiche im Innern des rechten Ohres. St 26
Bohrende, stumpfe Stiche in der Wurzel der Zunge. St 44, CK 53
Beim Gehen in der rechten Unterleibsgegend und der Gegend der rechten Niere, ein zusammenziehend schneidender Schmerz. St 53, CK 61
Während des Urinierens Stechen von der Bauchhöhle zur Brust herauf; heftiger beim Einathmen. St 59, CK 76
Stumpfe Stiche in der Brusthöhle; etwas heftiger beim Ein- und Ausathmen. St 84, CK 96
Ein scharfer Stich in der Herzgegend, innen heraus. St 86, CK 99
Heftig ziehende Stiche im linken Vorderarme, in allen Lagen. St 92, CK 104
Beim Gehen im Freien ein heftig ziehendes Scharfstechen im Handgelenke. St 94
Die (mit dem Safte befeuchteten) Hände schmerzen über und über fein-stechend, sobald man sie mit Wasser befeuchtet und wäscht. St 95, CK 106
Stumpfe Stiche in der rechten Lende, bloss ausser dem Aus- und Einathmen. St 97, CK 110
Prickeln wie von einer Nadel, an vielen Stellen des Körpers, zwingt ihn zum kratzen. A 704
vgl. St 6, 13, 18, 22, 43, 87, 88, 104, CK 48, A 82, 203, 206, 305, 306, 307, 309, 310, 311, 324, 329, 341, 377, 378, 387, 388, 389, 390, 434, 435, 485, 487, 497, 498, 559, 561, 562, 573, 583, 585, 598606, 612, 613, 615, 616

37. Klopfen, Stösse, Hämmern
Stösse im Gehirn, nach vorn heraus. St 8
Beim Liegen Abends, Hämmern im Kopfe. St 10
Geschwollene Unterkieferdrüsen und harte Knötchen, die bei Berührung schmerzen und den Zahnschmerz aufregen; die Knoten spannen und klopfen, als wollten sie schwären. St 31
Kriebeln und Klopfen im Geschwüre, in den Rändern bei Berührung Stechen. St 110, CK 129
Klopfender Schmerz im Geschwüre, früh. St 111, CK 130
Abends nach dem Zubettgehen in der Wunde pulsweise stechende Stösse (auch früh 3 Uhr). St 112, CK 128
Lebhafter fühlbarer Aderschlag durch den ganzen Körper, besonders im Herzen. St 116, CK 124
vgl. St 34, CK 48

38. Brennen, Hitzegefühl
Hitze im ganzen Körper und Verwirrung im Kopf. A 794
Brennender Schmerz im obern Lide des rechten Auges. St 20
Brennender Schmerz in der Haut der linken Wange. St 27
Beim Anfange des Wasserlassens brennts (beissts) am schlimmsten, während des Urinabgangs stichts zur Röhre heraus und nach dem Lassen brennt und beisst es noch nach; ausser dem Harnen reissts in dem Gliede vor. St 61, CK 74
(...) in dem Zwischenraume des Harnstockens fühlte er ein stossweises, reissendes Brennen im vordern Theile der Harnröhre. St 67
Macht Brennen im Geschwüre. St 113, CK 131
Brennschmerz oder Hitzgefühl an mehrern Stellen des ganzen Körpers, ohne Röthe. St 117, CK 126
Brennender Schmerz in beiden äusseren Ohren, mit Hitze, die sogar bei Berührung feststellbar war. A 163
Leichtgehender Stuhl mit Gefühl von Hitze, gefolgt von Brennen im Rektum. A 369
Wärme im Gesicht, mit ungewöhnlicher umschriebener Röte der Wangen, zusammen mit deutlicher äusserer Wärme im Kreuz, vom Zentrum in die Peripherie ausstrahlend, ähnlich wie das Gefühl von einem warmen feuchten Umschlag. A 801
Hitze in Kopf und Brust, mit tiefem Seufzen. A 805
Brennende Hitze der Füsse und Hände, so dass er sie nicht unter der Bettdecke halten konnte und sie an kühle Plätze streckte. A 806
vgl. St 11, 21, 25, 75, CK 36, A 67, 135-138, 145, 237, 350, 352, 353, 366, 381, 382, 383, 384, 401, 422, 464, 469, 525, 526, 589, 619, 694, 711, 718, 803

39. Blitze, elektrische Schläge
Heftiges Zucken, wie von elektrischen Schlägen, im ganzen Körper, mit grosser Furcht durch ein Gefühl, er könnte plötzlich hinfallen. A 630
Plötzliche blitzartige Stiche hier und da in der Haut. A 703
Unruhige Nacht; einige Schläge wie elektrische Schocks rissen den Körper bald nach rechts, bald nach links. A 755

40. Sexualität
Abscheu vor Wollust den Tag über, selbst während der Erektionen; es war ihm, als hätte er den Geschlechtstrieb bis zum höchsten Übermasse befriediget und schon der Gedanke daran wäre ihm zuwider geworden. St 78, CK 85
Früh, Gefühl im Körper, als hätte er eine Pollution gehabt oder als sey sie unterdrückt worden. St 119, CK 132
Brennender Schmerz beim Hahnenkopfe in der Harnröhre während des Beischlafs, unter dem Abgange des Saamens. St 75, CK 90
Unwillkührliche Erektionen am Tage. St 76, CK 86
Aufregung des Geschlechtstriebes. CK 84
Gewaltige, mehrstündige Erektion mit Stichen in der Harnröhre. CK 87
Pollution die Nacht nach dem Einnehmen und den Tag drauf eine im Mittagsschlafe. St 77, CK 89
Lebhafte, zum Theil wollüstige Träume. St 131, CK 148
Aufwärts ziehender Schmerz in den Hoden und dem Samenstrange. CK 79
Häufige Erektionen. A 428
Langanhaltende Erektionen tagsüber, mit Abneigung gegen Koitus. A 429
Ungewöhnliche Neigung zu Erektionen, welche sehr störend waren. A 431
Brennendes, gereiztes Gefühl während einer Samenabsonderung. A 433
Gefühl, als ob das Skrotum von Kälte zusammengezogen wäre, was nicht der Fall war. A 438
Beide Hoden hängen herab, schwer, sehr empfindlich schmerzhaft. A 441
Gefühl von Schwere im linken Hoden, gegen elf Uhr vormittags. A 442
Sehr störende kneifende Schmerzen in den Hoden, welche sogar bei leichter Berührung schmerzen. A 443
Sexuelle Erregung beim Sprechen mit Frauen. A 457
Ameisenlaufen in den Genitalien. A 716
Unruhiger Schlaf, erotische Träume und Erektionen. A 763
Blutandrang mit starker sexueller Erregung, gegen Abend. A 800
vgl. CK 80-83, 88, 111, A 331, 351, 402, 434, 439, 445, 446, 447, 449, 452, 454, 455

41. Duftender Urin
Urin riecht wie Russisch Leder. A 421
Urin dick, riecht wie Veilchen, heiss. A 425

42. Wenig Appetit
Langdauernde Sattheit; er konnte bei der Mahlzeit wohl essen und es schmeckte ihm, er fühlte aber gleich, dass es ihm zu viel sey und er immer noch keine Speise nöthig habe. St 46, CK 56
Völliger Appetitverlust. A 262
Kein Appetit mittags, infolge der Schwäche. A 265
Kein Verlangen nach Frühstück. A 266
Sehr kleiner Appetit auf das Abendessen. A 267
vgl. A 259, 260, 261, 263, 264

43. Vermehrter Appetit
Knurren im Unterleibe, als wenn er leer wäre. St 51, CK 63
Vermehrter Appetit; der Prüfer ass das Doppelte seiner gewohnten Menge, in Eile. A 250
Aussergewöhnlich guter Appetit. A 253
Je heftiger der Anfall während des Essens war, um so grösser schien der Appetit zu sein. A 254
Zwei Stunden Schlaf nach dem Mittagsmahl, bei dem er mehr gegessen hatte als üblich. A 743
vgl. A 249, 251, 252, 255, 256, 257, 258

44. Tabak
Nach dem Essen Übelkeit beim (gewohnten) Tabakrauchen. St 49, CK 57
Aufs gewohnte Tabakrauchen Übelkeit, die ein Gefühl von Schwäche in den Untergliedmassen erzeugt, dass sie zu wanken schienen und er sich legen musste. St 50, CK 58
Hüsteln beim gewohnten Tabakrauchen. St 82, CK 94
Zahnschmerz zuckend-ziehend am Tage, durch Tabakrauchen vermehrt, nur auf Minuten half das feste Andrücken eines Tuchs. St 38, CK 50
Kopfschmerz schlimmer durch die gewohnte Zigarre. A 76
Tabak schmeckt nicht. A 268
Die gewohnte Zigarre schmeckt nicht. A 269
Übelkeit beim Rauchen, obwohl der Prüfer ein starker Raucher war. A 284
Das Rauchen von Zigarren, an das er gewöhnt war, verursachte Übelkeit und Erbrechen. A 287

45. Reichliche (schmerzlose) Absonderungen
Öfterer Stuhlgang, der immer dünner und dünner wurde, ohne Leibschneiden. St 58, CK 66
Urin röthlich und in Menge, ohne Schmerz abgehend. St 62, CK 72
Wiederholtes Niesen, als ob ein Schnupfen anfangen würde, zusammen mit vorübergehender Zunahme des Nasensekrets. A 172
Heftiges Niesen achtmal nacheinander, gefolgt nach sechs Minuten von Absonderung klaren Wassers aus dem linken Nasenloch, gleich nach dem Frühstück. A 174
Häufiges, heftiges Niesen, mit wässriger Absonderung aus der Nase. A 175
Schwerer Fliessschnupfen, mit häufigem Niesen. A 176
Viel Speichel im Mund. A 228
Rauhigkeit im Hals, mit heiserer Stimme und anhaltendem Ausspucken wässrigen Speichels. A 240
Reizhusten mit reichlichem Auswurf. A 472
Arger Fliessschnupfen; wässrige Feuchtigkeit schoss ihm zuweilen ganz unwillkührlich aus der Nase. St 80, CK 93
vgl. CK 71, A 243, 247, 359, 360, 361, 362, 364, 368, 372, 379, 403, 404, 405, 406, 407, 408, 409, 410, 411, 412, 413, 471

46. Gehemmte Absonderung
Den Vorrath von Urin in der Blase kann er nicht auf Einmal entleeren; mitten im Laufen blieb er zurück; nach einer Weile (wenn er sich mit Fleiss dazu anstrengte) kam wieder ein Theil, stockte dann abermals und so stockte er mehrmals, bis er fast heraus war; dann tröpfelte das Übrige wider seinen Willen in einzelnen Tropfen ab, wohl eine Minute lang: in dem Zwischenraume des Harnstockens fühlte er ein stossweises, reissendes Brennen im vordern Theile der Harnröhre. St 67, CK 69
Langanhaltende Zusammenziehung und Verengerung der Harnröhre; der Urin kann nur tropfenweise abgehen; eine krampfhafte Striktur der Harnröhre. St 68, CK 68
Öfteres Harnen, doch wenig auf einmal. CK 70
Früh, Gefühl im Körper, als hätte er eine Pollution gehabt oder als sey sie unterdrückt worden. St 119, CK 132
vgl. A 179, 357, 358, 414, 415

47. Im Freien
Im Handgelenke, während des Gehens im Freien, scharfes, heftig ziehendes Stechen. CK 105, St 94
Grosse Neigung zum Genusse der freien Luft. St 120, CK 125
Heftiger Schwindel beim Gehen im Freien, der Gang wurde stolpernd und zwang den Prüfer, nach Hause zu eilen. A 58
Anhaltende Benommenheit des Kopfes, mit fortwährender Schläfrigkeit, im Freien nicht besser und bis zwei Uhr nachmittags anhaltend. A 59
Dumpfer Kopfschmerz nach dem Gehen im Freien. A 83
Unerfreuliche Trockenheit und Brennen entlang der ganzen Luftröhre, schlimmer bei Bewegung und im Freien; unerträglich beim Rauchen; nicht erleichtert durch Trinken von kaltem Wasser. A 464
Schweiss am ganzen Körper und im Kreuz, reichlich, aber ohne Erleichterung; dieser starke Schweiss hielt trotz kaltem Wind und leichter Kleidung an; wurde während des ganzen Spaziergangs nicht weniger und hielt sogar nachher noch an. A 820
vgl. A 493, 669, 722

48. Wasser
Das gewohnte Bad am Abend wurde nicht so lange wie üblich ertragen. A 665
Die (mit dem Safte befeuchteten) Hände schmerzen über und über fein-stechend, sobald man sie mit Wasser befeuchtet und wäscht. St 95, CK 106
Wärme im Gesicht, mit ungewöhnlicher umschriebener Röte der Wangen, zusammen mit deutlicher äusserer Wärme im Kreuz, vom Zentrum in die Peripherie ausstrahlend, ähnlich wie das Gefühl von einem warmen feuchten Umschlag. A 801
Kaltes Wasser dämpft nur auf kurze Zeit den Schmerz im hohlen Zahne, auch verminderte das Luftherausziehen den fortwährenden dumpfen Schmerz, wobei es einen Stich gab, als wenn etwas in dem Zahne sich aufhübe. St 40, CK 46
Das Zahnweh kam nach einer halben Stunde Lesen im Bett wieder, nicht nur in einem kariösen hohlen Zahn der rechten Seite, sondern auch in einem auf der linken Seite; nicht gebessert durch kaltes Wasser. A 189

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


Abgeleitetes Bild
Im Stadium der sekundären Psora begegnen wir einem Menschen, der sich darüber beklagt, dass seine Verstandes- und Willenskräfte ihn verlassen zu haben scheinen.
Er fühlt sich über Gebühr ängstlich und sehr verwirrt. Er klagt darüber, dass ihm „alles zuviel wird“. Er kann gegen nichts Widerstand leisten, fühlt sich schwach gegenüber allen sinnlichen Eindrücken, er erliegt jeder Versuchung oder Ablenkung.
Auch körperlich fühlt er sich schwach, gleichzeitig aber ruhelos, erregt und umhergetrieben. Sein Körper scheint ausser Kontrolle geraten zu sein, vollzieht unwillkürliche Bewegungen, verträgt das Essen nicht mehr, zahlreiche Missempfindungen belästigen ihn. Schmerzen treiben ihn leicht zur Verzweiflung.
Er leidet an Kontaktschwierigkeiten, erträgt die Menschen kaum, ist überempfindlich gegen Berührung und erschrickt über sein sexuelles Verlangen.

Sekundärpsorische Symptome
Das Vorankommen ist behindert: Knie sind schwer, der Gang stolpernd, schwankend, hinkend, Knie schlagen zusammen oder knicken ein, Füsse wie Blei, scheinen an den Boden geheftet, schnell müde, kann nicht Treppensteigen, einen Hügel erklimmen oder auf einer unebenen Strasse gehen.
Angst in der Nacht, so dass der Kopf den Platz mit den Füssen tauscht.
Ist an keinem Ort wohl: nicht im geschlossenen Raum, nicht im Freien, geht ruhelos von Ort zu Ort. Rennt unfreiwillig durch die Strassen. Der Gang ist ungewöhnlich rasch wie bei Trunkenheit
Hat umgekehrt Schmerzen in den Bauchmuskeln beim Versuch, im Zimmer umherzugehen, muss sich wegen der Schmerzen vollkommen ruhig halten.
Kann die Verzweiflung bei Schmerzen durch keine Lageveränderung lindern.
Angstvolle Träume mit dem Gefühl, als ob Bett und Boden sich bewegten.
Erschrecken über Dinge, die er normalerweise ignoriert hätte.
Fürchtet allein zu sein
Fürchtet, dass der Tod, den er eigentlich herbeisehnt, unerwartet rasch eintreten würde.
Traum, wegen eines angeschuldigten Verbrechens unschuldig verhaftet zu werden.
Befürchtungen bevorstehenden Unglücks.
Ängstliche Träume von Feuersgefahr.
Schmerzen zum Verzweifeln heftig.
Grosse Empfindlichkeit für alle äusseren Eindrücke, für Berührung
Gedanke an Wollust ist ihm zuwider, als hätte er seinen Trieb schon übermässig befriedigt. Störende oder schmerzhafte Erektionen, Schmerzen beim Samenerguss.
Heftige Erregtheit, Abneigung gegen jede geistige Arbeit.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Abgeleitetes Bild
In der einen Phase der Egotrophie treffen wir jemanden, der sich für ziemlich allwissend hält, der es nicht nötig hat, nach einem Erkenntnisziel zu streben. Sein Intellekt ist brillant, Geistesarbeit ist das einzige, womit er sich beschäftigt, das einzige, was ihn wirklich freut. Jemanden um Auskunft oder Belehrung zu fragen ist unter seiner Würde. Die Ergebnisse seiner hochfliegenden intellektuellen Beschäftigung mag dem Aussenstehenden aber manchmal etwas krude erscheinen. Seinen Körper und dessen Bedürfnisse scheint dieser Mensch kaum wahrzunehmen, Schmerzen überwindet er durch Nichtbeachtung, Schlaf und Essen sind ihm unwichtig.
Wenn Clematis den Verlust leugnet, zeichnet er sich durch Stärke, Disziplin und körperliche Leistungsfähigkeit aus. Er fürchtet keine Bedrohung und mag dadurch gegen aussen zuweilen einen fast selbstzerstörerischen Eindruck machen.
Sexuell ist er überaktiv, übererregbar.

Egotrophe Symptome
Heiterkeit und Lust auf Geistesarbeit. Denkkraft vermehrt, mehr intellektuelle Aktivität. Mehr zum Denken und Lesen aufgelegt als sonst; grosse Erregung
Ruhiges Verhalten und Ertragen des Schmerzes lindert diesen.
Kein Verlangen nach Schlaf
Grosse Leichtigkeit beim unfreiwilligen Umherrennen auf der Strasse, ungewöhnlich geschwind; sehr lebhaft; fühlt sich stärker; Bewegung fällt leicht, lebhafte Stimmung; Gang ungewöhnlich rasch. Geschäftig, gesteigerte Aktivität.
Mehr Appetit, isst die doppelte Menge, in Eile. Je heftiger der Anfall war, um so grösser der Appetit. Isst wenig, weil er glaubt, keine Speise nötig zu haben.
Unwillkürliche, häufige, langanhaltende Erektionen, Aufregung des Geschlechtstriebes, Pollutionen, lebhafte, wollüstige Träume. Sexuelle Erregung beim Sprechen mit Frauen.

Egolyse
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Im Zustand der Egolyse hat Clematis resigniert und fühlt sich nur noch schwach, depressiv, antriebslos. Die geistige Verwirrung hat ihn übermannt, er ist zu keiner Arbeit oder Anstrengung mehr zu bewegen.
Der Verlust seiner moralischen Kraft kann ihn in den tiefsten menschlichen Sumpf ziehen.
Die Ängste haben ihn so sehr überwältigt, dass er paranoid glauben kann, die ganze Welt verfolge ihn. Selbstmord scheint der letzte Ausweg.

Egolytische Symptome
Nach Erregung folgt Erschöpfung der Geisteskräfte, Schwäche der Extremitäten, Schläfrigkeit, Arbeitsunlust, Depression.
Abneigung gegen Arbeit, nicht zu Anstrengung aufgelegt, grosse Schwäche, Schwere, Düsterkeit. Nicht zum Lesen und Schreiben aufgelegt. Trunkenheit, Zerstreutheit, Verwirrung. Gleichgültig, gedankenlos, keine Neigung zum Sprechen
Antriebslos, Verlust der moralischen Stärke, der Willens- und Denkkraft.
Sehr traurig, Gedanken an Selbstmord, sehnt die Ruhe des Todes herbei.

Alterolyse
Abgeleitetes Bild
In der Alterolyse beschuldigt Clematis seine Mitmenschen, ihm ständig zu nahe zu kommen und ihn so bei seinem „eigentlichen“ Werk zu behindern. Er kann nicht vorankommen, weil ihm ständig jemand im Weg steht oder ihn ablenkt. Mürrisch und ablehnend versucht er, sich die Leute vom Leibe zu halten. Man kann sich auch einen Mann vorstellen, der seine Partnerin beschuldigt, ihn ständig in Versuchung zu führen und so von allem Wichtigen abzuhalten.

Alterolytische Symptome
Schlechte Laune, mürrisch, verdriesslich. Reizbar, ärgerlich.
Vermeidet jedermann, will nicht ausgehen.
Abneigung gegen Koitus.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Erschrecken über normalerweise ignorierte Dinge (Thema 3)
Clematis lehnt es ab, Seelenstärke einzusetzen und verliert dadurch eine Art „Schutzpanzer“ gegen die Welt. Er wird überempfindlich gegen sinnliche Eindrücke, vor allem gegen Licht als Symbol des „Erkenntnislichtes“ (Thema 24, 25), gegen das Geläut von Glocken, die ihn vielleicht zum Gottesdienst rufen wollen (26), sein Mund ist von teigigem, schalem, bitteren Geschmack erfüllt (27), Schmerzen lassen ihn verzweifeln (28), Berührung ängstigt ihn (29). Zahlreiche Schmerzqualitäten erinnern daran, dass er die Welt als etwas auf ihn Einstürmendes, Penetrierendes erlebt: Zerschlagenheit (35), Bohren, Stechen, Schneiden (36), Klopfen, Stösse, Hämmern (37), Blitze, elektrische Schläge (39). Selbst gegen Wasser ist er überempfindlich (48).

Falscher Ort, falsche Lage (Thema 17)
Clematis erlebt eine tiefgreifende Desorientierung, weil er eine Bedingung des Menschen auf dem Weg zur Erkenntnis ablehnt. Er will nicht kraftvoll und mit ganzem Einsatz seines Geist-Seele-Körperwesens auf sein Ziel zuschreiten, sondern rein intellektuell zum Ziel kommen. Daher verliert er die Orientierung, er schwankt wie trunken, es ist ihm, als hätte er in einer falschen Körperposition gelegen, er kann nicht vorankommen (15), Gehen und Springen verursachen Beschwerden, die Knie knicken ein (16).
Das auffälligste Symptom in dieser Gruppe ist A 18, der Kopf tauscht in der Nacht unbewusst den Platz mit den Füssen: Der Kopf als Sitz des Intellekts wird degradiert, dafür sind nun die Füsse „oben“, welche z.B. im Buddhismus dazu dienen, das „Universum auszumessen“ und so gerade die Grundlage jeder Erfahrung bilden. Das Unbewusste führt Clematis in der Nacht vor, welchen grundsätzlichen Fehler er in seiner Weltsicht macht.
Wie sehr Clematis den „Boden unter den Füssen“ und damit den sicheren Kontakt mit seiner materiellen Grundlage verloren hat, zeigt Thema 18, Bett und Boden scheinen in Bewegung.

Unschuldig verhaftet (Thema 21)
Der unschuldig in Haft Genommene wird als erstes beteuern, er habe doch „gar nichts getan“! Ist das auch die Rechtfertigung von Clematis? Er will ja nicht „tun“, nicht seine psychischen und körperlichen Kräfte einsetzen, um ans Erkenntnisziel zu gelangen. In einem gleichen Zusammenhang könnte man auch die verdickten Hände in Thema 31 verstehen: Die Werkzeuge des Handelns sind heiss, dick, trocken, damit stellen sie eine Rechtfertigung für sein Nicht-Tun dar.

Kopf zusammengeschraubt, zu klein (Thema32)
Der Schädel scheint zu klein für das Gehirn, d.h. die materielle Grenze behindert den Intellekt, in einem anderen Symptom wird sie gar als eiserne Kappe empfunden.

Feuer strömt aus den Augen (Thema 23)
Das Licht der Erkenntnis soll von innen nach aussen dringen, nicht umgekehrt! Ein ähnliches Symptom am Herzen, wo ein scharfer Stich von innen heraus dringt (vgl. Thema 36). Nicht aufnehmen, nicht empfangen, sondern die eigene Weisheit verbreiten, das will Clematis. Trotz der heftigen Schmerzqualität können diese Symptome als Bilder für eine egotrophe Kompensation gewertet werden.

Duftender Urin
In gleicher Art kann dieser spezielle Uringeruch interpretiert werden. Vgl. die genauere Darstellung im Kapitel D. von Sarsaparilla über die Symbolik des Urins als befruchtende, magische, himmlische Flüssigkeit. Der Urin von Clematis riecht wie Veilchen oder wie Russisch Leder (ein altes Herrenparfüm): Alles, was aus ihm herausströmt ist Feuer, Herzensenergie oder eben Schöpferkraft.
Hier sei ein Hinweis auf einen Übersetzungsfehler gestattet, der sich in manchen neueren Repertorien findet. Das original von Allen stammende „Russian Leather“ wurde dort in „russian lettuce“, auf Deutsch dann in „Geruch wie russischer Salat“ umgewandelt.

Zähne (Thema 30)
Clematis ist bekannt für eine reiche Zahn-Symptomatologie. Betrachtet man vorab die Symbolik der Zähne, werden einige Beschwerden bildhaft verständlich.
„Für die Bambara gibt es einen Zusammenhang zwischen den Zähnen und den Augen [vgl. CK 48!], beide sind analog mit den Begriffen Intelligenz und Universum verknüpft. (...) Seine Zähne zu verlieren heisst, seiner Angriffskraft, seiner Jugend und Schönheit beraubt zu werden (...) Es ist ein Verlust von Lebensenergie, während ein gesundes und schön ausgestattetes Gebiss männliche Kraft und Selbstvertrauen darstellen. (...) Der Zahn ist ein Instrument der Inbesitznahme bis hin zur völligen Assimilation: der Mühlstein, der ein Nahrungsmittel zermalmt, um es dem Verlangen zur Verfügung zu stellen. Die Zähne symbolisieren die Kaukraft, die Aggressivität, welche den materiellen Begierden geschuldet wird. (...) Aber dieses Assimilationswerkzeug ist das Symbol der Vollkommenheit, wenn es sich darauf richtet, himmlische Nahrung aufzunehmen: (...) weil jede intellektuelle Wesenheit, welche von einer göttlicheren Wesenheit die Gabe des einenden Verstandes empfangen hat, diese Gabe teilt und vervielfältigt wie von der Vorsehung bestimmt, um so — weit sie kann —die untergeordneten Wesesteile spirituell zu erheben, für die sie die Verantwortung hat.“ (DDS)
Von daher wird verständlich, wie sehr Clematis durch jede Zahnsymptomatik berührt wird. Auch die Essensthematik (42, 43) kann man hier einordnen.
Interessant ist die Linderung des Zahnschmerzes durch ruhiges Verhalten und Ertragen: ST III 123.6 „Ist das Aushalten das hauptsächlichste Wirkgeschehen der Tapferkeit? Das Aushalten und das unbewegliche Standhalten in den Gefahren ist eine hauptsächlichere Wirke der Tapferkeit als das Angreifen der Gefahren.“
Das ruhige Verhalten und Ertragen des Schmerzes ist also eine maskierte Form der Egotrophie, Clematis stellt dar, dass er die Tugend, die er ablehnt, eigentlich schon beherrscht.

Tabakverschlimmerung (Thema 44)
Clematis will kein Hilfsmittel, um Hellsicht „göttliche Schau“ (DDS) zu erlangen.

Ruhe, Erregung, Bewegung (Themen 10, 19, 20)
Diese Problematik wurde schon im Kern des Verlusts kurz angesprochen.
Der Körper macht sich vom Verstand unabhängig und verunmöglicht diesem die Regeneration. Ähnlich kann man das Symptom CK 132 verstehen, Gefühl im Körper als hätte er eine Pollution gehabt: Die Herrschaft der Vernunftseele über die rein vegetativen Kräfte ist verloren, diese scheinen sich selbständig gemacht zu haben.

ANDERE HYPOTHESEN


Die vorliegende Hypothese stützt sich auf die Arbeit der AFADH vom August 1994.

DIFFERENTIALDIAGNOSE


Colchicum
Ist ebenfalls empfindlich gegen äussere Eindrücke, aber aus dem Grund, dass es sich nichts aufzwingen lassen will. Die wechselhafte Stimmung, die Hysterie ist eine Art Trotzreaktion.

Causticum
Verwischung der Grenzen zwischen sich und anderen, erlebt mit, was andere erleiden. Clematis hat keine Mitgefühl-Thematik.

THOMAS VON AQUIN


Bei Collin findet sich in Band III S. 241 eine ausführliche Beschreibung der „moralischen Kräfte des Menschen“:
„Dank seiner Intelligenz, dank seines freien und guten Willens kann der Mensch humane Handlungen vollziehen; er findet dabei im moralischen Gesetz eine Führung, welche ihn von aussen dazu bringt, sich gut zu benehmen, von sich aus seine Handlung auf das wahrhafte göttliche Gut auszurichten, in dem allein er das Glück, das Ziel all seiner Absichten finden wird. Gute Veranlagungen, vor allem die durch Wiederholung guter Taten erworbenen Tugenden, machen ihn von innen her [zu diesen Handlungen] bereit. Aber gibt es in der persönlichen Energie des Menschen Kräfte, die er braucht, um immer dem Weg der Pflicht zu folgen, um sich unter allen Umständen gut zu betragen, um ununterbrochen alle Tugenden zu üben und auf diese Art sicher sein letztes Ziel zu erreichen, ohne Rücksicht auf all die unmittelbaren sinnlichen Attraktionen, die jeden Moment die Bewegung des vernünftigen Willens auf das Glück hin schwächen, ermüden, sie sogar verhindern, dieses so spirituelle und vom Diesseits aus gesehen jenseitige Glück?“
Zur göttlichen Erkenntnis, vgl. SgH 45. S. 179 ff. „Gottes Erkennen ist sein Wesen“ und 46. „Gott erkennt durch nichts anderes als durch sein Wesen“.

ZUR SUBSTANZ


Die ziemlich seltene Clematis recta, die aufrechte Waldrebe, aus der das homöopathische Mittel hergestellt wird, ist eine Verwandte der gemeinen Waldrebe, Clematis vitalba. Im Gegensatz zur Schlingpflanze hat es Clematis recta nicht nötig, sich auf Unterstützung zu verlassen, sie stellt quasi eine „egotrophe Art“ der Waldreben dar. Ein alter Name für die Pflanze ist „Flammula Jovis“, Jupiterfeuer — auch hier kommt zum Ausdruck, dass der göttliche Funke zum eigenen Prinzip gemacht wird und nicht auf einem tatkräftig-praktischen und unterstützten Weg Erkenntnis gesucht wird.

QUELLEN
St Stapf, Archiv für die homöopathische Heilkunst, Band 7/1, Leipzig 1828
CK Hahnemann Samuel, Die Chronischen Krankheiten, 4. Nachdruck der 2. Auflage, Heidelberg 1988, Band 2
A Allen T.F., The Encyclopedia of pure Materia Medica, New Delhi 1988, Band 3
ST Thomas von Aquino, Summe der Theologie, Hrsg. von Joseph Bernhart, Stuttgart 1985
SgH Thomas von Aquin, Summe gegen die Heiden, Band I , Darmstadt 1987
Co Collin, Henri, Manuel de Philosophie Thomiste, Paris1949
DDS Chevalier/Gheerbrandt, Dictionnaire des Symboles, Laffont, Paris 1982
Bild Keines