Verbascum

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ZENTRALE BEGRIFFE


Verbascum thapsus, Kleinblütige Königskerze, Wollblume, Unholdenkerze, Wetterkerze
(Familie: Scrophulariaceae).
Das Wissen um die Königskerze ist schon sehr alt, bereits Hippokrates erwähnt Verbascum für Wundbehandlungen. Die in der Pflanze enthaltenen Saponine sollen für Fische giftig sein, laut Aristoteles betäubt der in ein Gewässer gestreute Samen die Fische und erleichtert so den Fischfang. Hildegard von Bingen erwähnt die Königskerze unter "wullena" als Heilmittel für ein "traurig Herz". Die Stängel wurden früher in Harz oder Pech getaucht und als lang brennende Fackeln genutzt. In der Phytotherapie werden die auch "Wollblumen" genannten Blüten der Königskerze (Flor. verbasci) als schleimlösendes Mittel – als Einzeldroge oder in Kräuterteemischungen – bei Erkältungen verwendet. wikipedia

Worauf richtet sich der Fokus der inneren Aufmerksamkeit?
Der Blickwinkel kann sich entweder ganz auf die Schwierigkeiten des Lebens richten – alles scheint problematisch, mühsam, hoffnungslos – oder aber ganz auf das Vertrauen in glückliche Fügung, auf Gnade und Gebet.



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Die Themenliste umfasst eine inhaltlich gruppierte Sammlung von Original Prüfungssymptomen

Wie zeigt sich das Leiden des Patienten? (Sekundäre Psora)

Wie kompensiert er sein Leiden? (Egotrophie, Egolyse, Alterolyse)

Wie lautet die eigentliche Hypothese „nach Masi“? (Primäre Psora)

Hier finden Sie spannende Interpretationen von einzelnen Themen oder Symptomen





THEMENLISTE


1. Phantasie, üppige Bilder
Aufgeregtheit der Phantasie, vorzüglich zu üppigen Bildern, mehre Tage lang. RAL 32
Zerstreutheit: es drängen sich verschiedenartige Gedanken-Reihen und Phantasien zu. RAL 1

2. Schlaf nur bis vier Uhr früh, voll Träume von Krieg und Leichen, mehre Nächte. RAL 30

3. Vermindertes Gedächtnis: es kostet ihn Mühe, kurz vorher gehabte Ideen zu er-neuern. RAL (4)

4. Gleichgültigkeit gegen ihm sonst merkwürdige Dinge. RAL (137)

5. Verdriesslich, ärgerlich
Sehr grosse Verdriesslichkeit und mürrisches Wesen, ohne vorhergegangene Veranlassung dazu; dabei dennoch Lust und Trieb zur Arbeit; auch findet er Vergnügen daran, Menschen um sich zu haben und mit ihnen zu sprechen. RAL (138)
Den ganzen Tag, ärgerliches Gemüth, welches sich jedoch gegen Abend etwas erheiterte. RAL (139)

6. Lachen, Heiterkeit
Übertriebne Lustigkeit, mit Lachen. RAL (141)
Den ganzen Tag, ärgerliches Gemüth, welches sich jedoch gegen Abend etwas erheiterte. RAL (139)

7. Den ganzen Tag, zaghaftes Gemüth; alles Bemühen und Hoffen hielt er für fruchtlos. RAL (140)

8. Sehr grosse Verdriesslichkeit und mürrisches Wesen, ohne vorhergegangene Veranlassung dazu; dabei dennoch Lust und Trieb zur Arbeit; auch findet er Vergnügen daran, Menschen um sich zu haben und mit ihnen zu sprechen. RAL (138)

9. Lesen
Beim laut Lesen, Gefühl von Verstopftheit der Nase, des Kehlkopfs und der Ohren, was aber das Gehör nicht erschwerte. RAL (52)
Beim laut Lesen, Heiserkeit. RAL (92)

10. Arbeit
Unlust zur Arbeit. RAL (130)
Sehr grosse Verdriesslichkeit und mürrisches Wesen, ohne vorhergegangene Veranlassung dazu; dabei dennoch Lust und Trieb zur Arbeit; auch findet er Vergnügen daran, Menschen um sich zu haben und mit ihnen zu sprechen, RAL (138)

11. Müdigkeit
Trägheit und Schläfrigkeit, früh, nach dem Aufstehn. RAL (131)
Öfteres Gähnen und Dehnen, als wenn er nicht ausgeschlafen hätte. RAL (132)
Gleich nach Tische kann er sich des Schlafs nicht erwehren, die Augenlider fallen ihm zu. RAL (133)
Hinfälliges Gefühl. A 171
RAL 4, (116-118, 129)

12. Zerstreut, benommen
Es ist ihm dumm und wüste vor dem Kopfe, als wenn alles zur Stirne heraus wollte. RAL 2
Dumpf schmerzende Schwere im Kopfe. RAL 4
Eingenommenheit des Kopfs. RAL (3)
Leichtes Gefühl eines Gewichts auf dem Kopf, mit Schwindel, oft bis zu einem wirklich heftigen Grad, aber gleichzeitig ein wenig angenehm. A 16
Zerstreutheit: es drängen sich verschiedenartige Gedanken-Reihen und Phantasien zu. RAL 1

13. Betäubende Schmerzen
Heftiges, betäubendes, tiefes Drücken im rechten Stirnhügel, beim Übergange von der Kälte in die Wärme. RAL (10)
Betäubender Druck auf die ganze linke Seite des Kopfs und Gesichts (der Backe). RAL (11)
Drückend betäubendes Kopfweh, was vorzüglich die beiden Stirnseiten ergriff, in jeder Lage. RAL (12)
Heftiges Hineindrücken in die linke Seite des Stirnbeins, wie eine Betäubung. RAL (13)
Gleich über der rechten Schläfe, scharfe, betäubende Messerstiche. RAL (26)
Betäubendes Ziehen im linken Stirnhügel, in der Zugluft. RAL (29)
Betäubendes, absetzendes Drücken am obern Rande des linken Jochbeins. RAL (38)
Links neben dem Schwerdknorpel, unter den letzten Ribben, ein absetzendes, betäubendes, fürchterliches Schneiden. RAL (68)
RAL (14, 24, 96)

14. Mit einer Zange
Empfindung, als würden beide Gelenkhöcker der Schläfebeine mit einer Zange gewaltsam gepackt und zusammengeknippen. RAL 44
Empfindung, als würden die beiden Schläfen mit einer Zange zusammen geknippen. RAL (20)

15. Ein Kurzsichtiger ward noch weit kurzsichtiger (trübsichtiger?); er konnte eine Elle weit entfernte Gegenstände vor floriger und wässeriger Trübsichtigkeit kaum erkennen; die Gegenstände schienen sich beim undeutlich Werden zu vergrössern, und überhaupt schien die Tages-Helle abgenommen zu haben, was doch nicht der Fall war. RAL (35)

16. Hören
Er ist wie taub auf dem linken Ohre. RAL (51)
Beim laut Lesen, Gefühl von Verstopftheit der Nase, des Kehlkopfs und der Ohren, was aber das Gehör nicht erschwerte. RAL (52)
Migräne, die zwanzig Jahre bestanden hatte; spezielle Betroffenheit des Ohrs auf der betroffenen Seite; auf dem Höhepunkt des Kopfschmerzes, welcher hauptsächlich aus Druck und Klemmen in der Schläfe und im Jochbein bestand, begann ein unerträgliches Reissen im Ohr, mit einem Gefühl als ob etwas dieses verstopfen würde, schlimmer beim Bewegen der Kiefer und beim Kauen. He 3.35
Empfindung, als wenn es ihm vor die Ohren gefallen wäre, erst vor das linke, dann vor das rechte. RAL (50)

17. Reissen nach unten
Reissendes Stechen vorne am linken Ohre, runterwärts. RAL 11
Ein reissendes Stechen im Unterleibe, runterwärts. RAL 18
Reissen in der linken Ellbogen-Röhre, runterwärts. RAL 23
Reissen im Unterschenkel, runterwärts. RAL 28

18. Die Kniee zittern ihm, wie wenn man einen grossen Schreck gehabt hat. RAL (124)

19. In der Herzgrube, Empfindung einer grossen Leere, die sich durch ein Knurren in der Gegend unter den linken Ribben verlor. RAL (71)

20. Schauder, vorzüglich auf der einen Seite des Körpers, von den Achseln bis auf die Oberschenkel, als wenn kaltes Wasser dran herunter gegossen würde. RAL 31

21. Druck auf die Wange
Schwindel-Anfälle, wenn die linke Backe gedrückt und so der Kopf unterstützt wird. RAL (1)
Empfindung, als wenn man auf das linke Jochbein bis zum Ohre hin heftig drückte, durch Druck mit der Hand verschlimmert, öfters am Tage, Abends vor dem Einschlafen und früh beim Erwachen. RAL (43)

22. Stechen
Gleich nach dem Niederlegen, Abends im Bette, sogleich ein schmerzliches Spannen über die Brust, mit Stichen in der Gegend des Herzens. RAL 22
Betäubendes, tief eindringendes Stechen in der rechten Schläfe, während des Essens, durch äusserlichen Druck vermehrt; es zieht sich nach einigen Stunden bis in die obern Zähne dieser Seite, als ein Reissen. RAL (24)
Absetzende, feine Nadelstiche in der rechten Stirnseite. RAL (28)
Ein absetzendes, fürchterliches Stechen im linken Jochbeine. RAL (39)
Absetzende, stumpfe Nadelstiche links neben dem Schwerdknorpel. RAL (67)
In der linken Seite, wo die Ribben aufhören, ein so heftiger, tiefer, scharfer Stich, dass er zusammenbebt. RAL (69)
Beim tiefen Einathmen und Vorbücken, Stiche wir von vielen Nadeln in der ganzen Nabelgegend bis hinten herum und auch in den Rückenwirbeln. RAL (78)
RAL 8, 10, 11, 18, (21- 23, 25-27, 33, 37, 46, 70, 75-77, 79, 94-99, 102-104, 106, 108, 111, 113, 119, 123, 127)

23. Gehen
Beim Gehen dröhnt es im Kopfe. RAL (31)
Beim Auf und Niedersteigen der Treppe, eine sehr grosse Schwere in den Unterglied-massen, als wenn ein Gewicht dran hinge. RAL (116)
Beim Gehen im Freien, schwankender Gang, als wenn die Untergliedmassen den übrigen Körper vor Schwäche nicht tragen könnten. RAL (117)
Stumpfe Stiche gleich über der linken Kniescheibe, bloss beim Auftreten. RAL (123)
Beim Stehen, ein klammartiger Druck an der rechten Fusssohle, welcher beim Gehen wieder verging. RAL (128)
RAL (118, 121)

24. Unterkiefer
Spannen auf der linken Seite des Scheitels, welches allmälig zum scharfen Drucke wird, wobei zugleich der linke Ast des Unterkiefers gegen den Oberkiefer angedrückt gefühlt wird. RAL (32)
Ein drückend klemmender Schmerz auf der rechten Seite des Unterkiefers. RAL (53)
Starke Spannung in den Bedeckungen des Kinnes, der Kaumuskeln und des Halses, wobei sich doch die Kinnladen gut bewegen lassen. RAL (54)
RAL (55, 56)

25. Zusammen- oder hineinziehen
Hitze in den Augen und Empfindung von Zusammenziehn der Augenhöhle. RAL 9
Empfindung, als wenn das linke Ohr hinein gezogen würde. RAL (49)
Der bis tief herab sich erstreckende Bauchschmerz bewirkt ein krampfhaftes Zusammenziehn des After-Schliessmuskels und einen überhin gehenden Drang zum Stuhle. RAL (83)
RAL (86)

26. Gefühl, als wären die Gedärme, beim Nabel, am Bauchfelle angewachsen und würden gewaltsam heraus gezogen, was durch äussern Druck vermehrt ward. RAL (85)

27. Geschmack
Salziges Wasser läuft ihm im Munde zusammen. RAL 14
Braungelbe, mit zähem Schleim belegte Zunge, ohne übeln Geschmack, gleich nach dem Mittagsessen. RAL (57)
Früh, beim Aufstehn, und Vormittags ist die Zungenwurzel braun, ohne übeln Mund-geschmack. RAL (58)
Braune Zungenwurzel, mit fadem, ekeligem Geschmacke, Vormittags. RAL (59)
Fader Geschmack, einige Zeit nach Tische. RAL (60)
Fader Geschmack, mit widrigem Geruche des Athems, bei braungelb belegter Zunge, früh. RAL (61)
Aufschwulken einer geschmacklosen Feuchtigkeit. RAL (63)
Bittres, brecherliches Aufstossen. RAL (64)

28. Den Tag über, Hunger ohne Appetit; es schmeckt ihm nichts und doch will er essen. RAL (66)

29. Knurren, gluckern
In der Herzgrube, Empfindung einer grossen Leere, die sich durch ein Knurren in der Gegend unter den linken Ribben verlor. RAL (71)
Aufgeblasenheit des Unterleibes, und hierauf mehrmaliges Knurren in der Gegend unter den linken Ribben, welches einige Mal ein lautes, starkes Aufstossen zuwege brachte. RAL (72)
Immerwährendes Knurren und Kollern in der Gegend unter den linken Ribben. RAL (73)
Gluckern im Unterbauche. RAL (74)

30. Drücken
Schmerzhafter harter Druck, wie von einem Steine auf dem Nabel, durch Vorbiegen des Körpers verschlimmert. RAL (84)
Unveränderlicher Schmerz und Druck auf der Brust, mit Abneigung, häufiger zu atmen. A 124
RAL 5, 7, 17, (2, 5, 6, 9-18, 25, 36, 37, 41, 42, 45, 46, 93, 95, 100, 101, 105, 109, 115, 120, 122, 126)

MIASMATISCHE DYNAMIK — SEKUNDÄRE PSORA


In dieser Phase leidet Verbascum am Leben allgemein. Alles und jedes wird ihm zum Problem, scheint schwierig und unüberwindlich. Seine Grundstimmung ist daher verdriesslich und mürrisch Th 5. Im Geist ist er zerstreut, er kann sich nicht konzentrieren und daher auch seine Schwierigkeiten nicht innert nützlicher Frist überwinden Th 12.
Sprichwörter wie "Unter jedem Dach ist ein Ach" oder "Jeder Tag hat seine Last, jeder Tag bringt seine Sorgen" sprechen Verbascum aus tiefster Seele. Er scheint kein Recht auf Glück zu haben, ihm scheint nichts zuzufallen. Erst gegen Abend erheitert sich sein Gemüt unter Umständen ein wenig – dann, wenn der Tag mit seiner Beschwerde fast vorbei ist Th 6.
Vorstellbar ist, dass er anderen Menschen er misstraut, weil er meint, sich auf ihre Hilfe und Unterstützung nicht verlassen zu können. Daher reagiert er ärgerlich, obwohl er eigentlich stark auf die anderen angewiesen wäre Th 8.

MIASMATISCHE DYNAMIK — TERTIÄRE PSORA


Egotrophie
Verbascum stellt sich ein vollkommenes Leben so vor, dass das Schicksal sein Füllhorn mit allen Herrlichkeiten über ihm ausschütten würde. Sämtliche Probleme würden sich von selbst lösen, Schwierigkeiten existierten nicht wirklich. Für die anderen Menschen, die sich mit Schwierigkeiten plagen müssen, betet er. Er selbst ist ein Glückskind und bekommt alles, was er sich wünscht. Hier finden wir übertriebene Lustigkeit mit Lachen Th 6.
Im zitierten Fallbeispiel entdeckt ein Priester sogar mitten im Zweiten Weltkrieg Verbrüderung und Frieden. Allen realen Schwierigkeiten seines Lebens zum Trotz gibt er die Überzeugung nie auf, eigentlich ein leichtes, glückliches Leben zu haben. s. Anmerkungen
In der Kompensation des Verlust-Erlebens arbeitet Verbascum hingegen mit Feuereifer an seinen Aufgaben. Der Weg muss sich als lang und schwierig erweisen, sonst zählt das Bemühen nicht! Es darf keine einfachen Lösungen geben, nichts soll einem geschenkt werden. In diesem Stadium suhlt sich Verbascum förmlich in den Problemen und phantasiert notfalls Schwierigkeiten, die (noch) gar nicht existieren.
Andere Menschen hat er gerne um sich, weil sie ihn ablenken und aufheitern können Th 8.

Egolyse
In dieser Phase steigert sich die latent vorhandene Resignation in tiefe Hoffnungslosigkeit. Der Kopf ist dumm und benommen, es kostet ihn Mühe, kurz vorher gehabte Ideen zu erneuern Th 3, 12. Die Sinnesorgane schotten sich ab, Hören und Sehen vergehen ihm Th 16, 17, die Beine versagen den Dienst Th 26, er leidet unter betäubenden Schmerzen Th 13 und fühlt sich allgemein hinfällig und schläfrig Th 11.

Alterolyse
Wenn Verbascum die anderen Menschen für sein Leiden verantwortlich macht, wirft er ihnen am ehesten vor, sie würden ihn nicht unterstützen. Er reagiert darauf mürrisch und ärgerlich.
Er kann diese Angst vor fehlender Unterstützung als pessimistische Projektion äussern: In einer Kasuistik der AFADH behauptete eine Frau, ihr Mann werde sie sicher demnächst verlassen, da er sich bestimmt mit ihr langweile. Schliesslich müsse er sie die ganze Zeit unterstützen! Sie hielt es für absehbar, dass er sich bald mit jemand anderem zusammentun werde, obwohl es keinen Anlass für diesen Verdacht gab.
Dass Verbascum die "sich selbst erfüllenden (negativen) Prophezeiungen" besonders brillant beherrscht, ist unter diesem Gesichtspunkt nachvollziehbar.

LEITMOTIV — PRIMÄRE PSORA


Welche „Conditio humana“ lehnt er ab? Wo wünscht er sich Vollkommenheit?
Im menschlichen Leben braucht es zur Überwindung von Schwierigkeiten einerseits das eigene Bemühen, andererseits die Hoffnung auf Gnade und Unterstützung. Es genügt weder, sich auf Hilfe von anderen Menschen oder "von oben" zu verlassen, noch reicht es aus, sich ständig anzustrengen.
Verbascum möchte sich um Glück und Erfolg nicht bemühen müssen. Er will keine Last auf sich nehmen, will nicht in den Kampf gehen.
Stattdessen hofft er, alles geschenkt zu bekommen, die Reichtümer des Lebens sollen sich wie aus einem Füllhorn über ihn ergiessen. In seiner Phantasie sieht er üppige Bilder Th 1.

Wo erlebt er deshalb ein Nichtgenügen, einen Verlust?
Den wichtigsten Verlust erlebt Verbascum auf emotionaler Ebene. Er wird von einer Grundstimmung der Resignation be-fallen: Zaghaftes Gemüt, alles Bemühen und Hoffen hielt er für fruchtlos Th 7.
Weil er Schwierigkeiten und Existenzkampf ablehnt, fühlt sich Verbascum durch Herausforderungen nicht angeregt, sondern beschwert. Dadurch verfällt er in Trägheit und Gleichgültigkeit, selbst die ihm einst auffälligen und merkwürdigen Dinge interessieren ihn nicht mehr Th 4. Die Lust an der Arbeit kommt ihm abhanden. Th 10

Was empfindet er infolge der Ablehnung als Bedrohung oder als Strafe?
Die Träume voll Krieg und Leichen Th 2 zeigen, dass Verbascum sich von den abgelehnten Konflikten bedroht fühlt. Sie drängen sich ihm bis in den Schlaf auf.
Er ist von zaghaftem Gemüt Th 7, fürchtet, dass es keine Hilfe und Unterstützung gibt. Die Angst, dass andere Menschen ihn im Stich lassen könnten, lässt sich einerseits aus der ego-trophen Lust an Gesellschaft und Gespräch Th 8, andererseits aus dem in der Alterolyse zitierten Fall schliessen.

Wie könnte sich ein bewusster Umgang mit der Grundproblematik darstellen?
Wenn Verbascum erfährt, dass der Mensch sich durch Fleiss, positive Erwartungshaltung, heitere Zuversicht usw. durchaus "Füllhorn-Momente" schaffen kann, wird er sich nicht mehr so dagegen auflehnen, dass wir nicht alles geschenkt bekommen. Mit seiner Erfahrung in der Vergangenheit, dass das Leben schwierig sein und grosse Anstrengungen erfordern kann, vermag er in anderen Menschen Hoffnung zu wecken, wenn sie in ähnlichen Problemsituationen stecken.

INTERPRETATION einzelner Themen oder Symptome


Das Füllhorn ist ein mythologisches Symbol des Glücks und der Hoffnung. Es ist mit Blumen und Früchten gefüllt und steht für Fruchtbarkeit, Reichtum und Überfluss.
Die Funktion der Nabelschnur im vorgeburtlichen Leben kann damit verglichen werden. Verbascum empfindet einen schmerzhaften, harten Druck, wie von einem Steine auf dem Nabel Th 30. Die Quelle der bedingungslosen Versorgung ist unterbrochen und beschwert.
Verbascum hat Hunger ohne Appetit; es schmeckt ihm nichts und doch will er essen Th 28. Oft entsteht Appetit durch die Anregung oder die Bewältigung eines Tagewerks – dieser will sich bei ihm nicht einstellen. Er möchte sein täglich Brot nicht verdienen müssen und trotzdem gerne genährt sein. In diese Richtung weist auch die Empfindung einer grossen Leere in der Herzgrube, die sich durch ein Knurren in der Gegend unter den linken Ribben verlor Th 19.

Ein Kurzsichtiger ward noch weit kurzsichtiger; er konnte eine Elle weit entfernte Gegen- stände vor floriger und wässeriger Trübsichtigkeit kaum erkennen; die Gegenstände schienen sich beim undeutlich Werden zu vergrössern, und überhaupt schien die Tages-Helle abgenommen zu haben, was doch nicht der Fall war Th 15. Die Welt drängt sich ihm mit vergrösserten Einzelheiten auf – wie die Schattenseite der Üppigkeit – und fordert ihn auf zur genauen Betrachtung und Bearbeitung. Dabei verliert der Tag für ihn sogleich an Glanz und Licht.

Leichtes Gefühl eines Gewichts auf dem Kopf, mit Schwindel (...) gleichzeitig ein wenig angenehm. Th 12. Der Schwindel ist ihm hier angenehm, weil er sich selbst beschwindelt, sich vormacht, die Last auf dem Kopf sei eigentlich etwas Angenehmes. Wir sehen eine Verdeutlichung der egotrophen Haltung, dass der Kampf gegen die Schwierigkeiten des Lebens kompensatorisch zur Lust erhoben wird. Schwierig muss es sein, sonst ist es wertlos!

Verbascum hat reissende Schmerzen, die runterwärts ziehen im Ohre, im Ellbogen, im Unterleib und im Unterschenkel Th 18, auch diese beschweren ihn und ziehen ihn hinunter, auf den zu beackernden Boden.

Schauder, vorzüglich auf der einen Seite des Körpers, von den Achseln bis auf die Oberschenkel, als wenn kaltes Wasser dran herunter gegossen würde Th 20. Weil wir Schultern haben, können wir etwas "auf die Schulter nehmen", und wer "breite Schultern" hat, ist auch belastbar und bricht nicht so schnell zusammen. BO Verbascum lehnt diese Aufforderung ab, sie scheint wie Wasser an ihm herunter zu laufen.

Ein Keynote von Verbascum sind die Katarrhe und Erkältungen mit periodischer Trigeminusneuralgie. In der Arzneimittelprüfung zeigen sich vor allem Schmerzen im Unterkiefer Th 27. Dieser wird in der Physiognomie mit Willen und Durchsetzungskraft gleichgestellt. Dass Verbascum gerade in diesem Bereich einen Schwachpunkt aufweist, wird mit der vorliegenden Hypothese verständlich.



DIFFERENTIALDIAGNOSE


Auf psychischer Ebene kann sich Muriatium acidum ähnlich zeigen. Auch für ihn ist das Leben vorwiegend schwer, und es ist anstrengend, die grundlegenden Lebensbedürfinsse abzudecken. Die Kleinigkeiten des Alltags türmen sich zu unüberwindbaren Bergen auf. Wo Verbascum dieser Überforderung eher mit Bedürfigkeit oder hoffnungsvoller Träumerei begegnet, fällt Muriaticum acidum in angstvolle Erschöpfung. Sein Fokus richtet sich mehr auf die Anstrengung als solche. RMM 1

Ein weiteres Mittel, das mit den Problemen des Alltags zu kämpfen hat, ist Allium cepa. Sein Fokus richtet sich jedoch in die Ferne. Es geht weniger um Anstrengung und Schwere, als um das Gefühl, in einer gegenwärtigen Situation eingesperrt zu sein. RMM 1

Den Wunsch nach einem paradiesischen Zustand finden wir bei vielen Mitteln, jedoch mit unterschiedlichen Aspekten. In Bezug auf Anstrengung und Schwere im Leben bzw. bedingungsloses Glück kommen folgende Mittel am nächsten: Asterias rubens, Calcium arsenicosum, Chamomilla MMH, Opium ME.

ZUR SUBSTANZ


Verbascum thapsus, Kleinblütige Königskerze, Wollblume, Unholdenkerze, Wetterkerze (Familie: Scrophulariaceae).

Das Wissen um die Königskerze ist schon sehr alt, bereits Hippokrates erwähnt Verbascum für Wundbehandlungen. Die in der Pflanze enthaltenen Saponine sollen für Fische giftig sein, laut Aristoteles betäubt der in ein Gewässer gestreute Samen die Fische und erleichtert so den Fischfang. Hildegard von Bingen erwähnt die Königskerze unter "wullena" als Heilmittel für ein "traurig Herz". Die Stängel wurden früher in Harz oder Pech getaucht und als lang brennende Fackeln genutzt. In der Phytotherapie werden die auch "Wollblumen" genannten Blüten der Königskerze (Flor. verbasci) als schleimlösendes Mittel – als Einzeldroge oder in Kräuterteemischungen – bei Erkältungen verwendet. wikipedia

ANMERKUNGEN


Verbascum-Kasuistik von Dr. Simonne Fayeton
Verschreibung aufgrund des Leitmotivs "schwierig"

Erstanamnese 25.9.98
Priester, 76 Jahre, rechtsseitige Gesichtsneuralgie seit 16 Jahren
Entsetzliche Schmerzen, wie Nadeln, Prämolaren rechts, ausgelöst durch Bewegung der Gesichtsmuskeln.
Starke Schmerzmittel ermöglichen ihm zu essen und zu sprechen. Jeder Bissen löst den Schmerz aus, und er muss warten dass er vorbeigeht, bevor er den nächsten Bissen nehmen kann. Jede Mahlzeit dauert anderthalb Stunden. Sprechen löst den Schmerz aus, er beendet seine Messen total erschöpft.

Spontanbericht:
"Ich hatte eine glückliche Kindheit. Ein schwieriges Problem war der Grossvater, der eine schwierige Person war, wenn er trank. Ich war Zeuge von abscheulichen Szenen, aber nicht ich hatte diese Bürde zu tragen. Es war schwierig. Ich habe unzählige Male gesehen, dass er sich mit meinem Vater schlug. Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit, abgesehen von diesen schwierigen Momenten. Aber wir haben gemeinsam zu viert diese Schwierigkeiten getragen. Als ich aufs Gymnasium ging, empfand ich grossen Schmerz, die Familie zu verlassen. Trotzdem hatte ich ein leichtes Leben, weil die Studien gut vorangingen. Es gab nichts Schwieriges während meiner Studienzeit.
Mit 18 bin ich ins Priesterseminar eingetreten, ich war sehr motiviert, das Glück kam auf mich zu. Das zu tun, was ich die Priester hatte tun sehen, die Liebe vom Kirchenvolk, die Feierlichkeit der Gottesdienste, das schien mir alles leicht zu sein. Das Seminar hat mich überhaupt nichts gekostet. 1943 wurde ich zum Zivildienst verpflichtet. Dies war das harte Jahr, viel Kameraderie, die Entdeckung des christlichen Sinns bei den Leuten. Man ging um halb sechs Uhr früh zur Messe, um nachher um halb sieben mit der Arbeit anzufangen. Die Deutschen verteilten uns nach der Messe Sandwichs (er weint vor Rührung). Es gab eine grosse Verbrüderung, Ein Kriegsverletzter hat uns zum Frühstück eingeladen, und zu uns gesagt: "Wir haben soeben den Leib Christi geteilt, kommen Sie nun das Brot der Menschen teilen." Unter Katholiken waren wir keine Feinde, sondern Freunde im Stillen. Was hart war, waren einige mühsame Kontakte mit der Gestapo, wo ich bedroht und geschlagen wurde. Ich kann sagen, dass ich Lust hatte zu töten, als man mich verhaftet und vor einem bewaffneten Buben marschieren liess. Ich wurde auf die Wange geschlagen und dann befreit durch einen höher Gestellten – und dann musste ich 6 km zu Fuss heim laufen, um am nächsten Morgen um viertel nach fünf aufzustehen. Harte Sachen, das gab es alles. Als wir dann von den Amerikanern befreit wurden, war es ein schönes Leben, es gab keine schwierigen Dinge mehr. Die Freude, als wir uns im Seminar wieder sahen, war toll! Ich glaube, dass wir uns eigentlich nie verlassen hatten. Wir waren 125. Es war eine siegreiche Kirche, wir lebten ein Leben der Arbeit, aber auch der Freude.
Es gab keine Schwierigkeiten! Die intellektuelle Arbeit liebte ich, ich war sehr glücklich, man hatte Zeit zum Beten, zum Lesen. Während des letzten Jahres interessierte ich mich für die Ausbildung zum Priester, fürs Unterrichten, Erziehen, Begleiten.
- Was ist vor 16 Jahren passiert?
- Ich war Direktor von ..., es gab gewisse schwierige Dinge zu regeln. Ich hatte Angst, meine Post zu holen, weil ich schreckliche Sachen darin finden könnte, Drohungen; man versuchte sich meiner zu entledigen. Es war sehr hart, ich trug eine schwere Bürde.

Verschiedene hohe Potenzen von Verbascum im Verlauf von zweieinhalb Jahren heilen die Neuralgie vollständig.

QUELLEN


Überarbeitung im Rahmen des Arzneimittel-Studienkreises Olten, Mai 2007

RAL
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AFADH
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MMH
ME
HdA
BO
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Hahnemann Samuel, Reine Arzneimittellehre, 4. Nachdruck, Heidelberg 1989, Band 6
Hering Constantin, The Guiding Symptoms of our Materia Medica, New Delhi 1989, Band 10
Association Française pour l’Approfondissement de la Doctrine Homéopathique, Cahiers de Doctrine depuis 1984
Studer Susanne, Ostermünchner Esther, Revidierte Materia Medica Homoeopathica Band 1, 2, HIZ, Hägglingen 2002, 2005
Preis Stefan, Mattmann Peter, Weihe Christoph, Studer Susanne, Weiss Karl: Materia Medica Homoeopathica - revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde, Luzern 1996/97
Masi-Elizalde Alfonso, Überarbeitung der Lehre, Materia Medica und Technik der Homöopathie, Preis Stefan, Seminar zur Sicht der Homöopathie nach Dr. Masi-Elizalde, Höhr-Grenzhausen, 1993
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Berlin, New York 1987
Betz Otto, Der Leib und seine Sprache – die Symbolik der menschlichen Gestalt, Topos Verlagsgemeinschaft 2003
Esther Ostermünchner